Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 27, 1900, Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Die lYizbt des Gewissens.
Im Jhrk 1831 rrutbt in London
kW jal-nnptcr tobfüchtic. Vajabunb
fern bet ?rlizti eufzezriffe und bald
danach in ein JrrcndiuZ gebracht, weil
ti sich hcrauSstcHte. daß er an einer seit
samrn Art von "'krfrlznnsZ?ahn litt,
fleh i'cerch llict ihm etwas zuleide,
odkr er leite deständiz in der Zranlhas
ten fixen Idee, baß kr mit Steinen ge
rcorftn wurde, und griff sich infolge
dcsskn jeden Augenblick an den Rücken,
indem er jammernd behauptete, befe er
da den Schnurz eineS soeben trieber
folgten Steinwmsz verspüre. Tiefer
Wahnsinnige intcressirtk die Aerzte un
pemein, welche ihn de-hald besonder!
sorzsaltiz beobachteten. Man hatte
keinerlei LezitimationZpapierk bei ihm
gesunden und wußte seinen Namen
nicht, da kr sich auf Befragen weigerte,
ihn zu nennen. Auch wenn er schlief,
trüumte und phantasirte er von den ihn
so ünzstigenden imaginären Ttcinwür
fcn. und eZ schien, dah auch eine Trom
mel dabei noch im Spiele sei. Ein
aufmerksamer Wärter bclauschtk ihn
kinft, wie er im Tchlafe Folgendes
laut vor sich hinphantafirte: Zhu's
niit wirder. Tom: wirf nickt immer
den Stein nach mir! Hörst du meine
Bitte. 2cm HiisnslonT frommen! ou
in deinem Grade? Siehst du wieder
kinen Tt.'in. um ihn nach mir zu wer
en? Ich hab's ja bitterlich bereut, was
ich gethan! Und noch mehr dergleichen
wunderliche Reden deZ Schlafenden
wurden von dem Zarter vernommen.
htv sie sliificfcrieb und die Noti am sol
genden Morgen dem AdtheilnngS'Arzte
uverrelchie.
Trtr fstsllf fhiiter in dem Kranken.
a!S er ihn besuchte: In der Nacht habt
Ihr im Schlase phantasirt von einem
gewissen Tom Huslisson. der früher
Euer guter Freund gewesen, aber nun
in hhum ßirflbe rubt und Euch doch
etwas vertrommelt, auch Euch mit
Steinen wersen will. Tann habt Ihr
ferner von Bombay geschwatzt. Wa3
fcfhcuM das?"
Der Kranke schien über diese Frage
höchst betroffen zu sein und vermochte
seine innerliche Erregung und Seelen
angst nicht zu verbergen. Aber er
wollte durchaus keine Antwort und
Auskunft geben, sondern schwieg ve
rrnrrlirf).
IA fipfilrAte beinabe. dsifc c3 fifi
fner am ein aekeimnikvolleS Verbrechen
handelt," meinte der Arzt, bevor er
fortging.
Tann bekam der Wahnsinnige wieder
tinm fiitAtcrlirfifn TobsucktSansall. so
daß man ihn in eine Zwangsjacke
stecken und m eine aiourzcue ormgen
mutzte.
Man sekte nunmehr die MilitSrBe
hörde in Kenntniß, und eS wurde mit
hnti ftillf prmittelt. dak nacb den
Mannschaftslisten drei Jahre zuvor bei
dem m Bombay vcnnoucyen iu. icicg
ten JnfanterieRegiment allerdings ein
?amkanr ?bomas fiuSliffon aedient
habe. Derselbe sei jedoch längst als
Invalide entlassen worden, beziehe e:ne
, Pension und wohne in Guilford. also
nicht weit von London.
Man ließ ihn nach der Hauptstadt
kommen und führte ihn in da? betref
fende Irrenhaus. Durch ein Guckloch
in der Thüre wurde ihm der Wahn
finnige gezeigt. Ta spra,y ergriffen
dinnnlikp Tambour: ..5ka. den Mann
kenne ich. TaS ist Bill Graham, mein
ehemaliger guter Freund und Siegt
mentS-Kamerad in Bombay, bis ihn
der Satan verlockte. Er giauvle nam
tirf mird ermordet iU haben, und des
halb ist er zweifellos dem Wahnsinn
versallen."
