V Der gespenstische Kammerdiener. Qmt iraijtf ttisiug(id)iit;f von Ai:hr X t b t i n. Lange habe ich gezögert, eh ich mich entschließen tonnte, die nachfolgenden Mittheilungen zu Papier zu bringen: einen noch weit schwereren Kamps hat mich die Frage gekostet, ob ich sie der össentlichen sollte, endlich hat aber der edanke mich zum EntiauuB gemeven. daß ich ja doch jedeS Wort vertreten kann, daß ich ja doch alles das. waZ ich da eriäble. selbst durchaelebt habe und für die Wahrheit meineZ Berichts mit tausend Eiden emeyen rann, s mu herunter von meiner Seele, ich muß einmal mein Herz ausschütten: vielleicht. dak einer von den Lesern Rath und Hilfe für mich weiß. ES war an einem laulich-warmen. dustscbmanaeren Tommeradend deS JahreS 1893. Ich faß bei meinem Freunde, dem Freiherrn v. W.. in des. sen poesievoll ausgestattetem TuSculum: d. h.. eigentlich saß ich nicht, mit liebenswürdigem Eifer hatte er darauf gedrungen, daß ich mich auf der mit einem molligen Tigerfell überdeckten Chaiselongue ausstreckte. Ta lag ich clfo nun. müde von all dem kleinen Aergcr meiner täglichen Arbeit und paffte den Tampf einer Habana Vir , ginia in die Luft. Trimm, der Teckel, hatte sich an meiner Seite häuslich nie dergelaffen und rieb hin und wieder seinen Kopf an meinem Arm. Turch daS geöffnete Fenster drang eine Ueber fülle von Lindenduft; draußen zivil scherten zahllose Bbgel ihre brünstigen Weisen. Wir sprachen vom Spiritismus unser hauptsächlichstes Thema feit eini 4 gen Tagen, hatten wir doch jüngst einige Öccultisten" in der Stadt ge habt und uns ihre Experimente ange sehen. Immer und immer wieder zitirte wein Freund das berühmte Wort von den vielen Dingen zwischen Himmel und Erde, von denen sich die Schulweis heit nichts träumen läßt, und immer wieder proteftirte ich dagegen, daß diese Sentenz zu Gunsten deö Spiritismus ausgebeutet würde. Warum passirt mir denn nie etwas Uebernatürlichcs?" TaS war mein unerschütterlicher Ein, wand aus die hundert Probleme, die mir der Freiherr in die Zähne warf. Mit feinen hellen, blauen Augen sah er mich nachdenklich an. .Aber haben Sie nicht neulich im Goethe-Zimmer zu Weimar das Relief Napoleons I. gesehen, das gerade am Tage der Schlacht bei Leipzig auf un erklärliche Weise zu Boden stürzte und zerbrach? WaS sagen Sie dazu?" .Zusall. So, Zufall? Und der bekannte Spuk von Fichtenau, wo sich die Steine auS dem Pflaster des HofeS lösten und durch die Luft fausten?" Hab ich nicht selbst gesehen. Glaub'S also nicht. Stundenlang hatten wir uns schon gestritten. Je mehr der Freiherr sich erhitzte, desto ruhiger wurde ich. denn ich war wirklich müde, sehr müde. Schließlich gab ich überhaupt kaum noch eine Antwort. Ich hörte blos immer zu, wie er mir von wandelnden Ahnfrauen, lebendig werdenden Bll dern. redenden Grabkreuzcn, dem ge spenftischen Schlittschuhläufer u. f. m. erzählte. Ich glaube sogar, ich hörte kaum mehr alles. Ich sah nur seine eigenthümlichen, glänzenden Augen, die wie zwei Lichter aus der dunklen Ecke hervorleuchteten, in welche er seinen Polsterseffel gerückt hatte. Ich hörte, wie die Uhr zwölf schlug. .Du mußt gehen," sagte ich mir, und schmerfällig erhob ich mich von dem weichen Tigerfell, gab meinem Freunde mit verhaltenem Gähnen die Hand und empfahl mich. Die Nachtluft war milde und weich; ich fühlte kaum, daß ich draußen war. Während ich die präch tige Lindenallee durchkreuzte, meine Hausthür aufschloß und dann in mein Studirzimmer eintrat, summten mir noch immer die tollen Spukgeschichten durch den Kopf, die ich heute gehört. Ich bin kein Freund von nutzloser pe kulation. aber die Erzählungen hatten doch auf mich gewirkt; ich konnte mich nicht losreißen von dem eigenthümlichen Eindruck, den sie auf mich gemacht. Schneller als sonst, wo ich wohl noch ein halbes Stündchen mich aufs Sopha leate. brannte ich ein icht an. 