Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 24, 1900, Image 11

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    Js
Eine 5chreckcn5nacht.
tsidcn, rf John Ritsch. Csq..
Grober Neu York.
Miftn Editer'.
Tk war e Nacht. Mister Cditer!
Tik werd mich Zeit meines Lebens un
noch manche; Johr nachher gedenke.
Aber ti lirnrnt Alle? nor dun unregel
mäßige Lebenswandel
her. Wann Ich net
viel ze früh heimge.
limme wär (schun um
halwer Elfe), da mür
, Ich. wie eS gehäppent
I bot. üwmerhaupt noch
nich dagemese. un
wann Ich die richtige
Zeit (um halwer
Zwölfe) geiimme wär.
da hätt' Ich vielleicht
gar nix dervo gehört
un hätt' de ganze
Schreck net auSzestehn
gehatt. !
Also eS war letzte
Nacht.
Ich sein im Bett gclege un hcn
an nk TummeS gedacht, un tnoi yor
Ich mei Alti. TeS heißt. Ich hen se
gefühlt. Sie Hot Mich nämlich in
Rippe geftoße un Hot gesagt: John.
BörglarS!" Ich hen Mich umdrehe
un weiter schlafe wolle, dann wann die
Alti net jede Nacht wenigstens dreimal
sich eibildt. eS märn BörglarS im
Haus, dann iS eS e Zeiche, daß se net
gesund is. Ich hen amwer mei in
'solche Fülle übliches .Nansens" noch
net errauS gchatt. da fegt die Alti:
John, diesmal sein se merklich da,"
un im seimige Moment hör Ich k Weib
liche Stimm kreische: Mörder! Help!
RobberS! Dieb! PolieS! Mörder!"
Mister Editer, .in so eme Fall muß
sich die Kaltblütigkeit vun eme Mann
zeige. Ich hen Mich kee Minutte be
funne. Aagenblicklich hen Ich die Deck
üwmer mei Ohrn gezoge for ruhi
ger nachdenke ze könne, mas deS Beste
wär. in den Jntereft vun der Fämili
ze thun.
Statt mich ruhig überlege ze losse,
kreischt mer die Alti zu: John, die
BörglarS sein bei der Maud. Steh
auf. John. Tu wörscht doch Tei Toch.
trr net Mördern losse!"
Sei nor ruhig. Alti," sag Ich.
Ich werd Euch Alle säfe."
Während dem iS die Alti uffge
tfchumpt un Hot erst die ToorS gelockt
,un dann hat sie ihr großes Pocketbook,
mei große Teimond un de Watsch ge
säst, um se zum Fenster enauS in
de Back.?)ard ze schmeiße.
Ich hen in der Mienteim als nor
unner der Bettdeck drüwwer nachge
dacht. was der beste Weg wär, die
JSmili ze läse.
Jnzwische iS awwer deS ganze Haus
rebellisch gemorn. Ter Hund Hot ge.
bellt un in Kansequenz hawme die
sämmtliche Hund in der Nachbarschaft
mitgebarkt un geheult un gejault, als
wenn se derfor bezahlt kriege thäte, des
Baby vun der Malid Hot gekrische als
wann's am Spieß stecke that, die zwee
Sörvant-GörlS hen in ihrem Zimmer
gekrische, mei Sohn Johnny Hot in den
Top vun seiner schöne Stimm geschriee
J'll shoot" un Ich schieß", un mei
Aeltester, der Frcddy. Hot unner die
kräftigste Flüch geschriee. wann er
ergend Jemand im Haus sinne tbät,
that er em fei gottverdoppelte Neck
breche. Awwer auS fei Room is Nie
mand errauS.
Jetzt Hot awwer die Maud ihr Täk.
tickS geännert un Hot nimmer Mör
der" und BörglarS". sonnern Fire"
gekrische.
Wie Ich deS gehört hen. Mister Edi
ter, da war mei Entschluß gefaßt. Ich
hen die Toors wieder ufsgelackt un hen
rauSgekrische: Ihr Cowards, kimmt
doch auS Eure RoomS erauS!. Was
sörcht er Eich denn?"
Dann hen ich der Alti gesagt: säf'
die Teimonds!" un sein, wie ich war,
enauS. Zor Beruhigung vun die an
nere JnhäditänS hen Ich aach gekrische
Fire". so laut wie Ich gekönnt hen.
