Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 20, 1900, Image 1

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Lincoln, tteb., Donnerstag, 20. September 1900
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Mand-Depeschen.
b'hwa möchte d.e Berhandlun.
' gen baldigst begiunen.
r K Inif in P,s,la.
i Ist im .
Xer krflt chkibkkichützk.
Zur Laqe in China.
Washington. D. 6, 18. Sept.
Der chinesische Gesandte Wu erhielt
eine Depesche vom Prinzen Ching.
datirt Peking. 8. Sept.. in welker der
Prinz mittheilt, daß er volle Macht'
desugnib erhalten habe, zusammen mit
Li Hung Ghana, über den Friedens
schluh ,u verhandeln. Der Gesandte
Wu wird ersucht, den Staatssecreta:
darum zu bitten, daß der Gesandte
Conger die Verhandlungen sofort er
öffnen möge. Der Gesandte überbrachte
tdie Depesche dem Staatsamt.
r Washington. D. C.. 13. Sept.
Prinz Ching'i Gesuch wird dem
Präsidenten vorgelegt werden. Ob er
dasselbe auch an andere Regierungen
richtete, ist nicht bekannt.
Gen. Chaffee meldete von Taku, deß
die russisch Regierun dabei sei. die
Bajn von Taku nach Tien'.sin und Pe
king wieder herzustellen. Dies läfj!
darauf schließen, daß wenigstens in
2hil fri russischen Truppen in Pe
king bleiben wird.
' Washington. D. C.. 18. Sept.
DaS Staalsamt hat von dem Consul
in Fiitschau, China, eine Depesche tv
halten, xlche den Wortlaut eines Ab
kommen übermittelt, dis zwiston dem
Vice König und dem Tartarcngene
ral der Provinz ffuh-Knn einerseits u.
den fremden Consuln in ffutschau an
derrseits abgeschlossen wurde. Diesen,
Abkommen zufolge werden die chinesi
sche Behörden alles in ihrer Macht Sie,
tnde thun, um Leben und Eigenthum
der ausländischen Beamten, Kaufleute
und Missionare in FutKien u. Amoy
zu schuden: dafür wird innen garaw
tirt, daß das central und das mittlere
China von den fremden Mächten nicht
angegriffen wird solange die Lokalde
Horden die Ordnung aufrecht erhalten,
und daß die Admirale der verschiedenen
Nationen i Kenntnis.' gesetzt werden,
daß es nicht wünschenSwerth ist. daß
in Anzahl Kriegsschiffe Futschau an
laufen sollen, da dadurch vielleicht das
Volk in Ausregung versetzt werden
könnte
DaS Abkommen ist von dem ruffi
schen. amerllanlichen. lapanischen, bri
iischen und französischen Confu'n und
dem Mce Köniz Hsu-Aing-Kuei und
dem General Shanlien unterzeichnet.
Der Streik der Bergleute,
Wilkesbarr. Pa.. 18. Sept.
Obgleich Alles ruhig ist, wird be
reits davon gesprochen, daß die Mili
einberufen werden sollen. Die Of
ficiere des 9. Regiment sollen sich bereit
halten, und beim ersten Conflict wird
der Sheriff den Gouverneur ersuchen,
die Soldaten zu mobilisiren.
123.00 Arbeiter feiern soweit, und
zwar im WyomingDistric: 150,000, in
Lackawana 32,000, Northumberland
Co. 22,000, Mount Chunk 7000,Dau
phin Co. 4000, Susquehama 25,000,
Sullivan Co. 2500.
Vater Philipps, der Freund der Ar
veiter, ist bemüht, den Erzbischof Ryan
von Philadelphia zu veranlassen, seine
Dienste als Schiedsrichter anzubieten.
Eint Firma hat sich bereit, erklärt, die
s Vermittlung annehmen zu wollen.
Hazleton. Pa.. 18. Sept.
Der große Streik im Hartkohlen
Distrikt von Pennsylvanien ist im
Gang." Der Betrieb liegt darnieder, da
über die Hälfte der Arbeiter sich Mor
genS nicht meldeten. Alles ist ruhig.
Wilkesbarre, Pa., 18. Spt. '
Im Wyoming-Thale ist der Streik
so gut toi allgemein. Einige Gruben
bei'Pittston eröffneten den Betrieb mit
balbcr Mannschaft, aber die großen
Minen in Nanticoke. Plrimouth und
Parions liegen still. Die Strciker ver.
halten sich durchaus ruhig.
Der Meisterschütze.
: San Francisco. Cal.. 18. Sept.
A. F. Pape hat beim Herbstfest des
diesigen Schützenvereins in Bezug auf
Scheibenschießen alle ,Records gebro
chen". Er traf beim Freihand-Schie-ßen
auf die 200 Mards-Scheibe 198
mal in 200 Schüssen. Die Scheibe
war 12 Zoll in Durchmesser. Pape
überbot den bisherigen .Champion'
Wm. Hayes von New Jork um 8Tref
ftt.
Bryan als W a h l r e d n r.
Carthag. Mo.. 18. Sept.
Bryan hielt bereits vor dem Früh
fiück drei Ansprachen, in Springsield.
