U . r'iii ßwV 4LI -Äi t Der Spuf reu polcbin. It.nt cZ:ch,e im (Bf f I t i. AIS -xx. ceiun yrucei zum Abeno essen nach Hause kam, sah er in den Augen seiner jungen Frau Thränen. Er fragte nach dem Grund; sie zeigte ihm einen Brief, den sie eben von ihm Mutter erhalten hatte: .Meine liebe Tochter Lotte! Leider kann ich Tir wieder nur Schlechtes berichten. Tie Versicherung will den Hagelschaden nicht bezahlen, weil Papa, der sich mit dem Inspektor der Gesellschaft überwarfen hatte, die letzte Prämie nicht bezahlt hat. Tie Mamsell hat gekündigt, sie will sich in der Stadt verheirathen. Ueberall nur Kummer und Sorgen. Mit dem Per kauf von Polchin ist eS auch nichts ge worden. Ueber den Preis wären sie wohl einig geworden. Papa hatte nur 500.000 Mark gefordert. Ader dann hatte der Herr von unserem schrecklichen Spuk gehört und verlangt, eine Nacht im Erkerzimmer zu schlafen. Am an deren Morgen ist er gleich abgereift und hat an Papa geschrieben, daß er unter keinen Umständen mehr auf Polchin reflektire. DaZ ist nun schon der Dritte, es ist ein Jammer, ich glaube, wir werden nie von Polchin wegkommen. Dein Bruder Willi meint zwar. eS wäre gut, daß aus dem Kaufe nichts geworden ist, da Papa so wenig gefordert habe, aber ich wäre nur zu froh, wenn wir doch endlich von hier wegkämen. Papa und ich können die Sorgen kaum mehr ertragen. Dabei braucht Willi bei den Kürassieren so viel Geld, wir wissen nicht, wo eS her nehmen. Könntest Du nicht, Lotte. Deinen Mann bewegen, auf Polchin eine neue Hypothek zu geben? Nicht viel, etwa 60.000 Mark. eS steht ja vollständig sicher. Bitte, versuche eS doch und schreibe bald, ob eS sich machen läßt. Mit vielen mütterlichen Grüßen an Dich und Deinen Mann Deine traurige alte Mutter." Willst Du hören. Lotte, waS ich von diesem Brief denke? Sie nickte. Erstens: daß dieser Herr, der Pol chin kaufen wollte, ein großer Esel ist. wenn er 500.000 Mark dafür geben wallte, dak zweitens Dein Bruder Willi noch ein größerer Esel ist. wenn er sich einbildet, daß daö Gut feines Vaters damit u niedria bezcblt fei. dak ich endlich der größte Esel wäre. Deinem Bater aus femen pommer cyen auoer eine weitere Hypothek zu geveni .ftenrli!" .Du glaubst mir nicht? Ich habe mich genau nach dem Werthe Polchin'S erkundigt, als ich Deinem Vater vor zwei Jahren die Hypothek gab; eS ist sehr hoch gerechnet, keine 800.000 Mark mehr werth; Dein Bater yat es gründ lick berunteraewirtbschaftet." Lotte schluchzte. Er strich ihr leise über'S Saar. Höre. Lotte, wir haben noch vier b,n Taae Zeit, eoe wir zum Nil fah ren. Es ist aleickailtia. ob wir die Zeit in Berlin oder irgendwo anders , sind. Wollen wir nach Polchin fah ren? Vielleicht können wir dort etwaS helfen. - Wir wollen gleich telegra phiren!" Am andern Moraen waren sie dort Frau v. Polchin strahlte, die Hypothek schien ihr sicher. ..Wie lieb. Kinder, dak ?lbr berge kommen seid. Wir haben den ganzen Tag gearbeitet, um Euch Alles schön zu machen. Vorn im großen Zimmer sollt Ihr schlafen " . Verzeihen Sie. Schwiegermama. mir mRAten im Erkerzimmer schlafen!" Im Erkerzimmer? Da, wo