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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (June 7, 1900)
k ;v Auf dem Cctorougen. 'pnngsi ' ZlookUetie on Marie T tahl. .Pfingsten ist dzZ schönste Zcft im ganzen Iah, aber draußen auf dem Torf muß man sein, wie ich eZ'mal ge Wesen bin." pflegt die Grobmutter zu sagen, wenn sie sich am heiligen Pftngft sonntag. nach der Familentafel, im Rollftuhl in die warme Eonne ihreS CtadtgärrchenS schieben ließ. Tort beim ZStzchen Kaffee vertiefte sich die alte Tame gerne in ihre Erinne Hingen, und in dem Familienkreis, dessen Seniorin sie war. fanden sich stets einige dankbare Zuhörer. Wenn Ihr Großstädter 'mal mit einer Borortbahn oder im Kremser auf ein paar Stunden in'Z Grüne hinaus fahrt, da bildet Ihr Euch ein. Ihr seid , auf dem Lande gewesen, und wißt nun ganz genau, wie eS da draußen aus sieht," begann sie gern ihre Remini scenzen. , . Keine blasse Ahnung habt Ihr! Setzt Euch 'mal erft einen ganzen Winter hindurch in ein kleines, der schneiteS Dorf und seht nichts als dürre Besenreiser.Bäume. mit Krähen und Spatzen darauf, unter dem fackgrauen Flachlandhimmel, und hört nichts als hsl Metten des schneidenden WindeS im Rauchfang mit dem Rasseln der Wetterfahnen an den Dächern, statt Odern und Konurte dann wißt ihr wie lckdn der rüblina ist! Belauschen muß man ihn vom ersten Kiebitzschrei, vom ersten Quarren der Schnepfe und Keimen der Saat bis zur lebten, welken Baumblüthe, wenn man ihn riifitisl kennen will. Dann feiert man das Pfingftfeft Mlt dem Herzen und im rechten Geiste, dann versteht man die große, geheimnißvolle mMtftirnAe. die die Natur in allen Hunnen redet. Ich war ein Kind vom Dorfe, das Gut meiner Eltern lag nicht weit von htm rkn Nachtaut der Grobeltern und zum schönen Pfingftfeft fand sich immer ein fröhlicher und zahlreicher Familienkreis in den Landhäusern zu, sammen. Ihr könnt Euch nicht denken, tote tinir Rltttbkn und Sonnenschein die Welt da war. nach der langen, langen ZstintrrSauali Und an jedem Pfingstsonntag ließ mein GroKvater. der noch ein Land mann vom alten Schlage war. alle Maaen anCvannen. von der alten Fa milienkutscke bis zum größten Leiter, , und Alle, was gesund und hin Svielverderber war. durfte mit fahren nach dem Haidederg. . Der aidebera war der höchste Höhen vunkt der Flachgegend, mit Kiefern und Birken bestanden, und emer ux alten Kicke oben, wo sich eine weite Fernsicht bot.. Ein Sommeretablifsement mit Biev wirthschaft und Kaffeegarten sorgte für die Erfrischung der Ausflügler. Die na, selbst au ferneren Städten zahlreich einfanden. An hoben Fest, und Feiev lagen gab es auch Musik. CarousselS und allerlei Belustiaunaen dort: da fanden sich Städter und Landvolk. Herrschaften. Bauern und Ardeiter, im bunten Gemisch, zusammen. Meine schönsten Erinnerungen sind mit dem öaidebera verwoben. Auf dem Leiterwagen, an solch' einem glücklichen Pfingstsonntag, habe ich mich verlobt, und das kam so. Winfried und ich waren Vetter und Cousine im zweiten oder dritten Grade und schon als Kinder gute Jreunoe. Stundenlang . trieben wir uns ,n Großvaters Wiesen und Feldern um her. nach Kalmus und Bergitzmeinnicht suchend, schüttelten Mattäser von ven Bäumen und krochen in