Line deutsche Iauernschlacht in Amerika und ihre Felgen. Von Dubais renau. Tit Geschichte kennt mehrere Ber spielk dafür, wie durch das Eingreifen tintr dkrbältnißmükia geringen Zahl beherzter Bauern dem Gang wichtiger riege eine neue ','enoung gegcocn wurde. Solche Beispiele find die Schlacht der dergischen Bauern bei Worringen am 5. Juni 1288. die Schlachten der Schweizer bei Vorgarten 1312. bei Eempach 1386. Auch die Kämpfe der ' ammd,rmandten Buren, die lm ser tun Afrika mit Lömenmuth um ihre E,lbändiakeit aegen einen gemalti om. ibnen an Zahl so überlegenen Feind ringen, gehören hierher. Merk, würdigcrweise enthalt auch die Geschichte der Vereinigten Staaten von Nordame rika eine Episode, wo deutsche Bauern eine der schwersten Gefahren abwenden halfen, welche im letzten Viertel deö vorigen Jahrhunderts den Erfolg der amerikanischen Freihcits Kämpfe be drohten. Mittm im Herzen des herrlichen, an Wäldern, Bergen. Strömen und Seen so reichen Staate? New York eilt der Mohawkflub durch ein überaus lieb liches Thal, um nach einem etwa 150 Kilometer langen Laufe in rechtem Winkel in den Hudson einzufallen und Mit diesem .Rheinftrom Amerikas" dem Meere zuzueilen. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts war der ganze mittlere und westliche Theil deS heutigen Staates New York noch eine unermeßliche Wildniß, in welcher der mächtige, aus sechs verschie denen indianischen Stämmen bestehende Bund der Irokesen seinen Wohnsitz auf. geschlagen hatte. Die ersten weißen Ansiedler, welche sich in diesem Gebiet niederließen, waren ehemalige Bewoh ner der' Rheinpfalz, die ihre schöne deutsche Heimath aufgegeben hatten, als dieselbe durch die Mordbrennerban den Ludwig deS Vierzehnten von Frank reich in der schrecklichsten Weise verwüstet worden war. Schweren Herzens hat ten im Frühjahr des Jahres 1709 an 14.000 Pfälzer ihre Habseligkeiten ge packt und waren auf Flößen und Käh nen den Rhein hinab nach Holland und von da nach England gefahren, von wo ihrer 3000,' veranlaßt durch allerhand Versprechungen, welche ihnen die eng lische Regierung machte nach der damals noch enguscher Herrschaft unterstehen den Kolonie New Aork zogen. Sie wurden am mittleren Hudson angesie delt, aber als eine Art von Kronbauern betrachtet und von der Regierung wie von gewissenlosen Spekulanten so schreck lich ausgebeutet, daß sie im März 1713 trog des noch tiefliegenden Wintev schneeZ in das romantische Thal des Schobarie, eines Nebenflützchens des Mohawk, flohen, wo verschiedene In dianer Häuptlinge den Deutschen be trächtliche Stücke Landes zum Geschenk angeboten hatten. Mit ihren rothen Freunden in bestem Einvernehmen le bend. gründeten die Pfälzer daselbst mehrere Ortschaften, von denen aus einige Jahre später ein großer Theil der aufs neue von habgierigen Spelu lanten bedrohten Pfälzer nach dem Mo hamlthal zog. Ihre Anstedlung daselbst wurde von der englischen Regierung sehr begünstigt, nicht etwa weil ihr das Loos der Deutschen besonders am Hev zen gelegen wäre, sondern weil sie hoffte, daß dieselben ein starkes Boll werk gegen die in Canada fitzenden 'Franzosen und Indianer abgeben moq ten. die schon öfter Einfälle in die eng, lischen Niederlassungen am unteren Mohawk unternommen hatten. In der That mußten die Pfälzer gar machen blutigen Strauß mit den kanadischen Nachbarn bestehen, beson ders während des siebenjährigen Krid ges, der zwischen den Franzosen und den Engländern mit aller Heftigkeit auch in den beiderseitigen amerikani schen Besitzungen ausgefochten wurde und einen geradezu greuenhaften Cljfl, raktcr annahm, als sowohl die Franzo sen wie die Engländer die ihren Einfluß