Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 07, 1900, Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    1
inc pfiruftf ahrt.
H u m r I k s o n ?i. r i j.
Meine Stau ist ein lieber, kleiner
Zkacker. und wenn sie so recht nclt bittet.
so schlage ihr ein Andere: etwas ad, ich
kann ti nicht.
Lies sollte mir neulich AbendZ wieder
klar werden, alS ich ziemlich verdrieß
lieh aui dem Bureau zurückkehrte. Lieb
lich umfächelte der Tust gedämpfter
Nieren und Rabmkartöffelchen mein
ieckoraan beim Eintritt in meine
Wohnung, und ein gut Theil Hebens
würdiger gestimmt, lehnte ich mich nach
vollbrachtem Mahl in meinem Arm
ftuhl zurück und sah dem Frauchen zu.
wie sie so flink den Tl ch aufräumte,
Ei. da kriegte sie mich unversehendS
sackt am Odrlövvchen zu satten und
sprach mit ihren sanftesten Tönen:
.WaS meinst Tu. Schad, wenn wir
Pfingstmontag zur Nebelhöhle gin
gen?" .Zur Nebelhöhle?" echote ich ge.
dehnt. Hatten wir doch für meinen
demnächst zu erwartenden Urlaub einen
Ausflug in den Schwarzmald geplant,
und da galt es nun für den
Moment ungewöhnliche Ausgaben
thunlichft zu vermeiden. .Nun ja,"
fuhr meine Frau in leichtem Tone fort,
.warum sollten wir nicht? Kosten würde
ti uns ja außer dem Reisegeld so gut
wie nichts. In Pfullingen besuchen
wir die lieben Verwandten, denen wir
ja so wie so schon längst einen Besuch
schulden, und nehmen dort das Früh
stück. Für Mittag und Vesper wird
ein gediegener Kalbsbraten mitgenom
men. Abends gehen wir wieder nach
Hause, oder wohin Du willst."
Ei ja, die Idee fing nun an auch
mir ungefährlich und plaifirlich zu er
scheinen. Und so sügte es das Schick
sal, daß wir am Pfingstmontag mit
dem ersten Zug auS Stuttgart in das
malerische Echatzthal abdampften. Wir
langten in Pfullingen, dem durch
Hauffs .Liechtenstein" bekannt ge
wordenen Städtchen, zu angemessener
Frühstückszeit und entsprechender Em
pfänglichleit für dasselbe an.
Trotz dräuender Wolken steuerten
wir frohen Muthes dem gastlichen
Hause der Verwandten zu.
.Aber mit dem Donnerworte ward
uns zwar nicht aufgethan," sondern
von einer freundwilligen Nachbarin
über den Zaun herüber zugerufen, daß
die Herrschaften sich schon längst nach
Nebelhöhle und Lichtenftein aufgemacht
hätten.
.Der Herr Onkel Finanzrath mit e
mahlin und Tochter und fünf Söhnen
find gestern Abend noch gekommen und
können die Hitze nicht vertragen," fügte
ne vertraulich hinzu.
.Hitze?" dachte ich erbost und schaute
vergeblich am Himmel nach dem klein
ften Sonnenstrahl aus. konnte aber
weiter nichts thun, als mit meiner
besseren Hälfte in eine Herberge zu
wandeln, um dort den nothwendigen
anee in uns aufzunehmen.
Aber die Gattin parirte die leisen
Hiebe mit engelhafter Sanftmuth, und
so nahm ich denn ergeben den gar nicht
leichten Kalbsbraten wieder auf und
wallte zielbewußt mir ihr auf die
Wenn," jenem zwischen Pfullingen und
Nebelhöhle belegencn Höhepunkt, der
waldumsäumt, willkommene Rast und
herrliche Aussicht bietet. Dort gedachte
ich mich eines Theils meiner Last zu
entäußern.
Ach! ES war anders beschlossen. Bis
wir hungrig, durstig und ermattet
droben anlangten, hatten sich die
Schleusen deS Himmels geöffnet. Der
Regen goß in Strömen nieder und
machte einen Aufenthalt weder auf den
dort aufgeschlagenen Bänken, noch auf
dem grünen Teppich der Natur zur an
muthenden Gelegenheit.
Meine Lebensgefährtin selbst war
angesichts dieser Umstände etwas nach
dentlich geworden und meinte, wir hüt
ten besser daran gethan, die Bahn bis
Honau zu benutzen. Doch schloß sie
tröstend: Auf alle Fälle winkt uns ja
im Lichtensteiner JorfthauS noch eine
Zuflucht. Dort, in der gemüthlichen
Wirthsstubc, trinken wir dann etwas
und essen dazu unser gutes Brätlein."
