Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 04, 1900, Image 11

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    Fünf Almuten Aufenthalt.
M,mta:z,,nade s:n !. ?d.ikr.
i-tsn cuf fcem Salaftsft tut Men
jchm beieinander stehen, so s.nd'S in
r.e.in Fallen unter zelm: Er unb Sie
und die Schwiegermutter.
Er u::b Sie und erst seit sechs Wochen
terhekathet und dc-TkZcn noch glück
lich wie die Kinder. 8x ein Freund
öIIcx Schwiegermütter, die in einer Ent
fenunfl von panzig Pfennig Brief
porto leben Sie heimwehkrank wie
ein j'.'.nzkS Huhnchen.
.?ia endlich Tott fei Tank.' denkt
er lind bemüht sich, fein Gesicht in mög
lichst betrüdszme Falten zu legen.
.Mütterchen. Mütterchen," schluchzt
sie und hängt an dem Halse der sehr
resolut dreinschauenden Tame.
Pustend fährt der Zug in die Halle.
Kopf hoch. Aennchen," mahnt die
Nutter. nicht eich werden!"
Adieu. Mama!" sagt tt in unheim
licher Eile.
..Na. eS hat noch Zeit." tröstet die
Mama ihr Zöchterlein.
Mußt Tu denn schon gehen.,
schluchzt das junge Frauchen.
Ein sanfter Rippenftoß von ihm
und ein erstaunter Blick der Mama.'
" Müssen ?" sagte sie endlich ge
dehnt, nein, nein allein ich
dachte.. .."
.Ach Mama. Mama "
' Na. lieber Schwiegersohn, Ihnen
ist'S wohl recht, wenn Sie mich lo?
werden!"
.Ader Mama." er schneidet ein Ge
ficht, wie wenn er eine papricirte
' Kreuzspinne verschlucken müßte, .wie
Sie nur reden! Los werden?
Ich-?'."
Ter Heuchler und Lügner!" denkt
Mamachen, die ' sich offenbar auf die
Echwiegersbbne verficht.
Sie sieht ihn scharf an. Also eZ thut
Ihnen leid, wenn ich gehe."
.Und wie?" stotterte er in ahnen
dem Grausen.
Na. alsdann Kinder, betrüben will
ich Euch nicht ich bleibe noch vier
Wochen. Herr Schwiegersohn, Sie
sorgen für das Gepäck eS tft höchste
Zeit."
Triumphirend ziehen Mutter und
Tochter ab.
Tu hast's gewollt, Octavio," den!
ich. und freue mich meiner einstweiligen
Echwiegermuttcrlostgkett.
..frier wenn's gefällig ist
Ter Schaffner hat bereitwillig die
Thür geöffnet, Heller Sonnenschein
Niübkt berein.
Zwei Menschen sind's. die ich da
stehen sehe. Bleich, mit tiefen Furchen
des Kummers im , Gesicht, die junge
Krau voll banaer Sorge nach dem
Manne sehend, der nur mühsam sich
emsrbebt zu seinem lde.
Ter haftige Athem, die dunkle Röthe
auf den bleichen, eingefallenen Wangen
der trockene Lüften!
' .Der fierr führt nach Mentone ,"
höre ich die junge Frau sagen, ach
hM "
Ein mitleidender Blick des Beamten
trifft den Kranken. Gewiß, gewiß
gnädige Frau ich sorge schon für Jh
ren Gatten."
Zur wenige Minuten noch, die sie
beisammen sind, reden nicht viel-feine
Hand hült die ihrige, sein Blick haftet
an dem ldrigen
' Muthig drängt sie die aussteigenden
Thränen zurück ne versucht sogar ein
Lächeln und einen Scherz. Ader ich
sch's. ihr Herz blutet, ihre Seele ist
hoffnungslos.
' Ein letzter Kufz.. ..
Wir find seit einem halben Jahre
erst' verheiratet." sagte er zu mir. als
wir die Station verlassen; wir leben
so glücklich, und ich möchte bald wieder
ganz gesund werden, 's ist nur der
dumme trockene Husten sonst -nichts."
Sonst Nichts?....
- Ich denke einer jungen Frau mit
ihrem sehnenden Herzen im kalten Nor
den und eines todtkranken Mannes im
sonnigen Süden, der seine legte Hoff
nung gewesen! Entgegen dem lachenden
Leben fahren die Einen, zum Tode die
Anderen!
