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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Sept. 27, 1900)
wenn nun eifersüchtig ist. Humoxilt ton Rodelt N s ch. Bald nach seiner Verheiratung bette sich der Assessor v. BrüsewiK durch Pro tettion ftneä hochgestellten CnfcU nach Berlin versetzen lassen, dem Ziel seiner Sehnsucht. In der AeichZhauptftadt hatte er früher seine luftigsten Jahre verlebt, erft als Student, dann alZ Referendar, bis daZ unerbittliche Schick fal des hoben Ministeriums feine Ver setzung nach S. versüzte. Er verliebte sich sterblich in die Toch ter seine; Chefs. deS LandaerichtZSire! torS. Ein halbes Jahr später war er glücklicher Gatte einer allerliebsten, leb haften, klugen und hübschen Frau und noch dazu wieder in Berlin. Ta er von Hause auZ wohlhabend gewesen, und Elli ihm eine hübsche Mitgift zugebracht hatte, konnten sie sich ohne Sorgen und Gewissensbisse in den Strudel deZ großstädtischen Lebens stürzen und ihren gesellschaft lichen Verpflichtungen prompt nachkom. men. Aber die kleine Frau, die mancherlei von seinen früheren Sui ten" aus ihm herauZgcpreßt oder von Anderen erfahren hatte, blieb ihm dabei stets zur Seite. Kaum, datz sie ihn von Zeit zu Zeit an den Stamm tisch ließ, der sich aus Kollegen und Freunden in einem Weinrestaurant ge bildet. Natürlich blieb eS nicht lange unbe merkt, daß sie auf Bällen und Gesell schaften nicht von seiner Seite wich und jedes Wort, jeden Blick beaufsichtigte, die er mit einer Dame wechselte. Man fing bereits an, ihn damit aufzuziehen. Als er sich ihr .unpaffendeS Benehmen ernstlich verbat, gab eS einigt sehr be wegte. dramatische Scenen, die mit bei derzeitigen Vorwürfen begannen, denen dann ihrerseits ein wahrer Strom von Thränen folgte. Zuletzt endigte das stets mit feierlichen Versprechungen, die von beiden Seiten ausgetauscht wurden und mit einer rührenden Versöhnung. Aber das half immer nur auf kurze Zeit. Auf die Dauer wurde das uner träglich. ES wäre ihm nicht eingefal len. sich aus seiner Häuslichkeit heraus zusehnen und die Rosenketten der Ehe als wirkliche Ketten zu fühlen, wenn die kleine Frau nicht versucht hätte, die selben noch enger zu ziehen, bis sie drückten. Hundertmal predigte Brüse tvife seiner Elli diese alltägliche Straßen. Weisheit. eS half alles nichts. Er wurde verdrießlich, trotzig und suchte nun öfter als sonst die Freunde und den Stammtisch auf. zuweilen sogar schon zum Frühschoppen. Wenn er dann nach Hause kam. fand er ein verwein tes Gesicht vor und mußte allerlei spitze Reden über sich ergehen lassen, die natürlich zuletzt wieder zu einer Scene führten, bis er alles stehen und liegen ließ und in die kaum verlassene Kneipe zurückkehrte. Manchmal legte er sich heimlich die Frage vor. ob eS nicht bester gewesen, er hätte garnicht ge heirathet. , Auch Frau Elli war nicht glücklich. Ja. wenn sie noch in S. lebten, wo jeder Schritt ihres Gatten von den Augen der halben Stadt beachtet wurde. Aber dieses riesige Berlin, dieses Sün denbabel Kaum bog er um die Ecke, so kannte ihn kein Mensch mehr; er konnte thun und treiben, was er wollte: sie erfuhr nichts davon. Sie lebte in einer beständigen Angst und Aufregung, wenn er nicht bei ihr war. Ein anonymer Brief führte plötzlich einen Umschwung in seinen bereits er kalteten Gefühlen gegen Elli herbei. Herr v. Brüsewitz war nicht eifersüchtig, da ihm seine