V Eine deklamatorisch musikalische 2lbendunterlaltuna. j"u moicitc on hun. Zwei Musensöhne der Uttivcrntüt zu "Königsberg Anton Bock und Heinrich Kruvak welche zu den Forschten" deS Korps der ?!asuren zühlten. faßen mißvergnügt auf ihrer Bude; sie fchau. en nach dem Gelddrieftrager auS, der ihnen den sehnsüchtig erwarteten Wech sei zur Reise nach der Heimath über dringen sollte. Tie großen Ferien haben begonnen, sie konnten jedoch nicht fort, denn leer war der Beutel und versiegt die Cuel len deS PumpeS. den sie aller Orten während deS letzten SemefterS in An. fpruch genommen hatten. Tie Rauch, wölken, die sie auZ den langen Pfeifen pafften und die sie fonft in so hübsch ge formte Ringe zu bringen wußten, kamen formlos auS ihrem Munde der beste Beweis daß ihre Gedanken trübe, sehr tübe gestimmt waren. .WaS meinem Alten nur einfällt." meinte Anton, glaubt er etwa, wir würden mit dem Ränzel auf dem Rücken, gleich walzenden Hanwerksbur fchen per pedes apostolorum nach Hause einrücken?" .Für daS Vergnügen müßte ich ge hvrsamft danken." grollte Heinrich, eine mächtige Rauchwolke hervorstoßend, .wenn ich nicht im beschnürten Rock, mit dem albertusgeschmückten Cerevis auf dem Kopfe in einer vierspännigen Extrapost " .Tu träumst wohl." unterbrach An ton seinen Freund, der Wechsel, wenn wirklich einer lomnuty sollte, wird durch seine Magerkeit Teine kühnen Phan tafien gründlich zerstören, Tu weißt doch, daß unsere " Ein kräftiges Klopfen an der &tu benthüre unterbrach Anton in seiner Rede. Wie elektrisirt sprangen Beide auf Beide riefen wie aus einem Munde Herein!" ES war der Briefträger, welcher ein trat und dem StudiosuS Anton Bock mit schmunzelnder Miene einen fünffach gesiegelten Brief überreichte, zugleich bemerkend, daß derselbe unfrankirt sei. und daß das Porto fünfzehn Groschen hrirnnt. .Ter Alte muß denken, er hat einen Krösus ,um Sohne " brummte Anwn eilU 113 JUUl Vlfiiv, , aus seinen Taschen die verlangten otrnMim und sin kleines Touceur in sammensuchend. Ter Postbote empfahl sich, mit einem Kratzfüße für daS Trink geld dankend. .Wieviel?" fragte Heinrich. .wicuiu u" vl'"WU' .Lumpige fünfundzwanzig Thaler und eine ellenlange Epistel," Anton. "TOi wn tAreifit n henn? erwiderte "ftflr.? Anton entfaltete den Brief steckte der Fünfundzwanzigthalerfchein n die Westentasche, und las wie loigi fliehet s-nlin! Anbei sende ich Tir fünfundzwanzig Thaler Reisegeld für Tich und Krullak. Geht mit dem Gelde sparsam um. Ihr wißt, wie sauer es Euren Bötern wird, eine 10 gro (Summe in AirfMI. bl kÜNNt. sl meint auch KrullakS Vater, einen Theil des WegeS zu Fuße zurücklegen. eS wird Eurer Gesundheit nach dem' Sitzen in den KolleaiiS nur zuträglich sein. Für das auf diese Weise ersparte Geld bitte .ich Dich, mir folgendes milvringen zu wollen: 1. Drei Ellen schwarzes Tuch für Rock und Hose. 2. qwlf Ellen geblümten Wollen stoff zu einem Hauskleide für Dein Mutter. "3. Für Sophie ein karrirtes Um schlagktuch. 4. 