Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 4, 1900)
Pr flcin: befristet;. ß r.f k,n;e GMtit' von (ugr. o'a l n i. Tif Stunde deS SchulschluiieS Hatt? utcktagfn. lern geräumigen Tchu ekdüudk entströmte lärmend die große -chaar der Knabm. deren Unterdal tung auf der Straße allerdings sehr bald einen gedämpfteren Zon annahm tneil an d,m riitni seniler de? Erdae schaffe vom SchulgedSude ein allen Kna den nur ;ü wohlbekannter Kopf sichtbar wurde, der genug Aespekt und Furcht einflößte, um auch den muthmilligften Buben, solange er in dessen Bannkreis war. verstummen zu lassen. Und doch sah dieser Kopf gar nicht einmal f, krenae auS. der Kopf de? Lerrn Tirek torZ! So aan, ander? schaute er in die Welt alZ sonst ein von Wissen schwer deladeneS. von Arbeit gefurchtes und von Aerger mit den Schulduden ver grämte vauvt. Nein, der Lerr Tirektor Koch, der seit mm fünf Jahren daS Gumnasium zu 23 heim leitete, sah nicht aus als ob er den Karr kür den allerwich tigften Raum im großen Schulgebäude hielt, und die sreiniUtyigen. aver vocy ehrfurchtsvollen Grüße, die dem noch in den beften abren siebenden Schul leiter von den auS dem Schulgebäude ksmmenden größeren und kleineren Sckülern daraebrackt und die möalichtt alle freundlich erwidert wurden, zeugten nicht von der Aengflttchieit. die ,onn wohl zuweilen Knaben ihrem Herrn Direktor" gegenüber an den Zag zu lesen vfleaen. Der Herr Direktor hatte bis dahin an keinem Arbeitstisch aesessen. ein sünkiäbriaer blondlockiger Knabe mit rötblicken gesunden Pausbacken war auf den Stuhle am Fenster geklettert. um daS lebhafte Treiben vor dem Schulaebäude ni betrachten, und der Herr Direktor wollte den wilden Schlin ael hatten damit er nickt etwa am offenen Fenster zu Schaden komme, war er doch sein einzige? Kind, dieler tieve Knabe, und noch dazu einer auch nun schon seit Monaten zu Grabe getragenen rievc. Herr Direktor Koch war seit fast einem Jahre Wittwer und daS junge Mädchen, das in einfacher Kleidung mit einer Handarbeit am anderen Fen ster saß und jetzt von der Arbeit auf und nach der von Bater und Kind ge bildeten Gruppe hinblickte, war die Leiterin vom Hauswesen deS Direk torS. welche auch zugleich die Erziehung deS kleinen Willy leitete, denn einem fo jungen Kinde durfte nach Ansicht des trefflichen Pädagogen die leitende Hand eines weiblichen Wesens nicht fehlen, ffräulein Groß, so hieß daS junge Mädchen, war eine zwar nicht schöne, ja nicht einmal hübsch zu nennende, doch immerhin angenehme Erscheinung. Scharf ausgeprägte Züge die der schwierige und oft dornenvolle Beruf einer Erzieherin ihrem Gesicht verliehen hatte, ließen die Siebenundzwanzig' jährige wohl um einige? älter erscheinen und ließen kaum vermuthen, wieviel Sanftmuth und Geduld diese? Müd chcn oftmals bei der Erziehung des kleinen, von der verstorbenen Mama fo verwöhnten Willy zu entwickeln der mochte. Willy beobachtete genau vom Fenster anS da? lebhafte Treiben, da? sich da vor dem Schulgebäude entfaltete. Oft machte der altkluge Schelm eS seinem Papa nach, wenn dieser die Grüße der Schüler durch eine Verbeugung er widerte, und das Kopfneigen des Klei ncr erregte nicht nur die Heiterkeit der zwei erwachsenen Personen im Zimmer sondern auch wohl die älteren Schüler amüsirte der muntere Knabe durch dieS kindlich dreiste Gebühren. Und wie schnell hatte der frageselige. Knabe auf daS