Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 27, 1900, Image 15

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    I
Die papicrfitacl.
i'ON uns Nm urenliikge
Zi. o tu an 6 k ei 9.
t?:n
rn
Zwischen Bloem'ontain und laben
chu, m den Üftrn btS llobbcT-lKiwr,
lccxte eine englische Kompagnie als
Jkldwache unter dem Befehl deS Haupt
inann Mac O'Shall. Vor dem Zelte
tc festeren befand sich eine seltsame
Gruppe: in der Mitte ein junges, kraft'
ftrcxendeS Burenmädchen mit gebunde
nen Hönden und blitzenden Augen,
Unter ihr die englische Patrouille, welche
sie gefangen genommen hatte, vor ihr
der Hauplmann und sein Leutnant
Edward Burton. Ter andere Leutnant
wer am Tage vorher von einem Gra
natensplittcr getödtet worden. Burton.
t-ereits seit sechs Monaten im Felde,
hatte sich die Zeit zu Nutze gemacht und
die -prache der Buren derartig studirt;
daß er jetzt als Tolmetscher dienen
kennte. Um die Gruppe herum lun
gerten die Untcrofifziere.
.Fragen Sie das Zeufelsding. ob sie
Heiß, welch eine Strafe auf Tpioniren
steht." rief der Hauptmann, ungedul
big seinen Tegen in die Erde ftoßend.
Waren es die in der heißen Luft
zitternden Sonnenstrahlen, welche die
Täuschung hervorbrachten, oder zuckte
es um die gebräunten Züge d3 jungen
Leutnants wirtlich, als ob er ein lauteS
Aufheulen verbeißen wolle?
Seit sechs Monaten hatte er keinen
Weiberrock gesehen. Oder doch einmal,
als eine alte Megäre auf dem Spions
Ikp erschien. Wie hatten die Soldaten
da gespottet:
So sehen die hübschen Burenmädel
a'.!Z," riefen sie.
Als die alte Hexe aber das Gewehr
anlegte und mit größter Kaltblütigkeit
einem aus ihrer Mitte das Lebensticht
ausblieS, verging ihnen der Spott
Und später, als ihnen vor Turft die
Zunge am Gaumen klebte, verzogen sie
auch bet viel lächerlicheren Gelegenyel
ten keine Miene mehr.
Nun freilich, am Modder hatten sie
Wasser vollauf, aber es war auch da
nach, und wie schlecht es war, es wurde
getrunken.
So lange hatte die Begier, den Turfl
zu löschen, alle anderen Wun che aam
lich verdrängt. Nun kamen aber auch
die anderen. Dazu gehörte die me,
mals mehr in dieser Art gekannte Sehn
sucht, ein weibliches Antlitz vor sich zu
sehen, eine weibliche Stimme zu hören
Keiner empfand diese Sehnsucht so vev
zehrend, wie Edward Burton.
Setzt war sie erfüllt. Nie hätte er
geglaubt, daß eS so schöne Bumtmäd
chen aeben könne. Eine klassische Bild
sünle! Ja, die selbst, wenn er sie
in London abtroffen hätte
Hören Sie nicht, Burton Jnstrui
ren Sie sie über die Kriegsartikel, aber
in aller Schärfe. Tas wäre doch kurios
wenn wir ihr nicht den Mund öffnen
ktnnten. Stumm ist sie jedenfalls
nicht, dafür lege ich. die Hand m s
Feuer."
Tas Mädchen hatte in der That au
die bisherigen Fragen nicht geantwor
tkt. sondern nur unmerkliche Bewegun
ven mit der Mundpartie gemacht, als
wolle sie über ihre Umgebung spotten
Wer sind Sie? Wie heißen Sie
Haben Sie einen militärischen Auf
trag? Gewiß. Sie haben einen. die
Art, in der Sie der Patrouille zu eni
kommen suchten, verrieth ein böses Ge
wissen. Wenn Ihnen Ihr Leben lieb
ist. wie lautet der Auftrag?"
Welche BurenAbtheilung hat Sie
gesandt? Wo stehen Ihre Leute?"
Auf alle diese Fragen erfolgte keine
Antwort, als die sonderbaren Mund
dewegunqen.