Brätlein" wagte sie heuchlerisch die
giei chma e zu nennen, welche mir
nachgerade wie Blei an dem Riemen
hing.
Unter fortwährenden Regengüssen
kamen wir endlich bei der Nebelhöhle
an und durchwanderten unter fortge
fetztcm innerlichen Raisonniren meiner
' seits das, zwar vom Geist der Poesie
und Geschichte durchwehte, sonst aber
recht schmutzige Loch. Und ich konnte
nicht umhin den weiland Herzog Ulrich
von Württemberg stark um seine gute
Konstitution zu beneiden, die eS ihm
möglich machte, so lange in dieser, zur
Erzeugung von Rheumatismus mehr
als geeigneten, unkomfortadlen Wohn
gelegenheit auszuharren.
Von gemüthlichem Sitzen über der
Höhle, unter den rauschenden Wald
bäumen und inmitten einer fröhlichen,
singenden, tanzenden, essenden Gesell
schaft, wie dies sonst bei lachenden
Sonnenschein so Überaus reizvoll und
allgemein üblich ist, konnte natürlich
heute auch hier keine Rede sein.
Und nun das Forfthaus. zu dem wir
auf durchweichten Wegen, vorüber an
triefenden Waldbäumen, Pfützen durch
watend, Aussicht verachtend, gelangt
waren, gedrängt voll! Keine Maus
hülle darin mehr Platz finden können,
gcichnzkige denn zwei normal entwickelte
Äcnschenwesen.
Meine Frau, um die Situation eini
germzßcn zu retten, versuchte nun an
meine idealen Gefühle zu appelliren. in
dem sie aus den. in nächster Nähe sich so
zierlich und trotzig wie je erhebenden
Lichtenftein hinwies. Hauffs Manen
heraufbeschwor und ihrem Hunger zum
Trotz ganz poetisch wurde.
Ich aber, theurer Leser übe Nach
sicht! vermaß mich sie ein über
fpannteS Frauenzimmer zu nennen.
Nun wurde sie sehr still, ich auch.
und zum Hunger und dem verwünsch
ten KalbSbratengewicht gesellte sich noch
die nagende Reue.
In dieser Gemüthsverfassung lande
ten wir in Honau, dem idyllischen Ort
am Fuße deS Lichtenftein, allwo ich in
rubiaer Abaeleaenheit ein kleines
Kneivlein kannte, in da? ich nun die
aekränkte Gattin leiten und sie zu der
söhnen gedachte. Wo wir auch in Ruhe
den Braten verspeisen und die seither
erlittenen Enttäuschungen verwinden
konnten. Vorsichtig haftete ich an
Stephan Tröster, dem bekannten Gast
Hof mit seinen noch bekannterem Foreb
len vorüber; da trat ein furchtbar
patenter Reserveleutnant mit gleichfalls
höchst .chic" gekleideter Tarne am
Arm uns in den Weg. Em ehemaliger
Studienaenosse und Freund von mir,
fcetne Braut igrerieiiä nanerie au
meine mau zu. mit der ne ein t ,m
Katharinenftift Freundschaft geschlossen
zu haben vorgab. Letztere behauptete
übrigens hinterher, die besagte Braut
sei damals ein hochmüthiger Fratz ge
wesen. und ne hätten sich nicht au
stehen können.
Ungeheuer erfreut, natürlich auch
zu Tröster Forellen ?c. je." schwirrte
es mir um die Ohren, und ehe ich's
mich versah, befanden wir unS inmitten
einer eleganten Gesell chaft, ein solen
neS Mahl einnehmend, dessen Kosten ich
zähneknirschend überschlug, während
das silberne Lachen meiner Frau, die
in ihrem famoS sitzenden Lodenkoftüm
Furore machte, mir wie ein Hohn
klang. Ich hatte sie ein wenig im Ver
dacht, als wolle sie sich für das .übev
spannte Frauenzimmer" rächen.
Sich losmachen, das gab s nicht
Urlaub dagegen gab'S noch bis morgen
;o wurde ich armeS Opfer der Gut
müthigkeit sammt Frau und Kalbs
braten noch nach dem freundlichen
Städtchen Eninaen am Fuße der
Achalm geschleppt, wo die Gesellschaft
natürlich im ersten Gasthof nächtigte
und zwar ganz unbefangen wieder
höchst nobel zu Nacht speiste. Wir
auch.