Frau bisher keinen Grund dazu gegeben hatte. Aber der anonyme Fetzen, auf dem man ihm in einer rohen und ungebildeten Weiberschrift die Mittheilung machte, seine Frau empfinge alle zwei bis drei Tage einen jungen, hübschen, blonden Herrn mit blondem Schnurrbart (folgte genauere Beschreibung bis auf den Anzug), der stets nur in seiner Abwesenheit käme, und mit dem sie sich einschlösse, der ursachte ihm doch eine schlaflose Nacht. Beim Frühstück schwankte er lange, ob er es ihr offen zeigen solle oder nicht. Schließlich entschloß er sich, feinen Ver dacht für sich zu behalten. Tenn sie wird nein" sagen, wenn sie unschuldig ist. und wenn sie schuldig ist. erft recht leugnen. Und was das Schlimmste war sonst hätte er den Fetzen gar nicht weiter beachtet, solch' ein junger Mann, wie der hier beschriebene, war ihm in letzter Zeit mehrfach über den n.-. n,in(n SiXnr irimm ftaufe batte .jc y yviuuHt - ... , - tr ihn auf und abgehen sehen, auf der Treppe und in seinem Stammlokal war er ihm begegnet. Konnte US alles ein bloßer Zufall sein? Un möglich! Plötzlich blieb er erichrocken am vn ster stehen. Drüben, an der anderen Seite der Straße ging der blonde Herr auf und ab. sehnsüchtige Blicke hmauf werfend. Als er den Assessor sah. wen dete er scheinbar gleichgiltig den Kopf weg. Es konnte, es konnte ja nicht fein! Aber er mußte Gewißheit haben. Früher als-sonst begab sich der Assessor auf's Gericht, d. h. diesmal aina er nur um die nächste Ecke, um die 'er forschend spähte. Richtig, der blonde Herr begab sich sofort in sein Haus. Der Aneffor wartete unge fahr fünf Minuten, um sie sicher zu machen, dann stürzte er in seine Wob nung zurück. Zum Henker, er hatte den Korridorschlüssel vergessen und mußte tlingeht. Matt luß ihn auch ziem Ml Jahrgang 21, lich lange warten, trotzdem er bemerkt zu haben glaubte, daß man ihn durch da? Guckloch in der Thüre wohl ge sehen habe. Unter dem Vorwand, etwa? vergessen zu haben, stürzte er durch sämmtliche Zimmer, selbst in die Küche, wo die Köchin ein recht spöt tischeS Gesicht machte. Offenbar war der Blonde durch die Hinterthür und über die Hintertreppe entwicht. Ais der Aessor anS vordere Salonsenlter eilte, konnte er ihn gerade noch um die Ecke biegen sehen. DaS Fürchterliche war also wahr! Es aab nur eine Erklärung: sie war eifer süchtig und glaubte sich hintergangen. sie wollte sich rächen. 'i?umas mi: eu ner Francillon hatte auch ihr den Kopf verdreht. Am Nachmittaa aina er. wie ,et fett einiger Zeit seine Gewohnheit war, in ein Cafe, wo er Schach w spielen, zu lesen und zu plaudern pflegte. Vor dem Ea e befand ich ein Drosch kenstand. Ganz zufällig streifte er im Vorübergehen das Innere deS letzten WaaenS und sab kaum alaubte er seinen Augen zu trauen den bemüh ten Herrn von deute Morgen m eine Ecke gedrückt. Offenbar wartete der Rlande hier, um stA in überteuaen. ob der Assessor für die nächsten Stunden nicht mehr gefährlich lel. diesmal konnte er ihn vielleicht abfassen. Brüse witz ging ruhig in daS Cafe hinein, aber durch einen Seiteneingang, der in eine andere Straße führte, wieder bin aus und boz dann hinter den Droschken wieder um die Ecke. Sein Mann saß noch immer im geschlossenen Wagen und blickte nach dem bell erleuchteten Eingang. Drüben auf der anderen Seite der Straße stellte der Assessor sich in den Schatten einer Hausthür und beobachtete. Aber der Blonde wich und