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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 12, 1900)
.Seine" Geschichte. ;;iif rtcntiiiiton u nieinei ia!an.al Übe, i'cn fuftoo foH'l- Zu jener Zeit, als noch feine Bahn bic herrlich gelegene Hauptstadt Sud auftralienS. Rdelaide. mit dem 30 englische Meilen entfernten wuni Gambier verband, gaben Tie. welche reiten konnten, dem Pferde den Borzng vor jenem entsetzlichen BeförderungS Mittel, welches von naiven Seelen .die königliche Post", von den Erfahrenen (richtiger von den damit Zerfahrenen) die Knochenmühle" genannt wurde. Man war da zwar mehr den Unbilden deZ Wetters oder Hitze ausgesetzt, aber man blieb doch Mensch und wurde nicht wie eine todte Waare hin und her ge schleudert. Auch ich hatte mich beritten gemacht und steuerte nun kühn nach Eüdoften. TaS lang aufgerollte Bergpanorama der Mount Lofty-Kctte senkt sich südlich zum Meere und bietet Abwechselung genug, um den Ritt durch die reizlose Ebene von Adelaide erträglich zu machen. Eine dunkle Bergfalte nimmt unS auf. Nun geht eS auf der gut er haltencn Chaussee nach oben. ES scheint fast. alS ob deren Erbauer einen Blick , für das Wildromantische gehabt hätten. Berize und Thäler, Schroffen und Schlünde folgen einander in malerischer Unordnung. Immer freier gestaltet sich der Ausblick. Es ist etwas Adler artige? in diesem Aufstieg. DaS Auge überfliegt Land und Meer. ES möchte unS hinaustragen über die tief unten versinkende Welt. . . . Da wiehert mein Roß. ES hat eine volle Krippe erspäht und an dieser Krippe ein anderes Pferd, auch so gesattelt und gezäumt. Natür lich ist eS ein Wirthshaus, das hier zu gastlicher Einkehr ladet, und da man in Australien an keinem solchen vorbeizu gehen pflegt, erfüllt sich Hiersein Schicksal. Ich finde meinen ersten Reisegefährten. Keine Freundschaft reist so schnell, als die. welche aus einem Glase Whisky erwächst. Blume und Frucht find da eins. Herauf kamen wir sinnend allein, hinunter ritten wir plaudernd zu Zweien. Jenseits der gebrannten Was serscheide, in den Lagunen und Vogel reichen Schilfniederungen des Murray, kam ein dritter Klepper mit obligatem Reiter an unS heran. Auf der großen Murraybrücke holten wir den vierten Mitreisenden ein. Unser erstes Nacht lager theilten wir mit einem Fünften, der vorauf geritten war und dessen Feuer unS angelockt hatte. Als wir am dritten Tage auf MacGrath'S Flat noch einmal Umschau hielten, waren wir unser Sieben. Hier nahmen wir den letzten Steigdügeltrunk. Dann ging es hinein in jenes Labyrinth von Sand und Steinwüften, von Sümpfen und ausgetrockneten Salzseen, das unter dem Namen Kurong oder Achtzig .Meilen-Wüste" in damaliger Zeit der Schrecken aller Reisenden war. Man denke sich einen achtzig Meilen langen, nur flußbreiten Meeresarm, der der Küste parallel läuft. Eine nur mit Salzbusch bewachsene, wall artige Neh, rung trennt ihn vom Meer. Dieses ' sieht man nicht; man hört nur sein dumpfes, ewig gleichmäßiges Branden und Brausen. Kein Känguruh oder Dingo kreuzt unseren Pfad, kein Vogel belebt die unermeßliche Oede mit seinem Schrei. Das Sumpfwaffer ist salzig Die ehemaligen Salzseen gleichen glitzernden Schneefeldern. Em auf ragender Wald ist verdorrt. Sein von der Sonne gebleichtes Holz treibt kein Blatt mehr hervor. Wollte man die Einsamkeit