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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (June 14, 1900)
d. Ost.' 8." Htbmnüihiü ?!dbte oon ilbolf Zlachi, Miß Minnie Tarling. Sektor der Psychologik. saß in ihrem Ttudirsalon nachdenklich rauchend ans dem Tivan und blickte dabei beharrlich in den gro ßen Wandspiegel, der über dem Studir tisch hing. Ta pochte e? an der Thür. .herein!- rief Witz Tarling und legte die kurze Pfeife aus baZ Zadouret. aus dem ein Aschbecher, eine Puder fchachtel. ein Päckchen Streichhölzer, ein Flüschchen mit Parfüm und eine Ta. datSdose in reizender Unordnung um herlagen und 'standen. Miß Minnie Tarling." sagte nach höflicher Begrüßung der eben erschienene Mr. Jway kaltblütig, .ich bitte um Ihre Hand!" .Oh! So?" machte Miß Minnie. Der junge Mann machte sich aber gar nicht daraus, daß die junge Tame scheinbar so gleichgiltig .Ch! So?" gemacht hatte und fuhr fort: -.Wir kennen unS jetzt" er zog die Uhr heraus genau 3 Jahre. 7 Mo nate. 5 Tage. 4 Stunden. 37 Sekun den das genügt. Also ja oder nein?" Vor allem, Mr. Jway. nehmen Sie gefälligst an dem Tisch dort Platz und tragen Sie Ihre Personalien in jeneS Buch ein." Mr. Jway setzte sich an den Tisch, las Register der HeirathSantrüge" und füllte hierauf in dem Buche die Rubri ken, und zwar ad Ro. 1135, gewissen haft auS. 1 .Also. Miß Darling. Sie haben wirklich bisher 1134 Körbe ausge theilt?" .Ja. Mr. Jway. Keiner wollte oder konnte die LiedeSprobe bestehen. .Welche?" .Bitte, nehmen Sie vorerst Platz, hier, neben mir so Eine Pfeife gefällig? Oh, Sie rauchen nicht! Nun hören Sie! .Ich habe einen Haß gegen den Buch staben S. aber nur dann, wenn ein anderer ihn ausspricht ich selbst ver wende ihn sogar ganz gern. Nun sehen Sie mich an. als wäre ich verrückt. Bin'S wahrhaftig nicht, bin bloß Pfycho login, Autopsychologin. Sie wissen doch, eS giebt Idiosynkrasien gegen Aepfel, Schwiegermütter. Waffer usw. Die meine entstand vor etwa sechs Iah ren. Da machte mir ein alter, wider licher Herr einen Heirathsantrag S war das erste Mal, daß um mich ge freit wurde dieses alte HauS sprach daS S so häßlich aus, daß es mir recht unangenehm in die Ohren klang. Seither ist bei mir der Widerwille ge gen diesen verd Confonanten im mer größer geworden. Denn jetzt macht er mich geradezu nervös. Und bisher haben, wie das Buch beweift, 1134, Pardon 1135 Herren um meine Hand angehalten. Ich weiß, keiner hat mich, alle haben meinen Reichthum geliebt, und doch wollte kein einziger sich das S abgewöhnen, keiner wollte es auch nur ein wenig versuchen, ob er die Liebesprobe bestehen wird o Gott, wie unpraktisch sind doch die jungen Männer von heute! Also,, mein Freund. Bräutigam, beziehungsweise Gatte, muß sich durch den Vertrag der pflichten, in meiner Anwesenheit unter keinen Umständen den ominösen Con sonanten über die Lippen bringen." .Miß Darling, leicht ist das aber nicht." .Gewiß nicht; aber ein Beweis großer Aufopferungsfähigkeit wäre es doch." .Erlauben Sie. ich würde mich zu einem Versuche entschließen, wenn es sich um inen anderen Buchstaben han delte. Etwa X, Z oder K! Aber gerade das S, das ich so sehr liebe. . . .es liegt etwas von Musik darin bald ein angenehm surrender, bald ein energisch raffender Ton." .Mr. Jway, und ich Haffe gerade diesen Buchstaben. Leise, zart ausge sprachen erinnert er mich an das Sum men einer zudringlichen