Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 29, 1900, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    A
Jahrgang 20.
Lincoln, mcb., Donnerstag, 29. Mär; 19
ißo, 45
(Y (
nInVfVVsYßf IoW
yJ (wo w
-
MÄAM
MMM.
Ansland'gkpcjchcn.
Ter Vormarsch der Briten ins
Zolkkil gcrathrn.
Tit Vur, des ärtiltaatt führ,
jetzt inen MiwrilUfrUfi.
Pirlamknliirischki ItHerlei.
Deutschland.
Berlin. 27. März.
Tos Berlin Tageblatt" läßt sich
melden, Das; Fürst von Radolin sein
Amt als deutscher Botschaftkr in St.
Petersburg niederlegen wolle, weil
liir.tfick) der ruffis.t.e Großfürst Wla
dimar, der Onkel des Zaren, auf einen
Hofball zu einer Tarnt geäußert ht
te, es gebe nichts Langweiligeres, als
inen deutschen Diplomaten.
ls ist hier das Gerücht in Umlauf
gesetzt worden, daß die Pforte alle die
jenigen Deutschen, die im Besitze tür
tischer Medaillen und Orden sind, aur
gefordert habe, dieselben zuriickzusen
den.
Kaiser Wilhelm hat dem Capitän
Zjraevenitz von der limrnci" eine gol
dene Uhr und sein Bildnis; geschenkt,
ouS Slnerleiinung für die im vorigen
November bei der Rettung von neun
zur Bark Hulda' gehörigen Personen
bewiesene Tapferkeit. Der erste Maat
erhielt einen werthvollen Sextanten
und jedes Mitglied der Mannschaft
100 Mark.
Berlin. 26. März.
Die Agitation gegen die Fleischbe
schauvorlage ist erneuert worden. Der
Deutsche Nationalverein derHändler in
amerikanischem Fleisch veröffentlicht
eine Erklärung, welche die Argumente
der Agrarier entschieden zurückweist. In
der Erklärung heißt es: Die ersten
Angriffe waren gegen das amerikani
sche Büchsenfleisch gerichtet, welches
aber infolge der hohen Temperatur
beim Kochen sich als unschädlich erwies.
Die nächsten Angriff erfolgten auf das
amerikanische Schweinefleisch, und die
amerikanischen Würste, welche angeblich
trichinös waren: ober ein Preis von
1000 Mark für dieEntdeckung von Tri.
chinen in amerikanischem Schweine
fleisch ist immer noch zu haben. Es ist
amtlich bewiesen worden, daß seif 1882
in Deutschland nicht t i n Fall von Tri.
chinosis in amerikanischem Schweine
fleisch entdeckt worden ist."
Der Anti-Semit Pielhaben und an
t)f agrarische Führer bereiten eine
Reihe von Massenversammlungen zu
Gunsten der ffleifchbeschauvorlage in
ihrer jetzigen'Form vor. Die Bersamm
lungcn werden in allen bedeutenden
Städten stattfinden, die erste am nach
sten Donnerstag in Hamburg.
Aus einer dem Reichstag vorliegen
den Denkschrift geht hervor, daß der
Zentral - Bahn durch Deutsch-Ostafri-ka,
für welche der Reichstag eine Be
willigung ablehnte, von Ceäl Rhodes
gegen eine ni:drige Zinsrate eine finan
zielle Garantie vfferirt worden ist, die
jedoch stipulirt. daß die Bahn mit den
nördlich und südlich von Rhodes projek
tirten BahnlinienAnschluß machen soll.
D Uhren-ffabrikanten imSchwarz
walV haben die einleitenden Schritte
getroffen, ibre Geschäfte zu einer gro
ßen Gesellschaft zu vereinigen, wozu
das Kapital von Berliner Finanziers
geliefert wird. Der Fabrikation von
amerikanischen Uhren soll besondere
Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Berlin. 27. März.
Im Berliner Rathhaussaale fand
abermals eine Versammlung statt, in
n.elcher gegen die Ler-Hcinze" prote
stirt wurde. Dieselbe war von dem
berühmten 'Historiker Theodor
Mommsen. dem Maler Adolph von
Menzel und dem Bildhauer Reinhold
Begas einberufen worden. Es wurde
beschlossen, dem Beispiele der München
Künstler zu folgen und einen
Goethe-Bund zu gründen, der übe:
die Interessen der .Schönen Künste"
wachen soll.
Theodor Barth "spricht in seiner
Zeitung, die Nation", die Hoffnung
aus, daß die .Heiligen Heinzes" und
die Unterstütze! der Flcisch-Jnspck-tions-Vorlage.
um mit den geschlage
nen britischen Generälen zu sprecht,
bald in der Lage sein werden, zu be
dauern, eine schwere Niederlage erlii
ten zu haben". Herr Barth fordert
alle liberalen Elemente auf, sich zu iv
ncr aggressiven Operation gegen die
konservative und klerikale Fraktion zu
vereinigen. Auch die National-Zei-tung"
tritt für eine große liberalcVer
inigung ein.
