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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (April 5, 1900)
Das Schlachtfest. dem l'.nqanichen ten Armin Rznai. An den legten Besuch meine Cchwa cers werke ich wohl noch lang? denken. Ueber fünfzig Gulden und eine Mrnge Aergerniß und Aufregungen in und außer dem Hause hat mich sein Besuch gekostet, und dasOSanze war nichts wei' ter alZ die Folge eines leichtsinnig ge gebenen Versprechens. Mein Schivaaer ist nämlich seine Zeichens Oetonom. lir bewirthschaftet eit hinten irgendwo auf dem Land fein kleines Gut. wüstet Schweine, züchtet Hühner und baut Kohl. Unser kleiner Ort war von je her für ihn der Inbegriff einer Großstadt, und jedes Mal. wenn er zum Einkaufe kam. blieb er zwei bis drei Tage bei uns. um, wie sagte, sich wieder einmal tüchtig mit Stadtluft vollzupumpen. Wir dursten ihn natürlich immer bewirthen. waS freilich nie ohne Extraausgaben ab ging. Aber schließlich eS war doch der Schwager. Liesmal dachte er sogar noch am Abend des dritten Tages nicht daran, abzureisen; eS schien ihm bei unS gar zu gut zu gefallen. Wir hatten grundlich zu Nacht gegessen, und nun faßen wir hinter einigen Flaschen leidlich guten WeineS und plauderten in recht behag licher Stimmung über dies und das Unter Anderm erzählte mir mein Schwager, wie seine Ernte ausgefallen fei. wie tüchtig feine Hühner dieses Jahr im Eierlegen gewesen, und wie groß artig sich seine Schweinezucht rentire. Fünfzehn Mutterschweine und sieben unddreißig Ferkel liefen, bei ihm im Hofe herum, so daß man acht geben müsse, keinS todt zu treten. Wahrscheinlich unter dem Einfluß meines feurigen Weines rief mein Schwager plötzliche .Hast Du denn für diesen Winter schon Dein Schwein?" .Nein, lieber Freund." antwortete ich traurig, der Kinder sind viel, die Frau braucht Kleider eS langt eben nicht, wir werden uns, wohl ohne ein Schwein behelfen müssen!" Nichts da. Du mußt doch Dein Schwein haben." protestirte mein Schwager. Jeder ordentliche Bürger schlachtet im Winter fein Schwein. Also gut. sobald ich heim komme, schicke ich Dir einS. ick bin Dir sowieso schon viel Revanche schuldig. Weißt Du, so ein recht großes, fettes, schweres. Mit tausend guten Biffen in sich, mit Wür lien und Wellfleisch, Schinken und Speck." Ich umarmte meinen Schwager vor Freude über dieses königliche Geschenk, und dann ließ ich noch einige Flaschen Wein bringen und wir tranken sie in gemüthlichster Stimmung aus. Meine Frau und meine Schwieger mutter faßen dabei und. wunderbar! sie hatten diesmal nichts gegen die Weinverschwendung., Ja, sie zogen sich fpäter sogar in eine Ecke des Zimmers zurück, und aus abgebrochenen Sätzen, die zu mir herüberdrangen, entnahm ich. daß sie über das Schweineschlachten sprachen und über die Verkeilung und Verwendung des Fleisches. Andern TagS begleitete ich meinen Schwager auf den Bahnhof, und er rief mir noch zum Zug heraus, ich solle vur alles gut vorbereiten, das Schwein werde in einigen Tagen bestimmt ein treffen. Von nun an war ich in einer per manenten feierlichen Aufregung, wie nun. wie ein Mensch, in dessen Hause in Bälde ein Schweine-Schlachtfest ab gehalten werden soll. Als wir uns Mittags endlich zu Tisch setzten und unser einfaches Mahl aufgetragen wurde, entwickelten wir Alle den groß artigsten Appetit. Freilich. eS gab nur Kartoffelsuppe und Gemüse mit einer frugalen Beilage: aber unsere Phan taste begann bereits