Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 04, 1900, Image 12

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    Zkr IctjK ilcbctf ilL
tsit,lun von ö H a e k i a.
üu-manö i.t zij öalisoriiikN miU.
jpj iöt ein (friert tu olmd eigent.
lich betreibe, und es kümmerte sich auch
Keiner besonders darum.
Ler 'oloiul war gemütlich und
likdenSivürdig, hatt? jedoch, wie alle
Sterblichen, seine trüben Zeilen;
selche traten denn auch für ihn ein,
nachdem er in einer ganzen Anzahl
von Wettrennen auf seine braune
Stute .Tipfey- gewettet und der
loren batte.
Die Leute sympathisirten auf das
Herzlichste mit ihm; als er sich eines
4,(1? wieder in oer qenie zeig,
nahmen die Ausforderungen zum Mit.
trinken kein Ende. Er aber lehnte alle
derartigen ffreundschaftsbezeugungen in
barscher Meise ab. verließ plötzlich das
Schenkzimmer, bestieg sein Pferd und
aalovvirte wle toll davon.
Der Eolonel war in all' den Ort
schaften. durch welche er passirte. wohl
bekannt, und da man nicht gelegen,
daß ein Anderer ihm vorausgeritten
war. so wetteten Sportsleute alsbald
hohe Summen, daß er vor Jemandem
auSreibe.
Genau genommen, befanden fte sich
,m Unrecht, und dennoch gewannen ne
ihre Wetten, denn ehe eine halbe
Stunde verging, passirte ein Mann mit
strenger Amtsmiene dieselbe Straße,
der sein Pferd vor dem hervorragend
ften Wirthshause jeder Niederlassung
parirte und anfragte, ob der Colonel
vorübergekommen sei.
Hätte dieser gewußt, daß und von
wem er verfolgt werde, eS würde be
denklich um daS Leben deS Verfolgers
gestanden haben; denn dieser war kein
Anderer, als der Konstabler feines Be
zirks. und gegen Polizeibeamte empfand
der Colonel einen tiefen Groll.
Er galoppirte ahnungslos auf der
Postftraße weiter; plötzlich aber bog er
scharf ad und zwängte sein Pferd durch
daS Gebüsch hindurch; der Konstabler.
welcher eine Weile später an diese Stelle
kam. sprengte ruhig weiter.
Aus dem dichten Gehölz ertönte eine
Stimme: WaS giebt'S?
Ein Geschäft." versetzte der Colonel.
.ES wird Zeit." entgegnete der
Andere: ein langer, bärtiger Kerl
tauchte aus dem Buschwerk auf. Wir
haben seit gestern Abend keinen Schluck
mehr und in der Hütte giebis weder
Schiffszwicback noch Mehl."
Sind Alle da?"
Freilich. Kommen Sie nur mit."
Der Mann schritt, vom Colonel und
Tipsey gefolgt, voran: bald gelangten
sie an ein kleines Blockhaus, vor wel
chem drei verdächtige Gestalten faßen,
die den Colonel erwartungsvoll an
blickten.
.Mac wird Euch Bescheid sagen."
sprach dieser, indeß ich mein Pferd an
binde."
Als der Colonel nach wenigen Minu
ten zurückkehrte, hatten alle Vier Messer
und Pistolen zu sich gesteckt, und Mac
theilte aus einem schmutzigen Mehlfack
gefertigte Masken aus.
.Ist es denn schon Zeit?" fragte der
Colonel.
.Lieber eine Stunde warten, als eS
verpaffen," erwiderte einer der Vier.
' .Ich bin nicht so durstig gewesen, wie
heut', seit wir um das Kap Horn fuh
rcn und das Wasser unS ausgegangen
war. Wenn sich in dem alten Kasten
nichts zu trinken vorfindet, dann geht
es ihnen schlecht, oder ich will nicht Per
kins heißen."
.Mache Deine Rechnung nicht ohne
den Wirth." bemerkte ein Anderer, in
dem er seine Maske unter dem Hutrande
befestigte: wenn es ihrer nun zu viele
wären für uns, he? WaS "
.Still. Cranks!" fiel der Colonel ihm
in die Rede. .Wer sich bange machen
läßt, kann nichts Gefcheidtes' vollbrin
gen. " Da aber der alte Black heute auf
dem Bock sitzt, der immer pünktlich an
kommt, so dächte ich doch, wir folgten
Perkins' Vorschlag und machten., uns
auf die Beine."
