Q'. .ff . . Jh. . M. M r At. . u ' (, 4 . & . ! . i rfe I ne I j n ' -I 5 C, A l. I . 3 ' 7. I 5C . 4 ; : i A 1 ?4 profeffer Grobian. i;B Slbfit Nvdtk.ch. Meine auik Tante l'ene hatte nie einen Arzt gebraucht und war d4 Jahre alt. An diese Thatsache knüpfe ich keine Bemerkung. Tante Lene hatte nun aber seit einiger Zeit angefangen, über ihr Gehör zu klagen, und seit Kurzem klagte sie auch über Schmerzen im rech ten Ohr. Ader einen Arzt wollte sie nicht. Unter keinen Umständen. Sie behandelte sich selbst mit allerlei Haus nittel. Ader die halfen nichts, und die Schmerzen nahmen zu. Ta faßten wir Familienmitglicder einen Entschluß. Ich sollte zu einem Spezialarzt gehen, ihm die Art bei Leidens der guten Tante Lene schildern, so gut ich konnte, und dann um seinen Rath bitten. Er konnte unZ auch gewiß einen Vorschlag machen, in welcher Weise Tante Lene am besten zu bewegen wäre, sich eventuell iner Untersuchung zu unterwerfen. AIS Spezialität, die weit und breit bekannt war. wählten wir Professor Grobian. Er hieß eigentlich ganz anders; da er aber ebenso grob wie be rühmt war. nein, noch viel gröber so hatte man ihm jenen Namen zuge legt. Als ick oina ur 3eit keiner Evrech stunden in die Wohnung des Professors Grobian. Sein Wartezimmer war voll von Menschen, und ich setzte mich in eine Ecke. Mitten im Zimmer stand in großer Mann in einer Art von Dienerunisorm. der iedem Eintretenden eine Nummer gab und ihn dabei ansah als wäre es fein Tobseino V V IVUIV V VH -VVVuvi Nachdem ich eine kurze Zeit in der Ecke gesessen hatte, kam der große Mann : l Uiiit..UvU VtMlJt aiC 4 II mit wüthenden Blicken auf mich zu wies auf ein Paar recht schmutzige Gummischuhe, die neben mir auf dem Kukboden standen, und schrie mich an .Herr, nehmen Sie die Gummischuhe V , I T;. ..(.K..n viil in'i WClnri: UU tvrg, JU iiyvitu uti 111 wuv.v iimntei." äraerte mich und beschloß, den Mann wieder m äraern. .Mein Herr." sagte ich also mit sanfter und ruhiger Stimme, .mein Herr, welcher Art auch die Stellung fein mag. die Sie in diesem Hause ein nehmen, gestatten Sie mir die höfliche Bemerkung, daß meiner Ueberzeugung nach Gummischuhe allerdings in's Wartezimmer gehören." .Nee. sag' ich Ihnen, die müssen draußen gelassen werden auf'm Vor platz. Berstehen Sie woll? Bringen Sie die Schuhe raus!" .Erlauben Sie, mein Herr Och was, Sie !" Er kam dicht an mich heran, trat mich auf den Fuß. daß ich laut aufschrie, ergriff die Gummischuhe und warf sie in einem größeren Bogen auf den Vorplatz hin aus. Im selben Augenblicke flog die Thür auf. die ins Sprechzimmer des Herrn Professors führte, und ein am Ober körper fast nackter Mann wurde in's Sprechzimmer geschleudert. Ein Rock und eine Weste flogen ihm nach. Der Mann wimmerte kläglich, zog Rock und Weste langsam an und suchte am Fuß. boden umher. Dabei erzählte er. ' immer leise jammernd, er hätte eS so auf dem Magen, und der Herr Pro fessor hätte ihn untersuchen wollen, und da . hätte er das Senfpflaster gesehen, das er auf'm Magen trüge, und da hätte der Herr Professor ihn so furcht, bar angeschrien, was das wäre. .DaS hat mir mein Hausarzt aufge legt." hab' ich gesagt. .Dann lassen Sie sich das erst von Ihrem Hausarzt