Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Sept. 27, 1900)
i r1 Dl: simmon f.rnmett. ';iMi;9ifi: ooh v. Schlich:. Wohl schon zum 'cchften Mal knallte Heinrich, der Kutscher Des alten Medici' tialratheS (5scheridurz. mit der Peitsche, uni ein Zeichen seiner Anwesenheit zu geben, in immer kürzer werdenden Zmi schenrüumen wiederholte er daS Zeiche, über es blieb vergebens, der Medicinal rath kam immer noch nicht. Und doch war er sonst die Pünktlichkeit selbst. Sobald der Wagen vorfuhr, kam der Herr des Hauses auZ der Thür, oft ging er schon ungeduldig auf der Straße auf und ab. sich nach Heinrich um sehend, ob er immer noch nicht käme, ob gleich er ganz genau wußte, daß dieser stets mit dem Glockenschlage acht Uhr morgens und vier Uhr nachmittag? bei ihm vorfahren würde. Pünktlichkeit galt imHause des viel be schäftigten Arztes als etwas ganz Selbst verstandliches. .Wenn ich warten muß, müssen meine Patienten auch warten, und da? dürfen Kranke nicht." pflegte er zu sagen, und so war alles auf die Minute geregelt. ..Wo er heute nur bleibt," dachte Heinrich, ob ihm ein Unglück zuge stoßen ist?" Endlich, endlich trat die trotz der sechSzig Jahre noch ungebeugte, hohe, stattliche Gestalt auf die Straße, ein glückliches, frohes Lächeln auf dem :dlen, scharfgeschnittencn Gesicht, au? dem zwei große, blaue Augen mit un verkennbarer HerzenSgüte hervorleuch teten. .Nun. Heinrich, hast Du im Stillen ordentlich auf mich gescholten?" fragte er scherzend, ich konnte nicht eher, ich habe einen Brief bekommen, dessen In halt ich erst meiner Frau mittheilen mußte, denk Dir mal, die Hunnen kommen. Nun aber los, hier ist die Lifte." Einen Augenblick später zogen die Pferde an und mit demselben schmun zelnden Gesicht, mit dem der Herr sich in die Kiffen seines Wagens lehnte, thronte Heinrich auf seinem Kutscher bock. Heinrich war zwanzig Jahre alt. Vor etwa fünf Jahren hatte der Medicinal rath bei ihm eine sehr schwierige Augen spcration vorgenommen, die wider alles Erwarten sehr günstig ausgefallen war. Auf das Entschiedenste hatte der Arzt jedes Honorar abgelehnt, und ebenso entschieden hatteHeinrich. damals noch ein Kind darauf bestanden, irgend wie feine Dankbarkeit abtragen zu können. Na, Heinrich, des Menschen Wille ist sein Himmelreich." hatte der alte Me dicinalrath endlich lachend gesagt, wenn Du mir einen Gefallen thun willst, geh nach Haus und sage Deinem Bater. er sollte mir von Morgen früh an keinen anderen Kutscher schicken als nur Dich. Du darfst niemand fahren als mich und mußt immer für mich zu finden sein." In den langen Jahren hatte sich zwischen dem Herrn und seinem Kut scher ein fast freundschaftliches Verhält niß gebildet und Heinrich, der in dem Hause des McdicinalratheZ wie ein Sohn behandelt wurde, hing mit ab göttischer Liede an seinem Brodherrn und deffen Familie. Die Hunnen kommen." Das Wort hatte genügt, um auch in seinem Her zen eitel Freude und Sonnenschein her vorzurufen. Sein Herr war gewiß gütig und milde, aber so lustig und ausgelassen, wie in der Zeit, wo die Hunnen bei ihm waren, war er sonst nie. In jedes Haus, an jedes Krankenbett brachte der Medicinalrath die Kunde: Denken Sie sich nur. meine Hunnen kommen." und mit ihm freuten sich seine Kranken, wenn auch zum Theil aus Egoismus, da sie wußten, daß der Arzt nie geduldiger lange Auseinander