wankte nicht. Das war doch merkwür dig! Brüsewitz .wurde endlich unge duldig. ging durch den zweiten Eingang ins Cafe zurück und verließ es vurcy sie Hauptthüre. Er bemerkte, wie der Blonbe dem schläfrigen Kutscher schnell etwas zuflüsterte. Er selbst ging auf die erste Droschke zu und gab dem die deren Rosselenker den Auftrag, hinter der letzten Droschke herzufahren. - Wie eS schien, beabsichtigte man auf der bin teren Seite dasselbe, denn beide Drosch ken blieben bummSschnell stehen, ohne sich von der Stelle zu rühren. Von Zeit zu Zeit blickte Brüsewitz au? dem Wagenfenster; dann sah er schnell den blonden Kopf verschwinden, der dasselbe Manöver ausgeführt. Sch eklick wurde es dem Ane lor zu langweilig: auch bekam er Hunger. Er befahl seinem Kutscher, nach seiner Wohnung zu fahren. Schwerfällig rumpelte der alte Kasten davon, ma er an der nächsten Ecke zurückblickte, sah er in der Ferne die andere Droschke nachfahren. Ja, waS in aller Welt hatte daS zu bedeutend ÄlS Bruiewlß an seinem Hause ausstieg. sah er in respektvoller Entfernung auch den an deren Wagen halten. Die ganze Sache machte ihn doch etwas verwirrt. Ein sonderbares Verhalten für einen Lieb haber I Der Blondin schien aber feitöem docg vorsichtiger zu sein. Der Assessor sah ihn einige Tage lang gar n,qi meyr. Vielleicht kam das daher, weil er so gut wie garnicht fortging, außer auf sein Bureau. In diesen stunden litt er alle Qualen der Eifersucht, die die etwas brninteraebrannte Flamme seiner Liebe zu neuer Gluth anfachten. Er brütete heimlich üver einen großen Koup, der ihm endlich Gewißheit ver schaffen sollte. Seit einigen Tagen sprach er von einem Herrenabend, der zu Ehren eines versetzten Kollegen statt finden sollte. Natürlich müsse er hin Athm. Die falsche Treulose redete ihm auch nicht ab. wie sie eS früher sicher gethan hätte nein, sie rede im e gentheil noch zu. Aber,eS sollte fürch terlich tagen. An dem dewukten Abend schützte der Assessor plötzlich starkes Kopfweh vor. Wie unruhig und nervSS Elll wurde! Erwartete sie den Blonden oben, oder er sie unten sicher war eines der Fall! Schließlich gab sie vor. sie müsse noq schnell etwas bestellen, was das Mädchen ,inm,ilick ausrichten könne. Sie huschte, tief in einen Schleier gehüllt. um die nächste Ecke. Richtig, dawar tete bereits der Blondin, auf den sie so eben zutrat, und mit dem sie einige leise Worte wechselte. Plötzlich stand der Assessor neben bnen. wie ans dem Boden gewachsen. und auker sieb vor 3orn. und Eifersucht verabreichte er dem Blonden eine solche Ohrfeige, daß dieser gleich mehrere Kckritte ,urücktaumelte. Ein Duell war ja doch, so oder so, unvermeidlich. Snt. wie können feie na erlauben. mich zu schlagen!" heulte der Getroffene wütbend auf. Elender, wollen Sie es leugnen. Idatz Sie in Beziehungen zu meiner ff , r r V Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. Frau?" rief ebenso wuthschnaubend der Assessor. Ader. Männchen das ist doch nicht so schlimm!" flöthete grau Elli. Der Assessor sah sie sprachlos, mit offenem Munde an. aber dieS Erstau nen wuchs noch. alS der Blonde, der sich die schmerzende Wange rieb, fort fuhr: Das ist doch mein Geschäft!" .Ihr-ihr Geschäft?" Ihre Frau bezahlt mich doch da für !" DeS Assessors Erstaunen zu schildern, ist jede Feder zu schwach. .Aber. Männchen daS ist doch mein Detektive, den ich engagirt habe, um Dich zu bewachen aus