Ich hen an der Maud Jhrm Zimmer
vorbeigemußt un hen der Maud dorch
die Thür deS beruhigende Wort: Run
for your life" zugerufe un hen weiter
gewollt.
Die Maud Hot mer awwer zugerufe,
wann die Ma net glei zu ihr käm,
da thät se sterbe. Ich hen schnell ge.
fraßt, wo's brenne thät. Brenne thät'S
üwwerbaApt net. Hot se gesagt. Ich
hen schnell gefragt, ob BörglarS da
gewe wärn. No," Hot se gesagt, am
wer sie thät sterbe, die Ma soll kimme.
Mittlermeil war of course im ganze
'haus AlleS drunne un drüwwer ge
gange. ES war sörchterlich. Die weiße
Gestalte in die Nachtgewänder sein mit
Schreckcnsrufe üwwer die Treppe ge
huscht, der Freddy war im Hemd
erraus gerennt, for de Alarm ze gewwe.
un eS war, als wann der jüngste Tag
gckimme wär.
Ich hen die Alti gerufe- un se iS aach
nach einigem Zögern mit eme Kana
rienvogel erer Zahnbürft un drei
Stückcher selbstgemachter Waschseif an
gekimme. Des war Alles, was se Hot
rette wolle. Die DeimondS Hot se in
den Exseitment net sinne könne.
Sie Hot enei gewollt zu der Maud.
aber die Thür war zugesperrt. Sie
Hot der Maud zugerufe. sie sollt uff.
sperrn. Die Maud ,hot awwer gesagt,
sie könnt net uffmache, dann wann sie
deS. was sie in der Hand hätt, aus
loffe tbät. tbät sie erbe.
Mer hen also die Thür einbreche
müffe. ES is feinelli gelunge, weil der
-SD
V F '
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odnns. wo immer gerufe gehatt Hot,
er that schieße, wie er gedenkt Hot. es
wür'n BörglarS. sich mit em Hät'chct
bewaffnet gehatt Hot. T;S Hätichet hen
mer gejuft. sor die Thür ustzudreche.
Da S die Maud im Zimmer ge
anne. blaß wie Whitewaf!,. Mit zwee
Hünd Hot se waS gehalte. waS in ihrem
Nachthemd war. Sie Hot gesagt. eS
wär ei großes lebendiges Thier. ES
thät sich bewege. Die Alti Hot sich net
getraut. eS anzefaffe un Hot sich druff
beschränkt, der Maud .mW ze yelse.
DeS war, wo me, Heldcthum errei
gekimme iS. Ich faß also deS zesam
mengekneilte Hemd, wo deS Thier drein
war, an, awwer im seimige Aagcblick
Hot mich waS in die Hand geftoche. Ich
laß aus, die Maud Hot aach ausgelaße
un da süllt eS uff de Bode. Mer sei alle
Drei weggefprunge, weil mer gedenkt
hawme, eS is deS wilde Thier.
Wme Sie was eS mark E Ohr
ring! Den bot die Maud, wie sie
in'S Bett iS, abzenemme vergeffe. er iS
aus'm Ohr erausgefalle und wie sie
den Ohrring im Schlaf uff ihrer
Brust, gefühlt Hot. 18 te ungewacht.
Hot deS vermeintliche Thier in'S Hemd
gewickelt festgehalte und erst Mörder"
un BörglarS" un dann Fire" ge.
Irische.
Mer hen grad ansänge wolle, ze
lache, da gehte'S unne an der Hausthür
Amt klirr". Te ffiwTipartment war
da un Hot zor Einleitung deS french
Pläte-Glüb vun der Hausthür einge.
schlage un die Wasserhose die Treppe
eruffgeschleppt.
Ich war froh, daß die Alte es
ümmernmme Hot. deS Fire Tipart.
ment wieder auS'm HauS ze kriege. Ich
het des änyhsw net so schnell fertig ge
bracht. Bei der Alti iS eS amwer schnell
gegange. Wie die Feuerleut sie gesehe
un ihre Stimm gehört hawme, da sein
sie gemuvt.
An Schlaf war nimmer zu denke.
Ich hen Mich also angezoge und sein an
die nächste Eck. wo noch offe war, un
hen erzählt, wie Ich dorch mei Geistes,
gegemart un Kaltblütigkeit die ganze
Fämili gesüft hen.
Mit diesem Wunsche, sein Ich so lang
Mit RigardS
YourS , ,
John Ritsch, Esq.