herunterreißen!" hat Herr Professor gerufen, und dabei hat r mich angepackt und mich so furchtbar hinausgeworfen." . .Machen Sie hier nicht so'n furcht baren Radau!" herrschte der Mann in der Dieneruniform den still jammern den Patienten an. Was suchen Si denn da auf'm Fußboden herum?" .Meine meine Gummischuhe." .Was, das sind Ihre Gummischuhe?" Er kam wüthend auf mich zu; ich brachte aber schnell meine Füße unter dem Stuhl in- Sicherheit. Warum haben Sie denn nicht gesagt, daß das nicht Ihre Gummischuhe sind?" schrie der Mensch mich an. .Weil Sie nicht die Güte gehabt haben, mich danach zu fragen, geehrter Herr, und weil ich mir durch eine viel leicht vorlaute Bemerkung nicht ein noch größeres Maß Ihres Unwillens zuziehen wollte." Die Leute um uns her lachten, und der Diener wendete sich in gesteigerter Grobheit wieder dem hinausgeworfenen Patienten zu. .Ihre schmierigen Gummischuhe ; stehen draußen, aber das sage ich Ihnen, wenn Sie wiederkommen" .Ach nein, ich komme nicht wieder ,anz gewiß nicht." ' .Ist uns ia ganz egal, ob Sie wie. verkommen oder nicht. Seien Sie so gut und kommen Sie nicht wieder. Aber wenn Sie wiederkommen, dann lassen Sie Ihre schmierigen Gummischuhe draußen auf'm Vorplatz stehn. Nu reden Sie man nicht noch. IS ja gut. Adieu. Nummer 26. Nanu? IS mm 2 wobl ersoffen? Aha. Sie Madame sind Nummer 26. Wollen Sie jjiuvumv " " - , riich mal 'n bischen quick 'reingeh'n? -i äT.. en-c.a lim. Meinen wobl. Herr Professor hat sein bischen Zelt gestohlen! 191111 . yia& gut einftündlgem Warten kam " . l m " . q?ummer 41 an die Reihe. Das war ich. Ich trat in das berühmte &p$ immer und sah mich sofort einem großen o a i.i Manne mit ungeheurem Knebelbarte Ml Jahrgang 21. gegenüber. Einige Schritte hinter ihm stand eine rodune ,rau in Kranken wärterkleiduna. ohne Zweifel seine Ge bilfin. - WaS haben Sie?" fragte sehr kurz der Professor. .Erlauben Sie. Herr Profenor .Erlaubt wird hier garnichtS. Ant orten Sie tur, auk meine kraaen Nase. Ohr oder Hals? Anderes behandle ich nicht. Atio, was ist r ,Es bandelt sich um eine Ohrkrank heit, aber " s .Aha, endlich! Setzen Sie sich dahin Da auf den Stubl. mm Donner !' Noch ehe ich in dem Stuhl faß. hatte mich die robuste Gehilfin schon beim Kopf gefaßt und preßte ihn zusammen wie mit einem Schraubftock. .Ader, öerr Professor, ich bitte Sie " .Halten Sie den Mund!" Jetzt sah ich plötzlich an der Stirn vrs 31U(CV13 VlUfc fJiUIIIUIt ,en, und im selben Moment fühlte ich ein Instrument in meiner Nase. v a m . . v . cv r . u k Professors eine Flamme ausleuch nocyenauswucys in ver 'Jiat. .Davon hab' ich nie was bemerkt, Herr Professor." Aber ich. Da haben fett Schmer ien Nein, aan, gewiß nicht." Da haben Sie Schmerzen! Zum Donnerwetter!" Dabei schlug er mir mit einer Art von Schlüssel heftig auf den Nasenknochen. Au, Au! Ja, jetzt hab' ich Schmer zen." Seh'n Sie wohl? Sie müssen in meine Nasenklinik." Zugleich verspürte ich jetzt auch eine Maschine im rechten Qbr, von der aus sich der Strom iraend einer Flüssigkeit zur Maschine in mei ner Nase ergoß, wahrend tnmrnen vle ses Stromes sich etwas wie eine eiserne Walze schnell um sich selbst drehte. Es war. als sollte mir zwischen