malen, man müßte vom öden Kurong die Farben nehmen; die Nacht dort ist grauenvoll. Rast em Gewittersturm durch sie hin. und brüllt das Meer, die Erde in lhren Besten er schüttern), dann mag auch der Muthigfte verzagen. Und eine solche Nacht war eS, die dort ihre Schatten über uns hinwarf! Sturm, strömender Regen, bernie derzuckende Blitze der geifterbleiche . Wald unser alleiniger Schutz; kein Feuer, und keine Hoffnung, ein solches entzünden zu können. , Da schrie Einer: Ein Licht!", und jagte voran; wir Änderen folgten. Donnernd stampften sieben rasende Klepper den Boden, und sieben wie vom Galgen geholte 'Gestalten flogen mit ihnen schattenbleich dem fernen Ziele zu. ES war kein Sumpflicht, das uns in's Verderben führte. Hell und freundlich schien es aus der Umrahmung kineS Fensters hervor. 'Wir langten vor einer Blockhütte an. ES war ein Wirthshaus! Das unmelodische Krei schen seines frei schwebenden Schildes klang wie das Krächzen emes Raben. UnS war eS die lieblichste Musik. In weniger als fünf Minuten waren unsere Pferde im Schuppen und wir in dem von einem Licht erhellten, großen. rauchgeschwärzten Schankzimmer. In dem riesigen Kaminloch brannte lodernd ein mächtige? Feuer. Weg flogen Hüte. Mäntel und wassertriefende Wolldecken. Waffen und Peitschen. Alles rief nach warmen Ge tränken, nach Hammelkoteletten, Wurst. Käse und Eiern. Wir mußten einem der über den Tisch hin anschreien, um verstanden zu werden, denn eben jetzt gingen schwere -Hagelfchlossen auf das Wellblechdach nieder, das über unseren Häuptern sich ausspannte. Der Donner der Wolken und der Wellen, das Heulen und Singen des Sturmes in Rissen und Ritzen der undichten Wandung und ein wie zum Trotz gebrüllt lufti er Chor vereinizte sich zu einer wahren Höllenmutil. 'Nie hatten wir die Wohl that bei Lichtes, des Feuers und eine schützenden TacheZ so tief empfunden wie in dieser Gewitternacht am Öden Kurong! TaZ Gewitter verzog sich. Der türm, der wie Mit ie,enarmen vie Hütte umfangen und daran gerüttelt haue, als wouu er ne aus oen unuu menten hzden. blies melancholische Weisen. Wir waren gesättigt. Tie Thonpseifen dampften; die schweren Getränke waren nicht ohne Wirkung geblieben. TaS eben noch bejubelte HauS machte bei ruhiger Betrachtung einen gar unheimlichen Eindruck. . ES wußte Jemand im Flüsterton eine gruselige Geschichte zu erzayen. vie nq hier abgespielt haben sollte, allerdings unter dem vorigen Besitzer. (TaS HauS hieß damals im BolkSmunde tie Mör derershöhle"). Eine Pause entstand. Wir sahen einander an. und ich glaubte, bei Allen war der Gedanke rege, daß man, um etwaigen Gefahren zu begegnen, zu sammen bleiben und in den Kleidern schlafen müsse, wenn man es nicht vor. zog, überhaupt wach zu bleiben. Aus dieser Stimmung yeraus ,agie Einer: Meine Herren! Ich habe ein mal bei einem altengliichen dichter (Chaucer) gelesen und es sehr ergötzlich gefunden, daß Leute, die auch so im Wirthshaus zusammentrafen und da rin festgehalten wurden, die Langweile damit vertrieben, daß sie einander wahrheitsgetreu ihre bisherigen Erleb nisse berichteten. Das war unterhalt sam und lehrreich zugleich. Machen wir eS doch ebenso! Man lernt sich besser kennen, und die Zeit geht hin. WaS meinen Sie?" Dieser Vorschlag fand auf allen Sei ten die lebhafteste Zustimmung. Er selber sollte den