allen Scheunen und Ställen herum. AIS wir heranwuchsen, nahm diese Vertraulichkeit einen etwas anderen Ton an. ' Wir waren zwar immer dieselben Huten Kameraden, aber das Verhältniß wurde interessanter. Winfried machte mir den Los. er wurde mein glühender Verehrer, schickte mir parfümirte Neujahrskarten, wenn wir getrennt waren, während bei jedem Wiedersehen die anfänglich verblümten Liebeserklärungen immer unverblümter wurden. Ich begegnete solchen Liebeswerdun aen Zuerst nicht sehr höflich. Aber end lich siegte das Selbstgefühl der höheren Tochter und ich duldete sie. verschämt und herablassend. Wir sahen unS dann längere Jahre gar richt. Mein Vater starb, und meine Mutter zog mit unS in ihre ferne Heimath. Als ich einmal wieder zu Pfingsten die Großeltern besuchte, war uS Winfried, dem halbwüchsigen Jun gen, ein junger Mann geworden, der dem Großvater bei der Bewirthschaftung seines Gutes half. Und stattlich war er geworden, wie auf dem kräftigen, braunen Halb blut unS entgegengeritten kam und schon von Ferne so luftig den Strohhut schwenkte. DaS war also der Junge, mit dem ich 'mal im Kaninchenftall gesessen and in den Gräben Frösche und Schnecken gesucht, und der mir an einem Mond scheinabend hinter der alten Scheune, auf dem Schäferhof. auf griechisch, la teinisch. französisch und endlich auf deutsch gesagt hatte: Ich liebe Dich! Die schelmisch treuherzigen Blau äugen, die yct r immer noch! Er schien sich ..ch ein bischen über mich zu verwundern, denn er sah mich groß an und fragte: I Ml Jahrgang 21, Tiflq. bist Du das wirklich?" Und dann waren wir Beide etwas verlegen. Onkel Roderich. roßvaters Guts nachdar. kam gleich am ersten Tage un ferer Ankunft mit seiner Tochter Stefa nie herüber. unS zu begrüßen. Man flüsterte unS in der Familie zu, daß Stefanie und Winfried bald ein Paar fein würden, wahrscheinlich gäbe es zu Pfingsten ein Verlobungsfeft. Ich hatte Stefanie als Kind nie recht gemacht, weil sie mir immer als Vorbild aufgestellt wurde. Sie hatte niemals zerissene Kleider und fchmutiiae Schürzen gehabt wie ich. sie besaß die für mich unheimliche Eigenschaft, nie in Pfützen zu fallen und an Zäunen und Sträuchern hän aen iu bleiben. Sie sprach französisch, ehe sie richtig deutsch sprechen konnte, und benahm sich stets wie eine Prinzessin. Und wie eine Märchenprinzesfin kam sie jetzt daher, ganz Huld und Herab laffuna aeaen mich. .Gott. Kleine, bist Du süß! Keine Svur mebr von dem kleinen Tolpatsch. der Du warft! Geh. Winfried, laß uns allein, ich will dieses Goldkind ein wenia für mich baden! Nach einer halben Stunde war ich überzeugt, daß Stefanie eine raffinirte Kokette sei. Ihre Aufvringlichkeit war so fein und gewandt, daß eS immer aussah, als ob sir der Mittelpunkt für Alle wäre, als ob sie jedes weibliche Wesen in den Schatten stelle. ck batte ein Gefühl, als ob etwas in mir zu Eis gefröre. waS eben noch wie ein neuer Lebensftrom durch meine Adern aeaanaen war. Aber ich wußte nicht recht, was mir die Freude verdarb und warum der blübende rüblina nicht so schön wie früher war. Doch alS der erste Pfingsttag kam und die goldene Pfingftsonne so herrlich schien, daS ganze alte Haus, wie frfl her, nach Großmutters frischgebacke. nem Kuchen, und