9ms Bksraaen erklärte Liuskisson sei
pnhrmrf!(n': , ck batte vor ernteten
rnfirri JllfftHisl das Glück, in der Nabe
von Bombay die kleine Enkelin eines
reichen Parsen zu retten, die in großer
Gefahr war, zu ertrinken. Dafür
snktp mir der alte Varse tausend
Ruinen. Dieser Schatz verblendete
meinen Freund Bill Graham und der
iKn i einer ruchlosen That
Als ich Tags darauf nahe beider
Stadt mit ihm spazieren ging, nicb er
mich meuchlings nieder, raubte mir das
Geld es waren lauter Goldstücke
und entfloh. Blutend auf dem Erd
dodcn liegend, rief ich ihm einen Fluch
nach und warf nach ihm einen aufgc
rafften Stein, der seinen Rücken traf.
Tonn wurde ich ohnmächtig. Einige
mitleidige Eingeborene fanden mich und
brachten mich in'S Militär Hospital,
wo ich nach vielen Wochen zwar einiger
maßen von der schrecklichen Verwundung
geheilt wurde, aber doch als Invalide
aus dem Militärdienst entlassen werden
mußte. Graham war inzwischen deser
tirt: man wußte nicht wohin, denn alle
eifrigen Nachforschungen hatten keinen
Erfolg. Nun sehe ich ihn hier endlich
wieder als Wahnsinnigen. Es ist mein
Fluch, der ihn verfolgt."
So wird es wohl sein," sprach köpf
nickend der Arzt. Der Zusammen
hang ist sehr interessant. Doch nun
kann dieser bisher vermeintlich unhcil
bare Irrsinnige geheilt werden. Frei
lich wird er dann wegen jenes in In
dien verübten Verbrechens sich vor
dem Criminalgericht zu verantworten
haben.
Er ging mit dem Invaliden zu
Graham hinein in die Jsolirzelle.
, Hier ist Tom Huölisson, den Ihr
ermordet zu haben glaubt." sagte der
Arzt.
TomS Geist!" schrie entsetzt der
Wahnsinnige.
Nein, ich bin es leibhaftig," öer-
sicherte der ficr:cl:ftf Tambour. .Tu
haft mich damals rar n'.ederzcfloßen
und schändlich beraubt, aber ich kam
m:t dem Leren bncrn."
Ta brach ':abam in heiße Thränen
auS und bat den Jr.vditen zerknirscht
um Verleihung. Ter unheimliche
fn'iere Wahn trat L?n ihm gewichen.
AIS geheilt konnte er auS dem Irren
Hause kn:!afen werden, kam. aber so
gleich in S 1'.ntcrchun2Z Ge'ängnth
wegen jene Raudanfalls. TcShald
schien er übrigens lernen ?onderuqen
Kummer zu empfinden, sich vielmehr
nun. nachdem feine Seele von einer
solchen schweren Last 'befreit war, ganz
glücklich zu sühlen.
TaS Er'.minalzcricht verurteilte
ihn zur Teportation nach Australien.
Tort erhielt er nach einer Reihe von
Jahren zwar seine Freiheit wieder,
kehrte aber nicht nach England zurück,
sondern blieb in der Eolonie. Er ging
in den Go!dzrä!erTistri!t und wurde
da. weil er viel Glück hatte, ein reicher
Mann. N:tn sühnte, er seinen jzrevel
auch mit Geld, indem er seinem ehe
maligen Freunde und Regiments Ka
meraden Thomas Huskiffon in Guil
ford dreitausend Pfund Sterling als
Entschädigung sandte. Seine Nach
tominen leben ncch heute in Australien.
7! 1YVt7.nis.-k
vii t. 1 1 n ii n 1 1
cer mann
lichen Kunst".
Residenz cf John Ritsch. EZq..
Großer Neu Z)orl.
Mister Editcr!
Jetz geht'S schun wieder k Bißle bes
scr. Tie rechte Hand un Mci Aage
kann Ich zwar noch immer nct recht
suhle, kanicauentli dervo is der gcge
wartige Brief mit der
linke Hand anen Teip
schreib diktäted.
Nämlich eS kimmt
Alles vum Corbett
AIS egebüldeter Mann
ncmm Ich natürlich
großes Jntereft an alle
Arte vum Sport un
cspeschelli indiemünn
liche Kunscht. Es gebt
Dcitsche, wo da driw
wer sehr geringschätzig
denke un allerband
dumme Cfpreschens
mache. w,e for In
ftknz Klopffechterei un
Rohbeit un es wär üwwerhaupt kei
Kunscht.