5Zebn Vkund Kanafter meine &nrit ist TAr ia bekannt. Veraik nickt, lieber Sohn, kleine Anlh.n die Du etwa baben solltest. vor Deiner Herreise zu bezahlen und d,?smt nickt, die Bücker beüuvacken. welche Ihr zu Euerem Studium braucht auch Deine wie Krullals iqmutzlge Wüsche. Wir erwarten Euch mit großer Sehnsucht. Mit Grüßen von Allen Tin Vater. ftaum iatte der iunae Student die letzten Worte des väterlichen Schreibens gelesen, als er. wie lern greuno. in em bomerisches Gelächter ausbrach, das ihnen die Thränen aus den Augen trrbit. .Drei Ellen Tuch zu Rock und Hose," rief tr. Zwölf Ellen Wollenftoff." echote Win sVriinh. .Dazu ein karrirteS Umschlagetuch," eraümte Anton .Kanafter feinste Sorte," fuhr Krullak fort, .und" er wollte vor Lachen fast ersticken dazu die kleinen Schulden, die Du, mein lieber Sohn, etwa haben .solltest .Na. ich habe mir die Sache schon zureckt aeleat. Weißt Du. wie wir alles aufs Beste arrangieen?" D mnifift mick neuaierio!" "Die BekleidungSftoffe pumpen wir Kanaster dito Schulden vlelven in der Kreide stehen, und mit den fünf und,man,ia Thalern feiern wir eine Kneiperei, von der unser Corps noch nach Jahrzehnten erzählen soll. Wie, was meinst Du zu dem Vorschlage?" .Daß ich ihn Dir gemacht, wärest Tu mir nicht zuvorgekommen!" rief Krullak begeistert. .Also abgemacht ! Du. Heinrich, be sorgst den Pump, ich werde in der Kneipe daS Nöthige besorgen." . .Ade? nvtx Reisegeld! lenke daran!" .Wird re'ervirt düS stecke ich in die rechte Tasche das andere in die linke. Nun komm, wir haben keine Zeit zu verlieren." Tie beiden würdigen Freunde trenn ten sich, um jeder keine Mission zu er. füllen. Ter nächste Morgen fand die Beiden auf dem Pofthofe stehen. Von den fünfundzwanzig Thalern war kaum so ni,l fibria geblieben, das Fahrgeld bis zu dem Städtchen R.. welches auf ihrer Tour lag, zu bezahlen. Anton Lock hatte aus Versehen, fo bebauvtete er wenigstens, zu oft in die rechte Westentasche gegriffen. Das Städtchen R. war vamais uno ist ti vielleickt noch beute, ein kleines Nest, wohin nur selten Fremde verschla gen wurden. Kein Wunder also, daß die Ankunft der beiden Studenten eine aewiffe Aufreauna im Gafthofe Zur Post" hervorrief. Tie Elite der Ein wohnerschaft deS Städtchens, welche oa selbst verkehrte, zerbrach sich die Köpfe. aet und aS die fremden sein könnten und welche Veranlaffung sie gerade nach R. geführt. Ter Wtril), varuoer oe sraat. konnte Gleichfalls keine Auskunft ertheilen, versprach jedoch, baldigst zu rapportiren. Tie beiden U'kuien?oyne saßen während dessen im separaten Fremdenzimmer und berathschlagten, waS nun werden solle, und in welcher Weise sie ihre Reise fortsetzen könnten. 34 alavbe. wir sind sehr leicht. finnig gewesen," meinte Krullak trüb selig-.. ... . Dieser Glaube hilft uns nicht roei itr " verseilte Bock. ..laß uns bei kiNkk oder bester zwei Flaschen Rothspohn nebst Imbiß die Sache reistich uver legen." .Tie Ueberleauna wird unS dahin führen, daß wir uns hier feftkneipen und turnn r Tann?" lachte Bock. daS muß uns der Geist des hoffentlich guten Roth, spohn verrathen." Tie Klingel rief den Wirth herbei: Er nahm den Auftrag, einen guten Imbiß und zwei Flaschen besten Roth meines aufzutragen, erfreut entgegen und besetzte damit in kürzester Frist den sauber aedeaten Tl a. Bei der zweiten Flasche leuchtete Bocks Antlitz plötzlich freudig auf Utl'tiy fIVpMf V MV) Lies," rief er. schob Krullak eine ' - . ' ' - . ... Zeitung zu und wies auf eine fettge druckte Anttioe. Krullak las: ..Teklamatoriick'Musik liscker Vortraa von den berühmten ita lienischen Künstlern Signor Rocco und Slgnor l'ncolim u. . w." lr tat) Bock l E 7 verftändmßlos an. Begreifst Tu denn nicht, waS ich meine?" Keine Ahnung, was in Tcinem Konke finikt." entoeuncte Krullak. ..Na. böre 'mal ! Tu bist doch sonst niAt (ins den ffnhf Off allen! 3eiat Dir die Anzeige jener Italiener nicht den Wea. der uns is unserer Verleaenbeit -7 " ' - - - .