Fliege; und wird er scharf hervorgestoßen, so ist eS, als sause ein Säbel durch die Luft. Brrr! Für mich liegt einmal etwas Un angenehmes, meine Nerven empfindlich Schmerzendes in jedem S, das ein An derer ausspricht. Und wer mich liebt, muß die conditio sine qua non an nehmen, ich bin einmal psychologisch so veranlagt." Eine Weile herrschte vollständige Stille im Studirsalon; nicht einmal das leiseste S ließ sich hören. Miß Darling brach zuerst daS Schweigen, u Mr. Jway, ich nehme Ihnen hier 'mit das heilige Ehrenwort ab. daß Sie von dieser meiner Eigenheit, sagen wir selbst: Schrulle, keinem Menschen ein Sterbenswörtchen sagen. Sie seyen, Ihre 1134 Vorgänger haben ihr Wort auch gehalten, sonst wüßte man davon etwas in New York." Der junge Mann versprach ihr das und meinte schließlich, er wolle eS der suchen, ob er auf daS S werde verzich ten können. Miß Darling war zufrieden. Drei Wochen später waren sie Ver lobte. !Der Bräutigam konnte bereits , ziemlich flüssig ohne S sprechen; hier und da stockte er freilich und half sich durch mimische Bewegungen. Das Opfer. daS der Bräutigam brachte, rührte die Braut und erwarb ihm deren volle Liebe. Die beiden Brautleute schloffen schon jetzt einen Vertrag ab. der unter anderem folgende Bestimmn gen enthielt: tt .Mr. Jway verpflichtet sich, an Miß Minnie Tarling. seine jetzige Braut und' binnen dierz'hn Tagen legitim, Gattin, aus seinem eigenen Vermögen eine vonventialftrafe von je 100,000 TollarS für jedes das er ausivncht, u entrichten: daaeaen verpflichtet sich Miß Tarling. an- Mr. Jway die Con ventionalftrafe von 500,00U TollarS in dem Augenblick zu bezahlen, da sie ibn turn ersten Mal auffordert, den Buchstaben S wieder in Verwendung zu nehmen." TaS New Nort der auten Gefellscha?t war über das .artliche Verhältniß, wel cheS zwischen diesen Brautleuten bestand. auszerordentllch erstaunt. ES giebt also auch außerhalb der Bühne und der belletristischen Literatur wirkliche, wahre Liebe? Am meisten Verwunderung er regte Mr. Jway. den man als einen sonst ganz normalen Menschen kannte. In der City Hall fragte der Mayor: .Mr. Jway. Sie find also willens. Miß Minnie Tarling zu heirathen?" K)t - WaS heißt das? Warum sagen Sie nicht ordentlich .Z)eS'?I Also?" .Ve...." .Mr. Jway." versetzte gereizt der Mayor. .ich gebe Ihnen zu bedenken .... also bitte, sagen Sie ?H" ...." .Tarf nicht!" replicirte Mr. Jway. .Ach Unsinn!" rief Minnie nun un geduldig und unmuthig dazwischen. .für dieses Mal entbinde ich dich von dieser Conventionalftrafe!" -.Oh. Minnie. mein Tarling!" jauchzte Jway. .ich danke dir für die halbe Million....' .Ja. ja.. ..aber 'sprich doch endlich einmal daS .AeS' aus!" Nicht hier, nicht vor dem Mayor überall, nur nicht jetzt und nicht hier Nun habe ich eine halbe Million ge Wonnen und nun verzichte ich auf die Ehre, Ihr Gemahl zu werden. "Goodbye", schloß Mr. Jway und ging mit langen schritten und glücke strahlend fort. ' Miß Minnie sandte ihm einen bösen Blick, dann eme Revolverkugel nach. keines von beiden richtete einen Schaden an. dann fiel die Geprellte dem. Mayor ohnmächtig in die Arme. , i Flicklaxpen. Residenz of John Ritsch. Esq.. (großer Neu Z)ork. Mister Editer! Ob Sie'S glaabe oder net, Mister Editer, mer sein schun seit sinf bis vier Monat derbel. e Residenz, nämlich ent weder e HauS oder e elegantes Herr fchaftliches Apartment m erer fteillsche Neigh