& A 4t 4t I ' (in cdter Kembrarrtt. K-.',i!iiiiall)umoi(t(e von P. 33 1 a u f o 9 Zum Verkauf: Ein echter Rem brandi, Kopf eine? deutschen Edel ma'meZ. Offerten unter H.B. Msnor Houfe. Wokington. Surrey." Tie Geschichte dieses Inserates, das eines TageS m den gelefensten Blattern erschien, lft recht ergötzlich. Bei Gelegenheit einer Sieise nach Arünel in den Besitz einer sehr gelun genen Imitation deS großen Meisters gelangt, kam ich nach meiner Heimkeh auf den Gedanken, das, eS mir vielleicht glücken dürfte, das .Veifterftück für das Hundertfache seine wahren Wer theS an irgend einen enragirten Samm ler zu verkaufen. Ich hatte für das Bild inclufive Rahmen nur tau send Mark bezahlt, die eS. onen aeftan den. kaum werth war. Immerhin konnte ein Versuch. Kapital daraus zu schlagen, lohnend sein. Infolgedessen erlieg ich das Inserat. Da Ich iiu Ausführung meines Pla neS fremder Beihilfe bedürfte, zog ich meine beiden Freunde Bill Herring und Ziat Conderbd lnS Vertrauen, die mir bereitwilligst ihre Dienste zur Ver fügung stellten ,alS sie vernahmen, daß ie ,m alle deS Gelingens ik zehir tausend Mark Gratifikation erhalten sollten. Doch, obwohl mit Vergnügen zu meiner Unterstützung bereit, schienen sie hinsichtlich deS Erfolges sehr miß iranisch. . .'S ist doch anzunehmen und so klar wie Lehm in einem Weinglas, daß kei ner der Schafsköpfe, die sich auf das Sammeln solcher Bilder verlegen, sich nach Deinem noch ein zweites Mal um drehen wird," brummte der alte Her. rina. die Vfeike im Munde. Tie Sorte hat es doch gleich heraus, ob fo'n Ding echt ist oder nicht." Das meine ich auch." sagte Con derby. der dem anderen stets beipflich tete. Na, Du wirst ja sehen, Mann. waS schließlich dabei herauskommen wird." Ihr scheint mich doch für sehr ein fältig zu halten, wenn Ihr glauht. ich hätte daS alles nicht selbst in Betracht gezogen." entgegnete ich. Wenn Ihr aufmerken wollt, will ich Euch meine Absichten klarlegen. ES ist sehr wahr, scheinlich, daß von zwanzig Personen, die zur Besichtigung deS BildeS erfchei. nen, neunzehn auf den ersten Blick erkennen, daß sie eS mit einer Imitation deS großen Meisters zu thun haben. Und was geschieht dann? Sie schütteln einfach die kritischen Häupter, erklären, daß ich in einem großen Irrthum be fangen bin und trollen davon. Aber der zwanzigste Reflektant dürfte den Gesetzen deS Durchschnitts gemäß em ausgesprochener Gimpel sein, und dieser Gimpel wird mein Bild kaufen und mir fogar den geforderten PreiS zahlen." Wie kann so ein alter HauSnarr wie Du nur solch himmelschreienden Blödsinn faseln? Glaubst Du wirklich, daß irgend ein Schwachkopf und fei fein Sparren noch so groß ein Bild für hunderttausend Mark kaufen wird, ohne irgend einen Kenner zu Rathe zu ziehen?" meinte Herring. Diesen Fall habe ich natürlich vor gesehen," versetzte ich. Wer nichts von Gemälden versteht, pflegt sich bei derartigen Gelegenheiten an einen Ge mäldehändler mit der Bitte zu wenden, ihm einen Sachverständigen zur Unter suchung und Begutachtung des hetref senden Bildes zu senden. Nehmen wir nun an, unser Gimpel geht dieserhalb zu Smith in Pall Mall und bittet ihn, einen Sachkundigen hierher zu senden. Zwei Stunden später gehe ich zum Telegraphenbureau und widerrufe den Auftrag im Nameü des Kauflustigen, erscheine in entsprechender Vermum ' mung selbst als Kunftexpert und gebe