fetzungen anhörte, als wenn feine Hun nen bei ihm waren. Und drei Tage später hatten die Hun nen ihren Einzug gehalten: zwei Mittel große, schlanke, zierliche Frauengestal ten mit schwarzen Augen und tiefschwar zem Haar, Zwillinge, einander so ähn lich. wie ein Ei dem anderen. Wie stets, kamen sie früher als sie erwartet wurden: lachend und tobend wie die Kinder stürzten sie von der großen Haus- diele die rn die obere Etage führende Treppe in die Höh' und erstickten die Mutter, eine Mittelgroße, etwas starke Fünfzigerin fast mit ihren Llebkofun aen. Nicht wahr. Mutting," fragte Blanka, die altere von den beiden, das nenne ich eine Ueberraschung. Drei Tage und drei Nächte haben wir auf der Eisenbahn gesessen, nur um zu früh zu kommen, denn wir müssen doch unserem Namen Ehre machen und wie unsere Ahnherren unerwartet und der hofft hereinbrechen. Aber wann kommt der Vater, ich sehne mich darnach, ihn zu begrüßen und außerdem" Haben wir beide einen furchtbaren Hunger." ergänzte Rosa lachend, mir ist, als wenn ich vor achtundvierzig Stunden daS letzte genossen hätte. Aber es ist doch gleich zwei Uhr. der Vater muß doch jeden Augenblick kom men." Und als sie nun seine Schritte auf der Treppe hörten, flogen sie ihm ent gegen und laut aufjubelnd schloß der Vater seine Kinder in die Arme. Endlich, endlich seid Ihr wieder ein mal hier, für's Erste lasse ich Euch aber nun nicht wieder fort." Acht Tage. Vater, länger können, mi Jahrgang 21. wir nicht bleiben." sprach Rosa, aber damit der Abschied Dir dann nicht so schwer wird, haben wir uns fest borge nommen, uns dieses Mal nichts schenken zu lassen nichts, gar nichts'." Einen Augenblick sah der Medicinal rath seine Kinder starr an, dann fing er an zu lachen, so herzlich, daß ihm die Thränen in die Augen traten und daß die Kinder mit in ein fröhliches Gelüch ter einstimmten. Sie zärtlich umfchlun gen haltend, trat er mit ihnen in das Zimmer seiner Frau. Haft Du schon gehört, Emmg. die Kinder wollen dieses Mal nichts ze schenkt haben." Nun saßen sie bei Tisch in dem großen. schön getäfelten Eßzimmer, an dessen Wänden auf den Börten alte, seltene Krystall und GlaSsachen in reicher Zahl standen. Lachen und Scherzen unterbrach sehr oft die ausgelassene Unterhaltung und mit heiterem Vergnügen lauschten die Eltern der fröhlichen Schilderung der Reise und der Erlebnisse ihrer Km der von der langen Zeit, da sie nicht zu Haus gewesen. Beide Töchter waren nach Rußland hin an reiche, angesehene Kaufleute vev beirathet. Rosa, die um wenige Stint' den ältere, hatte zuerst geheirathet und nur schweren Herzens hatten die Eltern ihre Einwilligung gegeben, sie konnten sich an den Gedanken nicht gewöhnen, ihr Kind so weit fortzugeben. Blanka blieb vorläufig bei ihnen, aber nur zu bald zeigte es sich, daß sie ohne die Schwester nicht leben konnte, immer häufiger und immer langer wurden im Laufe der Jahre die Reisen, die sie nach dem fernen Osten unternahm. Und einmal war sie zurückgekehrt, so blaß und traurig, so still und verzagt und doch wieder zutveilen ausgelassen lustig, daß das scharfe Auge des Vaters und Arztes gar bald die wahre Ursache erkannte. Mutter, Mutter," hat er eines Abends zu seiner Frau gesagt, paß auf, lange wird es nicht mehr dauern, dann wird auch Blanka uns verlassen. Ein schrecklicher Gedanke, und doch glaube ich, thun wir gut. uns