Am folgenden Morgen sollte dann
gemeinschaftlich zum Uracher Wasserfall
gepilgert werden.
Mein Weib hatte, furchtbare Mlldig
keit vorschützend, etwaigen Erörterungen
meinerseits die Spitze abgebrochen, in
dem sie sich, nach vollbrachtem Souper,
sofort zurückzog.
Und da stand ich nun, den tückischen
Braten noch immer umgehängt, die
Schulter schmerzend von feinem Ge
wicht, das stets gewachsen zu sein
schien, zephyrlelcht dagegen das Porten
monnaie in meiner Tasche.
Ha! Die Wuth, welche sich seit heute
Morgen in mir angesammelt hatte, sie
mußte einen Ausdruck nnden. Eine
That, etwas Ungeheuerliches mußte ge
schehen!
Wie Aufmunterung meiner brüten
den Gelüste drang unheimliches, lang
gezogenes Hundegeheul aus dem nücht
lich schweigenden Garten herauf. Ah
Das gab eine Idee! '
Teuflisch lächelnd entnahm ich mit
raschem Griff den Braten seinem Be
hälter und warf ihn dem nächtlichen
Ruhestörer hinab. Ein freudiger, kurz
aufjauchzender Laut quittirte für die
Gabe, dann senkte sich vollkommene
tille über die Gefilde, und ich schlief,
unendlich erleichtert und ohne Reue,
den Schlaf des Gerechten.
Um vier Uhr Morgens weckte ich die
Gattin: Aus nach Urach!"
Jetzt chon?" prach sie eu zend.
machte sich aber dennoch rasch fertig und
zeigte sich willig den flotten Freunden
meuchlings zu entfliehen, wozu ich mci-
nerseits große Luft hatte. Ein luftiger
Vers fetzte dlefelben von unserem Vor
haben in Kenntniß.
Und so wandelten wir denn froh da
hin, den süßen Vogelfang, die würzige
Luft genießend. Hatte ich mit der
Bratenlaft doch auch meine üble Laune
hinausgeworfen.
Noch ahnte das Frauchen nichts von
der schwarzen That.
Aber ne ist solch ein gescheites
Weibchen. Sie würde mich schon der
stehen.
Und so saßen wir in wiedergewönne
ner. seliger Ruhe auf dem wunderbaren
Plätzchen oberhalb des Uracher Wasser
falls.
Alles Materialistische war von mir
abgefallen.
Wir schwelgten im Vollaenuß der
herrlichen Natur, die heute thaufrisch
im Sonnenglanz uns anlachte.
Da wurden Tritte hörbar. Ein
Fluchtversuch unmöglich, da schon ein
helles Gewand um die Ecke wehte.
Nein, es war rncht die elegante Ge
sellschaft. es war (ich wollte wahrhaftig
agen schlimmeres) es war Groß-
artigeres: der Bureauchf in Person
mit Gemahlin und reizvollem Töchter
lein. '
Mit holdseligem Lächeln näherte sich
der Gewaltige, gegenseitige Vorstellung
der Damen erfolgte. ' Dabei genirte eS
mich nur in etwas, daß die Augen der
drei sich konstant auf mein nunmehr
beraubtes Umhängetaschchen hefteten. !
dem ich durch darein gestopfte Papier
hüllen und zwei, beim Aufbruch er
ftandene Wecken einiges Ansehen ver
liehen hatte.
Wäre eS möglich, daß sie ahnten,
wußten?
TaS zwischen unS in Gang kommende
Gespräch hatte die beiderseitigen Erleb
nisse deS PfingftausflugS zum Thema,
und eS ergab sich, daß der Herr
Bureauchef lui -rnerne sammt Gemah
lin und Tochter hungrig waren wie die
Wölfe.
Die Armen! Sie hatten den Sonnen
aufgang bewundern wollen, hatten
hierauf Weg und Steg verfehlt und
irrten nun feit Stunden in Wald und
Feld umher, und hatten nichts zu nagen
und zu beißen. Wieder ein Blick nach
dem geschwellten Täschchen. Und mein
Weib verstand ihn.
Mit Feinheit und Grazie bot sie den
Braten an, ihn, der nicht mehr vor
Handen war. .So gieb ihn doch her,
Robert," sagte sie mit licbenswüldigcm
Eifer. O wie sehr bereute ich nun, sie
nicht früher in mein nächtliches Thun
eingeweiht zu haben!