Jetzt wird mir die Geschichte doch
lanaweilia." brauste der Hauptmann
auf. Burton. führen Sie sie hinter
jenen Welsen! Sechs Mann auf zwan
zig Schritt mit angelegtem Gewehr ihr
,7V . L t , ' V. ...atlll
gegenüber! uno oann 01s ore, gczayn
Äenn sie nicht den Mund aufmacht.
Feuer!"
Damit wandte sich Hauptmann Ma
O'Sball um und schritt in fein Zelt.
in dem er sich gähnend auf sein Lager
warf.
T5ie Kolonne marschirte hinter den
Felsen. Edward Burton verwandte
kein Auge von dem Mädchen, deren
durchbohrender Blick ihn kaum von der
Seite streifte.
Sie mußte sich mit dem Rücken an
den Felsen lehnen. Er kommandirte
die sechs Soldaten ihr gegenüber, hieß
aber nicht die Gewehre anlegen.
Mein Fräulein!" sagte er mit fanf
tcr Stimme und einem galanten Tone,
als ob er sich in einem Londoner Salon
befinde, ich habe in meinem Leben
keinen unangenehmeren Auftrag erhal
ten. Wenn Sie nur mit einigen Wor
ten Ihren guten Willen bekunden.
wnn Sie nur ungefähr die Gegend
angeben würden, aus der Sie gesandt
sind "
Tas Mädchen, das kaum auf ihn ge
chtet hatte, öffnete jetzt plötzlich die
reihen Lippen und fpie eine weiße
Masse auf den Sand.
Bei der heiligen Jungfrau!" rief
, Patrick, der Korporal, indem er das
Ting mit zwei Fingern aufhob, es ist
eine'Papierkugel."
Allerdings." sagte der Leutnant,
ihm hastig die Kugel auS der Hand
nehmend und sie ohne Spur von Ekel
, in den Fingern drehend, das ist ein
schriftlicher Auftrag einer Buren-Ab-theilung
an eine andere, wahrscheinlich
an die. welche hinter Thabanchu steht."
Mit der größten Sorgfalt suchte er
bis Papier zu entfalten, aber bald gab
er die unnütze Mühe au?. ES war eine
unentwirrbare weiße lhavt.
.Willen Sie nicht gestehen. waZ ,n
diesem Papier gestanden hat k" fragte
der Leutnant mit bebender Stimme.
.Ich weiß eS nicht." kam jetzt zum
ersten Male die klare Antwort von den
Lippen des BurenmüdchenZ.
.Wollen i-.lk nicht angeben, wo die
Buren stehen?"
.Nein."
.Tann muß ich Sie erschießen las
en."
TaZ Mädchen neigte schweigend das
Haupt.
.Bedeuten cit doch! Bedenken tt,
daß Sie in wenigen Minuten dort
auf dem Grunde des FluffeS liegen
önnen!"
Sie erblaßte.
Beeilen Sie sich," "sagte sie hastig.
.Sie quälen mich nur."
sie lind deren, Ihr reden zu
opfern r
Statt aller Antwort kniete daS Mäd
chen nieder, faltete die Hände und rich
tete den Blick zum Himmel.
Edward Burton ballte die häufte
und biß sich die Lippen blutig.
Nun stand ne wieder aufrecht, das
Auge auf die Soldaten ihr gegenüber
gerichtet.
sagen sie nur wenige Worte!"
&tan einer Erwiderung nur ein
finsterer, ungeduldiger Blick.
Legt an! Feuer!"
Ter Leutnant lehnte halb ohnmüch
tig, mit geschlossenen Augen an der
Felswand.
Besorgen Sie Alles. Patrick!" muv
melte er.
Ter Korporal ließ den Leichnam mit
Steinen beschweren. Ein dumpfer Laut
der Körper versank in den Fluthen
Als Burton die Augen östnete. fay er
nur noch einige träge Ringe auf dem
Wafer.
Am folgenden Zage kämpfte der
Leutnant mit einer kleinen Truppe wie
ein Wahnsinniger gegen eine große
Buren Abtheilung. Kein Engländer
kam lebend davon.
John
Nilsch in heller
zweiflung.
ver
Residenz es John Ritsch.
Größer Neu York.
Mister Editcr!
Esq,
WaS sein deS alleweil for Zeite! Te
iS ja was Schreckliches.
Ich for Mein Theil zieh es vor
elnstweile in die Eountry ze muve un
an ergend eme un
dekznme Platz ganz
im tiefste Kognito ze
lebe.