Anfang machen. Das wehrte er mit aller Bescheidenheit von sich ab. ES könne so aussehen, als wenn er den Vorschlag nur gemacht, um sein Licht leuchten zu lasten. Er werde lm Gegentheil bis zuletzt warten, hoffe unS dann aber eine Geschichte erzählen zn kön nen, so seltsam unn ergreifend, wie sie in diesen Kolonien noch niemals laut geworden sei. Das warf einen Junten von &pan nung in die Versammlung, noch ehe er seine Geschichte begonnen hatte. Sein fernerer Vorschlag, links von ihm an zufangen und so die Reihe herumzu gehen bis wieder zu ihm, wurde ange nommen. Für uns waren die nun folgenden. theils launigen, theils ernsten Geschich ten, so gut oder so schlecht sie vorge tragen wurden, die köstlichste Unterhal tung. Sie waren alle reich an großen Wechselfällen deS Lebens, an ergreifen den und heiteren Episoden, an Aben teuern und Gefahren, an Lleveslust und LiebeSleid. Jedes Gefühl und jede Leidenschaft tobten sich darin aus. und man fragte sich im Stillen, was denn der Anreger des ganzen Planes nun noch so Wunderbares zu berichten haben könne, nachdem das Beste gesagt war. Nach einer jeden Erzählung entstand eine längere oder kürzere Pause, way rend welcher wir daS eben Gehörte be sprachen. Inzwischen hatte der Nächste an der Reihe für eine neue vage" ge sorgt. Und so zwischen Erzählen, Plau dern und Trinken entschwand Stunde auf Stunde. Natürlich stellte auch die Ermüdung sich ein. Man sah den Einen oder den Anderen gähnen, was immer ansteckend wirkt; Der und Jener nickte vorüber gehend ein. Wohl in der Voraussicht, daß eS so kommen würde, hatte der SchwarzbSrtige" in unserem Kreise hatte, wie landesüblich. Jeder seinen Spottnamen seine Geschichte vorweg als eme solche bezeichnet, die alle vorher gehenden übertreffen werde. Wie sehr wir nun auch allesammt das Ende des Geschichtenerzählens herbeisehnten, es blieb doch immer ein Stachel zurück. der uns zu weiterem Hören zwang Wehe ihm, wenn seine Geschichte nicht den gesagten Erwartungen entsprach oder wenn er eS wagen sollte, uns zum Schluß mit einem schlechten Witz abzu finden! Er hätte unsere Fäuste zu kosten bekommen. Vielleicht war er der bessere Erzähler; aber das fiel hier nicht',,: 8 Ge wicht. Wir wollten den Gipfel, oder er flog in den Abgrund. Endlich war auch die sechste, lang gedehnte Geschichte erzählt! Wir athme ten auf. Noch einmal wurde eS in unserem kleinen Kreise lebendig. Ge spannte Erwartung lag auf Aller Mienen. Wo aber war denn der Mann geblieben? Schon äußerte Jemand, daß , der Schwarzbärtige" vielleicht ausgerückt od?r zu Bett gegangen sei. als Jener mit einem Theebrett voll dampfender Groggläfer wieder unter der Thür er schien. Er entschuldigte sein langes Ausbleiben damit, daß Wirth und Leute schon tief im Schlafe lägen. Er hätte den Grog selbst zubereiten müf sen. , DaS konnte man gelten lassen. Unsere Erregung wuchs noch. Jetzt die Geschichte oder .. ..! Auf meinen Erfolg!" rief er in eitler Selbstgefälligkeit und leerte sein Glas. Hoffentlich!" tönte es grollend wie aus einer Wetterwolke zu ihm herüber. Wir kamen ihm nach. Meine Herren," begann er mit der selben lächelnden Miene, meine Ge schichte ist die kürzeste und. ich versichere Sie, diejenige, die die meiste Sensation machen wird. Nur drei Worte: Ich bin Morgan'." Bleich und stumm und regungslos saßen wir da