Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 27, 1900, Image 12

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    in ganz kleiner Irrthum.
Huinorcske von Paul i' li.
Int NordwkftkN Berlin trcbr.i der
Zah..arzt Tr. Lei n;X lern jüngst die
folgende luftie G-schi" passill xi,
die ich ,u Nu? und Frommen Aller
hier erzählen will.
Tr. Lennich hat eine sehr umfang
reiche PrariS. weil er ein sehr geschick
ter Ärzt ist und tretzbem nicht zu hohe
Preise nimmt.
Man sollte nun meinen, daß Leute,
die von ihren Zahnschmerzen so billig
befreit werden, zum Tank dafür auch
gleich baar bezahlen daS ist aber
leider nicht der Fall, im Gegentheil. eS
kommt sogar vor. daß manchen Leuten
schon ein neuer Zahn gewachsen ist.
bevor der ehedem gezogene noch be
zahlt ist.
Solch einen hartgesottenen Borger
hatte der Arzt, da anders kein Geld zu
bekommen war. verklagen müßen. Na
türlich war auch das vergebens, denn
der Mann hatte nicht? feine Gold
Plomben konnte man ihm auch nicht
nehmen und fo mußte denn der ge
prellte Arzt auch noch die Gerichtskosten
bezahlen.
EineS TageS erschien bei Tr. Len
nich der blaue Mann brutale Men
schen nennen ihn Gerichtsvollzieher
um die Kostenrechnung im Betrage von
6,30 Mark einzuziehen.
Ter Arzt war mitten in der Arbeit
daS Wartezimmer war gedrängt
voll, und da im Sprechzimmer eben
eine größere Operation vorgenommen
wurde, bei der unser Doktor nicht ge
stört werden durfte, so führte der Die
ner, ein altes Faktotum des Hauses,
den blauen Mann in'S Wartezimmer.
Der Mann des Gesetzes wurde von
den Patienten mit großen Augen an
gesehen. Sehr beliebt beim Publikum
find diese Leute ja niemals, und so
mag denn dem Beamten auch wohl
nicht gerade angenehm zu Muthe ge
Wesen sein, als er so viel fragende
Augen auf sich gerichtet sah. Indessen
ertrug er eS mit Geduld und wartete
wohl zehn Minuten. Länger aber
'schien er keine Zeit zu haben, und da
der Doktor noch immer nicht mit der
Operation zu Ende war, vollzog er
kurzer Hand daS Gericht, holte ein
blaues Siegel genannt auch Kuckuck
hervor, klebte eS.auf die Seiten
wand des großen Pfeilerspiegels und
ging fort.
Sprachlos sahen die Patienten sich
an das hatte dem Doktor doch Nie
mand zugetraut zu sagen aber wagte
keiner etwas.
Endlich war die große Operation im
Sprechzimmer beendet, und nun wur
den die anderen Patienten der Reihe
nach abgefertigt.
Jeder sah den Doktor halb erstaunt,
halb mitleidig an, was dieser, der von
jitm Erscheinen deS blauen Mannes ja
keine Ahnung hatte, sich durchaus nicht
erklären konnte und jeder, aber auch
jeder bezahlte sofort nach beendeter
Behandlung, wofür der immer mehr
erstaunte Doktor erst recht keine Er
klärung finden konnte.
' Nach Schluß der Sprechstunde zog
Doktor . Lennich seelenvergnügt den
Ueberrock an und ging in sein Stamm
lokal zum Mittagessen, denn er war ja
noch Junggeselle.
Inzwischen räumte der alte Diener
auf, und da entdeckte er zu seinem Ent
setzen daS Siegel am Spiegel. Jetzt
war auch er sprachlos. Natürlich hatte
er das Erscheinen des Beamten längst
vergessen, und da er ihn später nicht
mehr im Wartezimmer gesehen, hatte
er seinem Herrn auch gar nichts davon
gesagt. Nun aber war er in tausend
Aengften und jetzt wagte er schon gar
nichts mehr zu sagen, weil er fürchtete,
daß der Doktor ihn entlassen könne.
Also nahm er den Shawl deS Thür
Vorhangs und zog ihn fo vollständig
zurecht, daß der blaue Vogel vollstän
big dadurch verdeckt wurde. Nun war
er ja vorerst gesichert. Inzwischen wollte
er nachsinnen, wie er sich am besten au
der Klemme ziehen konnte.