es spukt das t nicdt Stt Ernfl. enry!" ..Gerade da! Bitte lassen Sie das Zimmer zurechtmachen: Lotte und ich möchten den Spuk von Polchin um jeden Preis kennen lernen. Nach dem Essen zog Friede! seinen cbmaaer auS dem Zimmer. .Sag mal. Willi, ist der Spuk im Zimmer?" .Nein! Im Zimmer darüber. Aber nur im Erkerzimmer kann man ihn hören." Hast Du das Zimmer darüber un t'rsuckt?' .Bis auf das Kleinste! ES ist ein Speicherzimmer. Die Zimmer da oben eben meist leer, oder sind mit alten Möbeln und Gerätschaften angefüllt Dies Zimmer ist ganz leer. Früher wurde, es wohl zum Wäschetrocknen be nutzt, eS sind von einer Wand zur andern einige Latten und Leinen ge fvannt." .Bist Du sicher, vag ncy man Jemand auS dem Gesinde den Unfug erlaubt?" .Ganz sicher! Am Tage, nachdem ich zum ersten Male im Erkerzimmer ge blasen, untersuchte ick) mit meinem Kameraden den ganzen Speicher auf'S Peinlichste. 2)mn icyiotz ia oas Jim mer ah und liek zum Ueberrluk noch ei nen Riegel mit Vorhängfchloß an die Thür legen. Ueber das s?chiueiiocy. sowie über daS Vorhängeschloß klebten wir Papier. daS wir beide mit unseren Wappenringen besiegelten. ES war unmöglich, einzudringen, ohne daß wir eS gemerkt hatten. eS nickt denkbar, da man durch daS Fenster hätte einsteigen kön en?" .Nein. Die Wand ist glatt, und eine so hohe Leiter giebt i ,n ganz Polchin nicht. UeberdieZ hätten, wir Du Jahrgang 20. daS vom Erkerzimmer aus bemerken müssen, die Fenster liegen genau über einander." Henry und Lotte gingen früh zu Bett. Müde von der Eisenbahn und der Fahrt im Wagen schlief er bald ein. Plötzlich wurde er wach, seine tfrau hatte ihn geweckt. Sie saß aufrecht im Bett, der Mond, der voll durch'S offene Fenster schien, beleuchtete ihr bleiche? Geficht. .Hörst Du Nichts' Er setzte sich ebenfalls auf. Einen Moment war eS still, dann drang e,n zischender, sausender Klang an sein Ohr. Zweifellos, lag er. .oas i,i uoer unS. Willi hat Recht!" Wieder war es einen Augenblick still. Und dann wieder jener sausende, eigen thümliche Ton. Nun em Streifen, als ob zwei lange Gewänder schleifend an einander vorüberrauschten. Und plötzlich dazwischen ein gedämpfter, kur ier, aber nachklingender Ton. DaS Schleifen und ist fflett wuroe immer narler. Aver es qien igm nicht den Boden zu berühren. Immer durch die Luft, mit rasender Geschwm dlgkeit. ffr edel war aus dem Ben ge prun gen, er begann na anzuileioen. klang auf einmal ein lautes Lachen an sein Obr. Und noch einmal und wie der, eS war, als ob eine Menge klemer Kinder sich schüttelten vor achen. zwischen wieder klagende, seufzende, schreiende Töne: ein Schleifen. Sausen. Mischen. Rauschen Und nun. ganz deutlich, ein lauter Kuß dann Helles Keächter Merkwürdig, daß man keine schritte hört." meinte Friedet. Er war völlia anaezoaen uns er griff nun das Licht und den Stiefel knecht. Wo willst Du bin?" hinauf natürlich! Willst Du mit?" Er zitterte. .Nimm wenigstens den Revolver mit!" .Wozu? Für diese luftige Gesellschaft genügt der Stiefelknecht vollkommen!" Er ging ylnaus. -Sie hörte , ihn die Treppe hinauf, gehen, jetzt schloß er die Thüre