Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 22, 1900, Image 6

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Frankreich, Deutsch.'and, sowie ganz Europa. Holrt Euch diese Be
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nach Paris
Gkhen Sie?
Vbereit vgen sollte jetzt
schon aetrofsm werdm. Wir
haben Beschreibungen sät lang,
und kurze Touren in England,
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Schlttk! Mdmv.
Lrimnalrman von St. v. chlicien,
Rkvrnllom.
r warf eine Llick auf die Papil77.
nickte befriedigt, als er die russischen
Echriftzüge erkannte, und wandte sich
dann wieder der Mühle j, in der bei
dem Waäiifch Alles lebendig geworden
war. und daS Hofthor eben geöffnet
wurde.
.Srem Eohne gilt ,Z nicht," hörte
er herankommend den Bürgermeister
dem besorgten Müller versichern. .Ich
habe nur eben mit piefahr meines
Redens einen äiiszcrst gefährlichen Mcn
scheu verhaftet. "
5l!? ist er denn?'
er ist rrieder entflohen."
.Und er war liier in der Mühle?"
ti war hier."
A'ie sind Eie denn aber herein
gekoiiimrn. Herr Bürgermeister?"
Ueber die Mauer," sagte jener stolz.
.Auf demselben 2l?cge, dc der er
breche? gciivmmcn hat. Tie Cache steht
mit dein Mord in der Eisenbahn in
Verbindung. Ja, ja, Ihr könnt ruhig
schlafen, (yutx Bürgermeisler wacht."
Kaspary machte dem Zwiegespräch
ein (5iidr. indei er, Verschwiegenheit
anempschlciid, obgleich er sah, daß dirs
wenig nütze werde, den Bürgeriiikister
aufforderte, den befangenen in ein
Zimincr z dringen, vo er verhört wer
den könne.
Man führe ihn in mein Amtszim
mcr!" bedeutete der Bürgermeister
majestätisch Eauermaiin.
,Ter Micslo'j" rief der Müller vcr.
wundert. .Co cin Halunke!"
Franz war ebenfalls die Treppe
herabgckommen und sah halb scheu,
halb neugierig z, wie die Cache sich
entwickeln werde.
Kaspary nahm ihn bci Ceite. Höre,
mein Bursche," sagte er in gemüth
lichein Ton zu ihm, Tu bist in kein
Haar besser al? Tcin Gcnosse da. Aber
Tu sollst mit einem blauen Augc davon
kommen unter einer Bedingung."
Was soll ich denn thun?" frug
Franz halb scheu, halb trotzig.
Tich vorläufig ganz ruhig hier zu
Hause halten und mit Niemand, wer es
auch sei, über diese Cache sprechen. Be
folgst Tu das. so ist es gut; wenn
nicht, kommst Tu sofort in'S Loch, das
garantire ich, der Kriminalkommissär
Kaspary."
Tcr Bursche zuckte zusammen, als er
den Titel des vor ihm Stehenden hörte,
und wurde bleich. ,
Richte Tich darnach !" gab ihm die
ser noch zur Mahnung und schloß sich
dann dem Bürgermeister an, der vor
Caucrmann herschritt, nur bedauernd,
daß es noch so früh am Tage, und die
Straßen inenschcnleer waren, ein Um
stand, über den Kaspar sehr crsrcut
war.
Warte. Bursche, Tir wird man es
eintränken !" eröffnete der Bürgerinn
stcr das Bcrhör, einen Jnpitcrblick auf
den Verbrecher werfend, der scheu, aber
mit fest zusammengebissenen Lippen vor
ihm stand. Mich so zu stoßen ! Willst
Tn gestehen, daß Ja. was soll er
denn eigentlich gestehen?" wandte er
sich an Kaöpary.
Ich möchte Sie bitten, Herr Bür
germeister," erwiderte dieser, mich mit
dem bcfaiigcuen einen Augenblick allein
zu lassen."
Allein? Warum?"
(ix hat vor einer so hohen Amts
Person wie Sie zu viel Angst. Allein
werde ich eher aus ihm herausbekam
wen. was ich wissen will."