Zwei Männerstimmen sind ' es vor
dem Eoupee meines Zuges tief und
etocs brüchig die eine, bell und jugend
lich die andere. Vater und Sohn
denke ich. .
Geh' mit Gott, mein Junge!" höre
ich den Alten sagen. Tu hast gefehlt
und leichtsinnig gehandelt; aber Tu
hast bereut und. dem Himmel sei Tank.
Tcine Ehre ist rein !"
, Vater." erwiderte der Junge,
kannst Tu mir verzeihen?"
e Eine kleine Stille. TeS Alten
Stimme zittert. Von Herzen, mein
Eobn." sagte er endlich, ..geradeso wie
die Mutter .
Tann ist's gut. Vater, und dann"
Tann wirst Tu draußen im heißen
srita ein muthiger Kämpfer sein für
die so hart Bedrückten. Hörst Tu. mein
Junge, zeig' mal den Engländern, den
verflixten, was deutsche Hiebe sind. Tu
Wt ein Soldatenkind also tüchtig
drauf los. komm' gesund zurück. Und
wenn nicht " '
.Wie Gott will, Vater; eS leben die
Buren! Grüß mir noch einmal Mütter
chcn und die Geschwister und die Käme
raden !"
..Leb' wohl, mein Junge!"
Mit elastischem Schwünge steht der
junge Mann oben. Ein Pfiff --ein !
Winke:' war es nicht eine Ihräne. die
in seinen. Äugen glänzte i
Hoch herzd vo:n alsizcn Berze
grüßt des Schloß seiner Btcr. und aus
seinen Fenstern wehen weiße Tücher
zum letzten Abschied.
Er war ein fröhlicker Reilekamerad
voll Muth und Hoffen.
Ein kleines Kreuz steht Über dem
Grade, wo die Kameraden seine Gebeine
zur texten Ruhe bestatteten.
Er ist gefallen als Held!
, Gut inf?rmirt.
Residenz of John Ritsch. EZq..
Größer Neu ZZork.
Mlstcr Editer!
Ich wollte Jhne schreiwe. Nister
Editer, ob Sie net cn Tschad for Mei
Tochter Maud hawwe als Äiporter.
Anhhsw. wann Ich Editer dun eme
Papier wär. Ich thät
lauter fimeU Ziipor
terS halte. deS heißt,
wann Ich nor mehr
so Mädcher 'wie
die Aaud ufftreidc
könnt, wo so e Ta
lent sor Neuigkeit?
un Alles auszesinne
hawwe. Wann un
ser geheime Tetectiv
nor halb so viel
loS Hütte, wie Mei
Maud. da thät'Z ken
Mörder . Misteries
gcwwe.
Taß die Maud de
Name, -tand, Alter, ZZermögenZoer
hültnis. ' Verwandtschaftsdeziehunge.
wöchentliches Eikomme un so zetera
vun alle Jnhübitänts in unserer Striet
um drei Block weit rechts un links
dervo ganz genau weiß un bifeitS aach
driwwer informirt is, wie viel Haus
Haltungsgeld die Fraue kriege, ob sie
ihr Wäsch selber thun, wie viel Wages
sie dem Ticnstmüdche gewwe. was for
en Preis sie for ihren Koffie bezahle
un in was for StorcS sie schappe gehn,
deS iS selbstverständlich. Ich hen lache
müsse, wie Ich die EensusBolkszähler
in Unserem Tistrict vun HauS ze HauS
hen erumlaufe sehe. Tie hätte des diel
iefigcr gehatt, wann se eifach die Maud
gefragt Hütte. Tie hätte ihne bessere
Jnformüfchen gewwe könne, wie die
Leit selwer. ,
Woher un wie die Maud die Jnfor
müschens kriegt, deS weeß Ich net. aro
wer sie kriegt se un rileibel sein se
aach. For Jnftänz wann die Maud
am Fenster steht, da riported sie im
mer der Alti. wo am Tisch setzt, wer
vorbei geht. Ta geht der Toktor
oundso". segt fte sor Jnftänz. Ter
geht jetzt zu der Misses Schulz, wo des
Baby krank is an der Sominer-Com-plähnt.
Wunncrn thut's Mich net, daß
des Baby krank geworn is, bei dem
Weg. wie die Leit lebe. Gestern hawwe
die Schulzens alleenig for zwanzig
Cents Melenz. for zehn Cents Gorke,
for en Viertel Dollar Putsche? un for
zehn Cents Lerne gckaaft. Ich möcht
nor wiffe, wo's die Leit hernemme.