mein Gutachten hinsichtlich deS BildeS ab. Begreift Ihr nun. Schlauköpfe?" Erftuunt, entzückt drückten sie mir die Hand. Ich will gehängt werden, wenn Tu nicht ein richttger Hallunke bist!" rief Herring. Mit einem Teufelskerl, wie Du, eine Spitzbüberei zu vollführen, das ist ja ein reines Gaudium." Um daS Gemälde in passender Um gebung prüfentiren zu können, miethete ich ein kleines möblirtes Haus zu Wokington in Surrey, stellte meinen Rembrandt dort auf und ftationirte Conderby und Herring daselbst, den Ersteren als eine Art Haushofmeister, der in meiner Abwesenheit die HoneurS zu machen hatte und den Letzteren als Livreediener, dem die doppelte Funk tion oblag, die Thür zu öffnen und meinem derzeitigen Domizil einen An strich von Reichthum und Eleganz zu verleihen. m Sodann inserirte ich in der Presse, und die Offerten blieben nicht aus. Verschiedene allgemein bekannte Kunst sammlet fragten schriftlich an. wann und wo das Gemälde zu besichtigen wäre, doch ich antwortete diesen Herren, sogleich, daß sich bereit? ein Käufer ge funden und die Sache erledigt wäre; denn natürlich lag es nicht in meiner Absicht, daS Bild Leuten zu zeigen, die 'seine Unechtheit auf den ersten Blick erkennen würden. Dann erschienen Etliche, die mir als kritische Kunstkenner bisher nicht be kannt gewesen, sahen daS Bild, fchüt leiten die Köpfe, erklärten meine An nähme, im Besitz eines echten Rem brandt ,u fein, für absolut irng und Der Jahrgang 21. verschwanden " mit vorwurfsvollen Blicken. xvoti Wochen waren veraanaen. ohne zu einem Resultat zu führen, so daß ich die Hoffnung auf einen Käufer nahezu aufgegeben hatte, alZ emeS Tages ein großer, elegant gekleideter Herr bei mir vorsuhr und mir seine Karte hineinsandte. welche besagte, daß Lord Robert Winkobant mir die Ehre gab. Nehmen Sie gefälligst Platz. Mulord " sagte ich mit höflicher Vernei gung. Sie wünschen vermuthlich meinen jüngsten Kunstichatz in Augen chein zu nehmen? Allerdings, em entgegnete er mit durchdringendemBlick. Und da ich m der Stadt zu thun habe und in großer Eile von der Station herübergekommen bin, hoffe ich. daß Sie mir gestatten, das Bild sogleich zu besichtigen." Gewiß." versetzte ich mich erhebend. Bitte, folgen Sie mir." Ich führte ihn in die Bibliothek, wo das Gemälde aufgestellt worden. Er betrachtete eZ einige Minuten mit kriti dien Blicken. Ehrlich gestanden. Mr. Vmce, bin ch kein sonderlicher Kunstrichter, ob wohl ein leidenschaftlicher Freund der Malerei. Ich würde daher gern die Meinung eines Sachverständigen hören, ehe lchm ich zum Kauf entschließe." ..Sehr richtig." stimmte ich bei Wenn Sie mir einen Rath gestatten wollen, möchte ich Ihnen Smith m Pall Mall oder Marsden in St. James treet als renommirte Kunstkenner empfehlen." Sehr verbunden," entgegnete er; da mir jedoch Claridge in Termyn Street außerordentlich gerühmt worden, möchte ich eS mit diesem versuchen. Falls Sie mir Schreimaterial geben wollen, möchte ich sogleich einige Zeilen dorthin senden." Ich frohlockte innerlich. Das Geschick war mir offenbar hold. Hier ist Feder. Tinte und Papier, Mylord." sagte ich, die gewünschten Artikel vor ihm niederlegend. Jeder beliebige Tag, den Sie zur Zusammen kunft mit dem Sachverständigen beftim men. soll mir recht sem. denn setvfl im Falle meiner Abwesenheit weiß mein Haushofmeister vollkommen Bescheid in der Sache und