Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 10, 1900, Image 12

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    Sein Drama.
$Kifl:frönit JJoBfUrtM von U. Randolsh
Lichneid. automutt uevkrieung
von t. Bilmar.
.Blanche. Blanchk. es ist angenom
men!"
Mit diesem Ru'e stürmte erregt.
freudestrahlend ein junger Mann
das kleine, ärmliche Gemach. Und
nicht nur angenommen." fuhr er froh
lockend fort, .sondern morgen rnor
o(n schon soll die erne Prooe pairnn
den. Kind. Liebling, denk' doch nur
Clairdon meint. eS wird Sensation er
regen, gerade an solchen Stücken man
aklte e idm. Ist das nicht herrlich
Blanche? O, mein HerzenSmeib, nun
lebe, kämpfe nur noch ein wenig ian
an. ?in einem Monat werden wir
reich sein, und dann bringe ich Dich
nach dem underthätigen Süden, dessen
we die. m Ide Lütte Dir neue eoens
kraft verleiben und frische Farben au
Deine Wanaen Zaubern werden. BiS
dahin, meine Blanche. sei tapfer und
andbakt. damit Dein theures Leben
uns erkalten bleibt."
Eine jähe BlutweUe hatte daS ab
zehrte, bleiche Antlitz des Ironien ym
aen WeibeS Uderftoaen.
.Jft'S wahr, wirklich wahr?" flü
Berte sie mit aufleuchtenden Blicken,
während sie eine rebellische Locke auS
der Stirn strich. .Komm, setze Dich
zu mir und erzähle mir Alles. O. ich
. wukte ia. dak Du reüsftren würdest
babe ich' Dir nicht immer gesagt. Und
wann soll die Aufführung stattfinden?
, l nrr t tT1 ?
.n zwei vls drei Wvcyen. vnair
don saat. das Stück käm ihm jetzt ge
rade gelegen. Die Rollen find bereits
besetzt und morgen findet, wie gesagt.
d e erste Brode natt."
.ES ist fast ,u schön, um wahr zu
lein." flüsterte Blanche matt.
.Aber eS ist und bleibt dennoch
wahr, entaegnete er zärtlich. .Denk
doch nur. Schatz, was wir uns dann
alles leisten können, und wenn eS sich
auch nur einen Monat auf dem Repev
toire halten sollte. Und vor allen Din
gen können wir dann den Doktor be
zahlen und die Zimmermiethe und Dir
neueS Leben und Gesundheit kaufen,
mein Weib. Ach, wie froh, wie glück,
lich bin ich!"
Wie lange hatte sie ihn nicht mehr
so fröhlich lachen gehört!
..Edgar." bemerkte sie. wollen wir
Mrs. Lupin von Deinem Erfolge in
Kenntniß fetzen? Dann weiß sie, datz
wir bald im Stande sein werden, sie
zu bezahlen."
.Natürlich. Mrs. Lupin, Mrs. 2u
Pin, können Sie nicht einen Augenblick
herkommen? Ich möchte Ihnen etwas
sagen."
Die Treppe krachte unter den zwei
Centnern MrS. LuplnS, deren umfangl
reiche Gestalt gleich darauf den Thür
rahmen füllte.
.MrS. Lupin." begann Edgar, ich
habe Ihnen etwas Angenehmes mitzu,
theilen. Sie "
Na, das freut mich, Sir." untev
brach sie ihn sauertöpfisch; denn nach
dem Sie mir schon dreizehn Wochen die
Miethe schuldig geblieben sind, ist eS
nachgerade die höchste Zeit, daß ich 'mal
was Angenehmes zu hören kriege."
Besorgt flog EdgarS Blick zu dem
Lager der Kranken hinüber, deren blasse
Wangen noch um einen Schein bleicher
schienen.
Mrs. Lupin," fuhr er fort, .Sie
haben uns außerordentliche Güte und
Nachsicht bewiesen, obwohl unsere der
zeitige Zahlungsunfähigkeit Sie gegen
uns eingenommen haben muß."
Durchaus nicht, Sir, durchaus nicht.
Armuth ist kein Verbrechen, sonst süße
halb London im Zuchthaus."
Daher uls Beweis unserer Dank
barkeit sollen Sie die Erste sein, die
etwas von meinem Erfolge erfährt.
Das Drama, das ich kürzlich vollendet,
ist angenommen worden und soll in un
gefähr drei Wochen am Royal-Theater
zur Aufführung gelangen."