mächtig zu arbei ten: lag doch die glänzendste Zukunft vor uns, das große Schweineessen mit Coteletten und Leberwürsten, mit Schwartenmagen und Schinkenfleckerl. , Wird das eine herrliche Zeit sein. Tage permanenter Magenübcrladung! Die Kinder reichten natürlich sofort ihre Voranschläge ein. .Jedes wollte selbstverständlich beim Schlachten per fönlich anwesend fein. Dann machte jede? unbedingten Anspruch auf ein ge backeneS Schweinsohr. Da sie sich bei der Vertheilung natürlich nicht einigen konnten, geriethen sie bald aneinander, nd mir, dem Vater fiel die Aufgabe zu. auf alterprobte Weise den Streit zu schlichten und Ordnung in die An sprüche zu dringen. Im Bürgerkafinö sprach ich auch von dem in Aussicht gestellten Geschenk und ließ nebenbei die Absicht durchblicken, seinerzeit ein groß angelegtes Schlacht? seft zu arrangiren. was im Kreise mei ner Bekannten die größte Sensation er regte. Ich stieg überhaupt kolossal im Ansehen und mancher Elu'agenosse be merkte halblaut, so daß ich es hören konnte: Kunststück, wenn man einen solchen Schwager hat !" Da eS nun offiziell bekannt war, daß wir in diesem Winter ein Schwein schlachten, wurden wir zu allen Schlacht festen der Saison eingeladen, wie das schon in kleinen Städten üblich ist. Wo man ein Schwein schlachtet, wird auch in Fest gefeiert, und von den Würsten macht man allen befreundeten Familien Geschenkt, sodaß von dem adgeschlach teten Borstenvieh eigentlich nicht viel Übrig bleibt. Doch das ist kein Ver tust. Denn wer an zehn Familien Ver SmltagsM. - Jahrgang 20. Beilage zum Nebraska Ttaats-Anzeigcr. ' No. 4ß. Geschenke sendet, bekommt von zehn Häusern Gegen'Geschenke, und das Ae sultat davon ist. daß man den ganzen Winter hindurch stets schweinerne Spe zialitätcn auf Lager bat. Wir lebten nun überhaupt ganz herrlich. -Fast jeden Tag eine Ein ladung. fast täglich die saftigsten Ge schenke. Meine Frau brauchte nur Linsensuppe zu kochen oder Sauertraut, die delikaten Beilagen flogen uns nur so in'S HäuS. Inzwischen trafen wir natürlich die nöthigen Vorbereitungen. Im Vor übergehen wrach ich beim Schweine metzger vor. er möchte ein kein wenig Zeit für uns reserviren. wenn unser Schwein angekommen sein würde. Von meinem Nachbarn zur Rechten erbat ich mir für den großen Tag seine neue Wurstmaschine, und der Nachbar zur Linken stellte mir aus eigenem Antrieb seine Räucherkammer zur Verfügung, da wir doch gewiß einen Theil des Fleisches in den Rauch zu hängen be absichtigtcn. Die Damen meines Hau ses entwickelten ebenfalls eine fieber hafte Thätigkeit. Alles was an Koch geschirren. Kübeln, Trögen und Fett ständern aufzutreiben war. wurde ge scheuert, gerieben und gebrüht. Daß eS dabei ohne Meinungsver schiedenheiten nicht abging, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. So hatte ich beispielsweise die Absicht, die dünnen Speckseiten in den Rauch zu hängen, während meine Schwiegermut ter unbedingt dafür war, alles verfüg bare Fett als Kochschmalz auszulassen. Der Conflikt spitzte sich sehr zu. Schwiegermama erklärte, sofort daS Haus verlassen zu wollen: meine Frau war gesonnen, ihrer Mutter zu folgen, aber auch die Kinder mitzunehmen, damit sie nicht mit einem solchen Ra benvater unter einem Dache blieben. Schließlich entstand ein allgemeines Geheul, und der Zorn begann sich nach und nach mehr in die Richtung nach meinem Schwager zu ziehen, der ja eigeutlich mit seinem Schwein das ganze Unglück