.Berlin ist Weltstadt", so prahlt der
geborene Berliner wohl gern, in Wirk
lichkeit aber bildet in Berlin ein jeder
Stadttheil eine Stadt für sich, und
innerhalb eines solchen Theils ist der
Klatsch fast ebenso groß, wie er es in
den Städten der Provinz sein soll.
Nichts war natürlicher, als daß sich
die Neuigkeit, beim Dr. Lennich habe
der blaue Mann gesiegelt, mit rasen
der Eile in dem ganzen Stadtviertel
verbreitete. Jeder Patient erzählte es
zu Hause,' bei den Angehörigen wie bei
Freunden und Bekannten, und so wußte
eS bald jeder, der den Doktor kannte,
nur dieser selbst wie daS ja immer
so ist hatte keine Ahnung davon,
daß alle Welt ihn mit einemmal für
einen ruinirten Mann hielt.
Am nächsten Tage war der gute
Doktor nicht wenig erstaunt, als im
Laufe deS Vormittags nacheinander
wohl ein Dutzend Rechnungen zur Zah
lung ihm vorgelegt wurden: der Koh
lenlieferant, der Schlächter, der Bäcker,
der Kaufmann, der Schuster, Tchr.ei
der und Wäschelieferant, sie alle kamen
und wollten Geld haben.
Tr. Lennich war ein reeller Mann,
er sagte sich, wenn die Leute mir die
Rechnung schicken, dann werden sie
wohl Geld brauchen, mithin bezahlte
er alles, obgleich es ihm nicht allzu
leicht war, nur wunderte er sich, daß
alle auf einmal kamen. Aber darüber
lange nachzudenken, blieb ihm nicht.
eil sein Wartezimmer wieder
aedränzt voll stand.
ZU Kunde von dem so plötzlichm
Ruin deS ?I?zt?S. den elle für einen
scliden und wohl bemittelten iLljr.n
geh alte::. d:a::z euch in daS HauS des
Hrrn Äergemznn. für dessen Zsch:?r
der Arzt ein so lebhaftes Interesse
gezeigt hatte, daß man jeden Tag dar
auf gefaßt wir. er würde um die Hand
der schönen blonden Elfe anhalten.
Papa BerzemLnn. ein würdiger,
alter Herr, der gegen die Verbindung
seine? KindeZ mit dem Toktor gar
nichts einzuwenden hatte, wollte die
Neuigkeit durchaus nicht glauben und
erklärte sehr bestimmt: TaS ist
Klatsch, von Neidern erfunden, sonst
nichts! Ich kenne den Toktor besser!'
Tante Luise aber, eine wüthende
alte Jungfer und Männerfeindin, rief
voller Empörung: .Ohnein. ich glaube
es schon! Er ist eben wie alle modernen
jungen Männer, ein Durchgänger, der
sein Hab und Gut verjubelt und sich
dann durch eine reiche Heirath wieder
emporbringen will."
TaS hörte Fräulein Elfe, und da sie
den Toktor herzlich lieb hatte, fing sie
laut zu schluchzen an.
.Mach' mir daS Kind nicht ängst
lich!" rief der alte Herr, der durchaus
keine Thränen sehen konnte.
Wüthend ging die Tante hinaus.
Am Abend kam Dr. Lennich zur
Skatpartie. Gleich beim Eintritt
merkte er, daß etwas vorgefallen war.
Ter alte Herr war zwar freundlich,
aber doch ein wenig zurückhaltend, die
Tante war geradezu feindselig . und
Elschen hatte rothgeweinte Augen und
war ganz verschüchtert. Er fand keine
Erklärung dafür, er hoffte aber, daß
sich die Stimmung im Laufe des Abends
bessern würde.
Aber er hoffte vergebens. Im Gegen
theil, die Entfremdung wurde immer
größer, und deutlich merkte er, daß
irgend ein Unheil in der Luft lag.
Endlich ging eS nicht mehr weiter
so. , Der Doktor platzte mit der Frage
heraus: Meine Herrschaften, irgend
etwaS ist hier geschehen, das uns alle
wie ein Alp bedrückt Herr Berge
mann, ich bitte, schenken Sie mir kla
ren Wein ein.-
Ter alte Herr räufperte sich zuerst
ein wenig und erzählte dann dem Arzt
gerade heraus, was man über ihn
,munkelte.
Dr. Lennich war zuerst erstaunt,
dann empört und schließlich vergnügt.
Nicht ein wahres Wort ist daran!" rief
er lachend.