Mister Editcr, nix for ungut, des
lS der größte Nanfcnz, wo eS gebt, un
wer dcS fegt, dcs iS k Esel. TeS sag
Ich! Gehn Sie nor emol hin un pro
diren Sie. so cn Jänkie oder en Eiri
sche, wo in der männliche Kunscht recht
bewandert iZ. ze verhaue un Sie wern
glei sche. daß es k ziemlich große
Kunscht is, des fertig ze kriege. Tie
Prügel ze kriege dergege. des is, wo
die Leichtigkeit derbci ereikimmt. DeZ
iS werklich kei Kunscht. DeZ kann eini
gcr Mann.
TeS heißt of courfc: Ich krieg kei
Prügel oder vielmehr, Yen keme ge
kriegt. Anyhom war es net e eigen!
lichcS, Merkliches Licking, was Ich ge
kriegt hen. Ich hcn mei schwarze Aage.
wo üwwrigens jetz schun bis zu eme
geldlich grünlich bläulich rosaviolette
Stadium impruvt sein. Mci ge
schmauchte Hand un den schlag uff
Mein mit Respekt ze sage vordere
Solar Apoplcrus nor bei Weg dun
feicntiffik Argument gekriegt.
Nämlich Ich war of course kürzlich
de Feit sehe gewesen. Ich hen aach
un der richtige -cit gewettet gchatt.
TaS Wette un dcs Talke iS nämlich
die Hauptfach bei dem männliche
Kun?cht Sport. Un grad so impor
tänt iZ eS. daß mer weeß, wie Preis-
feit getalkt werd. Ich kenn e Masse
Leit. wo in ihr'm Lewen noch keen
merkliche Feit gckehe bawwe. awwer
tbeorctikclli jeden Preisfeiter kenne un
sei Mefcher un fu Alter un wie viel
Feiis er schun gehatt hat un üwwev
Haupt de ganze Rccord un die ganze
StätiftickS vun alle Preisseiter un die
ganze Histori vun der Kunscht.
Also of course war Ich bei dem letzte
Feit uff'm Corbett feiner Seit, denn
Ich will Zbne sage. Mister Editer. der
Pompadour Jim ist so e feiner, wisse
schaftlichcr Fcitcr, wie nor je einer
in de Ringgcsteppt is. Ich hen im
Ganze zweihunnert Toller? an en ge
plüst gehatt un gewönne. Kansequentli
hen Ich, wie der Feit vorbei war, gut
gefühlt' un hcn die ganze Crowd, wo
bei Mir war, inweitcd. Tes iZ näm
lich aach e Ruhl beim männliche Sport,
daß des Geld, wo mer gewinnt, gar
net schnell genug wieder dorchgedracht
wern kann.
Tie Bar an dem Platz, wo Ich die
Bube hingeführt hab. war of course
gekrowdet voll un es is nix Anncres
getalkt wern wie Sorbett un McEoy
un üwwerhaupt Preisfcit. Grad newwe
Mich Hot e Fänkie Amerikaner ge
ftanne, wo mehr üwwer Preisfeit ge
müßt Hot. wie einiger Mann, den Ich
noch vorher in Meim Lewe gesehe hen.
Ich hcn Mich sehr gcflüttert gefühlt,
daß der Mann Mich dadorch auSge
zeichnet Hot, dcS Wort an Mich ze
richte. Er war aach weiter gar nct
stolz, der Mann. Er Hot immer mit
getrunke. wann Ich getriet hen un Hot
im Vertilge vun Whi-ky un im Emptije
vun die Battcls. wo Ich hcn uffmache
loße. so BcdcitcndcS geleistet, wie in
Thiorie un 5ki?nz vun der männliche
Kunscht.
tf?y
"ehulli H?t der Mann gesagt, wann
ch nrch e Paar Balte!! u mache l?ße
thcl. da tyit er mcr ganz genau zeige,
wie sclwizcS Mal der EordeZt de große
Hn El Zullivan auZgenackt Hot. Ich
hcn al'o die BattelS uffmache loße un
die LizzarS gekaasl for de? Krowd.
Un dann iS eS loZgeganze. Schwapp!
Hkn Ich Eine im rechte Lag gehatt.
un wie Ich die Boxstellung eigenomme
hen. for ze pari, hen Ich Eine uff
die rechte Faust gekriegt un Schwapp
hen Ich wieder Eine in'S linke Aag
ekriegt IdeS war nämlich JllcZ eräctll.
wie es der Sorbett mit 'm große John
El gemacht Hot) un dann iS eS so fort
gegangk Schwapp. Schwapp un
schwapp, als ein stoß nach m An
nere. daß die Rippe nor so gclracy:
hawwe. un seinelli sein Ich in Kanse
guenz vun eme wunncrschöne wisse
schaslliche SolarAp?pleruS-Schlag uff
de Floor gefalle. Ich den noch gehört,
daß Mei scientifsik SportZ.Frent ganz
verwunnert gefragt Hot. ob Ich ge
hörrt wär un dann sein Ich unkon
schieß gewcse. Wie Ich wieder zu Mir
gckimme bin. hcn Ich erst gedenkt. Ich
wäre in Peking.- Tfchcinä. un hätt kn
Feit mit fünf biS zehntausend tscheirncS
BoxerS gehatt.