noch vor wenigen Mnüten fo ernste Gesicht de? Direktors durch sein Geplau der ein heiteres Lachen hervorzuzaubern verstanden! Wer hätte jetzt geglaubt, daß eben im Dircktorialzimmer eine so ernste Schwüle geherrscht, daß das Fräulein Groß den spielenden Knaben noch eben sanft zur Ruhe hatte weisen müssen, damit er den an seinem Schreibtisch in tiefem Sinnen sitzenden Papa nicht störe. Ganz ruhig, regungslos war es im Gemach gewesen, nur die kleinen Hände der Erzieherin hatten sich lebhast mit -einer sauberen Handarbeit abgegeben, und auch daS sonst so rastlose Kind war auf kurze Zeit still geworden; eS hatte starr vor sich hingeblickt, vielleicht neue Fragen in seinem kleinen Köpf chen erwägend, durch die eS schon oft malS seinen Papa in Heiterkeit, viel leicht auch oft in Verlegenheit um die rechte Antwort für solch' ein Kind ver setzt hatte. Was mochte aber nicht dem ernsten Mann dort an seinem Arbeits tisch durch die Gedanken gehen; denn daß daS Buch, welche? vor ihm lag. nicht so seine Aufmerksamkeit in An fpruch nahm, war offenbar, er blickte zwar hinein, ohne indessen darin zu lesen Ein eigener Bann hält alles Leben in diesem Raume gefangen. Ein Schwel gen liegt über den drei Menschen, und einige Minuten scheint eS. al? ob keines wagte, eS zu brechen. Da tönt plötzlich gellend die Schul glocke dazwischen, und unwillkürlich fahren die drei Sinnenden au? ihren Gedanken auf. Der Direktor blickte auf sein Kind und von diesem auf daS Mädchen ihm gegenüber, sein ernster sinnender Blick trifft sich mit dem fast dangen deS FrüuleinS und erschreckt. T (? I in vv li iV1i ir . v n n V V V I n I l U I I I II I i 1, n II I II II II Jahrgang 21. leickt errötbend tenkt dieses sofort. alS glaubte eS sein innen und Tracht von dem Manne ibm gegenüber , rathen, die Auaen auf die Arbeit berab. Da aber eilten eben die ernen Knaben auf die Straße hinaus, der kleine Willy ist. wie wir beobachtet haben, plötzlich durch sein Klettern wieder der Mittel Punkt der Gedanken der beiden Men scken aewordeii. und unbekanaen beaea nen sich ihre Blicke, die den kleinen ktx da am Denker bald änaltlia beachten bald seine Fragen heiter belachen. Wie vlöklick vermag dock so kindliche Un schuld die größten, schwersten Gedanken, wellen iii drecken: Bava". so plaudert der lieine Mann, .der Junge dort weint. WeS halb weint der kleine Junge?' Der war unartia. wie Willy manch mal unartia ist. und da bat er wohl träte erhalten, ao. wenn un er Kind erst in die Schule geht, wird eZ nicht mebr unartia sein'." Was bat er denn gethan. Papaf Hat er auch Deine Brille auf die Erde geworfen?" DaS nun gerade nicht, mem ins. beantwortet lächelnd der Direktor die durch ein dem Kinde wahrscheinlich noch sehr lebhaft im Gedächtniß haftendes Gekckebnik vom selben Taae hervor gerufene Frage und fährt fort: Der Knabe wird gewiß auch, wie unser Willy manmal, nicht ruhig gewesen sein, al? er eZ sollte." Vava. acvt die nrau auch m die Sckule?" säbrt der Kleine im Fragen fort, aus eine Frau zeigend, die mit einem kleinen Buben an der Hand so, eben' auS dem Schulgebäude tritt. .Nein, mein K'.nd: xaa in wayr, ckeinlick die Mama von dem Knaben, Die holt ihn von der Schule, damit er auf dem Schulwege sich nicht verlaust oder sonstwie iu Schaden kommt. .Wo haben denn aber die Anderen ibre Mamas?" .Je nun. mein Kind, nicht icde Mama holt ibr Kind von der