Nämlich eS iS jctz
ganz klier, daß es u
die Prominente ab
gesehe is. Jetz
courfe. der King vun
Jtally is ja net so
forchtbar prominent
gewese, anyhow net
im Vergleich zu Mir
un zu Annere. Ich
hör nämlich, daß der
Mann gar net so viel
Prapperty in seim
eigene Name qehatt Hot, sonnern Haupt
sächlich uff sei Position angewiese war,
Of course: zeichte thu Ich Mich net
Awwer Ich meen blos. Wann die paar
gekrönte Häupter, wo noch übrig sein
erst gefalle iein, dann geht s an un
annere Prominente. Sie wern sehe,
mir kriege hier aach noch die Rewolu
schen, dann, wie es die Extris hawwe,
Hot ja sogar der TägoPlot hier geftav
tet. Tesweac möcht Ich weiter rn de
Jnterior. Wisse Sie net e ruhiges,
stilles Städtche, wo noch kei EitälianS
un kei TSgoS un kei Tscheinies un kei
BorerS un kei Anörkists sein un wo
dergege die Lierverhältniffe bcfriedi
gend sein un e gutes Tröppche Mose
ze hawwe is?
Wo der Haupttrowwel in so erer Re
woluschenzeit unner anärkiftische, Ruhl
erei kimmt, des is. daß mer gar net
weiß, wie mer die Leit pliese soll, damit
se net Trommel mache un g'ege Eim
gehn. Lebt mer ganz eifach un spent
net txel un mixt up mit gewöhnlich,
Leit, da heißt's, mer wär e Geizhals
un e Meyer un ehenten daß mer dra
denkt. Hot mer sei lebensgefährliches
Attentat mitaus Warnung eweg.
Thut mer de Noble un de Liberale
spiele un gebt Geld her for Tscharity
un sonstige wohlthätige ZYeck, da
heißt's, mer wär e Geldprotz un e herz
loser Geldsack. (Bei dem Wege thun
Sie vier de Gefalle un lasse Sie uff
Mein Bild die Teimnnds un de Watsch
Chain weg, dann des könnt Offen
gewwe.)
Wann mer for Ordnung un Gesetz
un Goverment talkt, da werd mer der
schrie als e Kapitalsbeftie, wo blos des
unglückliche Volk knechte will. Thut
mer sympatteife mit die Leit, wo nix
hawwe un nennt se Brüder, dann werd
mer e Demagog gekallt un mer kimmt
erst recht uff die List.
Uff jede Fall is mer seines Lebens
nimmer sicher. Hauptsächlich fein es,
wie gesagt, die TügoZ, wo de Trowwel
mache. DeS.is des Schlimmste der
vor. Nämlich Ich hen mer immer vun
eme Tägo Mci Stimme! wichse loffe.
Des heißt, Ich hen immer en Zehn
Cents Polisch genomme. Wann Ich
jctz Mei Stimmet nimmer wichse loß.
da tracht mer am End der Kerl nach
dem Lebe, weil Ich en boykott. Wann
Ich aber hier bleibe un dem Kerl sei
igTa
Kcstümmer bleibe that, da fallt eS ihm
am End ei. eS als Erniedrigung umf
asse, daß Ich en als Schuhputzer estl
mirt hab un er nemmt e fürchterliche
Siilventsch an Mir.
Un grad so i5 es mit alle annere
Sache aach. Wer weeß nimmer, waS
mer thun soll.
Ich beneid merklich die arme Seit,
eil se kei Angst for ihr Geld ze hawwe
brauche, un derbel Z doch die Angst.
daß Ich selwer wieder arm wern könnt.
noch größer wie der Neid uff die Angst
oftgkekt vun die arme Leit. Mer weeß
gar nimmer, was mer nch wunicye tou.
Uff ,ede Fall den! Ich. daß Ich ,u
er Leibwach vum Goverment inteitclt
bin. Awwer dadorch könnt mer die
Anürlischte erst recht böS mache.
Einftweile geh Ich nor noch als Mit
telftand verkleidet aus un trink blos
hiesiges Bier, for net unliebsam ausje
falle. Awwer deS lS doch kee Lebe.
Tann for was Hot mer die TeimondS,
wann mer fe net zeige kann. TeS iS
werklich e Hundelebe!
Jhne deS Nämliche wünichend so lang
WilrtrhS f
.. l V IUIVH
YourS
John Ritsch. EZq.