bei Zei ten daran zu gewöhnen." Wenige Tage später war der Freier schon vor die Eltern hmgetreten und hatte um Blanka geworben, die er, als sie bei ihrer Schwester weilte, im Haufe seines Freundes vor mehr als Jahres frist kennen gelernt hatte. Mit Pomp und Glanz war die Hoch zeit bald darauf gefeiert worden, frohe Festestage waren es gewesen, zu denen die nachherige Einsamkeit, als auch da? letzte Kind das Elternhaus verlassen hatte, in schroffstem Gegensatz stand. Heller Jubel hatte geherrscht, als die Zwillinge ungefähr ein Jahr später zum ersten Mal zum Besuch gekommen und einen Monat hindurch dort zeblie den waren. Und bei diesem ersten zemeinschaft lichen Besuch hatten sie sich den Bei namen die Hunnen" dadurch erworben, daß sie so manches auS dem Elternhause. daS ihnen gefallen hatte, mit in die ferne Heimath nahmen. , Alljährlich pflegten die Zwillinge fortan eine längere oder kürzere Zeit im Elternhause zuzubringen und wie der Medizinalrath lachend zu sagen pflegte: Ihr ganzes Reisegepäck besteht in einer Zahnbürste und einem leeren, aber gro ßen Koffer, der bei ihrer Abreise sich trotz seiner Größe doch als zu klein er weist." Nichts lag den Zwillingen ferner, als ihre Eltern ihrer Sachen zu berauben, aber das große HauS war so angefüllt und überfüllt mit schönen, theuren und werthvollen Gegenständen, daß die Aus fteuer beider Töchter dem Hause ent nommen war, ohne auch nur die ge ringfte sichtbare Lücke zu hinterlassen. Aber Mutting,' fragte da plötzlich Blanka, eine Schilderung ihrer Dienst boten unterbrechend, wo haft Du denn dieses große, anscheinend schwere sil berne Theetablet he? das kenne ich ja noch garnicht r Fängst Du schor, so an," schalt Rosa, wir haben uns doch fest borge nommen, nichts laut zu bewundern, weil da? nach Meinung der Eltern doch nichts anderes heißt, als daß wir den Gegenstand gerne geschenkt haben wol len und schenken lassen, Blanka, daran erinnere ich Dich nochmals, schen ken lassen thun wir uns dieses Mal nichts, garnichts wenigstens nicht am ersten Tag." DaS Wort kam vom Herzen." La chend erhob der Doktor sein Glas und stieß mit den Seinen an. Jede Wahrheit muß belohnt wer den," sprach er dann, was meinst Du, Emmy, wenn Blanka das Theebrett nun so gerne leiden mag ich kann Dir ja bei Gelegenheit einmal ein an derea dafür kaufen." Aber Blanka wehrte ab: Nem, nein. auf keinen Fall, wir sind nur gekom men. um Euch zu sehen, mit Euch zu- Sonntagsgast. Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. sammen zu sein nein, noch aus einem anderen Grunde." Und der wäre?" fragte der Vater neugierig. Wir wollen ernsthaft durch unser Benehmen den häßlichen Beinamen die Hunnen" abschaffen." Und wirklich kam in der ganzen Zeit, da die Zwillinge im Hause der Eltern weilten, nicht der leiseste Wunsch, nicht die geringste Bitte über ihre Lippen. Ich weiß garnicht, was mit den Kindern ift," klagte der Medizinalrath eine? Abends bei dem Zubettgehen fei ner Frau, es find unsere Kinder und doch wieder sind sie es nicht. Wenn sie ledig wären, so würde ich sagen, sie sind verliebt und wollen unsere Einwilligung sich erwerben. Ader so stehe ich wirklich vor einem Räthsel, auf dessen Lösung ich gespannt bin. So viel weih ich aber, mir wäre eS lieber, sie hätten mir kein Räthsel zu lösen ausgegeben, son dem wären die Hunnen geblieben, die sie waren. Was