der Garten nach blühenden Akazien und Rosen duftete, da wurde mir doch ' feftfröhlich zu Muthe. Jugendluft und Jugendmuth find unüberwindlich. Und wie früher trat Großvater nach der Mittagstafel auf die Rampe nach dem Hof hinaus und rief mit seiner Stentorstimme: .Krischan, Auguft. Wilhelm. an spannen!" ' Dann hieS es: Rasch, lauf' 'mal einer zu Paftor's und Schullehrer's. ob sie mitkommen wollen nach dem Haide berg. Und der Herr Inspektor und die Wirthfchaftsmamsell können im kleinen Kaleschwagen fahren." Mit vier Pferden breit gespannt, rasselte der große Leiterwagen, mit den ausgestopften Säcken ais (sitze uno ganz mit Beaten veoear, aus oie Rampe. Neben Änlichem vorne saß noch ein Pferdejunge und spielte luftig den Pa riser Einzugsmarsch auf der Ziehhar. monika. Tillie," sagte Winfried und maß mich mit einem fragenden Blick vom Kopf bis zu den Fützen, wie ich in meinem weißen teldcyen mit oem weißen Federbut die Treppe herunter sprang. Du fährst wohl lieber in der Kutsche?" - O bewahre!" rief ich und ltatcyte vor Freude in die Hände. Mit einem Sprunge war aus oem Leiterwagen und auf dem dicksten Sack, da lachte auch Winfried, und gleich saß er neben mir. alS ob sich das von seldst verstände. Jauchzend drängte die ganze Ju gendschaar unS nach, ein vergnügter Schwärm von Kindern. Backmchchen und jungen Mädchen. Schülern. Ka detten. Studenten und Leutnants, und das war ein Jubel unter den Maien, als wir zum Hofthor hinaus rasselten, während Johann Muß denn zum Städtlein hinaus" dazu pielte. Ach wie herrlich war die Welt mit dem dlitzblauen Himmel und den grü nen. in Aeyren sieyenoen ornseioern. durch die wir fuhren! In dem tiefen Sand ging s nur angfam, und in den Kiefernhaiden war eS drückend heiß, aber uns wurde die Zeit nicht lang und der Weg nicht zu weit. So viel lustige Geschichten wurden erzählt, so viel Späße flogen hin und her, und am lautesten lachten Krischau und Johann. Und wenn eine ganze acy aive zu Großvater in seinen Kaleschwagen hii. überflog, dann freute er ftch und winkte unS Beifall mit der Peitsche. Und wir freuten unS über den Kü ster. der neben Wilhelm auf dem Kutschbock saß und kutschiren wollte, j wobei daS Gefährt dem Graben be. 5?'. is jl "v ir t dt f dt dt v MMu Jp Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. denklich nahe kam. so daß die Frau Pastor und Tante Jettchen laut aufkreischten vor Entsetzen, und über die Mamsell mit dem Rosenhut auf dem rothen Gesicht und dem wun dervoll karrirten Baregekleid, neben dem Inspektor Möller im höchsten Wichs. Ein Schatten fiel auf meine frohe Stimmung, als einer von der Gesell schaft sagte: Onkel Roderich und Stefanie wer den wohl schon oben sein." Heute sollten sich ja wohl Stefanie und Winfried verloben. DaS heim liche Glück leuchtete ihm schon auS den Auaen. Als wir nun mit Hurrah und Musik oben anfuhren, so laut und luftig wie Bauern auf einer Kirchweih richtig. da saß Primesnn Stefanie, wie ein Modeiournalaedicht. im Kaffeegarten. in einem exklusiven Kreis von höheren Beamtenfamillen und Kavauerleosnzie, ren auS der Stadt. Eine peinliche Verlegenheit malte sich in ihren Zügen als sie unseren Aufzug erblickte, den Großvater voran, mit der Frau Pastorin im vorjährigen Som