Wann es derzu kimme thüt, daß Ich
als Opfer vun Meiner Prominenz
sterbe müßt, da wern Sie sehe, daß Ich
als e Hiro in de Tod gehn thüt. Am
mer wann mer emol todt iS. da nützt
es Eim aach nix mehr, daß mer e Hiro
iS. Tenn dann kann mer ja doch mm
mer uff sein Hiro-Record als Kandi
dät laufe.
lvie man einen Mann bekommt,
Vorigen Winter war ganz N
in Aufregung. Am Himmel der guten
Gesellschaft war ein neuer fetera auf
getaucht, Adele Heinemann, die Tochter
deS verstorbenen GenchtsrathcS Heine
mann. Nicht, daß Adele besonders
hübsch oder geistreich war, ihr einziger
seelischer Vorzug war ein stets gleich
liebenswürdiges Wesen. Aber sie galt
für die reichste Partie. Sie bewohnte
mit ihrer Mutter eine fürstlich einge
richtete Beletage. Mutter und Tochter
machten überall Visite, veranstalteten
Hausbülle und Tanzkränzchcn und nah,
men Besuche aufs Gastfreundlichste auf
Es hieß, Adele sei mit einem Vetter
einem Afrikareisenden, halb und bald
verlobt. Aber da Eugen, der die Zeit
bis zum Antritt einer neuen Reise in
N. zubringen wollte, selbst diesem Ge
rücht widersprach, so konnte Adele bald
auf eine Schaar von Anbetern herab
blicken, die alle bereit waren, ihr Herz
und Hand zu Füßen zu legen und da
für Herz und Geldbeutel in Empfang
zu nehmen.
Adele scheint praktischen Sinnes ge.
wesen zu sein, denn sie bevorzugte unter
ihren Verehrern den reichsten, den Sohn
des Bankiers Zahler. Arthur.
Plötzlich hieß es in der ganzen Stadt
die Heinemann's hätten ihr Vermögen
verloren und feien so verarmt, daß sie
nichts melnv als die Pension der Mut
ter besäßen. Die Angelegenheit wurde
natürlich auch im Renn-Club" be
fprochen. dem die Jeunesse cloree'
der Stadt angehörte, und da der Afrika,
reifende hier ein gerngesehener Gast
war, so ist es natürlich, daß man ihn
zunächst befragte.
Meine Herren," sagte Eugen lä
chelnd, ich muß Ihnen vollständig an
heimstellen, ob Sie mir glauben wollen
oder nicht, aber ich versichere Ihnen
daß ich in dem fraglichen Punkte selbst
nicht orientirt bin. ' Richtig ist. daß die
Gerichtsräthin auch mir gegenüber den
gänzlichen Verlust ihres Vermögens be,
nanal yat."
Ein schmerzliches Ah!" entrang sich
den Lippen Arthur s, welcher Adelen ,
Vetter zunächst stand.
Aber." fuhr Eugen fort, ich be
zweifle für meine Person, ob ich der
Tante Glauben schenken darf."
;,D, 0, 0," riefen Einige entrüstet.
!.Adele, meine Cousine, ist ein für
die heutige Zeit etwas zu ideal denken
des Mädchen. Sie will ihrer selbst,
nicht ihres Geldes wegen geliebt und
zcheirathet werden. Verschiedene An
fpielungen machen es mir nun fast zur
Gewißheit, daß Adele ihren Verehrer
prüfen will aber meine Herren, ich
habe genug gesagt sapienti sat!
Ich bitte um Ihre völlige Verschwiegen
heit meine Vermuthung bleibt un
ter uns."
Eugen trieb feine Freundlichkeit so
weit, sich von Arthur unter vier Augen
besonders interviewen zu lassen, und
aus den Aeußerungen des Ersteren war
zu schließen, daß Adele erst nach der
Hochzeit ihre List offenbaren wolle.
Und in diesem Punkt scheint sie mir
Recht zu haben." schloß Eugen, denn
nur Derjenige kann sie wahrhaft lieben,
der ohne Rücksicht aus Armuth oder
Reichthum sie zum Traualtar führt.
Sind Sie,nicht auch der Meinung?"
Entschieden!" erklärte Arthur mit
einem schlauen Augenzwinkern.
Er eilte noch an demselben Tage zu
Adele und bat um ihre Hand.
Sprechen Sie mit Mama." sagte
Adele so liebenswürdig, wie möglich.