Die Thür der Hütte wurde schnell
zugeschlagen, und die Männer schrit
ten im Gänsemarsch bis in die Nähe
der Landstraße und dann parallel mit
dieser.
- Nach etwa halbstündigem Marschiren
machte Perkins, der voranging. Halt
und sagte, sich die schweißtriefende Stirn
mit dem Hemdsärmel abwischend: .Jetzt
meine ich, sind wir wett genug von der
Hütte. Colonel."
.Ich denke auch." entgegnete dieser.
Wir verfahren wie immer: Ich halte
sie an. Logroller nimmt den Kutscher
auf sich. Cranks die Beute in Empfang,
und Mac und Perkins poftiren sich
rechts und links vom Wagen. Und
es wird mir sauer, aber in Anbetracht,
daß wir eben jetzt in einer ganz mise
rablen Patsche sitzen, denke ich. wir wer
den auch die Damen besteuern müssen,
falls solche im Wagen sind. Kommt,
kommt! Da höre ich schon den alten
Black mit der Peitsche knallen. Jeder
hinter feinen Busch, geschwind! Und
wenn ich pfeife aufspringen!"
Alle versteckten sich dicht am Wege.
Die Postkutsche kam in scharfem Trabe
heran; die Passagiere plauderten und
lachten mit einander und der alte Black
gab eben dem Hauptpferde eine leise
Mahnung mit der Peitschenspitze, als
der Colonel einen kurzen, scharfen Psiff
ertönen ließ und die fünf Männer auf
die Landstraße sprangen.
Die Pferde standen so urplötzlich still,
als sei die? eine ihrer alltäglichen Er
fa'ru:!:,. und der a'.'.e 3Ial ließ die
Zügtt su!kn, lieuzte die cine und
Karrte ii dir Lust Die Paisaglrie
stecken die Zöpfe zu den Fenstern hm
aus. joc;.il sie aber ekxi'.so schnell zurück,
sobald Die die Mask'N nb Reoo?vrr
der Räuber gewahrten.
.Es scheint du irgend etwas nidit
in Ordnung zu sei, meine Herrschaf
ten," sagte der Colonel höflich. :nde
er den Kutschenschlag öffnete. .Wollen
Sie vielleicht die Güte haben. auSzu
steigen? Sie haben jedenfalls ein
Taschenbuch bei sich?" wendete n sich zu
dem Ersten, welcher ausftieg. Ja?
Ah. das ist ja prächtig! Wenn ich bitten
darf, so legen Sie gefälligst die Hände
auf den Rücken in dieser Weise so
ist's recht.' Und im nächsten Moment
waren die Hände fest gebunden. .Las
sen Sie es sich um GotteS willen nicht
einfallen, nach Ihren Waffen zu grei
fen." fuhr er. wieder in die Kutsche
hinein sprechend, fort, .denn mein
Freund hier hat seine Pistole ge
spannt, und seine Hand ist ein bischen
zitterig."
Die anderen Paffagiere wurden mit
derfeloen Höflichkeit behandelt und
dann untersuchten der Eolonel und
seine Freunde die Taschen der Gefan
genen. Dem alten Black that Niemand
etwaS ; wer hätte jemals gehört, daß ein
Postillon im Besitz von Geld gewesen
wäre?
Jungens," erklärte der Colonel,
nachdem er seine Kollegen bei Seite ge
rufen und die Beute inspizirt hatte, ,eS
ist kein großer Fang, den wir gemacht
haben, aber es ist nur eine einzige Frau
im Wagen und die scheint alt genug,
um meine Großmutter sein zu können.
Ich denke, wir inkommodiren sie nicht
was?"
.Die ist vielleicht auSgiebiger, als
alle Anderen zusammengenommen,"
brummte Cranks, indem er sorglich die
Dicke eineS goldenen Uhrgehäuses
prüfte. .ES giebt ja solche gemeine
Spitzbuben, die ein altes Weib mie
then, um ihre Kostbarkeiten zu fchlep
pen, weil sie denken, daß sie dann sicher
sind."