Und mein Geld." fragte Mrs. Lu.
Pin trocken.
Sie können sich fest darauf verlas,
sen. daß Sie es demnächst erhalten,"
versetzte Edgar enttäuscht.
Das freut mich zu hören. Un wenn
das Alles ist. kann ich ja wohl wieder
gehen. Ich habe große Reinmacherei!"
Freude und Stolz über des Gatten
Erfolg schienen Blanche mit neuer Le
benskraft zu erfüllen. Ihre Augen
leuchteten, ein Helles Roth schimmerte
auf ihren Wangen. In Wahrheit
waren dieses Leuchten, diese Rosen nur
Symptome innerer Erregung, doch in
seinem heißen Wunsche, fein Weib am
Leben zu behalten, sah Edgar darin
das Erwachen neuer Lebenskraft und
hsffte so blind und zuversichtlich, wie
es nur ein Liebender vermag.
EineS Nachmittags brachte er. aus
der Probe heimkehrend, einen Theater
zettel mit. den er ftoz und schweigend
seiner Frau überreichte. ES war durch.
auS nichts Besonderes daran, sowohl
was den Text, als die in roth und
schwarz ausgeführte Druckarbeit anbe
langt, doch den vier Augen in diesem
iirmlichen Gemache bereitete daS Stu
dium dieses Zettels weit mehr Genuß,
als alle Werke alter und neuer Meister
eS vermocht hätten.
Blanche hielt den Zettel in ihren
bebenden Händen und überlas ihn von
A bis Z, um dann nochmals von vorn
zu beginnen. Und dann küßte sie das
Blatt und lachte und weinte und drückte
tl. an'S Herz wie eine Mutter ihr Kind,
während ihr Gatte in stummer Be
wegung daneben stand.
die
in
er
C daß ich nicht dabeisein kann!
rief sie betrübt. Es ist eine Schande,
Tu nrnft allein aeben müssen. Lud
lina."
Ich?" rief Edgar bestürzt, denn
dieser Gedanke war ihm bisher noch
nicht gekommen. .Bewahre! Ich werde
bier bei Dir bleiben."
.Wie? Dein eigenes Stück nicht
seben? Nein, davon kann nicht
Rede sein, und überdies. Tu liebe
altes Machen, ist Deine Anwesenheit
dort ia auch unerläßlich."
Nach einigen schwachen Protesten gab
Edgar jiaä) und begab sich zu einem
vertrauensvollen Schneider, bei dem
er einen neuen Anzu bestellte.
Bei seiner Heimkehr begegnete er dem
Arzte, der soeben das HauS verließ.
.Gut. daß ich Sie treffe. Herr Dok
kor," sagte er. Wie finden Sie meine
Frau? Besser, nicht wahr?"
Der Doktor machte sich an dem
Nickelgriff seiner Wagenthüre zu schaf,
fen.
N em. versetzte er dann nach kur
m ISöaent. .:a) nnve ne leider
durchaus nicht besser. Sie hat in letz,
ter Zeit viel zu viel Aufregung gehabt,
das ist geradezu Gift für sie und
ihrem Zustande äußerst gefährlich
Dann aber ist auch ihre jetzige Umge
bung für ihre Genesung in keiner Weise
förderlich, wie ich schon meyrsach de
tont habe. Sie müssen sie sobald wie
möglich fortbringen sobald wie mög,
lich das ist die einzige Rettung
Momentan gestattet ihr Zustand
freilich nicht, doch in einem Monat
muß sie entweder auf dem Wege der
Genesung sein oder nun, nun, nun
adieu, werther Herr, adieu!" und
prang in seinen Wagen und fuhr da
von.
Am Abend der Aufführung feines
Dramas lauschte Edgar Steele in
reudiger Erregung dem leisen, doch
angeregten Plaudern seiner Gattin,
deren Augen ihn liebevoll beobachte
ten, während er durch Befestigung der
weißen Kravatte seine Toilette vollen
dete.
Du wirft Dich mit der Rückkehr
möglichst beeilen und mir dann alles
erzählen, nicht wahr? Wenn Du gleich
nach Schluß der Borftellung einen Wa
gen nimmst, kannst Du in einer halben
Stunde hier sein. Ich weiß, ich bin
elbstsüchtig, aber ich muß so schnell
wie möglich erfahren, wie alles verlau
en ist."