-t-i n 1 vf"ö- yerausyelten mro k Was zene rönnen können wir auch vielleicht nickt fi - t n nrr k herfcff das will ick ia zuaeben. aber für dieses Nest wird unser Können schon ausreichen. Ich verwandele mich einen Slgnor Antonio Tu in einen Sionor Krullascki. Tie fremdklinaen den Namen sind die Hauptsache. Tu fingst ich bellamire, oder umgckeyrt Kntree nack Belieben aber nickt un ter fünf Groschen nachher Tanz dann nelverel uno moraen unter Tücherschwenken der Reingefallenen per rtravoit tu den ociml cven uzenaken." Krullak hatte den Worten seines er findungsreichen Freundes anfänglich kaum Gehör geschenkt, allmählich steckte ibn aber die Lumakeit an. die 3enem aus den Augen leuchtete und als An ton zum Schlüsse gar die Extrapost in Aussicht stellte, schien ibm die-verrückte Idee gar nicht mehr verrückt, sondern so brillant, da er vor cyiug. vei einer Flasche Champagner alles weitere fest zustellen. Ter Wirtv nslünt den darauf oeiua lichen Auftrag mit zwiefacher Freude ntaeaen und ver vrack. den vam pagner sofort kalt zu stellen. Er eilte triumphirend durcy oas Gastzimmer, in welchem noch immer die Einheimischen k?i ibm Glase Bier saßen. Die neu gierigen Fragen derselben vermochte er nur mit dem Auftrage, oen er eryanen, zu beantworten, cmkik mit Rotbwein. Cbamvaaner. das war den Einheimischen doch zu viel. ,t mukten ne wtnen. wer die ttrem tnürm. Bestürmend wandten sich die Gäste an den Wirth, der eben mit der Bestellten" durq iyre Hiitn tute Ktebe alelck ju Diensten. " rief er den Wißbegierigen zu und verschwand. Wohl eme yalve siunoe verging, bevor er zurtmkehrte. Die Mltthet lunaen. die er erhalten, hatten ihn Mhft rnif SnbMt überrasckt: er ver mochte deshalb nur zusammenhanglos über das Gehörte zu vericyren. soviel knkn die Neuaierioen aber dock, daß die Fremden Italiener seien und ihnen am Abend denelven Ä.ages einen unfl. genuß eigenster Art bereiten würden. Auch hätten sich die Herren Künstler be reit gefunden, den Abend mit emem Balle zu beschließen. Dieser Panus ves Bericyies mniie entscheidend; namemllcy oer anme,enoe Steuererheber, der über fünf Heiraths. und tanzlustige Töchter verfügte, er. nurh hslfc wer nur eimaermaken An svruck aus Bildung machen wolle, solch in eine Gelegenheit. ,e,nen unpsinn zu befriedigen, nicht undenutzl voruver gehen lacn eurie. Ta ti aobl nur selten aeschiebt. daß Jemand öffentlich erklärt, keinen An wruck auf Bllduna 111 macken. 0 die Tkeilnabme natürlick eine allae meine. Alle eilten schnell nach Hause. den devorne Senden enu zu veriun den. WaS flügge war. befand sich fieberischer Aufregung. Italiener bören und dann noch iu tanzen. so elwaS war ia mR. noch niedagewesen Tie ältesten Chroniken der Stadt ent dielten nicktS deraleiaien. Ter Nack mittag verging der Abend kam und mit ihm. lange vor der festgesetzten Stunde, die Jüngsten der Jungen sie hatten die wichtige Mission erhalten Stühle zu belegen. Tann kamen die minder Vornehmen, dann die Vor nehmen und zuletzt erschien der gro ß Troß der Allervorneymnen. Das Sckükensaal war gefüllt. zum .Brechen" voll, wie eS hieß. TaS halbe Dutzend Talglichte, von denen acht aufs Pfund ainaen. beleuchtete nur spärlich den weiten Raum: weit von einander entkernt Sibende vermochten kaum Grüße an knarre Bekannte mit Kopf und Handbeweaunaen zu senden. TaS An,iink,n ,in,i rVHrtrnn, hi mebr, malS korngirt werden mußte, bevor fte ,u blaken autbörte. mackte dem berr sckenden ZZwielickte ein Ende und da man wußte, dak diee Beleuchtung kurz vor der Zeit des Anfanges