WaS sollte ich thun? In abgebrochen
nen Sätzen, selb ein Bild deS Elends
erzählte ich der Gesellschaft, daß ich den
Braten einem Bedürfllgen gespendet,
der aus Hunger geheult hätte.
.AI o 0 haft Tu'S?" stand in der
krausen Falte auf der Stirn des Vieb
vermögenden zu lesen.
O, und meine längst begehrte, längst
erwartete Gehaltszulage! Meine
Frau, sonst die Mildthätigkeit selbst
war wie vom Tonner gerührt. Aber
eS half nichts. Hin ist hin. Und so
mußten wir uns begnügen, den Hung
rigen den Weg zur nahrhaften oft m
Urach zu weisen, während ich etwas von
Verwandten murmelte und mit der
Gattin in einem Anwesen zweiter Güte
verschwand.
Ehe sich die Wolken auf ihrer Stirn
entladen konnten, begann ich mit einem
ehrlichen Bekenntniß meiner Missethat
Und es kam. wie ich vorausgesehen
hatte. TaS gute Weibchen begann zu
lachen, und schließlich gönnten wir
Beide dem Hunde den seltenen Fraß
Und alS wir Abends wieder ms
trauliche Heim eingerückt waren, eilte
sie zum Schranke und zeigte mir zwei
leibhaftige Goldstücke, die sie durch
kluges Haushalten erspart hatte und
nun zur bevorstehenden Schwarzwaldl
reife beisteuern wollte.
Also endete unsere Pringftfahrt.
Die Azoff-Diamanten.
Bon Paul Eberhard t.
Prinz Sergius Marazoff blickte ftirn
runzelnd auf den Brief in seiner Hand,
Sein Gesichtsausdruck war in diesem
Moment nichts weniger als angenehm
Das sonst so männlich schöne Gesicht
zeigte, daß unter der Oberfläche
Salonlöwen das wilde Tatarenblut
gährte die Bestie im Menschen. Seine
Augen funkelten geradezu dämonisch
,Warum sie mir nur immer von
Neuem droht." murmelte er zähne
knirschend. Sie weiß doch, daß das
keinen Eindruck auf mich macht."
Prmz Sergius lag das Schreiben
nochmals durch. Tann zerriß er es in
winzige Stücke.
Pah!" fuhr er fort. Was mache
ch mir aus Drohungen! Ich kehre doch
nicht mehr nach Rußland zurück. Ein
Glück, daß ich meine sämmtlichen
Güter mit Schulden belastete zu
onfisciren findet Väterchen da nichts
mehr! Nein, nein, hier in Paris bin
ich viel sicherer und da bleibe ich auch."
onneie ncy oie yur und ein
Tiener erschien auf der Schwelle.
Eine Dame wünscht Ew. Hoheit zu
prechen," meldete er unterwürfig.
Wer ist sie?"
Die Dame, die gestern den Brief
avgav. ösie bestand darauf, Ew
Hoheit zu sprechen"
Wirf sie auf die Straße!" donnerte
der Pitoz.
Jean kannte seinen Herrn, deshalb
war er auch an der Thür stehen aeblie
den. Wenn sein Gebieter sich in einer
olchen Stimmung befand, dann war
ihm alles zuzutrauen. Doch der Prinz
etzte schon etwas ruhiger hinzu: Laß
le eintreten."
Gleich daraus trat eine Dame von
eltener Schönheit ein. der man den
russischen TypuS auf den ersten Blick
ansah., .
So haft Du meinen Aufenthalt
also ausgeforscht, Maria?" begann der
Prinz.
Ich kannte ihn längst." erwiderte
sie mit eisiger Verachtung. Du wun
derft Dich gewiß, weshalb ich hier bin.'
Wundern? Nicht im geringsten!
Aber TU erreichst doch nubts!"
.Du haft die Diamanten hier?"
Offen gestanden: ja. Sie sind
wohl aufgehoben hinter Schloß und
Riegel. Du siehst, ich bin ganz offen!"
Diese Tugend mußt Du erst in
allerjüngfter Zeit gelernt haben! Ich
hörte. Tu wolltest die Azoff-Diaman
en auf dem Feft der Herzogin von A.
tragen?"
Stimmt! Ich gehe, als indischer
Rajah."
Die Maria" Genannte lachte zornig
auf.
Und doch sind diese Steine mein
Eigenthum so wahr, wie Du leider
mein Cousin bist! Meine Mutter gab
Dir dieselben auf ihrem Todtcnbette
mit der Bitte, mich aufzusuchen und sie
mir auszuhändigen!"