hat man von seinem Reichthum, wenn man davon nicht ein mal denen, die unserem Herzen am nächsten stehen, abgeben soll." Der alte Medizinalrath redete sich ordentlich in Zorn hinein. Die Beiden sollen sich aber was schenken lassen, ich will eS. weißt Du. Frau. Du stellst morgen der Blanka daS silberne Theebrett in ihr Zimmer und ich füge für Rosa die beiden alten französischen Rokokoleuchter hinzu, die sie schon seit Jahren bewundert und die ich bisher stets wie durch ein Wunder zu retten wußte." Am nächsten Morgen, als die Zivil linste den Frühstückstisch besorgten, wurde der Plan zur Ausführung ge bracht, aber als der Medizinalrath Mittags von feiner Praxis znrückkam, standen auf seinem Schreibtisch die bei den schönen Leuchter und auf dem Eß tisch das silberne Tadlet. Gleichsam, wie in Folge einer gegen fettigen Verabredung wurde kein Wort darüber gesprochen, aber es gelang dem Bater doch nicht ganz, seinen Unwillen zu verbergen. Und obgleich die Hunnen da waren, wurde Heinrich, als er Nachmittags um 4 Uhr vorfuhr, hart angefahren, weil er immer erst auf die letzte Minute käme. Am Abend desselben Tages, als die Familie bei dem Abendbrot saß, wurde für jeden der Zwillinge ein großes Packet abgegeben, das der Medizinal rath für sie in der Stadt eingekauft hatte. Neugierig öffneten sie die Ver Packung und ein Ausruf der Freude und Ueberraschung entfuhr ihnen, als sie die ebenso schönen wie nützlichen Sachen sahen, die der Vater für sie be sorgt hatte. Nun, das werdet Ihr doch wohl von mir annehmen?" fragte dieser, obgleich eS ja fast den Anschein hat. als hättet Ihr Euch fest vorgenommen, mir jede Freude an Eurem Besuch zu rauben, oder wollt Ihr Euch diese Sachen auch nicht schenken lassen?" So zornig klang feine Stimme, daß die Zwillinge sich beeilten, ihn zu ver söhnen. Aber Vater, wie kannst Du nur glauben, daß wir Dein Geschenk zurück weisen würden?" Sie erhoben sich von ihrem Platz und schlangen zärtlich die Arme um feinen Hals; sie hatten ihn ja fo lieb in seiner unbeschreiblichen Herzensgüte, die nur darauf bedacht war, jeden Tag wenig stens einem Menschen eine Freude zu bereiten. Von neuem bewunderten Rosa und Blanka die vor ihnen ausgebreiteten Herrlichkeiten. Aber Vater." sagte Blanka da plötz- lich und unvermittelt, sei nicht döse. aber ich weiß doch' nicht, ob wir die Sachen mitnehmen können." Finster zogen sich seine Augenbrauen zusammen und die Zorncsader schwoll auf seiner Stirn. . Sei nicht böse. Vater." beeilte sich Rosa hinzuzusetzen, es ist ja nur. weil za Vater, wir haben dieses Mal. weil wir ja nur eine Woche bleiben. eine Handtasche mit und Ihr habt ja auch keinen großen Koffer mehr. Euren letzten habt Ihr uns ja im vorigen Jahr für immer ge'.iehen." Emmy, Mutter, haft Du schon in Deinem Leben so etwas gehört? Die Hunnen wollen sich nichts' schenken las sen. weil sie keinen Koffer haben. Als wenn man keinen kaufen könnte." Und der Medizinalrath lachte fo herz haft, daß feine fröhliche Stimmung auch die anderen ansteckte. .Kinder, kommt her und gebt mir einen Kuß nun seid Ihr wieder die alten und' nun, Emmy, wollen wir mit den Kindern durch das Haus gehen und sie sollen sich aussuchen, was sie haben wollen. Für den Koffer laßt mich nur sorgen." Drei Tage später waren die Hunnen wieder von bannen gezogen, das Lachen und Toben im Haufe war verstummt, traurig