Ich fein dann in erer Kärrädtsch
heimgebracht worn. Mci Geld war
fort, awwer die Watsch-Ehain un der
Teimand war'n noch da. '
Gucke sie, Mister Editcr. e Annerer
wär jetz bös üwwer die Sach. TeS
is awwer bei Mir nct der Käs. Tenn
for Seienz un Sport muß mcr schon
aach e kleines SatrifeiS bringe. Any
hom weiß Ich jetz exäctli bei pörfanell
Expirienz, wie der große John El aus
gcnackt worn iS. Ich weetz jetz aach
exüctli. wie der nach dem große Feit
gefühlt hawwe muß.
Jhne deffelbe wünschend sein Ich so
lang
Mit RigardS
YourS
John Ritsch. Esq
Sin Utberraschung.
Tie Frau Regierungsräthin Baum
bach besaß nebst vielem Schönen und
Nützlichen auch eine BronLampk, die
weder schön noch nützlich war und deS
halb wäre sie die Frau RegierungSl
räthin schon längst gern los geworden,
Ta begab eS sich, daß bei ihrer Frcun
bin. rau Amtsrüthln Sperber, eine
Versteigerung abgehalten wurde, weil
ihr Gatte das Zeitliche gesegnet hatte
und sie sich der überflüsngcn Hausaus
ftattungSstücke entledigen wollte. Ach.
beste Freundin," hob Frau Baumbach
an, Sie könnten mir einen großen Ge
fallen erweisen "
Sehr gern; und worin besteht dev
selbe?" fragte die Amtsräthin.
Wenn Sie mir erlauben wollten,"
fuhr jene fort, meine alte Bronce
Lampe in Ihre Versteigerung zu geben;
sie ist mir schon längst ein Dorn im
Auge und dicö wäre eine gute Gelegen'
heit, sie los zu werden!"
Gut. das soll geschehen," sprach
nrau Sperber.
Und richtig! Am bestimmten Tage
paradirte die bewußte Lampe unter den
zu verauktionirenden Gegenständen des
seligen Herrn AnitSraths. um unter
den Hammer zu kommen.
Ter Neffe der Frau Baumbach, wel
cher Aneffor war. war am Versteige
rungstagc, als er einen Besuch abstat-
ten wollte, zufällig rn dasselbe Haus.
in welchem der Auktionator seines
AmteS zu walten hatte, getreten.
Eine Auktion?" dachte er. Halt
der mußt Du beiwohnen." Neugierig
trat er in das betreffende Zimmer unter
die Menge der Kauflustigen und sein
erster Blick fiel auf die Bronce-Lampe
Ach." denkt er, daS ist ja prächtig, ac
curat die gleiche Lampe, wie die Tante
eine solche schon besitzt ! Die muß ich ihr
erstehen, zudem ist morgen gerade ihr
Geburtstag wie wird sich die alte
Dame freuen, wenn ich ihr ein Pendant
zu dem alten Erbstück bringe."
Gedacht, gethan.
Ter aufmerksame Neffe wird zwar
von einigen professionsmäßiaen Be-
suchcrn von Versteigerungen und Händ
lern, welche merkten, dad der zunge
Mann auf den Besitz, der Lampe sehr
erpicht sei, überboten, und der Preis
dafür etwas sehr hoch hinauf getrieben
aber was thut'S! daS alters
schwache Objekt wird ihm dann schließ-
lich auch für 40 Mark zugeschlagen.
Tas ist die Ucberraschunq schon
werth." denkt er. nimmt das Versteige
rungsstück in Besitz und stürmt, freudig
gestimmt ob seinem Kauf, von bannen
und seiner Wohnung zu.
Eine Ucberraschunq war es allerdings
auch, als anderen Morgens der Neffe
freudestrahlend, die Bronce-Lcnnpe in
der Hand, der Tante seine Gratulation
darbrachte und zwar eine gegen
seitige, wenn auch nicht die gewünschte;
denn das Objekt war zu derjenigen
wieder zurückgekehrt, die dasselbe gern
loS werden wollte.
Wie
berühmte Männer zu ihren
Frauen komme.