angerichtet hatte und gar mei nen häuslichen Frieden von Grundus zu zerstören drohte. Ja. wenn nur das versprochene Bor stenvieh schon da wäre! Aber die Tage vergingen und daS Schwein kam nicht. Einmal ging ich sogar auf den Bahn Hof hinaus und erkundigte mich da, ob denn nicht an meine Adresse ein Schwein angekommen sei? Auf die verneinende Antwort riskirte ich die Bemerkung, ob nicht das Thier vielleicht unterwegs in Verlust gerathen sein könne. Da wurde der Beamte klotzengrob, brüllte etwas von beleidigter Eisenbahnehre, und ich mußte schließlich noch froh sein, daß er mich nicht weg'n Beamtenbeleidigung vor Gericht brachte. Mittlerweile häuften sich die Unan nehmlichkeiten. Der Metzger hatte nicht viel zu thun und kam daher jeden Tag, um zu fragen, ob man ihn noch nicht brauche. Anfangs ging er wieder ruhig fort, dann begann er aber ganz eklig den Kopf zu schütteln und unangenehm zu brummen. Um ihn ein bischen zu beruhigen, gab ich ihm jedes Mal ein Gläschen Cognac oder Wein, was zur Folge hatte, daß er nun täglich zweimal nachfragen kam. Def Nachbar zur Rechten frug auch sehr oft, wann er mir denn eigentlich die Wurstmaschine schicken solle. Und der zur Linken meinte sarkastisch, ich hätte vielleicht mit der Hälfte Raum in seiner Räucher kammer auch mein Auskommen, andere Leute wollten auch ihre Schweine ab schlachten und das Fleisch in den Rauch hängen. Auch im Casino bekam ich manche unangenehme Bemerkung zu hören, und das zumeist von Seiten jener Freunde und Bekannten, die mir gegenüber eine abwartende Stellung einnahmen, weil ich bei ihnen bereits zum Schlachtfest gewesen war oder Würste und Schinken zur Probe erhalten hatte. Bei diesem Stande der Dinge ent schloß ich mich endlich, meinem Schwa ger einen Brief zu schreiben. So ganz verschämt, bescheiden, als Postscriptum warf ich die Frage auf, wann denn das versprochene Schwein bei mir eintreffen werde, da zu seinem Empfange Alles bereit fei. Es kam jedoch weder auf den Brief, noch auf das Postscriptum eine Antwort. DaS Auge des Städtchens war jetzt ausschließlich auf mich gerichtet, und man frug sich allgemein, was wohl aus der Sache werden würde. Denn schließ lich, wenn ein Gentleman bei jedem Schlachtfest im Bekanntenkreise anwe send ist und kräftig mitthut, so hat ei gewissermaßen die Pflicht. 'sich mit ei nem ähnlichen Feste zu revanchiren. Und da ich sah, daß das schwägcrliche Schwein so ungebührlich lange auf sich warten ließ, so war ich schon bereit, zur Wahrung meiner Reputation aus eige nen Mitteln ein Schwein zu kaufen, um das langcrwartete Schlachtfest ausrich tcn zu können. Meine Absicht stieß jedoch auf Schwierigkeiten. Meine Schwiegermutter meinte nämlich: .Und wie, wenn da? Schwein Tei neS Schwagers juft dann ankommt, wenn Du eins gekauft haben wirst? Tann hätten wir zwei Schweine auf einmal und das wäre bei diesen theu ren Zeiten ja die reinste Verschmen dung." Ich ließ mich also zum Aufschübe überreden, begann aber von dieser Zeit ab. daS Easino zu meiden und auf der Straße meinen Freunden aus dem Wege zu gehen, damit ich nicht immer wieder die Frage zu hören bekäme: Nun. wann wird denn eigentlich Euer Schwein geschlachtet?" Den Metzger hatte ich definitiv abge schafft, den Nachbarn Wurstmaschine und Räucherkammer gekündigt. Ich befand mich in einem Zustand stiller Resignation und empfand nur den einen heißen Wunsch, mit einem Schwa ger irgendwo ohne Zeugen ungestörte