Sie sprach schnell und erregt, mit
fliegendem Athem. Ihre Wangen
brannten, ihre Augen leuchteten fast
überirdisch und iede ihrer Bewegun
gen verrieth fieberische Ungeduld.
Allein sie war zu selbstlos, um auch
nur durch ein einziges Wort ihr Be
dauern darüber zu äußern, daß sie den
Gatten nicht begleiten konnte. Wußte
sie doch wie tleffchmerzllch eS ihn berüh
ren würde.
Ob man Dich wohl hervorrufen
wird? Hoffentlich geschieht rs. Du
siehst so schrecklich lieb und klug aus
Und nun gieb mir Dem Knopfloch.
So! DaS sieht hübsch aus. Noch einen
Kuß. mem Edgar.
Sie schlang den Arm um seinen
Nacken und preßte ihre brennenden Llp
pen in langem, innigen Kusse auf die
einen, und dabei entstürzten zwei große
Thränen ihren Augen.
.Blanche," rief er betroffen, was
bedeutet das? Bist Du Du weinst ja
Kieme I"
Nein, Liebling, ich weine nicht, nur
nur
Nun was? Soll ich bei Dir blei
ben? Ich glaube kaum, daß meine Ge
genwart dort wirklich erforderlich ist.
Man kann mir das Resultat telegra
phiren."
Nein, Liebster, das darf nicht fein
eS war nur eine vorübergehende
Schwäche Du darfst keinesfalls hier
bleiben. Ich bin natürlich erregt
und sehr gespannt "
Ich will so schnell wie irgend mög
lich zurück fein, mein Herz. Der Er
folg ist uns sicher, und der erschließt
Dir die Pforten der Gesundheit und mir
die 'ganze Welt. Denke daran, mein
theures Weib!"
Schweigend bürstete er seinen Hut.
Dann wandte er sich plötzlich um.
Soll ich bei Dir bleiben? Wirklich.
es wäre mir lieber."
Nein, mein Edgar: ich will ja durch
Dich Alles ganz ausführlich hören.
Lebewohl!"
Noch ein Abschiedskuß, dann schlug
er den Kragen empor, und eilte hinaus
in den kalten Winterabend.
Edgar Steele saß allein in seiner
Loge.' Während der beiden ersten Akte
hatte das Publikum sich abwartend
verhalten. Nun nahte der dritte, ent
cheidende Akt.
Reglos, mit bleichen Zügen und be
benden Lippen faß der Autor da. Er
lauschte weder den Worten, die er ge
chneben, noch sah er die Vertreter der
verschiedenen Rollen; er hörte nur das
leise, erregte Athmen der Menge und
ah nur. wie durch einen Thränennebel,
das schöne, blasse Antlitz seines Weibes
auf ihrem SchmerzenSlager.
Jetzt entstand großer Aufruhr im
Saale. Ein strahlendes Lächeln schien
daS ihm unablässig vorschwebende
rauenantlitz zu erleuchten. Er hörte
den Ruf Autor!" doch der Sinn des
selben drang nicht zu ihm durch. , Und
wieder und immer wieder erscholl der
Ruf. vor ihm, über ihm. unter ihm.
von allen Seiten.
Da ward die Thür der Loge aufge
fen.
Gratulire, gratulire!" tönte es an
sich
fein Ohr. .Solch ein Erfolg ist noch
nicht dagewesen. So zeigen Sie
dach endlich!"
Mechanisch lehnte Edgar sich über die
Logenbrüstung und verneigte sich, aber
mals und abermals, da der Aufruhr
immer stärkere Dimensionen annahm,
Dann griff er nach Hut und Ueberrock
und stürzte, an allen Gliedern bebend,
auf die Straße.
Draußen sprang er in einen Wagen
und gab dem Kutscher seine Adress
.Fahren Sie so schnell Ihr Pferd lau
fen kann!" rief er. .Zehn Schillinge
wenn Sie mich in zwanzig Minuten an
Ort und Stelle bringen.
Wie die Windsbraut jagte daS Ge,
fährt von bannen, dennoch schien
Edgar eine Ewigkeit, bis eS vor seinem
Hause hielt.
Mit leichtem Tritt eilte er die kra
chenden Treppenstufen empor und be
trat seines Weibes Gemach, das nur
spärlich von einem auf dem Kamin
stehenden knisternden Lichtftümpfchen
erhellt war.