Ter Mann verdient blos dreißig Tol
lcrs die Woch un die zwei Töchter, wo
als Tciprcitcrinne schaffe, gewwe vun
die paar Tollcrs, wo sie verdiene, nix
her, ersept, daß se sich ihre Treffes scl
wer kaafe." Un so geht es weiter. Tie
Maud weiß of course ganz genau de
Name vun der Firm, wo die Mädchers
schaffe, un de Name ,vun die junge
Männer, mit dcne die MSdcher gehn.
wie viel Süllen daß die junge Männer
kriege, wo sie schaffe un in was for
Fümiiis se sontt och verkehrn. In
derselwe Weis Hot die Maud awwer
die örtumstänzeS vun alle Fämilis
,n der Nachbarschaft am Stnng.
eic weiß, wer beim Butcher und
Grocer Cäsch bezahlt un wer aufschreiwe
läßt, wie viel die Bill vun alle Leit
for fleisch un for Groceries is. ob sie
süße oder gesalzene Butter esie. ob se
mit Butter oder mit Kchweincsett koche,
wie viel se ihrer Treßmükern bezahle.
wie oft die Töchter schun verlobt wam,
zu waS vor Klodbs die Söhn gehörn,
korzum Alles.
Wann e nei gämili in die Striet
muvt. dann nemmt es der Maud net
länger wie e halbe Stund, ihr volle
Jnformäichcn üwwer die Fümili ze
kriege. Tes is immer e büssi Tag for
Mei Weibsleit, wann neie Leit in die
Striet muve, weil sie da jedes Stück
Förrntscher, wo in's Haus getrage
werd, watsche un de Preis dervo taxe
müffe. Tes Erste, wo ausgefunne wern
muß. is. of course. ob die Leit ihre
Förnitscher for Cäsch oder uff dem In
stallmentPlän gekaast hawwe un wie
viel s: noch druff schuldig sein.
E besonne speichelt! vun der
Maud sei Fciers. Sie mache e Wett,
Mister Editer, wann es ergendwo in
der Nachbarschaft, mithin sinfczwanzig
Blocks vun Uns brennt, daß da die
Maud e halwe Stund druff ganz
exectli weeß, wo es war. wie die Leit
heiße, wie viel der Tämäisch is. wie
viel Jnschurenz, wie es ausgekimmc
is, wie oft die Leit schun früher
Feiersbrüntcht gehatt hawwe un so
zetcrer.
Tes grützte Fcltiwwcl for die M--
mili, des heißt de weibliche Theil dervo.
is awwer. wann e Fjunerell in der
Nachbarschaft is. Of Course müsse die
Weibsleit aach selber hi, um de Todte
ze sehe, un da derbci werd aach e Bißle
geheult, was bekanntlich for alle Fi
mälS immer t Genuß is. Un dann
wern die BuquetS un Blumeftück ge
zahlt, ir? n'l Haus gkbttcht wern. un
die "eil. wo zu der Fzuncrell Zimmc.
un es werd drüwwer geredt. wis sie
enhZwwe un waS fk vor Gesichter
mache, un dann muß festgestellt wern.
wer dleS in's Haus lirnir.l ua wer mit
cnauZfährt, was der Kofnn gelöscht
Hot. wie viel der Undertüker ser de
ganze Zschad kriegt, es müffe die Kär
redschcS gezählt wern, korz es iS plent?
;e thun. So e Fjunerell is anyhow
gut for zwei Täg angenehmer Unncr
haltungsstcff.
Nert in Importen; zu ercr Fjunerell
sein WeddinzS. bleS baß da die Kritik
gewöhnlich e Bißle boshafter ausfällt,
wie bei eme Fjunerell.
Ihne daffelde wünschend sein Ich
Mit igards
VourZ
John
Ritsch. EZg.
Ein Sfat mit Schillern.
? IZritz Eberhard!.
,-ie wollen mir'S nich jloben. meine
Herren, na denn muß ick Ihnen die
Jeschichte hicrmal aktenmäßig ausein
anderpellcn." und der Schuhmacher
a. T. und jetzige Rentier Riiter zu Ber
lin setzte sich, nachdem er sich noch durch
einen tüchtigen schluck gestärkt hatte,
in Position und legte also los:
aI 0 det war nu cbon vor circa
neinzig Jahren, als mein Jroßvatcr
selig als ehrbarer Schufterjeselle nach
die olle Studentcnstadt Jena kam und
sich, nachdem er noch jlicklich in den
Hasen der Ehe Anker jcworfen. so
sachtekenS da 'n Laden mit eijene Werk
statt zugelegt hatte.