merbut. die Schullebrersfrau im alten. sckmanen Seidenfübnchen. daS 'mal ihr Hochzeitskleid gewesen sein mctjte, und die aufgedonnerte Wirthschasts Mamsell, als gehörten sie zu unserer amilie. Eh bien, Winfried." Hörte ich sie spöttisch sagen, konnte nicht Großpapa noch ein paar von seinen Kuhmägden und Ochsenknechten zur Gesellschaft mit bringen?" Und dann wollte sie mich mit sich fortziehen. Komm, Kleine, ich habe da einen sehr netten KreiS. wir werden uns prächtig unterhalten. Großpapas Ge schmacklosigkeit soll Dir wenigstens nicht den ganzen Tag verderben." Aber ich machte mich frei. Nein, danke, Stefanie, ich bleibe bei Groß papa, ich unterhalte mich da am besten." Ein böser Blick traf mich. Ganz nach Belieben! Aber nicht wahr, Winfried, wir können nichts da für. wenn Du .Unmögliches erlebst. Der gute Großpapa kann nun einmal feine Originalität nicht ganz verleug nen. Er liebt nicht nur vulgäre Ge sellschaft. fondern auch etwas weitge hende Späße." Wie Ihr wohl alle wißt, war mein Großvater einmal selbst Inspektor ge wesen. bis er sich durch Fleiß und Tüchtigkeit zum Pächter hinaufarbei tete. Großvater ist nie vulgär und ich bin ftolz auf ihn, auf feine hochherzige, menschenfreundliche Gesinnung, die hoch über kleinlichen Borurtheilen steht und alle, ohne Unterschied, glücklich und froh machen möchte!" rief ich. glü hend vor Zorn, indem mir die Thrä nen in die Augen traten. Und wenn Ihr Beide Euch zu gut dünkt für unfe ren Kreis, dann geht nur, ich bleibe, wo ich hingehöre!" Ich wandte ihnen den Rucken und lief unserer Gesellschaft nach, die eben anfing, sich an einer langen Kaffeetafel zu grupplren. Aber im yerzen sllytte ich einen scharfen, heftigen Schmerz. bei dem Gedanken, daß Winsned SW fanie folgte. rtca bückte micy lies uver meine Kaffeetasse, um die nun aufquellen den Thränen ungesehen herunterzu schlucken, da sagte eine Stimme neben mir: Darf ich, Tilly?" Und Winfried zog seinen Stuhl neben den meinen. Ich wußt.' nun, daß er Stefanie nie wieder folgen würde und ich lachte vor Glück. DaS war ein glückseliger Nachmit tag auf dem alten waldumrauschten Berg. Da wurde fröhlich getafelt und her nach luftige Spiele gespielt. Die Alten spielten mit uns Jungen; da sah man den Großpapa als Plump sack im Grase herumhüpfen. Groß mama und die Tanten erinnerten sich der Spiele aus ihrer Jugendzeit und die alten Damen führten gar zierliche Reigen auf und wußten allerlei hübsche Reime und Pfänderspiele. Die Kinder aßen so, lange Kuchen und Süßigkeiten, bis sie satt und müde im Waldmoor einschliefen, uid für alle hatte Großvater offene Taschen und ein offenes Herz. Und wie in unseren Kindertagen war Winfried auch immer an meiner Seite. Als bei der fröhlichen Abendtafel Großpapa eine wunderschöne Rede hielt von dem rechten, dem heiligen Psingft gcist, der über unS alle kommen möge, dem Geift der Liebe und Brüderlichkeit, der mit feurigen Zungen die Zusam mengehörigkeit aller Menschen der künde da stahl sich leise Winfrieds Hand in die meine zum heimlichen Druck. Im Sternenschein fuhren wir heim darch die schimmernde Blüthennacht, durch die stillen mitternächtigen Kiefer halben. So eng und glücklich saßen wir auf unseren Strohsäcken im Leiter wagen und sangen