Äurora und Monett. wo überall eine
Menge Menschen sich ingefunden hat
len. In dem letzten Orte sagteBryan:
Die Republikaner prahlen damit, daß
wir heutzutage an andere Länder Geld
verleihen können. Ich möchte Sie fra
en ob das ein Beweis für Prosperi
iat'ist. Warum sollte Jemand sein
Geld in Europa anlegen, wenn er bier
dazu einen Platz finden könnte? , Das
nach drüben gesandte Geld wird aus
zwei Gründen hingeschickt, entweder
weil der Besitzer mehr von den Leuten
drüben denkt als von denen hier. -also
auS Liebe und Anhänglichkeit.
otr weil er dort bessere Vortheil für
fkin Gld findet, also aus Geschäfts
lücksichten." r , .
Später folgten Ansprachen in Car
thgze unto in'Joplin. '
Auslaud-ikpkjchkll.
Die Pest breitet sich in las.
gow aus.
, -
k drittsch Part wirk
25 .ept. usgklsft.
Pr Albert u chjk kommt durch
eti fi HntoO uui testen.
Deutschland.
Berlin. 18. Sept.
Die .Dresdener Nachrichten", die
von der sächsischen Regierung häufig
als offiziöses Mundstück benutzt wer.
dn. erklären, es sei die Pflicht des
Reichstages, entschieden darauf zu
dringen, daß die unverantwortliche,
rein persönliche Regierung endlich auf'
hör und wieder im Sinne dr Reichs.
Verfassung regiert welde. ES könne den
Vertretern der Reichsregierung nicht
ferner zugemuthet werden, sich als blo
ße Handlanger deS Kaisers zu betracht
ten.
Das Gebahren der Londoner Presse
gegenüber dem auf portugiesisches
biet geflüchteten Transvaal-Präsiden
ten Krllqer wird hier geradezu wider
lich gefunden. Die .Berliner Neuesten
Nachrichten' sagen: .Es ist interessant,
auf welchem Niveau sich die Urtheile
der führenden englischen Preßorgan
über einen Gegner bewegen, der an
taatsmänkiischer Begabung alle briti
chen Politiker der Gegenwart weit
iberragt und der Welt das Schaufpul
geboten hat. daß ein Weltmacht alle
Kräfte anspannen mußte, um ein
Staatswesen von knavp 300.000 Ein
wohnern zu unterjochen.'
Man prophezeit, daß für England
dereinst der Tag der Sühne für das
den Boeren zugefügte Unrecht kommen
werde, und ist überzeugt, daß bis da
hin der greise Präsident des tapferen
Boerenvolks Wache halten werde, gleich
Hein's Grenadier flüsternd:
.So will ich liegen und horchen still.
.Wie eine Schildwach', im Grabe.
.Bis einst ich höre Kanonengebrüll
.Und wiehernder Rosse Getrabt."
Anknüpfend an die Aeußerung des
Mnisters Dr. von Miguel: .Wir wol
len aus Posen kein preußisches Prag
machen", verlangen mehrere Posener
Lokalblätter, die Regierung solle das
.äußerst bedrängte' Deutschihum in
der Provinz Posen gegen das neuer
dings wieder in offener Weife sich breit
machende Polenthum schützen.
W jetzt bekannt geworden ist, hat
der Kaiser bei seiner letzten Anwesen
heit in Erfurt (anläßlich der Enthül.
lung eines Denkmals Kaisers Wil
Helms 1.) zu dem dortigen Liedermei
ster Rudolph geäußert, in in Paar
Jahren nxrde wieder ein Sängerwett
streit, wie der vorjährige in Kassei,
stattfinden und vielleicht würden sich
auch deutsch - amerikanische Gesang
vereint daran betheiliqen. -
Aus Scklok Meieri bei Meserik in
der Provinz Posen ist der Ritterguts
besitz! und Landrath a. D. Stephan
von Dziembowski-Bomst gestorben. Er
war seit 1876 Mitglied des preußischen
Abgeordnenhauses und seit 1894Mii
glie'd des Reichstages, in dem er der
Reichspartei angehört. Er war fer
ner seit 1877 Mitglied und seit 1889
Vorsitzender des Provinzialausschusses
fiid Provinz Posen.
In München starb im Aller von 83
Jahven txr ordentliche Professor der
Jurisprudenz an der dortigen Univer
sität I. I. W. von Planck.
Der in voriger Woche in ie. inhi
birtt Munitionstransport geht infolge
einer Weisung aus dem Reichsmarine
amt jetzt doch nach China ab.
In Freiberg im Königreich Sachsen
haben die CigarnnfabrikantenWäsch!-
ler und Hesafer, nachdem ihre Firma
Bankerott gemacht, Selbstmord began
gen. , . . . . -.
.' Dresden. 18. Sept. .
Prinz Albert von Sachsen (jüngster
Sobn deS Vrinzen Geora. aeb. 25. 5?e-
! bruar 1872. Rittmeister im 1. Ulanen-
glment Nr. 17) wurde in Woltau be:
Dresden durch einen Unfall mit feinem
Wagen getödtet. , , ,.
" Mainz. 18. Sept. ,
Heute wurde in dem hiesigen Rath
haussaal der sozialdemokratischePar
teitag röffnet. Herr Singer wurde,
wi üblich, zum Präsidenten gewählt.