Die Kreuzzeitung" verlangt wie
derum in Gesetz, das die öffentlichen
Schulen unter die Aufsicht der Kirche
irnd nicht unter Ire der Regierung
stellt. Angesichts der inneren Polin
sehen Wirren würd, nynn ein solches
Gesetz angenommen werden sollte, so
sagen die Berliner Neueste Nachrich
i;nV ein unglaubliches politisches
Chaos geschaffen werden. Der frühere
Kultusminister. Graf von Zedlitz, ver
sucht schon im Jahre 1892 ein ähnll
ches Gesetz zur Annahme zu bringen,
stieß aber auf eine so starke Opposi
tion. daß der Kaiser sich einmischte
und den Rücktritt be Ministers ver
langt.
Auf den Vice-Bürgermeister von
Kiel. Herrn Lorey, wurde von einem
anscheinend irrsinnigen Manne ein
Attentat verübt. Derselbe feuerte auf
Herrn Loren mehrere Schüsse ab, die
zum Glück skhl gingen.
Bernhard Böhtse. ein früheres Mit.
glied deS Reichstages als auch des
xrkuf!fchtn Landtages, ist in Heimers
dorf in Frankfurt an der Oder ge1
sterben.
Berlin. 27. März.
Wie es heißt, wird der hiesige baye
rische Gesandte und Bevollmächtigte
zum Bundesrath Graf von und zu Ler-
chenseld demnächst beurlaubt werden
und vielleicht nicht auf seinen Posten
zurückkehren. Er soll sich nämlich da
durch .mißliebig" gemacht haben, daß
er in der Rcichstagssitzung vom 15.
März unautorisirt dafür eintrat, die
lex Heinz" mit einem Feigenblatt"
zu versehen, und gleichzeitig erklärte,
daß die Verschärfung 'des Kunstpara
graphen allerdings ' bayerischen Ur
sprungs si. daß die Protestbeweguno
indessen einen Umschwung herbeige
fükrt habe.
Es heißt jetzt, daß der von seiner
schweren Krankheit nahezu vollständig
genesene Centrumsführer Dr. Lieber
wahrscheinlich das Referat über di
Flotten-Borlage übernehmen wird unt
Dr. Lieber gilt als Freund der Vor
läge Er wird zunäckst zu seiner v'ölli
gen Wiederherstellung nach seiner Hei
math reisen und vermuthlich Ansang
Mai an den Geschäften des Reichstag
sich wieder beteiligen können.
Die konservative Fraktion wird aus
Anregung des Abgeordneten von Klin
ckowstroem ihren mit allen gegen drei
Stimmen gefaßten Beschluß, an dem
Pökelfleischeinfuhrverbot festzuhalten,
demnächst in Wiedererwägung zu zie
hen. Hiernach scheint es, dß es zwi
schen der Regierung und den Agrariern
noch zu einem Kompromiß bezüglich
desFleischbeschaugesetzes kommen kann.
Der Kaiser hat in den letzten Tagen
fast täglich den Staatssekretär von
Bülow im Auswärtigen Amt aufge
sucht und lang Zeit mit ihm konferi'rt.
Man schließt daraus, daß in der hohen
Politik sich diplomatische Vorgänge ab
spielen, du von großer Wichtigkeit sein
müssen.
Heule hatte das Kaiserpaar den
Reichskanzler Fürsten Hohenlohe nebst
seiner Tochter, der Prinzessin Elisabeth
uird den Fürsten Herbert von Bismarck
und Gemahlin zur Frühstückstafel ge
laden. Großes Aufsehen rregt hier der
Selbstmord des bekannten hiesigen
Rechtsamvalt Oskar Gabriel. Ueber
die Veranlassung zu der That wird
wohl erst die nächste Zeit Aufschluß g
den. Gabriel hatte einen Ruf als ge
wandt Bertheidiger in Kriminalsa
chen. Der Buchdruckereibesitzer Oertel in
Nürnberg. Mitglied des Reichstages
für den 1. Wahlkreis von Mittelfrän
ken. ist in Folge eins Nervenleidens in
eine Heilanstalt gebracht worden. Er
gehöit der sozialdemokratischen Partei
an.
In Berlin sind der General a. D.
Emil von Berger und der nat'ionallibe
rale Landtagsabgeordnet Georg Wei
denhöfer. Vertreter des Kreises Ver
den. gestorben.
Das sozialistische Landes - Comite
von Elsaß-Lothringen hat das Reichs
tagsmandat des Abgeordneten für
Mulhausen Bueb (Soz.-Dem.) für er
loschen erklärt.
Beim Neubau des Niederbayerischen
Zuchthauses in Straubing sind infolge
Gerüsteinsturzes drei Bauhandwerker
um's Leben gekommen; siebzehn andere
wurden mehr oder weniger schwer ver
letzt. Oesterreich-Ungarn.
Wien. 27. März.
Es wird allgemein erwartet, daß die
österreichische Regierung die Abliefe
rung verschiedener schwerer Belage-rungs-Geschütze,
die in Skoda, Böh
men. für England hergestellt werden,
verbieten wird. Dies Geschütze sin)
nach Angabe der englischen Zeitungen
nicht für Südafrika, sondern für die
Vertheidigung Shanghai's bestimmt.
Die deutsche Presse hegt jedoch ihre
Zweifel.