Auch im Leben der über das allgc-
meine Niveau Erhabenen spielt die Ge
schichte ihrer Werbung eine wesentliche
Rolle. Aber die Art. wie sie zu stände
kommt, ist sehr verschieden und oft sehr
chcraneristisch. Eine englische Zeit
schrift theilt aus dem Leben der be-
rühmten Männer interessante Fälle
darüber mit.
Iladstone's Werbung war. seinem
ganzen Wefen entsprechend, sehr cere-
monich. Bei einem Diner kah die
schöne Miß Glyne den jungen Mann.
dem Nk ihr ganzes Leben weiden sollte,
zum ersten Mal. .-khen sie jenen
jungen Mann?" fragte sie ein neben
ihr sitzender Staatsmann. Einst wird
er Premicrministc'r von England wer
den." Natürlich war da? Interesse dcS
jungen Mädchen? erwacht, und als sie
im folgenden Winter einander in Jta
lien. dem traditionellen Lande der
Liebenden, trafen, machte die Wkrbung
Fortschritte, und dort wurde der Grund
zu der bekanntlich sehr glücklichen Ehe
gelegt.
Ter englische Staatsmann Tisracll
war bei seiner Werbung mehr der
passive Theil. Er wurde von einer
.altmodischen Wittwe", MrZ. Leigh.
umworben, die ihn mit ihrer Bewunde
rung und zarten Aufmerksamkeit der
folgte. TaS rührte schließlich fein
Herz, und er hcirathete sie.
Tie Kaiserin Eugenik sah ihren Gat
ten zum krftcn Mal unter sehr seltsamen
Bedingungen. TaS vierzehnjährige
Mädchen besuchte mit ihrcr Muttcr den
Parier Pollzclpräsektcn. und sah am
Fenster, wie Prinz LouiS Napoleon,
schmutzig und mit ausgelöstem Haar
von einem Gendarmerieossizicr in'S Ge
wahrsum geführt wurde. TamalS ließ
sie sich nicht träumen, daß der lächer
liche Prinz" sie später auf den Thron
Frankreichs erheben würde,
Lord SallSdury kam nur dadurch zu
seiner Frau, daß er seinem Vater, der
gegen die Verbindung war, das Vcr
sprechen gab die Erwählte seines Hcv
zenS ein Jahr hindurch nicht zu sehen
Erst nach dieser Treueprobe konnte die
Hochzeit stattfinden
Tie Königin von Italien lernte
ihren Gemahl dadurch kennen, daß sie
beim Herunterlaufen einer Treppe
strauchelte und in seine Arme siel.
Ter Ezar rrklörie sich der Prinzessin
Al'.x m den Gärten deS Rosenderg
Palastes, und im Schlosse von Lacken
steht ein Postament mit den Büsten des
Prinzen und der Prinzessin von Wales.
um die Stelle zu bezeichnen, an der
der Prinz vom belgischen König der
schönsten Tochter Dänemarks" borge
stellt wurde.
Ein hübsche Jenny Vind-Anekdote
erzählt ein französisches Blatt nach dem
Buche, das der hessische Schauspieler
Hermann Knispel der Geschichte des
Tarmstädter Theater? gewidmet hat
Es war zu der Zeit deS ersten Austre
tcnS der Lind; sie hatte eben in Stock
Holm gesungen. Sehr, intelligent und
bescheiden, wußte sie sehr gut, was ihr
noch fehlte. Sie beschloß, nach Paris
zu gehen uno be: Garcia Unterricht zu
nehmen. Bei einem AbfchiedSessen, das
man ihr zu Ehren in Stockholm ver
anftaltete. unterhielt sie sich mit einem
alten Obersten und fragte ihn über
PanS aus. Wollen Sie dort spielen V
fragte der Ober t. Natürlich", er
widerte Jenny Lind. Ich will diesen
Südländern zeigen, daß die Nordlän
der auch etwas werth sind." Ach
knurrte der Oberst mit boshafter
Miene. Warum sagen Sie ach?"
rief die junge Künstlerin aus. Sie
glauben wohl, daß ich in Paris keinen
Beifall nnden werde?" Tagegen prote
ftirte der Soldat; daS habe er nicht
sagen wollen, er sei sogar überzeugt,
daß Fräulein Lind ihrem Vaterlande
Ehren machen werde. Das Fräulein
erkannte trotzdem, daß ihr Nachbar nicht
Alles sagte, was er dachte. Sie wollte
aber Alles wissen. ..Ich soll Ihnen
also durchaus meine Meinung sagen?