einzurreien vileate. io wandten kick aller Auaen voller Svannuna nach dem Kattunvor hange, der das an der jchmalen seile deS SaaleS errichtete Podium von dem Jujchauerraum trennte. ..Klina-lina! Klina-lina!" Ter Kattunvorbana sioa auseinan der. Einem allgemeinen Ah" folgte tiefe Stille. Aut dem Podium stand des Sicküken Wirthes schwarzer mit blanken Knöpfen bescklaaener Krokvaterstubl. ?kn der geräumigen Tiefe deffelben ruhte der Italiener Antonio, die Gestalt einge hüllt in den wohlbekannten rothblau und grüngeblümten Schlafrock Schüdenwirtbes haltend. Tann mann loa der Italiener mäcktiae Rauck wölken aus der Pfeife und formte aus denselben sich weit hinziehende Ringe. waS, da eS gut gelang, den Beifall der Kundigen hervorrief. ..Klina.lina!" Turch die Thür, die zum Podium führte, trat Enrico Krul laschl, verbeugte sich, die rechte Hand I 1 TW O I " auf der Stelle legend, wo er sein Herz vermuthete, wandte sich halb rechts zu dem Tavakrauchenden uno ?pracy zu ihm: Gott grüß' Euch, Alter! Schmeckt d: P sei schein Weist der! ein Blumentopf Von rothem Thon, mit goldnem Reif chen! Was wollt ihr für den Kopf?". ianor Antonio tbat einen aewal tigen Zug aus der Pfeife und antwor tete mit den Worten des Sichlers: 0 Herr, den Kopf kann ich nicht laffen. Kr kämmt kam bravsten Mann. Der ihn, Gott weiß es, welchem Baffen Bei Belgrad aogewannr Das selbst in R. allgemein bekannte Pfeffelsche Gedicht wurde mühsam zu Ende gebracht. Ein auf Ferien anwe sender Quartaner half bereitmilliast. wenn daS Gedächtniß den beiden Ita liencrn zuweilen versaate und Kunst pausen verursachte, die an andern Stel len verhängnißvoll geworden wären. Der Steuereinnehmer' fand die Dekla mation wabrbast' überwältigend, des gleichen die ihm 'gehörigen fünf Hei rathsluftigen, von denen die älteste das ltai Uwe. emt romlicvk uoni oer oeioen Italiener in beredten Worten hervor hob. Der bilssbereite Quartaner meinte zu seinen oleickfalls anwesenden Sckwe steril, wenn er das Gedicht jemals in ähnlicher Weise vor seinem Lehrer ae- snrocken bätte. wäre ein zweistündiaes Nachsitzen ihm sicher gewesen. Natüv IT' 7 " 1 , " " .... o - .1 1IUI UtVIVIt tu VI UJIVtUtLll U(llt HjiV. ! rtf av. XtA ihi.H.vM Xam Quartaner solch ungehörige und vor laute Kritik. ,Klinalma!" Der Vorbana aina zum zweiten Male auseinander. Signor Antonio erschien und bat um gütigste Nach icht, wenn wegen plötz Iich eingetretener Heiserkeit Slgnor Krullaschi nicht singen, sondern pfeifen würde. Diese Umwandlung des Programms - r ' r ri . ll n t. w nmirn naii nmirn aan ven 2in. wesenden daS stille Rewuktsein, einen Relnsau m opnma iorma zu erleven. ES schien dem Signor Antonio, als ob er hörbare Zeichen des Unmuthes ver nehme, und deshalb verhieß er eine Vergrößerung deS deklamatorischen TheueS. Resignirt unterdrückte das Publikum seinen Unwillen. Sianor Enrico kam und vnff vfiff natürlich die Melodie von der Türken pfeife; als er abtrat, psiss das Publi um. icdoch nicht gerade m sehr melo bischer Weise, wie später der Kantor und Organist vielfach versicherte. Die nächste Nummer mußte einen Um chwung der den Italienern ungün ftigen Stimmung hervorrufen, oder alles war verloren; das fühlte und sagte ein jeder. . Klina-lino!" Wieder sckob kick der Kattunvorhang auseinander. Wiederum sahen die Zuschauer den Großvaterstuhl vor sich wiederum saß in der Tiefe desselben ein Mensch in dem rothblau, und grüngeblümten cklafrocke des Schllbenwirtbes. dessen Meerschaumpfeise in