Mein Jroßvater hatte sich den ooch
bald fein hibscheS tirken Moos zusam
mcn jekrapt, und fo konnt er ooch
AbcndS mit die Honoratiohren in der
Kneipe an n Tisch sitzen und: Prost,
Herr Birjcrmeester!" sagen, ohne dat er
sich zu strchten brauchte, nstverände
rungen ufsuchen zu müffen!
In die olle Kneipe aber, die wie heite
noch, ooch schon damals von wezen een
juten Troppen derihmt war, kam nu
ooch seit'n paar Wochen Profeffor
Schiller, der ooch nebenbei manchmal
so 'ne Jcleicnheitsjedichte und soweit
dichten sollte.
Hurrjehs! det jab nu een' Radau;
een Ticbter. een wirklicb ian, waicb
echten fowat konnte man doch nich alle
Tage sehen, und so staunte denn der
janze Stammtisch natürlich Schillern
mit hechster Neujierde an.
Eenes Abends et war so'n recht be
nedclter, rcjnerischcr Hcrbftadcnd
hatten sich in det Kncipzlinmer man
blos lumpichte zwee Menschen injefun
den: der Birqcrmeefter und mein Jroß
vater. Na, Sie kenn' sich denken, wat
die für Langeweile hatten! Wie die
beeden aber fo 'ne halbe Stunde jeseffen
hab'n, jeht mit mal die Thier uff un
wer tritt rin? Mein Schiller! Na, da
jung denn een Erleichterungsseifzer
durch's Zimmer nu war doch der
dritte Mann wenigstens da!
Ja, meine Herrens, Sie alle kennen
die traurige Stimmung der Tkatlosig
kcit, wenn man mit'n Streichbolzcn
nach den Tritten" sucht und absolut
nirgenS nich keene Jejenliebe finden
kann.
Also, als nun mein Schiller sich hin
setzt, da jing denn mein Ahne zu Schil
lern hin, machte 'ne sehr ölegante Ver
beijung und sagte: Mit Tero Verlaub
gestatte ich mir die submiffefte Frage:
würden wohl der Herr Profeffor mit
uns 'ncn kleinen Skat machen?"
Ter kuck'n nu janz jroß an.
Ach je. Pardon! mein Name is
Ritter." holte mein Jroßvater sein
Versehen nach.
-ehr angenehm, ich heiße Schiller,"
erwiderte jetzt vcrjniegt der Professor,
stehe natürlich jern zu Diensten; Sie
spicl'n doch 'n Jroschcnskat?"
Und nich lange dauert's, so faßen die
dreie zusammen an'n Tisch, und nun
wurde Skat jekloppt, det na, dat et
schon nich mehr scheen war!
Sowat war überhaupt noch nie da
jewefen: dieser sogenannte Schiller, der
doch man von Profession blos Professor
und bisweiliger Dichter war, der machte
hier'n Fang nach'n andern, manchmal
ohne viere, dann wieder mit, sagte Solo
an, roth und schwarz, machte zwei Nul
lens kurz den beeden andern standen
die' Haare berjeweis, obgleich mein
Großvater sonst eine Perrücke trug! -
Mittlerweile war't nu aber ooch schon
spät jeworden, und mein Schiller sieht
nach der Uhr und sagt: Ja, meine
Herrens, nu muß ich aber bald heim zu
meiner Frau, sonst und außerdem
hab ich noch ein kleines Trauerspiel,
hm, hm "
Wahrhaftig, et . war schon neine
durch und so wurde ausjemacht, dat
noch drei Runden jemacht werden soll-
tcn.
Jut! Det jing ooch los, und nu,
mögen Sie mir't jlauben oder nich,
meine Herrens, nu jeschah wat, wat
noch nie in der Welt- und Skatgeschichte
dajcwesen is, un nie wieder geschehen
wird: nu machte mein Jroßvater bin
tereinander durch de Bank een Turnch
nach'n andren, erst Pik, denn Treff,
denn Köhr, denn wieder Pik, und so
jing det fort neinmal, und als er dat
neinte Mal jemacht hatte, war der Bir
jermcester 'ner Ohnmacht nahe, wäh
rend mein Schiller mit eenmal uffsteht
und deklamirt:
..Sprich, o Ritter, gieb mir Kunde,
Stehst mit höhern Geistern Tu im
Bunde?!"