Der Reichstagscibgkoi'dnetk Ulrich
wurde zum Vizepräsidenten gewählt.
Bebel war durch Unwohlsein verhin
dert, an .dem Parteitage theilzuneh
men. ' ' '
Großbritannien.
' Glasgow. 18. Sept.
Es wurden wieder fünf neue Erkran
kungen an der Pest gemeldet, von de
uen 4 zu derselben Familie gehören.
Aberdeen. 18. Sept.
In dem heute :n Balmcral abgehal
tenen Ministerrathe wurde die Auflö,
suziz des Parlaments am 25. Septem
ber beschlossen.
: 'Manchester. 18. Sept.
' Heute stellten wiederum eine Anzahl
Baumwoll Fabriken den Betrieb ein.
Die Besitzer sagen, daß bei den jetzigen
Preisen für Rohbaumwolle der Betrieb
sich nicht lohnt. , ! ;
Frankreich.
' : ' ; . Paris. 18. Sept.
Die Generalidee , der diesjähngen
Manöver , ist -folgende: Paris wird
von einer feindlichen ' Armee bela
gert. Von der Loire rückt ine Ers.'tz
armee heran, welche General Lukas
befehligt.. Dieser sucht den Anmarsch
der rungsarme zu verzögern,
bis die T. Division und das 5. Corps
sich jenseits der Loire und außerhalb
de Bereichs eines feindlichen Angrifft
vereinigt haben. Die Manöver be
schranken sich auf in Treffen zwischen
zwei Jnfantkridiviswnen und ein:
Cavallcriedrigad der Nordarme und
einer Infanterie- und einer Kaallrie
diviswn der Südarmee.
Die Cavalleriedrigad der Nord-Ar-me
stiß bei einem Rekognoscirungs
Marsche unter General d'Aoian dePis
laut unversebns auf die o.inze südliche
Cavalleriedivision, welche bei Nizeraq
in einer Bodensenkung verborgen war
und jetzt einen plötzlichen Angriff aus
den überraschten Feind machte. Die
Schiedsrichter entschieden, daß d
ganze Brigade geschlagen und gefangen
sei.
Der anwesende Höchstkommandiren
de der französischen Arm. General
Brugere. sprach dem siegreichen Gene
ral seinen Glückwunsch auZ.
China.
Victoria. B. C.. 18. Sept.
Postnachrichten aus China melden,
daß bei einerAnzahl chinesischer Gefan
aener abgeschnittene Köpfe von Weißen
gefunden wurden, für du der Vicekönig
Fulu, wie aus dessen buchmäßigenEin
tragungen hervorgeht, je .'0 Taels be
zahlte. Nach der Einnahme des Arsenals von
Hsi fand man bei einigen Chinesen die
abgeschnittenen Köpfe von v.er ameri
konischen Marinesoloaten, welche am
Tage zuvor gefallen oder verwundet
waren.
London. 18. Sept.
Die Abreise Lihungtschanzs auf dem
britischen Dampfer Anping nach Nor
den wurde durch schlechtes Wetter ver
zögert. Nach einer Spezialdepesche aus
Shanghai ist Lihungtschang in Tient
sin angekommen.
Paris. 18. Sept.
Ein hier anwesender deutscher Di
plomat soll gesagt haben, daß Deutsch
land, Großbritannien und Japan in
China im Einvernehmen handeltenJb
nen stände hauptsächlich Rußland ent
gegen, dem sich natürlich Frankreich an
geschlossen habe
Man ist hier davon überzeugt, daß
Deutschland keine? Gebietszuwachs in
China sucht, sondern lediglich Genug
thuung sür die in Peking begangen'.
Schändlichkeiten und die Äufrechterhal
tung der Politik der offenen Thür.
Man ist hier auch davon
überzeugt, daß trotz des na
tionalen Widerwillens zwischen
Briten und Deutschen S den bt
harrlichtn Bemühungen des deutschen
Kaisers endlich gelingen wird, ein des
seres Einvernehmen zwischen beiden
herzustellen. In diesem Sinne wird
auch di Reise des Prinzen Heinrich
nach London ausglgt.
Berlin. 18. Sept.
Amtlich wird aus Shanghai qemel-
dt: Ein deutsches Flotten-Bataillon
und 40 bengalische Lanzenreiter ver
brannten am 11. September die Stadi
Liang. Die Deutschen hatten 1 Tod
ten und 5 Verwundete.
Shanghai, 18. Sept.
Der Vice-König Li Hung Tschang
ist auf dem Weg nach Peking in Tien
Tsin ingetroffen.
Afrika.
London. 18. Sept. ,
Auf eineAnfrage des Expreß erklärte
der Consul der südafrikanischen Repu
blik in Lourenco Marques, da Präsi
dent Krüger lediglich aus privaten,
nicht aus politischen Gründen nachEu
ropa reise. Der Gesundheitszustand dez
Präsidenten sei unbefriedigend
In Johannesburg verlautete gerücht
weise, daß Christian Dewet am 7. o
in der Nähe von Potfchesstroom gefal
len sei.
Brandkatastrophe.
Cincinnati. O.. 18. Sept.