Er näherte sich dem Lager, neigte sich
darüber und schlang die Arme um die
zarte Gestalt seine Weid. Er rußte
sie, überhäufte sie in seinem Glücks
rausch mit LiebeSnamen. doch kein Wort
kam über ihre Lippen. Still und ruhig
lag sie da.
Anfangs gewahrte er eS kaum, doch
allmählig kam eS ihm zum Bewußtsein
Sie schlief gewiß?
Er richtete sich empor und schaute sie
forschend an. gerade als das Licht zum
letzten Mal knisternd emporflackerte und
dann erlosch.
Ja, sie schlief. Die Stunde seines
Triumphes war ihre Todesstunde.
äßlich'muß sie sein !
Humoreske von T h e d r S ch ü tz.
An Unserem Stammtisch im August!
nerbräu war und zwar zum hunderi
und so und so dielten Male die Hei
rathsfrage auf dem Tapet.
,Wenn ich," sagte unser Freund Da
gobert fest, wirklich einmal fo unzu
rechnungsfähig sein sollte, mich zu be
weiben, dann darf sie wenigstens keine
Schönheit sein. DaS könnte mir im
Traume nicht einfallen. Nicht wahr.
Ihr als Zaungäste und Hausfreunde ?
Das könnte ich brauchen. Dann lieber
noch eine Häßliche, die wie ein Beil
chen im Verborgenen blüht und mich
pflegt und hegt, wenn ich alt und
chwach weroe."
Geraume Zeit verging nach dieser
Unterhaltung, ohne daß Dagobert sich
in unserem Kreise sehen ließ. Ader
eines schönen Tages brachte uns die
Post auf elegantem, goldumrandeten
Karton die Kunde seiner Verlobung
mit Fräulein Helene Jung.
Die Aufregung m unserem Zirkel
war keine geringe. ES war auch wirk
lich nicht schön von ihm. unter solchen
Heimlichthuereien inS Lager der Pan
toffelhelden einzuschwenken. Wer mochte
sie wohl sein! Dleienigen von unS,
welche sich unter dem Vorwande, gratu
llren zu wollen, in seine Junggesellen
Wohnung wagten, kehrten mit der Nach
richt zurück, daß Dagobert zum Besuche
vel den Eitern seiner Braut in einer
chlesischen Fabrikftadt weile und jeden,
aus von dort nicht unvermählt, zurück
ehren werde. So eilig hatte er es
also Heuchler!
Wenige Wochen darauf folgte der
Verlobungsanzeige die Mittheilung von
Dagos Vermählung und nach weiteren
Tagen erschien er selber in ganzr
LeibeSlänge in unserer Tafelrunde.
Die malitiösen Fragen, wie lange er
denn Urlaub erhalten, ob er überhaupt
wirklich den Hausschlüssel bekommen
habe, ob er bei der Heimkehr auch die
Stiefeln schon im Vorzimmer ausziehen
werde, schien er absichtlich ignoriren zu
wollen. Als wir endlich noch anzüg
licher wurden und ihn fragten, ob er
denn eine seinem Häßlichkeitsideal ent
sprechende Gattin gefunden habe, zog er
mit unnachahmlicher Gebärde seine
Brieftasche und warf uns eine Photo
graphie hin, in deren Original aller
dings jeder eine dralle böhmische Köchin
als die Frau des patenten Regierungs
Assessors v. Menz vermuthet haben
würde. Geist sprach ebensowenig wie
Schönheit aus diesen Zügen, welche
unseren ewig übermüthigen, neuge
backenen Referendar Willy zu der Arie
begeisterte: .Dies Bildniß ist bezau
bernd schön."
,
Artigkeitshalber warf ich als einziger
von unserer Taselrunoe dle.uvilchen
beiden Visitenkarten eines schönen Ta.
geS bei Dagobert ab, die ich, da kein
Klingeln die Pforten feines ehelichen
HeimS erschloß, dem Briefkasten ander
traute. Aber Dago reagirte nicht darauf.