Nae und Ohr ein breiter Tunnel gegraben wer den. DaS ist aber ein sehr unangeneh meS Gefühl. .Sitzen Sie still. Herr, wenn ich Ihnen helfen soll!" Ach. Herr Prosen or. nur em Wort. meine alte Tante " Da aina'S mir aber schlecht. Fast brüllend führ der Herr mich an: Zum Henker mit Ihrer allen Daniel Pnffcn Sie sich meinetweaen von Sa tans Großmutter behandeln, aber dann kommen Sie nicht zu mir! Man mutz sich ja verschiedene Sorten von Dumm heiten gefallen lassen, aber wenn mir Einer mit 'ner alten Tante kommt Sie sollten sich was schämen!" Der Herr Professor hatte bei diesem Zornausbruche eine wüthende Hand bewequng gemacht, und plötzlich suylle ich einen heftigen Schmerz lm Ohr. Ich schrie laut auf: Da ist mir was im 4Jtjr enlzwei gegangen!" Die Maschine ward entfernt, und der Professor sah mir mit dem Spiegel m's Ohr. ..Na ia. Sie müssen nachher in meine Ohrenklinik. Uebrigens liegt'S bei Ihnen nicht im Ohr, sondern im Gaumen." Muß ich dann auch m Ihre Gau menklinik ?" Wird sich finden. ?!etzt antworten Sie! Sind in Ihrer Familie Fälle von Taubheit?" ,So viel lch weiß, nein, das veltzl Antworten Sie kurz mit Ja oder Nein auf meine Fragen. Ihre langen Reden anzuhören, habe ich leine Zeit. Also ist Taubheit in Ihrer Familie?" Ja." ''Wer von Ihren Verwandten war oder ist taub ?" Jetzt oder nie. dachte ich. .Meine alte Tante " Sntrr. ick rufe meinen Öausknecht. wenn Sie wieder mit Ihrer alten Tante kommen." ,Die ist ja aber gerade taub; deßhalb bin ich ja gerade hier." sagte ich so schnell wie irgend möglich. Was?!" i " fufir ick basjia fort, .sie ist 84 Jahre alt. hört sehr schlecht und hat starke Schmerzen im Uhr. (& will aber durchaus keinen Arzt." Und deßhalb stehlen tz?ie mir meine Zeit?!" schrie Professor Grobian mich an. Ich konnte ja nicht zu Wort kom men. Machen Sie sich nicht lächerlich. Aber Sau haben Sie. colonales Schwein wenn'S nicht so kommt, wä ren ldie nalurllq wieoer viel zu ipai beraeiammert mit Ihren miserablen Obren und Nasen, kommen ja immer - 1 ' zu spät, die Schafsköpfe , rn E-n Herr Professor." warf ich schüchtern ein. .bisher yave ,q aver oocy ganz ge I. ' ' ' , - fünde Obren gehabt. I w VI Herr, werden Sie nicht grob. Wie können Sie wissen, ob Sie gesunde Ohren haben. DaS ist meine Sache. r- xs..t oa (rn.i Und nun Schluß. Honorar 20 Mark. fr&mrnfftiKiTfll ' xx yy-yyv r yy Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. Kommen Sie übermorgen wieder. Adieu." Ader, Herr Professor, ich möchte Sie doch dringend bitten, sich einmal zu meiner Tante zu bemühen." .Elende Quälerei! Frau Rösch, wann kann ich?" Tie Gehilfin blickte in ein große? Buch auf dem Schreibtisch. .Heute noch 8 Eonsultationen und 3 Operationen, morgen 9 Eonsultatio nen und 4 Operationen, übermorgen 3 Consultationen also, Herr Professor, übermorgen Nachmittags 21 Uhr." .Also, Sie hören, übermorgen 2 Uhr. Schreiben Sie Namen und Woh nung dort in daZ Buch." Vielen Dank, Herr Professor und noch eine dringende Bitte. ES ist eine so, alte Frau sie hat nun mal die ge miß so unmotivirte Abneigung gegen Aerzte. Könnten wir nicht irgend eine Ausrede gebrauchen?" .'n Thierbändiger bin ich nicht. Das machen Sie nur allein," sagte Professor Grobian. ' ' Seine Gehilfin hielt schon seit meh renn Minuten den Thürdrücker in der Hand, mit dem sichtlichen Bestreben, meinen Ausgang zu beschleunigen. 