zur Sveicbertrevve aus. &ie yorte wie er an der Tbür tastete, er suchte den Schlüssel. Der Angstschweiß trat ihr aus die Stirn. Immer lauter, immer wüster wurde der Tanz dort oben. Immer wilder, immer toller Wenn er nur wiederkäme! Wenn er nur wiederkäme! Bana! Da hörte sie einen lauten Krach. Er trat gewiß gegen die Thüre, da er den Schlüssel nicht finden konnte. Krach! Jetzt flog die Thür aus Und jetzt hörte sie seine Schritte gerade über sich. Und rings um lyn yerum diesen schrecklichen Lärm an allen, allen Selten. Er war verloren. Sie hielt sich die Ohren zu, schluchzte. weinte, iammerte. ? Als sie aussah, stand ihr Mann vor ihr. ..Was machst Du denn. Lotte?" . Sie sprang auf. umhalste ihn. und wollte ihn fast ersticken mit ihren Küssen. .Nicht so stürmisch. Frauchen. Du zerdrückst mein Gefpenftchen! Ich hab' Dir eins mitgebracht, hier unter meinem Rock, eins von den Hauptspaß machern. Er zog eine große, graue .Lachtaube" heraus. .Die andern mögen oben weiter Musik machen, die da kann hier bei uns bleiben. Eure Polchiner Gespen fter sind mondsüchtig, Lotte; daS ist ihre ganze Eigenthümlichkeit. Dein Herr Papa wird die Taubenschläge draußen haben verfallen lassen und da ist ein besonders kluger Tauberich auf den Gedanken gekommen, da oben in dem Wäschtrockenzimmer sich häuslii? niederzulassen. ES paßte ja famos mit den Latten, die quer durchgezogen find. Aber die guten Tauben hatten ihre Rechnung ohne den Mond ge macht; wenn der da hineinschaut, wer den die armen Thiere halb wach und flattern herum und lachen und gur ren na, Du hörst eS ja noch, Lotte!" . Ehe sie am andern Morgen zum Frühstück gingen, sagte sie lachend: .Wie wird sich Mama freuen, daß wir den Spuk gefunden haben! Nun kön nen sie Polchin verkaufen." Er sann einen Augenblick nach. .Lotte, ich bitte Dich, erwähne nichts davon. Der Spuk, weißt Du. ist das Beste in Polchi. Mit dem Spuk kann Dein Vater fein Gut vielleicht loswer den. ohne ihn wird er nie einen Käufer finden!" Die Andern waren schon beim Früh ftück. js 30 Beilage zum Nebraska .Na. habt Ihr den Spuk gehört?" Friedel nickte. .EZ war genau so. wie Ihr unZ erzählt habt!" xann suqr cr ou. .jj.uicci vater. ich höre. Sie wollen Polchin ver kaufen?" .Wenn ich nur einen Käufer fände!" .Ich gebe 800.000 Mark. Davon geht meine Hypothek ab. bleiben 720. 000 Mark. Wenn Sie damit einver standen sind. Schmiegervater, bitte ich gleich zum Notar zu schicken." Frau von Polchin kutzte ihre Tochler, dann ihren Schwiegersohn. Der Alte schüttelte ihm die Hand. Als Friede! mit seiner Frau allein war, sagte sie: .ES war sehr edel von Dir aber waS willst Tu mit Pol chin? Tu Erstehst " Nichts von der Landmirtyschast. hast auch nicht die geringpe Luft dazu willst Du sagen." Freilich habe ich keine Luft dazu, und freilich ver ftehe ich nichts davon. Ich denke auch Polchin nicht vierzehn Tage zu behal ten." Du willst es verkaufen? Aber Du sagtest doch selbst, daß Polchin für 300.000 Mark keinen Käufer finden würde, und Du hast 800,000 gebo ten!" Ja und ich werde mehr dafür wieder bekommen. Was ich verdiene. gehört Dir. Lotte. Du