Der österreichische Ministerpräsident
Dr. ton Koerber hat das Versprechen
seines Vorgängers von Wittek einqe
löst und die vom niederösterreichischen
Landtag angenommene Gemeindewahl
ordnung für Wien dem Kaiser zur
Sanktion unterbreitet. Die Folge wird
nun jedenfalls fein, daß die bereits
beschlossene Mandatsniederlegung der
fortschrittlichen Wiener Gemeinderäthe
zur Thatsache werden wird.
Der Wiener Staatsanwalt Dr. von
Bobier, der wegen seines scharfen Vor.
gehens gegen die Presse bekannt ist.
konfiszirte kürzlich die Wiener Arbei
terzeitung". weil er 28 Zeilen in dem
von dem Blatt gebrachten, bekannten
Rosegger'schcn Roman Die Gottsu
cher" anstößig fand. Das Blatt appel
lirte an die Gerichte und das Wiener
Landgericht hat jetzt die Beschlagnahme
mit der Begründung aufgehoben, daß
das Herausreißen einzelner Sätze zur
Rechtfertigung einer Konfiskation un
zulässig sei. Andernfalls würde die
Publikation von vielen Werken klassi
scher Schriftsteller und Dichter unmög
lich gemacht werden.
Es wird das hier erfolgte Ableben
des lebenslänglichen Herrenhaus-Mit-gliedes
Nikolaus Dumba, Obervroku
rators der ersten österreichischen Spar
lasse, gemeldet. Dumba war 1820 in
Göbling bei Wien geboren.
Der Landesausschuß von Oberöster
reich hat den Beschluß des Gemeinde
raths von Linz, eine Straße Bismarck
straße zu taufen, aufgehoben.
Wien. 27. März.
Hier hat der frühere Reichsrathsab
geordnete Friedrich Brandstätter sich
entleibt.
Großbritannien.
London. 27. März.
Graf Adalbert Sternberg. in ehe
maliger österreichischer Offizier, gab
einem Berichterstatter der Wiener Fr.
Pr." ine genaue Schilderung dr Zu
stände in dem Lager Cronje's kurz vor
dem Umgehungsmarsche Roberts'.
Cronje wollte an die Umgehung trotz
wiederholter bestimmter Meldung nicht
glauben und hatt schließlich die Con
trolle über seine Lute ganz verloren.
Der militärischen Einsicht Cronje's
stellt der östrreichische Offizier ein sehr
schlechtes Zeugniß aus.
Ein in London weilender Verwand
ter Krügers erklärte, daß die nach Eu
ropa abgefahrenen Telegaten der bei'
den Republiken ein Vermittelungsge
such an die Ver. Staaten überbrächten.
Die Buren dächten nicht daran die
Bergwerke zu zerstören, da sie damit
sich selbst am allermeisten schadeten,
Montagu White habe gar lein Recht
gehabt, das Gegentheil zu behaupten,
außerdem seien seine Worte falsch aus
gelegt worden.
Der Feldmarschall Wr Donald
Martin Stewart ist heute Morgen in
Algier im Alter von 77 Iahren gestor
den. Seine militärische , .Laufbahn
spielte sich fast ausschliichltch rn, Indien
ab.
Britisch Truppn sollen 18 Meilen
nördlich von Christian oder 45 von
!dem britischen Standorte bei Fourteen
Streams stehen. (Christian liegt et
wa 30 Meilen nordöstlich von Warren
town.) Es wird vermuthet, daß die
Briten mit dieser Truppe Mafeking
entsetzen wollen. Da aber Mafeking
noch rund 150 Meilen von jener Stelle
entfernt ist, die. Eisenbahn nicht bk
nutzbar ist und der Weg durch Feindes
land geht, so scheint das Unternehmen
sehr unsicher zu sein.
Die Times rklärt das Stocken in
dem Bormatsche der Engländer damit,
daß die Verhältnisse in dem besetzten
Lande einen längeren Halt in Bloem'
fentein nothwendig machten. Es sei
nothwendig, daß di Wirkungen der
Okkupation und der ProklamationNo
berts' sich erst fühlbar machten. Ebenso
lieg die Befürchtung vor, daß der
Vormarsch der Engländer durch
drohung ihrer Rückzugslinie schwer
gefährdet werde, wnn man nicht vor
her diese rückwärtigen Linien zu
sichern suche. Der Feind habe sich nun
mehr in klein Gruppen und Abthei
lungen aufgelöst. Eine solche habe
auch am Freitag jene Gardeoffiziere
angegriffen und erschossen. Auch die
Neuordnung der munizipalen und
finanziellen (?) Verhältnisse im Oran
jefreistaate nehme vorerst alleAufmerk
somkeit in Anspruch. Das Militär
giment im Freistaate arbeite durchaus
glatt, aber die letzten Ereignisse hätten
bewiesen, daß man mit großer Vorsicht
mit jenen Personen verfahren müsse,
die äußerlich sich als loyal ausgäben.
Die britische Heeresleitung ist durch
das vielfache Auftauchen und Wieder
verschwinden von Bauernhaufen sehr
beunruhigt und in den Bewegungen
gehemmt.
Hier wird noch immer die Behaup
tung ausgesprochen, daß ein Entsatz
Mafeking's in absehbarer Zeit ausge
führt werd, obwohl General Methu?n
ohne Transportmittel ist und des
Obersten Plumers Truppen wieder auf
halb Rationen gesetzt sind..