sprach der Oberst. Nun schön! Ich
will Sie Ihnen sagen: Sie singen wun
derbar. aber Sie gehen wie eine
Gans!" Diese Freimüthigkeit mißsiel
der jungen Dame sehr. Sie drehte sich
brüsk um und sprach kein Wort mehr
mit ihrem Cavalier. Nach und nach
aber verschwand ihr Zorn. Sie bachte
nach, sie beobachtete. Sie erkannte,
daß der Oberst nicht ganz Unrecht ge
habt hatte. In Paris nahm sie Ge
sangsuntcrricht bei Garcia und Körper
Unterhaltung? Unterricht bei einem
Balletmeifter. Sie trat nicht öffentlich
auf, sondern studirte zu Hause mit
Eifer. Als sie wieder nach Stockholm
kam. erfüllte sie ihre Landsleute mit
Bewunderung. Sie war wie umge
wandelt. Ihre prächtige Stimme war
fester und sicherer geworden; ihre Be
wegungen waren graziös,! ihr Gang
vornehm. Bei einem Empfang, den
ein Minister ihr zu Ehren veranstal
tcte, traf sie wieder mit dem Obersten
zusammen, der ihr einst ein so böses
Compliment gemacht hatte. Ter alte
Herr senkte den Kopf und wollte sich
drücken, aber die Sängerin hielt ihn
fest und sagte: Herr Oberst. Sie suchte
ich. Ich mutz , Ihnen für Ihre Frei
müthiakeit vom vorigen Jahre danken.
denn was ich in Paris gelernt habe,
verdanke ich Ihnen." Ter Oberst war
stolz auf den friedlichen, aber glor
reichen Ticg.den er soeben davonge
tragen hatte.
Gin interessanter Zwcikampf.
Ter Naturforscher Buckland erzählt
folgende Thatsache: Ich erhielt vor
Jahren mit der Post ein Körbchen.
worin zwei lebende Skorpione sich be
fanden, welche mir einer Inciner Freunde
in Acqypten zuschickte. Ich hatte die
Absicht, mich von dcr Wirksamkeit deS
Skorpioncnftichcs zu überzeugen, und
steckte zu diesem Zwecke eincS dieser bös-
artigen Insekten unter eine geräumige
Glasglocke. Kurz darauf fing mein
Diener eine Maus in sciner öu? und
wollte sie eben ertränken. elS ich auf
den Gedanken kam. die MauS mit dem
-korpion kämpfen lassen. Dcr
Skorpion, ein starkes Excmplar stiner
Art. fetzte sich sogleich in Berthe,
digungZzuftand. Die MauS, die sicher
l,ch vorher kein solches Zhier jemals zu
Gesicht bekommen hatte, verhielt sich ab
wartend, da sie offenbar nicht mit sich
kinig war, od ne freund oser kZtino
vor sich hatte. Nach einer Wkilk be
gann fik in ihrem Gefängniß herumzu
laufen und Männchen" zu machen.
Den Skorpion vcrörok dies onenvar.
und kr begann seinen Stachel zu schwin
gen. Sobald ihm die MauS wiederum
zu nahe kam. versetzte er ihr kinen
tich. TieS erschreckte die MauS. und
lie fing an. am Glase auf und nieder zu
springen; nach einer Weile aber kauerte
u sich ruhig hin. Der Skorpion lroq
nun mit aufgesperrten Scheeren gegen
sie und versuchte ihr einen neuen Stich
zu versetzen, was aber mißglückte, da
der Bierfüßler geschult auswiq. ffen
bar wurde der MauS nun klar, daß eS
hier einen Kampf gegen einen heim
tückischen Feind gelte. AlS demnach der
Skorpion lbr m offenbar temd cllger
Absicht wiederum zu nahe kam. stieß sie
einen Ouick aus und biß den Gegner in
den Rücken, wobei der Skorpion sie
Zwischen die Ohren in den Kopf stach.
Nunmehr versuchte der Skorpion den
Rückzug, was aber nicht gut gehen
wollte, da die MauS ihm inzwischen em
Bein abgebissen und eine seiner schee
ren sich in daS Fell der MauS verfangen
batte. MauS und Skorpion hielten
daher einander fest, und rollten miteiN'
ander am Boden herum wie zwei käm
pfende Katzen, wobei der Skorpion mit
feinem Stachel gleichwie mit der Nadel
einer Nähmaschine seinen Gegner vear
beitete. Nach und nach wurde der
Skorpion aber matt und matter, und
die Maus versetzte ihm nunmehr nicht
nur einen derben Biß in seinen
Schwanz, sondern kniff ihm auch noch
zwei weitere Beine ab. Als sie den
Feind nun vollständig betäubt am Bo
den liegen sah, zog sie sich zurück und
begann zierlich Toilette zu machen.