ist autorisirt, mich zu vertreten." Sagen wir also: nächsten Dienstag?" fragte er, von seiner Schreiberei auf blickend. Dann würde es mir am besten passen." Gut, also Dienstag. Vielleicht gegen vier Uhr Nachmit tags?" So sei' es." entgegnete der Lord, während er daS Schreiben kou vertirte. Ich werde den Brief sogleich zur Post besorgen. Und nun wünsche ich Ihnen emen guten Morgen. Gleich daraus rollte sein Wagen da von. , Ich aber ned mir rnumpyirens die Hände, denn daß Geschäft mit dem Rembrandt war so gut wie abge macht. Am nächsten Morgen fuhr ich zur tadt und telegraphirte von Westend aus an Claridge und Sons in Termyn Street: Muß plötzlich verreisen. Sen den Sie vorläufig keinen Sachkundigen ehe weitere Benachrichtigung. Winco bank. Dann begab ich mich in meine Gar conwohnung in St. Giles und suchte mir dort eine geeignete Kostümirung für die Rolle aus. die ich am Dienstag zu pieken gedachte. Und die MaSnrung war so gelungen, daß Herring, der mir bei meimr Ruckkehr die Thür öffnete, mich ahnungslos fragte, ob ich des Rembrandt wegen" käme. ' Conderby ward nun eingehend von mir inftruirt. Bei des Lords Ankunft ollte er zunächst meine Abweienheit entschuldigen und den Edelmann sowie den Sachkundigen (mich selbst) dann zu dem Gemälde führen. Und falls der Lord sich zum Ankaufe entschied, sollte er ihn zur Erledigung alles weiteren um ei Zusammenkuft für den näch en Tag ersuchen. Da Conderby ein überaus kaltblüti ger, gewitzter Mensch war, lonn iq mich getrost auf ihn verlassen. Der Dienstag kam. Mit dem Glocken chlage vier fuhr Lord Robert bei mir vor. während ich soeben einer Droschke entstieg. AIS ich im Begriff war, die Glocke zu ziehen, trat er mit forschendem Blick auf mich zu. Wenn ich nicht irre, habe ich das Vergnügen mit Mr. ClaridgeZ Vertre ter?" Allerdings." versetzte ich, ibm eine! eigens zu diesem Zwecke gedruckte Karte j überreichend. Und ich habe wohl die Ehre mit Herrn Lord Robert W'nco bank, auf dessen Wunsch ich hier er chien?" ! Jawohl, der bin ich. ' Ich habe um Ihr Gutachten ersucht, weil ich selbst zu wenig Kunstkenner dm und mich beim Ankaufe dieses Rembrandt nicht etwa anführen lassen möchte. Falls 5nmmfftfKftiTlf ' Afy y r y yu yy y Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. Sie indeß alle? richtig befinden, werde ich mich natürlich Ihrem Urtheil beu gen." Sie können sich ganz auf mich ver lassen. Mylord." versetzte ich. Ich bin schon fünfundzwanzig Jahre beim Fach und habe mich bisher noch niemals ge täuscht." Mit feierlichem, unbewegtem Gesiche önnete Herring ,unS die Thür und führt unS in den Salon, wo sich gleich darauf Conderby zu uns gesellte. Ich habe Sie erwartet, meine Her ren." sagte er. bedauere aber Ihnen mittheilen zu müssen, daß Mr. Vince in dringender Angelegenheit abberufen worden. Doch hat er mich deaaf tragt. Ihnen im Falle Ihres Erschei nenS daS Bild zu zeigen. Bitte, hier hinein!" Wir folgten ihm in die Bibliothek. und die Inspektion begann. Ich prüfte die Malerei mit Hilfe verschiedener Gläser, musterte sie bald auS nächster Nähe, bald auS der Entfernung, neb mit dem Daumen über die Leinwand, kurz, ich probirte alle möglichen Kniffe. welche die Kunstkenner bei solchen wu genheiten anzuwenden Pflegen. Nach beendeter Untersuchung steckte ich meine Gläser ein und wandte mich zu deni Lord. , Mylord. ich gratulire Ihnen zu