borhood zu suche un könne net deS Richtige sinne. Un wisse Sie warum, Mister Edl ter? An Aekaunt vun Lumpe un Lappe un Flicke. Nämlich da derfor braucht die Alti so viel Room, daß alle Residenzes, wo mer noch angeguckt hawwe, um drei, vier Räum ze korz sein. Nämlich der Alti ihr Lumpe un Lappe Kollectschen, die biet Einiges. Ich weiß net exäctli, wie weit daß sie zerückdütet. awmer Ich sein schür, daß noch Flicke un Fleckcher un Reftcher un Lappe vun der Alti ehrer selige Großmutter derbei sein. Of course werd die Kollectschen, wo schun ümwer die ganze Juneited StateS mitgeschleppt worn is un zwei mal den Ocean gekroßt Hot (wie mer selwigeS Mal unsern Meind ufgemacht hawwe. nach Deutschland zerückzegehn, awwer Mieder zerück fein, weil drauße zu viel Kaftegeift iS un e prominenter Mann net fo recht geestimäted werd, iven wann er plenti Geld Hot), of course werd die Kollectschen immer größer. Wann eS noch e paar Jahr so fort geht, da muß die Alti en Super intendent for ihr Rögs un Remnänt Dipartment heiern. Was die Lumpe un' Flicke for en Zweck hawwe solle. deS weeß der liebe Gott verleicht. Ich weeß es enihau net. Denn Sie wern doch net glaabe. daß in unserer Fümili ergend Jemand mit eme geflickte Dreß oder gepätschte Hose gehn thüt. ,Tes hawwe mer, Gott sei Dank, net nöthig. 1 Awmer wann Ich en neie Suit vun meim Tailor krieg, da infiftet die Alti druff, daß der Schneider Flicke un Lappe vun dem Zeug mitschickt, weil die so hündi ereikimme thäte. Un vun all ihr un die Töchter un Bube ihr Treffes un Suitg müffe alle Lappe un Lumpe uffgchobe wern, weil mer da dorch so viel säfe könnt. Die ganze Süsing. wo Ich bis jetz vun dem Lumpe un LappeDipart ment gesehe hab, is, daß bei jedem Muve zwei neue TrönkS gekaaft wern müffe un der Muvmann finf Doller extri tfchartfcht f,r deS Muve vun die Lappe un RSgS. Bei dem Hausklie ning im Schpring un im Fall fein die Rägs aach e Säsing (oder the lest!). Nämlich da wern se immer gelüst un dorchgeguckt un ausenannergepickt un dann wieder zesammegepackt, un des nemmt jedesmal drei Tüg extri. WaS Ich for die Lumpe un RägS un Rem nüntS schun Expreßüdsch un Freight bezahlt hen, da könnt, glaab Ich. e arme Fämili schun e halbes Jahr dervo lebe. Früher Hot die Alti doch wenigstens noch manchmal e cran Oullt oder en crüfi Carpet dun die RägS gemacht, wo die Leinina, un Eifaffung mehr gelöscht Hot. wie die ganze Sach werth war. un wo jede? Zimmer, wo fe higelegt wom sein, verschimpfirt hawwe. awwer deS thut sie jetz aach nimmer un tonse quentli nemmt die RägsKollcctschen immer größere TimmenfchenS an un Ich feh eS kimme. daß die Alti noch emol auS lauter Sparsamkeit en Floor in eme cold StorageHauS rente muß or ihr Lappe un Flickzeug. Un deS läßt fe sich aach net ausrede. Mister Editer. Ta helfe die beste Ar gumentS nix. Eimal lein Ich böS ge worn un hen gedroht. Ich thät de ganze Lumpckram verbrenne loffe, da Hot fe awwer sofort die historische Kränk un en Fit vun Heulkrämpf gekriegt un Hot gedroht, sich scheide ze loffe. wann deS ihr Tank for ihre Sparsamkeit wär. For die Sparsamkeit hab Ich 3 üw werhaupt drin, Mister Editer! WaS der Alti ihr Sparsamkeit Mich for Geld loscht. deS iS gar net ze sage. Der Alti kimmt'S net druff an, hunnert TollerS auSzegewwe, for finf DollerS säfe ze könne. Wann nämlich ergend waS, wo fufzig Cents löschte sollt, bei eme Bar gain for verzig Cents ze kaafe