dem Tete! tive.Bureau RoZpel & Co." ,.O ich Esell" schrie der Assessor. Vergieb mir, mein süßeS Weib, den schnöden Verdacht !" , Er zog sie ungenirt auf offener Straße an sein Herz. Dann holte er schnell seine Brieftasche heraus. Da, junger Mann dieser Hun dertmarkschein ist für Sie persönlich als Schmerzensgeld. Aber laufen Sie mir nie wieder über den Weg, denn sonst " Er machte eine nicht mißzu deutende Handbewegung, die der Blonde auch verstand, denn er verschwand mit kurzem Gruße schleunigst aus dem Ge sichtskreis. ES ist jetzt auch nicht mehr nöthig," meinte Elli mit strahlender Miene. Der Detektiv hat mich völlig von Dei ner Unschuld überzeugt." WaS hat er Dir denn eigentlich mit getheilt?" Ach nichts als Lappalien! Ich weiß jetzt, daß Du sechs oder sieben Gläser Bier trinkst, daß Du dem Zahl kellner stets 20 Pfennige Trinkgeld giebst und beim Schach fast immer die Partie verlierst. Diese Weisheit hat mich gegen 400 Mark gekostet." ,Frau Lilli ist in ihrem Leben nicht mehr eifersüchtig gewesen. Deutsche bei Tien Tsins Entsatz. Von den Vorgängen beim Entsatz von, Tien Tsin durch die Verbündeten und die Theilnahme deS 3. deutschen See-Bataillons an demselben gibt ein Mitglied dieses Bataillons folgendes Bild: Mit zwei Kompagnien Russen be stiegen wir auf dem Bahnhof Tongku einen Zug und erreichten nach vierstün digem Marsch, auf welchem wir durch einen tropischen Gewitterregen bis auf die Haut durchnäßt wurden, das russi sche Detachement des Generals Stössel, mit dem ein gemeinsames Biwak be zogen wurde. Die wenigen Kosaken, die zur Verfügung standen, hatten über den Gegner so gut wie nichts in Ersah rung bringen können, wir konnten daher ebensogut wenigen Tausenden, wie mehreren chinesischen Armeekorps gegen überstehen, das Letztere schien sogar wahrscheinlicher. In unserer rechten Flanke bewegte sich ziemlich ungenirt chinesische Kavallerie; auS chinesischen Dörfern, wie auS dem zwischen unS und Tien Tsin gelegenen, sehr starken Arsenal, in welchem Millionen an Kriegsmaterial aufgespeichert lagen, hatten die Patrouillen sehr lebhaftes Feuer erhalten. Die Bahnlinie Tongku-Tien Tsin war derartig nach haltig von Boxerbanden zerstört, wie eS selbst unsere Eisenbahnbrigade nicht hätte besser machen können. Man denke sich in unsern Manövern ein Biwak, in welchem Proviant und Bagage vielleicht erst nach Sonnen Untergang 'eintreffen. Von 7 Uhr Vormittags hatten unsere Leute, trotz der großen Anstrengungen dei glühen der Hitze, nichts in den Magen bekom men. ein Nachschub des Proviants auf der Bahn war unmöglich (die Marine Infanterie ist nicht wie die Armee mit einer fahrbaren großen Bagage ausge rüstet), die Hoffnung auf seine Koffer u. f. w. hatte wohl jeder von' uns auf gegeben; sie kamen auch nicht in den spätern Tagen, sie wurden schließlich bei dem gänzlichen Mangel an Fuhr werk einem englischen Transport ange schlössen und gelangten erst spät in Tien Tsin in unsere Hände. Indeß, alle persönlichen Bequemlichkeiten, Hunger. Durst und Unterkunft, traten in den Hintergrund vor dem einen großen Ziel: Die Kameraden befreien und den Gegner schlagen." Ja. er war unterschätzt worden, der chinesische Soldat; seit dem japanisch chinesischen Kriege, in welchem die Zopfträger gewöhnlich nur die Kehr feite gezeigt hatte, hatte sich Manches geändert. Deutsche Instrukteure bil beten die chinesischen Soldaten zu einer