Na. det war wirklich doch schr schcen.
nich wahr, und denn dr:Z:e er ihn vrr
jniegt die Hand, der Jeseierte war tick,
furchtbar tief jerichrt.
?m aber kam 5 zahlen.
Ter Liricrmeistcr hatte 'S Meiste zu
berappen, und ooch un'cr Familien
gründe? mußte in die Tlche jrcifen.
Tann standen die drei uff. und während
det wird ge -tadtodcrhaupt nch knur
rcnd in die Büsche schlug, nahm mein
Schiller sein'n andren Skatbruder uff'n
Nachhauseweg untern Arm und sagte:
Na, hörn 55 ie mal. bester Ritter, cit
nehmen' mir doch nicht etwa übel, daß
ich Ihnen zwei und einhald adgewon
nenk Aber damit 2t ganz versöhnt
sind, will ich 2it auch unsterblich
machen!"
Man Jroßvater war sprachlos vor
Freide, und so hat denn Schiller unsren
schienen Familchennamen ooch wirklich
verewigt. Sie fragen: wo? meine
Herren?, na. denn lesen Tie mal det
schcene Jedicht von Schillern:
.Tie vier Weltalter." da steht'S in
de zehnte Strophe janz klipp und klar:
..Und der eiserne Ritter turnirte ".
Na. wat sag'n Sie nu?!"
AuS Afrika's Thierwett.
Tie Einführung oftasrikanischer
Thiere nach England hat Hauptmann
S. L. Hinde. der fünf Jahre im briti
schcn Ostafrika war, kürzlich in einer
Sitzung der Londoner Zoologischen Ge
sellschaft empfohlen. Er ist der Ueber
zeuzung. daß sie in den Parks. Mooren
und Gärten Englands gut gedeihen
und sich fortpflanzen würden, ohne daß
man um ihre Angewöhnung große
Sorgen zu tragen brauchte. Auf den
Hochebenen Ostafrikas, so führt er auS,
leben daS Zebra, das weißbärtige Gnu,
CokeS Hartedeeft, der Jmpala, der
Wasserbock, GrantS und ThompsonS
Gazellen, der kleinere Riedbock und viele
andere Thiere in den offenen Gras
ebenen, ohne jeden Schutz vor den
schneidenden Nachtwinden. den Regew
güsscn und den glühenden Sonnen
strahlen. Tie Temperatur im Schat
ten wechselt oft zwischen 5 Grad C. (bei
Nacht) und 27 Grad E. (bei Tag
Während eines sehr seuchten JahreS
lebten in Fort Smith im Distrikte
Kikuyu Wasserböcke, GrantS und
ThompsonS Gazellen und Bufchböcke in
völliger Gesundheit, obgleich sie un
Hofraum des FortS eingeschlossen
waren, wo ihre Füße und Beine
wochenlang nicht trocken wurden
ThompsonS Gazelle pflanzte sich zwe
Generationen hindurch fort: dann star
den alle Thiere an der Rinderpest. waS
deshalb merkwürdig ist. weil keine bk
ser Arten in wildem Zustande von der
Rinderpest befallen wird
Auch einige Beobachtungen Hindes
über, das Verhallen der wilden Thiere
gegenüber dem Menschen sind merkwür
big. Nach seinen Wahrnehmungen sind
die Thiere mit Ausnahme des Elephan
ten und deS Nashorns von Natur nicht
scheu. Ein Eisendahnzug beunruhigt
die meisten nicht, im Gegentheil werden
sie durch die Neuner zuerst ganz nahe
herangelockt und noch ein paar Tage
nachher können Züge geräuschvoll durch
eine Hecrde Wild fahren, ohne daß die
meisten auch nur zu grasen aufhören
Diese Angaben stimmen mit den Wahr
nehmungen anderer Beobachter überein
Es scheint, daß die Thiere nur da
fürchten. waS sie durch frühere Erfahr
rung als gefährlich kennen gelernt
haben. In den meisten !egend'en des
britischen Oftafrika haben sie gelernt.