der Hand haltend und mächtige Rauchwrlken aus der selben ziehend. ES war aber dieses Mal nicht signor Antonio, sondern Signor Enrico, der da saß und durch die Thür, die zum Podium führte, trat Signcr Antonio uno sprach: .Gott grüß' Euch Alter! Schmeckt das Pfeifchen? Weist her! Ein Bluchentopf Von rothem Thon, mit gold'nem Reif chen. Was wollt Ihr für den Kopf?" Und Signor Enrico antwortete: .C Herr, den Kopf kann ich nicht lassen. Er kommt vom bravsten Mann. Der ihn. Gott weiß eS. welchem Bässen Bei Belgrad abgewann!" Mit Hilfe deS Quartaners, der im Gefühle seiner Wichtigkeit sogar an das Podium trat, kam auch dieses Mal daS gereimte Zwiegespräch zu Ende Tie Kaltblütigkeit, mit der das Ganze in Scene gesetzt war. übte ihren Einfluß auch auf die Heißblütigsten. Tie ganze Gesellschaft war paff! Sollte daS ein Hohn oder ein Scherz fein? Zum Glück für die PseudoJtaliener entschied man sich für die letztere Aus faflung und gab durch stürmische Heiter keit seinen Beifall zu erkennen. Man lachte, wie man noch nie gelacht hatte, und als Signor Antonio nochmals her vortrat und in. wohlzesetztcn Worten die jungen Tamen und jungen Herren zum Tanze und die älteren Herren zu einer Bowle einlud, wurde er mit wah. ren Applaussalven überschüttet. Wäre ein Lorbeerkran; zur Stelle gewesen, so hätte das enthufiasmirte Publikum ihn damit belohnt. Ter Erlös der deklamatorisch-mufika lischen Adendunterhaltung floß für Zeche und Bowle in die Tasche des SchützcnwirtheS. Am nächsten Morgen verließen Sig nor Antonio und Signor Enrico nicht in einer Extrapost, sondern per pelle aptlonim den Ort ihres Trium phes. Jeder hatte aus dem Rücken einen Theil des Gepäckes und seiner eigenen schmutzigen Wäsche. Vater Bock und Vater krullak em psingen die ermüdeten Fußgänger mit Freude und Rührung. Mag Euch der Weg auch sauer ge worden 'ein," sagte Vater Bock, so habt Ihr doch bewiesen, daß in Euch ein, gesunder Sinn für Solidität und Sparsamkeit liegt. Fahrt nur so fort, dann wird eS Euch im Leben nie fehlen!" Späte Sühne. iin Urania von Marie stahl. Alte Geschichten, Kind, alte Ge. schichten! Latz ruh'n. laß ruh'n die Todten!" Sag' mir doch. Großvater, wer liegt hier begraben? Hier so einsam im Walde von Tebreschin? Haft Tu ihn gekannt?" Tas junge Mädchen schmiegte sich mit leisem Grauen an den alten Mann, der das verwitterte Steinkreuz unter der metterqetroffenen Eiche, im- Hoch wald von Tebreschin. von Unkraut und von wuchernden Ranken säuberte. lorgfältig hing er den mitgebrachten Jmmortellenkranz über daS Kreuz und sprach mit entblößtem Haupte ein stilles Gebet. Alte Geschichten," murmelte der GreiS noch einmal, aber ich will Tir er zählen. Du bist ja schon ein großes Mädchen und wenn ich einmal nicht mehr bin, dann wirft Tu zu meinem Andenken herkommen und ein paar Blu men bringen zum Todtenfeft. Du weißt, ich war in meinen jungen Iah- ren Diener beim Grafen Lubin, drun ten in Tebreschin. Damals gab es nur eine lunge Comteß auf dem Schloß, die Ana ftasia. und sie war so lieb und schön. daß wir Alle, Jung und Alt. Männer und Weider, durch Feuer und. Waffer ür sie gegangen wären. ES find nun wohl an fünfzig Jahre her, da kam der Waffili Natusch von den Soldaten, wo er sein Jahr abge dient, und wurde Oberförster. TaS war ein flotter Bursche und er ging umher, als wenn er der Graf sel berwüre. Der Wossili Natusch war viel um die Comteß, aber eS fiel Niemandem auf. denn sie war eine große Jügerin und der Graf selber hatte es