tüchtigen Truppe heran, deutsche Fa driken versahen das chinesische Heer mit den besten, modernsten Waffen und Geschützen. Blutige Lehren mußten wir bald aus diesen Thatsachen ziehen. frnftirirlt fr Ten Bimatsplatz hatte allmalich die Dunkelheit umhüllt. Da erschollen Kommandorufe in den russischen Lagern: Antreten zum Zapfenstreich und Gebet." Auch unsere Leute eilten auf den Appellplatz. Gewaltig drang zu unS der Gesang der Russen herüber, wie Meeresdrausen erscholl das lang anhaltende Hurrahrufen der Russen für ihren Czaren. Eiserne Stille ruhte bei dem Abendgebet über den Lagern. Und dann noch einige kurze, kernige Worte unseres Kom mandeurS, ein dreifaches Hurrah auf Se. Majestät mit dem Bewußtsein, morgen gilt eS: zu siegen oder zu ster den. Ringsum flackerten die brennen den Dörfer, von Russen und Ameri kanern in Brand gesteckt, unheimlich klang von Tien Tsin der Geschützdonner in die Ohren, hier und da vernahm man auS dem Vorgelände den scharfen Gewehrknall unserer Patrouillen. Un sere Seesoldaten Kompagnien lagen dem Gegner am nächsten, jederzeit schußbereit. Noch am späten Abend war die Mel dung eingegangen, daß 500 Engländer und Amerikaner unsere, etwa 2000 Mann starken Streitkräfte verstärken würden. Um 4 Uhr Morgens hatte General Stössel feine Angriffsbefehle ausgegeben, um 6 Uhr Morgens wurde auf der ganzen Linie angetreten. Wir Deutsche wollten natürlich in der vordersten Linie kämpfen, was auch der russische General dankend annahm, indem er unserem Kommandeur den linken Flügel übergab. Der Vormarsch ging zunächst zu beiden Seiten der Bahn. Gegen 7 Uhr vernahm man auf dem rechten Flügel lebhaftes Ge Wehrfeuer, kurz darauf sausten die ersten Granaten durch die Luft. Die ruf. sische Infanterie hatte augenscheinlich Fühlung mit dem Gegner gewonnen, welcher das Arsenal besetzt hielt. Nach vollzogener Rechtsschwenkung betheilig ten sich alle Truppen an dem Kampfe gegen den im Arsenal so gut wie völlig gedeckten Gegner. Gegen 10 Uhr Vor mittags gelang es der Kompagnie Gens mit einer russischen Kompagnie, bis auf 500 Meter an das Arsenal heranzukommen; sie eröffnete das Feuer gefecht. da? ungemein lebhaft erwidert wurde. Um 10:45 überbrachte Leut nant CretiuZ über die von dem Gegner unter Feuer gehaltene Eisenbahnbrücke, welche die Chinesen kurz vorher in die Luft zu sprengen versucht hatten, von dem General Stössel die Mittheilung, er wolle unter allen Umständen den Weitermarsch auf Tien Tsin antreten. Da galt eZ nun. die bereits im Kampf stehenden Truppen vom Gegner loszulösen und diesen in Schach zu hal ten. bis unsere Truppen die nöthige Frontveränberung vorgenommen hat ten. ES war klar, daß nach dem Zu lückziehen der Truppen vom rechten Flügel sich daS gesammte Feuer auf den Theil vereinigen würde, der bis zu letzt liegen bleiben würde. Von diesem Standhalten hing die Ausführbarkeit der Frontveränderung und damit der Erfolg deS Tages ab. Keinem unter uns konnte eine frohere Botschaft wer den. als die Nachricht, daß unser Kom mandeur für diesen Ehrenplatz bei dem russischen General für unsere kleine Schaar gebeten hatte. Erst um ll Uhr Vormittags konnte die russische Kom pagnie und die Kompagnie Genis und v. Knobelsdorff aus dem Gefecht an daS Detachement herangezogen werden. Unter dem Schutze des russischen Artilleriefeuers wurden die Kompag nien an den Bahndamm herangezogen, wobei Hauptmann Genö, die