Der Colonel trat halb unwillig an
den Wagen. .Bitte tausendmal um
Vergebung, Madame," sprach er. mit
der einen Hand höflich den Hut abneh
mend, indeß die andere abermals den
Schlag öffnete, aber wir veranstalten
da eben eine Sammlung zu einem
wohlthätigen Zwecke. Wir wollten Sie
eigentlich nicht damit belästigen, jedoch
da die Herren nicht genug bei sich
hatten, so bleibt uns nichts anderes
übrig."
Die alte Dame zitterte heftig, lüftete
ihren Schleier und suchte nach der
Börse. Der Colonel blickte ihr ins Ge
si$t, warf den Kutschenschlag zu, setzte
sich auf die Nabe des einen Rades nie
der und starrte in'S Leere.
.Nix?" erkundigte sich Perkins leise
und mit der Miene der innigsten Theil
nähme.
Nein la versetzte der Colonel
wie träumend. Das heißt, bindet die
Burschen los und laßt sie weiter sah
ren, fügte er aufspringend hinzu.
Ich mache, daß ich in die Hütte
komme."
Damit sprang er in die Büsche und
ließ seine Trabanten allein. Die jetzt
ihrer Waffen entledigten Passagiere
wurden losgebunden und durften ein
steigen, worauf der alte Black seine
Zügel mit einer Gelassenheit aufnahm,
als habe er sie nur zum Zweck des
Pferdewechselns niedergelegt, mit der
Peitsche knallte und davonfuhr. Die
Kumpane des ColonelS eilten zur Hütte
zurück, doch nicht ohne unterwegs dem
Inhalt verschiedener Flaschen, welche
während der Manipulation in ihre
Hände gelangt waren, wiederholt
freundliche Beachtung zu schenken.
Groß war die llederraschung der
StraßenAgenten", als sie die Hütte
betraten, bier stand der Colonel in
einem sauberen weißen ' Hemde und
einem Anfüge, welcher aus den wenigen
Estaatsgewändern der Bande zusam
Mengeftoppelt war. , ,
Cranks erholte sich zuerst von seiner
Verwunderung, legte eine Uhr, zwei
Pistolen, eine Portemonnaie und eine
schwere Geldbörse auf den Tisch und
sprach: .Colonel, erst das Geschüft und
dann das Vergnügen; wir wollen thei
len und dann auseinandergehen, ehe
man unS hier aufspürt, denn"
.Theilt Ihr!" sagte der Angeredete
kurz und barsch. .Ich will nichts
davon haben. Ich gehe meiner Wege
und gebe das Geschäft aüf für
immer."
.Staatszeuge werden, he?" fragte
Cranks, nach der Pistole greifend.
Ich mache eine Bleimine aus Dir,
wenn Du das nicht zurücknimmst!"
brüllte der Andere, auf ihn einsprin
gend, was Cranls bewog, die Waffe
fallenzulassen.
Wer borgt mir fünfzig Dollars?''
fuhr der Colonel fort.
Perkins legte ihm die verlangte
Summe in die Hand; ehe zwei Minuten
vergingen, saß der Colonel zu Pferde
und galoppirte in der Richtung fort,
welche die Postkutsche genommen hatte.
Er, holte sie ein, er jagte an ihr vor
bei. und noch immer galoppirte er wei
ter. Die Bewohner der nächsten An
siedelung kannten den Colonel zu gut,
um sich je über ihn zu wundern. Als
sie aber sahen, daß er in den hervor
ragendften Wirthschaften einem Käufer
für seine Stute suchte und diese, von
der er noch vor Kurzem erklärte, daß sie
ihm um alles Gold der Erde nicht feil
sei, schließlich für einen Spottpreis los
schlug, da erregte daS Unglaublich all
gemeine Sensation. Und als er nun
gar nach beinahe halbstündigem Auf
enthalt in der Barbierpube glatt raftrt
und mit sauber frisirtcin und gefchiitel
tem Hzar heraustret. da stürzte ein Je
der in kein Lublingslokal und bot Wet
ten darauf an. daß der Colonel verrückt
geworden.