3ch aina nun nach vause und wir hielten einen Familienrath ab, in wel cher Weise Tante Lene am besten auf die Consultation vorzubereiten sei. Wir faßten die einfachsten und die abenteuer lichsten Pläne, verwarfen sie aber alle wieder. Wir waren zu fest überzeugt. daß Tante Lene überhaupt aus gar keinen Plan des . Professors ein gehe,, würde. Wir beschlossen also, ihr den Besuch des Professors gar nicht vorher anzuzeigen und Alles einem gluauchen isuraue zu uoer- lassen. Auch der Familie, bei welcher Tante Lene in Pension war, durften wir nichts verrathen. Die Leute konnten nicht schweigen, und Tante Lene würde sicher nicht zu Hause sein, wenn sie die Zeit des ärztlichen Besuche? erführe. Unserem Familienplane gemäß degad ich mich also etwa? vor der festgesetzten Zeit vor die Wohnung Tante ene s. Genau auf die Minute rollte der Wa gen deS Professors heran. Wir betraten zusammen die Wohnung. Frau Volten, die Wirthin Tante Lene's, öffnete uns. .Ihre Tante chläft," sagte sie zu mir. Das schien mir schon der glückliche Zufall zu sein, auf den wir gehofft hatten. Wäre eS nicht möglich, die alte Herr Pro Frau im fessor. daß Sie Schlafe " Wollen sehen. Wo ist sie?" Frau Bollen," belehrte ich die Frau vom Hause, der Herr Professor will Tante Lene s Ohr mal untersuchen Bitte, ganz leise." Wir traten ganz leise in s Zimmer Da saß die gute Alte in ihrem Lehnsessel u.id hielt ihr Mittagsschiäschen. Wird es so gehen?" fragte ich leise Vielleicht. BringenSie eineLampe,' sagte der Professor leise zu Frau Balten 'ne Lampe?! Was für 'ne Kämpen" ne Petroleumlampe." .'ne brennende Petroleumlampe?!" Ja. ja." Am hellerlichten Tag?" Zum Donnerwetter, bringen Sie eme vrennenoe Peiroieumlampe am hellerlichten Taq. ja. ja, ja!" Dann muß ich .aber er Petroleum vom ramer volen. Herrgott und dein Thierrelch ! Dann holen Sie es vom Krämer, aber laufen Sie!" , Da war Tante Lene aufgewacht und blickte höchst verwundert auf ihre Gäste, Ich eilte zu ihr und rief laut: Tante Lene, hier , st em Doctor. Er will dir nur 'mal eben in's Ohr sehen Ohrsen ? Ohrsen? Ach, ist wohl 'n Sohn von dem atten Ohrsen in Gremshagen?" Er will dir 'mal eben in's Ohr seh'n. eS ist ein Doctor.".wiederholte ich noch lauter und schärfer. Warum das denn?" Weil du doch so viel Schmerzen im Ohr hast." Schmerzen? Bewahre, hab' ich nicht mehr. Das war 'n kleines Geschwür, ist gestern von selbst aufgegangen und nu spritzt Frau Bolten immer mit'Kamillen thee. Kamillenthee ist das Allerbeste. Ich hab' gar keine Schmerzen mehr. Ist Alles wieder gut. Ich brauch' keinen Doctor!" ' Aber. Tante Lene, du kannst ja nicht gut hören." ' Ach. ich höre ja immer zu. Und wenn ich auch nicht immer Alles hör' eS ist sehr gut, wenn man nicht immer AlleS hört. Ich brauch' keinen Doctor!" Der Herr Professor hatte mit stark ge runzelt Stirn zugehört. Jetzt näherte er sich der alten Frau und fragte: In welchem Ohr war denn das Ge fchwür?" Was sagt er? Von welcher Art das Geschwür war?" Nein." rief ich laut. .Herr Professor fragt, in welchem Ohr du das