zugänglichen Jndianerstümme als Bun desqenoffen aufboten und gegeneinan der hetzten. Im Jahre 1757 überfiel der französische Kapitän Uellette mit 300 Soldaten und vielen Indianern das Mohawkthal. Überraschte in der Nacht des 12. November die deutsche Ortschaft German JlatS (deutsche Nie derungen"), brannte sämmtliche Häuser nieder, tödtete 40 Einwohner und schleppte 120 gefangen nach Canada Ein zweiter Angriff im April des fol enden Jahres wurde aber durch die unter NikolausHercheimerzusammenge schaarten Pfälzer energisch abgeschlagen. wobei die letzteren allerdings abermals einen Verlust von 3 Todten erlitten Jahrelang dauerten diese Metzeleien fort, bis endlich die Engländer in der Schlacht bei Ouebeck 1759 einen ent scheidenden Sieg über die Franzosen errangen und damit der Herrschaft derselben in Canada ein Ende bereiteten. Die Ruhe, welche diesem Siege folgte, war aber nicht von langer Tauer. Kaum hatte England seinen Neben buhler aus dem Felde geschlagen, so verhängte es über feine amerikanischen Besitztümer ein Ausbeutesystem, das über kurz oder lang eine jede Kolonie zum Aufstand trieb. Alle in den Ko lonien giltigen Gesetze waren derart abgefaßt, daß den in England lebenden Kaufleuten und Fabrikherren der größt mögliche Nutzen erwachsen mußte. So durften beispielsweise die sämmtlichen! in dknNiederlaffunzen gebrauchten il ter nur aus England dcz?gen werden. Auch war eS den Kolonisten nicht er laudt. Stoffe zu Kleidern sowie andere LebenZnothwendiakeiten selber herzu, stellen. Andererseits hatten sie schwere Abaaben u entrichten, ohne aber im Parlament irgendwelche Vertretung ein geräumt ja bekommen. Den Bewohnern der an der Oftküfte von Nordamerika gelegenen englischen Kolonien wurden die Zustände bald so unerträglich, daß sie beschlossen, die Verbindung mit dem Mutterlande zu lösen und sich auf eigene Füße zu stellen. Die in den englischen Kolonien le benden Teutschen wurden natürlich ln den amerikanischen Freiheitskrieg mit verwickelt, denn sie erinnerten sich leb haft, daß sie stets unter der Anmaßung. der Habsucht und der zurücksetzenden Geringschätzung der englischen Beamten und Lords zu leiden gehabt hatten. Kaum war mit dem blutigen Zusam menftoß bei Lexington am 19. April 1775 daS Zeichen zum Aufstande gege ben, so bildeten auch die Teutschen im Mohawkthal. in Pennsylvanien, Mary land und Virginien Bünde, um an der Abwerfung deS verhaßten Jochs theil zunehmen. Im Mohawkthal faßte der von den Vfülmn gebildete Bund am 21. Mai den folgenden Beschluß: Wir verabscheuen die uns angedrohte Skla verei. Aufeinander angewiesen durch die Bande der Religion. Ehre, Eerech tigkeit und Vaterlandsliebe, vereinigen wir uns in dem festen Entschluß, nie Sklaven werden zu wollen, sondern unsere Freiheit mit Gut und Blut zu vertheidigen." Am 2. Juni fand die erste öffentliche Versammlung dieses Bundes statt, durch dessen drohende Haltung die im Mohawkthal ansässigen önigstreuen Engländer, die sogenann ten TorieS, so eingeschüchtert wurden, daß sie Hals über Kopf nach Canada flohen. Die Pfälzer bildeten nun ,m Verein mit den andern Thalbewohnern holländischer und englischer Abstammung vier Bataillone, an deren Spitze der vom Franzosenkriege her angesehene Nikolaus Hercheimer als Befehlshaber trat. Derselbe, ein im Mohawkthal ge borener Sohn des im Jahre 1709 mit seinen Landsleuten nach Amerika kommenen Pfälzers Johann Jost Hch eimer. besaß im mittleren Mohawkthal eine Stunde östlich der gleichfalls von Teutschen gegründeten Ortschaft Little Falls, ein großes Befttzthum, aus dem er das heute noch wohl erhaltene Ge bäude errichten ließ. Das Jahr 1775 verging für