kannst dafür Tauben züchten, wenn Du Lust hast! Willst Du ein paar Briefe schreiben, die ich diktire?. Gerne!" So schreibe: Rittergut Polchin! Fantomes! Spuk! Haunted! AlteZ Familiengut in Pommern ist zu verkaufen. Große Waldungen. Teiche. Parkanlagen. Guter Boden. schöne Jagd. DaS Gut wurde von dem letzten Inhaber, in dessen Familie eS über 400 Jahre gewesen ist. verkaüst. weil er es in dem Schlosse, in welchem eS spukt. Nicht mehr aushalten konnte Inserent dieses erstand Polchin. da sich auS angegebenem Grunde kein anderer Käufer fand, schuldenfrei zu dem sadel haft niedern Preise von nur 800. 000 Mark. Gefl. Offerttn erbeten an Herrn Dr. Friedel, Rittergut Polchin, Pommern. ' So. Lotte. Du mußt eS noch zwev mal abschreiben! Und dann die Adref seit: Expedition der Times", London. des Figaro". Paris, des New York Herald". New Nork." Dr. Friede! bestand darauf, daß Schmiegereltern und Schwager sofort nach Bestätigung deS notariellen Aktes nach Berlin fuhren, auch Lotte mußte mit. Etwa drei Wochen später erhielt diese von ihrem Manne folgenden Brief: Meine liebe Lotte! Morgen komme ich selbst zu Dir; jetzt nur in Eile die Hauptsache. Meine Rolle als Herr von Polchin ist ausge spielt, eben habe ich daS Gut für 1,150.000 Mark verkaufte Der jetzige Besitzer Mr. Fred MacCulloch ist ein Schotte. Auf unsere Annoncen hin bekam ich fünfzehn Antworten; Mac Culloch kam gleich selbst hierher. tyol cvm bat er , aar nicht ange eyen; er verlangte nur im Erkerzimmer zu schla fen. Er war entzückt! Ich habe Alles da oben so gelassen, wie eS war Ich hätte MacCulloch. der sofort 800.000 Mark bot. gleich Polchin zu geschlagen, jedoch kamen am selben Tage noch zwei Amerikaner. Sie schliefen ebenfalls im Erkerzimmer: der Erfolg war derselbe! Sie boten 50, 00 Mark, worauf MacCulloch noch 50.000 Mark höher ging. So steiget ten sie sich gegenseitig, bis der Schotte einem Gebot von 1.150.000 Mark Sie ger blieb. Er ist sofort in den Besitz von Polchin getreten; ich bin heute sein Gast. Er hat schon Anordnungen ge troffen, die Treppenthüre zum Speicher vermauern zu lernen, damit der Spuk nkcht doch einmal herunterkäme! Das Erkerzimmer will er als Fremdenzim mer herrichten lassen; er läßt schon jetzt an alle seine Freunde und Bekannten Einladungen ergehen. Ich wünsche ihm in Allem viel Glück und Segen Ich komme morgen 1:23 Mittaas, wirft Du an der Bahn sein. Lotte? Grüße an Deine Eltern und Deinen Bruder und einen Kuß für Dich! Henry." Der Edelstein. Skizze von C a r l v. H e u g e l. So gut wie heute war Rath Schiebeck lange nicht gelaunt gewesen. Während des Mittagessens sprudelte er förmlich über von Witzen und Bon mots. so daß Trudchen und Lenchen gar nicht aus dem Lachen herauskamen Er mußte entschieden etwas vor haben. Die Mädchen kicherten. Ja, Kinderchen," sagte er jetzt, sich UM W VW Staats-Anzeiger. die Lippen mit der Serviette ad mischend und diese dann sorgfältig zu ammenlegend, .Ihr habt wirtlich Ur ache. fröhlich zu fein. Heute ist ein Glückstag." .Was giebt eZ denn eigentlich Papa chen?" schmeichelte Trudchen. die Ael teste, welche ihm zur