Er wollte augenscheinlich keinerlei Ver
kehr. Dennoch wollte eS der Zufall,
daß ich ihn in einer vertraulichen An
gelegenheit einige Wochen später auf
suchen mußte. Diesmal fand ich wirk
lich Einlaß, und, die Gnädigste war eS
ogar selbst, welche Mir öffnete; sie sah
och bedeutend häßlicher aus als die
Photographie. Und welche Einfalt
dazu. Meine Anrede Gnädige Frau",
die mir, hier zum ersten Male schwer
über die Lippen wollte, schmeichelte
offenbar ungemein, und da der .Herr
Assessor" nicht zu Haufe war, wurde ich
gebeten, zu warten. Ich zog es ledoch
vor, zu gehen.
'
An einem jener Sommersonntage, 1
welche Tausende und Abertausende der
Großstadt hinauslocken, befand auch ich
mich unterwegs und ließ mich willenlos
von der großen Menschenwoge dabin
tragen, welche auf dem breiten Wege
vor einem Gartenrestaurant unabläsng
hin und herflu'hete. ' ES dunkelte be
reiis stark, und eine von Westen lang
fam am Abendhimmel herausfteigcnde
bleiaraue Wolkenwand verkündete daS
Nahen eines Gewitters. Ta sehe ich
plötzlich dicht neben mir Dagobert sich
zwischen den Tischen durchwinden. Kurz
entschlossen drängte ich ihm nach; denn
ich langweilte mich, offen gestanden
gründlich und zog der Vereinsamung
unter Tausenden unbekannter Leute daS
Zusammensein mit dem abtrünnigen
Freunde vor. selbst auf die Gefahr hin
seine Ehehälfte mit in den Kauf neh
men zu müssen.
.Bist Du allein hier?" fragte ich
nachdem ich ihn erreicht hatte. .
.Durchaus nicht," erwiderte er, eine
leichte Befangenheit meisternd.
.Also mit Gemahlin?' um so besser
Ich suche seit emer Stunde nach einem
bekannten Geficht und bin froh, Dich
getroffen zu haben."
.Hm." meinte er zögernd, .meine
Frau ist nicht hier."
.Dann ist eS also eine Freundin ?
fragte ich darauf mit geheucheltem Er
staunen, .und gewiß eine hübsche? Du
Schwerenöther."
Der wahre Engel," gab er zurück,
Und Du fürchtest Dich gar nicht
hier gewissermaßen auf dem Präsentir,
Teller sitzend Deine Abenteuer zu
suchen?"
I bewahre!" sagte er mit emem
Humor, der mir etwas gezwungen zu
sein schien. .UebrigenS wir sind schon
im Gehen! ich glaube. eS kommt
ein Wetter. du em quldlgn mich
Damit war er im Gedränge verschwun
den.
Ziellos einherschleudernd, gewahre
ch auf einmal ein Viertelftündchen
päter Dagoberts wohlbekannte Ge,
ftalt, einige Tische von mir entfernt
mit einer Dame, wie sie bei einer
Flasche , Rheinwein sich an einem Ge,
richt Krebse gütlich thun; sie von jener
ausgesuchten Eleganz, welche einen ge
wählten Geschmack verräth; er mit der
Galanterie, welche ihm in seinen guten
Tagen eigen war, die Scheeren der
leckeren Kruftenthiere auslösend, welche
sie holdselig lächend hinter ihren Per
lenzähnen verschwinden läßt. Sie
war in der That eine Schönheit ersten
Ranges. Aber ich war empört über
Dagoberts hinterlistiges Benehmen und
beschloß, ihm wenigstens letzt im Augen
blick die Freude des Alleinsein zu zweien
zu verderben. Ich näherte mich daher.
einen großen Bogen beschreibend, von
vorn seinem Tische und stand plötzlich
vor dem nicht gerade angenehm Ueber
raschten.
.Du auch hier, lieber Dagobert?
Nem, das nenne ich eme lleberraschung
Und," setzte ich hinzu mit einem viel,
agenden Blick auf seine Nachbarin,
obendrein m Gesellschaft. Willst Du
nicht so gut sein, mich vorzustellen?
Mit einem wüthenden Blick nannte
er der schönen Unbekannten meinen
Namen, und ich nahm Platz, ohne eine
Aufforderung dazu abzuwarten.
In diesem Augenblicke begab sich
etwas Sonderbares. Ein iäheS Er,
chrecken läuft über Dagos Züge, aus
denen eine tödtliche Verlegenheit spricht,
und als ich erstaunt der Richtung seiner
Blicke folge, wen gewahre ich? Sein
braves, ehrliches Weib, wie sie sich, noch
drei Tische entfernt, ihren Mantel über
dem Arme, plump und ungeschickt,
aber sicher vorrückend durch das Gewirr
der Stühle den Weg zu unserem Platze
bahnt.