seinem Ober örster zur Bedingung gemacht, daß sie nur unter seinem Schutze in den mei lenweiten Debreschiner Forsten jagen durfte. Im Herbst, mit den JagdgSsten. die immer zahlreich einnasen in $tti; in, kam der junge russische Fürst Basaroff. Er war kaum vierundzwanzig Stun den im Schloß, da waren wir alle einig, daS fei der rechte für unsere Comteß. Comteß Anscha war vom ersten Blick. von dem ersten feurigen Handkuß wie eine angeschossene Taube. Es gab große Jagden und gefte auf dem Schloß und in der Nachbarschaft, und ein glänzender Ball sollte bei unS den Schluß der Herbftjagden bilden. Der Herbst war unterdessen weit vor gerückt, an dem Morgen des Balles hing ein schwerer, grauer Frühnebel in der Luft, der einen kaum zwanzig chritt weit sehen ließ. Der Zufall wollte es, deß mich ein Auftrag der Grünn an den Gärtner zu I früher Morgenstunde durch den P' führte. Wie ich den Partner in den zungen Obstanlagen suchte, ohne ihn rinden zu können, hörte ich plötzlich einen Schuß im Walde. Ich wunderte mich im Stillen, wer denn da schießen könne bei solcher Witterung Ein junger Apsclbaum mit seinen Früchten hielt mich eine Weile aus und wie ich so hinter dem Baum ftehe, tritt plötzlich aus dem Nebel heraus eine Ge ftalt und geht vorüber, von der ich nicht wußte, war sie eine Erscheinung, eine Einbildung oder Wirklichkeit. ES war Comteß Anscha und sie war eS doch wieder auch nicht. DaS war ihr Mantel und ihre Ge ftalt. schlank wie eine Weidengerte; daS war ihr goldene? Haar unter dem um gewundenen Schleiertuch, aber was waren daS für Augen ? WaS war das für ein Gesicht? So seltsam fremd, so unheimlich eS stand etwas Furchtbares in dem Gesicht ei kaltes Grauen packte mich. - - Tie Erscheinung kam auS der Rich tung. wo ich den Schuß gehört hatte das machte die Sache noch unheimlicher, aber ich beschloß zu schweigen, um die Feftftimmunq im Schloß nicht i" stören, aber eine beklemmende Ang legte sich mir auf die Brust Am Abend war Pracht und Glanz auf dem Schloß. Unsere Comteß und Fürst Bafaroff hatten sich verlobt Nie habe ich ein schöneres Paar ge sehen! Wie er in seiner prächtigen Bo jarentracht fporenklirrend durch den Saal flog und wie er sie in seinem Arme hielt das war ein Bild! Sie traten gerade zu einer großen Polonaise an. an der sich auch die alten Herrschaften betheiligten und unser Graf mit der alten Excellenz Lobenstein führte den Tanz. Ta entstand ein Flüstern im Saal, man sah bleiche, be stürzte Gesichter, und gerade als der Graf das Zeichen zum Beginn deS Tanzes giebt, drang die Kunde bis zu ihm: man hat den Wassili Natusch er schössen im Walde gefunden, unter der Wetterelche, an der Parkgrenze. In dem Augenblick, als ich daS hörte, war mir, als ob der Blitz vor mir einschlüge. ' Der Schuß, den ich am Morgen ge hört, kam gerade aus der Richtung und von dort kam die Erscheinung in Ge statt unserer Comteß ! ! Zufällig stand ich mit einem Tadlet voll Champagnergläsern in nächster Nähe deS Brautpaares und während Alles sich um den Grafen und den Unglücksboten drängte, sah ich nur au unsere Comteß Und wie ich ihr in's Gesicht blickte wußte ich, daß ich sie selbst und keine Geistererscheinung am Morgen gesehen hatte. Es war dasselbe versteinerte Gesicht, derselbe Blick, der faft nichts Menschliches mehr hatte Doch in der nächsten bekunde siel es wie eine Maske von ihr ab. sie hob die wunderschönen brennenden Augen zu ihrem Verlobten und in diesen Augen war nichts als Liebe und Glück. In