und schweigsam saßen die El tern Abends am Theetisch sich gegen über. Da fielen die Blicke des'Hausherrn auf einen großen, freien Raum auf der ihm gegenüberliegenden Wand. Nanu?" sprach er verwundert, was ift denn mit dem großen Achenbach'schen Bilde geschehen? Ist es herunterge fallen?" Mehr als daS!" lautete die Ant wort, die Hunnen haben es mit fort- genommen. Ter Koner. den Du be sorgt hast, war selbst für die vielen Sachen zu groß fest mußten sie doch liegen und damit sie fest lagen, nur deshalb, legten sie den Achenbach dar auf der paßte gerade so schön." Armer Achenbach." lachte der Haus Herr, das hast Du gewiß auch nicht geahnt, daß Dein schönes Bild einmal zum Verstauen von anderen Gegen ftäw den dienen würde. Ach Emmy." fetzte er dann traurig hinzu, .so leer, wie der Platz an der Wand, so leer ift eS in mir o heiter und voll Glückseligkeit, wie es in den letzten Tagen in mir war, wd es erst wieder werden, wenn ich Dir nach Jahresfrist wieder die Nach richt bringen kann: Die Hunnen korn men: binesische Rleidung. Eine genaue Beschreibung der ver- Ichiedenen Arten der chinefilchen Klei dung würde kaum in den Rahmen eines Zeitungsaufsatzes passen, weil solche Aufzählungen ermüdend und langwei lig find. Wir müssen uns deshalb auf einige allgemeine Angaben über die Männerkleidung beschränken. Werth volle Fingerzeige giebt uns die vortreff liche Einleitung, die auf Veranlassung des Vorstehers des chinesischen Heezoll amtes. Sir Robert fratt. m dem Kata- loge der chinesischen Abtheilung der internationalen Hygiene Ausstellung in London im Jahre 1884 herausge geben wurde. Das Reich der Mitte ift seit vielen Jahrhunderten so ausgedehnt, daß es die größten Temperaturunterschiede von tropischer Hitze bis zu sibirischer Kälte aufweift. Beinahe alle Landestheile haben jedoch sebr deine Sommer, wenn diese auch verschieden lange dauern. Bie yauter sind durchweg einstöckig und infolge deffen wenig luftig. Um der Luft wenigstens einigen Zutritt zu ge währen, läßt man in größeren Häusern eine Seite jedes Zimmers theilweise aus Holzrahmen herstellen, die mit dürlnem, Papier verklebt werden. Nur lanasam verdrängen die von den Aus- lündern eingeführten Fensterscheiben das Papier. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Häuser ist es noch in Ge brauch und da erfüllt es leinen Qmti hjchft unvollkommen. Denn im Som mer hat die Luft noch keinen ordent lichen Zutritt, während andererseits die Winterkälte durch das dünne Vavier gar nicht aufgehalten wird. Künstliche Erwärmung der Zimmer findet man fast nur in den nördlichen Provinzen, weil Cbina an finfmrmiitfi leidet, und Kohlen trotz des Kohlenreich- tyums einzelner Provinzen wegen man gelnder Eisenbahnen im allgemeinen theuer find. Diese Umstände haben von selbst zu einer Kleidung geführt, die im Sommer kUhl und im Winter warm ist. Im Laufe der ?labrbunderte ist dann im einzelnen mancherlei daran ae- ändert worden. Die Ansicht, die man selbst von Europäern in China manch mal hören kann, da die Chinesen über- Haupt keine Moden Hütten, ift in dieser Allgemeinheit falsch. Richtig ift jedoch, daß der Grundcharakter der Kleidung, trotz aller Wandlungen, die die Mode in Einzelheiten vorgeschrieben bat. im mer derselbe geblieben ist. Stets fin den wir als Obergewand die Ursprung lich mandschurige lange Robe, die je nach der