Die Gerichtsräthin war im Gegen
satz zu ihrer Tochter eine' unliebens
würdige Dame und zeigte sich höchst
erstaunt" darüber, daß ein so reicher
Bankicrssohn ein so armes Mädchen
heirathen wolle.
Ter Schein trügt, gnädige Frau."
erwiderte Arthur, mitunter findet man
Armuth, wo man Reichthum vermuthet
hat und umgekehrt!"
.Ah!" machte die Tamc. ein wenig
heiterer werdend, .wenn sich das so ver
hält, läßt sich nichts dagegen einwenden.
Armuth pat zu Armuth. Reichthum
zu Reichthum Sie sollen meine loch
ter haben."
Tie Hochzeit wurde mit allem Prunk
begangen, ja sie siel so ptächtig auS.
daß Arthur am Morgen nach der Hoch
zeit feiner Schwiegermutter leise Vor
würfe wegen solcher Verschwendung
machte.
Thut nichts." sagte die Gerichts-
räthin, es war unser Letztes."
Wie, liebe Mutter? Ich verstehe
Sie nicht. Ich bitte Sie nun dringend,
mir zu fagen, wie yoaz pcy Adelen s
Mitgift belauft."
Keinen Pfennig haben wir mehr."
brauste die Tame auf. Tie paar
Tausend Mark, die wir besaßen, sind
in der letzten Zc,t völlig drausgegan
gen."
Ader eS hieß doch, sie waren sehr
reich"
Tas haben wir noch niemals be
hauptct."
und Ihr Better Eugen aat mir.
&it wollten mit dfrn vorgeben Ihrer
Armuth nur Adelen'S Freier auf die
Probe stellen."
Was geht uns das an, waS der
Windbeutel geiagt hat
Wo ist der schürte, damit ich ihn
züchtigen kann?"
Er fuhr mit dem Nachtzuae nach
Hamburg: er will wieder nach Afrika
Und Sie als ich sagte: Der
Schein trügt, mitunter findet man Av
muth, wo man Reichthum vermuthet
hat und umgekehrt "
Ta vermuthete ich, daß sie eben
falls arm geworden wären, und dann
wäre die Partie meiner Meinung nach
ganz paffend gewesen."
Allmälig beruhigte sich Arthur, und
heute lebt er mit Adele in glücklichster
Ehe.
Der Gamsdart"
ES war ein schöner Herbstabend
Tie Stammgäste saßen beim Lamm"
im Garten und lauschten andächtig au
die Worte des Apothekers Pülverlein
der vier Wochen verreift war und die
unglaublichsten Abenteuer in den Alpen
erlebt hatte. Allerdings ließ das sichere
Behagen, mit dem er es bisher erzählte.
etwas nach, seitdem Oberförster Treff
mayer erschienen war; denn dieser ließ.
waS Abenteuer galt, neben seinen eige
nen Erlebnissen nichts aufkommen und
drückte Jeden, der auch einmal etwa?
..Aufschnitt" serviren wollte, l erbar
mungslos an die Wand. .
Treffmayer hatte nch schon einige
Male unternehmend den langen Bart
gestrichen und die Pfeife aus dem
Munde genommen, als ob er reden
wollte. Aber immer wieder war er von
diesem Vorsaß abgekommen und hatte
nur leicht den Kopf geschüttelt. Tas
erhöhte aber gerade Pülverlein's Un
sicherheit, so daß er endlich seinen Be
richt abbrach und schwieg.
Jetzt war der rechte Augenblick ge
kommen.
Na," wgte der oersörner mi
emem boshanen wachem, und einen
schönen Gamsdart haben Sie da au
Ihrem Hut ! Wohl auch erbeutet V
Der Apotheker war etwas erblaß
..Aber natürlich!" murmelte er der
legen.
Mein Herr!" rief da Treffmayer
mit einer Bärenstimme und schlug au
den Tisch. Der Gamsbart ist falsch
Er sah triumphircnd im Kreise her,
um, wo seine Worte Sensation hervor,
riefen. Man machte unwillige, höh
nische Bemerkungen und blickte Pülver,
lein herausfordernd an. Dieser sah.
weun er sich jetzt nicht sofort glänzend
rechtfertigte, war er ein für allemal
verloren.