Geschwür gehabt hast r Tantk Lene lächelte verschmitzt. .DaS sag' ich nicht. Ich will keinen Doctor. ..Kamillenthee ist besser." Ich sah. wie deS Professors Gesicht dunkelroth wurde, wie feine Stirnabern anschwollen und wie er mächtig gegen einen ZornauSbruch kämpfte. Ich sah auch, wie er sich besiegte und sich schwel gend zum Gehen wendete. Das rührte mich und ich gewann den Mann ordent- Ilch lieb in dem Augenblick. .Tann brauch ich wohl teinPetroleum zu holen?" fragte hämisch Frau Bolten. Der Professor warf ihr einen vernich tenden Blick zu und ging. Ich folgte ihm an den Wagen. ..Herr Professor," sagte ich herzlich. .ich bitte um Entschuldigung für die alte Frau und danle Ihnen." .WaS? Wofür?" unterbrach mich barsch Professor Grobian. - .Daß Sie sich so bezwungen haben der alten Frau gegenüber." DaS geht Sie gar nichts an. Frei lich. man mußte überhaupt weniger zuvorkommend fein. Adieu." Ich komme also heute Nachmittags in Ihre Sprechstunde, Herr Professor Ja haben Sie denn noch Schmerzen im Ohr?" Schon viel weniger." .Na, dann lassen Sie nur. Geh'n Sie lieber zu Ihrer alten Tante; die ist mir doch über!" Aus dem Tagebuch eines Todten. Von einem KriegZbenchierstatter, Henna. Hang Es war nach der Schlacht am Spion Kop, nach dem denkwürdigen Sturm vom 24. Januar 190, als die Eng länder mit entsetzlichen Verlusten auS ihren festen Positionen von den stürmen den Buren vertrieben wurden. Drei Tage nach diesem Ereignisse erklomm ich in Begleitung mehrerer Buren nach mehrstündigem Ritt die Höhe. Ueber all auf der Kuppe deS Berges, wo der Kampf am heißesten geiobt hatte, lagen noch die Leichen von Engländern, die Zeichen der Verwesung, der Zerfetzung tragend. Ein grausiges Bild inmitten der stillen, friedlichen Landschaft. Ein Graben, eine Schanze voll todter Eng länder, die unbeerdigt den Zorn des Himmels auf sich, auf ihre Führer, auf die Anstifter all diesen Elends herabge rufen zu haben schienen. Eine Gruppe zog mich besonders an! Ohne Stiefeln, die geleerten Taschen heraushängend, unbelästigt von den nach Beute suchenden Aasgeiern, die in der Ferne frischere Opfer suchten, lagen sie da. Der linke Arm des Einen wies mit ausgestreckten Fingern zum Himmel, als ob der Todte hätte anzeigen wollen, daß es noch eine höhere Macht gebe, die über die Geschicke der Menschen, über die Zukunft Afrikas entscheiden könne, als das mächtige England. Hier gebe ich ein Bild der grausigen Stätte, deren Erinnerung sich tief in mein Gedächtniß gegraben hat. Da lag ein junges Kerlchen von vielleicht 20 Jahren; sein Helm neben ihm. Fried lich und still, mit einem Lächeln auf den Lippen hatte er seine Reise nach den besseren Jagdgründen angetreten. Seine Hand umklammerte noch ein kleines Buch, in rothes Leder gebunden. Vom Lagerleben, vom Leben im Freien, durch den Thau und Regen der letzten Tage war es beschädigt. Ich nahm es mit mir. um es meiner Sammlung von Reliquien einzuverleiben. Auch das Abzeichen seines Regiments JF mit der flammenden Bombe und dem Adler darauf, das Erkennungszeichen der irischen Füsiliere, steckte ich zu mir. Nie werde ich das Bild vergessen. Der mit Gras bewachsene Boden war zu steinig, die Zelt zu kurz; erneuerter