Jahreszeit von sehr verschiede ner Dicke ift. Die unteren Theile des Körper? werden durch fie und durch die unten iuaeschnürten Beinkleider weit besser geschützt als durch unsere Klei dung. Während man im Sommer das bequemste Unterzeug darunter tragen kann. Bei zunehmender Kälte ziebt man einfach immer noch einen solchen langen Rock mehr .an. Auch die Kin der packt man dann dermaßen in stark wattirte Kleider ein. da sie oft ebenso breit wie lang werden. Sie bieten so einen sehr drolligen Anblick dar. Fällt ein so vermummtes kleines Dina bin dann ist es nicht im Stande, allein wie der aufzustehen, sondern muß wie ein rauschen unglua liegen bleiben, bis jemand kommt, der es auf die Füße stellt. DaS ift ein Nacktbeil für hi kleinen Chinesen. Als Vortheil werden fte es aber betrachten, daß ihre Winter kleidung fie vor Schmerzen sichert, wenn fie Prügel bekommen. Wer im Win. ter durch ein chinefischeS Dorf aeW No. 1!. kann zuweilen beobachten, wie eine Alte zornig auf ein Kind losschlägt, ohne damit sonderlichen Eindruck zu machen. Jedermann weiß, welchen Verdruß un unsere Kleidung bei plötzlichen Witterungsumschlägen bereitet. Wech sein wir im Frühjahr unsere Kleidung zu früh, so setzen wir unS bei Kälte rückfällen Erkrankungen aus; thun wir es zu spät, dann fühlen wir unS für eine Weile sehr ungemüthlich. Die Chinesen kennen keine derartiae Snr gen. Sie können, ja nach der Witte rung. rasch und ohne Gefahr für die Gesundheit, einen oder zwei Röcke ab legen oder wieder anlegen, und damit ist die ?ache gut. T,e chinesische Art der Kleidung hat in europäischen Augen einen Nachtheil, der erwähnt werden muß: sie läßt kein schnelles Gehen zu. Für die Chinesen selbst fällt dieser Um stand aber gar nicht in'S Gewicht, da man ra'che gonbewegung bei jedem, der eine lange Robe trägt für unziem lich hält. Außerdem benuden stets alle. die irgend die Mittel dazu haben, im Norden einen Karren und im Süden einen Tragsessel, die überall billig zu velommen find. Kulis und Soldaten tragen keine Roden. Abgesehen von dem erwähnten Nachtbeil den di'Cbi. nesen selbst gar nicht einmal als solchen empnnden. ist ihre leidung der unsri gen jedenfalls an Formen und Farben schönhcit und allgemeiner Brauchbar keit überlegen. Wenn ein Europäer im Sommer in seiner eng anliegenden Tracht vor Hitze umkommt, fühlt sich der Chinese in seiner lang herabflilßen den Ziobe von dünnster hellgrüner oder rein weißer Seide ganz behaglich. Um gekehrt empfindet der Europäer im Norden die Winterkälte bedeutend ftär ker als der Chinese, den schon oft allein der reiche Pelzbesatz seiner Kleidung für alle Ofenwärme entschädigt. In Europa haben die wenigsten Menschen eine Vorstellung davon, wie viel Pelmerk aller Art im nßrdIiA?n Theile des Reiches der Mitte mit sein? verhältnißmüßig sehr strengen Wintern getragen wird. Jedermann aus dem Volke besitzt ein Schaffell und könnte ohne ein solches der schneidenden Kälte auch aar nicht standhalten. Unter den eigentlichen Pelzen sind für den Besatz von iirooen Diejenigen am Beliebtesten, ein acrinaes Gewicht und dabei dock dichtes Haar haben, wie der Pelz des meinen tfiianes und Halsstucke von an deren Füchsen. Die kostbarsten von allen Pelzen find die der leider immer mehr verschwindenden Meerotter und oes schwarzen Kuchses. co theuer sie find, darf fie dock jedermann irsi?n dem sein