meinem innern oegann ein fürchterlicher Kampf. Mußte ich sagen was ich gesehen und gehört hatte? Man fahndete auf den Mörder und hatte einen Heger verhastet, den Wassili kürzlich geschlagen und aus dem Dienst gejagt. Tage lang lag ich im Widerstreit mit meinem Gewissen. Es war mir zur fürchterlichen Wahrheit, daß Comteß Anscha den Wassili erschossen hatte Jetzt wurde mir Manches klar. Da! prahlerische Wesen des Oberförsters. die Sicherheit, mit der er sich auf den Herrn von Tebreschin gespielt hatte. Und nun war Fürst Basaroff e kommen und Comteß Anscha hatte die Liebe, die echte Liebe kennen gelernt. Ich siel in ein schweres Nervenfieber. und angesichts des Todes beichtete ich alles unserem hochwürdigen Herrn, der mir die Sakramente reichte, aber er tröstete mich und nannte meinen furcht. baren verdacht leoerdelirium. Als ich nach langer Krankheit genas. war unsere Comteß schon Fürstin Basaroff und mit dem Gemahl auf der Hochzeitsreise Wassili Natusch's Mörder war nicht gesunden. Dem Heger hatte man nichts oeweisen tonnen. viaa) zwei Jayren trat vie junge Fürstin eines Tages allein und uner wartet bei unS auf dem Schloß ein Sie kam wie ein todtwundes Wild, das die Einsamkeit sucht, um zu sterben. Man flüsterte, daß ihr Gemahl einer schönen Tänzerm in Petersburg zu viel Aufmerksamkeit geschenkt, und daS konnte sie nicht ertragen. ES geschah alleS, sie wieder mit dem Fürsten zu versöhnen, aber ihr Herz war an der zugefügten Wunde unheilbar krank und sie verfiel in Tiefstnn. Kein Arzt konnte ihr helfen! Ach, ich wußte warum: Ter Winter ging hin und an einem wunderschönen Frühlingstage erwartete man den Fürsten. Man hatte sie gezwungen, in ein Wiedersehen zu willigen. Kurz vor dem Eintreffen deS Fürsten vermißte man sie plötzlich im Schloß und konnte sie nirgends finden. Eine furchtbare Ahnung packte mich und heimlich lief ich. fo schnell mich meine Füße tragen konnten, hierher, in den Wald zur Wettereiche. Ich hatte mich nicht geirrt. Tort an der Stelle, wo jetzt das Kreu, stebt fand ich sie sterbend, sie hatte Gift genommen. Und ali ich weinend neben ihr kniete und sie mit meinen Armen stützte, that sich ihr brechender Blick groß aus und sie ,agte mit klarer Stimme: Gott hat mich gerichtet, daß ich hier sterben muß. Hier habe ich den Wassili Natusch erschossen. Um dieses Briefe willen, den er mir nicht zurückgeben, sondern an den Fürsten verrathen wollte. Gieb diesen Brief meinen Vater. Er erkläkt Alles." Tann hauchte sie in meinen Armen den letzten Seufzer auf. Gott verzeih mir die Sünde, ich habe den Brief nie einer lebenden Seele gezeigt, sondern ihn verbrannt. ES war der LiedcSbries eineS harmlosen Kindes, das nicht wußte, was eS mit Herz und Hand versprach. Eine bethörte Kinderseele. Ich wußte jetzt, daß ich meine kleine Comteß immer mehr geliebt hatte, als mein Leben. Auf meinen Armen trug ich die Todte in daS Schloß zurück. Sie schlummert nun schon lange in der Gruft unter der Schloßkapelle. Die LubinS find auSgestorben, die Herr, fchaft Tebreschin ging an eine andere Linie über. Heute weiß kaum noch einer Mßi? mir, waS das Kreuzlein hier bedeutet. Niemand betet für die arme Seele, die hier ihre Schuld gebüßt und dh braucht sie viel Gebet zur Vergcbu?,g ihrer Sünde. lenke daran, licbiS Kind, wenn ich nicht mehr bin." Xcr cttittcf zu Haus. Ter Chinese ist einer der größten Frühaufsteher. ES ift nichts seltenes, daß hohe Würdenträger im Reich der Mitte schon um zwei Uhr Morgens Audienzen