Die in dem Hause No. 403 Ost
Front Straße gelegen Zwkig , Ansta.t
der Heils Armee für kleine Kinder,
wurde heute von einer Feuersbrunst
heimgesucht. Den Insassen wurde von
den Flammen der Ausweg abgeschnit
ten, sodaf5 viele erstickten cder ver
brannten. Das Feuer wurde vondem Schank
Wärter Walter Fischer in einem der an
grenzenden Gebäude entdeckt und er gab
einen sog. stillen Alarm ab. Die Flam
men waren durch einen Ofen zum Aus
bruch gekommen, der wegen des kühlen
Mtters zum ersten Male diesen Herbst
geheizt wurde. Die Anstalt dient zur
Aufbewahrung von kleinen Kindern
während ihre Mütter ihrer Arbeit ob
liegen. Eine Anzahl dieser letzteren erfuhren
von dem Unglück erst, als sie Abends
nach der Anstalt kamen um ihre Klei
nen zu holen.
AIS die Feuerwehr anlangte, brann
ten di oberen Stockwerke bereits lich
trloh und s bot die größten Schwie
rigkeiten. die dort Eingeschlossenen zu
retten. Alle Hospitalärzte und viele
Krankenwärter wurden aus die Scene
gerufen und di Ambulanzen hatten
bald die Opfer der Feuersbrunst nach
der Morgue oder nach den Hospitälern
zu bringen.
Das unterste Stockwerk des Gebäu
des diente als Kirche. daS zweite als
Hauptquartier für Hülssbedürftige und
als Küche und die oberen Stockwerke
waren der Aufenthaltsort der kleinen
Kinder. Die F5versbrunst war an und
sür sich ein unbedeutende und der an
gerichtete Sachschaden ist nur ein gerin
er. . , ,
Auölalld-Skpkjchcn.
Eklleralfkldmarkchall Graf Wal
dcrsce in Honkong ange
, kommen.
I Sin,su ,iede ie ?biks
deutend Truppsse
zsammeT.
i
ek Kämpft i frrf.
Deutschland.
Berlin. 19. Sept.
Die Stadthall in Mainz, in der
noch vorgestern die auf einer Konzert
tour begriffene Wilhelmhavener Mari
nekapelle patriotisch Weisen erklingen
ließ, wurde gestern in aller Eile roth
dekorirt. um für dtnJahreskonvent der
.Rothen' in dem entsprechenden Fest
gewand zu erscheinen, iveihundert
Delegaten sind bereits eingetroffen.
Anstatt des an einem Augenleiden er
krankten Reichstagsabgeordneten Be
bel begrüßte Genosse Davin die Ver
sammlung. Die Eröffnungsrede hielt
der Reichstagsabgeordnete Auer und
gedachte dabei insbesondere des Adle
bens deS Nestors der deutschen Sozial
demokratie. Wilhelm Liebknecht. Eine
der wichtigsten Fragen, welche denPar
teitag, wie in früheren Jahren, fo auch
jetzt wieder beschäftigen wird, ist die
der Betheiligung der Sozialdemokra
ten an den preußischeit Landtagswah
len. Die Befürchtung, daß die Portuqie
sen den Transvaal-Präsidenten Krü
ger an die Engländer ausliefern wer
den. wird jetzt hier ganz allgemein ge
theils zumal man in diplomatischen
Kreisen der Ansicht ist. daß keine Flag
ge .diese Ladung Krüger' aeen eng
lischt Kriegsschiffe decken wurde. Der
letzte Nothfchrei der Boeren zerreißt
die Völ?erher,en, läßt aber die Macht
Haber kalt. Das Berliner Tageblatt"
sagt, Präsident Krüger könne jetzt die
Worte .Finiö Poloniae". welche Kos
ciuszko. als er nach der Schlacht bei
Maciejowice am 10. Oktober 1794 in
feindliche Gefangenschaft gerieth. aus
rief, in das Boerenidiom übertragen.
Der Ciqarrenhändler Schmitt aus
Saargemünd in Lothringen, der im
März in Geschäften nach dem Trans
vaal abreiste, wurde in Kapstadt von
den britischen Behörden angehalten,
indem man behauptete, daß er ein
Spion sei. Man nahm ihm fein Ge
päck ab. durchschnüffelte dasselbe, gab
eö ihm aber nicht' jeder zurück.
Schließlich wurde, ., ek .jwch Ceylon
deportirt. von wo aus er seiner Ga:
tin von der unwürdigen Behandlung,
die ihm widerfahren, brieflich Mitthei
lung macht und gkichzeitig ine Be
schwer de an das Auswärtige Amt in
Berlin richtete.
Der Kieler Professor Teja-Mefte?
hat angeregt. Deutschland solle aus
maritimen, politischen und Wirth
schaftlichen Gründen die spanische
Festung Ceuta an der Nordküste Afri
las erwerben. In den maßgebenden
Kreisen betrachtet 'man dieses Projekt
jedoch als höchst zweifelhaft und be
txnklich, weil Deutschland keine Mit.
telmeermacht zu werden wünsche.