Geldbeutel erlaubt. Hunderte und vei Besonders fchönen Exemplaren sogar Tausende von Mark .für ein ein ziges Fell ausnuaeben. Nickt hafs?ifi? gilt von den minder theuren Zobelfel- ien. Ale,elven dürfen in ihrer natür lichen Farbe nur von Civilmandarinen vom vierten und Militärmandarinen vom dritten Range an aufwärt? gctra gen werden. Wollen untere Beamte und Offiziere oder Privatleute ihre Robe oder auch nur ihre Kopfbedeckung mit Zobelfell besetzen lassen, fo muß eS zuvor gejaroi werden. Nur die Mit glieder der Hanlin-Aiademie in Peking, die sämmtliche literarische Nrsn,n beftinden haben, brauchen sich von der acyien Rangstufe an die Zobelfelle ich färben zu lassen: eine hübsche Auszeich nun geistiger Arbeit. Der Ka,s?r nh seiner Familie ift eine besondere Art von zaae aus Jovelfellen vorbehalten, worin die Felle so angeordnet find, daß die helleren Tbcile der Rrst wtw von liegen viioen. die genau in akl X ct n..w. ' i ... ' . 7 W t hf l 11 mm Avnanoe von einander ith?n m r sen. Niemand außer dem Kais?r d?k cinr viujk Aant oone oe ander? riank ;.ti. n.-... - . . L. . . niß tragen. Sie wird so gut wie aus, imucjjiiu, un Prinzen aus der lauer- lichen Familie verliehen. Zum Schlüsse sei noch eine sehr merk würdige Sitte erwähnt. Manda kinen. die aus den Provinzen nach Peking kommen, müssen, außer bei oer er ien Auoien,. die ihnen w ser gewährt, eine Robe vnn thnmWh.. farbener und mit goldgestickten Drachen verzierter Seid tragen, wenn fie an den Hof gehen. Nun sollte man denken, daß der erste Empfang beim Sohne des Himmels eine noch glänzendere Klei dung erheische. Aber das Umgekehrte ift der Fall: ein in der Hauptstadt an laugender Mandarin begiebt sich in ganz einfacher Kleidung ziu ersten Au dienz. Der Gedanke dabei ist der. daß der Beamte sofort nach der Ankunft und ohne sich erst die Zeit zum Wechsel der Kleidung m nevmen hnr f;m Gebieter erscheinen solle. Obgleich er dies nun in Wirklichkeit keineswegs thut, so behält man die Sitt, hn, si was wieder einmal ein Beweis für oas oeiannie Beyarrunq'vermöqen im Reiche der Mitte ist. ' f?in Tasckeudikd auf er 2!rfc dhn. lim amüsanter Vorfall spicltt sich in Budapest auf einer Linie Scr Straßen bahn ad. Eine üppige, aufgeputzte Dame hat den Straßenbahnwagen noch eben in dem Moment erreicht, als dieser sich wieder in Bewegung setzt. Er schöpft laßt sie sich auf einen Sitz fal. len und wischt den Schweiß vrn der Stirne, ganz unbekümmert um den Herrn, der ihr eine ziemliche Strecke rückwärts folgt. Verfolgt er fie. oder folgt er ihr nur i Diese Frage deschäf. tigt die übrigen Passagiere, wahrend fi? die Chancen erwägen, ob der Herr den Wagen noch einholen wird. Endlich gelingt eS ihm, die Platform zu erklim men. und er poftirt sich neben der Dame. Einige Zeit später wendet er sich plötz lich um. es hat ihn Jemand auf die Schulter geklopft; sein Gesicht verzieht sich zu einem Fragezeichen. Noch ift er nicht klar, an wen er sich um Aufklä rung wegen der Behelligung zu wenden hat, da erhält er eine schallende Ohr feige. Schreiend legt sich die Dame in'S Mittel, war sie doch selbst in höchster Gefahr, daß der Zurücktaumelnde auf sie fallen werde. Ter ganze Wagen ift m höchster Spannung, und voll Neu gierde hört man den schlagfertigen Herrn: Entschuldigen, gnädige Frau, der Mann bat Ihnen die Geldtasche ge stöhlen." Was geht das Sie