Tante Luise aber entgegnete würde
voll: Bitte. Herr Toktor. meine
Freundin hat es selbst gesehen, wie
Ihr Wartezimmer versiegelt worden
ist und meine Freundin lügt
nicht!
Belustigt antwortete darauf Dr.
Lennich. nun, meine Herrschaften, das
Einfachste ist doch wohl, wir fahren zu
mir und überzeugen uns, wer hier
eigentlich im Recht ist."
DaS geschah. Alle stiegen in eine
Droschke und fuhren nach der Wohnung
des Arztes.
So, bitte sehr, meine Herrschaf
ten." rief heiter der Doktor, hier ist
mein Wartezimmer, bitte, suchen Sie
die Siegel!" Damit zündete er die
Gasflammen an und ließ die drei ein
treten.
Sofort stürzte die Tante auf den
Spiegel zu und rief triumphirend:
Nun. Herr Toktor, bitte, überzeugen
sie sich,' ob ich gelogen habe!" Dabei
hob sie den Thürvorhang hoch, so daß
man das blaue Siegel sehen konnte.
Sprachlos sahen die Andern darauf
und sprachlos starrte der Doktor einen
nach dem andern an. Plötzlich riß er
an dem Glockenzug. so daß der erschreckte
alte Diener ängstlich hereingemackelt
kam.
Wie kommt das Siegel an den
Spiegel?"
Der alte Diener stand zitternd da
und gestand endlich, daß er gestern ver
gessen habe zu melden, der Gerichts
Vollzieher sei da gewesen.
Allgemeines Erstaunen und Ent
setzen, nur Tante Luise nickt mit einem
boshaft triumphirenden Lächeln.
Aber ich schulde doch keinem Men
schen etwas!" schrie,der Doktor wüthend,
da er durchaus keine Erklärung dusln
finden konnte.
Endlich fragte der alte Herr: Hai
Sie denn Jemand verklagt, oder sind
Sie verurtheitt worden?"
Gott bewahre! Ich habe Jemand
verklagt, leider aber nutzlos, so daß ich
letzt sogar noch die Gerichtskosten dazu
bezahlen muß." rief der Arzt.
Plötzlich lachte der alte Herr laut
auf:
Na, da haben wir ja eine Erklä
rung dafür! Der Beamte war hier,
die Kosten einzuziehen, jedenfalls waren
Sie beschäftigt, und da er nicht warten
konnte, hat er kurzen Prozeß, gemacht
so erklärt sich ja jetzt Alles!" Lachend
schüttelte er nun dem Arzt die Hand,
und dann fuhr man wieder zurück, die
so jäh unterbrochene Skatpartie zu
Ende zu führen.
Vierzehn Tage später bekam der
Toktor dann die Aufforderung, sie
6.30 Mark sofort zu bezahlen, widriger.
falls die gepfändeten Sachen sofort der
steigert werden würden.
Natürlich zog eS Dr. Lennich vor.
die Summe sofort zu zahlen.
Mit der Quittung aber ging er zu
Bergemann's, bewies dort, daß nicht
Ehrenkränkendes mehr auf ihm laste
und bekam zum Dank dafür das Jawort
von Vater und Tochter.
Nur Tante Luise schmo.t r.:ch
immer.
Aerzte und 2lp?tbcfcr in biiu.
Tas Reich der Mitte ist daZ Land
der Aerzte vom Schlage Tr. Eisenbarts.
Tie Tiaznose. Prognose sowie die Be
Handlung aller Krankheiten beruht ein
üg und allein auf der PulsTheorie.
Tie bezopften Jünger Aeskulaps wollen
die Natur jeder Krankheit durch ein
facheZ Fühlen deS PulfeS erkennen.
Tiefe PulS-Theorie ist aber eine ganz
besondere. Jeder Theil deS Körpers
hat nämlich einen bestimmten Puls.
Sie fühlen ihn zunächst an beiden
Handgelenken, und damit nicht genug,
sie können sogar sechs verschiedene Pulse
an verschiedenen Theilen jedes Armes
fühlen. Ferner hat nach ihrer Mei
nung die Wärme ln der Gallenblase,
die Feuchtigkeit in den Nieren ihren
Sitz, die Seele wohnt in der Leber und
im Gehirn, Freude und Zuversicht im
Magen, welch letzteres ja nach Anfchau
ung manches Menschen recht verständ
lich ist. Die ärztliche Praxis ist in
lzhina frei, und nur die Leibärzte deS
Kaisers, etwa 30 an Zahl, müssen vor
einem Kollegium in Peking eine Prü
fung bestehen. Sonst heilt Jedermann,
der die alten Rezeptbücher studirt hat.