Gut. es sei !" entschied der Bürger
meister. Soll aber nicht wenigstens
Cauermann hier bleiben? Tiefer Polack
ist gefährlich, sehr gefährlich."
Ich fürchte mich nicht," gab Kas
pary lächelnd zur Antwort. Auch ist
ja noch Wcsiicr da."
Gut, wie Sie wollen."
Noch eins, Herr Bürgermeister.
Was geschehen, ist strenges Amtsgeheini
niß. Eine Anerkennung kann nur
unter dieser Bedingung"
Strengstes Amtsgeheimniß selbst
verständlich," fiel ihm der Bürgermeister
in's ZiZort und ging hinaus, von
Sauermnnn gefolgt.
Setze Dich einmal dahin, mein
Junge," sagte Kaspary zu Micsko. auf
einen Stuhl deutend.
Maschinenmäßig gehorchte dieser.
Tn hast Tich in eine schlimme
Patsche gebracht." fuhr Kaspary ge
müthlich fort, aber wenn T vcrnüuf
tig bist, will ich Tir heraushelfen."
Micsko hob den gesenkten Kopf, ant
wartete aber nicht.
Willst Tn thun, was ich von Tir
verlange?"
Micsko schien zu überlegen.
WeSucr. feien Sie so gut. holen
Sie mir einmal ein Glas Wein von
dem Bürgermeister."
Es geschah. Kaöpary trank und
reichte das blas dann Wcsucr, der ihm
gern Bescheid that.
Co, trink auch einmal," sagte er
dann, Micsko das blas gebend. Es
wird Tir gut thun auf den Schreck.
Machen Sie ihm die Hände los, Wcs
ner!"
MieSko trank, neue Hoffnung durch
strömte ihn.
Tu hast da einen Mordversuch ge
macht. Tarauf steht Zuchthaus nicht
unter ein paar Jahren."
MieSko wurde leichenblaß.
Aber ich will über die Sache ein
Auge zudrücke, wenn Tu jetzt Tich ver
nünftig zeigst." ,
Ehe er es verhindern konnte, stürzte
Micsko zu seinen Füße nieder und
umschlang jammernd seine Kuie.
Kannst Tu schreiben?" srug ihn
Kaspary, als Micsko sich ein wenig be
ruhigt hatte.
.Ja."
So nimm hier diesen Bleistift nd
dieses Papier und schreibe, was ich Tir
diktirc."
Ja."
Müllerfranz ist nicht hier." diktirte
Kaspary. Ich komme mit den Papi.'
rcn. sobald er zurück ist. Hast Tu '
das?"
.Ja.'
So. nun schreibe noch Tci:ic:i 31 s
Nil ii i m. i :. -.
Tcr Pole !l,at es.
Tu mußt nun freilich auf ein paar
Tage sitze, und das schadet Tir nichts.
Aber kann kommst Tu frei."
,!ai!z gewiß?"
ban; gewiß, ich verspreche es Tir.
Bringe Sie ihn selbst hin, Wesner,
und sorgen Sie dafür, daß er mit Nie
land spricht. Tann kommen Sie
sogleich wieder."
.3 Befehl !"
Schon nach einigen Minuten war
Wesner wieder zurück.
Alles gut abgegangen?"
I. Herr Kriminalkoinniifsär. Er
ist jetzt hinter Schloß und Riegel."
Schön. ?lu passe Sie aus ! Sie
müsse sich jetzt als Strolch verkleiden.
Können Sie das?"
bcwiß. da ein Trödler hier wohnt."
Tann gehen Sie mit diesem Zettel
nach Schloß Brcdow. Sie halten sich
so lange verborgen, bis Sie Fräulein
Lassowitsch sehen. Tiefe fragen Sie
nach Fräulein bcrtrnd und bitten sie.
Letzterer diesen Zettel zu geben."
Aha, ich verstehe ! Fräulein Lasso
witsch soll ihn lesen."
banz recht, und sich nicht über das
Ausbleiben Mieskos beunruhige.
Sollte Letzteres doch geschehe, und
Fräulein Lassowitsch Miene mache, zu
entwischen, so verhaften Sie sie mit
Hilfe des beudarmen, aber 'nur im
äußersten Nothfall."