Während er nun in der Thür der
jenigen Wirthschaft stand, vor welcher
die Postkutsche stets zu halten pflegte.
sah man. wie der oben erwähnte Kon
ftabler sich ihm näherte und ihn leise
an der Schulter berührte. Alle Dieje
niaen. welche gewettet hatten, daß der
Colonel Jemandem entrinnen wolle.
forderten sofort die Auszahlung des
Einsatzes.
Aber die Zunächststehenden hörten.
wie der Konstabler sagte: .Colonel. ich
widerrufe Alles und will ein offenes
Geftündniß ablegen. AIS ich Sie fort,
reiten sah, da kam mir plötzlich der t
danke, daß Sie zu den StraßenAgew
ten gehören könnten, und ich bin Ihnen
gefolgt; es war meine Pflicht. Jetzt
aber sehe ich ein, daß ich mich auf sal
scher Fährte befand."
Schon gut," erwiderte der Andere
lächelnd. Seien Sie so gut, diese
fünfzig Dollars Joe Pcrkrns zu geben,
wenn Sie ihn treffen, ich verlasse den
Staat."
Jetzt hielt die Postkutsche mit einem
Rucke vor dem Hause an und die männ
lichen Passagiere stürmten, mit leeren
Taschen und voller Entrüstung über das
vor Kurzem erlebte Abenteuer, in die
Schenke.
, Die Geschichte von dem Straßenraube
erregte daS Interesse Aller, und der
Colonel benutzte die allgemeine Er
regung. um sich sachte hinauszudrücken.
Er öffnete den Schlag der Postkutsche.
Die alte Dame fuhr zusammen und
schr auf George!"
Der Eolonel aber sprang in den
Wagen, schlang zärtlich die Arme um
die zitternde Gestalt der alten Frau und
rief: Mutter!"
Oie Unterschlagung.
Eine kragikoinödie der Badezkit von Hank
x x a u i e.
Die Geschichte beginnt so. wie in die,
sen Wochen tausend andere beginnen
und sich abgespielt haben. Er behaup
tete. kein Geld zur Badereise zu haben,
und sie war darüber entsetzt.
Bernhard Kolter war Kassenrendant
und Bater mehrerer Töchter.
Ganz unmöglich, Bertha," sagteer,
vielleicht im nächsten Sommer"
Ich kann eS nicht glauben, daß du
im Ernst sprichst. Gerade jetzt, wo wir
m den de eren Kreisen der Stadt Fuß
gefaßt haben, es wäre ja geradezu eine
Schande. Alle reisen ab, sogar die Frau
deines Schneiders fährt nach Thüringen
in die Sommerfrische"
Zu Verwandten."
Und wir allein. soll man denn mit
Fingern aus unS zeigen? Mir ist. als
hörte ich sie schon d den Kurhaus
Konzerten alle reden: Wie? Die Kol
terS bleiben zu Hause! Ach die armen
Leute, die nagen gewiß am Hunger
tuche!" oder Die wissen ja überhaupt
nicht, was sich schickt! Er ist nur ein
einfacher Subalternbeamter!" Ich
könnte vor Wuth platzen, wenn ich nur
daran denke."
Die Klatschschwestern werden auch
dann zu reden haben, wenn wir in's
Bad fahren."
Bedenke doch, Bernhard, unsere
Hedwig ist bereits erwachsen, wir müs
sen daran denken, sie zu verheirathen."
Ich habe gerade die Bemerkung
gemacht, daß es nirgends so wenig
Heirathskandidaten gibt, als im Bade
ort , aber wie dem auch fei. eS geht
nun einmal nicht. Unsere Ersparnisse
sind erschöpft, und Schulden habe ich
auch gerade genug '
Wie? Schulden haft du? Davon
weiß ich ja gar nichts!"
Freilich, ich mußte schon im vorigen
Jahre das Geld zu unserer Badereise
borgen und habe es dir verheimlicht,
um dicht nich zu beunruhigen."
Wirklich?" .
Frau Bertha ließ den Kopf hängen
und sagte nach einer Weile schüchtern:
Vielleicht könntest du das Geld in
diesem Jahre wieder borgen?"
Habe es schon versucht. Einige
Male wurde ich zurückgewiesen. Mich
noch weiterhin solchen Demüthigungen
aussetzen, um keinen Preis!"