Rechten faß. indem sie dem Rath die Arme um den Hals schlang. .Sag eZ mir zuerst. Papachen!" rief gleichzeitig Lenchen. von der anderen eite her ein ArmBombardement aus den Papa ausübend. Laßt los. Kinder! Ihr erdrückt mich ja!" wehrte sich der solchergestalt eingekeilte Rath. .Von mir erfährt Jhr'S doch nicht." Zwei enttäuschte Gesichter und vier. von einem fetten Ha herabfallende Arme bildeten daS Resultat dieser grau famen Worte. Habt nur ein Stündchen Geduld." fuhr der Rath fort, seine Lieblinge beschwichtigend, ich werde Euch daS Juwel, den Edelstein selbst herschicken Es wird heute Nachmittag jemand zu Euch kommen, der wird S Euch sagen. Mit diesen Worten stand Papa aus, nahm Spazierftöckchen und Cylinder zur Hand und schickte sich zum Fort gehen au. Schon an der Thür, kehrte er aber wieder um und trat vor seine Aeltefte hin: Wirft Du ihn auch gut aufnehmen. diesen Jemand, mein Herzblatt?" sagte er, deS Mädchens Kinn zu sich empor hebend und ihr mit feuchtem Blick in'S Auge schauend. Den Edelstein?" fragte Trudchen verwundert. Ja, den Edelstein, Du Tausend sasa!" lachte der Rath. Du kennst ihn bereits, und der Backfisch da auch" mit dem Backnsch" meinte er Lenchen. die erst fünfzehn Jahre alt war und noch zur Töchterschule ging aber Du sollst ihn nun noch näher kennen lernen. Dir. als meiner ver ständigen Aeltesten, lege ich ihn ganz besonders an S Herz. Nicht wahr, Du wir lyn lieb, seyr lieb yaven, um meinetwillen?" Trudchen erröthete, ohne eigentlich zu wissen warum. Der Rath schien daS für eine genügende Antwort zu halten. denn er streichelte der Tochter zärtlich das wellige, braune Haar und murmelte gerührt: Ich wußte in. Du bist em Goldkind! Also Adieu, Kinderchen, bis nachher." Und nun hüpfte der Rath wirklich, ein Liedchen trällernd, zur Thür hm aus. Die Mädchen sahen sich mit gelindem Erstaunen an. Wer nur der Jemand sein mag, den er unS herschicken will?" Die Schwestern begaben sich nach dem Backfisch-Aquarium". So hatte die lustige Helene daS Boudoir getauft. in welchem sie gemeinschaftlich ihre Siesta zu halten pflegten. Es mochte etwa eine halbe Stunde verstrichen sein, als das Dienstmädchen erschien und emen Besuch anmeldete. Walter Berger. Buchhalter", las Gertrud auf der Karte, wobei ihr Ge sichtchen sich mit dunkler Röthe färbte Wollen wir ihn hier empfangen?' fragte sie mit einem Blick auf die Schwester. Selbstredend," antwortete diese ohne lbr Spiel mit der Katze zu unterbre chen. Mit Walter machen wir doch keine Umstände." Wir lassen bitten," bemerkte Trud chen. zu dem Mädchen gewendet. Dieses verschwand. ' Wie oft habe ich Dir eine derartige vertrauliche Bezeichnung schon Verbi ten," äußerte Gertrud dann mit ärgev lichem Stimrunzeln gegen die Schme fter: O!" schnippte Lenchen mit dem Finger. Hab Dich nur nicht so. ich weiß recht gut, Du" unterbrach sie sich hier selbst, Trudchen, eine Idee! Am Ende ist Walter der Edel stein!" Jetzt sprang die Aelteste wie elektri firt in die Höhe, dem Backfischchen in die Arme und murmelte. daS heiße Gesicht an der Brust der Schwester ver bergend: O Gott, Lenchen. wenn