frisch darauf los. Natürlich erfreuen
sich auch, ganz wie bei uns, manche
Aerzte in China größerer Beliebtheit
als ordere. So sind z. B. solche, die
auS alten Aerztcfamilien stammen, sehr
gesucht. Berühmten chinesischen Aerz
ten werden sogar Tempel errichtet, in
denen sie gemäß dem AhnenkultuS der
Chinesen verehrt werden. Dagegen
kann der europäische Arzt dem Chine
sen gar nicht imponiren. schon deshalb
nicht, weil der Europäer nicht so viele
Instrumente nöthig hat. Das Beile
gen von Spottnamen seitens des Volkes
an einheimische Aerzte ist etwas ganz
Gewöhnliches. und zwar giebt man
ihnen Namen der Arzeneien, welche sie
am häufigsten verschreiben, wie z. B.
Dr. Rhabarber, Dr. Hirschhornsalz
u. dergl.
Die Lebensweise aller dieser Aerzte ist
so ziemlich die gleiche. BiS gegen 10
Uhr erwarten sie in ihrer Wohnung
Patienten, dann machen sie ihre Be
suche, und zwar meist in einer Sänfte.
KZ kommt mitunter vor, daß der Kranke
über die Hausthür das Schild des Tok
tors hängt, damit der letztere die Woh.
nung leichter finden kann; denn dies ist
in einer chinesischen Stadt, wo ein HauS
dem andern so sehr ähnelt, keine Klei
nigkeit, und das Numeriren der Häuser
ist bis jetzt unbekannt in China. Der
Medikus wird von den nächsten Ver
wandten des Kranken mit tiefen Bück
lingen empfangen. Man bietet ihm
Thee und ein Pfeifchen an und fordert
ihn dann auf, oen Puls des Kranken
zu fühlen, der ihm ja alles sagt. Tann
wird ein möglichst langes Rezept mit
Pinsel und Tusche auf ein großes
Stück Papier geschrieben und zur Apo
theke gebracht.
Das Aeußere und auch wohl die in
nere Ladeneinrichtung der chinesischen
Apotheke macht einen leicht zufrieden
stellenden Eindruck. Der einsichtige
Europäer wenigstens wird sich an der
mit einer gewissen Regelmäßigkeit vor
zufindenden Inschrift: Dem Apotheker,
der Droguen einkauft, gebühren zwei
Augen: für den Doktor, der sie anwen
det. genügt eins; der Patient aber soll
blind sein!" nicht sonderlich stoßen;
auch wird er den in einer Ladenecke auf
gerichteten, den Vorfahren deS Besitzers
gewidmeten kerzenduftenden und spei
senduftenden Altar als eine berechtigte
Eigenthümlichkeit gern mit in den Kauf
nehmen. Und vollends beruhigen wür
den ihn die Reihen wohlgeordneter Por
zellantöpfe. die ihm entgegenleuchten,
mehrere blitzblank geputzte Marmor
und Granitmörfer, eine Anzahl von
Sieben zum Pulverisiren und einige
feuerfeste Tiegel, welche Geräthe insge
sammt die Ausstattung der chinesischen
Apotheken ausmachen. Die Kunst der
chinesischen Apotheker, die im Umgange
eine stoische Ruhe bewahren und sich
mit Vorliebe in Sentenzen auszudrücken
belieben, um den gedankenvollen, in-
tellektuell überlegenen Menschen zur
Schau zu tragen, beschränkt sich auf
die allerdings hochausgebildete Fähig
keit des Konservirens und der Zuberei
tung von Pflanzen und anderen Natur
erzeugnissen. Im Uebrigen ist dem
Chinesen weder der Unterschied zwischen
Chemie, Physik und Naturgeschichte be
kannt. noch hat er je etwas von wissen
schaftlichen Methoden zur Bestimmung
der Temperatur und des spezifischen
Gewichts gehört. Er stellt zwar eine
Reihe chemischer Substanzen richtig her
und fügt sie nach den von ihm vom
Arzte" gesandten Rezepten zusammen,
allein das Verhältniß, in welchem er
die verschiedenen Substanzen zu einer
Arznei" zusammenbraut, ist vollkom
men gleichgiltig. Die Wirkung der
Arznei hängt ach chinesischem Glauben
lediglich von der Form ab. in welcher
sie dargereicht wird, ob in Pillen oder
Pulverform oder aufgelöst.