und blickten starr auf den Mann, der zu jener Zeit der Schrecken von ganz Australien war. Lachen und Unmuth waren dahin, und nur Angst, wilde fiebernde Angst, sprach auS jedem Geficht. .Ja. meine Herren, fuhr er mit einem drohenden Umdlick fort, eben jener Morgun. aus denen Kopf eine Belohnung von taufend Pfund Ster ling ausgesetzt ist. Hat vielleicht Einer von Ihnen Verlangen nach diesem Gelde?" Er hatte einen neunläufigen Revol vcr aus seinem Gurt genommen und wog ihn wie spielend in der Hand. Nun kennen Sie meine Geschichte. Ich brauche sie nicht zu erzählen. Sie ist in den Annalen dieses Landes mit Blut geschrieben von meiner Hand allein! Ich habe nie einen Genossen gehabt. Ich bin zur Zeit der Schaf schür auf Stationen gegangen, wo hun dert und mehr Menschen bei der Arbeit waren, und mein Nam:, mein Anblick hat Alle entmannet! Sie wissen, ich bin kein gemeiner Rauber. Ich habe den Reichen genom men und den Armen gegeben. Für mich habe ich nie mehr beansprucht, als was ich gerade brauchte, um mein Ret tungs und Rächerwerk fortsetzen zu können. Bon Ihnen verlange ich nichts, als eine Hand voll Gold, die Sie schnellstens hergeben wollen; dieses doppelläufige Zündnadelgewehr und ein besseres Pferd als das mine. das ich mir im Schuppen schon ausgesucht habe. Ich habe mir Ihre Geschichten er zählen lassen, um zu sehen, was an Ihnen ist. , Sie sind eben nur Durchschnitts menschen, nicht ju gut und nicht zu schlecht. Hätte ich einen Schurken unter Ihnen gefunden, und hätte er sich seiner Schandthaten noch gerühmt, er wäre nicht lebend aus Ihrer Mitte geschieden!" DaS Gold!" rief er jetzt drohend. Im Nu lag ein Haufen Goldstücke auf dem Tisch, von dem er aber nur eine Hand voll nahm. Dann griff er die Waffe auf. Sich zum Gehen wen dend. sagte er höflich: Nicht wahr, meine Herren, wenn ich Ihnen den Rücken wende, zeigen Sie mir nicht Ihr Gesicht? Ich möchte kei nen Todten zurücklassen. AuS Ihren sämmtlichen Feuerwaffen find die Kugeln gezogen. Wirth und Haus personal schlafen fest von einem Schlaf trunk. den ich ihnen gemischt habe; einen solchen that ich jetzt auch in Ihren Grog. Schlafen Sie ruhig! Adieu!" Er ging hinaus. Morgan wurde später von einem Manne um der Prämie willen er schössen. Sie hat dem Aermften kein Glück gebracht. Er wurde wahnsinnig und endete im Irrenhause. Ein Duell. Humoreske von Alfred Friedmann. Kellner! Geben Sie mir eine Por tion guten Käse, aber ohne Wurm!" So sagte ein Herr in Zivil zu dem Aufwärter in einem Restaurant zwei ten Ranges Unter den Linden in Berlin. Ein anderer Gast an einem der weiß gedeckten Tische, von denen aus man durch das große Glasfenster das bunte Leben und Treiben zwischen den duften den Lindenbäumen beobachten konnte, runzelte bei den scheinbar unschuldigen und beziehungslosen Worten die Stirn, ein Beben ging über seinen Körper und er machte kaltblütig, doch höhnischen Tonfalles die Bemerkung: Weiter nichts?" Das r" schnarrte er unangenehm, das ei" klang wie ein langgezogenes e"; er mochte wohl ein Ostpreuße ge wefen fein. Der Erste, Jüngere, setzte nun mit einem giftigen Seitenblick hinzu: Auch ein Glas Bier! Helles!" Weiter nichts ?" wiederholte der Aeltere nochmals, und es hörte sich an wie ein Peitschenhieb, der die Luft durchsaust. Der erste Sprecher war der Typus eines preußischen Leutnants. Der