zu Johann'S Zieh Harmonika: So viel Stern am Him mel stehen," und An der Saale kühlen Strande." Und was einst Kinderspiel gewesen. daS wurde jetzt ein heiliger, fester Bund för's Leben, verstohlen fand sich Herz zu Herzen und Lipp' zu Lippe. In ihrem eleganten Gig, die beiden feurigen Jucker selbst mit fester Hand kutschirend. brauste Stefanie an uns vorüber, vom hohen Sitz aus spöttisch mit der Peitsche salutirend. Winfried rief Hurrah!" und warf seinen Hut in die Luft." Das Kriegsgericht. Nach dem Russischen von L. m,tz. Berg wjerno- Nach dem Plaidoyer des Staatsan walteS wurde die Sitzung auf einen Augenblick unterbrochen. Als der Ge richtshof zurückgekehrt war und die Her ren wieder Platz genommen hatten, er klärte der Oberst, der Vorsitzende des Gerichtshofes, nachdem er fein betreßtes Käppi vor sich hingelegt hatte, mit rau her Stimme; Ich ertheile dem Herrn Vertheidiger das Wort!" Im Saale herrschte lautlose Stille. Auf der Anklagebank betrachtete der Artillerist Kaczmarek ruhig und unbe wegt die viereckigen Fliesen des Fuß bodenS. Der Vertheidiger erhob sich von seinem Sessel. ES war ein junger, etwa 30jähriger Mann mit kurzge schnitten Vollbart und angenehmem, aber energischem Gesichtsausdruck. Noch einen Blick warf er auf den entfalteten Bogen Papier und begann dann seine Vertheidigungsrede. Zunächst schilderte er die Bergangen heit Je3 Angeklagten, eines armen, ungeschliffenen Burschen, der in irgend einem abgelegenen Dorfe aufgewachsen war und den daS Geschick aus der hei mathlichen Hütte in die Kaserne ver schlagen hatte. Bon dem Augenblicke seines Eintritts in das Regiment war er daS wehrlose Opfer der Scherze und Witze seiner Kameraden. Mehr und mehr schloß sich Karczmarek von seinen Stubengenossen ab, er galt bald als menschenscheu und verrichtete seinen Dienst nur noch mechanisch. Er hatte eingesehen, daß er bei seinen Vorgesetz ten keinen Schutz fand gegen seine Pei niger. denn einer der schlimmsten und furchtbarsten war der Brigadier Art manski. ein alter, unfreundlicher und strenger Soldat, der seinen Untergehe nen mit seinem ganz vesonveren yas; bedachte. Nach einem sehr angestrengten Dienst tage faßte Kaczmarek den Entschluß, sich das fortwährende Anulken ganz energisch zu verbitten. Er trat mann haft auf, ganz allein, allen Stu bengenossen gegenüber und lange er innerte er sich an den erbitterten Kampf, den er mit seinen Kameraden füh ren mußte, weil er nicht länger die Zielscheibe ihrer rohen Späße abgeben wollte. Der Brigadier Artmanski ver ließ nach den ersten Worten des Er bitterten die Stube, um Meldung ab zuftatten. Wie auf Kommando stürz ten letzt alle Soldaten aus den armen Schlucker und prügelten ihn Windel weich. Als die ermüdeten ..Kameraden' endlich ihr Opfer losließen, war dev selbe mehr todt als lebendig. Da er schien auch der Brigadier Artmanski wieder auf der Bildfläche und verlas einen Befehl, nach welchem der Kono nier Kaczmarek wegen unwürdigen $e tragens gegen seine Stubengenossen zu drei Tagen Strengem" verurtheilt wurde. Seit dieser Zeit verging kein Tag, an dem Kaczmarek nicht bestraft wor den wäre. Der anstrengendste Dienst wurde ihm auferlegt, gewöhnlich die Wachen und der vier Tage und vier Nächte dauernde