Du Zecht hättest!" Trudchen war nämlich bis über die Ohren in den in Rede stehenden jungen Mann verliebt. Wenn nur unter dem Jemand der kommen und den sie um PapaS willen lieb haben sollte, wirklich Walter gemeint wäre! Konnte er nicht um ihre Hand angehalten haben? ES war gar nicht anders denkbar.. Papa hatte ja selbst gesagt, daß sie den zu er wartenden Jemand bereits kenne. Während Trudchen sich noch diesen scharfsinnigen Kombinationen hingab, trat Walter Berger unter tiefen Per beuqungen bei den Damen ein. Papa hat Sie ja wohl geschickt?' 9M No. 49. agte Trudchen leise, mit gesenkten Wimpern. .Geschickt." fragte Walter Berger. der seinen Stuhl ganz dicht an TrudchenZ Seite gerückt, erstaunt. .Nun ia Sie Sie sollen mir doch etwas , sagen." half daS junge Mädchen ihrem ein wenig befangenen Anbeter auf die Sprünge. .Ich sollte Ihnen etwas sagen .... ?" Walter Berger war ganz verblümt. Plötzlich schoß ihm aber durch den Kopf, daß er aus dem ihr augenschein lich obwaltenden Mißverständniß Ka pltal schlagen könne, darum fuhr er haftig fort: .Ja, natürlich. Fräulein Trudchen, ich bin geschickt und will Ihnen etwas sagen." Papa hat eine sehr gute Meinung von Ihnen." bemerkte das junge Mäd chen mit noch leiserer Stimme als zu vor und ohne die Augen von dem Tep pichmufter zu erheben. .Er bat Sie selbst einen Edelstein genannt." .Ein Juwel!" bestätigte der Back fisch. .Und Sie selbst. Fräulein Trud chen?" fragte Walter zärtlich, halten Sie mich auch für einen Edelstein?" Statt einer direkten Antwort wandte Getrud sich an ihre Schwester mit den Worten: Lenchen. möchtest Du wohl so gut fein und mir ein Glas Wasser holen? Mir ist so furchtbar hersz!" Der Backnsch. der sehr gut begriff. daß Trude mit Walter blos allein fein wollte, nahm schleunigst die Katze auf den Arm und sagte im Fortgehen mit muthwilligem Augenbllnzeln: .Gewiß. chwefterchen. aber wie Du weißt, ist die Leitung nicht in Ordnung. Du wirst Dich also eine Weile gedulden müssen, ehe ich Dir mit dem kühlen Naß aufwarten kann." Kaum hatte sich die Thür hinter dem jungen Mädchen geschlossen, so fiel Walter Berger. der TrudchenZ Wasser manöver gleichfalls sehr richtig gedeutet hatte, feiner Angebeteten entzückt zu Füßen, und ihre kleinen Händchen mit Küssen bedeckend, rief er: Trudchen. liedeZ. füeS, einziges Trudchen. kannst Du mir denn wirklich ein ganz klein wenig gut sein?" Aber, ich habe doch bloß von Papa . . " stammelte sie, durch diesen wll den fturmangriff einigermaßen - vev wirrt. .Ach was. der Papa! Der hält mich für einen Edelstein! WaS Du von mir denkst, will ich wissen!" ' Ich ich nun. ich bin Papas ge, horsame Tachter." flüsterte sie mit vev fchämtem Lächeln. Waner Berger sprang mit einem Jubelschrei empor, daS bebende Mäd chen ungeftüm.an sich ziehend. In diesem Augenblick stürzte Helene unter dem fröhlichen Ruf: D Papa! Der Papa kommt mit Fräulein Helma zur Thür herein. " Fräulein Helma war bis vor einem Vierteljahr att Gesellschafterin im Rath Schiebeck schen Hause engagirt gewesen und der Liebling der beiden Mädchen. Ja, xmoer. sag oer aky am Arm einer