Ich erwartete natürlich, daß der Sieger
sich feines Triumphes nicht lange er
freuen werde, sondern dem Gifte deS
Gegners unterliegen müsse. TieS war
aber nicht der Fall. Am anderen Mor
gen befand sich vielmehr die Maus ganz
wohl und munter, und hatte außerdem
ihren grimmigen Feind fast ganz zum
Frühstück aufgezehrt
Franz Liözt im Schuldarreft.
Franz LiSzt beabsichtigte im Herbst
1837 m Leipzig zu konzertiren und Pas
sirte auf einer Reise dahin die preußische
Provinz Posen. . In einer Stadt dieser
Provinz lebte als 2icu illehrer em
Mann, der früher an einem anderen
Orte eine Musikkapelle dmglrt hatte
und diesem hatte Liszt früher einmal
zugesagt, unter Mitwirkung seiner Ka
pelle ein Konzert zu veranstalten. Zu
fällige Umstände oder die wandelbare
Laune deS großen Pianisten hatten aber
das Unternehmen vereitelt und damit
auch zugleich die Hoffnungen des Kapcll
dirigentcn auf eine außergewöhnliche
glänzende Einnahme. Als nun Liszt
dessen jetzigen Wohnsitz passirte, hielt
der Musiker dies für den geeigneten
Moment, feine Entschädigung? An-.
spräche geltend zu machen, und fein
Anwalt wußte in der That das Gericht
deS Ortes für diese Ansicht zu gewin
nen. Liszt sollte also, da er in Preußen
kein Domizil hatte, auf Grund des
Vagabunden Paragraphen bis nach
ausgemachter Sache m dem Schuld
arrest festgehalten werden. Liszt, eigen
sinnig wie viele Künstler und wohl auch
von der Unrechtmäßigkeit der Forderung
überzeugt, sträubte sich gegen die Kau
tionshintcrlegung. durch die er sich vom
Pensonalarrest hätte befreien können,
und bezog wirklich auf einen halben
Tag das Gefängniß. Vielleicht war es
auch eine romantische Grille, die ihn be
stimmen mochte, einmal die Kerkerluft,
die er bis dahin nur aus Dichtungen
kannte, in Wirklichkeit zu kosten. Nach
sechs Stunden hatte er aber genug da
von und dcponirte zwanzig Friedrichs
dor, worauf er freigelassen, und der
Prozeß in den regelmüßigen Gang ge
leitet wurde. Der Fall ist authentisch.
Leider verlautet nichts darüber, wie der
interessante Prozeß geendet und welche
Partei aus ihm als Sieger hervorge
gangen ist.
Unter Jägern.
Karl August von sachsen-Weimar-Eiscnach
(17581828), der Freund
und Gönner Goethe's, war ein leiden
schaftlicher Jäger. In dcr grünen
Jagdpekesche, die mächtigen Hunde an
der Seite, die Pfeife im Munde, pflegte
er die Forsten zu begehen und die An
Pflanzungen und Rüstzeugs der Wild
hegung zu besichtigen. Dcr Obcrforst
meister v. Wedel, von Jugend auf sein
Jagdgenosse, war auf solchen Fahrten
stets sein Begleiter, aber auch Goethe
und andere Freunde vom Musenhof
nahmen Theil an dcr Lust. Besonders
streng hielt der Herzog darauf, daß bei
diesen Gelegenheiten nur in wcidmän
Nischen Ausdrücken gesprochen werden
durste, und als er einmal beim Aus
weiden eines Hirsches mit Hand anlegte
und sich das Ohr mit Blut befleckt hatte,
sagte Wedel zn ihm: Durchlaucht, Er
hat Schweiß am Löffel."
Mancher räumt Steine auf dem
Wege seines Lebens in dcr Weise fort,
daß cr sie Anderen vor die Füße wirst.
Was Krauen treiben.
Die eine zieht im Gartenland
DcS SommerS schönste Rose,
Die and re nickt mit kund acr Oand
DcS Gattcn mürbe Hose.
Tie dritte hat bei Whist und Skat
StctZ in der Hand die Trümpfe.
Tie vierte stricket früh und spat.
Mit Eifer woll'ne Strümpfe.
Tie hier, die hört man schmettern nur
Eadenze und Roulade,
Und jene eilt durch Feld und Flur
Auf leichtbeschwingtem Rade.