Um GotteS willen. Deine Frau!"
rufe ich entsetzt. Wie ihn retten? Und
in dem Wunsche, ihm den Frieden sei
ner Ehe zu erhalten, blitzt der Gedanke
in mir auf, alle Schuld auf mich zu
nehmen.
Wie brillant sich das trifft, daß
Sie Dagobert endlich gefunden haben.
Sie suchen Ihren Herrn Gemahl gewiß
chon lange," sage ich. mich tief verbell
gend vor ihr. deren Züge in meister
hafter Seldstdeherr chung keine dpur
von Entrüstung zeigen, und einmal im
Redeflusse begriffen, fahre ich fort, aus
Dagobert's Liebchen deutend: Geftat
ten Sie. datz ich Ihnen meine Koustne
Emma Schultze auS Traudritzen vor
stelle. Dagobert ging vorhin bei uns
vorbei, und ich habe ihn festgehalten."
Ein jäher Aus chret. das Klirren
eines zerbrechenden Glases machen mich
verstummen. Hochaufgerichtet auS ihren
dunklen Augen Vernichtungsblitze auf
den in sich zusammengebrochenen Dago
bert schiekend. aber auch in lyrem mir
zwar unbegreiflichen Zorne noch Herr
lich und anbetungswürdig, steht meines
Freundes Flamme da.
Daaobert. das in av cyeuucy, niails
würdig." sprudelte es unter ihren Zäh
nen hervor und zu mir sich wendend:
Sie find in emem Jrrtyum vesangen.
mein ßerr. DaS ist Manama, unsere
bähmische Köchin, und ich bin die Frau
dieses Elenden, O. ich armeS. be
trogenes Weib Dagobert! wir gehen
ofort nach Hause.
Und so entfernen ne nq; sie noij;
davon rauschend; dahinter, Dagobert,
jämmerlich geknickt, und zum Schluß
die gute, häßliche Marianka, noch im
mer den Damcnmantel schwankend,
welchen sie sorgsam ihrer Herrin hatte
achtraqen wollen, als das Gemnier
heraufzog.
Ich zahlte Kiebse und Wein. DaS
Gewitter entlud sich in krachenden
Schlügen, und wahrend mich die
Straßendahn nach meiner Wohnung
dahintrug. dachte ich darüber nach, wie
Dagobert zu Muthe fein würde, über
dessen Haupt sich jetzt gewiß auch ein
Gemitter entlud.
Wenige Tage darauf erhielt ich von
dem Ehepaar von Menz eine Einladung
zum Mittagessen am nächsten Sonn
tage. Ich ging natürlich hin. Tago
bert empfing mich, noch immer mit
etwas Verlegenheit kämpfend: die junge,
ebenso liebenswürdige, wie schöne Frau
aber erzählte mir. während wir den
ausgezeichneten Proben von Marianka'S
Kochkunst zusprachen, wie sie dem
Sünder aus eifersüchtiger Liebe doch
habe verzeihen müssen, nachdem er ihr
mit heiligen Eiden versprochen habe.
nie mehr seine Köchin als seine Frau
auszugeben.
eschiftkiff ,r 40 Ztzr,n.
Im Jahre 1463 schrieb in Deutsch
land Einer, der daS Geschäft verstand
ein merkwürdiges Lehrbuch für Kauf,
leute unter dem Titel: .Allerhand
Hantirungen für junge Leite, sich der
rämerel und Handl befleißen tun, bei
Kauf. Verkauf und Tausch, bei Hauß
und Jahrmarkt." Daraus theilt der
Bär" nachftende besonders charak,
teristl che .Regeln" Mit
.Frumbheit" ,ft die erste jugendliche
Aigenschaft eines Krämers, doch haft
Du auf Dein Nutztheu zu Hantiren
Bei Maß und Gewicht sein allerhand
Kunst zu machen, man Du für zwei
Pfennig Kimmel messen tust, halte das
Mäßlem fein Krump. als hetteft Du
daS Reißen in Deiner Hand, mit der
andern Hand fiue ein, und eS fol ist,
ftirze eS der Kunde im Topf.
So Du Honig auf die Wag gibst.
gebe Steine als Gewicht so, daß Dein
tiefer steht, sonst hast Du kain Ge,
winn.