die Teutschen am Mohawk unter Befürch tung von Ueberfällen und unter Vorbe reitungen zur Vertheidigung, denn man wußte nur zu wohl, daß man auf dem vorgeschobensten Posten stand, der um so mehr von Gefahren umdroht war. als die nach Canada geflohenen Eng länder es durch Aufwendung reichlicher Geschenke verstanden hatten, fast sammt liche in der Kolonie New Nork vorhan denen Jndianerstümme, vor allem auch den sehr einflußreichen Mohamthäupd ling Thayendanega oder Joseph Brant nch geneigt zu erhalten. Seltsamerweise verstrichen aber zwei volle Jahre, bevor die Teutschen dc 'Acoyawttyaies Gelegenyeit fanden, m den Gang des Krieges einzugreifen Derselbe umtobte aufs heftigste die See lüften, an den mit wechselndem Glück gefochten würde. Im Frühjahr 1777 stand es mit der Sache der Aufständischen entschieden schlecht, und gleichzeitig holten die Eng länder zu einem Hauptschlage aus. Um die nordöstlichen Kolonien von den süb lichen zu trennen, so daß sie nicht länger sich gegenseitig zu unterstützen vermöch ten und dann einzeln desto leichter unterworfen werden könnten, ward ein dreifacher Vorstoß gegen den Hudson unternommen, an deffen mittleren Lauf die Aufständischen ftch festgesetzt hatten Von Canada aus rückte der General Burgoyne mit 8000 Mann über den Champlain und Georgsee zum oberen Hudson vor, während gleichzeitig der Oberst St. Leger mit 750 britischen und hessischen Truppen sowie 1000 unter der Führung des Häuptlings Thayendanega stehenden Indianern vom Westen her in das Mohawkthal einbrach. Von Süden sollte eine starke englische Flotte den Hudson hinaufsegeln und die von drei Seiten gefaßten Aufständischen der Nichten helfen. Am mittleren Hudson wollten alle drei Expeditionen zusam mentreffen. Wäre der meisterhaft entworfene Plan gelungen, so hätte die schnelle Be endigung des amerikanischen AufstandeS wohl außer Frage gestanden. In dieser äufterft kritischen Periode war den Psälzern am Mohawk eine wichtige Rolle beschicken. Während nämlich die AngloAmerikaner dem General Burgoyne in den Weg traten, warfen die Pfälzer sich dem Obersten St. Leger entgegen, der mit seiner Schaar am 3. August vor dem kleinen, von 750 Amerikanern unter Oberst Gansevoort gehaltenen Grenzfort Stanvix eintraf und sich anschickte, das selbe zu belagern. Als die Nachricht hiervon durch Eilboten nach den deut schen Niederungen gelangte, ward da selbst der Ernst der Lage sofort begrif sen: gelang es nicht, den Feind abzu wehren, so war allen Thalbewohnern ein Untergang in der grauenhaftesten Gestalt unter den Tomahawks und Skalpirmessern der Wilde, unter den Bajonetten und Kugeln der englischen Soldaten gewiß! Den Schutz der Hütten, Frauen und Kinder den Greisen anvertrauend, tra ten sofort gegen üzcann, zu neun Zehnlheilcn aus Pfälzern bestehend, zu fammen und zogen unter dem Befehl des alten Hercheimer bereits am August dem Feinde entgegen, fest ent schloffen, zu siegen oder zu sterben. Am Abend deS 5. August kamen die Deut schen an der nur noch 2j Wegstunden von Fort tanwiz entfernten cleHe an wo der Oriskanybach sich in den Mo hawk ergießt. Um die im Fort 33ela gerten von ihrem Herannahen zu unter, richten und zu gemeinsamem Handeln zu veranlaffen. sandte Hercheimer einen Boten an Oberst Gansevoort, damit dieser am folgenden Morgen einen AuS fall gegen den Feind unternehme, der zur selbigen Zeit von den Teutschen im Rücken angefallen werden solle.. Trei schnell aufeinander folgende Kanonen fchüffe vom Fort auS sollten den Teut schen daS Signal zu dem gemeinsamen chlage geben. Glücklicherweise gelang es dem Boten schon am Mittag des betreffenden TageZ, die feindlichen Reihen zu