Zwiesprache halten zu können Die Krise wurde jedoch durch einen Vorfall mit meinem ältesten Sohn be schleunigt. Eines Tages kam dieser nämlich in schrecklichem Zustand, das Gesicht, zerkratzt, heulend nach Haufe. Nachdem es mir mit schwerer Mühe gelungen war. ihn einigermaßen zu beruhigen, erzählte er mir unter Thrä nen und Wehklagen, daß er mit ver schiedenen Buben seiner Classe in ei nen Streit gerathen war. Einige von ihnen hatten nämlich behauptet, wir wären Aufschneider. Wir thaten so, als würden wir ein Schwein schlachten und ließen uns daraufhin von der gan zen Welt Wurst schenken. Diese Belei digung wollte natürlich mein Sohn nicht auf sich sitzen lassen, und die Folge war eine regelrechte Keilerei, bei der be greiflicher Weise die Minorität, nämlich mein Sohn, den Kürzeren zog. Dann machte mir der Bub noch Vor würfe, warum ich denn das Schlachtfest versprochen hätte, wenn hoch kein Schwein zum Schlachten ankäme? Meine Frau gab natürlich ihrem Sprößling recht. Sie meinte auch, ich sei zu leichtgläubig gewesen und brächte die ganze Familie in Verlegenheit. Die Schwiegermutter ließ es natürlich an verschiedenen malitiösen Bemerkungen ebenfalls nicht fehlen. Nun hatte ich genug. Noch am sel den Tage kaufte ich für mein eigenes, schwerverdientes, für andere wichtigere Zwecke bestimmtes Geld ein feistes Schwein, und dann wurde das längst fällige Schlachtfest unter Zuziehung sämmtlicher Freunde abgehalten und damit der gute Ruf meines Hauses wieder hergestellt. Nach ein paar Tagen war von dem Borftenthier im ganzen Hause mit der schärfsten Lupe nicht mal ein Würstchen mehr zu entdecken. Meine Schwiegermutter trug einen tüchtigen Magencatarrh davon und war der festen Ueberzeugung, das Schwein sei trichinös gewesen. Die Wurstmaschine meines linken Nachbars war aus dem Leim gegangen, und ich mußte wohl oder Übel eine neue kaufen. Und als der andere Nachbar sagen ließ, die Räucherkammer wäre bereit, mußte ich gestehen, daß von dem Schweine nichts Räucherbares zurückgeblieben war. Aber schön war eS doch! Nur den einen Wunsch habe ich noch, mit meinem Schwager die bewußte zeugenlose Un terredung recht bald abhalten zu kön nen. Sollte ich dabei zufällig einen recht derben Knotenftock bei der Hand haben nun, das würde der Sache nur noch größeren Ausdruck verleihen. wie Cronje gefangen wurde. Aus Paardeberg, 27. Februar, wird englischen Blättern gemeldet: Endlich hat ein erster Erfolg unsere Anstrengungen gekrönt: Piet Cronje übergab heute früh 7 Uhr Lord Kitche ner seinen Degen und unterzeichnete in Gegenwdrt Lord Roberts' die Kapitu lation aller seiner im Flußbettlager der Modder eingeschlossenen Buren und Freiftaatler. im, Gatizen etwa 336 Mann, worunter 183 Verwundete. ES war hohe Zeit, denn die Erschöpfung unserer Truppen nach den unsäglich mühsamen Parforoemärschen, kaum auf das Allernothwendigfte genährt und seit nun drei Tagen schutzlos unter strömendem Regen und Nachts be eisigem Winde in einem riesigen Mo raste liegend, hatte einen solchen Grad erreicht, daß sie kaum kampffähig waren und eine Katastrophe fast unvermeidlich gewesen wäre, hätte ein wirklich starker Gegner uns jetzt angegriffen. Zum Glück geschah das nicht und nur einige schwache Kommandos machten hier und da in den letzten Tagen sporadische Versuche, unsere weit ausgedehnten Linien zu durchbrechen und sich den Weg zu Cronje zu öffnen. Am Freitag Nächmittag machte ein solcher Trupp von