dan menschliche Weien eine biefahr be
deuten, aber im Lande der Massat, die
nicht jagen, nimmt das Wild nach
Hindes Angabe keine Notiz von dem
Menschen. Als zum ersten Male Pferde
in das and gevracyt wurden, konnte
in den Gegenden, wo das Wild bestän
big gejagt wurde, ein berittener Mann
sich den wilden Thieren nähern, aber
im Augenblicke wo er abstieg, flohen sie
davon. Man. will auch beobachtet
haben, day ein Mann mit einer großen
Last auf dem Kopfe den Antilopen viel
näher herankommen kann, als ein
Mann ohne eine solche: Hinde erklärt
dies so, daß der Mann mit der Last
den Antilopen als eine besondere Art
von Thier mit riesigem Kopfe (der Last)
erscheine, das sie noch nicht fürchten ge
lernt haben. Er giebt an, daß er
Löwen 50 Meter von einem Eisenbahn
zug entfernt habe stehen sehen, die
weder ein Zeichen von Furcht noch die
Absicht sich zurückzuziehen an den Tag
legten, bis der Zug anhielt und ein
oder zwei Männer ausstiegen. Als die
Löwen ihre wohlbekannten , Feinde
nahen sahen, wendeten sie sich um und
trotteten weg.
Sandschuhgeschichten.
der Bodylan-Bibliothck zu Ox-
n
ford wird heute noch ein Paar Hand-
schuhe ausbcwaW, welches die zung
fräuliche Königiis Elisabeth getragen.
Nach diesem Paar zu schließen," er
zäblt uns eine Mittheilung, müßte die
Königin eine sehr große Hand gehabt
haben, mindestens Nummer neun, denn
die Handflüche ist dreieinhalb Zoll breit,
der Daumen fast fünf und der Mittel
fingcr fünfeinhalb Zoll lang. Wahr
scheinlich ist, daß dieser Handschuh, der
übrigens eine halbe Elle lang ist. mehr
als vollkommen angemessen war. denn
eS ist bekannt, daß die Königin ihre
Hand für sehr ichön hielt und sie gern
zeigte. Sie liebte eS, in Audienzen
die Handschuhe ab und anzuziehen und
dabei ihre Hände zu präsentircn., die von
wundervoller Weiße und jedenfalls
wohlgeformt waren."
Mehr als hundert Jahre 'p.:ter
spielte ein Paar Hsnd'chuhe. d'Z der
Königin Anna zu theuer war. und
welches die Herzogin von Marlbcrough
kaufte und bei einer Hoffestlichkeit trug,
eine wichtige politische Rolle in Eng
land. Tie Königin, darüber aufZ
Zicfste gekränkt. li:ß die bis dahin all
möchtige Herzogin ihre Ungnade füh
len. Dieses hatte auf die Politik einen
wesentlichen Einfluß. Der Friede mit
Frankreich und dadurch das Ende deS
spanischen Erd'klgekriegeS kam zu
Ttadk.
König Heinrich III. kannte bereit?
den Toilettenkniff unserer Modedamen,
er trug Nachts Handschube. um die
Hände schön und weiß zu erhalten.
Als RubcnZ 1615 die Kreuzabnahme
für die Kathedrale zu Antwerpen ge
malt, bat er sich ein Paar Handschuhe
für seine Frau aus, im Werthe von acht
dulden zehn Stüber. Man sieht aus
alledem. daß der Handschuh schon da
mal? als Modeartikel hoch im Werthe
und hoch im Preise stand.
Unter Ludwig XIV. kamen in
Frankreich die Lederhandschuhe auf und
wurden von dort über ganz Europa
verbreitet.
Tie Industrie der Handichuhfabri
kation wurde zuerst im siebzehnten
Jahrhundert von französischen Flücht
lingen nach Deutschland gebracht, doch
ist dieselbe heute noch am meisten in
Frankreich entwickelt, ferner besitzen
dänische und Tyroler Handschuhe einen
großen Ruf.
Heutzutage hat der Handschuh kei
nerlei symbolische Bedeutung mehr;
nur in einigen Gegenden Teutschlands
ist eS noch üblich, bei KindtaufSfeiern
nnd bei Begräbnissen Pathcn und
Leichenträqerhandfchuhe auszutheilen.
Was er aber verloren, ist ihm reichlich
ersetzt durch die Macht, die er in der
Gesellschaft einnimmt. -
St bnttu,r Seribe.