Wer sagte Dir das?
Meine alte Amme Urza. die zugegen
war, als meine Mutter ftarb."
So glaubst Tu dieser Person mehr
als mir?" .
.Ich glaube dem größten Spitzbuben
eher als Dir. SergiuS!"
Prinz SergiuS Augen schössen tückische
Blitze.
Höre mich an." sagte er rauh, seine
Wuth nur mühsam bekämpfend. Tu
warft eine Marazoff könntest heute
eine Fürstin sein, wenn Tein Kopf
nicht mit jenem Blödsinn über Freiheit
und Selbstbestimmung deS WeideS an
gefüllt gewesen wäre. Diesem Unsinn
setztest Tu die Krone auf. indem Tu
mit jenem simplen deutschen Arzt durch
branntest und ihn heiratheteft. Habe ich
recht?"
Gewiß. Ich habe daS noch nie be
reut!"
Hm. hm! Schön bist Du freilich
noch immer! Aber Deine Kleider ver
zeih, daß ich das sage sehen mir nicht
danach aus, als ob Tu im Ueberfluß
schwelgtest."
Wir find arm, feyr arm" er
widerte Maria Teinhardt gepreßt,
.Mein Mann ift schon feit drei Mona
ten krank. Ich küßte manchmal nicht,
wo ich daS Nöthigste zum Leben her
nehmen sollte! und ich bin nach Paris
gekommen, um mein Eigenthum von
Tir zurückzufordern!"
Tiamanten tm Werthe von einer
Million! Haha!"
Du weißt, daß sie mir gehören! Sie
waren persönliches Eigenthum meiner
Mutter! Wäre sie nicht so plötzlich
ftorben."
.Beweise das dann bekomm
Tu sie!"
Ich kann eS nicht! Sonst würdest
Tu diese Bemerkung auch nicht thun
Urza ift ebenfalls todt. Aber selbst
wenn sie noch lebte, würde ihre Au
sage der Deinigen gegenüber nicht in's
Gewicht fallen! Ich habe nur noch hun
dert Mark wenn diese ausgegeben
sind, dann weiß der Himmel, was aus
uns wird!"
Sergius trat an seinen Schreibtisch
und zog ein Checkbuch hervor. Mit
einem undefinierbaren Lächeln schlug er
es aus.
Eines Weibes Unterhaltung ift wie
ihr Brief die Hauptsache kommt im
Postskriptum. Genügen fünftausend
Mark?"
Marie Deinhardt antwortete nicht
Der Prinz füllte einen Check in dieser
Höhe aus und reichte ihn ihr. Mit
der größten Seelenruhe nahm sie das
Papier, riß es in Stücke und warf ihm
diese verachtungsvoll m s Gesicht.
Almosen will ich nicht, fondern mein
Eigenthum!" erklärte sie stolz.
Damit meinst Du natürlich die
AzoffTiamanten?"
Allerdings! Oder willst Du auch
fernerhin ein Dieb bleiben, Prinz
SergiuS Marazoff."
Die Wuth des Prinzen schäumte jetz
über. Erzeigte sich in seiner wahren
Gestalt: eine wilde Bestie. Eme nicht
wiederzugebende Fluth von russischen
Verwünschungen und Flüchen ergoß sich
über die vor lhm stehende Frau ein
Strom fo beleidigender, brutaler Be
schimpfungen, daß Maria sich entseßt
die Obren zubielt
Du Feigling!" meß ne endlich
athcmlos hervor. Das sollst Tu
büßen!"
Sergius lächelte abermals höhnisch
Sein heißes Blut hatte sich abgekühlt.
Rede keinen Unnnn! sagte er.
Was kannst Du mir anhaben!"
Du wirst es sehen!"
Pah! Nimm den Check und mach,
daß Du aus Paris kommst!"
Ich gehe." versetzte Maria kühl.
Was ich hier bezweckte, wirft Du später
erfahren."
Sie gmg. Als sie um die nächste
Ecke bog, gesellte sich ein junger, ele
gant gekleideter Herr zu ihr.
Nun, Frau Demhardt," fragte er
eifrig, sind Sie zufrieden?"
Vollkommen! Diesmal irrte ich mich
nicht! Sie haben die Schlüssel und die
Kostüme. Werden Ihre Freunde auch
zur rechten Zeit da fein?