Ihrem glücklichen Fund. Dieses Bild ist nicht nur ein echter Rembrandt. son dern auch eineS der besten Werke deS alten Meisters, und allermindestens 120.000 Mark werth. Er schien hocherfreut, rieb sich die Hände und sagte Conderby. er würde am nächsten Tage wiederkommen, um daS Bild abzuholen. Dann verließen wir beide daS Haus und fuhren zusam men bis zur WaterlooStation. Dort trennten wir uns. Ich kehrte mit dem nächsten Zuge nach Wokington zurück, woselbst meine Genossen und ich unseren Erfolg in Champagner feierten. Als Mann von Wort erschien Lord Robert schon am nächsten Vormittag, um den Rauf abzuschließen. Der Preis ist 110.000 Mark," sagte ich langsam. Er schien angenehm be rührt, versuchte seine Befriedigung in deß zu verbergen und übergab mir einen auf die London und Chelsea-Bank lautenden Check. Eine Viertelstunde später war der Lorl mitsammt dem Gemälde auf dem Wege nach London. Noch am nämlichen Nachmittage fuhr auch ich zur Stadt und präsentirte den Schein bei der London und Chclseck Bank. Ich möchte dafür 'Banknoten. Tau sendmarknoten," bemerkte ich von oben herab. Der Karnrer grinste mich an. Wann haben Sie diesen Check erhal ten?" fragte er. . Heute morgen," versetzte ich. ein wenig beunruhigt. Wie ist's damit?" Nichts weiter, als daß das Ding da nicht einmal den Pfennigstempel werth ist. den es dort in der Ecke ausweist. Der Aussteller dieses Wechsels ist ein pitzbube, der bereits in fünf ver schiedenen Fällen Lord WincobankS Handschrift gefälscht hat. Zweimal ist ihm der Betrag geglückt, in den übrigen Fällen kam man noch rechtzeitig dahin ter. Tie Polizei sucht ihn vergeblich zu erwischen, er ist ihr bisher stets ent chlüpst." In namenloser Verblüffung starrte ich den Check an, während der Kassirer ortfuhr: Ich glaubte, der Schurke habe diese Art der Thätigkeit bereits aufgegeben und sich auf anderen Schwindel ver legt. Soviel steht jedenfalls fest, daß Sie von ihm angeführt worden find." Das schien mir auch sa. . Ohne ein weitere? Wort verließ ich das Bank haus. Ich habe oftmals gehört, daß ein Diamant den anderen schneidet. ' doch Niemals hat sich mir die Wahrheit die es Gemeinplatzes so kraß offenbart als in diesem Fall. Immerhin lag ein kleiner Trost da nn, datz vord Robert" kaum minder angeführt worden war, als wir selbst, und schließlich brachte ich eS nicht übers Herz, ihn hierfür sonderlich zu ver dämmen; denn waren wir im Grunde nicht Zunftgenossen? Die gepreßten ühinesinnsnfüße. Ganz anders, als mit dem Zzpf der Chinesen, verhält es sich mit der Sitte, die Füße der Mädchen zufammenzu- Pressen. Am Pekinger Hof hat niemals eine Frau mit künstlich verkrüppelten Füßen erscheinen dürfen; ja Man sagt sogar. eS sei jeder solchen bei TodeS strafe verboten, den kaiserlichen Stadt theil zu betreten. Und doch hat das gute Beispiel deS HofeS eS nicht einmal zuwege gebracht, daß die grausame Mode wenigstens auS der unmittel baren Umgebung der Hauptstadt der fchmunden ist! Nur Peking selbst scheint ziemlich uei davon zu fein. Mehrere bedeutende Kaiser, vor allem Kanghi.' der größte Herrschn Chinas. haben wiederholt wohlmeinende Ver fügungen erlassen, worin sie die drin gcnde Mahnung aussprachen. der üblen Gewohnheit zu entsagen. Aber keiner von ihnen wollte zu drakonischen Mß regeln greifen, wie sie bei der Ei' führung deS ZopfeS unbedenklich ange wandt wurden. Sie waren