iS, da kaaft fe soviel dervo, wie se nor kriege kann, un wann se aach exäctli weeß, daß se in ihrm ganze Lebe kein JuhS dervo Hot un daß der Krempel feinelli blos weggefchmiffe wern sollt. Well. Ich will lieber unhörn, Mister Editer. sunscht ärger Ich Mich bloS un deS thut mer dann net gut. wann Ich m de Zorn enei trink. Also emstweile so lang. Mmer Edi ter! Mit RigardS Yours John Ritsch. Esq. Hot die MisseS Editer aach e RägS un RemnäntS-Kollectfchen? In dem Fall möcht Ich Jhne die CondoläfchenS un Stmpüttl of the Seafon auSfpreche, Ter Obige, Esq. Beinah hätt Ich vergesse, e partickel ler Fietscher vun der Alti ihrer Spav samkeit ze erzähle. Wann nämlich mei jüngster Büb en neue Suit kriegt, da muß immer noch e annerer Suit for e Paar DollerS billiger gekaaft wern. damit der .gute Suit" geschont" werd Der gute Suit werd dann nämlich weggesperrt un der Johnny derf en net eher anziehe, bis er draus gewachst is un em die Hosebei und die Rockürmel sex Jnches ze korz sein. rinnerunge n Beethoven. Der verstorbene, vormals' sehr be rühmte Waldhornvirtuose Joseph Ru, dolf Lewy. der in sehr jungen Jahren als Kammermusiker m Stuttgart rniae stellt war, wurde dort so ganz und gar von dem brennenden Wunsche, Beetoo- ven persönlich kennen zu lernen, erfüllt. daß er, nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten, den ihn an Stuttgart lebenslänglich fesselnden Contrakt löste und nach Wien ging. Dort fand er bald neben seinem Slte ren Bruder Eduard, dem berühmten Hornvirtuosen an der Hosoper, feste Anstellung. Und so erblühte ihm das Glück, den unsterblichen Meister öfter zu seyen. Von dem, waS er noch in seinem hohen Alter gern in Familien und Freundeskreisen zu erzählen pflegte, seien diese Notizen mitgetheilt: Es war im Jahre 1822. als ich Beethoven eines Tages in der Kärntnerthorftraße traf. Er stand mitten im größten Menschen gewühle, ganz in sich versunken und componirte. Lange Zeit sah ich zu, wie er. das Notenpapier an daS Thor eines Gasthauses gepreßt, eifrig schrieb. Plötzlich wandte er sich hastig um, sah mich, den er schon vom Orchester her kannte, und lud mich freundlichst ein, ihn in seiner Wohnung in der Roßau zu besuchen, um die Sonate für Horn mit ihm zu spielen. Als ich mich darauf bei ihm einfand, bemerkte er erst, daß er kein Exemplar seiner Sonate besaß, und fragte, ob ich sie ohne Noten spielen wolle? Als ich bejahte, begann er fofort. Während ich blies, waren feine Augen fortwäh rend starr auf mich gerichtet, und als wir geendet, sprang er auf. preßte mich heftig an sich und küßte mich. Oft traf ich Beethoden im Prater. wo er sich meistens einen Tisch gemiethet hatte, um ungestört schreiben zu können. Wenn ihn lärmende Gäste dennoch stör ten, gerieth er außer sich und kam in Streit mit dem Wirth, lief auch wohl zum Polizeiamt, um den Wirth zu ver klagen. ' Beim Fürsten Lobkowitz hörte ich Beethoven phantafiren. , An seinem Namenstage brachten ihm mehrere Mit glieder der Kapelle (darunter auch ich) ein Stündchen: sein Quintett für vier Blasinftrumente und Klavier. Ein anderes Mal führten wir ihm fein Sextett auf. worüber er sich außer ordentlich freute. Oft traf ich ihn in Gesellschaft der höchsten Kreise, wohin er nur sehr un gern ging. Den ihm bewiesenen Lie benswürdigkeiten gegenüber zeigte er sich meist ganz unempfänglich. Später, als sein Gehörleiden sich auf's traurigste entwickelt hatte, war