In der vergangenen Nacht wären
beinahe die Regierungsgebäude inCap
stadt niedergebrannt. Die Staatsak
ten konnten, obwohl schwer beschädigt,
in Sicherheit gebracht werden.
Von Laurenco Marques wird ge.nel
det, daß dort fortwährend zahlreie
Franzosen. Holländer und Belgier an
kommen, die in das Heer der Buren
treten wollen.
London. 27. März.
Das Comite des britischen Kabi
nettes, das sich mit der Frage der Po
litischen Zukunft Südafrikas im All
gemeinen und der Zukunft der Buren
republiken im Besonderen beschäftigt,
hat sich auf m ehrere Punkte einesVer
waltungssystems geeinigt. Es soll
ds Amt eines Vicekönigs geschaffen
werden. Es dürfte indeß auch der
Vorschlag gemacht werden, einen Ge-neral-Gouverneur
nach Südafrika zu
entsenden und ein Parlament nach
Kapstadt einzuberufen, während die
einzelnen Provinzen ihre eigenen Le
gislaturen erhalten würden. Hierin
würden 'der Oranje-Freistaat und di
Transvaal-Republik. wenn sie eine
Prüfung der Loyalität durchgemacht
hätten, einbegriffen sein.
Frankreich.
Paris. 27. März.
Wie mitgetheilt wird, wird Dr.
Leyds. der Agent der Transvaal-Re
publik. dem Banquet. das der franzö
sische Minister des Aeußern. Delcasse.
dem diplomatischen Korps am 31.
März geben wird, beiwohnen.
Paris. 27. März.
Admiral Baron Victor Amedee Du
per, der während der Belagerung
von Paris Chef des Marineministeri.
um's war. ist gestorben. Er war in
1825 geboren.
China.
Shanghai. 27. Mai.
Der britische Kreuzer 2. Klasse
Hermione" ist nach Taku beordert. In
der Gegend um Tien Tsin herum
herrscht beträchtlich Unruhe und hier
im Umlauf befindlichen Gerüchten zu
folge treffen die Mächte Vorkehrungeil
für ein gemeinsames Handeln.
Es wird ferner berichtet, das? ein
britischer Missionar ermordet wurde.
Anölaud-gkpeschkn.
Aerdächtige Bewegungen in
Ostasien.
rr,hungen des srikncrbnds.
Frankreich unk die dänische,, rftindischen
Juiei.
Deutschland.
Berlin) 28. März.
Der Reichstag nahm heute wieder
mit großer Mehrheit den Antrag an.
daß den Abgeordneten Diäten undRei-
sekostenentschädigung bewilligt werde.
Die Budgetkommission begann mit
der Debatte über die Flotten - Vorlage.
Graf Bülow machte vertrauliche Mit
theilnugen, welche die Nothwen
digkeit einer bedeutenden Floi
ten - Verstärkung darthaten. Ad
miral Tirpitz machte ebenfalls ver
traulick), Mittheilungen Über Deutsch
lands maritime Stellung!. Ten Schluß
der Berathung bildete ein Meinunzs
austaufch über die auswärtig Lage
und einen Vergleich der Flottenstäräk
der Großmächte. Der Ausschuß be
schloß dieGcheimhaltung der VerHand
lungcn. Es ist jedoch bekannt, daß Graf von
Bülow die Ursachen mittheilte, warum
die allgemeine politische Lage sich seit
1898 geändert hat und eine Flotten
Vermehrung bedingt. Ferner ist bekannt,
daß v. Tirpitz im Darlegen der rela
tiven Stärk der Flotten der Mächte
dieselben als die des Dreibunds, des
Zweibunds und als anglo-amer. Flotte
ilassifizirte. Eine Frage auf deren Be
antwortung von Seiten der Regierung
die Budget - Commission wartet, ist
die. ob die Regierung sich verpflichten
will, in den geplanten Handelsverträ
gen eine genügende Erhöhung der
Schutzzölle auf la.idwirthschaftllche
Produkte vorzusehen.
Um die Aussichten der Flottenvor
lag zu verbessern, werden der Graf
v. Bülow, Admiral v. Tirpitz und Dr.
Nieberding auf Donnerstag, Freitag,
Samstag und Sonntag die einfluß
nicheren Mitglieder des Reichstages zu
einem Dinr einladen.
Berlin. 28. März.
Nachdem der Kaiser die Wahl des
Dr. Kirschner als Oberbürgermeistei
von Berlin bestätigt hatte, spaltete sicli
der Berliner Stadtrath jn zwei Irak
tionen für und gegen di, Aussöhnung
mit dem Kaiser in Bezug auf städkisch't
Beisteuern zum Kirchenbaufonds. Die
Bersöhnungspartei befürwortete die
Wahl eines gewissen Herrn Neubrint
als zweiten Bürgermeister und oppo
nirte dem Candidaten Herrn Brink
mann, zweiten Bürgermeister von Kö
nigsberg. der von dem Wahl-Comit
mit großer Mehrheit ausersehen wor
den war. Der Stadtrath wird wahr
scheinlich die Wahl gutheißen.