Es folgten einige unerquickliche Tage.
Dem Rendanten wurde das Leben zur
Hölle gemacht. Wenn er vom Amt
kam.' sah er überall nur saure Mienen,
und was er zu essen bekam, war von
seinen Leibgerichten möglichst weit ent
fernt. Als. Kolter eines Tagcs nach Tisch
mik seiner Gattin allein blieb, brach er
endlich das mitnutenlange Stillschwei
gen mit den Worten:
Es gibt nur einen Ausweg."
Was willst du damit sagen?"
Ich müßte das Geld zur Badereise
stehlen."
Wenn du mir weiter nichts zu sagen
haft'
Ich spreche im Ernste. Ich gehe mit
dem Gedanken um, das Geld der Amts
lasse zu entnehmen."
.Der Amtskasse?"
Frau Bertha athmete schwer.
.An eine Revision ist jetzt nicht zu
denken.' Sie findet ja nur einmal im
Jahre statt. du erinnerst dich, der
Rath ist im vorigen Monat dagewesen, 1
jitzf ist er natürlich im Bade, und ich
hoffe, das Ktld entweder später borgen
oder allmählich m die Kasse zurück zah
len zu können.
Die Gattin umarmte ihn freudig.
O Bernhard, du bist doch ein golde
ner Mann.
Du bist als einverstanden?"
Nun ja! Wie du es auseknander
ctzest. :t es la ganz ungefährlich.
Ader eS könnte doch irgend ein Zu
fall. bedenke Bertba, meine Ehre,
meine Existenz steht auf dem Spiel.
.Wenn du freilich Angst haft," er
widerte sie achselzuckend. .Aber dann
hättest du es ja mir gar nicht erst vor,
zu chlagen brauchen."
Der Beamte nahm schweigend seinen
Hut und entfernte sich.
Als er am Abend zurückkehrte, legte
er ebenfalls ohne ein Wort zu sprechen
eine Geldrolle auf den Tisch. Erst als
sie ihn fragend anblickte, sagte er mit
heiserer stimme:
.Aus der Amtskasse."
Die Vorbereitungen zur Badereise
wurden mit großem Eifer betrieben
Trotzdem blieb noch Zeit genug, Herrn
Kolter seine LlebungSgenchte zu berei
ten. Er war nun wieder .liebe Männe
und der gute Papa".
Am Abend vor der Abreise kam der
Rcndant schreckensbleich und offenbar
ganz geknickt nach Haufe.
Was haft du?" fragte feine Frau
erschreckt.
Er winkte ihr. die Kinder zu entfer
nen, und als dies geschehen war, stieß
er hervor:
.Die Kasse ist heute revidirt worden."
.Die Kasse ist ?'
Heute revidirt worden. Der Rath
war eigens aus der Stadt herüber ge
kommen."
.Und man hat ?"
Frau Bertha zitterte an allen Glie
dern. Sie konnte ihre Frage nicht
vollenden, die Worte blieben ihr in der
Kehle stecken. Mit den Händen nach
einem Sessel tastend, sank sie auf die
sen hin.
Und man hat den Fehlbetrag ent
deckt selbstverständlich." .
Und du ?' stieß sie hervor.
.Ich sagte, es wäre so viel Stlbev
geld in der Kasse gewesen, und ich hätte
es nach ' Haufe genommen, um eS bei
der Bank in Papier umzuwechseln. Er
sah. mich scharf an und erwiderte, er
wolle mir Glauben schenken, aber nur
deshalb, weil ich bisher ein pflichttreuer
Beamter gewesen sei. Wenn morgen
früh jedoch das Geld in der Kasse nicht
auf Heller und Pfennig stimmte, würde
er mich verhaften lassen.
Dann l a aber nichts verloren.
Bernhard. Das Geld ist ja vorhanden,
und die Badereise muß unter diesen
umstanden unterbleiben."
.Das meinte auch ich. Ich fürchte
nur. daß trotzdem meine Absetzung oder
eme Slrasver esuna erfolgt."