Wiegest Du mit der Hantwage Pfef
fer über 3 Pfennige, so schnelle mit dem
langen Finger der linken Hand das
Züngelein so. daß man glauben thut.
eS ist mehr als man verlangt.
So Du eine Elle Hanfbendelem oder
WalSzeuge messen thust, fo halte den
Daum der rechten Hand mit der Fleisch
ette auf das Bündelem. bei abschneiden
aber überbiege Dein Daumlein bis zur
Ragelwurzel, so gewinnest Du bei jeder
Elle Nagellänge.
So Du Baumöl messest, thue daS
Ziment lange abtraufen lassen, geusse
aber schnell das Oel in Deiner Kunde
Töpflein, und henge Dein Zimentlein
im Stander, so wirft Du zu was kom
men.
Ist Dir an aine Kundin was ge,
legen, fo mache Dich gefelig, sage, daß
fie schön sei, und Du wollgefallen an
hr findest, sie wird geblendet seyn und
kannst auf vortheilhaften Verkauf sicher
seyn; auch wenn die Waiber häßlich und
narbig find, thue ihnen schön; eS pringt
Nutz!'
'mal.
HauS
wie
ad
Linakganzen.
Richter: .Erzählen Sie
Sie den Dieb in Ihrem
faßten!"
Zeuge: .Ich kam also in der betref
senden Nacht um drei Uhr nach
Hause "
Die Frau des Zeugen (einfallend):
.Wart'. Tu Lump zu mir haft
Tu damals gesagt. eS sei zwölf Uhr
gewesen!"
Gemüthlich.
Richter: .Sie haben einen Einbruch
verübt. Wissen Sie denn nicht, welche
Strafe auf diesem Berhrechen steht?"
Angeklagter: .Das weiß ich wirklich
nicht, wollen Sie gütigst 'mal nach
sehen, Herr Richter?"
Antik Schiffe zwanzig Meile von
der äste.
In der Nähe des in der PoEbene
liegenden Städtchen Adria wurden von
Arbeitern, die dort mit dem Ausgraben
eineS großen Entwässerungskanals be
chäftigt waren, Ueberreste zweier an
tiker Schiffe gefunden, die in der Tiefe
von 10 Fuß in den Boden eingebettet
und noch sehr gut erhalten waren.
Einst, zur Römerzeit. war Adria gleich
dem benachbarten Ravenna ein See
Hafen, heute liegt es mehr als 20 Mei
len landeinwärts von der Küste ent
ernt. Dieses beträchtliche Zurückweichen
der Meeresküste ist den enormen Ge
schiebemassen zuzuschreiben, die die
Brenta, die Etsch und der Po alljährlich
dem Meere zuwälzen und hauptsächlich
in der Nähe ihrer Mündungen ab
lagern. Nimmt man das Alter der
Schisse rund zu 2000 Jahren an, fo
ergiebt sich für die durchschnittliche jähr
llche Verschiebung der Strandlime der
erhebliche Betrag von nahezu 5 Fuß!
Im Innern der Schiffe und m deren
achfler Umgebung runden sich zayi
reiche Vasen und andere Thongefäße
verschiedenster Form, ferner Waffen,
Bronzen, menschliche Knochen und an
dere Gegenstände, die auf Anordnung
der italienischen Regierung gesammelt
und aufbewahrt wurden.
Line geringe Sorte.
Fremder: Haben Sie denn hier in
Ihrer Gegend auch schon 'mal unter
der Reblaus zu leiden gehabt?"
wachse (aus der Meißener Gegend):
Nee, Heeren Se. mei Kutefter, die
scheint Se unsern Wein nicht recht ze
meegen."
verplappert.
Sie: Sie sprachen vorhin von Gän
sen, verr Doilor; rncyeiien sie oaoei
auf uns?"
Er: Wo denken Sie hm, mem
Fräulein! Ich sprach allerdings von
Gänsen, aber don vierfüßigen. nicht
zweifüßigen!"
Der arm Kannibal.
Lehrer: Sage einmal. Schmidt,
wie kommst Du denn auf den Unsinn,
in Deiner Ferienarbeit Hannibal'S
Zug über die Alpen". Hannibal den
Gotthardttunnel benutzen zu lassen?"
Schmidt (schweigt).
Lehrer: .Warum ist daS falsch.
Schulze?"