Tie amerikanischen Zollbeamten, die
hauptsächlich mit der Uebermachung der
chinesischen Einfuhr betraut sind, haben
vor einiger, Zeit dem inanzmini
ftenum in Washington eine lange Lifte
der verschiedenen Medizinen. Medika
mente und Geheimmittel eingesandt,
melcke die Söhne deS Reiches der Mitte
zur Beglückung oder Behandlung der
in den Vereinigten Staaten lebenden
Chinesen über den Ozean schicken.
Der .New Yorker Herald" bringt
szlzende i",ter.-sZer.te Au-n?2h! aus de:n
seitenlangen Verzeichniß: Tizerknochcn.
getrocknetes Blut. Bann . Gallen.
EselZ "Leim, Baumwanzcn, Elephan
tcn.Galle. fossile Zähne. Geflügel
magen. Insekten mit neuen G?
rüchen, Kuhhaare. las. Rhinoceros
born. Trachenz.hne. Stroh. Stachel,
scheinhäute. getrocknete Seidcnwürmer.
Ächlangcnhäute. KredSaugen, Pferde
schwänze. Hier seien auch noch zwei
Rezepte gegen Seekrankheit, welche ein
englischer Reisender mittheilt, wieder
gegeben: .Schreibe das Wortzeichen
Erve" auf Teine flache Hand, ehe Tu
an Bord gehst; oder verstecke in Teine
Haare, ohne daß Jemand etwas davon
weiß, ein Stück getrockneten Mörtels.'
Gegen heftige Zahnschmerzen ist nach
stehendes Rezept ein unfehlbares Mit
tel: ..Nimm etwaS Knoblauch und
stampfe ihn fein, vermische ihn mit ei
nem gleichen Theil zerstoßener Tiger,
klauen, reibe damit den Gaumen und
der Schmerz wird sofort vergehen
Chinesische Arzeneibücher geben übrigens
nicht nur Rezepte für alle Krankheiten.
welche der Mensch von seinen Voreltern
geerbt hat, fondern belehren unS auch.
wie man z. B. eine Feuersbrunst im
fehldar löschen kann. TaS Mittel für
letzterwähntes Uebel ist ein solches Ku
riosuin, daß wir es hier wiedergeben
.Nimm drei Hühnereier und schreibe
auf das dickere Ende eines jeden EieS
das Wort warm", auf das dünnere
Ende das Wort wunderschön". So
dann wirf ein Ei nach dem anderen in'S
veuer, während Du die Worte fusche
fabium, fuschefabium" aussprichst
Das Feuer wird sogleich ausgehen.'
Im Allgemeinen sind die chinesischen
Medizinen ölig und dunkelschwarz von
Farbe, spielen auch wohl in s Gelb
liche. Großen Ruf in China haben ge,
wisse rothe Pillen, die einen hochtra
benden Namen führen. Sie heißen
mg kao zu y tau", d. h. übernatüv
licyer Schutz tur Alles, was man
wünscht, und gelten für ein Allhälmft
tel, dem keine Krankheit widersteht;
das Honorar nimmt der chinesische Arzt
sogleich in Empfang. Dasselbe wird
in ein Stück rothes Papier gewickelt
und heißt der goldene Dank". Es
schwankt von 10 Cents oder mehr, je
nach dem Bermögen des Patienten
Sollte der Patient nicht gesund werden.
so ruft man meist einen zweiten Toktor,
dann einen dritten, einen vierten, und
selbst noch mehr, bis die Angehörigen.
der Aerzte satt, sich an einen Gerii wen
den oder an einen Gott, der wunderbare
Heilkrä te besitzt.
Nicht selten ereignen sich Dinae. die
einem Europäer geradezu unbegreiflich
vorkommen, die aber recht bezeichnend
sur oen chinesischen Charakter sind.