Wynberg kommend, einen geradezu heroischen Versuch: kaum 500 i'iaim stark, ritt. er in fliegender Karriere zweimal direkt unter vollem Feuer durch unsere Reihen hindurch und gelangte bis auf einige 20U0 Meter an das Nordende von Cronje'S Lager heran, aber unsere Leute eilten von allen Seiten herbei und sechs Geschütze unserer Feldartillerie fegten mit ihren Schrapnels die bedrohte Stelle deZ La gers so unablässig, daß die kleine Schaar bald einem vierfachen Feuer ausgesetzt und ihr nach drei Seiten der Weg verlegt war. Ein Kopje. welche den Eingang zu Cronje's Lager be herrschte und auf welches die Fünfhun dert sich zu werfen suchten, war zum Glück bereits von den Unseligen besetzt und auch hier wurden sie von einem köstlichen Kugelhagel empfangen. Trotzdem galoppirten sie gegen eine zweite Anhöhe und erreichten dieselbe wirklich, aber hier erwarteten sie zwei Kompagnien ShropshireS im Hinter halte und schnitten mit Hilfe der Ka vallerie einige sechzig der TodeSreiter ab. Die Ucdrigen entkamen dank der wunderbaren Zähigkeit ihrer Pferdchen und ihrem eigenen tollkühnen Muthe. Achtzehn blieben todt auf dem Platze, ihre Verwundeten nahmen sie mit sich. DaS war der letzte, ja eigentlich ein zige direkte Entsatzversuch denn alle übrigen Angriffe drangen nicht so weit durch unsere Linien durch und die nörd lich von der Modder wie südlich von Koffyfontcin oder auf den Straßen von Bloemfontein herankommenden Ver stärkungen fühlten sich offenbar zu einem konzentrischen Angriffe auf unsere durch überlegene Artillerie geschützten Stellungen noch nicht vorbereitet oder stark genug und wurden wo sie über Haupt es zum'Kampfe kommen ließen, nach einem leichten Scharmützel schon an der Peripherie abgewiesen. So waren acht Tage vergangen und Cronje's Widerstand schien trotz unseres vernichtenden Artilleriefeuers' immer noch ungebrochen. Vergebens hatte Lord Roberts das schwerste Lydditge schütz von de Aar heraufkommen lassen. Alles schien vergebens. Da beschloß der Oberbefehlshaber Oberst Smith Dornen's Brigade auf der Südseite und die Kanadier vom Norden her in dem Flußbette selbst langsam sich vor wärt arbeiten zu lassen, um so schliß lich eine Stellung zu gewinnen, von welcher aus wir die unter der Ufer bdschung vollständig verdeckten 'und vor unserem Artilleriefeuer geschützten Be' lagerten direkt unter Feuer nehmen konnten. Das geschah am Samstag, und Sonntag rückten Dorrien's Leute, fast schrittweise sich im Buschwerk und der Uferböschung versteckend, vor und warfen gegen Abend Schützengräben und Stcinfchanzen auf. hinter denen sie die ganze Nacht hindurch ununterbrochen weiterarbeiteten, wie es fchien, vom Feinde unbemerkt. Am Montag ge lang es auch den Kanadiern, bedeutende Fortschritte zu machen und in der Nacht zum Dienstag, den 27.. waren beide auf wenige hundert Meter an die eigentliche Stellung der Buren in dem Flußbette herangekommen. Um 3 Uhr Morgens am 27. bemerk ten die Buren die Gefahr und ein mör derisches Feuer empfing die jetzt von Ingenieuren unterstützten, wie Maul würfe sich in des Gegners Lager hinein wühlenden Kanadier. Aber die Gor don Hochländer und das 1. Shropshire Bataillon eilten ihnen zu Hilfe und nach einem kaum zwanzig Minuten langen Kampfe gelang es den Kana diern hinter den Felsstücken einer Donga Schutz zu finden, und während die Hochländer von der höheren Ufer böschung aus die Buren mit einem Kugelhagel überschütteten, und die ShropshireS