Gegen das Urtheil des Konitzer
Gerichts, welches den früheren Ab
decker Jsraelski von der Anklage der
Beihülfe an der Ermordung desGyin
nasiasten Winter freisprach, hat die
Staatsanwaltschaft Revision bei dem
Reichsgericht eingelegt.
Prinz Felix zu Hohenlohe-Oebrin-gen
ist im Alter von 82 Jahren geftor
den. Großbritannien.
London. 19. Sept.
Wird thatsächlich am 25. das Un
terhaus aufgelöst, so müssen die No-
minationen für die Wahlen bis Ende
Sept. ausgeführt sein. Die Wahlen
selbst würden am 15. Oktober zu En
de sein.
Das Kolonialministerium kündigt
an. daß der Herzog und di Herzogin
von York nach Australien reisen wer
dn, um das erste Parlament der au
stralischen Conföderation zu eröffnen.
Eine ungewöhnlich große Zahl von
Polizisten war bei der Ankunft Lotd
Salisbury von seinem Landsitze auf
dem Bahnhof aufgestellt.
Glasgow, 19. Sept.
Von den 4 an der Nest erkrankten
Mitgliedern einer Familie ist eins ge
storben. Liverpool. 19. Sept.
In der Sonntag Nacht collidirten
in der Cardigan Bay der -deutsche
Dampfer .Stormarn" u. der britische
Dampfer Gordon Castle". Beide
Fahrzeuge sanken und 20 Personen
von dem Gordon , Castle" ertranken.
(Der Gordon Castle" hielt 1.295
Tons, war in 1871 in Glasgow ge
baut und 307, Fuß lang. Er war Ei
genthum von Maclat, & McJntyre
von Glasgow.
Der .Stormarn' hielt 355 Tons,
war in 1880 in Kiel gebaut und 17
Fuß lang. Eigenthümer! war di
Norddeutsche Rhderei in Hamburg.)
Nieder land.
Haag, 19. Spt. .
,Die Königin Wilhelmine eröffnet
heute in Begleitung ihrer Mutter die
Generalstaaten.. Die Königin hob in
der Thronrede die freundlichen Bezie
hungen zu allen Mächten mit Aus
nähme Chinas hervor. Sie sprach die
Hoffnung aus, daß demnächst das in
ternationale Schiedsgericht im Haag
errichtet und daß , es zur Förderung
deS Friedens dienen werde. Zwei be
klagenswerth Ereignisse (der Krieg in
Südafrika und China) machten die
Anwesenheit niederländir Kriegs
schisse im Auslande nöthig.
Die Finanzen des Landes fettn tn
guterOrdnung. doch seien neueSteuern
!ur Deckung der Kosten des ob!igat?ri
chen Unterrichts nöthig.
Frankreich.
Paris. 19. Sept.
Der Kriegsminister macht bekannt,
daß er die Nachricht von einem Kam
f zwischen den französisch, Vorpo
ten nahe Timimun und den Berber
tämmen rhalten bat. Die französi
chen Truppen unter dem Haupmann
Zalcossotti kehrten schließlich nach Ti
mimoun zurück okne weiter belästigt zu
werden.
Die Depesche ist unbestimmt gkhal
ten. aber es geht mit Sicherheit dar
aus hervor, daß die Franzosen 26
Mann an Todten oder Verwundeten,
darunter 2 Offiziere todt, verloren.
Es sind nun Verstärkungen aus dem
Wege nach Timimoun.
China.
Hongkong, ,19. Sept.
Der deutsche Dampfer .Sachsen' ist
hier mit oem Generalfeldmarschall
Graf v. Waldersce und seinem Stäbe
angekommen.
Aus dem Thal des Westflusses wird
gemeldet, daß überall chinesische Trup
pen auftreten. Ein chineüsclies Kano
nenboot patrouillirt auf dem Fluss,,.
London. 19. Sept.
Aus Shanghai wird gemeldet, daß
sich in dem etwa 600 Meilen füdwest
lich von Peking liegenden Tsiangfu.
welches jetzt die Residenz der Kaiserin
Regentin ist. aus alen Theilen Chi
nas bedeutende Truppenmassen sam
mein. N'rlin. 19, S.
Das deutsche Reichsamt des Aus
tfslltlvll t,u. . .l.t ViUl.UUU'lÜlC Ull Vit
Mächte gerichtet, worin es sagt, die
deutsche Regierung betrachte als uner
läßliche Vorbedingung des Beginns
von Friedensverhandlungen mit China
die Auslieferung Derjenigen, welche
für die begangenen Gewaltthaten ver
antwortlich seien.
Der Wortlaut der Note, wie die
.Norddeutscke Allgemeine Zeitung'
ihn veröffentlicht, lautet:
.Die Reichsregierung hält als Vor
bedingung für di Wiederausnahme der
diplomatisckM Beziehungen mit der
chinesischen Regierung, daß diejenigen
Personen ausgeliefert werden müssen,
die sich als die ursprünglichen und
wahren Urheber der Ausschreitungen
gegen das internationale Recht in Pe
king erwiesen haben. Die Zahl Derer,
die nur Werkzeuge zur Ausübung der
Verbrechen waren, ist zu groß. Massen
Hinrichtungen wären gegen das civi
lisirte. Gewissen und die auf eine solche
Gruppe von Anführern bezüglichen
Umstände können nicht völlig festge
stellt werden. Aber Etliche, deren
Schuld erwiesen ist, sollten ausgeliefert
und bestraft werden. Die Vertreter der
Mächte in Peking sind in der Lage,
überzeugende Beweise zu liefern. Die
Zahl der zu Bestrafenden ist nicht so
wichtig, als ihr Charakter als Haupt
anstister oder Führer.