durch schleichen und in daS gort zu gelangen Mittlerweile hatten aber auch die Eng länder durch ihre indianischen Kund schaftcr von dem Herannahen der Pfälzer Nachricht erhalten und in gro, ßer Eile an einer engen Waldschlucht, die von den Teutschen pasfirt werden mußte, einen aus zahlreichen Schars schützen und mehreren hundert Jndia nern gebildeten Hinterhalt gelegt. Ter kriegserfahrene Häuptling Thayenda nega hatte die Stelle als die geeignetste ausgewählt. Als die Pfälzer gegen 9 Uhr Morgens an derselben anlangten, verrieth nicht daS geringste Zeichen daß Gefahr nahe fei. In tiefstem Schweigen lagen die unabsehbaren Ur Wälder, durch die nur ein schmaler, überaus schlechter Weg auf der rechten Uferseite des Mohawk nach dem Fort Stanwir führte. Kaum war der größte Theil der Pfälzer in die Waldschlucht eingetreten, als plötzlich aus Hunderten von Kehlen das grauenhafte schiacht geheul der Indianer ertönte. In dem selben Augenblick krachte von rechts und links, von den umliegenden Höhen aus allen Wipfeln der Bäume eine mächtige Salve auf die in dem Hohlweg Zusammengedrängten, und dann tauch ten hinter jedem Busch, hinter jedem Baum, hinter jedem Felsftück die schauerlich bemalten nackten Leiber der Wilden auf, die sich mit gewaltigen Sätzen gleich Panthern auf die völlig überraschten Teutichcn stürzten. Die jenigen der letzteren, welche sich noch außerhalb der Schlucht befanden, er, griffen, von Schrecken erfüllt, die Flucht, wurden aber von den nach hetzenden Wilden bis auf den letzten Mann niedergemacht. Die in der Schlucht Eingeschlossenen hingegen er kannten sofort, daß nur ein Kampf bis auf s Messer sie vor gänzlicher Vernich tung retten könnte, und begannen. nachdem sie sich gesammelt hatten, mit der Wuth der Verzweiflung zu fechten. Galt es doch, nicht blos das eigene Le ben, sondern Haus und Hof, Weib und Kind zu retten. Nachdem sie ihre Büchsen auf die Gegner entladen hatten, stürzten sie mit gefällten Baionettei, oder mit den Jagd meffern in den Fäusten den Angreifern entgegen, und es entspann sich im üx walddickicht ein wuthknirschendes Rin, gen, in dem deutsche, durch harte Hiw tcrwäldlerarbeit gestählte Kraft mit indianischer Schläue und Gewandtheit um den Siegerpreis stritt. Mit zer schnittener Kehle oder zerschlitzter Brust sanken da und dort Weiße und Rothe übereinander, sich noch in der Todes starre krampfhaft umschlungen haltend Gar mancher Irokese wurde vom schnei, len Blei ereilt, als seine Hände gierig dabei waren, einen erlegten Gegner zu skalpieren. Ter greife Hercheimer war einer der ersten, die in dem Gemetzel verwundet wurden. Eine Büchfenkugel zerschmet- terte sein Imles Bein unterhalb Knies und tödtete zudem sein Roß. Aber er verlor nicht die Geistesgegen, wart, sondern feuerte mit lautem Zu, ruf die Seinigen zu immer heftigerem Widerstand an, bis es Ihnen gelungen war, den ersten Anprall der Feinde ab zuschlagen. Dann ließ er sich auf eine den Kampfplatz überschauende tragen und am Fuße eines mächtigen Urwaldriesen niedersetzen. Auf seinen Sattel gestützt, der ihn umschwnrenden Pfeile und Kugeln nicht achtend, son dern kaltblütig feine Pfeife rauchend. leitete er von dort den immer heftiger mtt aller ist und Verschlagenheit ent brennenden Kampf, der nun mit hin, terwäldlerischer Fechtweise durchgeführt wurde. Auch die Deutschen hatten hinter den mächtigen Bäumen Pofto gefaßt und suchten von dort aus ihren Feinden bei zukommen. Aber diese lagen auf der Lauer, und gar oft gelang es einem Indianer, einen deutschen Schützen, so bald derselbe einen Schutz hinter dem Baum her abgefeuert hatte, zu ereilen und niederzuschmettern, bevor