Schulze: .Weil weil Hannibal
nicht so viel Geld hatte, für sein ganzes
Heer EifenbahnbilletS zu kaufen."
verunglückt.
Junge Wittwe (zu ihrem Stuben
Mädchen): Wenn der Herr von Waldau
kommen sollte, dann bin ich vor einer
Stunde ausgegangen. Haben Sie ver
standen?"
Stubenmädchen: .Jawohl!" (Nach
einer Stunde.) Stubenmädchen (in
der A,yure Mit Herrn Waldau): .Sind
Sie der Herr von Waldau?"
Herr: .Jawohl!"
Stubenmädchen: .Dann ist die Gnä
dige vor einer Stunde ausgegangen."
Nobel.
Arrestant (zum Gefängnißmächter):
Wenn Jemand nach mich fragt, so
sagen Sie, ich bin nicht zu Hause."
Kindermund.
Fritzchen (im Thiergarten zu seinem
Papa): .Wenn das Nashorn den
Schnupfen hätte, würde eS aber viel
Taschentücher zerreißen."
Groß Verdienst.
Denke Dir. Bummel, gestern hab'
ch mein erstes Geld verdient!"
So. womit denn?"
Nun. ich hab' drei Dudend leere
Weinflaschen verkauft!"
Immer langeweil.
Mein Fräulein. eS scheint mir. ich
langweile Sie Sie hören gar nicht
auf mich!' ES ist wohl besser, ich gehe!"
,ij bitte, bleiben Sie nur ich
langweile mich auch, wenn Sie nicht da
find!"
Grob.
A: Der Mann dort bat mich einen
Lügner, einen Lumpen und einen
Schurken genannt. Würden Sie mir
rathen, mich mit ihm zu duelliren?"
B: Gewiß; es giebt ia nichts Edle
reS, als für die Wahrheit zu kämpfen."
Line merkwürdige Erscheinung.
.Was ist das für ein Kerl mit dem
Honigfüßen Lächeln um den Mund?"
,DaS ist allerdings eine Art von
NaturSeltenheit; der Kerl ist nämlich
Hochzeitsbitterl"
kZübsch gesagt.
Kunde (an der Thüre des Ladens
ehend): Könnte ich ein paar Schweins
ohren haben?"
Schlachtermeister: .Jawohl, kom
men's nur herein, ich werd' sie Ihnen
gleich abschneiden."
also
schon
Gradmesser.
Herr: .Dein Bruder nimmt
Violinstunden. Kann er denn
Dielen?"
Karlchen: Ja, er macht schon aroße
Fortschritte. Wir wissen jetzt schon,
ob er spielt oder blos stimmt!"
. Sächsische Höflichkeit.
Geistlicher: Gottlieb Schwümmchen,
wollen Sie dieser Jungfrau Kathrine
Schmolbein ewige Treue geloben?"
Bräutigam: Wenn sie s gidigst
erlooben, dann nu freilich!"
Lin Vorschlag.
Bauer: .Du. Bader. waS kost'S,
wenn i mir 'n Zahn ziehen lass'?"
Bader: Ein Markel!"
Bauer: I gieb Dir fufzig Pfennig
und den Zahn kannst b'halte."
Entweder oder!
Dame (sehr geschwätzig, zu einem
Herrn): Was würden Sie mir für
einen Posten geben, wenn ich ein Mann
wäre." ,
Herr: Ich würde Sie zum Direktor
einer Taubstummen.Anftalt machen!"
Dame: Warum denn?"
Herr: Weil entweder diese Unglück
lichen daS Sprechen oder Sie das
Schweigen lernen würden!"
viel
Schüler
Genial.
eurer: Michel, wie
sind anwesend?"
Schüler (ein Bauernjunge, kriecht
unter die Bank und erhebt sich dann
nachdenkend) : .Dreiunddreißig san mer,
Herr Lehrer!"
Lehrer: Wie haft Du daS gemacht."
Schüler: Ich han d' Füaß g'zählt,
nachdem han i mit zwei dividirt."
Ich
die
Sehr einfach.
Herr (zu einem Studenten):
begreife wahrlich nicht, warum
Studenten so viel Bier trinken."
Student: .Ja, wenn sie nicht f viel
Bier trinken würden, wie könnten sie
dann ein solches Quantum vertragen?"
Lin Citatenfer.
Lehrer (in der Geometristunde):
Was ist aum."
Schüler: .Raum ist in der klein
sten Hütte."
t-