Wenn der Arzt nämlich auf das be
stimmteste erklärt, daß die Heilung un
möglich sei, falls der Kranke nicht so
und lange das vorgeschriebene Rezept
gebrauche, dann beräth die ffamilie in
Gegenwart deS Kranken, ob man diesen
nicht lieber sterben lassen soll. Er sei
,a ohnehin schon hochbeiahrt oder seine
Krankheit lasse keine große Hoffnung
ausiommen; oa set es wohl' das Beste.
man lasse den Dingen ihren Lauf und
pare das Geld. Nicht selten erklärt
der Kranke selber. eZ sei besser die Me
dizin nicht zu kaufen und lieber einen
hübschen Sarg anzuschaffen. Dann
schickt man den Arzt fort und läßt den
Sargfabrikanten kommen. Ein etwas
boshaftes Gesetz verpflichtet in China
jeden Arzt, nach Eintritt der Dunkelheit
so viel Laternen vor seinem Hause an
zuzündcn, als er bereits Patienten ins
bessere Jenseits befördert hat. Eines
Abends suchte ein Europäer, der sich
mit seiner Familie in Geschäftsangele
genheiten in Peking aufhielt, einen
Arzt für seine erkrankte Frau. Er
fand zwar viele, aber bei allen schreckte
ihn die große Zahl von Laternen ab.
die vor den Häusern der gelehrten Her
ren brannten. Endlich -nach stunden
langem Umherlaufen findet er einen
Arzt, vor dessen Wohnung nur drei La-
lernen ein etwas melancholisches Licht
verbreiteten. Der glückliche Europäer
ürzt in das HauS deS trefflichen Man-
nes, weckt ihn und führt ihn in seine
Wohnung. Du mußt doch gewiß der
beste Arzt in dieser großen Stadt sein!
redet der Europäer den Chinesen an..
Warum glaubst Du das? Weil
Du nur drei Laternen vor Deiner Thür
hast, während bei allen Deinen Kolle
gen deren zu dutzenden brennen.
Ach so, deshalb! erwiderte gleichmüthig
der langbezopfte Sohn Aeskulaps.
Nun ich habe erst heute morgen ange
fangen zu praktiziren!
Ter Heilkunde wenden sich in China
diele Baccalauren zu, welche die höheren
Grade nicht erlangen und deshalb von
Mandarinenstellen ausgeschlossen sind.
Daher wimmelt es in China von Tok
toren. trotzdem jeder Chinese etwas vom
Heilen und Pflastern versteht. Im
Durchschnitt führen die chinesischen
Aerzte kein bcneidenswerthes Dasein
und leben aus der Hand in den Mund.
Tie Besuche werden meist nicht bezahlt,
die Arzeneien sollen billig sein und
müssen auf Borg gegeben werden.
Auch ist es hergebracht, die Medizin
garnicht zu bezahlen, wenn sie dem
Kranken nicht geholfen hat. Am aller
schlimmsten aber ist der chinesische Arzt
daran, wenn er sich verstecken oder gar
flüchten muß. und er muß es zuweilen,
falls er nicht ins Gefängniß wandern,
Geldstrafe zahlen oder Bamdusprügel
einernten will.
Ein Kind verwöhnen, heißt: es sich
zur Last erziehen.
ln Nnnersckeed.
HanZ is en lütten Frctsack w.-ft.
Wat SeutZ mug h: am meisten.
Vcx allen so'n Konditerwaar.
Ta künn be wat in leisten!
Letzt hett sin Ollern Ur.kel Fritz
Ut Ha,zenom besocht
lln for den Jung en lüttje Wust
Von Marzipan mitbrocht.
Natürlich deet he glik mal rin.
En lütten Spälkolleg.
Te ftunn ganz dicht dabi. aZ HanS
Ten leckern Happen kreez.
Te har natürlich ok ganz gern
En lütt End davon hatt!
AS dat Mama sütt. segt f?: Hans.
Seg mal. wie iZ denn dat?
Kriegt denn Tin Fründ hier garnicks af?
Wecfl Tu wol noch; wie hect
Tat Sprichwort, wat Tin Lehrer Ti
Noch gestern schrieben lcet?
.Getheilte Freud' ist doppelt Freud'."
HanZ seufzt ut d enge Brust:
Tat stimmt: Gedeckte Wust, Mama
Is aber'n halbe Wust!"
las Liebling, buch des Prinzen von
WaleS.
Vor Kurzem erzählte Lord Sali
bury, so berichtet eine englische Zeit,
schuft, folgende interessante und lustige
Vclchlchte bet der Versammlung eines
literarischen Klubs, dessen Präsident
er ist: Ein Buch hat mich ftetS be
zausen uns mich ver. meyr als einer
Gelegenheit früh aus dem Bett gebracht.
DaS ist TumaS' Der Graf von Monte
Cristo." Vor einigen Monaten weilte
ich in Sandringham. Ich hatte mein
Lieblingsbuch bei mir, stand um halb
5 Uhr Früh auf. ging in'S Freie und
setzte mich eine bis zwei Stunden hin,
um mich von dem Buch fesseln zu las,
sen. Als ich eine halbe Stunde gelesen
hatte, hörte ich . hinter mir sagen
Sind denn die Pflichten eines Pre
mierministers so schwer, daß er schon
so früh studiren muß?"