ich Zeuge einer aufregenden Orchefterscene, die sich ab spielte, wenn Beethoven seine erhabenen Schöpfungen zu dirigiren bemüht war. DaS Herz mußte jedem fühlenden M:n schen bluten, wenn er eS mit ansah, wie der große Meister mit den Armen in der Luft fuhr, sich dann stöhnend, mit ausgebreiteten Armen, tief, fast bis zum Boden herunterbog. um unter un heimlichen Lauten wieder, in die Höhe zu schnellen, alles ohne einen Ton zu hören. Ich war auch in Beethoven'S Sterbezimmer, wo seinen Freunden und auch mir erlaubt war. eine Locke von Beethoven'S Haupt zu schneiden." o weit die Mittheilungen des Vir tuosen Joseph Rudolph Lew. . Anekdoten von 5hm Paul. Ta sind zunächst die zahlreichen Abenteuer, die Ohm Paul auf der Jagd zu bestehen hatte, und bei denen er immer von Neuem seine Kaltblütig kcit bewahrte, aber auch an Liebes Abenteuern fehlt eS nicht, so berichtet unS eine Geschichte, wie Ohm Paul ein mal einen Nebenbuhler behandelte. Er war zu einer LiebeSexpedition ausge zogen und fand, daß ein anderer junger Mann vor ihm angekommen war. Dieser Bewerber war etwas geckenhaft gekleidet, in der Art der Gigerl auf dem Veldt. Er hatte ein prächtiges Pferd, einen glänzenden Sattel und einen neuen Anzug, frisch vom Karren deS ausirers, und als Paul Krüger auf 'einem rauhen, aber tüchtigen Pferde ankam, mit einem passenden Sattel und zu Hause angefertigter Kleidung. machte der andere Bursche einige Be merkungen, so daß die Kampfesluft in dem zukünftigen Präsidenten erwachte. Aber das Mädchen, das so scharfsinnig war. einen Unterschied zwischen einem Mann und einem Gecken zu machen. nahm ihm daS Versprechen ab. den an deren Burschen nicht anzurühren, weil er deS Geschreis nicht werth wäre, das einem Schlage folgen würde, wie der junge Paul Krüger ihn sicherlich gege den hätte. Der Bursche mußte eme Ahnung davon haben, wag Krüger der Dame versprochen hatte, und da Paul schon damals wegen seiner Wahrheit liebe bekannt war. glaubte er eS ruhig wagen zu dürfen, unliebenswürdig zu werden. Er kletterte also auf seinen Sattel und sagte dem jungen Manne Unverschämtheiten gerade in 8 Gesicht, wie es nur die Elfersucht eines Neben, buhlerS fertig bringen kann. Paul tx trug das längere Zeit, dann aber fam melte er seine ganze Kraft, holte aus und traf daS P f e r d hinter dem Ohr. Das Thier taumelte von dem Stoß. fiel flach auf die Flanken und der Rei ter brach bei dem Fall das Bein. .Oh Paul, Paul!" rief das Mädchen, .Du gabst mir' doch daS Versprechen, ihn nicht zu packen, was er auch sagen würde." Das stimmt. Liebste." sagte der junge Veldtmann mit zwinkernden Augen, und ich hielt auch mein Wort buchstäblich, aber ich habe nicht gesagt. daß ich seinem Pferde nichts thun würde!" Eine Zeit lang liebte er das Reiten sehr, wie eS fast alle Buren thun. Als er einst ausgeritten war. traf er eine alte Frau, die mit einem Bündel bela den entlang humpelte. Sie sah sehn süchtig aus den stämmigen jungen Mann, wie wenn sie ihn um seinen be quemen Sitz auf dem Sattel beneidete. Er ritt an ihr vorbei, und als er dann hinter sich sah, bemerkte er. daß die alte Frau erschöpft sich hinter ihm weiter schleppte. Er zügelte fein Pferd. sprang herunter und hob die Frau mit ihrem Bündel ohne Weiteres in den Sattel. Tann ergriff er das Thier am Zügel und führte es sorgfältig vor würts bis zu feiner eigenen Farm. Kurz vor der Ankunft dort sagte die