sich offen bar bewußt, daß eS viel leichter ist. eine Sitte der Männer abzuschaffen. alZ eine der Frauen. Das Wort des alten Euripides: von Allem das Un übcrwindlichfte ist das Weib", gilt auch für den Orient. In China giebt es ebenso gut Pantoffelhelden wie in Europa. Stoßen wir hier also auf einen all gemein menschlichen Zug, so finden wir dagegen einen großen Unterschied zwi schen dem Empfinden der Chinesen und dem unsrigen, sobald wir uns nach dem Ursprung der sonderbaren Mode er kundigen. Mr Avenoianoer will immer gern dem Uranfang aller Geioohnheiten nachspüren, worüber sich der Chinese oft nicht wenig wundert, da dieser historische Sinn ihm selbst fast völlig abgeht. Daher kommt es, daß er nicht einmal auf die Frage, wann man den Mädchen zuerst die Füße zusammenge preßt habe, eine befriedigende Antwort zu geben weiß. Die Angaben hierüder weichen in ganz erstaunlicher Weise von einander ab. Während nämlich die einen sagen, die Mode sei in der Zeit der Schang Dynastie (17661122 vor Christus) aufgekommen, verlegen die Andern den Ursprung in die Periode der Tang Dynastie (020007 nach Christus). Ebenso wenig Uebereil! ftimmung herrscht über den eigentlichen Anlaß. Nach emer Angabe hatte eine Kalze- rin Klumpfüße, weshalb sie ihre Hof damen zwang, die Füße zufammenzu pressen, damit sie nichts vor ihr voraus hätten. Andere behaupten dagegen, zu einer gewissen Zeit hätten die Frauen der besseren Kreise die schlechte Gewöhn heit gehabt, viel, umherzulaufen und die Männer durch ihr Schwatzen zu be lästigen. 'So seien diese in ihrer Ver zweiflung zuletzt darauf verfallen, den Mädchen die Füße zusammenzupressen. um sie dadurch zu zwingen, ein häus licheres Leben zu führen, als ihre Müt ter damals. Falls an dieser letzten An gäbe etwas Richtiges ist. so hat man den gewünschten Zweck nicht nur völlig erreicht, sondern hat sogar bedeutend über das Ziel hinausgeschossen.. Denn eine iftau mit verkrüppelten Füßen kann sich nur sehr unbeholfen bewegen. Die für jeden Europaer im höchsten Grade abstoßende Unsauberkeit in jedem chinesischen Haushalt hängt mit dieser geringen Beweglichkeit der Hausfrau zusammen. Sie vermag beim besten Willen nicht so nach dem Rechten zu ehen und selbst mit zuzugreifen und zu schaffen, als wenn sie natürlich geftal tete Füße hätte. Dazu kommt dann noch die furchtbare Gefahr bei den häufigen Feuersbrünften. Ein großer Brand in einer enggebaujen Chinesen ftadt fordert fast immer Opfer unter den Frauen, weil ihre Füße sie nicht schnell genug aus der Gefahr bringen. Aehnlich ist eS, wenn Feinde ins Land kommen. Wiederholt haben sich dann Hunderte von Weibern, die wegen ihrer kleinen Füße nicht rasch genug ent fliehen konnten, aus Angst in die Brun nen gestürzt. Die Männer im Reiche der Mitte verschließen sich diesen und anderen großen Schattenseiten keineswegs. Aber die Mode, die Mode! Dagegen ist schwer anzukämpfen. Ein möglichst kleiner Frauenfuß ist nun einmal das, immer wieder poetisch vetherrlichte Ideal, das die sonst so nüchternen Chinesen ordent lich in Begeisterung versetzt. Eine Mut ter, besonders eine aus den höheren Ständen, kann gar nicht erwarten, ihre Tochter standesgemäß zu verheirathen, wenn sie ihr nicht die mit dem Zusam menpressen der Füße verbundenen Qualen bereitet, damit möglichst zier liche goldene Lilien" das Ergebniß find. So werden die