's ist ja Alles Unsinn! TheilsPhan tafterei, theils blanker Betrug! Warum kommt mir nicht so ein Gespenst " Weiß der Geier, xoai bei dem Gedan ken in mich fährt ! Mir wird auf ein 'mal so merkwürdig ängstlich zu Muthe; ich fühle in meiner Kehle ein Schlucken und Drücken, wie noch nie. Dabei sürchte ich mich förmlich, mich umzu- sehen. Da soll doch gleich ", will ich zornig rufen, aber die Worte wollen nicht über die Lippen. Ich bin wüthend über mich selbst. Ich, der Skeptiker, der notorische Spöt 1, ich lasse mich dnrch dumme Ammen Märchen inS Bockshorn jagen? Pah, gehen wir zu Bette! Der Freiherr scheint mir doch zu viel Madaira eingeschenkt zu haben, oder die Virginia war mir zu mächtig. In der einen Hand die Lampe, öffne ich die Thür zu meinem Schlafzimmer. Wie daS meine Gewohnheit ist, trete ich zunächst ans Bett, um die Decke aufzu schlagen ich habe daS in meinen Pri manerjahren von einem Kameraden ge lernt, der mit mir in einem Zimmer schlief. Immer erst frifche Luft ins! Bett." vfleate er vx fflien. .ehe man selbst kommt. ES schläft sich besier so." Ich trete also anS Bett. Da großer Gott! WaS ift daSk Ganz von selbst, wie von einer unsichtbaren Hand gepackt, hebt sich die Bettdecke und legt sich um. genau so. wie ich ne auaveno lich zu wenden pflege. Ich fühle, wie eS mir ei-kalt über den Rücken läuft, wie mir jeder Bluts tropfen erstarrt. Mit eigenen Augen bade ich den unheimlichen Spuk ge sehen, da hilft kein Schwadroniren und WeadiSputiren. Langsam, die Augen immer auf daS Bett gerichtet, gehe ich rückwärts. Für keine Schätze der Welt hätte ich der ver taten Lagerstatt jetzt den Rücken ziige kehrt. 2,tm Himmel fei Tank, ich bin wie der in meinem Studirzimmer! AlZ ob jede Sekunde Zeitverlust meinen Unter gang herbeiführen könnte, werfe ich die Thüre zu, verriegle sie und schied, außerdem noch eins der Möbel davor Erst jetzt wage ich wieder aufzuathmen ES ist gerade 2 Minuten über 12 Uhr, In das Schlafzimmer geh' ich heut Nacht nicht wieder daS steht fest Ich werde versuchen, mir die Zeit mit Lesen zu vertreiben. Wenn ich doch wenigstens Bier bier oben hätte aber etzt in den Keller? Unter keiner Be dingung! Aber eine Cigarre will ich anzünden das wird meine geradezu tanzenden Nerven beruhigen. Wie grausam trüge die stunden da hin schleichen! Und daß ich auch gerade neben dem Thurme wohnen muß. wo ich jede Viertelstunde schlagen höre! Endlich, endlich gebt die Sommer nacht-Tämmerung in Tageshelle über Der junge Tag steht neugierig durchs Fenster nach dem gequälten Menschen kind. das sich da Übernächtig auf dem opha rekelt. Jetzt, läuft d,e Zeit schneller, schließlich klopft nun auch meine Wirthin an die Thür, um mir den Kaffee zu bringen. Sie muß mir wohl etwas anmerken, denn sie sieht mir so sragend in die müden Augen. Ob ich ihr sage nein, ich schäme mich. Ueberhaupt, wenn ich mir die Sache überlege . Sonderbar, so am hell lichten Tag fühlt und empfindet man doch ganz anders als in der Nacht. Ich komme mir nachgerade etwas komisch vor. Wie sollte nur die Decke ganz von selbst Unsinn! Ich bin wohl schon halb im Schlaf gewesen. Freilich, wie ich jetzt in mein schlaf zimmer trete, sehe ich die Decke