Es ist alles m Ordnung. Das
Jnfcenesetzen der Komödie überlassen
Sie ruhig, mir. Besorgen Sie nur im
Voraus das Billet nach Amsterdam
Da? habe ich schon, ebenso eine Ver
leiduno. Es ist doch ein Glück, wenn
man gute freunde be lgt. oie sazau
pieler sind."
Die beiden lachten herzlich, schüttelten
ich die Hände und trennten sich.
Das Kostümfest der Herzogin A. war
im vollen Gange. Die Räume des her,
zoglichen Palastes waren dicht gefüllt.
Glänzende Toiletten, schöne Frauen im
herrlichsten Juwelenschmuck, kostbare
Blumen und eine Fülle elektrischen
Lichtes vereinigten sich, um ein zauber-
Haftes Bild wie aus dem Märchenlande
zu schassen. Unter den Herren ragte an
Schönheit sowohl der Erscheinung als
des Kostüms Prinz Sergius Marazoff
als indischer Rajah hervor. Sein
Turban und feine Tunika waren mit
Diamanten förmlich übersät. Unzählige
Augen richteten sich voller Neid auf die
blendende Erscheinung.
Der Morgen dämmerte bereits, als
Prinz Sergius auf den Stufen der Frei
treppe ftchend ungeduldig nach seinem
Wagen ausschaute. Er war nicht da.
,Besorgen Sie mir eine Droschke,"
herrschte er den Diener an.
Gleichzeitig als Antwort fuhr in die-
sein Augenblick eine Nachtdroschke mit
einem verschlafenen Kutscher heran. Der
Prinz stieg ein und schlug die Thür
hinter sich zu. Er war müde und fiel
bald in einen Haldschlummer.
Plötzlich fuhr er auf die Troschle
hielt die Thür wurde geöffnet und
der Lichtschein einer Laterne fiel iti den
Wagen. Ter Prinz erkannte sofort
daß etwas nicht in Ordnuna war. als
er sich vor einem riesigen Gebäude mi
vergitterten Fenstern befand. Am Ende
einer Treppe von etwa zehn Stufen be
fand sich ein mächtiges eisernes Tho
Ter Mann, welcher die Wagenthür ge
öffnet, trug dunkelblaue Uniform mit
zwei Reihen blanker Knöpfe und einen
Helm auf dem Kopfe
Ticselbe Kleidung trug
auch d
zweite, der die Laterne hielt.
WaS soll daS heißen?" braufte der
Prmz auf
Hoheit befinden sich vor dem Polizri
gefangniß. Ich habe einen Verha
tungsbefehl gegen Ew. Hoheit."
Verhaftungsbefehl? Lächerlich!"
TaS mag sein. Ew. Hoheit, aber i
muß meine Pflicht thun. Ich bitte Em.
Hobelt, mir zu folgen
Ter Prinz schäumte vor Wuth, stieg
jedoch auS. In demselben Augenblick
fuhr auch schon die Troschke davon und
Marazoff folgte den Beamten. Ml
lautem Krach fiel die eiserne Thür hinter
ihm zu. Er wurde in ein Bureau ge
führt, in dem ein Polizeiinspektor vor
einem riesigen Folianten saß und schrieb
Er erhob sich und verneigte sich höflich
vor dem Prinzen.
ES thut mir unendlich leid. Hohe
belästigen zu müssen " begann er,
Ich verlange vor allem zu wissen
weshalb man mich verhaftet," schrie ihn
der Prinz an. Lassen Sie sofort nach
meinem Wagen schicken
Höflich aber energisch setzte ihm der
Inspektor auseinander, daß das nicht
möglich fei. Tann las er ihm em
Schriftstück der russischen Polizeibehörde
vor.
Prinz SergiuS war starr. Wie d
meisten Russen der höheren Kreise, hatte
auch er einige politische Vergehen au
dem Gewissen, daß diese der Behörde
jedoch so haarscharf bekannt seien, wie
aus dem Verhaftungsbefehl hervorging
hätte er sich nicht träumen lassen. Wie
klug war er gewesen, daß er den heimath
llchen Boden verließ.
Aus diese Beschuldigung hin dar
ich doch nicht ausgeliefert werden!"