Schützen linie entlang gehend, anordnete, daß sämmtliche Verwundeten mitgenommen würden, da bekannt war. daß die Chi nesen die Verwundeten auf die furcht barste Weise verstümmeln. Das Bei spiel des HauptmanneS Gens, der selbst zwei Verwundete mitschleppte, sowie das tapfere Aushalten seiner Kompag nie im heftigsten Kugelregen, machte auf daS gesammte Detachement einen tiefen Eindruck. Noch während des Gefechtes sprach General Stössel seine Bewunde rung und seinen Dank für das todtver achtende Aushalten unserer Leute, aus. wodurch der Weitermarsch des GroS an dem Arsenal vorbei auf Tien Tsin er möglicht und die Erreichung des End zwecks, der Entsatz von Tien Tsin. näher gerückt war. Aber dieser Erfolg war theuer er kauft. Im Kampf für die Befreiung ihrer Kameraden, für die deutsche Was fenehre, getreu dem ihrem allerhöchsten Kriegsherrn gelobten Eid. hatten Leut nant Friedrich und acht Kameraden ihr Herzblut bergeben müssen: fern der deutschen Heimath, auf grüner Aue mußten wir sie bestatten, die wackeren deutschen Männer, die sich in den An nalen der Marineinfanterie ein biet dendes Denkmal gesetzt haben. 25 Mann waren außerdem vermundet und kampfunfähig geworden. yyT yxw No. 19. Gegen 3 Uhr Nachmittags näherte sich das Detachement den Mauern von Tien Tsin. Die dortige russische Besatz ung ging vom Bahnhof gegen chinesische Schützen vor. die unseren Vormarsch befeuerten. So unter zwei Feuer ge nommen, hielt der Gegner nicht mehr Stand und räumte in eiliger Flucht seine Stellung. Gegen 4 Uhr Nach mittags war die Vereinigung mit der Tien Tsiner Besatzung hergestellt, und mit endlosem Jubel wurden die Be freier begrüßt. Trotz der schweren Ver lüfte und der ungewöhnlichen Anstren gungen die Truppe war von 5 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags im Marsch und Gefecht, bei starkem ent gegenwehenden Sandfturm. ohne Was ser und nur ein Stück Hartdrot im Brotbeutel gewesen war die Haltung der Truppen ganz vorzüglich. Alle Be wegungen wurden wie auf dem Exer zirplatze kurz und gewandt ausgeführt, was die russischen Kameraden zu unge theiltcm Beifall veranlaßte. Ter Abend kam, der Sieg war errungen. Zwei Freundinnen. Skie aus dem Wiener Leben. Bon I. L. Tie Gerta und die Anna waren gute Freundinnen, und sie gingen immer gleich gekleidet, bis auf verschiedene Nuancen im Aufputz, denn die Gerta war eine Blondine und die Anna hatte glänzend schwarzes Haar, und wenn sie beim Umgang in ihren weißen Kleidern erschienen, da batte die lRerta klakklan. Bünder als Aufputz und die Anna wayue rosafarbene zum Schmucke deS Kleides und der Locken. Es war eine Freude, die beiden Mädchen anzusehen, welche den Stolz des ganzen Stadtvier tels bildeten. Die Farbe der zarten Pfirsichblüthe lag über dem Antlitze Gertas. auS deren Augen eine kindliche Heiterkeit herauslachte. Und diese Augen waren voll zauberischer Schön heit! Das Blau eines Alpensees. über den eine Wolke zieht, in dessen Wasser sich ein mächtiger Fels spiegelt und in den ein grüner Wald hineinschaut blau, grau und grün daZ waren die Farben, die in diesem Auge zusam menflosskn; Anna hatte ein großes, graues Auge, das wie Stahl erglänzte und gar scharf zu blicken wußte. Die ses Auge verlieh dem Antlitze Annas Ernst und Strenge. Tie beiden Mädchen schritten zusam men durch's Leben, umschwärmt und bewundert, und sie blieben die besten Freundinnen, bis ein