ausge schlagen, aber wer sagt mir. daß ich das gestern Abend im Dusel nicht selbst gethan habe. Schade um die schöne Nacht! Na, in der nächsten will ich das Versäumte nachholen, sage ich mir und werfe das Bettzeug durcheinander, damit meine Wirthin nichts merkt und, mich mit ihrer Neugierde belästigt. Tann end lich gehe ich in die frische Luft, deren erquickender Hauch mir wohlthut nach der verrückten Nacht ! Wieder ist der Abend da. Weiner sonstigen Gewohnheit entgegen, ra mein erster Gang nicht nach meiner Weck nuna, fondern in die Kneipe. Und wie mir das Bier heute schmeckt ! Mein Freund Ludolf Waldmann würde feine ycue Freude an mir haben, wenn er sähe, wie eifrig ich seinen Rath, immer noch Eins" zu trinken, befolge ES ist. als ob sich in meiner Kehle die ganze Gluth von Brotterode aufgespeichert hätte. Um 10 Uhr bin ich noch immer am Poculiren; die elfte stunde schlägt ich trinke, selbst die Mitternacht findet mich noch beim Becher. Schließ lich sitze ich ganz allein in dem behag lichen Tempel des Gambrinus; nur der Kellner lümmelt sich an den Wänden umher und gähnt einmal übers andere, Ich glaube, der Kerl will mich weg, ekeln. Das wäre doch noch schöner! Kellner, noch einen Krug!" Warte Bengel Dir werde ich schon Geduld beibringen! , Hm, die ganze 'jcacht kann ich ja doch wohl nicht hier fitzen. Schon Uhr! Der Piccolo iß nach und nach eingeschlafen; da werd ich doch wohl gehen müssen. ..Fritz, zahlen!" Man sieht dem befrackten Jüngling deutlich seine Freude an. Na, seine Standhaftigkeit soll durch ein anstän diges Trinkgeld belohnt werden. Wie wär's, wenn ich noch einen klei nen Bummel machte. Ich fühle in meinem Schädel ein Summen und Surren ich diagnostizire auf einen richtigen Schwips. Rechter Hand, linker Hand Alles vertauscht" stimmt ! Das ist mir doch lange nicht pasftrt. Himmel, kann ich denn nicht mehr gehen? Bumm. schon wieder ein Later nenpfahl das wird doch bald zu bunt. Das ist ja schon kein Schwips mehr, das ist ein waschechter, tadelloser Rausch. Wenn ich nur erst glücklich im Bett Tonner und Doria. woher kommt auf einmal das Frösteln? Doch nicht wegen der dummen Geschichte von vori ger Nacht? Larifari! WaS? ich mich fürchten? Alter Soldat und fürchten? Wohnt nicht. Vorwärts also, nach Hause! Diese blödsinnige AngstmeiereiM Schon wieder überläuft mich'S, wie ich die Klinke der" Schlafzimmerthür er greife. Schlapper Kerl marfch! Da ist das Bett. Wir wollen doch sehen. Zugefaßt Wahrhaftig, die Decke hebt sich wieder von selbst langsam geräuschlos. I Fort auS dickem Hause fort fort ! Wie ein Verrückter stürme ich durch die Straße. Bezecht bin ich aber nicht mehr, da? fühl' ich ganz genau. ' Jede Sdur von Rausch ist wen Ta sehe ich im Scheine der Laterne daS Schild der .bioldenen Sonne blitzen. Das ist ein Ausweg, ich schlafe im votel. Ter HauZdursche nebt micb orok an. wie ich in der früben Moraenstunde vor ihm stehe und in aufgeregtem Tone ein Zimmer verlange. Ter denkt gewiß, ich bin nicht nüchtern. Aber ich bln'S Mag der denken, was er will, die Hauptsache ist, daß ich endlich zur Ruhe komme. ES ist mir förmlich, als ob das $o tclbett ganz anders aussähe, wie das meinige; viel harmloser, so wie soll ich sagen so friedlich, so ungefähr lich. So. die Ubr leoe icki unter daS Kods rissen, damit ich sie morgen gleich zur Hand bade. und nun Am nächsten Morgen sindet mich der vauslnccht vor dem Lett am Boden liegend; ich lese ihm feine Gedanken vom Gesicht ab. Mit schlauem Lächeln erzählt er mir, er habe mich absolut nicht