ertheilen. Bis nach Tages anbruch pflegt überhaupt kein Chinese zu schlafen. Tie Morgentoilette nimmt wenig Zeit in Anspruch; von sorgfülti gem Waschen oder gar Baden ift der Chinamann kein Freund. Gesicht und Nacken mit einem zuvor in heißeS Was ser getauchten Tuch abzureiben, scheint ihm zur Reinigung genügend. Hin und wieder wird diese Prozedur aus den ganzen Körper ausgedehnt. Sehr viel Sorgfalt dagegen verwendet der Chinese auf die Pflege der Zähne. Mit einem Gebet, das dem Andenken seiner Vor fahren gewidmet ift, beginnt er dann den Tag. Tann kommt das Frühstück heran; natürlich Thee, der zuweilen auch kalt getrunken wird. Ter Chinese ift ein überaus mäßiger Esser und be vorzugt besonders Pflanzenkofl. WoS man von den chinesischen Speziallecker bissen, den eigentlichen Gerichten der chinesischen Kochkunst, den Fröschen und den gebratenen Mäusen" :c. er. zählt, ift vielfach übertrieben. So sagt man den Chinesen unter anderem eine große Vorliebe für Rattenbraten nach. In Wirklichkeit kommen aber diese Nagethiere nur in Zeiten der Noth auf den Tisch der Armen, und wenn man in ganz China den Ratten so eifrigj nachstellt und sie vielfach in scheußlich, fter Weise malträtirt, so liegt das drr allen Dingen daran, daß der Chine' die Ratte als seinen ürgften Feind an sieht, weil sie seinem Hauptnahrungs Mittel, dem Reis, sehr nackaebt. Schwarze Hunde und Katzen find da gegen sehr beliebt, namentlich bei den wohlhabenden Klassen im südlichen China. Sie sind oft nur zu sehr bobem Preise zu haben, besonders zur Som meriayreswende, wo ne auf der Tafü jeder Familie, die sich das leisten kann, ais regelmökiger Braten erlckcinen. r Leibesübungen bat der Cbinc''e nicht viel übrig. Sein natürlichis Phlegma, sein ftetes Bestreben. Ruh? und Würde zu wahren, und nicht zum mindesten seine sehr behindernde. un praktische Kleidung lassen ihn den Port in jeder Gestalt wenia Gefallen abgewinnen. Höchstens die jüngeren Leute üben sich einmal in einem Svikl. das Kraft und Geschicklichkeit erfordert; meist aber begnügt man sich mit Trachensteigenlassen. Schießen nach dcr Scheibe oder Vögeln. Bootfahrten Sehr in Anspruch aber nimmt dri Chinesen das Glücksspiel. Es giclt wohl kaum ein anderes Volk, das dcn pielkeu el m aleickem Make bulkit. Oeffentliche Spielhöllen aiebt es in jeder Stadt eine Menge; sogar auf den Straßen wird gespielt, und das Klar Pern der Würfel kann man an ieher Ecke hören. Kartenspiele kennt dir Chinese auch. Die chinesischen Karten find kleiner und zahlreicher ak europäischen und im Charakter natut lich ganz von diesen abweichend. Tr find, nach der Romanwelt". in mue rer Zeit in den größeren Hafenftädic-i auch europäische Kartenspiele ,hs h Aufnahme gekommen. hinefisch. Paff,. ?ie Linien X cv ... cm : , v"v I oei ai.cn Menschen trotz ähnlicher Grundzüge in Einzelnen durchaus ungleich. Wenn nun in China ein Reifender frubk? einen Nnb k. , .. ä. " "", u wuroe ci:i Handteller mit feiner Oelfarbe leicht beftrichen und davon auf dünnem, anaekeucktetpn, wi...i 0-1 ' " -vMfin im vvrua ijt nommen. Dieses behördlich abgeftkni pelte Blatt, das noch mit dem Namcn des Inhabers versehen wurde, bilde'k dann seinen Paß. Eine neue Art Kleptomanie. Rickter: Mie s is::. v.... v.. .; . . " ni iic vuzu, v: Klägerin einen Kuß zu rauben?" Angeklagter' f;x N'.,.. . v? lUC UIl itUVi.3 manu und da konnte ich den hUbkch.' ? Mund der Klägerin, der mir so ro' verlockend entei,ki,s,. . -w iitHit, niLi, geküßt liegen lassen."