Schule ab. Die anderen Knaben sind schon tx wachsener nd kennen den Weg genau. Mancke Kinder baden auch keine 'Mama, wie Du. mein Kleiner!" .Wer wird mich denn von der Schule abbolen. Papa?" ..Nun. niemand, mein Kind, denn Du wirst ia bier bei Deinem Pava in schule gehen, und da wird nq doch mein kleiner Wlllv nach au e nnoen Aber wenn Du schön artig bist und Fräulein Groß schön bittest darum, dann holt sie vielleicht unseren kleinen Schelm von der Klasse ab. Der Kleine hielt eine Minute in et nem Geplauder inne. das kleine Köpf- ckcn mochte wobl Seit brauchen, ehe es die wcitacbende Aussicht in sich aufge nommeii hatte, welche die Rede des Papas vor ihm aufgethan. Aber immer neue bedanken gestalte i sich in dem kleinen Gehirn, wenn einmal ein Gedanke in einem Kinder köpfchen zum Bewußtsein auserstanden. fliegt er auch gleich unentwegt uver die kleinen Lippen, purzelt rücksichtslos die vornehmere Gedanken Gesell äst der Erwachsenen hinein und rich tinth ha oft aenua ebenso Verwir rung an. wie wenn ein unge,cyicyier und des vornehm Benehmens un undiger Bauerntölpcl in einen gesel listen KreiS der feinen Welt plötzlich ,in:ingeräth. .Warum habe ich denn keine Mama r frnnte dl'.z Kind, das in seiner Un schuld ja nicht wußte, welche schmerz- vollen Gedanken es durch Worte tn dem noch von der schweren Schicksals- Prüfung hart getroffenen Manne her vorrief, und welches nicht jenen angst vollen Blick verstehen konnte, den das junge Mädchen auf die Gruppe am Fenster jetzt warf, jenen Blick, der auf zuschreien schien: Herr des Himmels, gebiete Tu Schweigen dem Kinde sonst sind wir verloren!" .Deine Mama ist im Himmel!" tönte es sanft, aber gebietend zum Knaben herab; der Direktor schloß den Knaben, den er im Arm hielt, fester an sich: .Deine Mama ist todt, mein Kind." Wer vermag dem Gcdankengang eines fünfjährigen Kindes zu folgen! Wer könnte dem Ursprung aller Fragen nachgehen, die aus dem Munde eines solchen geistig aufgeweckten KindeS kom men! Eine Aeußerung eines Dienst boten, eines unvorsichtigen Verwand ten. die solch' ein- Schelm einmal irgendwo aufgelauscht, setzt sich in solch' einem kleinen Kinderköpfchen fest und ihre vom Kinde gemachten Folgerungen überraschen dann nicht selten die Er wachsenen. .Warum ist Fräulein Groß nicht meine Mama?" fragte nach kurzem Sinnen das Kind. .Mache sie doch zu meiner Mama. Papa!" Da war eS herausgepoltert auS dem kleinen losen Mündchen, das Wort, welches Fräulein Groß geahnt und ge II HIHI I II I II II I 8 D II II II I II II y Vkr Ai V J IL II H II IL IVil ILJI ILlL U 11. t r y -t y Y r7 TW T T T r Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. fürchtet hatte, und dem jener erste angst volle Blick gegolten. Schon einmal hatte das Kind ähnliche Worte zu? E ziehen allein gesprochen und seitdem hatte sie diesen jetzt gekommenen Auzen, blick vorausgesehen und gefürchtet ge furchtet, weil n: in jener Stunde er kannt hatte, daß sie den Vater die'eZ KindeS liebte. Roth überfiammte eZ daZ Gesicht des Mädchens. Rasch warf eZ die Arbeit zur Seite und eilte ängstlich, unver wandt vor sich hinblickend, zur Thür, Schnell aber wandte sich der Tirek tot, in dessen Gesicht auch sichtlich Er regung sich abmalte, ihr nach, während der Knabe sich an ihn schmiegte, wohl ahnend, daß er etwas gesagt, dessen Folgen und Tragweite er nicht zu be greifen vermochte. .Fräulein