Ich drehte mich um und sah den
Prinzen von WaleS. Ich zeigte ihm
das Buch, das mich fo früh aus dem
Bett getrieben hatte, und er sagte
lachend, daß er dies anscheinend so
interessante Buch auch lesen wollte. Nach
drei Wochen meinte er: Monte Cristo"
trieb ie um halb 5 Uhr aus dem
Bett, mich hat es aber schon eine halbe
Stunde früher um den chlaf ge
bracht."
Ei Zauberkünstler.
Zauberkünstler: ..Jetzt, meine öerv
schaften. werde ich mir erlauben, Ihnen
etwas ganz unerhörtes vorzuführen
I t unter den geehrten Anwesenden ein
junger Herr, der gern den Namen sei
ner zukünftigen Gattin erfahren möchte.
der melde sich, und ich werde ihm den
Namen nennen."
Junger Mann (erhebt sich): Ich!"
Zauberkünstler: Also Sie. mein
Herr, wollen den Namen Ihrer zukünf
tigen Gattin wissen ?"
Junger Mann: Jawohl!"
Zauberkünstler: Schön! Um nun
keinen Fehlgriff zu thun, wollen Sie
mir freundlichst Ihren eigenen Namen
angeben.
Junger Mann: Ich heiße Meyer!"
Zauberkünstler: Sehr gut! Dann
wird Ihre zukünftige Gattin Frau
Meyer helszen!"
Ein Depesche.
Der Viehhändler Meyer und der
Gutsbesitzer Brauberg aus verschiedenen
Orten der Berliner Umgebung hatten
verabredet, sich auf der Vorftation zu
treffen, um zusammen zum Viehmarkt
zu fahren. Jener wollte ein paar Och
sen, dieser mehrere Schweine mit
bringen.
Ta depeschirt der Viehhändler Meyer
plötzlich m telegraphischer Kürze: Herrn
Gutsbesitzer Brauberg auf Waldhof.
Morgen Schweine auf dem Bahnhof.
,e erwarte auch. Ich kann nicht mit-
kommen, da der Persoiienzug keine Och
sen befördert. Rindvieh im Preise ge
stiegen. Sehen Sie sich vor. Wenn
Sie Ochsen brauchen, denken Sie an
mich. Meyer."
Immer Artillerist.
Die Geburt eines gesunden Acht-
pfünders zeigen hocherfreut an Haupt
mann und Batterie-Chef Bombe und
Frau.
Im llhftall.
Höhere Tochter: Sag' doch mal,
Tante, woran erkennt Ihr eigentlich
die Kühe, welche die saure Milch
geben?"
Scheinbarer lvidsrsprrich.
ftiitiMer: Und menn's hm
könnt', Herr Bürgermeister, daß mein'
Sach' nicht in geheimer Sitzung ver
handelt wird 's kommt halt da gar
so schnell 'rum in der Stadt!"
Zu viel des Guten.
Großhändler: Die Alma hat 'n
Baron gekriegt, die Elsa 'n Leutnant,
die Lina 'n Assessor, und nun willst
Du. Jella, gar noch n Maler heira
then? Nein das trägt das Geschäft denn
doch nicht."
Unter Gigerln.
Nicki: Mensch. Du übertreibst aber.
Du trägst ja jetzt alle Tage eine neue
Weste!"
Mucki: Ja. habe selbst heute denken
müssen, wie mir der Schneider Monats
rcchnung brachte: die Sonne geht im
Osten auf. und wein Geld geht in
Westen auf!"
wZIensch.
Sie wünschen also eine meiner
Töchter zu beirathen? Gut! Tie Jüngste
bekommt Mitgift 20,000 TollarS. die
Mittlere 30.U0C, die Aclteste 50,000.
Sie können wählen."
. .Haben Sie nicht. Herr Öridalanj,
etwa eine noch ältere?"
Schlau.
Tourist: Warum dulden Sie denn,
daß sich der Kellner fortwährend zu dem
jungen Ehepaar hinstellt?"
Wirth: .Weil sie ihm fortwährend
Bestellungen geben, um ihn weg
zubringen!"
Sie kennt ikn.