blonde, aufwärts gebürstete Schnurr bart, daS glatt gescheitelte Haar, ge striegelt und gebügelt; der Gehrock saß wie eine Uniform, die Haltung war stramm und das Auftreten selbstbewußt und sicher. Der Zweite, ein Gutsbesitzer im Osten, trug den weißen Bart wie wei land Kaiser Wilhelm I. Eine gewisse Gutmüthigkeit und Bonhomie sprach auS seinen angenehmen Zügen, die freilich jetzt durch die unbegreifliche Herausforderung deS Alten gereizt geändert erschienen. Er war so bequem und modisch gekleidet; auch ihm merkte man den langen Dienst an. Nachdem der Kellner den Käse und daS Bier gebracht und der Besteller Beides mit weniger Behagen verzehrt hatte, alS eS ohne die leidige Bemer kung deS Fremden geschehen wäre, rief er den Kellner wieder heran und sprach: Der Käse es war wirklich kein Wurm darin. Bringen Sie mir ein mal Rettig mit Brod und Butter!" Weiter nichts!" schnarrte der nebenan, in unbegreifliche Wuth ge rathend. Und ein Bier!" Weiter nichts?" Tie Herren waren wie die Kampf Hahne anzusehen, denen sich die Federn vor dem blutigen Kampfe sträuben. Ter Jüngere begriff nicht, warum der Andere sich in seine kulinarischen An Gelegenheiten milchte. Er war i im satt. Ader es trieb ihn wie mit un sichtbaren Zungen und Händen zu noch einer kleinen Ausgabe, einer neuen Exkursion auf dem bescheidenen Speise zcttel. und erjagte sich im Stillen: .Kräht er jetzt wieder fein derflix tes Ctichmort. so soll er die Replik mit der Faust bekommen." Kellner!" Gleich. Herr!" Kellner, einen " Er wußte wahrhaftig nicht, was er noch essen sollte. Einen gesalzenen Häring!" Weiter nichts?" tönte eZ vom Neben tiscde. Und ein GlaS Bier!" Weiter nichts ?" Ter Junge stand auf und hob drohend die Hand. Mein Herr, schäumte er. ich bin Referve-Leutnant." . Weiter nichts?" meinte Jener an scheinend noch immer ruhiger aber die Zornadern waren ihm geschwollen: er sah apoplektisch aus und man fühlte, daß er den Arm bereit hielt, um jeden Schlag sofort abwehrön und selbst erwidern zu können. Tas ist genug, um mich von Ihnen nicht ferner beleidigen und verhöhnen zu lassen. Ihr Weiter nichts" ,st ebenso unangebracht als beleidigend!" Weiter nichts!" Außer sich warf nun der junge Mann dem Anderen seine Karte hin. Kurt v. W i n t e r t h a l. Leutnant der Reserve. Friedrichstraße, Berlin. Der Gegner zog verhältnißmäßiz langsam sein Portefeuille und bot dem Gegner das viereckige Kärtchen: Eugen v. K Ssewurm, Oberst. Gutsbesitzer auf Höllebrut bei Danzig. Der Leutnant war zu aufgeregt, um genau zu lesen. Es schwamm ihm AlleS vor den Augen. Er war auch nicht gewohnt, rasch hintereinander drei GlaS Bier zu trinken. Vielleicht hätte er bei kaltem Blute eingesehen, daß hier keine Beleidigung, sondern ein Mißverständnis; vorlag. Wo sind Sie hier zu finden, mein Herr?" fragte er noch bebend. Ich wohne in Stadt Halle". Kro nenstraße 247." Damit endete diese Begegnung. Beide Herren suchten und fanden ihre Sekundanten, und Alles wurde nach der Regel geordnet und bestimmt. Man hatte sich auf Pistolen geeint, dreimali ger Kugelwechsel, zwanzig Schritte Distanz bei gegenseitiger Näherung, falls resultatlos Säbelkampf bis zur Abfuhr des einen oder anderen Geg ners. Kurt ' von Winterthal schlief diese Nacht sehr schlecht. Er hatte eine lieb reizende Braut und sonst noch eine Menge Aspekten im