wach bekommen können, erst als er mir die Stirn mit Waffer betuvkt hatte, wäre es ibm ac rnnen Ich weid wohl, warum das fo schwer war. Ein brausen packt mich, wenn ick ein paar Stunden zurückdenke. Auck diesmal hat mich eine unsichtbare Hand bedient eine Ohnmacht war die Folge. schreckliche Nachte, die nun kolaten Mein Wider land ilt aebrocken. maa das Bett aufgedeckt haben, wer will m Itat Ml dinkkn. rirn hm mm schon an den gespenstischen Kammerdie i - - - ? - ) -r ... ner gewöhnt, der mich so unheimlich aufmerksam bedient Alle Wett sagt m r. dak ick sckrecklick elend aussehe; ich fühl eS la auch selbst. wie ich zusammenfalle. TaS kann nicht mebr lanae so oeben. Müde scklevv' ich mich voran, jeden Abend kneipe ich; ois m,r vie Augen zufallen, und dann wanke ich ächzend und fröstelnd ,u mei- ner Wobnuna. um immer und immer wieder zu sehen, daß das Gespenst mich nicht veriayt. Drei Monate und nun veraana,,. ... .. . . o o seit ich es zuerst bemerkt, drei grauen yasie Zonale. sommer it in zwischen gestorben, gelb und roth färben im vie lütter und der wuruae ftnbft duft lagert in den Zweigen. Wieder ein durckwüsteter Ab?nd wieder schleiche ich uni'äalick matt und elend heim. Ich glaube, jetzt ist eS mit meinen rasten bald zu Ende, v elle ckt noch ein paar Tage, dann fährt man mich binauS. Wie babe ick mick früher vor dem Tode gefürchtet, und jetzt? Ich seyne mich vrunslig nach dem Frieden, der hinter den Kirchhofsmauern wohnt. Wie ick Mick in die Kissen sckmieae- die Tecke senkt sich wieder von selbst auf mich herab, wie sie vorher in die Höhe schwebte ist es mir. als ob ick mit her Welt nun fertig wäre. Morgen wird man in vielem Zimmer eine Leicke nn den. Wie sie erschrecken werden! Ob man mich betrauert ) ftpsTe mir in Gedanken eine Liste der Leidtragenden aus: meine Eltern acb die Aermsten dann Paul. Otto. Elise und die anderen Geschwister. Ja, die werden weinen! Sie haben mick sebr lieb at habt, jetzt wird es mir erst so reckt. reM klar. Wenn ick dock AlleS ant mack?n könnte, womit ich sie je gekränkt. Ter lieve Ctto, der prächtige Junge! Ich könnte mich erwüracn. wenn ick daran denke, wie ick einst am Cbrigabend in kindischer Wuth mein Lottospiel in den urtn geworren, blos, weil ich darüber tarn, wie er damit Irnelie. abne mick gefragt zu hsben. Hätte mich Vater ooaz vamats zu Schanden gehauen! Aber er schüttelte jä bloS mit dem lie ben. alten Kopf und faate: ..TaS mir Tu T,r nie vergenen!" Wea mit den häßlichen Erinnerungen! Wer wird noch mehr um mich trauern? Blon dinuS, mit dem ich den ganzen Tb ringer Wald die Kreuz und die Quere durchwandert? Gewiß auch n. Und dann sie ach, sie wird sicher um mich weinen. Könnte ich ihr dock ickt in der Abschiedsstunde einen ganzen Him mel als Lohn für ihre Treue zu Füßen legen und sagen: Ta, nimm! Uud der Freiherr der der was ist denn das? Ist das nicht der Freiherr, der da die Falten der Tecke alättet. der mir das Kiffen gerade rückt? Um alleS in der Welt, wie kommt der jetzt in mein Schlafzimmer? Da da er faßt mich am Arme und ..Aber. Menkck. Sie scklaken In wi? ein preußischer Wachtposten!" lacht eS munter durcks Zimmer, und wie ick mir die Augen reibe oho, wo bin ich oenn. das in a des Freiherr Zimmer. ich liege auf der Cbaiselonaue. neben mir knurrt Trimm Wabrbastia. ick babe oeträumt. d? ganzen tollen Zauberspuk wirklich ge träumt. Sommerlicher Lindenduft drinat durckS geöffnete Fenster, und draußen läßt die Nachtigall ihre weh mulyigen Welsen ertönen. Na, jetzt alaub' ich erst reckt