Junge Frau (überrasch,): Sieh'
da. die Mama aber Tu hast ja
gar nicht geschrieben, daß Tu kommen
wolltest!"
Mutter: .Nun. ich wollte Teincn
lieben Mann auch einmal wiedersehen!"
Auszeichnung.
Gast (dem wiederholt sehr hartes
Fleisch vorgesetzt wurde): .Wenn Sie
so fortmachen. Herr Wirth, werden
Sie gewiß noch zum Ehrenmitglied deS
Vereins der Zahnärzte ernannt!"
Ein Schmeichler.
An Ihnen. Herr von Huber, ist
Alles sympathisch ich hab' Sie ,u
gern! Ich glaub', ich wär' im Stand,
mit Ihnen eine Flasche Wein zu trin
ken wenn Sie eine spendiren wür
den!"
SeschZflskniff.
Freund: Aber der Schreibtisch
wackelt ja bei der geringsten Be
wegung."
Schreiblehrer: Eben deshalb ist er
mir geradezu unerschlich. An dem
müssen meine Schüler immer schreiben:
TieS war meine Handschrift vor Be
ginn deS Unterrichts."
Vhne Zweifel.
Herr: Ach. Aurelie, welche Selig
keit'. welch' Glück, mein ganzes Leben
so zu ihren Füßen zu verträumen
wissest Sie. was ich dann wäre?"
Dame: O ja eine Schlafmütze."
Schnell gewartet.
Frau: ..?lch saate ?ihrm dn,f
sollen sich beeilen, Kathi. Wo bleiben
e denn so lange?"
Katbi: .Ter L,err Wdtr mnr ?t
zu Haus, und da bad' ick balt scknell a
bissele gewartet!"
Er muß.
A: Wie sind Sie denn mit fin-m
neuen Lehrling zufrieden?"
B: Ach. das ist 'ne Mißgeburt."
A: Wieso, hat er krumme Beine?"
B: Nein, aber lange Finger."
Falsch aufgefaßt.
A: Nu wo warn'se enn die oan,?
Zeit? Nich ä cenz'ches mal haw' ich se
gcsähn."
B: Ei du griene Neine. das wikssn
se nich? Ich war se nämlich vier Wochen
in'n Erzgebärge."
A: So? Wovon bamm' se denn dc
meisten Einsinke gekriegt?"
B: Von ä alten Boomftumpel, wo
ich mich ä mal beim rübsticken drs.
gesetzt hatte.
liebenswürdige Anzeige.
Den geehrten Zerren Arkiir-rn
hiesiger Stadt, sowie d?r llmn
empfehle ich hiermit mein feinstes
Knochenmehl aus meiner neu eingerich
teten DamvfmÜble. Auck bin i, i,
Vergütung gern erbötig, den Herren
lkneilanien, falls sie es lieber wün
schen. ihre eigenen Knocken , mnM
Heinrich Humbug.
Der verkannte Motsrwagen.
Karlchen (den Vater berbeiruspn-
Vater! geschwind! a Waaen reibt
aus!"
vom Kasernenhof.
Unteroffizier (beim ZZeckten.-
Maier, könnten Sie doch nur bald ko
gut den Säbel handhaben, wie Sie für
die Dummmheit die Lanze zu brechen
verstehen!"
Unmöglichkeit.
Mutter: ..Wie? Der fvn-TOfifW ist
Dir zu lang? Ja. Kind, darüber mußt
Du eben hinwegsehen!"
Tochter: Jä, liebe Mama, das ist
mir eben unmöglich!"
Lin Ausweg.
Frau: ..Wie? Du bestellst no ein
las Grog? Hugo, Hugo, Du trinkst
icyer zu viei.
Mann: Nun. wenn Du da? meinst-
Kellner, lassen Sie dock cesäll!nst kz
Wasserweg!"
Ausweg.
Gast: Da weiß ich wirklich r.lu
was ich thun soll! Nehm' ich eine ganze
-puiiiun uus in zu oiei, und an eir
halben ist nichts d'ran!"
Kellner: Nehmen Sie nibrn
ganze Portion; wir können sie ja etwas
kleiner als gewöhnlich machen!"
Poesie und Prosa,
Ki? fil? ter Znm,a t.. . 1-1
.v v... vi!uiiciiitc;: !j,
Paul, welch' ein herrlicher Abend, und
diezes Schweigen der Natur, nein, wie
mich das zum Singen anregt!"
Er: Schau. Alte, da szlltcst T
Tir eigentlich auch ein Beispiel an der
Natur nehmen!"