Die Badereise unterblieb also, und
alle Rücksichten, die Frau Bertba auf
ihre Bekannten nehmen mußte, waren
für sie mcht mehr vorhanden. Sie zit
terte nur . vor dem Augenblick in dem
der Gatte ihr mittheilen würde, daß er
mit Schimpf und Schande aus dem
Amt gejagt oder mindestens, daß er
nach einem kleinen Ort an der polnischen
Grenze verletzt sei.
Ader nichts Dergleichen traf ein.
Im folgenden Jahre wurde Kolter so
gar mit Gehaltserhöhung zum Rech
nungsrath ernannt, und als er einigen
guten Freunden bei dieser Gelegenheit
eine Bowle zum Besten gab. erzählte
er ihnen die vorstehende Geschichte.
Donnerwetter." rief Kanileiratb
vuder, da bist du aber mit einem
blauen Auge davongekommen."
Eme sehr ernste Geschichte " warf
der Apotheker em, die Unterschlagung
im Amte war doch. nun emmal ge
schehen, und offen gesagt, lieber Freund,
ich begreife Ihre Aufrichtigkeit nicht.
Wenn nun Einer von uns die Geschichte
weiter erzählte und sie Ihrem Revisor
zu Ohren kommt "
Ach was," brauste Kolter auf.
also Ihr haltet mich wirklich einer
solchen Unehrenhafiigkeit für fähig?
Merkt Ihr denn nicht, daß ich die aan
Komödie meiner Frau nur vorgespielt
habe?"
Allgemeines Ah!"
Habt Ihr denn jemals gehört."
fuhr der neue Rechnungsrath fort, daß
ich einen IPfennig Schulden gemacht
habe?" : ,
Aber die Goldrolle '
War die Summe meiner Erspar
nisse, die ich selbstverständlich meiner
Frau vcrvekmllcht hatte. Jetzt freilich
weiß sie Alles. Ich konnte eS ihr er
zählen, denn sie ist von allen Badereisen
und kostspieligen Ausgaben kurirt, zu
mal sich unsere Aeltefte im Winter auch
ohne Badereife verlobt hat. Augn
blicklich bin ick selbst für eine Badereise
in diesem Jahre, und ich weiß. eS wird
mir viele Mühe kosten, die Einwilligung
meiner Frau dazu zu erlangen."
Der Kanzleirath sprach die Meinung
der Tafelrunde aus, als er sagte:
Das müßte man auch einmal zu
Hause Probiren."
Sühnerdund als Pftgemttr et
es Wildschwernes.
Ein großer Jagdfreund auS Metz
bekam etwa vor 4 Monaten durch fei
nen Jagdhüter ein ,erft einige Tage
altes Wildschwein, welches derselbe im
Walde mit den Hunden gefangen hatte.
ES wurde nun hin und her berathen.
waS mit dem kleinen .Borstenvieh" ge
schkhcn sollte. Da dcr Jagdherr ge
rade eine säugende Hühnerhündln hatle,
versachte man derselben den kleinen
Frischling zu adopliren. Zum Erstatt
nen aller Anwesenden nahu, sich die
Hündin nach einigem Knurren und
Murren des kleinen Wildschweines
liebevoll an und säugte eS soweit heran,
biS es allein fressen konnte. Jetzt ha
den die Hündin, noch ein anderer Hüh
nerhund ud daS Wildschwein große
Freundschaft geschlossen, dieselben sprin
gen. purzeln und spielen, so wie drei"
Hunde eS thun würden. DaS SSild
schweln folgt dem Herrn mit den Hun
den durch die belebtesten Straßen von
Metz bis zu seiner Wohnung in der
Palaft-Stroße, daselbst Trepp' aus
Trepp' ab und durch die Zimmer lau
send. Wenn der Herr deS Morgens
an der Mosel spazieren geht, so bricht
daS Wildschwein bald hier, bald dort
in die Erde ein Loch und amüsirt da
durch auch fremde Spaziergänger. DaS
Schönste bei der ganzen Sache ist aber,
daß wenn der Herr der Hündin irgend
einen Gegenstand zum Apportiren in
die. Mosel wirft, das Schwein sofort
kopfüber nachspringt und der Hündin
nachschwimmt. Jeden Morgen von 7
bis 8 Uhr ist dieses Schauspiel in der
Nähe deS Ruderklubs zu sehen. Ohne
daß das Wildschwein bis jetzt böse Ei
genschaften zeigt, sowie längst sich an
die städtische Küche gewöhnt hat. denkt
doch der Eigenthümer daran, eS ge
legentlich einer ländlichen Pflegestation
zur weiteren Beobachtung zu übergeben.