alte Frau: Möge Gott Dir Deine Freundlich keit gegen eine alte Hülflose Frau ver gelten. Es giebt nicht Viele, die das gethan hätten. Wenn ich jünger und anmuthlg wäre, wie ich einst war, könnte ich das noch begreiflich finden." Wenn Du jung und anmuthig ge Wesen wärest, hätte ich es nicht zu thun gewagt." antwortete Ohm Paul mit seinem charakteristischen Lächeln. Warum nicht gewagt? Würde ich Dich denn gefressen haben?" DaS nicht." sagte er kichernd, aber sie hätte eS wohl gethan," und damit zeigte er auf feine Frau, die auf der Schwelle feines Hauses stand. Cinz amüsante Gerichtsverhand INNfl. Der kleine Mann, der da auf der Anklagedank sitzt, hat gar nicht das Aussehen, als ob er einen Mitmenschen betrüben könnte, und dennoch ist er an geklagt, den Reftauratur W. in Leipzig mit einem gefährlichen Werkzeug im Sinne deS Gesetzes" verletzt zu haben. Das gefährliche Werkzeug war nämlich ein Bierglas. Ich war Se abber ooch dichtig rachig uf den alden Freind," meint der Angeklagte in Be ziehung auf den Verletzten. WaS that er Ihnen denn zu Leide?" fragte her Vorsitzende. Egal veralbert hat'r mich." Wodurch?"' De Sache war Se nämlich so. Ich hatte mer vor S baar Wochen ä Hiehnchen gekooft, abber daS Lumich wollte keene Eier legen; wie ich das am Stammtische erzählen dhat, da meente der Resteradeer W., nee'm dem ich wohnen dhu, ich sollte ä Stickchen Brod mit Gamillenthee be feicht'n und dieses dann dem Hiehnchen zu fressen g'eem. Na fcheen, das hab ich ooch gemacht nnd richtig, am nüch ften Morgen fand ich zehn Eier im Stalle. Naddierlich hab ich dem Thier chen gleich Widder Gamillenbrod ge gee'm un am nächsten Morgen lagen Widder zehn Eier da. So ging'S drei Tage lang. Wie ich abber am vierten Morgen in 'n Hiehnerstall kam. da lag nee'm dem Bnttchen 0 großer Zettel un dadrauf stand geschrie'm: Ich kann nicht mehr!" Jetzt ging mer erscht ä Licht uff. daß mich die Lumiche am Stammtische veralbert hatten. Bald d'rauf hat mersch ooch unser Haus mann erzählt' daß d'r W. alle Tage sich von jedem Stammgast hat ann Groschen gee'm lassen un fer daS ge ammelte Geld hat 'r dann die Eier gekooft. die er mer nachenS in n Hleh nerftall brakdizirte. Te merfchten waren Se übrigens schon faul und dhaten hellisch riechen. Na. da kenn Se sich wohl denken, daß ich wilde wurde un gleich niederging zu dem alten Fifnkaner. In der Bosheet yad ich mich dann nicht mäßigen gekonnt und hab'n eS Bierdebbchen an Gopp ge wixt." Zum Glück war die Verletzung keine gefährliche, der Besitzer der vom vielen Eierlegen so sehr erschöpften Henne wurde zu einer Geldstrafe von 20 Mark verurtheilt. Die cpfer der Liebe." Die Teutsche medizinische Presse giebt die nachstehenden Bemerkungen deS TichterS Jmmermann auS dessen be rühmten Roman Ter Oberhof" (Kap. 37) wieder: ES ist unglaublich, wie viele Kranke dem Arzte durch Liebe und Theilnahme der Angehörigen zu Grunde gerichtet werden! Zwar in den ersten Tagen läßt man den Leidenden wohl ruhig liegen und behandelt ihn vernünf tlg, aber späterhin, wenn eS nun heißt. er venere icy. over er et Reionvaies zcnt, da beginnt ein wahrer Kultus deS Krankenzimmers, in den Augen des ge wissenhaften ArzteS der schlimmste Teu felsdienft. Vergebens rufen die müden und zitternden Nerven: Laßt uns in Frieden! Umsonst sehnt sich daS in Un ordnung gebrachte Blut nach Stille, fruchtlos ist eS, daß die letzten Kohlen der Entzündung