niedlichen Brünette über die Schwelle tretend, ich bm Helma untev wegs begegnet, und sie wollte es Euch durchaus nur in meiner Gegenwart tagen, dag wir uns heute Morgen ver lobt haben." Was. Du bist auch verlobet Papa?" ries Trude, erschreckt und staunend. Also doch!" triumphirte der Ba5 fisch. Auch? Ja. wer ist eS denn noch?" Nun. ich! Hier mit Walter. dem Edelstein, den Du mir geschickt yasl!" I der Donner!" machte der Rath. Aber waS wunderst Du Dich denn so. Papachen." stotterte Trude. der es bei des Raths aufrichtigen Erftau nen nicht ganz wohl zu Muthe wurde Du hast doch vorhin gesagt, dak mand käme, den wir schon kennen, um uns etwas mitzutheilen, und daß ich besonders ihn um Deinetwillen lieb haben möge." Daß Dich!" wetterte der Rath. .Da mit habe ich Helma gemeint, die Euch nach meiner Ansicht zuerst allein von unserer Verlobung erzählen sollte. AuS der Geschichte wird nichts. eineZi bloßen Buchhalter gebe ich mein Kind nicht zur Frau." Nun. wenn der Buchhalter" der einzige Grund ist, weshalb Sie mir Trudchen. um deren Hand ich hiermit feierlich anhalte, nicht geben wollen, so brauche ich die Hoffnung noch nicht sin ken zu lassen!" sagte Walter Berger. fich stolz in die Brust werfend. Seit gestern bin ich als Theilhaben in die Firma Rohnstein & Hartleben einge treten. Ich glaube, damit dürfte jeder Zweifel, daß ich im Stande bin. Trud chen eine angenehme, sorglose Existenz zu bieten, aus dem Wege geräumt fein. Herr Rath!" .Gieb nach. Ihco." schmeichelt Helmz, ihrem Verlobten einen beszh?f ttn fl:if of die Lip."eu deckend. fv, 'viiiuguiMt uti Ulltil llUlt DfUtjaufe Rohnstein fc Hartteden." murmelte der Rath, durch den Kuß schon bedeutend erweicht. .Ja. Kin der, waS sagt Ihr denn aber zu der neuen Mama, die ich Euch bringe? Werdet Ihr sie recht lieb haben?' Beide Mädchen umarmten Helma stürmisch. .Wir hatten sie 1 schon immer so lieb!" .Schmeichelkatzen!" knurrte der Rath gerübrt. Na. mein Herr Walter." wandte er fich dann an diesen, .wenn Sie mir versprechen, mein Kind recht glücklich zu machen " v Walter legte betheuernd die Hand aus'S Herz. .Gieb sie ihm nur. Papachen," sagte der Backfisch mit gönnerhafter Miene, er bat sie ja doch schon gekufzt !" Wahrhaftig?" lachte der Rath. Dann bleibt mir freilich nichts Än dereS übrig." Und den glücklichen Walther bei den Schultern ergreifend, schob er ihn seiner Aeltesten in die Arme: In Gottes Namen denn, da hast Du Deinen Edelstein!" Der Reichsapfel Wilhelm dt Srste. Dem Kaiser Wilhelm I. ist an einem seiner wichtigsten Tage ein Unglück verheißendes" Zeichen geworden, und zwar am Tage seiner Krönung zum König von Preußen, am 18. Oktober 1361. Von einem Flügel deS Schloß. gebüudeS in Königsberg aus war da mals nach der Schloßkirche eine Art Brücke geschlagen, über die fich der imposante Krönung? Zug nach dem Gotteshause bewegen sollte. Alles war zu diesem Kirchengange bereit. Bar häuptig und vom Krönungsmantel um wallt, stand der König inmitten der Prinzen und Prinzessinnen des könig lichen HauseS in dem Raum, von dem auS die Brücke betreten werden sollte. In der Nähe deS Monarchen