Ein unheimliches Gastspiel.
Theaterhilinoreske von K. Pauli.
ES war in einer der größeren Mittel
ftädte Schlesiens. ' Tie Geschäfte fingen
bereits an. schlechter zu gehen, die Sai
son neigte sich ihrem Ende zu. Unser
Direktor hatte jedes Mittel versucht, den
bedenklich zum Srteaendleivenden neu
genden Thespiskarren flott zu erhalten.
Bedeutende Kunstgrößen vom Festungs
Theater in Glogau oder der Bergbühne
in Liegnltz waren ausgetreten, die de
liebtesten und talentirtesten Dilettanten
hiesiger Stadt" hatten mitgewirkt, eS
hatte alles nichts genutzt, selbst die so
beliebten Wohlthätigkeits . Vorstellun
gen. von denen die Hälfte der über die
Kosten eingehenden Summe den ftädtl
schen Armen zufiel, zogen nicht mehr;
woran allerdings das Bekanntwerden
des Umstandes, daß der Direktor diese
Hälfte nie einnahm, wesentlich beitrug
Ku. es sah recht schlimm aus. und
mit besorgter Miene sahen wir alle dem
Gagetag entgegen, als ein glücklicher
Zufall unS über alle Schwierigkeiten
der nächsten Zeit hinweghalf. Ter
Direktor erhielt nämlich für sich und
feine Gesellschaft einen ehrenvollen Ruf
an die Provinzial Irrenanstalt nach
Barbus. Die Gesellschaft wurde zwar
nicht aufgefordert, dort ständig ihren
Wohnfitz zu nehmen, aber es wurde
unS in Aussicht gestellt, den Monat
zwei oder dreimal in der Anstalt zu
aastiren. Ich muß gestehen, daß mir
der Gedanke peinlich war. Der Künste
ler hat schon genug unter dem Unveo
stand des verständigen Publikums zu
leiden warum an den Verstand von
Leuten appclliren, die denselben der
loren haben? Aber unser Direktor war
eine gewaltthätige Natur, da er für ein
anständiges Honorar im Stande ge
wesen wäre, im Zuchthause Komödie zu
spielen, und da ihm hier ein anständi.
geS Honorar geboten wurde, fo griff
er ohne Weiteres zu. ES handelte sich
nunmehr nur noch um die Wahl eines
Stückes. Der Direktor meinte durch.
auS. wir dürften nur Stücke geben, in
denen ein oder mehrere Geisteskranke
vorkämen, wie Wahn und Wahn
sinn," Lorbeerbaum und Bettelstab,"
König Lear' u. s. w., damit die Vor.
gänge auf der Bühne den zuschauenden
AnstaltS-Bewohnem verständlicher feien
und ihnen menschlich näher gebracht er
scheinen. Ich war nun wieder ganz
anderer Meinung, und zwar sowohl
auS ethischen wie aus künstlerischen Be
denken. Warum den Geisteskranken
durch Vorführung eines Irren Ge
legenheit zu Vergleichen geben, in denen
sie doch gewiß Sachverständige waren?
Auch schien eS mir äußerst unzart, die
Kranken durch Vorführung eines Lei
densgefährten an den eigenen Zustand
zu erinnern. Ich schlug daher dem
Direktor das Stück Irren ist mensch
lich" vor, deffen Titel zugleich versöh
nend" und lokalpatriotisch war. Dem
ganzen Streit machte endlich die An
ftaltSDirektion ein Ende, indem sie
einfach bestimmte, eS solle Der glück
liche Familienvater" gegeben werden.
Der glückliche Familienvater" ist ein
alter Schwank von Hörner, der aller
dingS auch Menschen mit geschwächtem
Denkvermögen verständlich ist. Ich
konnte mich mit dem Gastspiel durchaus
nicht befreunden und bat den Bühnen
leiter. mich von der Mitwirkung bei
demselben zu entbinden, eine Bitte, die
er mir rundweg auSschlug. ES half
nichts, ich mußte mit. aber ich bestieg
nur mit dem Gefühl größten Unbe.
haaenS und keimender Bangigkeit den
Wagen, der uns nach der Anstalt drin
gen sollte.' Für sensible Gemüther hat
der geistige Tod größere Schrecken als
der leidliche, ich war deshalb auch nicht
zu bewegen, an einem Rundgang, den
die Kollegen taktlosermeise durch die
Anstalt unternahmen, lheilzunehmen.
sondern zog mich in den uns zur Gare
rode angewiesenen Raum zurück, w ä)i
verblieb, biS das Zeichen zum Anfang
der Komödie gegeben wurde.