Kanonendonner ertönte in der Ferne, die Position war zu unsicher. Wir konnten ihn nicht bestatten. Im Lager angekommen ich hing unterwegs den traurigsten Gedanken nach nahm ich das mit Staub be deckte, mit Blut getränkte Büchlein zur Hand. Mein todter Füsilier hatte es in seiner Brusttasche getragen. Eine Mauserkugel hatte ihn durch die Brust getroffen, ein Granatsplitter m der rechten Hüfte, Der Name, kaum zu entziffern, schien I. Th.. .on Collings zu sein. Kein Datum, nur Bruchstücke, theils nur hingeworfene Sätze, theils Erinnerung an die Belagerung von Ladysmtth, bald mit Bleifeder geschrie ben. in kleiner, einst deutlicher Hand chrift, die ich in deutscher Uebersetzuna wiedergeben will. Meine arme, liebe Lulu! Wie ist ihr der Abschied schwer geworden! Erst in den letzten Tagen vor meiner Abreise hat sie mir ihre Liebe gezeigt und be yo No. 5. wiesen! ArmeS Mädchen! Sie hat mir versprochen, in meiner Abwesenheit stets meiner zu gedenken, und ihr schwarze; Kleid erst bei meiner Heim kehr mit den Farben der Jugend zu vertauschen. Schwarz schon erschien sie beim Ab schied auf Waterloo Station. Wie der Zug London verlassen hatte, schien alles schwarz vor meinen Augen zu sein. Ob wir uns je wiedersehen werden? Wie schön und friedlich war doch die See reise! Mit welchem Muthe zogen u,ir hinaus in die Ferne. Wenn man, wie ich bisher, nur ein kurzes Soldaten keben gekannt hat, an die Gesellschaft gewohnt ist, nur das Garnifonlcben kennt, ist eS schwer in das Feld zu ziehen und zu-scheiden!" Jetzt kamen einige Blätter niit Blüt spuren Überzogen, mit Blut getränkt. Unleserlich waren sie. Dann Ein tragungen ganz privater Natur; Geld einnahmen. Gcldausgaben. Dann: Ladysmith November '99. .Warum nützen eigentlich die Buren ihre Erfolge nicht aus? Warum ftür men sie nicht? Sie sind ja in der Uebermacht, sie haben weniger, aber bessere Geschütze. Wir find müde vom Wachen. Schlecht verpflegt, müde der Belagerung.' Der erhoffte Ersatz kommt nicht! Ob Lulu noch an mich denkt? In dem einzigen Briefe, der mich er reicht hat, der mir nöch vor der engeren Zernlrung von Ladysmith zugestellt wurde, versicherte sie mich ihrer Zu Neigung. Ewig würde sie meiner ge denken; im Geiste wäre sie stets bei mir; stets würde sie mir treu sein. Früh, kurz nach 4 Uhr. sagten die Kanonen sich schon guten Morgen. Bang. bang, fizz, tönt es unaufhörlich in meinen Ohren, eine schreckliche Sym phonie. Von Zeit zu Zeit, in unserem Thalkessel sah man hinter dem rothen Gelände das häßliche Gesicht des aro ßen Belagerungsgeschützes, Lang Tom, auftauchen. Feuer ipeiend. wie die Drachen der Kinderzeit: und dann sein gräßlicher Gesana! Viel Schaden rick tete er nicht an. und man gewöhnte sich auch an seinen Aussehen und an seinen Höllengesang. Sein Bruder hatte es auf die Manchester in Zaesars Camv abgesehen, ein anderer Verwandter gleicher Sorte stand auf Bulwana Hill, vielleicht mehr als 5000 Yards ent fernt. Die kleineren Kanonen hätten gern unserem Ballon und dem Lager der Devons Schaden zugefügt, einige beherrschten die Straße nach Helpma kaar. Andere der französischen und deutschen Sorte rnacls in Germanv: ach. wie ich die Deutschen hasse, die den Buren zu Hilfe