lagen auf einem Tische die Krönungsinsignien, die ihm voraus getragen werden sollten. Der König ergriff prüfend den Reichs apfel, der aus zwei Theilen zusammen gefügt ist, die durch einen Falz verbun den und von einem goldnen Reifen um faßt sind. Aber was geschah? DaS Kleinod entglitt der Hand des Königs und fiel zu Boden. Hierbei löste sich der goldene Reif ab und der Reichs apfel trennte sich in zwei Hälften, die auf dem Teppich liegen blieben. Der König wurde bleich; ein überaus pein liches Gefühl bemächtigte sich auch der Zeugen dieses Vorfalles, der als böfeS Omen gedeutet wurde. Prinz Albrecht, der Bruder des Königs, beugte sich nie der,, hob die Theile deS Reichsapfels auf und versuchte, sie wieder zusammenzu fügen. ES gelang ihm aber gar nicht. Ebenso vergeblich bemühte sich der Prinz Karl. Als schließlich die Ver legenheit über dieses Mißgeschick ihren Höhepunkt erreicht hatte, trat ein fran zösischer Kammerdiener der Königin Augusta hinzu und seinen Versuchen gelang es. die beiden Hälften deS Reichsapfels im Falz richtig zusammen zuschließen und den goldenen Reifen ordnungsmäßig umzulegen, so daß nun der durch den bösen Zwischenfall schon etwas verzögerte Kirchgang endlich an getreten werden konnte. Das unheil volle Anzeichen hat keine Erfüllung ge funden. Spätere Zcichendeuter haben es sogar als glückliche Verheißung aus gelegt, die ein Jahrzehnt später durch Vereinigung der bis dahin getrennt ge wesenen Reichshälften ihre schönste Er füllung gefunden hat. Auch wieder ein Franzose Napoleon der Dritte hat. wenn auch unfreiwillig, dazu bei tragen müssen, daß diese Vereinigung zu Stande gekommen ist. r Fast unglaublich, aber wahr! Ein heiteres Geschichtchen erzählt man sich in St. Ludwig im deutschen Reichs lande aus den benachbarten Ortschaften Obcrmichelbach und Wenzweiler. In Obermichelbach erscheint neulich ein Soldat des 112. Infanterieregiments und meldet auf dem Bürgermeisteramte für den .folgenden Tag 600 Mann Ein quartierung an. Während er sich auf's trefflichste bewirthen ließ und den Fast nachtsküchli tapfer zusprach, wurde die wichtige Bekanntmachung durch deS Wächters Schelle im Dorf' zur allgemei nen Kenntniß gebracht. Als am an deren Morgen bereits an den verschie denen Häusern die Zahl der in Quar tier zu nehmenden Mann angeschrieben wurde, war unser Quartiermacher vlödlich verduftet, und erst nathMnMt kamen die biederen Öbermichelbacher zu oer lniicyl, es könnte wohl ein Deser teur gewesen sein, der, die Dummheit seiner lieben Mitmenschen benukend. sich auf diese Weise den Marsch nach der Grenze angenehm zu gestalten wußte. Äv geschehen zu Obermicbelback im Jahre 1900. Auf seinem weiteren Wea nach der Grenze wiederholte der Aus reiger in Wenzweiler mit demselben Er folge sein Manöver man spricht so gar davon, daß in der Mühle schon Kuchen gebacken und Schinken in Be reitschaft gelegt wurden zur Bewirthung der ankommenden hungrigen Mars jünger , um dann auf dem kürzesten Wege den nächsten schweizerischen Irenz ort Schönenbuch zu erreichen. Wenn Du gern ein heileres Gesicht stehst, so mache selbst ein's!