.Die Regierung glaubt, daß sie auf
die Einigkeit aller Kabinette betreffs
dieses Punktes zählen kann, da Jndis
'serenz betreffs der Idee der Vergeltung
gleichbedeutend mit Indifferenz gegen
eine Wiederholung des Verbrechens
wäre. Die Regierung schlägt daher
vor, daß jedes in Betracht kommende
Kabinett sein Vertreter in Peking an
weisen sollte, diejenigen hervorragenden
Chinesen, deren Schuld betreffs Auf
stiftung . oder Verübung von Verbre
chn ohne Zweifel ist, namhaft zu ma
chen. Gez. von Bülow."
Diese Note wurde an die deutschen
Botschaften in Washington, London.
Paris. St. Petersburg, Rom, Wien
und Tokio gesandt.
Südafrika.
London. 19. Sept.
Aus Afrika wird gemeldet, daß sich
in großer Theil ds Rustenburge:
Commandos ergeben hat. Der Cor
respondent der Mail' voiü in Erfah
rung gebracht habn. dahLord Roberts
cm 3. Okt. Afrika verlassen werde.
Dem Correspondenten des Dailn
Telegraph" in Lourenco Marques ge
lang es eine Unterredung mit dem
Präsidenten Krüaer zu rhalten. Krü
ger ließ aber alle an ihn gestellten Fra
gen durch den Polikichf Transvaals,
Berdcll. beantworten. Herr Berdell,
dessen Auge verbunden war, beklag!
sich heftig über die britischen Scheuß
lichkeiten, die die Kaffern aufgereiht
hätten, .die Frauen und Kinder der
Buren 'zu ermorden. Die Kaffeui
seien von britischen Offizieren ange
führt worden. Die Zeit würde bewei
sen, daß die Buren noch lange nicht
geschlagen seieii.
Es ist dem General Mac Donals
gelungen einige Guerillabandcn über
den Vctfluß im mittleren Oranjestaat
zu treiben.
. Lord Roberts meldet aus Machadl'
dorp den 17. Sept.. daß zwischen Bri
ten und Buren einig unbedeutende
Scharmützel stattgefunden hätten.
Außer den in Barberton gefundenen
43 Lokomotiven fand French dort noch
50 Lokomotiven. Man ertvartete. dasi
General Stevhenson am 17. Nelspruii
besetzen werde.
Lourenco Marques. 19. Sept.
Heftige Kämpfe sind bei Koma'!
Poort an der Grenze entbrannt. All
verfügbaren Truppen wurden nach de,
Grenze geschickt. Man erwartet, dop,
die dortige Brücke zerstört werden
wird. Es berrscht hier große Unruhe
Mit der Besetzung der Grenzstation
Komati Poort würden die Briten ir;
Stand fein, den Buren jede Zufuhi
über die De'agoabai abzuschneiden.
Mexico. '.
Mexiko. 19. Sept.
Dem Kongreß ist heute ine Ar
laqe zugegangen, weid in Unter
stützung von $30.000 für die Nothlei.
dendeei in Galveston fordert.
Kanada.
Halifax. N. S.. 19. Lepk.
DaS amerikanische Schulschiff Haw!
ist hier mit dem zweiten Bataillon der
Marine-Reserven von Obio anqekom
men.
St. Johns. N. F.. 19. Sept.
Von den zahlreichen 'llnglückssäller,
die die Fischerflotte während der letz
ten Stürm betroffen bat, ist soeben
der erste gemeldet. Der Gloucester
Schuner .Talisman' brachte nach Baa
BullS. 20 Meilen südlich von hier, die
Mannschaft des gescheiterten SchunerZ
Willie A. Mackay' auS Princetown.
Die Mannschaft war gezwungen sich
längere Zeit auf dem Deck des lecken
Schiffes aufzuhalten und es durS
Pumpen flott zu halten. Da nur zwei
ganz kleine Boote vorhanden waren,
konnte die Mannschaft dasSchiff nicht
verlassen. Im Augenblicke der hoch;
ften Gefahr rettete der .Talisman'
di 24 Mann des sinkenden Schiffte.
Ein Mann hatte sich in einem Dorq
aufs Meer gewagt. Von ihm hat man
nichts wieder gehört.
Montreal. 19. Sept.
Der General - Direktor der Elder
Dempster-Linie erklärte in einer Reoe
on die Mitglieder der Kornbörfe. daß
er in der nächsten Versammlung ver
Gesellschaft in Liverpool vorschlagen
würde, daß die Schiffe der Gesellschaft
späterhin Boston anstatt Montreal an
liefen, da jenes bessere Bedingungen
biete. Als kanadischer Hafen könn nur
Quebec in Betracht kommen.
ZurLageinCbina.
Washington. D. C.. 19. Sept.