Die Bühne war m einem großen
Saale aufgeschlagen. Vor derselben
saßen in zwei Abtheilungen die Jnter
nirten der Anstalt. Tie Kranken,
welche auf der linken Abtheilung
faßen, trugen Anftaltskleider. die auf
der rechten Seite sitzenden aber gewöhn
liche Civilkleidung. Ich hielt diese
letzteren daher für die gutartigen Kran
ken, , diejenigen, welche Anftaltsklei
dung trugen, aber für die zur Tob
sucht neigenden.' Ein auf der Bühne
beschäftigter Wärter belehrte mich aber
eines Besseren.
.Tie in der Anstaltskleidung." sagte
er, find die. für welche die Provinz oe
zahlen muß. während die zahlenden
Kranken ihre eigene Kleidung tragen
dürfen. Tobsüchtige gibt eS unter bei
den. unter den zahlenden Kranken sogar
mehr als unter den anderen. Aber es
ist gar keine Gefahr, die Wärter sind
ja alle anwesend." .
Ja. der hatte gut reden keine Ge
fahr m einem Raum Mit ein paar hun
dert Verrückten! Ich blickte durch das
Loch im Vorhang diese Gesichter
schrecklich und da vorn saß einer auf
der zahlenden Abtheilung, ein großer
dicker Mann mit einem kurzen struppi
gen fchwarzen Vollbart gleich auf der
vordersten Stuhlreihe, der sah beson
derS gefährlich aus.
, Tas Stück begann. ' Ich hatte eine
komische Rolle zu spielen ach. mir war
gar nicht danach zu Muthe, ich gab mir
auch gar keine Mühe, ich hatte nur einen
Gedanken: Fort, fort aus Hiesem gräß
lichen Hause und vor allem aus der
Nähe deS gräßlichen Ticken mit dem
struppigen Bart!
Aber so wenig ich mir auch Mühe
gab oder vielleicht auch deshalb es
tonnte auch an den geringen Anforde
rangen der Zuschauer liegen noch
nie im Leben hatte ich in der Rolle so
gefallen. Ter Saal erdröhnte ordent
lich von dem nicht enden wollenden Ge
lächter, und besonders der große Ticke
auf der ersten Reihe war ganz außer
sich, er klatschte mir mit ein Paar furcht
baren Händen doppelten Beifall, und
glotzte mich mit seinen seelenlosen Au
gen ganz begeistert an. Mir wurde
immer banger. In den nächsten Akten
steigerte sich der Beifall noch der grüß
liche Irre war schon einige Male aufge
standen und einen Schritt der Bühne
hinzugetreten ich sah ihn bereits über
die Rampe springen der Angstschweiß
stand auf meiner Stirn, aber die Ge
fahr ging Gott sei Tank jedesmal vor
über. Dennoch war ich mehr todt als
lebendig, als die Vorstellung endlich
aus war. Um nur schnell fortzukom
men. ging ich selbst, das Anspannen
des WagenS zu bestellen; es gelang mir
auch, den Kutscher zu finden und ihn zu
bestimmen, gleich die Pferde emzusvan
nen. Glücklich, dem unheimlichen
Hause bald entronnen zu sein, eilte ich
nach dem Garderobenzimmer zurück;
schon sehe ich die gastliche Thür,von fern
winken, schon eile ich auf dieselbe zu. da
fesselt starres Entsetzen den schon geho
denen Fuß, kalter Schweiß sickert von
meinen schlotternden Gebeinen herab,
und krasser Schreck läßt jedes Haar auf
meinem Kopfe emporsteigen der
schwarzbärtlge Tobsüchtige ist aus sei
ner Zelle ausgebrochen und kommt mir
den Gang herauf entgegen. Schon
hör ich meine letzte Stunde schlagen, da
gelingt es mir, mich mit Riesenkraft aus
der fesselnden Erstarrung zu reißen,
meine geängstigte Seele durch ein lau.
tes Geschrei zu entlasten und den ge
bannten Fuß zu schleuniger Flucht zu
heben.
Allein is war unnöthig zu fliehen,
in nächster Nähe taucht die Rettung auf
auf. Zwei Wärter treten gleichzeitig
aus einer Thür in den Korridor.