Unerwartetes ndk.
(Der Neffe an feinen Onkel.) .Sie
der Onkel! Wie ich höre, soll nächste
Woche daS Schweinchen geschlachtet
werden, welches ich diesen Sommer, als
ich bei Euch zum Besuch war. so sorg
sam gepflegt und gefüttert habe. SVslr
daS muntere Thierchen hatte ich wirklich
eine gewisse Anhänglichkeit und würde
es mich deshalb freuen, wenn ich irgend
einen kleinen Theil von tbm zum An-
denken bekäme. Es grüßt Dich Dein
Reffe!"
(Der Onkel an seinen Neffen.) Lie
ber Neffe! Dein Brief bat mich ,u Tbrä
nen gerührt.' Damit Du nun ein wirk
lich dauerndes Andenken an unsern ae
meinsamen.kleinen, fetten Freund haft,
habe ich ibn vor seinem Ende vbotanra.
phiren lassen und sende Dir einliegend
lern woylgetroffeneS Konterfei. Dein
Vich tievender Onkel.
Seine Ansicht.
unaerkun tter: ck rnstckt n
Ihrem Etablissement eine vierwöchent
ucoe HungerBortellung geben."
Wirth (der gerade eine delikate Gänse
keule vertilat. miileidia: 5iier. rn-nbi
ten Sie einmal, dann wird Ihnen die
verrücke Idee schon vergehen!"
Nur dann.
Glauben Sie. daß Frauen das
Amr eines echtsanwalts bekleiden
können?"
O ja. aber nur dann, wenn sie
anner zu vertheidigen haben!"
Lrtappt.
Fräulein: Und dieser Schwindler
wm chweryörtg ein.. .. gleich, we
ich anfing zu singen, ist er hinaus
gegangen!"
Vrienttrung.
Gnädige (zum neuen Stuben-
Mädchen) .....Im Voraus muß ich
Ihnen noch bemerken, dak. falls Sie
etnen Berehrer haben, Sie nur außev
halb des Hauses mt demselben verkeh,
ren können.
Stubenmädchen: .Sebr wobl: und
welches Lokal würden uns da Gnädige
empfehlen?"
verwickelt.
Aktuar: .Wen bringen Sie da?"
Gendarm:. Melde gehorsamst: die-
feg mit einem Zimmermann verbeira
thete Frauenzimmer befaßt sich als
Zimmerfrau mit der Bermiethung von
Herrenzimmern für Zimmmerherren,
und "
Aktuar: Anhalten, langsam noch
einmal, das kann ich nicht nachschrev
ben."
Gute Berufswahi.
Wenn ich blos wüßte, was ich mei
nen Jungen werden lassen sollte."
Hm, laß ihn doch einfach ein an
ständiger Kerl werden. DieS Fach ist
noch keineswegs überfüllt!"
l?schnappt.
Wirth: Wollen der Herr nicht eine
Flasche Pisporter trinken? Den Rier
ftciner kann ich augenblicklich nicht
sinden!"
Gast: Haben Sie den Min denn
da im Schreibtisch?"
Wirth: Rein .... aber die Etiauet
ten!"
Alt sein ist nicht so schmerzlich, wie
alt werden.
In Luftschlössern wohnt sich'ö oft
glücklicher, als in solchen aus Stein.
Vom Hotelier zum Hausknecht ist oft
nur ein Schritt.
Es sind meift gute Menschen, die
zum besten gehalten werden.
Lieber eigne Leiden dulden.
Als ein fremdes Leid verschulden.
So,.
Hab' Emme im Herzen.
Ob's stürmt oder schneit.
Ob der Himmel voll A,olkrn
lit Erde voll Streit!
Hab Sonne im Herzen.
Dann komme, was mag!
DaS leuchtet voll Licht Dir
Den dunkelsten Tag!
Hab' ein Lied auf den Lippen
Mit fröhlichem Klang
Und macht auch des Alltags
Gedränge Dich dang!