Es heißt, daß jetzt außer der chinefi
schen Regierung Rußland und Frank
reich vereint in die amerikanische Re
gieruno dringen, unverzüglich Frie-dens-
und Schadenersah Verhano
lunqen mit China zu eröffnen. Der
russische Geschäftsträger dahier Hai
angefragt, ob die amerikanische Regie
runq ihren Sinn betreffs baldiger Zu
rllckziebunq ihrer Truppen aus Peking
etwa geändert habe.
Die militärischen Vorbereitungen
für die Ueberwintrrunq der Soldaten
in China nehmen ihren Fortgang; die
Offiziere erklären aber, daß dies nur
Vorsichtsmaßregeln sind, aus welchen
kein Schluß rnif die endgiltige Ent
scheidung der Regierung gezogen wer
den dürfe.
Die Depeschen des Generals Chqffee
lasseo erkennen, daß die telegraphische
Verbindung bedeutend besser geworden
ist. und da das Staats - Departement
benachrichtigt worden ist, daß das neue
Kabel von Shanghai nach Tschi Fu.
wo es mit dem Kabel nach Taku An
chluß hat. vollendet worden ist. so
cheint es jetzt möglich, daß Depeschen
n eincm Taa von hier dorthin beför--dert
werden können.
Colorado's Republikaner.
' Denver, Col.. 19. Sept.
Die hier in Convention verfammel
ten Republikaner Colorado's haben
folgendes Staats-Ticket aufgestellt:
Vize-Gouverneur: Percy S. Rider.
von Telleridc.
Staatssekretär: Joseph W. Milsom,
von Canon Ciw.
Schatzmeister: Orson Adams, von
Grand Junction.
Auditor: James S. Murphy. von
Altman.
Generalanwalt: Chase Withrow,
von Central City.
Schulsuperintendent: Frl. Jone T.
Hanna, von Denver.
Regenten der Staats-Universität:
Charles R. Tudlcy, von Denver, und
George N. McClure. von Boulder.
Als Electoren wurden gewählt: Jr
ving Howbcrt, von Colorado Springs.
Thomas S. McMurray von Denver,
Thomas F. Walsh. von Curay. und
Simon Guggenheim von Pueblo.
Drohender In dianerauf
stand.
Denver. Col.. 19. Sept.
In San Miquel County, Colorado,
droht ein Jndianeraufstand, wie aus
folgendem Brief hervorgeht, welchen
der Äouverneur Thomas von dem
Postmeister in Cedor, Col., rhalten
hat:
. Die Ute-Jndianer von der Nava
joe Spring - Agentur sangen und
rauben die Pferde auf unserenRanches
und fahren darin trotz aller Proteste
fort. Di: Heerdenbesitzer drohen den
Indianern, sie zu erschießen.wenn sie
nüt ihren Räubereien fortfahren; die
selben antworten jedoch, sie würden in
einem solchen Fall die Frauen und
Kinder der Ansiedler ermorden. Bitte,
sorgen Sie dafür, daß den Indianern
befohlen wird, dieGegend zu verlassen,
(gez.) I. W. Westrott.
Postmeister.'
Der Gouverneur hat den Sekretär
des Innern in Washington telegra
phrsch aufgefordert, für den Schutz der
Ansiedler zu sorgen.
Schrecklicher Tod.
Neenah. Wis.. 19. Sept.
Louis Tessendorf. in Angestellt??
der Globe-Mühle der Papiermühlen
Anlagen der Kimberley-Clark Coin-.
pany'wurde in Stücke zerrissen. Er
befand sich im Erdgeschoß der Fabrik
und stand im Begriffe, einen Trans
missionsriemen auf die Scheibe eine:
Pumpe anzulegen, als er in die Ma
schinerie gerieth. Er war 55 Jnbre
alt und hinterläßt Gattin und vier
Kinder.
t&ic riin ui sid rarst.
Die Patli wutte einst in Paris ein
geladen, in dem Salon enes vornehm
men Hauses b;i Gelegenheit einer
Abendgesellschaft einige Arien vorzu
tragen und erntete on jenem Abend ei
en ungeheuren Beifall. Am folgen
den Morg.n nun erdielt die Mngerin
von Seiten des Gastgebers t'xrt Etui
mit einem paar prachtvollen Brillant
ringen zugeschickt, deren Werth sich auf
mindestens 6 H,0)0 Francs bette f.