in sich verglimmen möchten es hilft Alles nichts, besucht wird, gefragt wird nach dem Befinden, unterhalten wird, vorgelesen, söge nannte kleine Freuden werden bereitet, und voll Verzweiflung sieht man das Opfer der Liebe, das man gestern voll auter Hoffnung verlieb, heute elend wieder. Deshalb sterben auch in Pri vathäusern verhältnißmäßig mehrMen schen als in wohlbeaufsichtigten Laza reihen. Und darum pflege ich auf Kranke mit Umgebungen voll Liebe und Theilnahme, die ich nicht abhalten kann, von vornherein doppelt so viel Zeit zu rechnen als auf Kranke ohne liebevolle Umgebungen. Der Brigant alö Richter. Wandert da jüngst ein Bäuerlein friedlich von Rosalia nach Reggio Cala bria in Italien. Die Geldtasche ist wohlgespickt. denn er hat in dem Städt chen eine Kuh zu gutem Preise los geschlagen. Wie er so nachdenkt, was er mit dem Gelde anfangen werde, und er sich bereits in feiner Phantasie als Be sitzer einer großen Tenuta mit vielen Knechten und Mägden sieht, tritt hinter einem Baum ein Brigant hervor: Ich bin Musolmo, die Börse oder dasLeben!" Heulend übergiebt das Bäuerlein dem Räuber den sorgsam behüteten Schatz, dann bricht eS traurig auf der Land ftraße zusammen und mit ihm alle seine Luftschlösser. Da will es Schicksal, daß der wirkliche Musolino des Weges daher kommt und des Bäuerleins ansichtig wird. Er läßt sich von dem Trostlosen die Unglücksgeschichte erzählen und sagt, eö solle nur guten Muthes seine MusolinoS Rückkehr hier ab warten. Kaum verging eine halbe Stunde, so kehrte der wirkliche Musolino mit dem falschen zurück und der Letztere. welcher gerade beim Geldzählen von Musolino überrascht wurde, mußte vor dem drohenden Revolver des edelsten aller Briganten dem Bauer die volle geraubte Summe wieder in die Hände zählen. Es giebt doch noch Richter in Italien! Oftafiatische Diplomatie. Eine hübsche Anekdote über die Ja paner erzählt Victor de CottenS im Soir" aus Anlaß des Besuches des Prinzen Kotohito in Paris. Diese Anekdote ist noch heute in den Pariser diplomatischen Kreisen sprichwörtlich. Es war kurz vor der Ausstellung von 1867. Eine japanische Gesandtschaft kam nach Paris, um über die Wahl von drei Freihäfen zu unterhandeln, die unter den Seestädten Frankreichs und Japans ausgewählt werden sollten. Die Unterhandlungen wurden sehr höf lich geführt. Wählen Sie," sagte Japan, wir wählen nach Ihnen." Der Minister deS Auswärtigen Amtes bezeichnete drei japanische Häfen: Yoko hama. Jeddo und HangZ)ang. Die Gesandtschaft machte keine Einwendung und reifte lächelnd, mit dem skeptischen und geistreichen Lächeln deS Japaners", nach der Heimath zurück. Einige Zeit später machte Japan bekannt, das die Vorschläge Frankreichs annehme, und wählte seinerseits Le Havre, Marseille und Southampton"! Die Pariser Di plomaten hielten sich die Seiten vor Lachen über diese harmlosen Japaner , aber Southampton ist doch in Eng land, ihr harmlosen Seelen!" Wir wissen es sehr wohl," antwortete der Gesandte, aber HanZ)ang ist in Korea!" Ähr Ideal. Im Berner Bund" berichtet em Examinator über eine Lehrerinnen Prüfung. Ich gab den Candidatinnen als Aufsatzthema: .Mein Karten Ideal!" Ich nahm an. eme Lehrerin werde große Freude haben an ibrem Eärtchcn und habe sich wohl zum Vor auS ihre Gedanken gemacht, wie ne dasselbe einrichten und pflegen wolle. wenn sie auf dem Lande eine Stelle be käme. Ich sagte ihnen auch