jener Zeit hatte, feine Büchse wieder zu laden. Der alte Hercheimer, welcher die Taktik der Wilden durchschaute, poftirte nun stets zwei Männer hinter einem Baum, von denen der eine, sobald der Genosse einen Schuß abgegeben hatte, sofort anlegte, um den anspringenden, feines Opfers sicheren Indianer niederzu nallen. Diese Anordnung wirkte so sicher und ritz so gewaltige Lücken in die Reihen der Feinde, daß kein Jndia ner mehr wagte, die alte Fechtweise an zuwenden. Bereits mehrere Stunden hatte das Gefecht gewährt, als plößlich die Eng länder eine ansehnliche Verstärkung durch eine Abtheilung der Royal EreenS. der KönigZjäger, erhielten. Unter denselben befanden sich viele ehe malige Bewohner der MohawkthaleS. die töniqstreu geblieben waren und sich mit den englischen LordS nach Ka nada gewendet hatten. Frühere Nach barn und Freunde erkannten einander. und der bittere Haß, der sie einst in Po litifchem Wortftreit entfremdet hatte, schlug auf'S Neue in lodernden Flam men empor. Mitten hinein in das Getöse krachten plötzlich heftige Tonnerschläge. Un bemerkt von den Kämpfenden war ein schweres Gewitter heraufgezogen, daß sich nun unter flammenden Blitzen und erderschütterndem Rollen über den Häuptern der Kümpfenden entlud und durch seine mächtig nicderftrömenden Regenfluthen eine Ruhepause herbei führte. Kaum aber hatten die schweren Wolken sich etwaS verzogen, so begann das Schlachtgetöse den triefenden Wald auf'S neue zu durchschallen. Ta endlich, nachdem daS Gemetzel schon mehrere Stunden gedauert hatte. ertönten von Fort Stanwir, die von den Teutschen längst ersehnten drei Ka nonenfchüffe. Sie erfüllten die Pfälzer mit neuem Kampfeswuth und machten ihr abermaliges Vordringen zu einem so unwiderstehlichen, baß die ob ihrer schweren Verluste bestürzten Indianer unter den Klagerufen Unah! Unah!" in wilder Flucht den Kampfplatz der ließen und die englischen Truppen mit sich rissen.' Als sie im Lager vor dem Fort Stanwix wieder anlangten, fan- den sie, daß dasselbe mittlerweile von der Besatzung des Forts überfallen worden war, und daß diese sämmtliches Gepäck, alle Papiere und fünf Fahnen entführt hatte. , Ter Sieg der unter Hercheimer stehenden Pfälzer war schwer erkauft. Ueber 240 der Ihrigen waren gefallen; von den Ueberlebenden hatten viele so schwere Verwundungen erlitten, daß man an eine Ausnutzung des Sieges nicht denken konnte, sondern auf den Rücktransport der Todten und Verwun beten bedacht sein mußte. Als man am 8. August mit denselben in den heimischen Dörfern anlangte, gab eö überall ein herzbrechendes Trauern und Klagen, denn kaum war ein Haus in dem nicht ein Angehöriger todt oder schwer verwundet lag. !ich dumpfer Trauer hinzugeben. dazu hatten die Pfälzer aber keine Zeit. denn noch war Fort Stanwix nicht ent fetzt und der Feind nicht aus dem Lande geschlagen. Nachdem die Todten be graben worden, schloffen die noch was fenfähigen Männer sich aufs neue zu- ammen und zogen, durch eine Anzahl regulärer Truppen verstärkt, unter dem Befehl des Generals Benedikt Arnold zum zweitenmal dem Feinde entgegen, der aber, als feine Späher die Kunde von dem abermaligen Anmarsch der Pfälzer meldeten, von Schrecken erfüllt. Zelte und Geschütze im Stiche ließ und nach Canada zurückkehrte. Die geplante Vereinigung mit der Armee Burgoynes war vereitelt und damit der ganze Feld zugsplan der Engländer gescheitert. Nunmehr konnten die vereinigten Anglo Amerikaner und Pfälzer ihre volle Kraft auf die Bekämpfung der Armee Burgoynes ivenden, und es gelang ih- nen in der That, dieselbe so hart zu be drängen, daß sie sich am 16. Oktober mit ihrem Befehlshaber bei Saratoga