Der hier organisirte Goethe-Bund
von Schriftstellern und Künstlern zum
Schutz der Schönen Künste" und zur
Agitation gegen die Lez Heinze" hat
bereits 800 Mitglieder, darunter Pro
fessor Ende (Präsident der Kunst-Aka-demie),
Gerichtsprofessor Theodor v,
Mommsen. Frindrich v. Spielhagen
(der berühmte Romandichter), Pro
fessor Herter (Schöpfer des Heine
Denkmals, das jetzt bei New Jork
steht), dcrSchauspieler LudwigBarney.
der Maler Adolf Menzel, der Humorist
Julius Stettenheim (Wippchen), und
die Schriftsteller Ludwig Pietfch, Hans
Hoppen. Joachim Wolff und viele an
dere bekannte Persönlichkeiten.
Fürst Hohenlohe's Sohn, das
Reichskind", machte jüngst im Reichs
tag die Prophezeiung, daß die Le?
Heinze" die intellektuellen Elemente
Deutschlands in das sozialistische La
ger treiben würde. Dieselbe scheint
schneller in Erfüllung gehen zu wollen,
als er wahrscheinlich erwartete. D'k
in München gegründete Goethe-Gesell-schaft
hat nämlich v. Vollmar, dem bai
rischen Sozialistenführer, einen Brief
geschrieben, in welchem ihm für fein
mannhaftes, intelligentes und erfolg
reiches Auftreten in ihrem Interesse
gedankt und die Versicherung 'gegeben
wird, daß seine Dienste nie vergessen
werden würden.
Berlin. 28. März.
Verbürgten Nachrichten zufolge is!
die Verbindung des Prinzen Mar von
Baden mit der Prinzessin Louise von
Cumberlanv aus Herzensneiqung e:
'folgt. Für das Haus der Welsen ist
auch nicht die geringste Aussicht aus
das Herzogthum Braunschweig vorhan
den. obwohl die Karlsruher Zeitung
noch immer behauptet, daß die Verbin
dung ein Beweis der Versöhnung der
Cumberlands mit dem deutschen Reiche
sei. Dem Herzog liegt das Glück seiner
geliebten Tochter am Herzen. Der Hos
zu Baden wünscht die Fortdauer des
regierenden Hauses, seitdem die Hei
rath des Großherzogs Friedrich mii
der Prinzessin Hilda von Nassau-Ora-nien
kinderlos geblieben ist. Der Kai
ser sowohl als auch der Herzog von
Cumberland heißen die glückliche Ver
bindung gut. ohne jedoch ihre politische
Ansicht zu ändern.
Das auswärtige Amt stellt ganz ent
schieden in Abrede, daß der deutsche
Botschafter in St. Petersburg Fürst
von Radolin abberufen werden ode:
resigninn wird. Derselbe ist noch im
mer persona grata" am russischen Ho
se und wird dort bleiben. Die sonder
bare oder vieli.iehr skandalöse Geschick;
te. welche über den Fürsten in der antl
deutsch Presse Rußlands verbreitet
wird, ist auf einem harmlosen Scherz
von Maria Paulovna, Gattin deß
Großfürsten Wladimir, zurückzufüh
ren. Die Dame, eine deutsche Prin
zessin und intime Freundin der Czari
na. hat die Feindschaft der Panslavi
sten auf sich gezogen, von denen dieKai
serin-Wittwe die Anführerin ist. Diese
onti-deutfche Hof-Clique versuchte nun
die allgemein beliebte Maria Paulovnz
in Unannehmlichkeiten zu bringen, in
dem ihr harmloser Scherz als eine Be
leidigunq des deutschen Botschafters
hingestellt wurde, welcher immer in der
Residenz des Großfürsten ein gern g:
zehener Gast war.
Ernst Ludwig von Jagow. konserva
i;ves Mitglied des preußischen Land
tages. der von seinem Posten als Regik'
rungspräs. in der Prov. Posen zurück
treten mußte, weil er gegen die Kanal
Vorlage stimmte, ist jetzt zumPräsiden
ten des Senats des Verwaltungs-Ge-richtes
ernannt worden. Er wird dies
als ein Beweis angesehen, daß die Re
gierung versucht, den schlechten Ein
druck zu verwischen, der durch die pe
remptorische Entlassung höherer
Staatsbeamter, welche in ihrer Eigen
schaft als Mitglieder des Landtages
gegen die Rcgicrungs-Vorlage stimm
ten, hervorgerufen wurde.
Der Mater Adolph Henning ist heu
te gestorben.
Der Graf Bcnedctti. welcher zumBe
ginn des deutsch-französischcn Krieges
französischer Gesandter in Berlin war.
liegt schwer krank in Paris darnied?r.
Der Versicherung engliscker Blätter,
daß die in der Gcschützfabrik zu Skoda
in Böhmen für Rechnung der britischen
Regierung hergestellten Geschütze nicht
nach Südafrika, sondern nach Shang
Hai bestimmt wären, wird in Berlin
kein Glauben geschenkt. Man war
tet, daß die österreichischeRegierung die
Versendung der Geschütze inhibiren
wird.
Oe st erreich - Ungarn.
Wien. 28. März.
In Wien starb der Professor an der
dortigen Universität Oberbergrath W.
H. Waagen. Er las über allgemeine
Paläontologie und galt als eine der
ersten Autoritäten auf diesem Gebiete.