Leben. Bei ge nauer Ueberlegung mußte er sich sagen, daß der Zufall ihn, der darin lei dige Erfahrung gemacht, einen Küse ohne Wurm gerade in dem Augen blicke bestellen ließ, als ein Herr von Käsewurm neben ihm sein Nachtmahl zu verzehren gedachte. Der Mann mochte sich gekannt und darum belei digt geglaubt haben, und sein schnar rendes Weiter nichts!" war eigentlich den Kugelwechsel und das Säbel gerassel nicht werth. Wenn er. Kurt von Winterthal, fiele oder auch nur ein kleinwenig verstümmelt würde, so führt ein Anderer die Braut heim, die er, Kurt, nicht nur aufrichtig liebte, sondern die auch obendrein eine sehr nennenswerthe Mitgift besaß. Und dann hatte er liebe, gute Eltern und eine Schwester, die mit unsagbarer Zärtlichkeit an ihm hing, und einen Schweißfuchs, der auch nicht zu der achten war. Und nun . . . . ! In's Gras beißen oder Mörder werden, weiter nichts!" hörte er sich selbst ganz im Tonfall seines neuen Freundes sagen! Dann schlief er den noch ein. Es war ein kalter Mai morgen auf die letzten sonnigen Tage gefolgt. Kurt von Winterthal harrte draußen, wiederum bebend vor Wuth, weil ihn Herr Eugen von Käsewurm warten ließ. "J'ai failli atteiidre!" hat ein französischer Herrscher gesagt aber der Herr Leutnant der Reserve wartete beinahe nicht -er war schon eine Viertel, eine halbe Stunde auf dem Platze die Waffen liefen feucht an. Die Sekundanten fanden die Geschichte unerlaubt. Endlich hörte man in der Ferne das Rollen des Wagens, der die Chorlotten burger Höhe heraufkckm. Herr von Käsewurm lenkte selbst einen prächtigen Viererzug, stoppte kunstgerecht, und auf Herrn von Win terthal'S Begrüßung: Das ist eine neue Beleidigung! Wir sind seit sechs Uhr auf dem Platze," machte er eine wundervolle Kurve, knurrte Weiter nichts!" und verschwand in rasendem Tempo den Blicken Aller. Bei St. Privat trafen sich die Käm pen nochmals. Beide führten siegende Kolonnen. ES wäre doch schade gewesen, wenn wir uns damals die Hälse gebrochen hätten," fand Käsewurm Zeit zu sagen: Weiter nichts!" schnarrte Winter thäl lachend, und sie reichten einander still im Pulverdampf die Hände. AnftUkN!. WsS sin daS für Wt Zeilen: Ten Papa reifet ti im Arm Und die Mutter schlägt Alarm ' Ueber Stiche in den Seiten; Krank ist jede Kreatur Ach. wo bleibt der Toktsr nur? Hans, der Größte, ist von Schmerzen An dem Hintertopf geplagt. Während Fräulein Grete klagt Ueber Blutandrang zum Herzen. Ueberall des Leidens Spur Ach. wo bleibt der Tokto? nur? Gerhard hat gar schlimmen Husten. Was ihn ungemeiii verdrießt. Und der Walter niest und niest Und kommt gar nicht aus dem Husten. So schon schwächlich von Natur Ach. wo bleibt der Toktor nur??? Ohne Appetit ist Elshcn Schon die allerlängste Zeit, Minna selbst, die Skudenmaid. Hat ein ganz verfchmoll'nes Hälschen. Welche schreckliche Tortur Ach. wo bleibt der Toktor nur???? Und man klingelt immer wieder: Lieber Toktor. komm doch her!" Doch zurück brüllt wüthend Ter: Komme nicht. Lieg' auch darnieder Und denöth ge selbst der Kur Ach. wo bleibt mein Toktor nur?" AuS dem alten Main,. Johann Friedrich Karl Graf von Ostein saß auf dem Stuhle zu Mainz und trug den Kurhut daielbst von 17431763 als Nachfolger des Era fen zu Eltz. Ein Bruder deS Kurfür sten. Graf Ludwig von Ostein, war io Generalmajor der Kavallerie und befand sich in der Armee, die in dem selben Jahre die Stadt Frankfurt und die Kaisermahl decken mußte. 