Groß, bitte bleiben Sii doch! Tas Kind hat ich glaube , ES ist eine falsche Empfindung, die Sie fliehen heißt. DaS Mädchen bleibt stehen. Es hält die Thür in der Hand. Noch sind die Augen schamvoll zur Erde gerichtet und das sonst so energi che Gesicht deZ Müd chenS verschönt plötzlich die anmuthize Hilflosigkeit deS Weibes. .Könnten Sie nicht wirklich diesem Kinde Mutter werden?" ..Herr Direktor!" stoßen angstvoll ge preßt die Lippen deS jungen Mädchens hervor. Die Hand desselben faßte fester d Klinke der Thüre. alS sollte diese jeden Augenblick die Flucht ermöglichen. Reden wir offen. Fräulein Gro Ich habe schon oft den Gedanken, den daS Kind, weil es ihn noch nicht zu fas sen vermochte, in seiner Unschuld eben herauSgeplaudert, , bei mir erwogen Ihn auszusprechen, habe ich noch nicht gewagt, denn ich dachte mir wohl, daß ein junges Mädchen, das. wie Sie, im Stande ist. sich seine Welt selbst zu ev obern, sich selbst sein Leben reich zu gestalten, sich nicht so leicht wird ent (Ducken können, lerne vand einem Wittwer zu reichen, einem Manne, des sen Liebe bereits einer Anderen gegol ten, an welche er täglich durch dieses liebe Wesen erinnert werden muß! Ant Worten Sie mir offen. Fraulem, ver möchten Sie diesem Kinde und mir die Lücke auszufüllen, die das Schicksal uns Beiden geschlagen? Da ergreist, von einem reuoen schauer hervorgerufen, ein laute? Schluchzen die holde Gestalt- deS Mäd chens. sie läßt, an allen Gliedern erbe bend. die Thür fahren, und wankend stürzt sie in die ausgebreiteten Arme des sie sanft an sich drückenden Direktors. und willig und gewährend sinkt der freudentrunkene Mädchenkopf an die Schulter des nun ebenfalls geliebten Mannes. Da aber trottelte der kleine Willy auf die Gruppe zu. Der kleine Schelm hatte gar nicht gewußt was die Scene vor ihm bedeute, und vor dem ernsten. schmerzbewegten Gesichte seiner Erziehe, rin wären ihm beinahe selber die Thrä, nen in die Augen gekommen. Nun aber erkannte er den freudebewegten Ausdruck in den Gesichtszügen des Papas, er versucht mit seinen kleinen Aermchen die Gruppe zu umschlingen und läßt von diesem Vorhaben nicht eher ab, als bis die Beiden nach lan ger innigen Umarmung sich mit Küssen hcrabneigen auf den kleinen Ehe stifter. Seine Crboluttg. Humoreske von Paul Andreas Leh mann. Na. Gott sei Tank!" rief der Diütar tichling. als er gegen 3 Uhr Nachmii- tags vom Bureau kommend, in das Wohnzimmer trat, in welchem die Gat- tin eben mit den Vorbereitungen zur Mahlzeit beschäftigt war, Gott sei Dank, letzt haben wir vierzehn Tage Ruhe." Mit diesen Worten legte er Hui und r-1 . r i . v , i...sli. ii ioa oei ene unu omuutujie um einem lleten Seufzer oer Erleichterung den Gehrock mit der bequemen Haus joppe. .Vierzehn Tage Ruhe." fuhr Stich ling fort, .das Glück ist kaum zu fas- en. Was fangen wir nur vor Ueber- muth an? Reisen kostet Geld, und bei unseren vierzehn Göhren ist und bleibt Schmalhans Küchenmeister. Wenn ich für meine Person anch gern auf ein Vergnügen verzichten möchte, so thut e? mir doch sehr wehe, daß Du vom Leben nichts als Sorge und Mühe haft. Frau Hermlne unterbrach ihn: Bitte. sprich nicht von mir. ich bin vollkom men zufrieden und glücklich, doch möchte ich auch Dir gern eine Zerstreuung wünschen. Hör' mal, da hat mich neulich Frau Kanzleirath Müller ge- agt. ob wir nicht gelezentnch eine Kremserpartie