Großbritannien.
London. 28. März.
Das Kriegsminifterium hat in den
letzten 24 Stunden keine Nachrichten
ausgegeben und demgemäß sind auch
die Spezialdepeschen der Blätter sehr
dürftig, da der Censor wichtige Nach
richten nicht durchsäht. Indessen scheint
doch festzustehen, daß die Buren sowohl
im nördlichen Natal wie auf der Linie
Brandfort- Winburg- Ficksburg starke
Verschanzungen angelegt huben, auch
sollen die Befestigungen von Pretoria
in Erwartung einer langen Belagerung
bedeutend verstärkt sein. Dennoch ist
man hier davon überzeugt, daß der
Krieg Mitte Mai zu Ende sein wird.
Die Verschanzungen derBuren nördlich
von Bloemfontein seien von geringem
Werthe, da sie von Roberts im Westen
umgangen werden könnten. Schwieri
ger würden wahrscheinlich die Opera
tionen Bullers im nördlichen Natal
sein, da dort die Bedingungen für die
Vertheidigung besser lägen. Weshalb
der Vorwärtsmarsch der Briten von
Bloemfontein noch nicht fortgesetzt ist,
weiß man hier nicht genau, man glaubt
aber, daß der Angriff gleichzeitig in
Natal, von Bloemfontein aus und von
Kimberley gegen Mafeking erfolgen
wird.
Die Stärke der Streitkräfte der Bu
ren wird verschieden von 15.00030,
000 Mann angegeben, während die Ge
sammtstärte der Briten amtlich auf
200.000 Mann angegeben wird.
Der Streit Cecil Rhodes' mit den
britischen Militärbehörden hat seine
hiesigen Gegner von Neuem auf die
Beine gebracht. Sie gedenken ihm bei
seiner demnächstigen Ankunft einen
warmen Empfang zu bereiten.
Der Führer der Regierungsmehrheit
gab gestern seine Zustimmung zur Nie
Versetzung eines Ausschusses, welcher
die Unregelmäßigkeiten in den Armee
lieferungen untersuchen soll.
Unter dem Oberbefehle Methuens
stehen bei Fourieen Streams undWar
renton 5.0006.000 Engländer. Es
ist jetzt in Kimberley eine andere starke
Colonne zusammengestellt, ivelche so
fort gegen das 106 Meilen westlich von
Kimberley 'liegende Griquatown mar
fchiren soll, wo sich starke Abtheilungen
Buren gebildet haben. Man erwartet
hier heftige Kämpfe und interessante
militärische Operationen.
Bei Washbank. 20 Meilen südlich
von Dundce (Natal). kam es am
Sonntag zu einem scharfen Vorposten
gefecht zwischen den Engländern und
Buren.
In wenigen Tagen werden die Frie
densboten der Buren. Wolmarans, Fi
scher und Wessels. in Neapel eintreffen.
Nachdem sie zwei oder drei der bedeu
tendsten europäischen Hauptstädte be
sucht haben, werden sie von Antwerpen
nach den Ver. Staaten fahren.
Lord Roberts telegraphirte gestern
von Bloemfontein: Capitän Sloane
Stanley wurde gestern bei einem Vor
postengefechte leicht verwundet.
Gegen Brandfort wurde gestern eine
Reiterrekognoszirung unternommen.
Es kam zu einem leichten Gefecht.
Der britische Agent in Basutoland
wirbt Eingeborene zur Reparirung der
Eisenbahn an.
In ganz Südafrika ist heftiger Re
gen gefallen, welcher die Flüsse zum
Ueberlaufen anschwoll.
Unter den gefangenen Buren ist der
Typhus epidemisch aufgetreten.
Am 26. März trat der Afrikander
bund zusammen und beschloß, daß die
Freiheit der beiden Republiken gewahrt
werden müsse. Hargrove prophezcihle
einen neuen Krieg in 6 Jahren, wenn
dieselbe nicht zugestanden würde. Der
Abgeordnete Marais nannte den Kri.'g
eine Fortsetzung des Jameson Raidi.
Es verlautet, daß der Verkauf der
dänischen Inseln an die Ver. Staaten
so gut wie abgeschlossen ist.
London. 28. März.
Die. von den Ver. Staaten aus ver
breitete Angabe, daß sich Lord Salis
bürg bei den Ver. Staaten für das
Offner von Postsachen des früheren
amerikanischen Consuls Macrum durch
den britischen Censor in Südafrika
entschuldigt habe, wird hier für un
wahr erklärt.
Lord Salisbury hat noch nicht ein
mal di Anschuldigunae.n Macrum's
untrsuckn lassen, nocd hat r das Er
suchen gestellt, daß dies von anderer
Seite geschehe.
Postnachrichten aus Monrovia, der
Hauptstadt der Republik Liberia zu
folge hat jenes Land keine Flotte mehr.
Die beiden Kanonenboote, welche die
Seemacht bildeten, gingen nämlich un
ter, eines im Hafen voir Monrovia,
das andere auf der Fahrt nach der Re
paraturwerfte. Die beiden Schiffe hat
ten twa Z140.000 gekostet, und es ist
fraglich, ob di kleine Republik den
Verlust wird ersetzen können.
Frankreich.
' Paris. 28. März.