ergeben mußte. Wenn damit der ame- rikanische Freiheitskrieg auch noch nicht ein nde fand, so war doch eine der chlimmsten Gefahren, die feinen Er olg in Frage gestellt hatte, glücklich abgewendet. Kein Geringerer als George Washington erkannte die Ver dienste der Pfälzer um diese glückliche Wendung an, indem er schrieb, daß Hercheimer zuerst die düsteren Ausfichten des Feldzuges im Norden in s Gegen theil umgewanbelt habe. Leider erlebte der alte Hercheimer diese von dem großen amerikanischen Frelheitshelden ihm gezollte Anecken nung nicht mehr. AIs er nach dem Kampf am Ortskanu auf einer Trag bahre nach seinem Wohnfttz gebracht worden war, nel er einem jungen uner ahrenen Wundarzt in die Hände, der bei der nothwendig werdenden Ampu tation des zerschossenen Beine, Hercheimers so ungeschickt verfuhr, daß der wackere Haudegen dabei verblutete Das war am 17. August 1777. Unweit eines Hauses wurde er auf einem klel, nen Hügel begraben. Bereits im Oktober desselben Jahre! aßte der Conqreß den Beschluß, 500 Dollars zu einem Denkmal für Herch- eimer auszuwerten. Aver oie immer heftiger entbrennenden Kriegsftürme ließen den Beschluß in den Hintergrund treten und dann allmählich in Berges- enheit gerathen. Erst unser Geschlecht erinnerte sich der tapferen Helden des Mohawkthales, und an derselben Stelle, wo fie ihr Blut für ihr neues Vater land vergossen hatten, ließ der Ge chichtsverein der Grafschaft Oneida ei nen stattlichen, 31 Meter hohen Obelisk errichten, auf dessen Vorderseite eine Bronzetafel die Namen aller im Kam pfe umgekommenen Teutschen und Ame rikancr verewigt. Zwei auf den Sei ten des Monuments eingelassene Bronze liess stellen Scenen auS dem Kampfe sowie den alten Hercheimer dar, wie verwundet am Fuß eines Baumes tzend, seine Pfeife in der Hand, Be- hie ertheilt. Am 12. November 189 wurde auch wenige Schritte neben dem Grade Hercheimers ein herrlicher, über 20 Meter hoher Obelisk aus weißem Era nit errichtet, wie die Aufschrlst bckun, dct. vom Staate New Aork. der seine Dankbarkeit ferner dadurch bewies, daß sowohl der Ort, in dem der wackere Pfälzer geboren wurde, wie auch die Grafschaft, in der lebte und starb, mit feinem allerdings anglisirten Namen Herkimer belegt wurden. Die Kaffeebohne. Eine Zlvt ouä btx Zcit vor dti Zollan- fchluß von H. H. Ter alte Elbschiffer Hein Umland hatte einst Kohlen am St. Pauli Strand bei Hamburg zu laden. Pol ternd und rollend stürzte in regclmüßi, gen Zwischcnräumen die schwarze Fracht auS den Sputen des Dampfers in den Ewer, in dem der Schifter mit seinem Sohne, der bei ihm als Steuer mann fuhr, beschäftigt war, die einrol lenden Kohlen zu verstauen, Der Alte schimpfte wie gewöhnlich mit den Kohlenzumpern. Die Kohlen zumper kannten ihn zschon und man muß lügen, wenn man sagt, daß sie seine Scheltworte unerwidert ließen, aber so schlimm, wie eS sich anhörte. war es nicht gemeint, man belustigte sich an dem knurrigen Alten. Ein Jumper griff in seine Tasche und warf nach dem Alten mit einigen rohen Kaffeebohnen, die er von einem Ewer führer erhalten hatte, dem zufällig" ein Sack mit Kaffeebohnen geplatzt war. Trei Bohnen verfehlten ihr :f . i . a .:,. tk x:. c.d. W5Mj deS Schiffers, der erschrocken zusam menfuhr; die Bohne sprang von der Nase in einem eleganten Bogen in die Kohlen. Ter Zweck war erreicht; Umland kochte vor Wuth zum Gaudium der schwarzen Jumper. Er entlud sich aller Galle, die er hatte. Endlich schwamm er mit seinem beladenen Ewer ab; dle Kränkung vergaß er aber auch noch nicht, als er mit seinem Fahr zeug aus dem Strom sich befand, und drohend streckte er noch mehrere Male feine Faust gegen die lachenden