nimmer an Sviri- tiSmus, ÖccultismuS und anderen Ge penflerJSmuS. Ungewiß. Vater: Nun möchte ich aber doch endlich wiffen. lieber Karl, was Du eigentlich ftudirft?" Sohn: Ich alaube Medizin, lieber Papa." Vererbung. -jm3ität vsn v. ß:Ueu. Der Herr Professor legte das Buch fort und lehnte sich in tiefem Nachnn nen in seinen Lehnftuhl zurück. Ja." sagte er dann. eS ist merk würdig, wie wenig Individualität in jedem von uns steckt. Wie wenige kön nen von sich sagen, ich bin ich. Ich bin ein wirkliches, wahrhaftes Ich. ich bin mein eigenes Selbst. Ja. ich glaube sogar, daß es keinen einzigen Menschen giebt, auch nicht einen, der daS mit apodiktischer Gewißheit von sich dehaup tcn kann." Ich kann Deinem Gcdankcngang nicht feigen." sagte die rau Profenor. ein übrigen? noch ganz reputirlicheS Weibchen allein ich bin überzeugt davon, Fritz, daß das, waS Tu da eben gesagt hast, ein großer Unsinn ist." und sie strickte, ohne sich stören zu laffen. ganz ruhig weiter. Tas verstehst Tu eben nicht, liebe Thercse," erwiderte Profeffor Friedrich Schmidt in seiner sanften, salbungs vollen Weise, und ich meinte damit auch nur, wie wenig verantwortlich ein Mentch für feine Thaten gemacht wer den könne. Denn alles, wag wir thun. thun eigentlich nicht wir. sondern es ist die Folge jener Eigenschaften der Seele und deS Leibes, die auf uns durch Ver erbung von Geschlecht zu Geschlecht überkommen find." - Ftau Therese sagte kein Wort, son dern zog nur ihre Nadel auS dem Strickzeug und sing eine neue Reihe an. Ich will Tir übrigens," begann der Proscfsor von Neuem, gleich ein Bei spiel für die Richtigkeit deffen geben, waS ich da eben gesagt habe. Ich nehme zum Beispiel Tich selber." Frau Therese warf ihrem Manne einen sonderbaren Blick zu. sagte aber wieder nichts und strickte weiter. Tu wirft zum Beispiel doch wahr haftig nicht behaupten wollen, liebes Kind, daß Tcine Schönheit, und Du bist noch immer ein recht schönes Weib, liebe Therese daß Deine Schönheit eigentlich die Teine ist. Nein, wie Tem Geld, daZ Geld, das Tu in unsere Ehe mitgebracht haft, eigentlich das Geld Teines Vaters war, was Tu nur von ihm geerbt hast, so ist Deine chönheit eigentlich nur die Deiner Mutter, und Tu hast gar kein Ver dienst daran, das wirst Tu doch zu geben?" a, man agt, im eye meiner Mutter ähnlich, das ist richtn," gab Frau Therese zu und nahm weiter Masche um Masche ihres Strickstrumpfes auf. Nun siehst Tu. Wenn also Teine chönheit, und ich betone nochmals. liebe Therese, daß Tu nicht nur schön warst, sondern Tich noch immer zu den schönen Frauen realen darfst , wenn also Teine Schönheit, sage ich, ein Ge schenk der Vererbung ist. wo, frage ich Tich. hört diese Vererbung auf? Teine timme zum Beispiel " Meine Stimme?" unterbrach ihn jedoch Therese, lieber Fritz, ich bitte Tich, blamire mich nicht. Tu sagtest doch selbst, daß meine Stimme ent zückend" ist, fo viel ich aber weiß, hat weder mein Vater noch meine Mutter gesungen." Tafür ist aber Tein Großvater, ehe er xnnt Großmutter nahm, wie Tu mir selber erzähltest, mit einer Theater ängerrn durchgebrannt." Aber Fritz! und dann, fei der ichert, ohne meinen Fleiß, meinen Ehr geiz und meine feste Willenskraft hätte ich es nie so weit gebracht . . . . " Ja gewiß. Ader von wem hast Tu diesen Fleiß und diese Willenskraft? Tein Urgroßvater, liebe Therese. bat ,ich, wie Tu weißt, durch seinen Fleiß und feine Willenskrast vom Schmiede gesellen bis zum Bürgermeister empor gearbeitet, und was Deinen Ehrgeiz anbelangt, fo ist er