Das Geschenk gefiel ihr wohl recht gut. ,
allein sie bcgina die große Ungeschick
lichkkit. dem splendiden Ckber ein
DanksagungsBillet zu schreiben, wel
ches si mit einem kleinen Postscriptum
endigte, wcrin sie erwähnte, der geehrte
Herr hab? vergessen, ihr die Summe
von so und so viel tausend Francs zu
übersenden, wenn sie in eincr Gesell
schaft finge. Der Herr wußte die Un
bescheidenbeit der Sängerin in der
klügsten Weise zu strafen; er ging zu
seinem Juwelier und kaufte ein Paar
andere Ohrringe zum Preise vore etwa
200 Francs, fügte die von der Sänge
rin beanspruchte Geldsvmm' hinzu und
übergab Alles zusammen seinem S
kretär. der sich zu der Dame verfügte,
es als einen Jrrtbum seinerseits ve
zeichnete, ihr die Brillantring ükxrge
den zu haben, diese seien für ine ande
re Dame bestimmt gewesen; ihr von
seinem Herrn zugedachte Geschenk sei
dem Honorar beigefügt. Die Sänge
rin begriff zu spät ibren Fehler. Sehr
verlegen übergab sie dem Sekretär die
schönen Brillante, denen sie seufzend
nachblickte. Ein anderes Mal wur
de sie zugleich in ihrerEigenlicbe schwer
verletzt. Eine russische Fürstin gab
eine glänzende Soiree, wobei die Patti
singen sollte. Diele sagte zu, be
dang sich aber den Preis von 5,000
Francs dafür, worauf di? Fürstin auch
einging. Dann meinte Meister Stra
losch, dies sei am Ende zu wenig ver
langt, und aus lein Anrathen schrieb
Adelina Patti am Tage- vor der
Soiree ein Billet an die Fürstin, worin
sie ihr meldete, sie sei leider etwaS un
Wohl geworden und werde wohl nicht
kommen können. Sie war nun fest
überzeugt, die Fürstin werde sofort zu
ihr iln und ihr mit inständigem Bit
ten 6,000 Francs bieten, damit sie nur
singe, worauf sie nachgeben wollte.
Aber die Sache kam anders. Die
Fürstin fuhr nicht zur Patti, sondern
zu einer anderen Sängerin. Madam
Carvolhö, der sie ihr Leid klagte, und
die sie, bat. die Stelle Adelinas auszu
füllen. Madam: Carvalho erklärte
sich denn auch freundlichst hierzu be
reit, obgleich die Zeit zur Vorbereitung
sehr kurz war. Sie bat jedoch, ihr nun
auch den gleichin Preis zu bewilligen
und fügte mit einem feinen Lächeln
hinzu: .Wären Sie zuerst zu mir ge
kommen, so hätten sie es wohlfeiler ge
habt." Als die Patti sah. daß die
Fürstin nicht kam. wurde ihr bange;
sie schrieb schnell, sie habe sich wieder
erholt und wolle am Abend doch singen.
Darauf bekam sie indessen die antwort,
di Fürstin habe nun bereits Madame
Carvalho engaqirt; woll sie aber
kommen, so werde sie sehr willkommen
sein, indessen nur als Gastin. Jetzt
weinte die Sängerin vor Zorn und ge
kränkt Eitelkeit, sie war außer sich;
Madame Carvalho sang aber fo schön,
daß Niemand in der Gesellschaft die
Patti vermißte.
Ttt vrst ncrtc Wald von r
zona.
Eines der bemerkenswerthesten Din
g, di von den Vereinigten Staaten
aus die Pariser Weltausstellung ge
schickt sind, ist die Sammlung von
Stämmen aus dem berühmten verstei
nerten Wald: von Arizona. Si kam
mn m dem Gebiete der Apachen-Jn-dianer
vor an einer Stelle, die a!Z
Chalcedon-Park bezeichnet worden ist.
und liegen dort in vulkanischen Aschen
und Laven begraben und von einer
Sandsteinbank überdeckt. Der Name
deS Versteinerten Waldes ist diesem
merkwürdigen Naturvorkommen schon
längst gegeben, und durchaus mitRecht.
Zahllose Stämme finden sich dort ne
beneinander sämmtlich in schönsten
Achat verwandelt. Di Structur des
Holzes ist vollkommen erhalten, und
die Jahreslänge wie die Lärigsfasern
genau erkennbar. Zuweilen werden
die kreisförmigen Zonen des Holzes
durch unregelmäßige Flecken unierbro
chen, die den Beweis liesern, daß das
Holz bereits in derZerfetzung begriffen
war, als es in Stein verwandelt wur
de. Eine genau Untersuchung hat fo
gar noch Spuren von Pilzfäden ent
deckt, die die Urheber der begonnenen
Zerstörung gewesen sein müssen. Ue
ber die Entstehung des versteinerten
Waldes hat man sich selbstverständlich
viel den Kopf zer brachen, ist aber zu
einer wirklichen Auflösung noch nicht
gekommen. Die jetzt ganz aus Kiesel
säure bestehenden Stämme gehören ,
einer einzigen Baumart. der Gattung'
Araucaria. an. und man vermuthet,
daß ein Wald dieser Nadelbaum einst,
schon im Abstrben begriffen, von
heißen, stark mit Kieselsäure beladenen
Wassern überschwemmt wurde, wie sie
noch jetzt von den Geysern in vulkani
schen Gegenden an die Erdoberfläche
gebracht ' werden, und z, B. zur Ent
stechung von Kieselsinter-Terrassen An-'
laß geben. Die Schölieit der großen
Acha'tftämme. die nach der Politur ine
reich Mannigfaltigkeit der Farben
zeigen, hat ihre Verarbeitung zu
Schmuckstücken nake qe!qt. Die da
raus entstandene Industrie verdient
insofern Beacktuna. als sie keine leichte
Arbeit zu leisten bat. indem der Achat
der Stämme nicht einmal von hartem
Stihl geritzt wirden kann, so daß das
Schneiden große Schwierigkeiten
j macht.