Arbei- ter. Sein Schiff mußte am Zollponton in Neumühlen anlegen, um zollamtlich abgefertigt zu werden. Ter alte Hein stieg aus und ging bedächtig in das kleine Zollhäuschen, um einen Beamten zum Reoidnen zu holen. Augenblick lich waren aber recht viele Fahrzeuge am Ponton die abgefertigt werden mußten; die Beamten hatten alle Hände voll zu thun. Nach fast einer halben Stunde kam endlich ein Grünrock auf den Schiffer zu und fragte scherzend: 1,, -KA;.. fi:; ks jiun, wiyin., w uuni vu, "us icucroares un orv k Der alte Hein war nicht gerade zum Scherzen aufgelegt, er brummte sehr frostig: Se tön ja na kieken, wenn ick öberhaupt wat Stürbares har, so wör ick Ihnen dat gewiß nich op de Näs' backen!" Der Zollbeamte war ruhig, er merkte, was für ein Geifteskind er in dem Alten vor sich hatte, und fragte, ob das Schiff verschlossen oder die Kohlen durchstochen werden sollten. Ich will dorchstäken warrn," sagte Umland furz. Na, wissen Sie, Männckcn, Sie doch nicht, sondern die Kohlen!" konnte der Zollbeamte sich nicht enthalten zu bemerken. Nu ja, mein Gott, makcn Se blots to, dat ward de höchste Tied för mie!" rief der Alte. Als der Beamte sich wieder entfernt hatte, fing der alte Schiffer wieder an zu knurren: O ne, so'n Obergekaak ten, o de Preißcn, düffe Gesellschaft; de Kerls meent, wenn se een stramme Büx anhebt un een Käscmetz an de Siet, wunner war se sünd. Nu klöhnt de Knecht dor achte noch mit een von de annern. Herr, du meine Güte, de meent iawol, wl hebt uns Tied stah len. Halloh," rief er ganz laut, ick bitt Se. kamen Se doch een beeten gan!" Ter Beamte sah ihn groß an, dann kam er langsam nach dem Schiff und sah den Schiffer mit einem Unteroffi neksblick an. der deutlich sagte: Na warte, alter Junge, Tir werd' ich zwie beln!" Ter Alte schien s.'inen Zuruf aber auch schon bereut zu haben; er wußte ganz genau, welche Schwierigkeiten ein Beamter ihm bereiten konnte, des halb bot er demselben in der Kajüte, wohin dieser zuerst gegangen war, um zu reviomn, einen cynaps an. m g ikvivivif "-"(""f- I Ter Kontrolleur lehnte denselben aber hm ab. Ta trank Umland selbst das Getränk mit einem kurzen schluck aus. So scharf war das Fahrzeug noch nie revidirt worden. Der Alte mußte die Seekarten aufrollen und Spinde aufschließen, alle Tüten und Packcte aufmachen, die Betten abnehmen, den Kohlenkaften auspacken, in die Tiefen des Wafferfasses senkte sich die Rcvi fionsftange. Jetzt war ver onnoueur oelcyas- tiqt. die Kohlenladung zu revidiren, er hatte schon zehnmal die Rcvisions ftange in die schwarzen diamanten ge. stoßen und nach jedem Durchstich die Tülle der Stange so recht impertinent mißtrauisch besehen und darauf die kleine Kohlenmenge, die in derselben sich befand, vorsichtig auf dem weißen Zementboden des Pontons ausge klopft. Der alte Schiffer konnte fast vor Wuth nicht mehr athmen. ,So," dachte der Beamte, bet is nu dct letzte Mal. denn will ick den Alten er lösen!" und wieder stach er mit feiner Stange so recht langsam und dieselbe immer weiter drückend in die Kohlen, dann zog er fie heraus und klopfte die Tülle auf den Ponton aus. Ter Alte sah dem Hantiren deS Kon trollcurS zu. Plötzlich verfärbte er sich, er blickte den Zollbeamten an. der, mit ausgestrecktem Arm auf die Spitze der RcvisionZstange zeigend und den Schif fer scharf ansehend, fragte: .Nanu, wat iS denn det k" Hein Umland wurde heiß und kalt, er zitterte am ganzen Leide, mit Mühe hielt er sich an den Wanten fest, denn bei der Spitze der Revisionsstange lag, hell und rein zwischen einigen kleinen Kohlenftückchcn, eine Kaffeebohne. Schulze," rief der Beamte einem Kameraden zu, he, Schulze hol