verkrüppelten Füße von den Dichtern wegen der gold gestickten Schuhe genannt, in denen sie flecken. Ein in China reisender Aus länder bekommt die goldenenLilien" nicht eben oft zu sehen. Dies liegt aber einfach daran, daß sich die Frauen der mittleren und oberen Kreise fast immer im Hause halten. Unerwachsene Mäd chen mit kleinen Füßen sieht man häufiger. Der naturwidrige Vorgang beginnt gewöhnlich mit dem fünften oder sechsten Jahre. Vielfach begegnet man der An ficht, daß dabei eiserne oder hölzerne kleine Schuhe angewandt würden, in die man die Füße hineinzwänge. DaS ist jedoch nirgends der Fall vielmehr benutzen die Mütter immer schmale No. 18. Streifen von Leinen, mit denen sie die Füße in der Art umwickeln, daß die Zehen und der Hacken einander mög licyn genayeri werden und die. n natürlichem Zustande fast flache Sohle allmälig eine starke Wölbung annimmt. Am liebsten will man durch fortgesetztes Einpressen eine solche Verlängerung des Hackens erreichen, daß seine Spitze mit der großen Zehe, m die der zusammew gepreßte Fuß vorn nach unten aus läuft, in einer Ebene liegt und dein nach der ganze Körper auf diesen beiden Stutzpunkten ruht. Oft gelingt die. manchmal aber auch nicht, besonders nicht, wenn der Prozeß in zu späten Jahren begonnen wurde. Tann bleibt nichts übrig, als den Hacken duraeinen darunter gesetzten kleinen Klotz künstlich zu verlängern. Ter Schuh, worin ein nach allen Regeln der Kunst verkrüppelter Fuß sitzt, ist gewöhnlich nur drei englische Zoll lang. Zuweilen ficht man fogar cyuye. die noch etwas kleiner find. ("V, n i tv , p t i tfrTrieoer Welnenenoe. dem m emem chinesischen Laden solch' winziger Schuh gezeigt wird, schüttelt ungläubig den Kopf und hält das vor ihm stehende lllipuiartige Ting für eine arge Ueber treidung, das eher einer Puppenstube. als dem wirklichen Leben entnommen sei. Er hat insofern vollkommen recht. als der zierliche Schuh gar nicht für den ganzen oenimmk in, onoern nur für die Zehen und den Hacken. Der obere Theil des Fußes ist stets viel größer als der Schuh. Dieser Theil ist mit Streifen von Zeug umwickelt. die bis auf den Schuh herabreichen. Die in letztem steckenden Theile des Fußes find gleichfalls umwickelt. Es ist hiernach klar, daß Frauen mit ver krüppelten Füßen keine Strümpfe tra gen können. Ueber die schlimmen körperlichen Zolgen. die das Zusammenpressen der Füße für die Mädchen mit sich dringt, ist viel geschrieben worden, manchmal jedoch mit einigen Uebertreibungen. Es unterliegt natürlich gar keinem Zwei fel, daß die Schmerzen groß sein müs sen, wenn zwei bis drei Jahre lang' die ordentliche Zirkulation des Blutes in Hacken und Zehen verhindert wird, bis diese Gliedmaßen völlig eingeschrumpft nno. Aver wenn man oen Prozeß nur früh genug beginnen läßt, so scheinen sich die Mädchen in späteren Jahren ganz wohl zu fühlen. In Süd-China. wo die Sitte viel ausgebreiteter ist als in Nod-China. wird allgemenz früh damit angefangen. Hier halten sich nur die untersten Volksschichten, deren Frauen schwere körperliche Arbeit ver richten müssen, davon frei, der Noth geyorcyeno, nicht dem eigenen Trieb In Nord und Mittel-China lassen da gegen auch solche Volkskreise, in denen die Frauen zu Hause bleiben können und nicht auf dem Felde oder auf den zahlreichen- Kanalschiffen zu arbeiten brauchen, ihre Töchter mit natürlichen Füßen