tiefer Schmerz, eine hohe Freude sie seelisch ausein anderriß. Das war die Liebe. Tauchte da plötzlich ein ausgelassener Bursche mit einem kecken Schnurrbart, und einem steten Lachen auf. der in sei nen freien Stunden keinen anderen eoenszmea zu verfolgen fchien, als jedem Mädchen und jeder Frau zu sagen, daß sie die hübschesten auf der Erde und er bis in die Ohren in sie verliebt sei. Das saate er auck der Gerta und dasselbe sagte er der Anna und Beide fanden den leichtsinnigen Burschen lieb und geistvoll und schön und Beide hatten ihn gern. Waren die Mädchen mit dem Fritz beisammen, da war er mit Jeder gleich bertlich, aber doch woa iede im StiN?n ab. ob aus einem Worte, einem Blicke nicht noch mehr Wärme und Innigkeit für sie heraustönte. Gerta trug ruhig die Freuden und Leiden der Liebe, in An oher TnWt die Gluth in Hellem Flackern. Mit wachsender Eifersucht beobachtete sie. daß die Einfachheit und Kindlichkeit Gerta's den jungen Mann mehr und mehr fesselten. Aber schließlich trug Anna doch den Siea davon. Der leichtsinnige Rursp entschied sich für sie. weil sie mehr Wio yane als die greundln. Gerta lieft sich in keiner Weis? mr. ken, wie schwer der Schlag sie getroffen. ein censch ahnte, was in der Seele des herzigen Mädchens vorging, wie ihr öc blutete und langsam ver. blutete. Im weißen Kleid: kam Gerta zur Freundin, um ibr tu aratuliren. Ki? brachte der Braut einen Strauß weißer Rosen, so weiß, wie ihre Wangen. ..Eine Rose behalte ick mir!" Imio sie zu Anna und ein irübes Lächeln er- schien aus ihren Kippen. UUozur Ich will sie aufheben!" Mit einem triumvkirend?,' Wrf. schaute Anna die Freundin nach, die heimwärts ging und die weiße Rose an das weiße Kleid nestelte und dann die Vorgänge zusammenheftete, fo daß kein Lichtstrahl in ihr Zimmerchen drang. t anoeren Tages herrichte Ent setzen und Schrecken in unserer Gas. sen". Tie Gerta hat sich vergiftet !" hieß es und so war es auch. Man wußte alsbald, warum die arme Gerta es gethan und als im nächsten Fasching oie Anna dem Fritz angctrant wurde, da wollte seine rechte Fröhlichkeit in die Menschen kommen, der schatten t:t armen Gcrta stand . vor Jedem, der sie gekannt. Es war keine sonderlich glücklich. Ehe. die da geschlossen worden war. Die Leidenschaft verflog, und heilig ver klärt von dem Glorienschein deS Her zensmartyriumS schwebte Eertrude vor dem zu spät Bereuenden. WaS wäre sie mir gewesen, dieses süße, reine, sanfte Kind!" so seufzte er oft in schwerem Sehnen nach der Verlorenen. Nach einigen Jahren schon gingen die Beiden auseinander; die Anna ist seit vielen Jahren in einem Wiener Ge schäfte thätig und wo der Fritz steckt, das weiß der Himmel. Mensch, die im LSss,r lebe. Die ezcentrischcn Engländer, die in allen Arten von Sport erfahren sind, haben oft eine ganz besondere Vorliebe für den Wassersport. Aber nicht genug damit, daß sie rudern, schwimmen und jeden sonst möglichen Sport a u f dem Wasser betreiben, sie suchen auch ihr Leben möglichst i m Wasser zuzubrin gen. ein Dasein, das während der Sommerhitze fast beneidenswerth schei nen könnte. Ein reicher Engländer, so erzählt eine englische Zeitschrift, hat ein liedlich gelegenes Besitztum in den schönen Wäldern von Derbyfhire. Hier kurirt er sich durch radikale Wasserkuren. Um vier Uhr Morgens steht er auf und bleibt zwei Stunden in einem Basfin mit kaltem Wasser. Um sechs Uhr frühstückt er