doch mal eben den Herrn Assistenten; . der Schiffer hier hat Kaffee unter seinen Kohlen, ick habe eben eine Bohne rausicftochen!" Tie Kunde verbreitete sich wie ein Lauffeuer auf dem Ponton. Schiffer und Beamte liefen bei dem Ewer zu fammen. Um die verhängnißvolle Kaffeebohne bildete sich ein großer Menschenkreis, der die Bohne erstaunt anstarrte. Hern Umland war ein geschlagener Mann. Ein Versuch, sich zu verthei digen, war von seiner Seite auS zweck loS, denn wenn der Alte auch den Zu fammenhang ahnte und sofort, an die so war eS doch wirklich nicht zu verlan gen, daß den Zollbeamten diese Erklä rung genügte. Mittlerweile war der Assistent her bcigekommen. ein älterer Herr, der, schon feit Jahren im Verkehr mit den Schiffern, deren Art auS dem ff kannte. Halloh, Schihper Umland, wat hcn Te denn matt?" fragte der Assistent. Se fangen dat doch nich op Ehr olen Taag an!?" Darauf nahm auch er die berühmte Kaffeebohne in Augenschein und ging dann auf das Schiff zu dem Alten, den er ernst, aber freundlich fragte: Seg'n e mal, wat is t dormit? Hem Se wirklich Kaffee an Bord?" Ter alte Schiffer sah ihn treuherzig und hilfesuchend an und sagte dann: Ach. Herr Assistent, wenn ick Ihnen de Geschicht mit de verwünschte Kaffee bohn vertell. so gleuwen Se se mi ja doch nich!" Wl so denn?" fragte der Beamte. verteiln Se man!" Und da erzählte denn Hein Umland die Geschichte von der Kaffeebohne, die f,n in eine so schlimmen Verdacht ge I. ...!'' 0 oracvl Halle, Bei der Erzählung lachte der Assistent still vor sich hin. Als der Alte geendet hatte, sagte der Beamte:, Ja, min lewe Umland, wenn't ok all'ns wohr is. wat Se mi seggt hem, so kann ick dat doch nich helpcn, de Kohlen mööt rut, wi mööt dor op'n Grünn revidi ren, de Verdacht is dor, un dat Gesetz bestimmt dat!" Ter Alte lieiz ergeben den Kopf hän gen bei diesen Worten. Als der Assistent sich entfernt hatte. rief Umland feinem Sohne zu: ..Han es. fett man de Klüten und Speck to Füür, wie kämmt doch nich mehr mit düffe Tide af. Oha, dat ward noch een nette Arbeit. Söß Last Kohlen dort ut de Eck von de Ladun. op'n Ponton und denn wedder in't Fahrtüg so schüffein bloots um een Kaffee bohn! hol de Tüwel de ganze Schip per. O! dü,ie Preißen!" Starke Zurechtweisung. Zur Zeit als der im Jahre 1880 verstorbene Baron Ricasoli Minister Präsident m Italien war, sollte eines Tages eine ganz besonders wichtige Confcrenz unter Vorsitz des Königs Victor Emanuel stattfinden. Alle Mi nifter waren schon versammelt, nur der König ließ auf sein Erscheinen noch warten. Man erkundigte sich nach dem Grunde seines Wegbleiben? und erfuhr, daß er ausgeritten fei. Es verging eine Viertelstunde nach der anderen, man wurde ängstlich und befürchtete, es sei dem König ein Unfall zugestoßen. Endlich sprengt er in den Hof und tritt kurz darauf in den Konferenz Saal. Ricasoli beginnt mit seinem Vortrage. Während desselben erzählt der König dem neben ihm fitzenden JuftizMini fter, er habe zu Pferde eine steile An- höhe hmansprengen wollen, das Pferd habe jedoch versagt. er bade es immer . . " tu.i f ... . wieder angespornt hätte schließlich aber vrlrir.'. uc .mrei.cn muen Hierauf wendete sich Victor Emanuel an Ricasoli. dessen Vortrag unter brechend, mit der Frage: Was sagen Sie dazu?" Trocken erwiderte Rlcafou: Ich be wundere den Verstand des Pferdes." Zäh. Hausirer: Ich habe hier ein Buch." Herr: Bedaure. ich kann nicht lesen." Hauftrer: Aber Ihre Kinder." Herr: Habe keine Kinder, habe überhaupt nur eine Katze." Haufner: Na, da brauchen Sie doch etwas, was Sie der Katze nachwer sen können." Herr: Geben sie schon her. damit ich Sie loS werde!" k ( -vi