Aufathmend sinke ich ihnen in die
Arme, mit dem letzten Rest meiner
Kräfte rufend:
Retten Sie mich vor diesem Tob.
süchtigen, der mich verfolgt, der nach
meinem Blute lechzt! - Packen Sie ihn.
binden Sie ihn, führen Sie ihn zurück
nach feiner Zelle!"
Aber nichts von, dem, was ich erbeten,
geschieht, im Gegentheil, die beiden
Männer richten sich stramm auf. und
während sie platzmachend zur Seite tre
ten, flüstert der eine mir zu:
Aber um Gottes willen, das ist ja
der Oberarzt der Anstalt!"
Schwimmende Monte Earlos.
Ein merkwürdiges, kaum glaubhaf
teS Gerücht, das in den letzten Jahren
jedesmal während der Saison oeS in
England so beliebten Jacht Sports
schüchtern aufzutauchen wagte, hat jetzt
endlich volle Bestätigung gesunden.
Ter Mitarbeiter einer bekannten
Londoner Zeitschrift, dem der Zutritt
zu den vornehmsten Clubs in der eng
lifchen Metropole gestattet ist. hörte
dort kürzlich etwas von .schwimmenden
Hbllen" munkeln und entschlossen, oer
-ache einmal auf den Grund zu kom
men, wandte er seine ganze Lieben?
Würdigkeit und Beredtsamkeit auf, um
einen Herrn, der mehr von der Angele
genheit zu wisien fchlen, als er anfangs
zugeben wollte, zum Sprechen zu de
wegen. Das Resultat seines .For
fchens" veröffentlichte der Journalist
allerdings ohne Nennung von Namen
u. f. w. in der ermähnten Wochen
schrift. Der betreffende Artikel, dem
wir die wichtigsten TctailS entnehmen,
wird entschieden große Sensation in
gewissen Kreisen der Millionenstadt er
regen.
Nur wenige der reichen und angese
henen Londoner Familien, deren Ober
Haupt, Sohn oder sonstiger naher An
verwandter mit der harmlosesten Miene
von der Welt ankündigt. . daß er auf
einige Tage sich einem kleinen Fach
ting Trip" anschließen wolle, um in
Gemeinschaft mit mehreren Freunden
und Bekannten ein wenig die erfri
schende Seeluft zu genießen, mögen eine
Ahnung davon haben, daß dle Aacht,
auf der die Herren die Vergnügungs
resp. Erholungsfahrt zu machen vorge
den, im Grunde genommen, nichts
Anderes ist. als eine schwimmende
Spielhölle, in der eS oft toller zugeht,
wie in dem berüchtigten Monaco.
Allerdings ist bisher nichts davon ver
lautet, daß diese skandalösen Zustände
jemals an Bord der .Pleasure Yacht"
irgend einer vornehmen englischen Fa
milie geherrscht hätten, wo sich Wirthe
und Gäste höchstens einmal bei schlech
lern Wetter mit einigen harmlosen Par
tien Whist die Zeit vertrieben. Dem
richtigen Hazard aber fröhnt man in
jenen, auf Tage und Wochen gemiethe
ten Jachien. die meist schon speziell zum
Roulette, Chemin de-fer, Backarat :c.
eingerichtet sind. Hier ereignen sich
wohl viel öfter als man ahnen mag,
die furchtbarsten Tragödien, die natür
lich so viel wie möglich verschleiert wer
den.
Da heißt es denn, daß Herr Soundso
durch einen unglücklichen Zufall über
Bord gestürzt sei, daß man seine Leiche
trotz aller Bemühungen nicht habe finden
können, und in Wahrheit hatte sich der
Bedauernswerthe,das Leben genommen,
weil er eine höhere Summe verspielt
hat, die ihm vielleicht nicht einmal ze
hörte.
Wie häufig mag ein junger Mann,
der eine größere Summe Geldes bei sich
fuhrt, dazu beredet werben, an einer
derartigen Yachting Party" theilzu
nehmen, und er entschließt sich dazu,
ohne eine Ahnung davon zu haben,
welchem Schicksal er entgegen geht.