gehen. Die Abgrenzung der Sitte ist hier nicht so scharf und das führt dann allerdings manchmal zu den vellagenswertyeflen Folgen. ganzen Reiche der Mitte finden nämlich Verlobungen eigentlich kann man nur sagen: Versprechungen schon sehr früh statt. Die beiderseitigen Eltern machen dies miteinander ab. Bietet sich nun einer Familie Geleaen- heit, eine halbwüchsige Tochter gut umerzuvringen unter der Bedingung, daß ihr noch die Füße zusammenge preßt werden, s wird sie sich keinen Augenblick besinnen, hierauf einzu gehen. Der annehmbare Freier wird in einem solchen Falle mit furchtbaren Dualen erlauft, die man der armen Tochter bereitet. Denn ist sie bereits ,zwölf Jahre alt oder noch älter, so sind die Knochen der Füße bei weitem weni ger nachgiebig als im vierten oder fünf ten Jahre. Sie muß dann immer die schrecklichsten Schmerzen aushalten. Mitunter sind aber die Folgen noch schlimmer: die Füße werden brandig und sterben ganz oder theilweise ab. Sonderbar genug, daß ein großes Volk, wie das chinesische, das in vielen Dingen sehr verständige Ansichten hat, einer so unnatürlichen Sitte huldigt. Die Erklärung liegt, wie schon bemerkt, darin, daß fast immer die Zukunft der Töchter auf dem Spiele steht. Wenn man dieser Sitte entgegenwirken will, so muß man vor allen Dingen dafür lorgen. da lolchen Familien, die be reit find, ihre Töchter mit natürlichen Füßen aufwachsen zu lassen, Heiraths Kandidaten zugeführt werden. Manche Ausländer sind bereits eifrig bemüht, in diesem Sinne zu wirken. Aber es mag noch lange mit dem Erfolg dauern. grauenrechtt im lten Babylonien. DaS Bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Reich hat einen großen Fort schritt gegenüber den früheren recht lichen Beschränkungen des 'weiblichen Geschlechts gebracht. Aber die Herren der Schöpfung müssen koch recht be schämt sein, wenn sie z. B. die rechtliche Stellung der Frau vor Jahrtausenden im alten Badplonien betrachten und die bisherigen Zustände dagegen verglei chen, in denen eine Frau über eigene?, sauer erworbenes oder ererbtes Gut nicht ohne Einwilligung de? Ehegatten verfügen konnte. Im Lande zwischen Euphrat und Tigris war rechtlich die Frau auf gleicher Stufe wie der Mann. Tie Münchener Allg. Ztg." entnimmt einige Beispiele einem höchst intereffan ten Buche deS berühmten englischen Assvrologen Sayce .Babylcmians and A.syrians, Life and Custorns, London 19' -. Schon die früheste Zeit kannte eine Königin Ellat-Gula (abgesehen von der fabelhaften Semi ramiS), und auch auf den bekannten Affurdanipal'ReliefS sitzt die Königin dem liegenden König zur Seite beim Festmahl. Unter Sargon (3800 v. Chr.) läßt nach einer erhaltenen Lifte die Königin durch ihr Sklavenperfonal Holzftümme einführen. ES tonnten bis in die spätere Zeit Frauen sich auf ihren eigenen Rainen zu HandelSge schäften assoniren (mit Männern oder Frauen), kaufen und verkaufen, borgen und ausleihen, alS Klüger und Zeugen vor Gericht erscheinen, nach Belieben über ihr Eigenthum testiren. War die Mitgift vom Vater der Frau gegeben, so hatte der Mann nur die Vertrags mäßigen Rechts daran. Ein Dokument aus den Zeiten Abraham? Verzeichnet das Geschenk einer Sklavin durch den Mann an die Frau; diese sollte bei Scheidung sowohl als im Todesfalle des Mannes Eigenthum der Frau biet den. wodurch das Sondergut der Frau, das die Erden des Mannes nichts