zusammen machen möch en, fo einen Picmc. Jede Famme mW I ist berechtigt, drei Kinder mitzubringen und hat nur für einen Theil deS Früh ftücks zu sorgen; so wird mir nur daS Mitdringen von frischer Butter. Sem mein und Rettig zur Bedingung ge macht. Was meinst Tu Alter? Wa gen und Bier auf gemeinschaftliche Kosten!" Hm. die Sache läßt sich hören. Wen würdest Tu nun wohl aber von unseren Kindern mitnehmen?" .Ich oenie unsere Paula, das arme Ting hat ja bei ihrer Schneiderei sonst nichts. den Wilhelm und die Klara." .Was. Kind. Tu wolltest Wilhelm diesen Unglückswurm, zu einer Partie mitnehmen! Na. Muth haft Tu Der Bengcl hat trotz seiner zehn Jahre so viel Pech, wie fem Vater kaum wäh rend feine? ganzen LebenZ. was alleo dmg? viel sagen will. Paula gönne ich eme Abwechselung in ihrem freu denarmen Leben gern. sie kann auch auf Wilhelm aufpaffen, während Klara, trötz ihrer acht Jahre, ein Nor malkind ist und Schwierigkeiten kaum machen wird. Gut, ich bin Einverftan den. besorge daS Erforderliche." ES war ein wunderschöner Morgen als da? Ehepaar tichling mit den zugestandenen drei Sprößlingen dem Sammelpunkte zuwanderte. Frau Her, mine trug die Butter zwei Pfund zu 14 Groschen von Bolle geschmackvoll auf einer runden Schüssel angeordnet, in eine Serviette gebunden, in eigener Person, während der Hausherr die Tasche mit dem odliqanten Backmerk übernommen hatte. Paula hatte als Produkt der Leite schule ein selbstgefertigtes weißes Kleid mit gelben Schleifen angelegt, zu wel ckem dem jungen Mädchen ein grofzer Strohhut mit Margueriten recht gut stand, während Wilhelm einen funke! nagelneuen Matrosenanzug trug, dessen ton eine verdächtige Aehnllchkeit mit Vaters zu eng gewordenem Sommer Überzieher zeigte'.' Die mit bureaukratlscher Pünktlich keit eingctroffenen Freunde wurden be grüßt. In bunter Reihe bestieg man das Gefährt. daZ sich unter dem Stöh, nen der wohl nichts Gutes ahnenden Gäule nach Saatwinkel zu in Bewe gung fetzte. Die Fahrt, welche der größeren Feierlichkeit wegen durch Ehar lottenburg führte, verlief ohne beson dere Fährlichkeiten. In der Nähe des Restaurants Saat, Winkel angekommen, wurde in einer ge schützt gelegenen Schlucht das Lager aufgeschlagen. Frau Stichling hätte die Butterschüssel vorsorglich bei Seite und in einen von drei Baumstümpfen gebildeten natürlichen Schutzwinkel qe stellt, während stefelbst bei Herrichtung des Lagerplatzes und dem Auspacken des Frühstücks beschäftigt war. Wilhelm der es wahrhaft kunstvoll zu Wege brachte, überall hinderlich zu sein, über die ausgelegten Plaids fiel und den ausgebreiteten Servietten die Spuren seiner frischgeschmierten Stiefel aufdrückte, mußte schließlich durch den Machtspruch des Vaters bei Seite ge schafft werden. Niedergedrückt schlich er von dannen und fand in der Nähe bald ein Plötzchen, wo eine offenbar zum Schutz gegen das sprossende junge Grun ausgebreitete Servlelte eine qe- eignete Ruhestätte anzeigte. Was dem Plätzchen besonderen Reiz verlieh, war der Umstand, daß unmittelbar dabei die Reste stolzer Fichten dem müden Oberkörper Anlehnunqspunkte boten. o daß Wilhelm, vergnügt die Melodie pfeifend: ..Ist denn kein Stuhl da." dem geschäftigen Treiben der Feftiheil- nehmer in behaglichem .dolee far niente" zuschauen konnte. Doch das Unglück schreitet schnell. Die erholungs- und frühstücksbe- dürftige Menge hatte sich gesetzt