zweifellos die Folge jenes lranlhasten Ehrgeizes, der Temen Großoheim Heinrich beseelt hat. dem Du auch übrigens einige moralische Te elte verdankst, die.. .." üneoricy!" rief au stiere e em pört und ließ ihr Gestrick sinken. Tie ich an Tir gemerkt habe." fuhr der Profeffor ruhig weiter fort. Friedrich)" und die Hand der klei nen Frau zitterte ganz bedenklich. Ta stehst Tu es ta. Jetzt bist Tu plötzlich wieder nervös, und ich sehe es Tir an,daß heimlich der Aerger nur so m Tir kocht, m Natürlich ohne Grund. So!" sagte sie aber, wenn Tu mir morall che Defekte vorwirfst. ' Tu . . tt ... . So ist das immer noch kein Grund. liebe Therefe. sich zu ärgern und zwar chon deßhalb nicht, weil ich Dich für diefelven nicht verantwortlich mache. ondcrn wohl weiß, von wem Du sie hast." Friedrich, ich rathe Tir !" Er aber fuhr unbeirrt fort: Ebenso wie ich weiß, woher Du Dein reizbares Temperament hast." Friedrich!" Deine Großmutter hatte bekanntlich einen so ungestümen, so unverträglichen Charakter, daß sie eines Tages, wie Du mir selbst erzählt haft, liebe Tbe rese " Laß mich in Ruh. ich bin nicht Teine liebe Therese. verstehst Tu." Taß sie eine? TageS mit der glühenden Feuerzange hinter Deinem Großvater herlief und ihn aus dem Haufe jagte. Ich erinnere mich aber auch, daß Dem alter UrUrgroßvater, liebe Therese. ein so gemeiner Mensch war " C. daS wird ja immer bester. Also gemein bin ich. unverträglich bin ich ich bin Tir wohl auch schon mit der Feuerzange nachgelaufen und moralische Defekte habe ich. Nun gut. nur wei ter.... TaS aber sage ich Tir," und sie stand auf und legte ihr Strickzeug hin, daß die Nadeln nur so heraus flogen, ehe ich mich von Dir.. Gott" und sie schluchzte laut auf und sank zurück in ihren stuhl. Aber liebe Therese...." Sie aber sprang aus. .Lasse mich. schrie sie. verstehst . Tu. lasse mich Und das sag ich Tir. ehe ich mich fo be handeln lasse, eher gehe ich auS dem Hause, eher laffe ich mich scheiden. Scheiden?" Jawohl scheiden, scheiden, schei den!" und sie schrie eS förmlich heraus, Er aber sann einen Augenblick nach Tann leuchtete eS plötzlich über sein ganze? Gesicht und: da siehst Tu wie der," sagte er. wie recht ich bade, und wie wenig der Mensch für sein Thun und Lassen kann. Tu willst Tich also wirklich von mir scheiden lassen, nicht wahr? Nun denn, da erinnere ich Tich nur an den Skandal, den Teine Groß tante Anne Marie im Jahre 33 dadurch erregte, daß sie ihrem Manne davon ging und sich von ihm trennte. Und nun sage noch, daß Tu Tu bist, und nicht eine Zusammensetzung auS den LeibeS und Seeleneigenfchaften Teiner Vorfahren, was doch, liebe Therese, gerade zu beweisen war." Nun." rief Frau Professor außer sich: Wenn die Leibes und Seelen eigenschaften der Vorfahren solch' einen Einfluß auf uns ausüben, dann ist der Rückschluß wohl erlaubt, daß Tein Ur großvater der langweiligste, Ungeschick teste, vertrocknetste Peter gewesen ist. der alle Menschen angeödet hat. und daß seine Leibes und Seeleneigenschas ten sich mit staunenswerther Frische au Tich geerbt haben." nm. meinte der Pro or m größter Gemüthsruhe. Ich werde darüber nachdenken! Es ist ja möklich. daß Tu recht hast." Tiefsinnig ging er in seine studir stube. .'antifr'chen. Tkizze von Marlin-Behrend. In dem eleganten Zimmer, dessen ganze Ausstattung darauf schließen ließ, daß sein Besitzer ein kunstliebender Mann fei, ging dieser sinnend auf und ab. Tleser Herr schien mit einem Ent schluß zu kämpfen: die Stirne runzelnd. oot er ganz das Bild eines Menschen. der