Nun hatte Pülverlein die glückliche
Gabe der Geistesgegenwart im kritisch
ften Augenblick; er pflegte da wie
seine Freunde sagten kalt zu werden
wie eine Hundsschnauze. So nahm er
auch jetzt mit einem Lächeln der Erin
nerung den Hut vom Kopf und fuhr
liebkosend über den geschmähten Gams
bort. Selbstverständlich ist er falsch !"
sagte er dabei. Belaure da eines Ta
ge's im Hochgebirg Gemsenrudel: Pür
sche ganz dicht 'ran ! Plötzlich Gemsen
wache gepfiffen Rudel über mich
weg erwische aber feisten Bock am
Bart Da, denken Sie sich, läßt mir
der Kerl den Bart in der Hand und
entfleht: Trug nicht das eitle Vieh
einen falschen Gamsbart ! Das da
ist er ! Infam was ?"
Ein donnerndes Hoch durchbrauste
den Garten. Nur der Oberförster
spuckte ärgerlich zur Seite.
Ein rafsinirter Gaunerstreich.
Ten Hofjuwelier Koblassa in Pots
dam ist einem rafsinirten Gaunerstreiche
zum Opfer gefallen. Neulich Abends
erschien in seinem Geschäftslokal ein ele
gant gekleideter, mittelgroßer, etwa 30
Jahre alter Herr mit starkem, blonden
Schnurrbart, welcher sich unter Ueber
reichung einer Visitenkarte als Leutnant
v. Wedell von der siebenten Kompagnie
des ersten Garderegiments zu Fuß vor
stellte und eine goldene Remontoiruhr
nebst Kette zu kaufen wünschte. Er
suchte sich die beiden Gegenstände im
Werthe von 450 Mark aus und bat,
dieselben in seine Wohnung zu schicken.
In Potsdam wohnt, wie dem Juwelier
bekannt war, feit Kurzem ein Leutnant
v. Wedell von de? siebenten Kompag
nie; er nahm deshalb keinen Anstand,
dem neuen Kunden, dessen persönliche
Bekanntschaft er soeben gemacht halte.
:e sachen zu senden. Ein iunger
Mann brachte die Gegenstände nach der
auf der Karte angegebenen Wohnung
Breiteftraßk 36 und traf den Herrn
Leutnant auch persönlich an. AIS die-
er dlk quittirie Rechnung 'ah, erklärte
er, daß er erst in einigen Tagen, nach
dem Geld von seinen Eltern eingcrros
en sei. zahlen könne. Ter Bote nahm
hierauf die Sachen wieder mit zurück
und erstattete Herrn Koblassa Bericht.
In Anbetracht deS Umftandes. daß
häufig von Offizieren Waaren auf
Kredit entnommen werden, sandte der
Juwelier nunmehr die Sechen ohne
quittirte Rechnung ab. Tem Boten
erklärte der angebliche Leutnant jetzt.
daß er noch einen Ring brauchte. Er
am gleich darauf nochmals in einem
Wagen vor dem Geschäft vorgcfahrcn,
und suchte sich einen Ring im Werthe
von 500 Mark aus. Er bat um Kredit
ür einen Monat, und der Juwelier
erklärte sich damit einverstanden. Nach
dem der Herr Leutnant wieder per
Troichke fortgefahren war, stiegen
Herrn K. doch Bedenken auf. Er er,
kündigte sich bei dem Zahlmeister des
Regiments und erfuhr zu seinem
chreck. daß er einem abgescimtcn Ber
lincr Hochstapler in die Hände gefallen
war. Leutnant v. Wedell war auf
einige Tage mach Berlin beurlaubt,
Hier wurden 'ihm in einem vornehmen
Restaurant die Schlüssel zur Wohnung
und die Vintenkartenta che gestohlen
Ter Gauner, der die That vollführte,
reifte sofort nach Potsdam, wo er die
Abwesenheit des Burschen deS Offiziers
benutzte, um seinen Trick auszuführen.
Es bandelt nch anicheinend um einen
längst von der Polizei gesuchten Hoch
ftapler. der sich an Ofnzicre herandrängt
und so gewonnene Bekanntschaften für
seine Zwecke ausbeutet. Von der Pots
damer Polizei ist schon festgestellt, daß
der Verbrecher wieder nach Berlin zu
rückgekehrt ist.