Stalldienft. Endlich kehrte er zur Batterie zurück, nachdem er eben eine Arreftftrafe von fünfzehn Tagen verbübt hatte, welche er wiederum auf eine Anzeige des Bri gädierS Artmanski erhalten hatte. Kaczmarek war ermattet, Fieberschauer durchzitterten seinen Körper. An der Thürfchwelle schon erwartete ihn der Brigadier, kaum hatte er ihn er blickt, da befahl er, daß der Aermste sofort an die Arbeit im Pferdestalle gehen solle. Kaczmarek erwiderte kein Wort und trottete, statt sich in sein Bett zu legen. ohne Murren in den Stall. Zwei Stunden etwa hielt er sich auf recht, dann aber sielen ihm die Augen zu. Er hüllte sich in seinen Mantel, No. 3. setzte sich in der Nähe der Ttallthüre nieder und schlummerte ein. ....Ein Fußtritt ließ ihn jählings erwachen. Vor ihm stand der Briga dier mit der Patrouille und schrie ihn wüthend an: Da seht doch diesen Faullenzer, diesen Sch , der sich vor Trunkenheit kaum auf den Beinen halten kann. Steh' auf. Du Esel!" Der Brigadier holte zum Schlage auS. Die Augen Kaczmaret'S weiteten sich, eine blutige Nöthe stieg vor ihm empor. Er hatte nicht mehr die Kraft, sich zu beherrschen. Ein heiserer Schrei ent rang sich seiner Kehle und mit zwei furchtbaren Fauflhieben streckte er sei nen Peiniger zu Boden. . . . Jetzt sitzt Kaczmarek. dieser Märtyrer von Soldat, auf der An tlagebank. auf derselben Bank, auf welcher eine Stunde vorher ein Spitz bube gesessen hatte. Am Schluß seiner Rede bat der Ver theidiger. doch berücksichtigen zu wollen, daß der Angeklagte ohne Ueberlegung gehandelt habe, daß, er im Augenblick der That wie eisteSadmesend gewesen sei, daß er sich in der Nothmehr be funden und waS daS Wichtigste fei daß er feine Ehre vertheidigt habe. Angeklagter Kaczmarek," fragte der Vorsitzende, nachdem der Vertheidiger feine Rede beendet hatte, .haben Sie noch etwas anzuführen, was Sie ent lasten könnte?" Nein, mein Herr Oberst," antwor tete Kaczmarek mit derselben Ruhe, mit der er die ganze Verhandlung über sich hatte ergehen lassen. Der Porsitzende setzte sein Käppi auf und der Gerichtshof zog sich zur Be rathung zurück. Man mußte lange warten. .. .über daS Schicksal des Angeklagten wurde sehr eingehend berathen.' Der Vertheidiger fragte den Vertreter der Anklagebehörde: Herr Major, glauben Sie, daß Hoffnung auf die Freisprechung des Angeklagten ist?" Nein," entgegnete der Maior. Es wäre vielleicht möglich gewesen, wenn ein Anderer den Vorsitz geführt hätte. Ader vern Gras Jamansll ist in Fragen der Disziplin unerbittlich." ...iDie Thür öffnete sich. Kom mandorufe ertönten: Gewehr auf! Achtung, prüfentirt das Gewehr!" Die Mitglieder' des Gerichtshofes traten ein. Ihre Gesichter schienen un beweglich. nur der Oberst war blaß wie eine Kalkwand. Im Namen deS Gesetzes!" Die Stimme des Vorfitzenden, die zuerst etwas gebebt hatte, gewann an Sicherheit und Kraft, als er zur Ver kündigung des Urtheilsspruches schritt, Auf die Frage, ob der Angeklagte schuldig fei, erkannte der Gerichtshof mit Stimmenmehrheit auf Nein! Deshalb spricht das Kriegsgericht den Angeklagten Kaczmarek frei und ordnet an, daß ihm dieses Urtheil sofort vor der Front verlesen weroe. Dann ist der Angeklagte in Freiheit zu setzen." Im Kasino bildete Abends das Ur theil des Kriegsgerichts in Sacken Kaczmarek" den ausschließlichen Gegen stand der Unterhaltung, weil dasselbe alle verblüfft hatte, welche die Strenae des Oberst .Zamanski kannten. Als derselbe eingetreten war, meinte einer der Ossiziere: - Herr Oberst, der heutige Urtheils spruch schwächt den Ruf ihrer Strenge sehr ab." Das wußte ich." erwiderte der Oberst, aber ich wollte es so. Zuerst oeiracyiere icy oen Angeklagten für ver loren. Da erzählte ich den Mitgliedern . 