Die Franzosen verfolgen die Ver
Handlungen wegen des Verkaufs der
dänischen westindischen Inseln mit
großem Interesse. Die Chauvinisten
behaupten, daß Frankreich das Recht
des ersten Angebots haben sollte, wenn
Dänemark die Inseln verkaufen wolle.
Die Meldungen, daß Dänemark die
Inseln an die Ver. Staaten verkaufen
wolle, werden übrigens von den däni
schen Diplomaten und der dänischen
Regierung in Abrede gestellt. Dagegen
wird von Brüssel gemeldet, daß die dä
nische Regierung noch in dieser Woche
dem Riksdag eine Vorlage wegen Ver
kaufs der Inseln an die Ver. Staaten
zugehen lassen werde.
Es wird hier behauptet, daß kurz
vor Ablauf des Amtstermins des Prä
sidenten Harrison die Verhandlungen
wegen Ankaufs der Inseln durch die
Ver. Staaten ihrem Abschlüsse nahe
waren. Als aber dann Cleveland zur
Regierung kam, wurden die Verhand
lungen abgebrochen und zwar zum gro
ßen Aerger Dänemarks. Oberst Clark
E. Carr, welcher damals amerikanischer
Gesandter in Kopenhagen war, und sich
augenblicklich hier aufhält, bestätigt
dies. Er meinte heute, daß Dänemark
auch heute noch gern bereit sei. seine
westindischen Besitzungen zu verkaufen.
Der Ministerrath beschloß heute
unter dem Vorsitze Loubets die Welt
ausstellung am 14. April zu eröffnen.
Der Auszang des Streites zwischen
dem Grafen Boni de Castellane und
Herrn Rodays, dem Redakteur des
Figaro", ist, wie man erfahren hat.
recht interessant. Trotz der gegensci
tigen Androhungen von Zweikampf
und Gerichtsverfahren, wie dies seit
einigen Wochen bei den beiden Herren
Mode war, haben sich dieselben wieder
versöhnt, und zum Kampfe wird es
nicht kommen. Die Gründe, welche
Rodays veranlaßten, seine angedrohte
Schadenersatzklage zurückzuziehen, sind
nicht recht verständlich. Sicher ist in
deß, daß nicht nur eine vollkommene
Aussöhnung stattgefunden hat, son
dem daß auch Rodays seinen Einfluß
bei der Regierung geltend macht, um
im Palais Bois de Boulogne, Eigen
thum Boni de Castellane's, einen der
königlichen Besucher der Weltausstel
lung unterzubringen. Castellane re
flektirt auf denZaren. Wahrscheinlicher
ist es jedoch, daß ihm Mmelik von
Abessinien zugewiesen wird.
DieGesellschaft für Militärgeschichte
hat beschlossen, den bei Waterloo ge
fallenen französischen Soldaten mit n
nem Kostenaufwande von Z4000 ein
Denkmal zu errichten.
Roulette und Lotteriespiele werde",
während der Weltausstellung geduldet
werden. Die ausgesetzten Geldpreise
betragen vi:le Tausende von Dollar.
Der Spielsalon ist nahe dem Eiffel
thurm. Alle Besucher müssen ein Ein
laßbillet von je 2 Franken kaufen, da
mit das Ganze einen ehrbaren Anstrich
erhält. Mit jedem Billet wird ein
Handbuch gegeben. Die Gewinner von
Preisen find durch die Borschriften ge
halten, einen gewissen Prozentsatz des
Gewinns zum Einkauf von Waaren
von Ausstellern zu verwenden.
China.
Peking. 28. März.
Es wird gemeldet, daß die von den
Boxern" angestifteten Unruhen im
Norden beunruhigende Dimensionen
annehmen. Bei Jen Tschiu in der
Provinz Tschili soll zwischen den
Boxern und den kaiserlichen Truppen
ein unentschiedenes Gefecht stattgefun
den haben, in dem beide Theile, welcke
je 1500 Mann stark gewesen sein sol
len, starke Verluste erlitten haben so!
len. Japan.
Yokohama. 28, März.
In dem Hafen von Chemulpo ist ein
russisches Geschivader angekommen.
Man vermuthkt. daß dies bedeutet, daß
Rußland die Abtretung des kleinen 2'
Meilen südlich von Cdemulvo lieg'n
den Hafens fordern wird. Es herrscht
eine unbehagliche Stimmung.
Südafrika.
Mafeking. 14, Mär,.
Am 12. März nabmen die Biu-:r
das Bombardement der Stadt wKr
auf. Ein 6M. Gescbütz das seit ein
Woche ziemlich stille gewesen nr.v:
feuerte Schrapnels wie sie gezen Trup
pen im offenen Feld gebraucht nxren.
Die Geschosse hatten tcne Wirkung a.:f
die bombensicheren Zuiluchtsorte. wa
ren aber für Passail'cn gesätirlict,. Ein
Geschoß krepirlc im Gerichlsaebäudk,
tödtete mehrere Einedorene und rer
wundete 4 Personen. Auch mehrere
Frauen erlitten leiir.e Verletzungen.
Der Stahlmantel des Geschosses dranil
in daS Hotel und hnMt unter einem
Tisch. Ein anderer Schrapnel barst g
rade über der bombensicheren Behäu
suny des Correspondcnten des Reuter'
schen Depefchenbureaus.