den Vormarsch schützten, konnten die Kanadier mit Hilfe der Sappeure sich im Flußbette selbst end giltig festsetzen und von dort aus den Feind direkt unter Feuer nehmen. Auch das hätte uns indeß auf die Dauer wenig genutzt, denn das Thal macht hier ein Knie, an dessen Spitze eine zweite Donga. wenn gut vertheidigt, des Gegners Lager vollständig schützte und wir hätten uns überdies nur schwer im Flußbette selbst halten können. Aber der Feind hatte, dank unserem Ballon, welcher sein Hauptmunitions depot entdeckt hatte, dieses verloren und konnte sich also auf einen längeren Kampf nicht mehr einlassen. Hätten unsere Geschütze feine Munitionskarren nicht zum Explodiren gebracht, so hätte Cronje offenbar den Kampf trotz unseres Vordringens fortgesetzt. So sandte er unter Parlamentärflagge einen Brief, in welchem er die Uebergabe anbot. Lord Roberts antwortete durch General Pretyman. Cronje möge selbst zu ihm in's Hauptquartier kommen, um die Kapitulation zu unterschreiben. Eine Stunde später sahen wir eine sich rasch nähernde Reitertruppe auf uns zukommen. Lord Roberts befahl sofort den Hochlänoern. welchen der Hauptantheil an dem Erfolge zufallt, die Ehrenwache zu bilden und diese sor mitten sich vor dem Schlafwen des Generals, welcher selbst von seinem ge sammten Stäbe umgeben. General Cronje entgegen ging. Der kleine Mann, welcher da auf seinem ebenso kleinen Rößlein so unscheinbar neben der Riesengestalt Pretyman's und des sen hohem Echlachtrosse hertrabte, sah nichts weniger als ein Krieger aus. Die Gestalt schmächtig, leicht vornüber gebeugt unter dem breiten Schlapphute, unter dem die haldergrauten Locken her vordrangen und ein Paar freundliche mildblickcnde Augen herausschauten, machten in ihrem Mufdi mit dem Zwil lichhosen und dem.kurzc-n. braunen ab getragenen Rocke so gar nicht den Ein druck eines Soldaten, viel, weniger ei nes so gefährlichen Feindes. Es war 7 Uhr vorüber, als Lord Roberts den rechts vom Hauptquartier aufgezogenen Seaforthes den Befehl sandte, die Trommeln zu rühren und unter" prä scntirtem Gewehr stieg der feindliche Feldherr, dem Gen. Roberts entgegen gegangen war. vom Pferde. Der Feld marschall führte ihn zu einem Stuhle, während Cronje's Sekretär neben ihm Platz nahm. Dieser verdolmetschte die wenigen höflichen Worte, welche gewech seit wurden. Cronje bat 'um gute Be Handlung der Gefangenen und Roberts zollte ihm und dem Heldenmulhe seiner Schaar, die wohlverdiente Anerken nung. Dann nahm Lord Kitchener Cronje's Degen entgegen. Man ging zu Tisch, Cronje zur Theilnahme am Morgenimbiß einladend, aber alle Ver suche, ihn in eine Unterhaltung zu zie hen. blieben vergeblich. Cronje schien still in sich gekehrt, wie Jemand, dessen Gedanken weit ab liegen, aber nicht, wie ein Feldherr, den Schicksalsschläge verfolgt haben. Diese weichen milden Züge erinnerten fast an die eines ein fachen Landgeistlichen und die mächtige Denkerstirn über ihnen schien weit mehr mit der Lösung irgend eines wissen schaftlichen Problems beschäftigt, als mit Kampfgedanken. Im Laufe des Vormittags marschirten die Gcfange nen. ihre Waffen niederlegend, aus ih rem Lager heraus. Lord Roberts hatte sich da eine kleine besondere Revanche vorbereitet: Den Gloucesters, deren Schweftcrbataillon auf Nikolsons Nek gefangen war, hatte er die Aufgabe zugetheilt, die Gefange nen zu entwaffnen und ihnen als Es körte zu dienen. Die Leute tragen alle mit schlicht-natürlicher