Das ift auch meine Ansicht, Hoheit
Morgen früh wird sich das gewiß auch
herausstellen! Aber bis dahin
Bin ich ein Gefangener!" unterbrach
ihn der Prmz zornig. Er raste und
tobte, doch es half alles nichts. Er sollte
noch Widerwärtiges ausstehen, sein
Geld, seine Papiere, seine Juwelen und
sem kostbares Schwert wurden ihm ab
genommen und in einen mächtigen
Schrank geschlossen
Die Sachen liegen hier ganz sicher,
Hoheit," sagte der höfliche Inspektor
Ich wünschte wirklich, ich hätte Hoheit
diese Unannehmlichkeit ersparen können
aber meine Pflicht "
Wuth im Herzen, em bitteres Lächeln
aus den Lippen, folgte der Prinz dem
Beamten über einen langen Korridor
Am Ende desselben öffnete der letztere
eine Thür und ließ den Prinzen in eine
Zelle treten, in welcher sich nur ein Felo
bett befand
Soll ich etwa diese Nacht in diesem
Loch zubringen?" stöhnte er.
Wir sind nicht auf so hohen Besuch
eingerichtet. Hoheit
Ohne ein weiteres Wort warf sich
Prinz Sergius auf die harte Matratze.
Als er erwachte, war es heller Tag.
Nach langer Zeit vernahm er ein Aus
und Zuschlagen von Thüren näher
ommende Schritte ein Schlüssel
wurde inS Schloß gesteckt die Thür
geöffnet und vor ihm stand fein
Pnvatsckretär Gerard.
Gott sei Tank, daß ich Ew. Hoheit
gefunden! rief der junge Mann
Ich fürchtete schon, Hoheit seien das
Opfer einer Verschwörung geworden
Ich bekam heute früh einen Brief
mit Angabe Ihres Aufenthaltsortes
welchem dieser Schlüssel beilag."
Aber ich bin doch im Polizeig'efäng
niß. Gerard !"
Keine Idee, Hoheit! Das Haus
diente früher als solches, steht jedoch
eit Monaten leer. Hoheit find das
Opfer irgend eines Komplotts gewov
den und diefes Geoauoe wurde zur
Ausführung benutzt. Hohelts Dia
manten "
ie haben recht, Gerard! Dieser
Verhaftungsbefehl war ein Spitzbuben
trick! Kommen Sie schnell dort ins
Bureau die Juwelen wurden dort ein
geschlossen."
Aber ach! Die unschätzbaren Azoss,
Diamanten waren verschwunden. Ter
Schrank stand offen Geld, Papiere
und das kostbare Schwert lagen noch
darin, sonst nichts.
Der Sekretär hatte wohlweislich
einen Anzug für seinen Herrn mitge
nommen, den dieser jetzt anlegte.
Schnell auf die Polizei!" keuchte
Sergius, dem die Adern auf der Stirn
dick angeschwollen waren. Vielleicht
erwischen wir die Halunken noch."
Aber selbst ein russischer Prinz kann
nicht alles erlangen was er will. Die
Polizei setzte zwar alle Hebel ,n Bewe
gung. um der verlorenen Diamanten
habhaft zu werden, aber vergebens
und zwar aus dem einfachen Grunde,
weil Prinz Sergius seinen Verdacht in
Bezug auf Maria Deinhardt klüglich
für sich behielt. Eine Erwähnung ihres
Namens würde eine Untersuchung der
Angelegenheit verursacht und dann
alle? an'S Tagctzlicht gefördert baden
ein Skandal wäre unausbleiblich
und die Diamanten dennoch, für ihn
verloren gewesen.
Noch ehe eine Woche verging, waren
die Tiamanten umgefaßt und nicht
wieder zu erkennen.
Maria hatte ihr Eigenthum zurück
bekommen! Ter Polizciinfpektor. die
Beamten und der Kutscher auS jener
Nacht sind spurlos verschwunden.
Marias Gatte erholte sich im Süden
und nimmt jetzt . mit seiner schönen
Frau eine große Rolle in der Gesell
schaft ein.
Ti Perle eines ehängte.
Schivarze Perlen gehören bekanntlich
zu den größten Seltenheiten und die
berühmtesten fünf großen schwarzen
Perlen der ganzen Welt befinden sich in
der englischen Krone. Lange Zeit ent
hielt diese blos zwei solcher Perlen, da.'
drei herausgebrochen und gestohlen
worden waren. Darüber, wie nun
eine von ihnen wiedergefunden wurde,
weiß das N. W. T." Folgendes zu er.
zählen: Vor langer Zeit erschien ein
einfacher Mann in einer Juwelenhand
lung in der Herrengasse in Pest und
holte auS seiner Tasche ein zusammen
gerolltes Stückchen Papier hervor.
Einer bet Commis schob den Sammet
fauteuil neben ihm zur Seite, damit
der schäbige Mann sich nicht etwa dar
auf fetzte. Dieser aber setzte sich unge
nirt auf einen anderen Lehnftuhl,
wickelte das Papier auf und nahm dar
aus einen kleinen schwarzen Gegenstand.