und läpperte ungeduldig mit Messern und Gabeln auf den Tellern. Vater Stichling hatte den Inhalt de? Brod ordes ausgetheilt und Frau Hermine machte sich daran, die sorgsam ver- wahrte Butter herbeizuholen. Welcher Anblick bot sich aber ihren starren Augen! Wilhelm saß mitzufrie denem Geficht, immer noch das Lied von der stuhllosen Hulda" pfeifend, in der Butterschü sel, deren Inhalt zur mensch- lichen Nahrung ungeeignet geworden war. Mit dem Aufschrei: Wilhelm, infamer Bengel!" stürzte sie auf den ahnungslosen Philofohen los, ergriff ihn mit kräftiger Hand beim Kragen und zog ihn von dem molligen Sitze empor, wobei sie ihn um seine Achse drehte, um ihm auf diese Weise seine Missethat ad ocolus zu bemonftriren. Während Wilhelm die gekränkte Un- schuld spielte, versuchten die Damen der Gesellschaft die erregte Frau zu trösten und erklärten, daß man sich auch sehr gern ohne die in Grund und Boden ge sessene Butter behelfen wolle. Das Frühstück verlief denn auch zu allqe- mein-r Zufriedenheit, mährend die El XS No. 20. tern den liebgewordenen Lagerplatz be wachten. Tie hübsche Paula, welche ihre Al tersgenossen sichtlich an persönlichen Reizen überragte, wurde bald der Ge geustand der Aufmerksamkeit fämmt licher junger Herren, unter denen sich namentlich Fritz, der Sohn des Ge Heimen RegiftratorZ Fröhlich hervor that. Wilhelm hatte sich grollend darüber, daß er seine Semmeln trocken verzehren mußte, von der luftigen GekUschaft entfernt und eine etwa 25 Fuß hohe, schlank aufstrebende Fichte erstiegen. Als aber fein Aerger verrauchte, ward es ihm allmählich klar, daß es ihm un möglich fein werde, wieder zur Mutter Erbe zu gelangen. Sein klägliche? Ge schrei alarmirte bald die ganze Gesell ichasl. wcqc sich um den Baum ver, sammelte und rathlo? in die Höh, schaute, wo Wilhelm zwischen den Zwei gen einer reifen Frucht glich, deren Ab. fallen leden Augenblick zu erwarten war. Hilflo? liefen die Festtheilnehmer umher; die grauen jammerten, di Männer schimpften, bis Vater Stich ling auf die Idee kam. von dem nächst gelegenen Restaurant Beistand herbei zuholen. Er stellte sich den fehnfucht vollen Blicken bald in der Person eine? stämmigen Hausknechtes dar. der nach Anlegung zweier Steigeisen mit einer Waschleine die Fichte erklomm und so den weinenden Jungen ohne weitere Fäbrlichkeit herunter beförderte. Ter schöne Tag ging zur Neige und die Dämmerung brach herein, so daß die orgilchen vausmütter die Ueber bleidsel der lukullischen Mahlzeiten auf den Wagen zu packen begannen, um zur Heimfahrt gerüstet zu sein.- vrau lichiing, weiche an einem Wlnterftrumpf für den Gatte strickte und dabei der kinderlosen Räthin Mül ler eine Vorlesung über Leiden und Freuden einer kinderaeseaneten Mutter hielt, wurde in dieser nützlichen Be schäftigung durch die schluchzende Klara unterbrochen, welche sich der Mutter in einem beschmutzten Kleide präsentirte und erzählte, wie, Wilhelm m einem Tümpel Salamander habe fangen wol, im. hierbei ausgeglltten und in den Morast gefallen sei. Bald erschien auch Wilhelm in einem Aufzuge, welcher feoem Aeiniichkeitsgefllhl Hohn sprach. Wie chlecht hatte dock Paula br Aufseheramt versehen und wo war sie uoeroaupk k fragte die erbltter e Mut er Klärchen erklärte nun, daß Paula ihr oie Aussicht uver Wilhelm übertragen. oann aver mir ?,ri trCMta einen Spaziergang unternommen habe. Alle