Tie eine sich im TkNniZ übt.
In luft'gen Maskeraden.
Die and re kS höchlichst liebt.
Wenn sie zum Thee geladen.
o treibet jede voller Lust
Just, was ihr grad' behaget;
Und ich? Ich sing' aus voller Brust.
Hab' nicht erst lang gcfragct.
Ist'S euch nicht recht, rümpft mancher
d rum
Tie Bicdermcicrnafe,
Ich nchm' eS wahrlich Niemand krumm,
Zieh munter meine Straße.
In ttt Saison.
Kellner (zum Fremden, der übernach
ten will): Bedaure, mein Herr. eS ist
Alles besetzt. Wenn Sie sich aber mit
einem Ledersopha begnügen wollen, daS
in der Gaststube steht...."
Fremder (resiginrt): Meinetwegen.
in dcr Noth frißt der Teufel Fliegen!"
Kellner: Ich muß Ihnen aber be
merken.... Einer liegt schon d'rauf!"
Entschuldigung.
Fahrgast (auf dem Weg zum Bahn
Hof): Aber Kutscher, daS geht doch
nicht, Sie lassen mich ja den Zug ver
säumen. Sehen Sie nur, alle anderen
Droschken Überholen uns ja!"
Droschkenkutscher: Die fahren aber
doch schneller!"
Gar zu freundlich.
Der Richter ermähnte einen schon
oftmals Bestraften: Nun, diesmal
sind Sie freigesprochen. Ich will Hof
fen, daß wir uns endlich in diesen Räu
mm deS Gerichtes nicht wiedersehen."
Angeklagter: Ja, bitte, Herr Rich
ter, wo kann ich denn sonst das Ver
gnügen haben?"
Merkwürdig.
Backfisch (dem neuen Landrichter be
gegnend, der eine starke Trinkcrnase
hat): Ist aber das abscheulich, so eine
roth und blau geschwollene Nase!"
Mutter: Schön ist's freilich nicht
zu entschuldigen ist sie nur wegen der
vielen Schicksalsschläge, die den Land
richter getroffen!"
Backfisch: Und merkwürdig alle
auf die Nas'!"
Kostbarer. '
Fabrikant: Sehen Sie hier den
kostbarsten aller flüssigen Stoffe, das
Rosenöl: davon kostet ein einziger
Tropfen zehn Cents."
Bankier: Das ist noch gar nichts
gegen die Thränen meiner Frau, da
kostet mir jeder einzelne Tropfen min
bestens zwanzig Tollars." .
verschnapxt.
Mama: Sag', Karlchcn. hast Du
heute von den eingemachten Pflaumen
genascht?"
Karlchcn: Nein, Mama."
Mama: Lüge nicht; ich lese es Dir
ja in den Augen, Karlchen."
Karlchen (zaghaft): Nun, Mama,
wenn es d'rin stände, würdest Du ge
lesen haben, daß es gestern gewesen
war."
llnverftcren.
Die Modistin hat mir die Rechnung
gegeben und gesagt, sie müsse heute
Geld haben, da sie ihre Stoffrechnung
schon seit drei Monaten schuldig ist."
Recht nett von den Leuten, sie
machen Schulden, und ich soll ihnen
das Geld zur Bezahlung geben."
Ein Sachverständiger.
Richter (zum Hubcrsepp. dcr in einem
Raufprozeß mit vor die Schranken
tritt): Natürlich, Sie Raufbold müs
fen auch wieder dabei gewesen sein!"
Hubcrsepp: Bitt' schön. Herr Rich-
ter. diesmal war ich nit dabei ich
komm' nur als Sachverständiger!"'
Billiges Essen.
Karl: ..Wceßte. Willy, wo man am
billigsten speist?"
Wilhelm: ..Nee. Wo denn?"
Karl: Auf der Post."
Wilhelm: Du hast woll eencn m
ville jcdrunkcn. Mensch?"
Kart: Nee doch. Da brauchste für
das Eouvert 1 Cent, und die Leckerei
hast Du unisonst."
Daher.
A: ..Was! Dieser ficrr da ist rin s
beliebter Rhctor?"
B: Ja."
A: Mein Gott, dicke Munkkiliin'',
diese herabhängenden Lippen."
o- ein Wunder! Hängen doch bei
seinen Vorträgen stets mehrere hundert
Zuhörer an seinen Lippen."
Eine Nachtsccne.
Dieb: Wenn Ihnen br Leben lieb
ist. so verhalten Sie sich ruhig. Ich
sucye Mld."
Student: Schnell.' machen Sie
Licht, ich suche mit!"