Er hielt ihn dem Juwelier hin und
fragte: Was ift das werth?" Tag
ist diel werth," antwortete der Juwe
lier, nachdem er den Gegenstand prü
send betrachtet hatte, daS ist eine
schwarze Perle, eine der größten Sel
tenheiten. Graue habe ich wohl genug,
aber eine solche von dieser Größe und
Reinheit nicht. Sie hat zwar einen
kleinen Fehler, einen Bruch, weil sie
einmal gefaßt war. trotzdem aber befitzt
sie einen hohen Werth. Wo haben
Sie diese Perle gekauft?" Ein Herr
will sie mir in Pfand geben. Sagen
Sie mir. was sie werth ist!" Ich weiß
es selbst nicht, denn sie ist eine aroße
Rarität." .Kann ich dafür zweihun
dert Gulden geben?" Getrost auch
das Dreifache." Wollen Sie die
Perle nicht selbst kaufen?" Ich nicht,
denn es existirt nur eine Firma in Wien,
welche sie weiter zu verkaufen im Stande
wäre, nämlich der Hofjuwelier Bieder
mann." Der Perlenmann entfernte
sich. TagS darauf erschien er bei Bie
dermann. der aber einen Polizftcn
holte und den Mann urretiren ließ.
Alsbald stellte sich heraus, daß der Per
lenverkäufer der Leibdiener des Grafen
Ludwig Batthany war. Ter Graf.
der 1849 hingerichtet wurde, hatte ihm
seine Busennadel mit der schwarzen
Perle geschenkt, bevor er den Todes
gang antrat. Nimm sie, diese schwarze
Perle kaufte einst einer meiner Ahnen
als glückbringenden Talisman, sie
brachte unserem Hause kein Glück.
Nimm sie als Andenken eines Ge
hängten!" hatte er hinzugefügt. Die
englische Regierung kaufte auf die Nach
richt des Juwelies Biedermann die
Perle des Gehängten" für 150.000
Gulden zurück.
Wie Nelson starb.
In Macmillan's Magazine" wird
zum ersten Male ein Brief von Sir
Humphrey Fleming Senhouse, der sich
in der Schlacht bei Trafalgar an Bord
des Conqueror" befand, veröffentlicht.
Er giebt eine lebhafte Schilderung deö
historischen Kampfes von einem Augen-
zeugen. Ueber Nelson s od wird da
bet Folgendes berichtet: Nelson wurde
von einem Mann vom Besanmaft des
Redoutable" durch eine Musketenkugcl
getödtet, die in den oberen Theil der
linken Schulter eindrang, zwei von den
Goldstangen der Epaulettes mitriß und
bis zu den Rückenwirbeln gelangte.
Der Thäter frohlockte nicht lange über
eine Heldenthat, feine Seele wurde so
gleich durch einen Schuß von Pollard.
einem Midshipman der Victory", in
die andere Welt befördert, um als ein
Vorbote der Ankunft des sterbenden
Helden zu dienen. Der Lord fiel hin.
als er verwundet war. und wurde so
gleich von Deck getragen, blieb aber bei
Besinnung und lebte noch zwei Stun
den darnach. Im letzten Augenblick
noch hatte er sein Vaterland auf den
Lippen, und er schien von keinen an
deren Erwägungen, als dem Ruhm des
Baterlandes und feiner allgemeinen
Wohlfahrt bewegt Er war sich wohl
bewußt, daß ihm der Tod nahe, und
aate, er sel sicher, daß sein Rückgrat
gebrochen war. Seine letzten Worte
waren: Ich sehe, dieser Tag wird ein
ruhmreicher sein, mein Schiff ist stark
beschädigt, und kann es noch mehr wer
den, aber streicht meine Flagge niemals.
Laßt es untergehen." Und bei semem
letzten Athemzuge sagte er noch: Anker,
Hardy. Anker!" als das einzige Mittel.
beschädigte Schiffe zu sichern.
Ans der Schule.
,Was ist Rhinoceros für ein
Ein Schimpfwort."
Lehrer: ,
Wort?"
Schüler:
Stoßseufzer.
Herr: Du bist bei Deinem Meister
in Kost und Pflege, nickt wahr."
Lehrling: Ja, so heißt eS wenig
,tens, die Koft ist aker so schlecht, daß
von einer Pflege überhaupt nicht die
Rede sein kann."
t