Versuche, das junge Mädchen herbeizu, tuten, lajeuenen, ois sie nach einer reichlichen Stunde erschien, auf die Mutter zueilte und derselben verschämt zunusiene; Er liebt mich!" Was. werk" schrie Frau Hermine. Fritz: er yai noch zweieinhalb Jahr als Sn, pernumerar und sechs bis acht Jahr als iaiar zu arbeiten, um dann angestellt zu werden." Na. das haft Du ja brav eingerichtet. Vaterwird seine ffreude daran haben." erwiderte Frau Hermine außer aller Fassuna und eilte. ihrem Mann diese neue Ueberraschung miizuiyeiien. Unverzüglich ordnete Vater Stick iing oie Msieigung des Kremsers an. ,n welchem die beiden Unglückskinder oie auzzerfken Eckplätze unter persönliche Verantwortlichkeit der Mutter eini neymen yanen. wahrend er selbst die Übrige Ge ell cha t zum schleuniocn Auiorucy zu bewegen suchte. Als er als Letzter das Gefäbrt mit xiara bestiegen hatte, flüsterte ihm diese zu: Du Vater, eben ist Fritz Fröhlich auf den Bock gestiegen, wo er nun dock bei Paula sitzt." Ohne besonderes Aufseben Ziu erreaen. konnte an der Sache nichts mebr aeän- dert werden, und fast krank vor Aeraei- langte das Ehepaar bei den häuslichen Penaten an. Nach einer eindringlichen Ausi'vracke und einer schlaflosen Nacht fragte Vater Stichling beim Frühkaffee mit schwacher Stimme: ..Meinst Tu nicht. Mutter, daß ich lieber wieder auf das Bureau gehe? Meine Gesundheit ist nicht die stärkste und würde einer ähnlichen ,wei. ten Erholung nicht Stand halten." Ich glaube auch. Vater, es wird hm Beste sein," entgegnete die betrübte Gattin. Und so sah man denn Stichling eine tunde später in gewohnter Weis? nif der Dienststelle wandern. Gründe für das Abbrechen des Urlaubs führte er aber nie an. aistkt Elisabeths verlogne Perl. Tie Fifcherleute von Corfu sind ae. genwärtig wieder eifriger als je damit beschäftigt. ,nach einem durchlöcherten Eisenkästchen zu suchen, daZ die einstige Herrin deS RörchenschlosieS Achilleion. die eriisrdtte Kaiserin vi?n Oesterreich, da'.d nach dem Tode deZ Kronprinzen in irgend einer von den Wogen bespülten Felsen'pa'.te deS zerklüfteten Meere? uferS vkidorzen hatte. In die'em innen mit Silber aiisgeschlagenenKüst chen befar-.d sich jenes herrliche Perlen Halsband, welche? die unalücklicke ftiu stin seit ihrem Hochzeitstage, an dem sie es geschenkt erhalten, di kurz nach dem Drama von Meverling beständig trug. Sie schmiegte sich die kostbare Schnür auch um ihren Hal? in der schrecklichen Stunde, in der sie Kenntniß von dem tragischen Ende ihre? vergötterten Eoh ne? erhielt. Anfänglich hatte eZ den Anschein, als ertrüge die hohe Frau den furchtbaren Kummer mit größerer Fas. fung wie der vollkommen niederge schmetterte erlauchte Gemahl, den sie noch zu trösten sich bemühte. Nicht ein mal sah man sie Thränen vergießen. Selbst nicht in dem Moment, da daZ bleiche Antlitz de? entschlafenen Krön Prinzen aufgedeckt wurde, damit sie e? noch einmal küssen konnte. Wenige Wochen nach dem erschütternden Ereig niß aber kam der wie im Schmerz er starrten Mutter die Größe ihre? Ver lüfte? erst so recht zum Bewußtsein. Einem tödtlich getroffenen gehetzten Wild gleich flüchtete sie au? dem ge räuschvollen Wien. Tann lag sie lange schwer krank und bei ihrer Genesung fand sie. daß ihre wundervollen Perlen allen Glanz und Farbenschimmer einge büßt hatte. Sie ließ das erwähnte Ei. senküftchen anfertigen, that das Hals