Für Sonntag den 11. März war ein
Waffenstillstand vereinbart, wahrend
dessen Briten und Buren über dieWälle
sich freundschaftlich unterhielten, bis
die Nacht anbrach.
Ladysmith. 27. März.
Es wird berichtet, daß die Buren sich
in ihren Verschanzungen bei Bigqars
berg zusammenziehen, ferner, daß ihr
Transporttrain bei Newcastle in Be
reitschoft gehalten wird, sollte einRiick
zug nothwendig werden.
Maseru. Basutoland. 26. März.
Heute Morgen zog eine kleine Ab
thkilung Briten unter dem Col Pilcher
in Ladybrand ein. nachdem sie die Bu
renvorposten vertrieben hatten. Sie
wurden aber später von einer größeren
Abtheilung Buren angegriffen und
mußten sich zurückziehen, nachdem sie
den Landdrost gefangen hatten. Der
Verlust der Briten war 3 Verwundete,
der der Buren 8 Berioundete.
Es heißt, daß die Buren versuchen
die Briten aufzuhalten, während ihr
der Buren - Transport Convoy nach
Senekal vorrückt.
Der Goebel - Mordprozeß.
Frankfort. Ky.. 28. März.
Die Vertheidigung in dem Goebel
Mordprozeß beschloß nach einer Bera
thung. auf ein weiteres Kreuzverhör
des Belastungszeugen Golden zu ver
zichten und auch keine weiteren Zeugen
aufzurufen. Ein Antrag der Verthei
digung, Powers zu entlassen, weil der
republikanische Gouverneur Taylor ihn
begnadigt habe, wurde vom Richter
Moore abgewiesen. Dieser bemerkte:
Ich glaube nicht, daß Powers den
Schuß abgefeuert hat, welcher den Se
nator Goebel tödtete: aber ich habe auZ
den Aussagen die Meinung gewonnen,
daß er mit der Verschwörung zu seiner
Tödtung in Verbindung stand. Ich
werde ihn daher ohne Bürgschaft den
Großgeschworenen von Franklin Co.
zu weiterer Untersuchung der Angele
genheit überweisen."
Ohne Opposition.
Madison. Wis.. 28. März.
Die demokratische Stadtconvention
nominirte 5zerrn M. I. Hoden zum
Mayor und Martin Finnerty zum
Stadtschatzmeister. Herr Hoven, ein
Teutsch-Amerikancr. bekleidet gegen
wärtig das Amt des Bürgermeisters
der Staatshauptstadt und hat sich durch
seine zuverlässige und ehrliche Verwal
tung das Vertrauen seiner Mitbürger
in so hohem Grade erworben, daß seine
Wicdernomination ohne Opposition er,
folgte. Selbst prominente Republikaner
anerkennen seine Tüchtigkeit, und der
am verflossenen Samstag von dieser
Partei zum Mayor nominirte Herr W.
T. Fish zog nun seinen Namen zurück.
Lynchgericht.
Belair. Md.. 28. März.
Der Neger Lewis Harris, welcher ei
ncn Angriff auf eine weiße Frau ge
macht hatte, wurde zu früher Morgen
stunde gelyncht. Eine Menschenmenge
holte ihn aus dem Gefängniß und voll- .
zog die That in großer Eile. In dem
kurzen Kampfe mit den Theriffbeam
ten wurden zwei Personen verwundet.
Ter Neger erklärte, er sei unschuldig
oder sei betrunken g?wesen. Beim ersten
Hängeversuch brach der Baumzweig
und der stöhnende und ächzende Neger
wurde rasch an einem anderen aufge
knüpft und dann von mehreren Kugeln
durchlöchert.
Von Manila zurück.
San Francisco. Cal.. 28. März.
Der Transportdampfer Sheridan",
welcher am 6. März von Manila ab
fuhr und dieser Tage hier eintreffen
wird, bringt 119 Miliiärgcfangene, 86
kranke, 11 irrsinnige und 32 entlassene
Soldaten, sowie 11 Marinegefangene
und 14 kranke Matrosen.
Strenge Prüfung.
Washington. D. C.. 28. März.
Präs. McKinley ernannte Barton
W. Perry von Oakland. Cal., zum
Feldgeistlichen, nachdem derselbe eine
außerordentlich strenge Prüfung in
Bezug auf körperliche und geistige Ver
wendbarkcit bestand. Der Candidat
wurde z. B. über die Geschichte und
Litteratur Griechenlands, Roms.
Teutschlands. Frankreichs. Englands
und Amerikas befragt. Sekretär Root
will damit bezwecken, daß in Zukunft
nicht Feldprediger wegen politischer
Dienste ernannt werden, um bald t't
Liste dkiPensionsempfänger zu mehren.
Feuer. :
Kansas City. Mo.. 28. März.
Die Anlagen der Kansas City Cor
& Foundry Co.. welche auf dem Kan-,
sas'er Ufer bei Argentine liegen, wur-
den durch Feuer arq geschädigt. Der'
Verlust beträgt ca. $150,000. Die Ar-,
mours sind an dem Unternehmen be
theiligt. da in der Fabrik ihre Refrige-
rator Wagen gebaut und reparirt lver-,
d.'n. '