1733 verließ er den Dienst als Feldmarschall Leutnant und nahm in Mainz seinen Ausenthalt. Bon seiner außerordent lichen Leibesfülle wird laut Frkf. Ztg." mancherlei erzählt. In der heißen Jahreszeit war es Ottern ganz unmög lich. im Bett zu schlafen. Kam die Nacht, so ließ er sich in seinen Wagen von eigenthümlicher Bauart und Raum eintheilung heben, und langsam zogen ihn die Pferde durch die Straßen. Tas Schaukeln des Gefährts brachte ihm allmählich den Schlummer. Dann suchte der Kutscher den kühlenden Schatten irgend einer Platane, und wenn der Graf eingeschlafen, spannte er die Pferde aus und ritt nach HauS Im Wagen, welcher der Kühlung hal der bis auf eine ziemliche Höhe mit feuchtem Rheinsand gefüllt war, blie den der Graf und der ihn behütende Kammerdiener zurück. Mit dem ersten Morgenftrahl kamen die Pferde wieder zur Stelle und langsam ging es nach Haus. Kannst Dir's behalt. In Wien ist unlängst, wie gemeldet, ein österreichischer Magnat. Fürst Ca millo Starhemberg, ein Abkömmling des Vertheidigers der Stadt Wien bei der Türken Belaaeruna. Gestorben. Aus dem Leben des Fürsten wird jetzt folgende Anekdote mitgetheilt: Der Fürst pflegte, wenn er einen neuen Diener aufnahm, diesen auf feine Ehr lichkeit zu prüfen. Er verlor absicht lich in seinen Gemächern größere oder kleinere Geldbeträge, und wenn ihm der Diener die Funde" wieder über gab, belohnte er die Ehrlichkeit mit den Worten: Kannst Dir'S behalten." Als Finderlohn gab er dem Ueberglück lichen öfters noch das Doppelte des Be träges. Einmal aber sollte der Fürst lernen, wie leicht aus diesem Spiel Ernst werden kann. Er verlor in seinen Gemächern einen kostbaren Blei ftift aus Malachit in Goldfaffung. den er sich als Andenken von feiner Moskauer Reise mitgebracht hatte. Drei Tage ließ er vorübergehen, bevor er sich an den Diener mit der Klage wandte: Unbegreiflich, der Malachit stift ist total verschwunden." Der Malachitstift?" fragte der Diener und fuhr fort: Den habe ich schon vor drei Tagen im Bärentuch gefunden habl mir ihn auch gleich behalten." Ob der Fürst diesmal einen zweiten Bleistift daraufgab, darüber schweigt die Geschichte. Boshaft. Erster Schauspieler: Nun, Erfolg gehabt gestern?" Zweiter: Fabelhaft, besonders in der Sterbe-Scene. Publikum war ganz außer sich." Erster: Vor Lachen?" Dankend abgelehnt. Der Oberst von Bombe ist dahinter gekommen, daß sein Bursche in aller Frühe Schnaps trinke. Er läßt daher eines TageS denselben zu sich bescheiden und redet ihn mit strenger Miene an: Sage, Johann, trinkst Du Schnaps?" Johann: Danke sehr, Herr Oberst, habe eben erst einen genommen!" Inzwischen. Als ich Deine Frau das erste und letzte Mal sah. war sie eine reizende Mädchenknospe." Die hat sich inzwischen zu 200 Pfund entfaltet." Galgenhumor. Wärter: Sie brechen ja ein Loch in die Mauer." Eingesperrter (beim Ausbrechen er tappt): Ick wollte nur die Ventilation der Zelle verbessern." Unnöfrig. Freund: Was schreibst Tu jetzt?" Tichler: Einen neuen Faust". Freund: .Wozu, der alte ist ja noch ganz gut!" Geilste. Richter: Haben Sie denn allein dieie fünf Räder gestohlen?" Angeklagter: Nein, unter gütiger Mitwirkung eines Freunde;." Sin Mrgel. Ach was. Hunde, die bellen, beißen nicht." Ta irren Sie gewaltig, mich hat schon einmal ein bellender Hund ge bilden!" Unmöglich! 