Einmal an Bord ist er rettungslos
verloren; die Sorte Gentlemen," von
denen diese Fahrten arrangirt werden,
sorgen schon dafür, daß ihr Opfer ihnen
nicht entgeht, ohne gehörig geblutet zu
haben. Er kann Gott danken, wenn
er überhaupt noch so glimpflich davon
.kommt, und daß er reinen Mund hält
über feine Erlebnisse auf hoher See,
liegt auch nur in seinem eigenen In
tereffe. Ein junger Mann, der eornt eines
angesehenen GroßkaufmannS in Liver
Pool, besuchte im vergangenen Herbst
einen Londoner Club, der sich keines
besonderen Rufes erfreute. Hier lernte
er Leute kennen, die gerade im Be
griff waren, einen interessanten
Yachting Trip" in Scene zu setzen.
Mr. B ließ sich verleiten, die Par
tie mitzumachen und nachdem er zwei
Tage an Bord gewesen, hatte er rund
24,000 verloren. Er zahlte zwar
das Geld, hat aber doch nicht umhin
können, von der Sache ein. wenig zu
plaudern.
Die Entrepreneure dieser eigenarti
gen. vom Schleier des Geheimnißvollen
umhüllten und daher doppelt ansehend
erscheinenden Meerfahrten sind gewöhn
lich Börsenmänner, die durch waghal
sige Spekulationen große Verluste ge
habt und fo ziemlich visa-vis de rien
stehen, heruntergekommene Leute aus
der Gesellschaft und nicht selten auch
die Besitzer der Spiel-Yachten selbst.
Diese gehören oft zu den abgefeimtesten
Schwindlern, die sich unter falschem
Namen und unrechtmäßig zugelegtem
Titel in den verschiedenen obskuren
Clubs umhertreiben, wo sie ihre Opfer
einfangen.
ine Fr die mit ihrer Häklichkeit
tottttltU
war die Herzogin von Orleans, die
Mutter des Regenten von Orleans, der
Frankreich während der Unmündigkeit
uowlgs oes sunMynien regierre.
Sie schrieb über ibr eigenes Aussehen
und ihre Manieren folgendermaßen:
Don meiner frühesten Jugend an
wußte ich, wie gewöhnlich mein Aus
leben war. und ick liebte es nickt, daß
die Leute mich aufmerksam ansahen.
Ich gab niemals etwas aus oiietle,
denn Diamanten und Putz hätten
sicherlich die Aufmerksamkeit erregt.
EinesTages lachte die Gräfin SoissonS
herzlich über mich. Sie fragte mich
nämlich, warum ich niemals den Kopf
wendete, wenn ich beim Spiegel vorbei
ging, wie jede andere es that. Ich ant
wartete: Weil ich zu viel Eigenliebe
habe, um den Anblick meiner eigenen
Häßlichkeit zu ertragen." Ich muß in
meiner Jugend sehr häßlich gewesen
sein, ick batte kleine zwinkernde Auaen.
eine kurze Stupsnase und lange dicke
Lippen. ' Meine ganze Physiognomie
war durchaus nicht anziehend. Mein
Gesicht war breit mit dicken Backen, und
meine Fignr'war klein und untersetzt,
kurz ich war eine sehr häßliche Person.
Wenn ich nicht eine so gute Sinnesart
gehabt hätte, würde niemand mich er
tragen haben. Vielleicht gab eZ auf
der ganzen Erde nicht ein zweite? Paar
so häßlicher Hände, wie ich sie hatte.
Ter König , sagte mir das oft und
brachte mich dadurch zum Lachen, denn
ich war mir meiner großen Häßlichkeit
ganz bewußt und entschlossen, immer
zuerst darüber zu lachen. TaS gelang
mir sehr gut. obgleich ich gestehen muß.
daß eS mir häufig Anlaß zum Lachen
gab. WaS mich überraschte, war. daß
irgend jemand sich in mich verlieben
konnte. Ich war offenbar die hSß
lichste Frau am französischen Hof, und
doch war ich erst neunzehn Jahre alt
bei meiner Heirath! Ich fragte mei
nen Galten oft, oo meine Biiae ihn
nicht abstießen, und waS er in mir sah.
um sich in mich zu verlieben. Auf
meine Fragen habe ich nie eine befried!
gende Antwort erhalten, aber eS scheint
mir. dB andere Eigenschaften trotz
mangelnder Schönheit ihn angezogen
haben."
Vin Bürgt Rothschild's.
Ter Baron Rothschild in Paris
ging eines TageS an dem Laden eineS
Trödlers vorüber. TaS bunte Gewirr
der verschiedenartigsten Gegenstände er
regte seine Aufmerksamkeit, als er in
dem bunten Durcheinander einen alter
thümlichen Barometer entdeckte, der
auS der Zeit Ludwig? XVI. stammte.