Ter verkannt Hüter des Gesetzes
Ein Abenteuer recht absonderlicher
Art erlebte dieser Tage der Pariser Ge
heimpolizift Fleury. Beim Turchschrei
ten der Rue de Rivoli erkannte der Be
amte eine gewisse Melanie Gourdon
die von der Polizei wegen zahlreicher
Tiebstähle schon einige Zeit gesucht
wurde. ' Froh, die Person, die schon
zweimal den Schutzleuten entwischt
war, in einer so belebten Straße
finden, ergriff Fleury die Diebin am
Arm. Die Gourdon ließ sich aber nich
so leicht verblüffen. Nachdem sie ver
geblich versucht hatte, sich los zu machen
gebrauchte sie eine List. Ihrerseits den
Arm des Mannes packend, begann
fie
laut zu schreien: Haltet den Dieb! Z
Hilfe!" Eine sich schnell ansammelnde
Menge umringte das Paar. Ter Be
amte konnte Protestiren so viel er wollte
man hörte nicht auf ihn; man glaubte,
daß eS sich um einen Ueberfall auf die
Frau handle, und schlug von allen
Seiten auf ihn los. Als er nun fühlte
daß er der Uebermacht unterliegen
müsse, feuerte er drei Schüsse in die
Luft ab, um die Aufmerksamkeit ande
rer Polizisten zu erregen. Es eilten in
der That fünf oder sechs uniformirte
Sicherheitsbeamte herbei. " Ohne au
die Erklärungen des Detektivs zu achten
packten sie ihn am Kragen, um ihn zum
Kommissariat zu führen. Fast wäre es
der Diebin letzt gelungen, sich aus dem
Staube zu machen. Ta erklärte Fleury.
daß man die Frau unbedingt mitfüh,
ren müye. Ihre Elle, zu entkommen
erregte auch Verdacht. Man be
mächtigte sich nun ihrer und zwang sie
mit zum Polizeirevier zn gehen. Vor
dem Polizeikommiffar klärte sich dann
auch die Sache bald auf. Melanie
Gourdon konnte endlich hinter Schlo
und Riegel gebracht werden und der ge
prügelte Detektiv erhielt eine besondere
Belobigung.
Das Alter der Buchstabenschrift.
Mit dem Alter der Buchstabenschrift
beschäftigte sich ein Vortrag von Pro
fessor Flinders Petrie auf der letzten
Britischen Naturforschergesellschaft. Bis
zum Jahre 500 v. Chr. läßt sich in
Aegypten der Gebrauch einer Zeichen
oder Buchstabenschrift zurückverfolgcn.
die mit der Hieroglyphenschrift nichts
zu thun hat. Aehnliche auf Kreta ge
fundene Zeichen deuten darauf hin. daß
sich diese Schrift gegen das Jahr 2000
im Mittclmeergcbiet verbreitet hatte.
In Karien und Spanien treten dann
60 ähnliche Zeichen auf. die man bis
her als Erweiterungen des griechischen
Alphabets betrachtet hatte, welche 43
bestimmte Laute bezeichneten, die aber,
wie es jetzt scheint, von dem altägypti
schen Zeichenschatz ausgewählt sinddessen
Bestand sich um 2500 auf l0 Zeichen
vermehrt hatte. Hiervon blieb in
Karien und Spanien etwa die Hälfte
in Gebrauch. Lange vor Ausbreitung
des phönicischen Handels waren diese
ägypto-griechischen Buchstabenzeichen im
Gebrauche der Küstenvölker des Mittel
meers. Die Phönicier scheinen dann
27 derselben ausgewählt und zunächst
als Zahlzeichen gebraucht zu haben.
Die diesjährigen Ausbrabungen der
englischen archäologischen Schule bei
Knossos auf Kreta haben Tafeln und
Ziegelsteine mit dieser vorhomerischen
Schrift, wie sie auch Evans auf den so
genannten Milchsternen der Inseln des
ägüischen Meeres gefunden hatte, an
das Licht gebracht, von deren Ent
ziffcrung wichtige Aufschlüsse über die
älteste Zeit Kretas zu hoffen sein
würden.
Ret , recht' 2,rt'.
Auf 'ma Tadakspäckle do
sind zwol Baura nag macht g wca,
Jockala vom Schmarzmald ra.
Des hat ma von weitem g seahZ
Tcscht a guoter!" fait der oi'.
sag m rHans. wia hoißt ma dea ?"
Wenn er guot ist." fait drauf dear.
Braucht ma' 'm au' koin Nama zgea!"