kamen standen auf Lombards Kop und auf den Hügeln im Nordwesten. Die Kanone im Westen beschäftigt sich nur mit unserem iey. Die kleinkalibriaen Geschütze aus Lombards Kov. wahrscheinlich zwei Maxims, die ganze Ketten von Shrap neig verubersandten. waren mcdt ,u sehen. Erst kam das Gesckok. dann der Knall. Woher haben die Buren ibre militärische Taktik, woher nehmen sie den Muth, die englische Armee, uns Engländer, die Herren der West zu be kämpfen? Sie müssen von fremden Offizieren angeführt werden, von foreign mercenaries'. die die in ihrem eigenen geknechteten Lande er lernten Kriegskünste aeaen Geld ver. kauft haben. Während des Bombardements sind die Zivilpersonen meistenthells unter der Erde, so daß außer für leerstehende Gevaude. der Gefahr wegen verlailen. für das Vieh und die nur seltenen Pas santen keine Gefahr besteht. Das Vom bardement ist eine recht unangenehine Sache, besonders am Morgen, bis man sich wieder an den Lärm und das Ge räusch der platzenden Granaten gewöhnt hat. Wir sitzen hier, wie die Maus in der Falle, in der belagerten Stadt Die Vorräthe werden knapper, ein Drittel der Leute liegt im Hospital oder ist todt, wir leben schon von Pferden und Maul. efeln. Ein großer Theil des Viehes ist weggetrieben, weggeschossen oder un brauchbar für die menschliche Nahrung. So leben wir schlimmer als im Ge fängniß; am Morgen, wenn kaum die Sonne aufgegangen ist. blicken wir von unserem Thalkessel auf nach dem Hügel, ringe, der uns mit seinen eisernen Fang armen zu erdrücken droht. Die Hügel scheinen immer näher zu kommen. Draußen aber ist der Krieg! Auf der Welt ist aber noch Friede und Liebe, nur nicht hier, nicht in Ladysmith. 24. Januar früh 4 Uhr7 Seit zwei Tagen liege ich mit meinen armen Leuten (3th) (wohl Regiments- nummer?) in den Verschalungen aus dem Spion Kop. ES ist mir so schwül und baug um'S Herz. eS deschleicht mich wie ein Vorbote großen Unheils. Noch ein Schluck wird mich stärken und mir Muth einflößen. Gibt eS ein Wieder, sehen nach dem Tode? Tie alten Verse HomerS, die ich als Junge in- der Schule, im College zu Tundridge Wells gelernt habe, kommen mir nicht aus dem Sinn: .Einst wird kommen der Tag, wo die heilige Jlioö hinsinkt. Priamos Stadt und das Volk des lan zentundigen Königs." Ach der Durst!! Tie unerträgliche Hitze. Tie Fliegen! 'Oood bye, Lulu," Tie letzten, ungefähr zehn. Worte waren völlig unleserlich. , ffine denkwürdig , In einem italienischen Volkstheater gab man jüngst, wie die römische .Tribuna" erzählt, ein großes Historie sches Schauspiel", in welchem ein König die Thronrede verlesen sollte. Der Hof. die Edelsten der Nation, die Ver treter der Provinz und deS Heeres stan , den ernst und würdevoll auf der Bühne, zu beiden Seiten deS Thrones, den Be waffnete und Würdenträger umgaben. Der König, mit dem langen, mit Kaninchenfellen (HermelinJmitation) gefütterten Purpurmantel" bekleidet, durchschreitet die Bühne und steigt lang sam und majestätisch die zum Throne führenden Stufen empor. Alle ver neigen sich, und der Ministerpräsident überreicht ihm eine Papierrolle, die die Thronrede enthalten soll. Unter dem feierlichen Schweigen der Zuschauer ent faltet der König die