Würde ihr Schick sal, manchen schien ein Wechsel ihrer Lage nicht unwillkommen, denn die Regenströme der letzten Tage hatten die Modder geschwellt und ihre Lagerstätte fast unhaltbar gemacht. Die Meisten schliefen seit zwei Tagen in Morast. Die 7. Division, welche eben erst von Jacobsdaal Sonntag Nacht herüber gekommen war, unternahm die Zer nirung der Gefangenen bis zu deren ren Abmarsch nach Modderriver-Sta tion, von wo sie morgen per Bahn nach Kapstadt gesandt werden. Unter den Gefangenen befinden sich zwei Deutsche vom Johannesburgkom mando. welche mit großer Achtung von dem Muthe und der Ausdauer der Bu ren sprachen. General Roberts besuchte im Laufe des Nachmittags das Lager und gab die nöthigen Befehle für die Heimsendung der Frauen und Kirrder und deren Schutz und Verpflegung während der Zwischenzeit. Er inspirirte eingehend die Verschanzungen und Voll werke des Feindes und sprach wieder holt seine Bewunderung für das außer ordentliche Geschick aus, mit welchem Cronje sein Lager geradezu uneinnehm bar gemacht hatte. Einer der Feld kornetts erklärte, man hätte an Ueber gäbe garnicht gedacht, als das plötzliche Steigen des Flusses Cronje gezwungen hätte, seine Munition aus einer für durchaus sicher gehaltenen Stelle auf einen höher gelegenen Punkt heraufzu schaffen, wo der Ballon sie entdeckte; nicht der Kriegskunst der Engländer, sondern dem Spiel der Elemente war also die Uebergabe zu verdanken. Ganz unbegreiflich war dem Feld marschall und uns Alleir die winzige Zahl der Verwundeten auf Seiten des Feindes. Wir glaubten nach dem furchtbaren Bombardement und nach dem unsere Haubitzen tagelang Tau sende von Lydditbomben mitten in das Lager geworfen, daß mindestens ein. wenn nicht mehrere taufende Buren und Fiftaatler ihnen legen wären, und statt dessen hatten sie nicht einmal so viel Gefallene, als uns die kleinen Scharmützel der letzten Tage gekostet hatten, und kaum ein Fünftel derjeni gen Zahl an Todten und Verwundeten, mit denen wir selbst den ersten Angriff auf das Lager bezahlt hatten. Nur eine Anzahl Ochsen und Pferde waren unter unseren Kugeln gefallen, und wurden nun von den braunen pluthcn dcrÄLdcer sortcwafchn. In rrnje's Lager hat!n die Leutc t,ailt so gelit ten, wie bei uns. Cr&ni für Zdiere. Cs dürste virLeicht vielen unbekannt sein, daß O:dei:S Verleihungen an liiere in England nicht zu den Selten heilen gehören. Die Königin beifpiels weise hat einem Hunde nicht nur die Lkieg-medaüle verliehen, sondern das also ausgezeichnete Thier auch höchst eizcnhä'ndig damit geschmückt. TieS Ereigniß fand im Jahre 170 nach der ckiiäkcbr dcS HeereS US dem afghani scheu Fcldzug statt. Ter Hund, der Im 2. Regiment der Royal Berkshire zugetheilt war, hatte den ganzen Krieg mitgemacht und war sogar in der Schlacht bei Maiwand verwundet wor den. .Bob" wurde später Udersahren und starb infolge dessen: sein Andenken aber wird nicht vergessen werden und sein Bild prangt auf dem berühmten Gemälde Der Kampf der letzten Elf in der Schlacht bei Maiwand". Ein anderer Vierfüßler, der decorirt wurde, war Lord Roberts' berühmtes Schlachtpferd Volonel. Ihre Majestät verlieh dem Pferde die Kabul-Medaille mit dem Stern für feine Leistungen im afghanischen Fcldzug. DaS Pferd trug diese Auszeichnungen auch bei der Judi läums.Prozcffion im Jahre 18D7. Ein Hund mit einem Victoriakreuz erscheint kaum glaublich, und doch er hielt die Dogge Jack, die in der