etwas zur Anleitung und Gedankenweckung; aber vermöge meiner schnarrenden Stimme wurde ich ohne Zweifel von Einigen nur mit Mühe verstanden. Wie er staunte ich. als eine der Examinanden als Ueberschrift deutlich geschrieben hatte: Mein G atten Ideal!" Sie hatte jedoch den Gegenstand gelungen erfaßt und offenbar schon früher ernst lich erwogen; sie wünschte sich einen jun gen. hübschen u. s. w. und speziell, daß er in sie verliebt sei bis über die Ohren. Ich konnte ihr mit gutem Gewiffen eine ,1" geben. Aus der Töchterschule. Maria (liest): .Bunte Schmetterlinge durchfliegen die Luft und küffen (stockt) aufblühenden Blumen den Thau auS den duftigen Kelchen." Lehrerin: Therefe. lies Tu einmal den Satz!" Therefe liest den Satz richtig, worauf die Lehrerin fragt: Was hat die Maria falsch gemacht?" Therese: Sie hat bei Küssen" flill gehalten, und daS sollen Mir nicht!" Der kleine Schlaumeier. Hänschen (im Fleischerladen): Ich möcht' gern vor fünf Pfennige Wurst." Der Verkäufer: DaS giebt S nicht. Vor zehn Pfenn'ge giebt'S welche." Hänschen: Na. denn vor zehn Psen nige. (Der Benaufer jchneidek vas Verlangte ab.) Und nun sein & doch fo freundlich und schneiden Se mir das in zwei Theile. (Geschieht.) Na. sehn Se wol, wie'S vor fünf Pfenn'ge giebt?" Die besten Referenzen. Oberst (zur ftellefuchenden Köchin): Wo kann ich mich über Sie ertun digen?" ' Köchin: O. bei jedem Unteroffizier Ihres Regiments!" . Modern. Reiche Erbin: Nein, ich kann nicht die Ihre werden!" Bewerber: Nun. dann verloben Sie sich wenigstens auf drei Wochen mit mir zur Hebung meines Kre dits!" Schwer zu beweisen. Frau (zu ihrem Mann):, Moritz, nimm doch nicht allen Spargel ich esse ihn ja so gerne!" Moritz: Aber so gern, wie ich ihn esse, gewiß nicht!" Günstige Kritik. Leutnant: Wer war die junge Dame, mit der Sie eben tanzten?" Referenda: Tochter eines reichen Stahlklingenfabrikanten aus Solin gen." Leutnant: Sofort jemerkt! Schnei digeS Weib!" Aus der Kinderstube. Was spielt Ihr da, Kinder?" . Kaufmann, lieber Onkel! Ich führ' die doppelte Buchhaltung!" Wie machst Du denn das?" Nun. was die Leute schuldig biet bleiben, schreib' ich doppelt auf!" Lehr glaubwürdig. Sie haben Brandwunden an den Händen. Herr Leutnant. Wober kommt das?" .Bei Abschied von Garnison, laute? heiße Weiberthränen draus gefallen!" Immer galant. Dame: Adieu. Serr Leutnant, und nun schlagen Sie sich nur den Gedan ken an mich aus dem Sinn!" eutnant: .?kedt nickt. Gnädialte. unmöglich, da ich nur an Schönes und Erhabenes denken kann!" von der Aushebung. Stabsarzt: Haben Sie iraend einen Fehler?" Rekrut: Allerdings, ich kann nickt riecken!" Stabsarzt: Das ist beim Militär kein Fehler, sondern ein Vorzug!!!" Einzige Reminiscenz. Dein alter Onkel war trübn- TOili. tät? Da wundert es mich, daß er mit einem Stock geht." ?la WeiKt Du. dadurck mitt or un. deuten, daß er seiner Zeit Stabs-Offi zier war. Nächstliegende Auffassung. Seraeant: .Sie find seit Wochen so scklavv im ?"inst Mi, kommt daS?" Kulicke flies betrübn- .W ss.r. geant, meine Braut ist mir untreu ge ivoroen. Seraeant: .ia frciliA wn !! . Vl" v ,VV Willi vu Nichts Ordentliches ,u effen bekammn so können Sie den strammen Dien nickt aushalten! (Sifmfom & also sofort eine neue an." Er weiß Bescheid. Erster Gast im BierbauS : .Alle Wet. ter. jetzt habe ich meinen Hausschlüssel vergessen!" Zweiter: .So? Sind Sie auch verheirathet?"