Hab' ein Lied auf den Lippen.
Dann komme, was mag!
Das hilft Dir verwinden
Den dunkelften Tag!
Hab' ein Wort auch für And're
In Sorg' und in Pein
Und sag', was Dich selber
Frohmttthig läßt fein:
Hab' ein Lied auf den Lipven.
Lerlier' nie den Muth.
Hab' Sonne im Herzen.
Und alle? wird gut!
Aufrichtig,
Nehmen Sie nicht noch ein wenig
Suppe? Genircn Sie sich nicht.
Gast: Ich danke es ist nicht
wegen des Genirens aber wegen kxr
Suppe."
Mißtrauisch.
Hausherr (zum neuen Miether):
Ihren Hund müssen Sie aber abschaf
sen; ich will Ruhe in meinem Haus
haben!"
Miether: Unbesorgt, der schläft den
ganzen Tag!"
Hausherr: Hm, schnarcht er auch
nicht?"
Besonder Grkud.
Frau: Ei, Sie ungeschicktes Wesen,
da haben Sie nun rauhn einen nnf
zerbrochen!"
Mädchen: .Ich konnte ja nichts
dafür; gnädige Frau haben dach erst
gestern auch einen ttMlaaen!"
Frau: So na dazu habe ich
meine ganz besonderen Gründe gehabt."
B'm vorfbarbier.
Richter: Sie haben also den Zeugen
Huber, dem Sie einen Zahn ziehen
sollten, mit einein Schemclbein auf den
Kopf geschlagen, daß er ohnmächtig zu
sammenbrach. Warum thaten Sie
das?"
Dorfbordier : Er wollte ja betäubt
werden." ,
Folgerung.
Seppl (einen sehr kurzsichtigen Herrn
erblickend, der Brille und Kneifer auf
der Nase trägt): .Gelt. Vater, der
Herr Professor is doppelt so gelehrt wie
a anderer r
Gute Partie.
A: Wie, Herr Commerzieurath.
vier Eeldschräilke besitzen Sie?"
B: Nun ja, einen für mich und je
einen bekommen einmal meine drei
Töchter mit!"
Entscheidung.
Freundin: Wie. Du heirathest
nächste Woche schon? Dein Natia wollte
doch haben. Ihr solltet bis zum Winter
warten.
Braut: .Allerdinas: aber ick bade
einfach gesagt, ich müte dann nock ein
neues Herbftcostüm haben, da hat er
nch gefugt.
vn erste Gedanke.
Maurer (der drei Stock hoch berat,.
siel, ohne Schaden zu nehmen): Jetzt
möcht t nur wiß' wegen i mei Kran
kenqeld zahl'!'-
Unsere Dienstboten.
Hausfrau: Aber Minna, müssen
Sie denn jeden Abend einen Soldaten
in der Küche haben?" .
Mädchen: .Ja. aus Civil mache ich
mir nichts!"
v verliebte Astronom.
Junger Astronom (slum ersten Mal
verliebt): .Sonderbar, wobin ick auck
das Teleskop richte, überall sehe ich ein
und denselden .Stern'!"
Maliziös.
.Herr Direktor, nur fünf Vrsbn
gebe Sie meinem Schwank?" .
Ach. das find ia Aollen, die di.
Schauspieler alle schon gespielt haben!"
wahr.
Nachtwächter (sich oeraeblick ad.
mühend, einen betrunkenen Studio auf
die Beine zu stellen): .Und so was.
rechnet sich zu den Stützen der Gesell-
Ias!!"
Unsere Dienstboten.
Hausfrau: .Ihr Brauiiaain
Sie immer in der Küche fiti KK.
wird mir nun bald lästig."
Dienstmädchen: .Mir auch an,,ki,
Frau, ich werde mir bala mm anbetn
anschaffen."
Schnell geholfen,
Sommerwirth hii einen, k?i iiin,
wohnenden Komponisten): Sie. Herr
Komponist, denken sich nur. die Musi
kanten haben die Noten ergegeii.
loninens ner zelcywmd sa paar Tanz
stückl jusauimeninachrn?'!
,
Z '.Weilen fünf aerade sei IniW ist
nicht so schlimm, als alles nn
nehmen.