8 Tl - X las. k fr. p v w. es Wericylsoores eine Ge cv,ate. und dadurch erreichte ,ch einen Freispruch Wenn Sie wünschen, meine Herren ameraoen. o werde tck bnen die We. scyicyte erzählen." AIs alle Anwesenden um die Wieder. holung baten, begann der Oberst: Bor etwa sllnsundzwanna ?labren dienten in einem HusarenRegiment drei junge Unteroffiziere, welcke eben die Unteroffizierschule verlassen hatten. Natürlich glaubten alle drei felsenfest an eine glänzende Karriere. Sie stan den unter dem Kommando des Haupt mann Jwanowoff, eines außerordent lich strengen Offiziers. Unter seiner Strenae litten alle seine Untergebenen, vor allem aber jene drei Unteroffiziere, welche er weaen ihm Intelligenz und ihrer Hoffnung auf bal diges Avancement haßte. Die aan,e Schwadron wartete nur aus diese Ge legenheit. sich diesen entsetzlichen Leute schinder abzuhalftern, der sich sogar be mühte. Veranlassungen zu Strafen auSzusinnen. wenn er solche nicht finden ßt Ctl )k..: Ui.t:: . konnte. Die drei Unterosfinere. welcke e der Hauptgegenstand deS Hasses dieses ivannwigigen yauptmanneS waren, lebten nur in dem einen Gedanken- kie ---- mußten die Wc't d?n ticsem Tyrannen befreien, sie Mieten ihn töoten. DaS erschien in ihren Äraen all ein stcdot der Z?!ci:Ulichklit ibrrn Kameraden eciknüder. TaS Lo?S sollie enlscheidkn. i5S fiel auf den Jüngsten untei ihnen, einen prächtige, kaum 22 Jahre alten Bur fchen. (im ruhiger, klarer Blick blitzte auS seinen Augen, als er die Entschei dung vernahm. Ich füqe mich!" ver sicherte er mit fesler Stimme. Gegen Abend verließ er die Kaserne, nachdem er unter dem Mantel eine Pistole verborgen hatte. Er ging ohne Zögern in die Wohnung des Haupt mann?. Ein Zufall fügte es. daß ihm dieser auf sein Läuten selbst die Thüre öffnete. Der Unteroffizier setzte ihm. ohne ein Wort zu verlieren, die Pistole auf die Brust, drückte ad und erschoß seinen Vorgesetzten. Tann stellte er sich selbst der Behörde. Die Stimme deS Obersten bebte. Schweißtropfen waren auf feiner Stim getreten. E? fuhr sich mit der Hand über die Augen und fuhr dann mit ge dümpfter Stimme fort: Nach Verlauf eine? Monats wurde dieser heldenhafte Jüngling erschossen. DaS ganze Regiment war enipört über den Urtheilsspruch. AlS der dem Tode Geweihte vor den zur Exekution kom mandirten Soldaten stand, komman dirte er mit unverhüllter Brust und mit hoch erhobenem Haupte: Feuer! Diese .Gnade" war ihm gestattet worden. Der zweite der Unteroffiziere fiel nach zehn Jahren an der Spitze seiner Schwadron, der dritte war ich. Diese Geschichte habe ich heute den Mitgliedern deS Kriegsgerichts erzählt. Taraufhin wurde der Angeklagte frei gesprochen. So, meine Herren Käme raden, wenn Sie eS über ihre Herzen bringen, so verurtheilen Sie