Tescht a guoter!" dean Tubak
Hant drum ülle Baura g'raucht,
Bis ma' endlich für dia Sort'
A nuis Etikett Hot braucht.
S sind de gleiche Baura drauf
G'wca und hent au 's ncmlich g'fchwützt.
Aber Tescht a guoter" ist
Halt viel schlechter ganga jetzt.
Wo der Roisend' au' na'kommt
Und sei' War' verkauf möcht'.
Saget e: I dank' recht schö'!
Ter Tubak descht net der recht'!"
Und wenn er au' zeahmol fait.
S e, ganz g wiß de nemlich Sort ,
Aelle lachet 'm enS G'ficht,
Aelle glaubet 'm koi Wort.
Und warum denn aber soll
Net mei' War' de nemlich' sei'!?'
Frogat er en Krämer drum.
Sind doch g'schcit! Was fällt Euch ei'?"
Und i' sag', 's ist net der gleich'!
Seit dear drauf, descht bombafeft!
Tenn die Baura dia beut acht,
Statt sechs Knöpf' an ihrer
West !"
Niemand.
Seit ich einen Hausstand führe.
Geht eS mir gar sonderbar:
Stets, wenn irgend was paffirte,
Heißt es, daß es Niemand war.
Niemand hat den Topf zerbrochen;
Niemand warf das Fenster ein;
Niemand hat daS Bier verschüttet;
Niemand schlug die Teller klein;
Niemand schwätzte aus der Schule;
Niemand warf die Lampe um;
Niemand kittete die Vase;
Niemand bog den Leuchter krumm;
Niemand warf den Silberlöffel
Mit dem Kehricht auf den Mist
Niemand kann mir Auskunft geben.
Wer denn dieser Niemand" ist!
Nicht überstürzen.
Sie: Es sind jetzt zehn Jahre der
gangen, seit Dich Dein Kollege um
hundert Mark, angepumpt hat. Denkt
er denn noch immer nicht an's Be
zahlen?" Er: Nein, aber er fängt jetzt nach
und nach an, sich ein wenig vor mir zu
geniren!"
Bost,aft.
,,Wenn ich älter werde, werde
mich doch bedeutend verändern."
ich
DaS kann ja nur zu Deinem Vor,
theil sein."
Rindermund.
Papa, sind die Schwalben die
Frauen von den Spatzen?"
Nein, mein Kind!"
Aber sie verreisen doch alle Jahre!"
Bei Gelegenheit.
Gatte (laut lesend): Morgen bleibt,
des Feiertag? wegen, die Börse ge
schlössen." Gattin: Für mich auch, lieber
Mann?"
Die Doktorin.
Meine Tochter ftudirt. in
Jahre hat sie ihren Doktor"!"
A:
einem
B: Meine Tochter ftudirt nicht,
aber ihren Doktor hat sie schon lange!"
verplappert.
Gast: Heute bin ich mit dem Gänse
braten nicht so zufrieden, wie die vorige
Woche."
Kellner: Aber gnä' Herr, das ist ja
die andere Hälfte!"
Ein neuer Begriff.
Frau: Komm, wir wollen dort in
die Konditorei gehen."
Mann: Kriegst Du vielleicht schon
wieder Deine Schlagsahne-Anfälle?"
Lgal.
Ihr Piano hat aber keinen
guten Ton, Herr Gold-
Besuch:
besonders
mann."
Protz: Schad't nischt.
aber doch zum guten Ton,
zu besitzen!"
Es
ein
gehört
Piano
Einfach.
Graf: Ach, Gott, meine Liebe, gäbe
es nur keinen Standesuntcrschicd!"
Fräulein: Aber. Herr Graf, der
Traualtar hebt ja allen Standesunter
schied zwischen uns auf."
Gut ausgedrückt.
Sängerin: Ich sehe es aber nicht
ein. warum gerade ich heute Abend
singen soll!"
Gastgeber: Aber ich bitte Sie. glau
ben Sie mir. Alles verlangt darnach!
Ihr Gesang ist geradezu ein 'schreiendes
Bedürfniß."
Zmmer derselbe.
Professor der Mathematik im Wirtbs
haus: Was giebt's zu essen. Kellner?"
Kellner: Hammelfleisch und Boh
nen. ganze oder halbe Portion?"
, Professor: ..Gut. dann geben Sie
mir also ein Mal Hammelfleisch plus
Bohnen, dividirt durch Zwei!"