entschlaf en ist, an eine Sache heran zugehen, die trotz der Unannehmlichkeit. die sie bietet, begonnen und durchgeführt .vK.M ' wuuui laut,. ouaro veimvon war eit einem Jahre verheirathet und seine Ehe wäre glücklich zu nennen gewesen, wenn seine kleine Frau, ein reizender Blondkopf. nicht auch zugleich ein eigensinniger Trotzkopf hatte genannt werde müssen. dem es entschieden Vergnügen, machte, die Tyranmn zu spielen. le, die einzige verwöhnte Tochter eines reichen Fabrikanten hatte es sich nun einmal in den Kopf gesetzt, daß I als vermine Helmdorf genau so im Hause des Gatten herrschen solle, wie sie es als Hermine Sander im elterlichen vaufe gethan hatte. Sie herrschte un umschränkt. Ihr Gatte litt, ehr darunter. DaS bemerkte sie wobl: und obaleick eS ibr leid that, daß sie, ihrer Vornahme nach, so handeln mußte, konnte sie sich denn noch nicht entschließen, ihr Benehmen zu ändern. Da dieses nun einmal so war, so mußte Eduard heute darauf rechnen, mit seiner kleinen allerliebsten Frau einen Strauß auszufechten, der wenig Aussicht auf einen Sieg für ihn bot.. Er hatte nämlich seine Freunde aus der Junggesellenzeit noch niemals bei sich gesehen. Sie waren, wenn er dann und vann mit ihnen in der Kneipe zu fammentraf. etwas spitzfindig gegen ihn; und das hatte endlich den Entschluß bei ihm reifen machen, mit Herminz zu sprechen, sie einzuladen, obgleich diese stets, einer eifersüchtigen Regung folgend, ein kategorisches Nein hatte ertönen lassen, wenn er darauf abgezielt hatte. Demnach blieb ihm nichts Anderes übrig, als die Sache jetzt .energisch an zufassen; und nachdem er sich durch mehrere kräftige Athemzüge Muth ge macht hatte, betrat er so uitbefangen wie möglich das Zimmer, wo feine Z rannin mit einer Stickarbeit beschäftigt bereits seiner harrte. Die Stickarbeit hob seinen Muth. Er ging auf Hermine zu. legte seinen Arm um ihre Schultern und drückte einen innigen Kuß auf die ihm willig gereich ten Lippen. Weißt Tu. mein Lieb.", begann er. daß Tu heute besonders schön bist?" Tu bist ein Schmeichler. Eduard. Solche Komplimente schicken sich ja gar nicht für alte Eheleute." .Ha. ha, ha, meine kleine Frau findet sich nun alt! Tu. das ist aber komisch; ich finde mich nämlich garnicht alt!" ..Ausrichtig gesagt: ich auch nicht." Uff: der Moment war günstig. Ta hieß eS anfassen. Hermine." sprach Eduard von Neuem, wie wäreeS, wenn wir morgen Abend in die Oper gingen?" i WaS wird denn gegeben?" Tie Götterdämmerung." Ader nicht doch. Eduard. Du weii t doch, daß ich diese Oper nicht ma,',. Oder ist eS Tir nicht gemüthlich , i Haufe?" Wie kannst Tu nur fo sprechen! Tu weißt doch, daß ich eS ganz tnt zückend finde in unserem Heim." TaS macht mich froh." Ja. Kind, so entzückend finde ich unser trauliches Nest, daß ich mir dieses Entzücken gar nicht allein gönne." Wem möchtest Tu denn die'tZ lcufchige Nest zeigen, du großes Kind?" Einigen meiner Freunde." Tie Situation änderte sich sofort. Sie hatte ihre Arbeit wieder aU genommen. Ich muß Tir aufrichtig gestehen. Eduard," und ihre Stimme nahm eine dunkle Klangfürbung an, daß m:r Teine Freunde nun gerade nicht die Rechten zu fein scheinen, die in unsere Häuslichkeit hineinpassen! Ich kenne sie auS Teinen Schilderungen zur Genüge: da ist der spöttische Arzt Doktor Harms, der Maler Frei, der Doktor Frisenius. besten Spezialität eS ist. Ehescheidungs Prozesse zu führen; der Weinhändler, der trinkfeste Herr, und fo weiter! Ich muß Tir aufrichtig gestehen, vaß mir die Herren nicht allein nicht