In seinen jüngst veröffentlichten Er
innerungen erzählt der bekannte Sena
tor und Gouverneur des Comptoir
d escomte" Tenormandie folgende Ane!
dote: Eines Tages erhielt cribe den
Besuch eine? jungen Mannes, der ihn
in einer wichtigen Angelegenheit zu
sprechen wünschte. ES handelte sich um
daS Manuskript eines Theaterstückes
Scribe sollte es begutachten und korrr
giren. Ter berühmte Schriftsteller vev
sprach die Arbeit zu verrichten und bat
seinen Besucher nach einigen Wochen
wieder vorzusprechen. Am bestimmten
Tag erschien der junge Mann wieder
und Scribe erklärte ihm, daß da?
Theaterstück nicht für die Bühne tauge,
Bestürzt fagte der Verfasser: Ich bin
:n Verzweiflung über die Erfolqloftg
keit meiner Arbeit. Ich hoffte auf einen
Erfolg, der mich aus meiner bedräng
ten Lage befreien würde, denn leider
muß ich gestehen, daß alle meine Hilfst
mittel erschöpft sind und ich nicht weiß.
wie ich ferner leben soll!" Scribe, ge
rührt durch den verzweifelten Ton d:r
Worte, vielleicht auch erschrocken, ant
wartete: Wenn ich Ihnen auch nicht
zu einem .heatercrfolg verhelfen kann,
so will ich doch sorgen, daß Sie bessere
Tage erwarten können, indem ich Ihnen
etwas Geld zur Verfügung stelle.
Nehmen sie aus lencr Tlschlade, was
Ihnen nöthig erscheint! Sie können
mir die kleine Summe zurückstellen.
wenn Ihnen Fortuna wieder hold in
Freudig schritt der Besucher auf die
Tischlade zu, der er zwei- oder drcihun-
dert rancS entnahm. Mit vielem
Dank entfernte er sich dann. Wie sich
später herausstellte, war der Bittsteller
niemand Anderer, als der berüchtigte
Raubmörder Lacenaire, der sich durch
eine Reihe von Mordthaten eine traurige
Berühmtheit Ichus.
Patriotismus über Tohnesliebe.
Graf Nostiz erzählt in seinem Tage
buch folgenden charakteristischen Zug
vom alten Mar cyall vorwärts: Am
19. September 1813 erhielt Blücher die
Nachricht, daß fein Sohn, welcher
Kommandeur des ersten schulischen
Husaren Regiments war, in einem
Gefecht bei Nollcndorf gefangen genom
men worden sei. Er wollte es Anfangs
nicht glauben, weil er, wie er sagte, ein
olches Erelgniß bei fernem Sohne nicht
für möglich hielte. Doch weitere Mit-
theilungen benahmen ihm alle Zweifel
an der Richtigkeit dieser Nachricht. Der
Oberst Blücher war schwer verwundet
und in bewußtloftm Zustande in die
Hände des Feindes gefallen. Dieser
Umstand beruhigte den alten Vater,
und er sagte: Mein Franz ist doch ein
tüchtiger Kerl, ich habe ihm Unrecht ge-
than; aber das Regiment hat nnver
antwortlich gehandelt, daß es seinen
Kommandeur im Stiche gelassen hat."
Bald daraus wurde dem geldmarschall
von franzdnscher Seite der Vorschlag
gemacht, seinen Sohn gegen den gefan
gcnen Oberst de Talleyrand auszuwech
sein. Doch der Soldat trug in Blücher
den Sieg davon über den Vater, ob
gleich er seinen Sohn zärtlich liebte,
und er wies das Anerbieten zurück, weil
er dem feinde man einen aeiundcn
kriegstüchtigen Offizier für einen kran
ken oder gar invaliden zurückgeben
wollte. Trotz aller Vorstellungen blieb
der Fürst bei diesem Entschlüsse.
halbes Lmgegenkcmmen.
Kläger: Ich bin also der Ansicht.
Herr Richter, daß der Verklagte un
bedingt die Kosten tragen muß'"
Berllagtcr: Die Anncht bestreike
ich, die Kosten nicht."
RÜL'edr.
Aus Wogen taucht ein blasser Strand,
EZ scbimmert fern durch meine Thränen
DeS Vaterlandes ffüstenrand.
Erschöpft muß ich am Mastc lehnen.
Der Flieder blüht, die Schwalbe zieht.
Und auf den Dächern schwatzen Stare.
Der Orgeldreber dredt sein Lied.
Ein linder Wind küßt mir die Haare.