Ter Baron, ein eifriger Liebhaber und
Kenner von dergleichen Kuriositäten,
beschloß sofort, den Barometer zu kau
fen. Ter Preis dafür betrug zwölf
Franken, und ganz erfreut über eine
so wohlfeile Erwerbung griff Roth
schild in die Tasche, um zu bezahlen
aber wie fatal, in der Eile und Zer
ftreuung hatte er zu Hause seine Börse
liegen lassen.
Nun. das schadet nichts, ich nehme
unter allen Umständen diesen Baro
meter." sagte er zu der Trödlerin,
schicken Sie ihn mir zu, ich bin der
Baron Rothschild, man wird Ihnen
das Geld in .meiner Wohnung ein
händigen."
Baron Rothschild? Kenne ich nicht,"
entaeanete die Trödlerin, und außer
dem schicke ich niemals den Leuten
Sachen zu. WaS bei mir gekauft
wird, mutz sofort bezahlt und mitge
nommen werden."
Jetzt stand der Börsenfürst völlig
verblüfft da. Aber er war gerade
guter Laune, und so belustigte ihn
dies kleine Abenteuer. Eben stand er im
Begriff, der Frau einige Ausklärungen
über seinen Stand zu geben, als er auf
der anderen Seite der Straße einen
Dienstmann vorübergehen sah. Er
winkte diesen herbei und fragte ihn
lächelnd: Wissen Sie vielleicht etwas
von den, Baron Roth chud r
Na, das ist eine sehr komische
Frage, das ist ja unser Geldkönig
Warum fragen Sie mich aber dar
nach?".
Weil die Frau ihm soeben einen
Kredit von zwölf Franken ver agt hat,"
sagte Rothschild, auf die Trödlerin
zeigend.
Ist das wirklich wahr. Frau La
moine?" rief der Dienstmann.
Ja freilich, man kann doch eben
nicht lle Welt kennen." erwiderte die
Trödlerin ganz trocken. Sie aber
kenne ich, und wenn Sie mir dafür
garanttren wollen
Bei diesen Worten unterbrach der
Baron die Frau durch ein herzliches,
langanhaltendes Gelächter, und dann
sagte er, sich an den Packträger wen
dend: Nun gut, wenn Sie die Bürg
schaft für mich übernehmen wollen, fo
gehen Sie einmal vor allen Dingen,
mir einen Wagen zu holen, und dann
tragen Sie diesen Barometer in meine
Wohnung."
Ter Tienstmann ließ sich das nicht
zweimal sagen. Er beschaffte rasch den
Wagen und eilte dann mit dem Baro
meter in das Hotel des Geldfürsten,
wo er für das übernommene Risiko",
wie Rothschild sagte, reichlich belohnt
wurde.
Immer derselbe.
Arzt: Ihr Sohn hat den Arm ge
brochen, Herr Professor."
Mathematiker: So. so ist's ein
rechter oder unrechter Bruch?" '
Aus der aferne.
Wachtmeister (zum Retruten in der
ReitSchule): Gemeiner Müller, Sie
rutschen auch auf ?lbrem Pferde herum
wie die Butter auf einer warmen Kar
toftel!"
' N?idersxruch.
A (auf der Straße sich von einem
Bekannten verabschiedend): .Vielleicht
lassen Sie sich 'mal so weit herab, und
besuchen mich mal in meiner ärmlichen
Dachwohnung!"
Bezeichnende Auskunft.
Seppcl: Vata, was ist dös, a Leib
gericht?"
Bauer: TöS is immer z'wenig!"
Nicht schüchtern.
Darf ich Ihnen eine Cigarre an
bieten?" O. bitte, sogar mehrere, wenn es
Ihnen Vergnügen macht!"'
Leute, welche am häusigsten über ihre
Fehler reden, sind von ihren Vorzügen
am festesten uverzeugl.
Angemeffen.
Hausfrau: .So eine Frechheit! Auf
Ihre Rechnung schreibt der Schuster
.Hochwohlgeboren" und auf unsere
.Wohl geboren" !"
Dienstmädchen: .Ja, Madam, Ich
bezahle meine Rechnung aber auch
immer gleich!"
Rcksernentcsblüthe.
Sergeant: .Mensch. Sie verderben
mir mit Ihrem ' Vollmondgesicht die
ganze Front. Bei Ihnen muß betreffs
Ihrer Visage bei der Geburt eine Ver
wechselung stattgefunden haben."