mich!" Shret die Jrau ! Aus Montreal (Kanada) schreibt man der Frkf. Ztg.": In dem vor Kurzem veröffentlichten Buche über die noch heute blühende HudsonS Bay Company, das auf Grund alter Gesellschaftsbe richte und Dokuniente zusammengestellt ist. lesen wir auch manches Interessante über die Indianer von dazumal, na mentlich über daS Verhältniß der Frau (Squaw) zum Manne. Daß der In dianer die Frauen fo ziemlich AlleZ arbeiten läßt, ist ja im Allgemeinen wohl bekannt. Sie mußten Fallen für die kleineren Pelzthiere, wie Hermelin. Marder. Iltis, zc. stellen und hatten auch die erlegte Beute der Jäger an Elch, Bär. Hirsch und Büffel von der Schußftelle nach den oft weit entfernten WigwamS zu schleppen, sie auszuweiden,' abzuhäuten, während die Männer rau chend zufammensaben und nichts thaten -Dabei verlangten diese Herren der Schöpfung" noch, daß ihnen die deli kateften Bissen für ihren Gaumen reservirt wurden. Was der Indianer vom Werthe der Frau dachte, daS erzählt ' unS ein alter Häuptling. Matonabbee. wie folgt: Als im Jahre 1770 der Beamte der Hudson Bay Company, Samuel Hearne, ausgefandt wurde, um den mysteriösen Great River, dessen Ufer reines Kupfer sein sollten, zu ent decken, hatte er das Pech, unterwegs am Churchell River stecken zu bleiben und wurde gezwungen, umzukehren: auf dem Wege traf er den freundlich gesinnten Häuptling Matonabbee; ihm klagte Hearne seine Noth und erhielt als Ant wort folgende Belehrung : Wenn Ihr Männer alle schwer bepackt seid, dann könnt Ihr nicht jagen und rasch vor wärt? kommen; und selbst wenn Euch daS Jagdglück wohl will, wer soll die Beute schleppen? Dazu sind die Frauen da, sie sind zur Arbeit geboren, eine von ihnen trägt mehr als zwei Männer! Außerdem haben die Frauen die Zelte aufzuschlagen, sie bessern unsere Klei dung aus und sorgen Nachts dafür, daß die Feuer nicht ausgehen, mit einem Worte, weite Reisen in diesem Lande find ohne weibliche Hülfe nicht, durchzu führen. Obgleich die Frauen nun AlleS zu arbeiten haben, kosten sie uns nur sehr wenig, denn da sie ftets auch unsere Köchinnen find, so ist es für sie zu Zeiten, wo Schmalhans Küchenmeister ist, ge nügend. wenn sie sich zur Befriedigung ihres Hungers ihre Finger ablecken können." So sprach die alte Rothhaut, und die mußte es wohl ganz genau wissen, denn wir lesen in dem erwähntem Buche, daß der Häuptling Matonabbee acht Frauen sein Eigen nennen durfte. mn Btklwtr Schulmädcht über Wie. Im B. L.A." theilt eine Lehrerin nachstehenden Aufsatz eines Schulmäd chens mit. der das Thema Wien be handelt: Wien ist die Hauptstadt von Ester reich, dieselbe liegt an die Dohnau, die ein sehr großer und schöner Fluß ist und von Ufer umsäumt wird die viele Naturschönheiten haben, wie sie an die Hasel bei Potsdam und Wannsee und Schlldhorn unsere Augen die sich an ihre Herrlichkeiten ergötzen, entzücken wenn wir mit den Dampfer dieselben hinauf fahren. In Wien wohnen die Wiener was ein freundlicher Menschen schlach ist und schöne Baulichkeiten, die in neue Straßen die breit und mit Bäume reich bepflanzt sind stehn und viele Parks wo der größte der Prater heift und in Berlin die Hasenhaide ge nannt wird. Der Kaiser von Wien beift Franz Joseph und lebt mit uns in Dreibund."