band hinein und verbarg e? am Gestade, der Ionischen See in der Nähe de? Landungsplatzes bei dem Palaft Achil leion. Elisabeth glaubte, daß die salzige Fluth. die durch daS mit Löchern versehene Kästchen dringen mußte, den Perlen ihren Lüfter zurückgeben würde. Niemand weiß, ob die Kaiserin sich je malS von dem Erfolg ihres Verfahren? überzeugt hat. Man behauptet sogar, sie habe den Versteck selbst nicht wieder finden können. Wenigsten? ftcht feft, daß die Fürstin da? Perlenhalsband nie mehr getragen hat. AuS diesem Grunde nahmen die Corfuoten an. Elisabeth habe, al? sie ihres paradiesischen Besitze? auf der Insel überdrüssig wurde und das Denkmal ihieS Sohnes, sowie ibre liebsten Kunstschätze nach Oesterreich überführen ließ, bcn kostbaren Schmuck im Meer zurückgelassen. Seit nun kürzlich verlautete, daß unter den Ju welen der verstorbenen Kaiserin eine Perlenriviere vermißt wird, suchen die Fischer unablässig zwischen den Klippen des Strandes nach dem verlorenen Schatz. Vielleicht haben ihn die rast. losen Wogen längst entführt und er ruht in der Tiefe des Meeres bis ihn nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten durch Zufall ein kühner Taucher findet. u dem fs". Herkunft und Bedeutung der Redens. art: Aus dem ff" zum erstenmal dar gelegt zu haben, ist das Verdienst eine? von dem Hallenser Rechislehrer Prof. Dr. Friedrich Stein in der Gebe-Stif tung zu Dresden gehaltenen Vortrags. der jetzt bei v. Zahn und Jaensch im Druck erschienen lft. Danach stammt dieselbe aus Italien, und zwar aus der :echtssprache. deren unbewußten Ein fluß auf die de? täglichen Lebens wir somit an einem neuen Beispiel belau schen dürfen. Im Frühmittelalter herrschten Volksrechte und Laienrecht, sprechung. Wirtschaftliche Nothwen digkeiten, imperialistische Bestrebungen und humaniftisch-romantische Sehnsucht bewirkten den Bruch mit der Tradition. die Reception des römischen Rechts. So wurden in Italien schon im 11. Jahr hundert juristische Fachschulen zur Pflege des Corpus Juriö errichtet und die absolvirten fachgelehrten Juristen in die Gerichte hinausgeschickt, um dort ihre Weisheit aus dem ff, wie der übliche Ausdruck der Zeit lautet, zu verkünden. Dieses ff" ist demnach eine Bezeichnung für daS Corpus Juris, das auch noch in den Drucken mit ff" abgekürzt wurde. Dieses Zei chcn aber ist, wie Prof. Stein auf Seite 3 seines Schriftchens lehrt, eine Ver ballhornung des griechischen Buchstabens Pi", womit Paudektai" beginnt. vielleicht auch eines durchstrichenen D (Digesta). die ungebildete Abschreiber auf dem Gewissen haben. Die Ersten also, welche ihre Sache aus dem ff ver standen, waren die Juristen. Ans dem Lmmen. Professor: Also. 'Herr Candidat. wie würden Sie im vorliegenden Falle entscheiden?" Candidat: Ich würde den An. der geklagten wegen Diebftahl: urtheilen!" Professor: So?! Ich würde ihn reisprechen!" Candidat: Auch nicht übel!" Line Begegnung. Gut. daß ich Sie treffe. Sie sind wirklich ein rechter Esel!" ,Was wollen Sie von mir. ick kenne Sie ja gar nicht!" Pardon, ich habe mich aeirrt. aber der Esel siebt gerade fo aus wie Sie!" Beim yeiraidsverminl. Herr: Ich brauche für meine Wirtb. chaft eine energische, selbständige Per. Snlichkeit; ist die empfohlene ' Dame daZ?" Heirathsvermittler: Das will ick meinen; sie hat mir gleich gesagt, daß Sie zum Beispiel keinen Hausschlüssel kriegen!"