Eine liebenswürdig Freundin.
Davon ist kein Wort wahr, daß
mein Mann unfreundlich ist! Er nennt
mich feinen Schatz, sein Mäuschen,
Herzblättchen und was weiß ich!"
.Ja. la. ich lenneihn genau: wenn
er will, kann er charmant sein;
wart' aber nur. bis er Dir einmal
ordentlich die Wahrheit sagt!"
Au'.
.Sie haben aber eine kolossale Aehn
lichkeit mit dem Herrn Hubcrmüller."
Ja, der bm ich selber."
.Ah, daher die Aehnlichkcit!"
vergnügte Auffassung.
Schulze (der nach Mitternacht be
trunken nach Hause kommt, als ihm
seine Frau den Stiefelknecht wüthend
entgegenwirft): Danke, liebe Marie,
danke vielmals, sehr liebensmürdlg von
Dir, daß Tu mich nicht erst den Stie
felknecht suchen läßt," , '
Neues Wort.
Der reichen Erbin haben ihre Eltern
auch einen prächtigen Palast hinter
lassen?"
Jawohl, die ist erblich be palastct."
Billiges verlangen.
Sie, Hausmeister, ersuchen Sie doch
die Partei im ersten Stock, sie möge
zumindest morgen nicht Klavier spielen,
denn da ist mein Geburtstag."
Bitter.
Gattin: Angenommen, wir beide
würden auf eine wüste Insel verschla
gen, was würdest Du da zuerst thun?"
Gatte: Ich würde versuchen zu ent
fliehen."
Beruhigende Auskunft.
Gast: Frau Wirthin, wo bleibt der
bestellte Kaffee?"
Sächsische Wirthin: Gleich, mei"
Kutester, mei' Jüngster mahlt schon die
Bohne."
Kritik.
Erster Soldat: .Nun, waS für eine
Meinung hast Du von Deinem neuen
Schatz?"
Zweiter Soldat (eine Wurst hervor
zeigend): Ich weiß noch nicht, hier ist
das Rezensionsexemplar."
Zufrieden.
A: Hatten Sie nicht auch einst ein
Klavier?"
' B: Doch, meine Frau hat eins in
die Ehe mitgebracht."
A: Waren Sie damit zufrieden?"
B: O, es hat sehr gut ge
brannt!" Böse Ahnung.
Vater der Braut inachdem er dem
Bewerber die Hand seiner Tochter zu
gesagt hat. plötzlich aufmerksam wer
dend): Donnerwetter, Sie schwitzen
ja. . . . haben Sie vielleicht auch
Schulden?"
Im Gemeinderath.
Gemeindevorstand: Herr Lehrer
Müller bittet die Gemeinde um An
schaffung einer Rechenmaschine."
Schulze: Nee, da wird nischt draus.
Das wäre so was, der Lehrer 'geht
draußen spazieren, drinnen läßt er die
Maschine mit den Kindern rechnen."
Dichtertrotz.
Was? Nachdem das Publikum all'
Deine Stücke ausgepfiffen, willst DU
doch wieder eins schreiben?
Jawohl r Ich will doch 'mal sehen,
wer es länger aushätt!"
2 so, ,
Aber, Fritz, wie siehst denn Du
aus?"
Der Müller Karl hat mich in den
Treck geworfen!"
Dummer .?klinae. warum bist
Dir denn das gefallen lassen? Hätt'st
ihm doch eine Ohrfeige gegeben!"
Gemüthlich. ,
..Sag' 'mal. Sans, bist Du immer
hübsch artig, oder bekommst Du auch
wohl Schlüge?" (Und Hans nickt ver
schämt.) Wer schlägt Dich denn am
meisten, Papa oder Mama?"
Das ist verschieden wer eben g'rad
Zeit hat!"
Leine Spekulation.
Was. trotz Deiner vielen Schulden
schaffst Du Dir auch noch ein ?itnm.
" - ? 7 M v
bil an?!"
Eben deswegen! Da kommen mir
die Gläubiger nicht so leicht nach!"
Beim Tonsorial Artist.
Barbier (zu einem Kunden, den er
schon über eine halbe Stunde unter den
Händen hat): 'n bischen Pomade ge
sällig. oder 'n bischen Oel?"
Kunde: Nä. danke, aber 'n bischcn
schneller!"