imponiren, sondern daß sie mir geradezu unsympa thisch sind. O. bitte. Tu irrst sehr, wenn Tu annimmst, daß ich zn schwarz sehe. Im Gegentheil, ich sehe viel zu rosig. Denn die Brille, durch die ich Teine Freunde" betrachte, ist von Tir gefärbt. Tu hast mir Teine Freunde vor unserer Ehe so geschildert. Ich bemühe mich, AlleS vorurtheilSfrei. subjektiv", wie lhrHerren derSchöpfung zu sagen beliebt, zu betrachten. Aber bei dieser vorurthellsfreien, subjektiven Betrachtung sind Teine sauberen Freunde eben schlecht weggekommen. Wie beliebt? Du 'mußt bitten, mit etwas meh Respekt von den Herren zu sprechen? TaS ist ja liebenswürdig von Dir! Ist eS etwa nicht wahr, daß Fri senius der Vertheidiger jener Frau war. die in ihrem Ehescheidungsprozesse deshalb eine so häßliche Rolle spielte, weil sie sich nicht scheute in öffentlicher Gerichtsverhandlung mit dem Stolze gekränkter Unschuld einzugestehen, daß sie ihrem Manne eine schallende Ohrfeige gab? Ist daS. ich frage noch einmal, nicht wahr? Pfui, er sollte sich schämen! Wahrhaftig. Tu bist ein würdiaer Kumpan Teiner Freunde! Schweigen soll ich? Du gebietest mir chweigen ? Tas ist zu viel! Das er trage ich nicht! Heute noch, sofort kehre ich zu meinen Eltern znrück!" Sie war fortgeeilt, diese kleine. trotzige, zanksüchtige Frau. An der Hausthüre hatte sie Halt gemacht, aber Eduard kam nicht, um sie zurückzu holen. Eine Droschke fuhr vorüber. Sie rief den Kutscher an und beor derte ihn, sie nach dem Haufe ihrer Eltern zu fahren. Laut schluchzend sank sie in eine Ecke des Wagens. Ter Thrünenstrom floß unaufhaltsam. Immer weiter fuhr die Trofchke; schon war sie in der Nähe der elterlichen Wohnung, da ritz sie das Fenster auf: Kutcher. fahren sie nach den Drei Kronen". Herr Doktor HarmS. der Maler Frei, der Rechtsanwalt Doktor Fri eniuS und der tückische Weinhändler aßen an ihrem gewohnten Platz in den Drei Kronen" und knobelten. Plötzlich hielten sie inne. denn ohne Rücksicht auf ihr verweintes Gesicht zu nehmen trat jetzt Hermine auf sie zu. Meine Herren," redete sie diese an, mein Gatte mein Name ist Helm dorf läßt Sie durch mich bitten, heute Abend den Thee bei uns einzu nehmen. Haben Si? die Güte, sofort zu kommen, denn der Thee wird sonst kalt." Ebenso schnell, wie sie gekommen. eilte sie wieder von bannen. Die Herren sahen sich verblüfft an. Tann ergriff der Doktor Harms des Wort: Selbstverständlich gehen wir, meine Herren, denn wenn mich nicht Alles trügt, sind die Würfel bereits im Hause unseres Freundes zu seinen und unseren Gunsten gefallen. Ein spötti ches Lächeln flog über sein Gesicht. ieblingöblumtn der gekrönten Häuvter. Tie Königin von England hat eine große Vorliebe für die Theerose und die Prinzessin von Wales für das Veilchen. Die Liedllngsblume der deutschen Kai erin ist die Kornblume, die des Ezaren die ZSchmertlilie. aber auch die Rose; die Ezarin liebt die Orchideen, die Koni giN'Regentin von Spanien die Nelke, der König von Griechenland den weißen Flieder. Ter König von Italien will nur rothe Rosen, gleichwie seine Ge mahlin. die überdies auch für die Veil chen sehr eingenommen ist. Tie Lied lingsblume der Königin Amalia von Portugal ist die Rose und die des Kö nigZ von Belgien die Azalee, die Königin Wilhelmine von Holland aber gäbe alle Tulpen ihres Landes für einen Strauß Chrysanthemen. 5pruch. stolz auf Wenn Einer Dich herunter steht, so la ven Narren geh n IN seinem Wahn. Und sieh , so sauer es Tir auch ge schieht. Nicht stolz?r hin. nein! sieh ihn gar nicht an! V y-U