an?" ift die un erwartete und schroffe Antwort der Dame, die einen fragenden Blick auf den Taschendieb wirst. Ja. Netti. ich habe kein Geld bei mir und ich habe die Fahrkarten zahlen wollen, darum erlaubte ich mir" und er weift auf das Portemonnaie. . . Dann fährt er wüthend auf seinen Gegner los: Sie. die Dame ift meine Frau" Er kommt aber nicht weiter. So. dann bitte ich vielmals um Entschuldigung. Wenn Sie sich zu revanchiren wünschen, bitte, wählen Sie zwischen meiner rechten und linken Wange." Durch so viele LiebenSwür digkeit entwaffnet, wird der beleidigte ganz sanft und bemerkt gutmüthig: Na. Ihre Hand in allen Ehren. Sie könnten Häuptling bei den Boxern sein. Und was die Taschendiebe betrifft, ich werde sie nicht vertheidigen. Ohrfeigen Sie sie ! Aber müssen es denn solch? Ohrfeigen sein?" Die Unbill einer Königs.Mumi. Der berühmte französische Aegytologe Morgan erzählte einem Mitarbeiter deS Journal" folgende hübsche Anekdote: Morgan hatte bei feinen Ausgrabunen m Aegypten die Mumie eines Ramfes entdeckt. Als er mit feinem kostbaren Packet eine Eisenbahnstation erreichte. weigerte er sich energisch, es dem Ge päckwagen anzuvertrauen. Er mußte daher wie für sich auch ein Billet erster Klasse für die Mumie nehmen. Wie verdutzt würde wohl der Pharao gewe sen sein, wenn er nach 3000 Jahren des Schlummers erwacht und sich auf dem Wege zu seiner Residenz in einem Eisen bahncoupee gesehen hätte. Die Hülle eines Königs war aber noch nicht am Ende der traurigen Wandlungen de? Schicksals. Auf dem Zollamt in Kairo erwartete ihrer die schrecklichste Demü thigung. Was haben Sie da?" fragte der Steuerbeamte und zeigte auf den Sar kophag. Eine Mumie." Sie kann ohne Bezahlung nicht pas firen." Die Mumien brauchen beim Zoll amt nichts zu bezahlen." Wir wollen im Register nachsehen." Da? ganze Personal des Zollamts be ginnt in einem enormen Folianten zu suchen. Nichts ! Der Artikel Mumie" war von der Verwaltung noch nicht vorgesehen. Bringen Sie dieselbe doch, hinüber als eingesalzenen Fisch und bezahlen Sie drei Piaster!" sagte der Beamte. Und RamseS hielt seinen wenig feier lichen Einzug in Kairo als einge salzener Fisch" I Sin Mißverständnis. Ein ergötzliches Stückchen vollführte dieser Tage ein Dienstmann in Strau bing. Mit dem Abendzuge war ein Reisender angekommen, der einen beim Stadttdurmdurchaanae gebenden Back- träger fragte, ob ein Optiker" hier' sei. AIS durchaus ortskundig, gab der Dienftmann Bescheid mit den Wor ten: .Ja. ös is oaner da '" ..Gut dann führen Sie mich auf dem nächsten Wege zu iym." Pslichtelsrlgft durch schritt nun der Dienstmann mit dem Lerrn und dosten Koffer den Tk,?r?Iin, platz, die Passauer- und Frühlings- nrane. In der Wäbe des ..ffrüb nas- gartens" meinte der Reisende: Hm. der .Optiker" wobnt aber ibseits!" .Ja", äußerte der Dienstmann, bri uns is döS Muaßsach bei dö Abdecker, von wegen des Geruches, denn die todten Viecher riechen nöt auat!" Das Antlid deS Reisenden zog sich in die Länge. vad ich doch gesagt, ich will zum Optiker und nicht zum Schinder!" Ja o." agte der verblutn dreinschauende Dienstmann. warum sag'nS denn dös nit glei ! Da muaß ma wieder retour." uguterletzt mußten Beide ob ihres Mißverständnisses herzlich lachen. Der verliebte Studio. StudiosuS : ..ffräulein Lieschen sind zu reizend, geradezu wie wie der Gelddriesträger!" j