Rolle, betrachtet sie und merkt, daß er leeres Papier in der Hand hält. Der Requisiteur hatte sich geirrt. WaS thun? Die Rede ist sehr lang: es ist unmöglich sie mit Hilfe des Souffleurs herzusagen; der Souf fleur ist übrigens zu weit entfernt und kann von dem unangenehmen Irrthum nicht in Kenntniß gefetzt werden. WaS thun? Durch den Kopf deS Königs geht ein genialer Gedanke. Nachdem er einen zweiten würdevollen Blick auf daS weiße Papier geworfen, rollt er es wie der zusammen, giebt eS dem Minister Präsidenten und sagt mit befehlerischem Tone: Lesen Sie!" Der Minister Präsident wird durch diese unerwartete Neuerung ein wenig auS der Fassung gebracht; trotzdem nimmt er die Rolle und entfaltet sie. Der kleine Scherz, den sich der König erlaubt' hat. wird ihm sofort klar; er rollt die Thron rede" wieder feierlich zusammen, nimmt einen prächtigen Missingorden von sei ner Brust, legt ihn sammt der Thron rede" zu den Füßen deS Königs nieder und sagt mit großer Würde: Majestät! da ich mit dem Inhalt der Thronrede nicht einverstanden bin, gebe ich meine Demission." Sprichts und verläßt die . Bühne, ohne erst auf Antwort zu warten. Die dumme Deutschen. Der kleine Herzog Heinrich von Bor deaux. Enkel Karls des Zehnten von Frankreich (geboren am 29. September 1320. gestorben als Graf von Cham bord am 24. August 1833 in Frohs darf bei Wien), war ein sehr lebhaftes und geistig reges Kind. Nur die deut fche Sprache war ihm zuwider. Warum muß ich nur eigentlich Deutsch lernen?" fragte er eines TageS feinen Lehrer, Herrn Collard. Weil zu Frankreich eine Provinz gehört, in der deutsch gesprochen wird." Wie ? Zu Frankreich gehört eine Provinz, in. der deutsch gesprochen wird ?" Gewiß, gnädiger Herr, daS Elsaß." Aber eS sind doch Franzosen und sie sprechen trotzdem kein Französisch ?" Diese Provinz kam erst unter Lud wig dem Vierzehnten zu Frankreich. vorher gehörte sie zu Deutschland." Wie lange ist das her?" Ungefähr hundertachzig Jahre." ' Der kleine Herzog brach in lautes Gelächter aus. Ö, diese dummen Deutschen! Sie gehören seit hundert achtzig Jahren zu Frankreich und haben in dieser langen Zeit noch nicht eiumal granzö lsch gelernt! Aber ich will' es sie schon lehren, wenn ich einmal König bin!" Er hat keine Gelegenheit gefunden, diesen schönen Vorsatz auszuführen, denn sein Großvater mußte bereits 1830 wieder vom Thron herabsteigen. Zärtlicher Vater. Ich kann trotz allen Bemühens nicht herausfinden ob mein Sohn irgend eine besondere Anlage oder Vorliebe zu etwas hat. " Philosoph: Welche Versuche haben Sie gemacht, das zu erkennen?" O. sehr verschiedene. Ich schenkte ihm eine kleine Buchdruckpresse, eine Dampfmaschine, einen hübschen Farben kästen, eine Sammlung von Werkzeu gen und noch andere sorgsam ausae- wählte Dinge, um zu sehen, ob er Neigung für die Literatur, die Me chanik, für die Kunst, für ein Gewerbe, oder für sonst etwas habe, und doch bin ich jetzt in dieser Beziehung nicht klüger als zuvor." Was machte der Knabe denn mit den Sachen?" "Er hat sie alle miteinander zer brachen." Aha. ich verstehe. In dem Jungen steckt ein späterer Mödelspediteur!. Kurios. Wenn sich Kinder um eine Birne streiten, wird diese zum Zankapfel. ! I