Tie Mädchen lachen. Arm in Arm.
oldaten stehen vor der Wache.
Und aus der Schule bricht ?in Schwärm
Ter luftig lärmt in meiner Sprache.
ES schreit mein Herz. eZ jauchzt und bebt.
Der alten Heimath heiß entgegen.
Und was als Kind ich je durchlebt.
Klingt wieder mir af allen Wegen.
Detlev von Liliencron.
INißrerftanden.
Sind Sie ein Freund vom Ren
ncn?"
.Bewahre, im Gegentheil, ich gehe
stets sehr langsam."
Lin splendider Minder.
Fünfhundert Mark Temjenigen. wcl
chcr die Brieftasche verloren hat. die ich
sammt ihrem Inhalte von zehntausend
Mark gefunden.
ZunZchstliegend.
.Nun sag' mal. Fritzchen, was ist
RhinozeroZ für ein Worts"
WaS soll eS denn fein, Tantchcn?
Ein Schimpfwort ist es."
Beim kzeirathsrermittler.
Geld hat daS Mädchen nicht.
aber
sehr musikalisch gebildet ist Sie."
Ach, wissen Sie. ich möchte lieber
eine Frau mit Geld, da liegt mehr
Musik drin."
Ausgleich.
Sprechen Sie englisch?"
Ja, aber sehr mangelhaft: nur
wenn ich Jemanden treffe, der es eben
so schlecht kann wie ich mit dem ver
ständige ich mich vortrefflich."
Lin zärtliches Ehepaar.
Der Herr Doktor und feine Gattin,
die ehemalige Studentin, sollen sich ja
zärtlich lieben?"
Gewiß! Beispielsweise zahlt er ihre
und sie seine Univcrsitätsfchulden ab. "
Sonderbare lvirkung.
siehst aber sehr schlecht
Du
aus.
ftnnh!"
Ja, ich
verliebt!"
bin auch überaus glücklich
Grund genug. ,
Herr (zum Freund): Tu hast das
Radfahren aufgegeben?"
Freund: Ja, ich hab' mir dabei
Radel, Finger und Herz gebrochen!"
Beim wort genommen. '
Vater: Bei den jetzigen schlechten
Zeiten mußt Du das Geld dreimal um
drehen, ehe Tu es ausgiebst."
Sohn: Das will ich ja thun, gieb
mir nur genug."
Zeitbild.
Frau: Ich gehe in unseren Klub,
Emil es wird spät werden, die
Müller giebt ihren Toktorschmaus, sei
verständig und mach' mir keine Scene,
wenn ich wieder etwas bezecht heim
kehre." Stimmt.
Wie ist
denn die Marie zu
dem
Luftschiffer gekommen?"
Sie hat eine Ballonfahrt mit ibm
gemacht, und bei dieser Gelegenheit hat
er ihr seine Hand angeboten." .
Er hat öl 0 ihr Herz im Fluae
erobert."
Partien.
Ihre Töchter find alle verbeiratbet.
HerrX.?"
Nein, keine."
Aber ich hörte doch, daß sie ganz
amose Partien gemacht hätten."
Partien haben sie auch schon viele
gemacht, aber nur auf dem Zweirad."
Unter Finanzleuten.
A: Wieviel giebt ?!bre Gesellschaft
in diesem Jahre Dividende?"
B: Das Doppelte des voriaen
Jahres." .
91: Das lasse ich mir gefallen! Und
was hat sie im vorigen Jahre gegeben?"
-0: Nlchtö!" .
Selbstgefühl.
, Meine Tochter wollen Sie ha.
den? Können Sie denn auch eine Fa
milie ernähren?"
.Ernähren? Ich kann meine XamiU?
mästen!"
Auch eine Besserung.
A: Nun. bat sich Tihre sW
nocyen geveMt"
, , . . .. '
im
O za; sie kocht nur noch Monts,
wenn das Mädchen bei der Wäsche ist!"
Nur immer verständlich.
Ein Bäuerlein. das nur selten mit
der Eisenbahn fährt, antwortet an der
Pcrronsperre, nach der Fahrkarte ae-
ragt: Tös hab' i net. i woak nir
ner Fahrkarten."
Kontrolleur (ungeduldig): Ja, lie
ber Mann, wenn Sie kein Billet haben
muß ich Sie zum Bahnvorstand führen."
Bauer: ..ABillett?! Warum redcn's
denn nit deutsch. A Billetl ha' j
freili."