und verbringt wieder eine Stunde unter einer kalten Douche. Dann zieht er sich an und macht einen Morgenfpazierzang. Nach dem Mittagessen, das er um zwei Uhr einnimmt, zieht er sich in ein eigens dazu hergerichtetes Wasserbassin zurück und hält hier sein Nachmittagsschläf chcn. der Kopf wird durch eine Kaut schukbinde über Wasser gehalten. Nach dem Abendessen taucht er wieder in'Z Wasser, so daß er thatsächlich sein hal bes Leben im Wasser tubrinat. Er versuchte auch seine Frau zu dieser Ge waltkur zu überreden. Das aber führte schließlich zu einer Trennung der Ehe galten. Ein anderer Wassernarr", der in Forkshire wohnt, erzieht seine Söhne nach einer eigenartigen Methode. Sechs Stunden am Tage müssen sie mit Ba den und Schwimmen zubringen; Mor genS fechten sie, veranstalten Wettläufe und rudern auf einem See, nur mit einem Paar Flanellhosen bekleidet. Im Winter ist der einzige Luzus, der ihnen gestattet ist, eine dicke Jacke aus Serge. Der Vater geht ihnen immer mit gutem Beispiele voran und nimmt an allen ihren Uebungen Theil. Ein reicher und exzentrischer Jung geselle verbringt fast den ganzen Tag in einem seichten See, der mit Schilf und Weiden umrahmt ist. Er bat aus Prinzip keine weiblichen Dienstboten im Vus, sonoern einen französischen Koch und einen italienischen Diener. Wäh rend er in aller Gemütblicbkeit im be nachbarten See fast den ganzen Tag schwlmmr, M sein Diener am User und ist immer bereit, die Befehle seines Herrn auszuführen. Ein bekannter englischer Schriftftel ler, der sich besonders durch kleine Er zählungen einen Ruf erworben hat, verbringt die meiste freie Zeit im Was ser. Seine Zimmer sind ein völliges Labyrinth von Wasserbassins, Dampf bädern und anderen Borrichtungen. Seine Lieblingspassion aber ist. zu schreiben, während seine Beine bis zu den Knieen in ein bewegliches Bassin getaucht sind, das unter seinem Schreib tisch angebracht ist. Er behauptet, daß er seine Gedanken ohne dieses Anre gungsmittel nur schwer auf seinen Ge genstand konzentriren könne. Im Som mer arbeitet er auch ohne Kragen mit entblößter Brust und bei weit geöffne. tem Fenster. Zur Abwechselung stellt er auch seine triefenden Füße auf eine Korkmatte und taucht seinen Kopf in das kalte Bassin. Das dient ihm, wie er sagt, zur Inspiration. Oft freilich gehen solche Radikalkuren nicht ohne böse Folgen vorüber. Ein englischer Offizier außer Diensten, der seine drei Söbne schon vom vierten Jahre an zu perfekten Schwimmern ausgebildet hat. und der selbst fast immer in den Bassins lebt, versuchte dieselbe Methode auch bei seiner Toch ter. Das Kind starb bald daran? an Lungenentzündung. crigineves Mitzverftäudniß. In einer kleinen Provinzialstadt wurde zu einem Kriegerfeste der Fürst auf dem Bahnhofe von den Spitzen der Behörden, fowie von dem Krieger verein empfangen. Bei der Vorstellung genoß auch der Präsident des letzteren die Ehre einer Vorstellung. Ter hohe Gast, welcher sich des KriegervereinS von seinem vorhergehenden Besuch er inncrte. äußerte dem Vorsitzenden ge genüber mit einem Blick auf den mili tärifch in zwei Gliedern aufmarschirten Verein: Sie sind stärker geworden. nicht wahr?" O, im Gegentheil, Hoheit," er widerte der Anucrcdcte. .ich habe zehn Pfund abgenommen." Vom Kasernenhof. Unteroffizier: Kerl, ziehen Sie doch mal das widerspenstige Haar aus Ihrem Schnurrbart! Sie verderben ia die ganze Richtung!"