'Wie kann ein Hund beißen, wenn er bellt?" Beruhigtes Gewiffen. Ein Vegctcriancr wollte gern 'mal wieder ein Stück Wurst essen; um nun sein Gelübde nicht zu verletzen, ging er zu einem Roßschlächtcr und forderte Wurst von einem Apfelschimmel. lUißoerslanoen. Erster Leutnant: Tagen Sie 'mal. Herr Kamerad. Ihr Fräulein Braut sieht so mißvergnügt aus; was hat sie denn nur?" Zweiter: Vorläufig hat sie nur 100.000 Mark, sie bekommt aber später noch 'mal das Doppelte!" IVabt gesprochen. A: So etwas, was mir heute pas sirt ist. das ist mir im Leben noch nicht passirt und wird auch niemals wieder passiren!" B: Nun. was denn?" A: Vierzig Jahre bin ich heute alt geworden!" Bange Ahnung. Villenbesitzer (begeistert): Haben Sie je eine köstlichere Luft gefunden, als hier oben, meine Herren? ath men Sie doch 'mal recht tief!" Besucher (leise zum Anderen): Tu. das ist nun schon das dritte Mal, daß er unS dazu auffordert ob wir denn nichts anderes vorgesetzt kriegen?" Kindermund. Der kleine Willy: Mama, ich will Kuchen haben!" Mutter: Kinder müssen in erster Linie Geduld haben!" Willy: Kuchen schmeckt aber besser!" Mütterliche Belehrung. Mama: Der Anstand erfordert es, wenn man im Zimmer fitzt und ein Herr hereintritt, daß man aufsteht und ihn entgegengeht." Tochter: Mama, wenn aber kein Herr kommt?" Mama: Nun, dann bleibt man fitzen!" Im juristischen Lramm. Was wissen Sie denn von den Schuldverhältnissen"?" Die Schulden , die Schulden sind vielfach Folgen von Verhältnissen." Große Trauer. Madam: Warum so traurig und trübselig, Lisette? Ist Ihr Schatz auch im Manöver?" Köchin (traurig): Ach, alle drei, gnädige Frau!" Schrecklicher Gedanke. Koch (von Kannibalen gefangen): Wenn Sie mich durchaus verspeisen wollen, so thun Sie mir den einzigen Gefallen und lassen Sie mich nicht ver brennen!" Zur Anregung. Frau: Diesen modernen Roman solltest Du lesen, Max." Mann: Weshalb denn?" Frau: Du wirst sehen, wie viele Kleider eine moderne Frau haben muß. Unangenehm. Lehrerin: Was lesen Sie denn da, Elfriede?" Höhere Tochter: ..Einen Liebesbrief." Lehrerin: Unerhörte Frechheit. Sie sind ein ganz unmoralisches Geschöpf, sich mit solchen Dingen abzugeben, und dabei haben Sie noch die Stirn, dies ganz offen einzugestehen?" Höhere Tochter: Na. warum denn nicht? Sie haben ihn vorhin auS der Tasche verloren!" Die Macht der Gewohnheit. Tim is money, pflegt Herr Moritz PreiSaerecht ,u keinen Änstn .,. " ' " ' -Mjiiu. gu sagen, wenn er sie engagirt. Sie ge statten also, daß ich Sie kurz bei Ihrem Vornamen nenne, Ihr Familienname ist mir viel zu lang. Sie find doch einverstanden?" Als er nun eines Ta gcs dieselbe Rede einem neuengagirten Jüngling hält, sagt dieser: 'Halten Sie das hiii wnNon (n: v. vhvh, yni -fJICl?' gerecht, ich heiße Anastasius Zapp." Gut." nickte Herr Preisgerecht, ich werd' Sie also AnastasiuS nennen. Japp in mir viel zu lang." Der Schlaukopf. Gnädiger üerr: ..Aber ws ,w it Johann. Tu hast ja. während ich in'S Bad gereist war. die Goldfische sterben laf,en!" ?lobann: ..a. smfihini-.fti-f hnf.. - " " , r, .. 's," ,'vn, vwiuv kann ich nicht. Sie sagten, ich sollte mucn (ujiaicn geben, diese hatte ich aber nicht, und Sienefliiif ninin Biester nicht fressen, nun hab' ihnen gar niqis gegeven.