an ging, schon zwei Jahrtausende vor Christus anerkannt ist. Aus der spä teren Zeit haben wir dafür noch zahl reiche Contrakte, z. B. aus dem II. vorchristlichen Jahrhundert ein Testa ment, welches ein Feld in erster Linie der. Tochter, dann der Schwester ver macht: Bruder und Schwester erben ge meinschaftlich zu gleichen Theilen; unter Cyrus klagt sein Sohn Cambyses auf Rückerstattung einer Hypothekenschuld, wofür die Frau deS Schuldners mit verpflichtet ist. Zahlreiche Dokumente zeigen die Frau als Separatschuldnerin und Bürge, als Eigenhändlerin und Betheiligte. Wenn auch Testamente von grauen nicht vorliegen, so bezeugt das Testament eines Sohnes, der aus drücklich mütterliches und gronmütter liches Vermögen vermacht, daß die Frau testiren konnte. Ein Societätsvertrag aus der Zeit Samsuilunas auS.der ersten babylonischen Dynastie unge fähr um Abraham zwischen zwei Männern und einer gewissen Amat Samas stipulirt den ModuS der Rück zahlung einer aus dem Vermögen des onnengottes zum Zweck gemeinschaft licher Handelsgeschäfte entliehenen Summe, wobei die Frau in gleicher Weise behandelt wird wie die männ lichen Theilhaber. Dahin sind wir nach fast fünf Jahrtausenden nun auch glücklich gekommen. Tie beiden Meister. Aus Anlaß der tZinweibuna des Franz Hals-Denkn,als in Holland er innern die Annales" an eine Anekdote, deren Held der berühmte Maler war. Franz Hals stand zur Zeit, als die Geschichte spielt, im Alter von 40 Iah ren. Als er eines Tages im Kreise seiner Freunde weilte, rief man ihn plötzlich ab und theilte ihm mit. daß ein junger Mann ihn zu sprechen wün sche. Hals begab sich in sein Atelier, in dem ein Cavalier ihn erwartete. Verzeihen Lie die Störung, Meister," redete der Fremde ihn an. aber ich be finde mich auf der Durchreise und wollte Harlem nicht verlassen, ohne fei nen berühmtesten Meister gesehen und mit ihm gesprochen zu haben. Man hat mir so oft Ihre erstaunliche Ge fchicklichkeit in der Portraitmalerei ge rühmt. Würden Sie vielleicht mein Portrait malen? Es müßte natürlich sofort ausgeführt werden, denn ich habe nur einige Stunden übrig." - Schnell entschlossen nahm der Künstler die erste beste Leinwand, die ihm in die Hände fiel, und führte das unter so fonder baren Umständen verlangte Portrait schnell aus. Sehr gut!" rief der Fremde, als er fertig war. Wie ich sehe." fügte er dann hinzu, muß das Malen gar nicht so schlimm sein, und ich hätte nicht übel Luft, mich daran zu machen. Wollen wir unsere Rollen tauschen, Meister? Der Künstler reicht? seinem Gaste lachend das nothwendige Material und fetzte sich vor die Staf felei. Mit wachsendem Erstaunen sah er den ffremden Vinfel und Nl,tt? mit größter Leichtigkeit aebraucken. Es war ihm ein wenig unangenehm, die Rolle des Modells zu spielen, und er gelobte sich, sie nie wieder gegen die thätigere des Malers einzutauschen. Nach einiger Zeit legte der Fremde die Palette hin und sagte zu ihm: Sehen sie letzt, ob ich etwas von ihrpm Unterricht profitirt habe." Zu seiner großen Ueberraschung sah Franz Hals ein Bild, das seine Züge mit einer überraschenden Aehnlichkeit wiedergab. Ich kenne in der Welt nur einen Mann, der so zu malen versteht!" rief er aus. Sie find Sie sind Van Duck!" Und der Fremde verbeugte sich zustimmend mit einem Lächeln. Zum Direktor bringt eZ mancher durch sein Talent, sich dirigiren zu lassen.