Schlacht an der Alma das Leben eines Soldaten rettete und in dem Gefecht bei Jnker man einige Russen in die Flucht jagte, die Nachahmung eines solchen Ordens. Nach dem Krieg empfing sie zum Kreuz noch die Krim-Medaille und wurde der Königin vorgeführt. Auch dem Hund Sandy. der am Krim-Kriege theilge nommen, wurde eine solche Dekoration verliehen, doch wurde ihm diese sowohl wie eine zweite vom Halse gestohlen durch Leutnante. welche vielleicht mehr Verständniß für diese Auszeichnung hatten, als der glückliche Besitzer der selben. Tiny, ein Hund, der den ägyptischen Fcldzug mitgemacht hatte und bei Tel-el-Kebir am Fuße verwundet wurde, empfing sowohl die ägyptische Medaille wie auch den Stern des Khe diven. Tiny starb im Jahre 189 in Aldershot, wo er von einem Wagen überfahren wurde, und sein ausgeftopf ter Körper wird noch dort gezeigt. Es ist sonderbar, wie viele dieser Krieger" den Gefahren eines Schlacht selbes zu entgehen wissen, um nachher eines fo unrühmlichen Todes zu Haufe zu sterben. Ein Fox-Terrier, Namens Paddy, that sich ebenfalls im ägyptischen Feld zuge hervor; er zeichnete sich übrigens noch dadurch aus, daß er auf" dem Schlachtfeld von Abu-Klea das Licht der Welt erblickte. Schließlich ist noch von dem Hunde Jerry. der ein Caval lerie-Regiment. nämlich die 8. Husaren, in den Krimkrieg begleitete zu berich ten. Jerry erhielt nach seiner Rück kehr von den Bürgern Dudlins eine Medaille nebst einer Einladung zum Mahle. Das atzeubkibk zu Ttralsund. Macht, Reichthum. Gewaltthat und Rohhcit gingen Hand in Hand zu An fang des 15. Jahrhunderts. In jener Periode war es in vielen Städten Brauch, daß der Rath den Bürgern zur Fastnachtszeit eine öffentliche Belufti gung gab. Diese Belustigungen ließen aber an Urwüchsigkeit und zuweilen an Rohhcit nichts zu wünschen übria. So war das Katzenbeißen" vor dem Pranger auf dem Alten Markte zu Stralsund für den damaligen Geschmack ein ergötzliches Schauspiel", davon eines zu Fastnacht des Jahres 1414 stattfand und wie folgt beschrieben wird. Man band an den Pranger eine lebende Katze, mit der sich ein Mensch ohne Wehr und Waffen beißen mußte. Dem Kampfe sehen Bürgerschaft und Rath mit Behagen zu, und den siegen den Katzenbeißer, der zum Schluß die Katze todtgebissen hatte, schlug der Bllr germeister Johann Külpen feierlich zum Katzenritter". Der Spottname Hans Katte", mit dem man lange Zeit darauf die Stralsunder belegte, ist auf dies widerliche Katzenbeißen zurück zuführen. DaS Briefpapier des Kaisers. Der deutsche Kaiser bedient sich ver schiedener Sorten Briefpapiers. Seine neuesten Briefbogen zeigen in der oberen linken Ecke den Reichsadler mit der Kai serkrone darüber, ruhend auf dem be krönten Hohenzollernhelm, von dem nach beiden Seiten ein gewundenes Band in den deutschen Farben auslüuft. Der Reichsadler trügt in der einen Klaue die gelbe Kaiserftandarte, in der anderen die purpurne Flagge des Kö nigs von Preußen. Für den Aufent halt auf der kaiserlichen Facht Hohen zollern" sind andere Briefbogen ange fertigt, welche in der oberen linken Ecke den deutschen Reichsadler mit der Kai serkrone darüber enthalten, ruhend auf dem achtfpitzigen Großkreuz des Rothen Adlerordens mit der Kette. Ueber und zu beiden Seiten des Kreuzes liest man: S. M. S. Hohenzollern". Die Verzierungen beider Briefbogen sind kolorirt. Druckfehler. (Aus einem Roman.) , Diese Worte thaten ihr weh; wie eine N(u)del trafen sie ihr Herz.