ES soll geschehen."
Im Ucdrigc beobachten Sie scharf,
was vorgebt, und melde es mir, wenn
ich zurückkomme. Ich muß ach Berlin,
um mir die Papiere übersetzen zu lassen.
Viel blück, Wesner ! bchcn Sie jetzt
und schicken Sie mir noch den Bürger
meister."
Bald darauf trat dcr bcwüuschte ein.
Ich habe Niemand auch nur ei Eter
bniswörtche von dem gesagt, was ge
schchen ist," waren seine ersten Worte,
und mau sah ihm an, welche Anstren
gnng ihm diese Sclbstüberwittdung ge
tostet hatte.
Tus ist ja doch sclbstvcl stündlich,"
erwiderte Kaspary.
Jawohl, selbstverständlich ganz ge
miß, es ist selbstverständlich." beeilte
sich der Bürgermeister zu versichern.
Aber ich hosse, daß man anerkennen
wird, in welcher Wcjje hier die Tistre
tio gewahrt wird in strengster, un
verbrüchlicher Weise stets."
Kaspary lächelte, indem er daran
dachte, wie der Bürgermeistcr wenige
Abende vorher im boldcncn Adler"
Alles ausgeplaudert hatte, was bezüg
lich der Mordnffaire zu seiner Kenntniß
gelangt war.
Lassen wir das jetzt, mein lieber
Herr Bürgermeister," sagte er. Ich
werde, wenn Alles gut ablaust, wie ich
es hoffe, nicht verfehlen. Ihres Eifers
rühmend zn gedenken. Tamit aber keine
Störung eintrete, ist es nöthig, daß
3.1,'icsko mit ?liemand aus der Außen
weit verkehrt."
, daran ist nicht zu denken bei
unseren vorzüglichen bcsängnißeinrich
tungcn."
Ich kenne dieselben nicht nd kann
mir aach leider nicht das Vergnügen
machen, sie z prüfen. Aber daranf
muß ich Sie aufmerksam machen, daß
eö nicht unmöglich, ja, daß es sogar
wahrscheinlich ist, man werbe den Ver
such machen, z Micsko zu gelangen
dann wenigstens, wenn meine notlige
druiigeiic Abwesenheit sich länger hin
uszichen sollte, als dies eigenUich in
meiner Absicht liegt."
Sie wollen fort?"
Ich muß es. hoffentlich aber nur
auf ganz kurze Zeit. Man wird viel
leicht auch dc Versuch machen, den
Kerkermeister zu bestechen. Ist cr sichcr?"
,.O ja. Und ich sclbst werde ihn
überwachen, ja, ich werde ihn über
wachen. Für die Zeit, in welcher ich
durch mein Amt zn sehr in Anspruch
genommen bi. soll Saucrmann dies
thun. Sanermann ist ein fchr zu vcr
lässiger Mensch."
Ich muß mich nach dieser Richtung
hin vollständig auf Sie verlassen, Herr
Bürgermeistcr. Ich thue cs ruhig ; Sic
wissen ja, daß eine Anerkennung Ihrer
Verdienste nur dann stattfinden kann,
wenn der Erfolg uns zur Scite steht,
und der Erfolg ist zu einem nicht ge
ringen Theile davon abhängig, daß
Niemand z Micsko kommen kann,
womöglich auch seine Verhaftung ge
heim bleibt."
Was irgend geschehen kann, ge
schickt."
Schön. Im Uebrigen ist es nöthig"
daß Miesko gut behandelt werde."
but behandelt."
Ja."
Tiefer Halunke? Tiefer Mensch,
der mir einen solchen Stoß vor den Leib
gegeben hat, daß es mich jetzt noch
schmerzt, wenn ich daran dcnkc?"
Das thut mir sehr leid, mein lieber
Herr Bürgermeister, aber höhere Rück
sichten erfordern es. Und ein Mann wie
Sie. der bewicscn hat, daß ihm das
Wohl dcs Baterlandes über Alles
geht-'
Gewiß gewiß."
Ter in jedn Augenblick bereit ist.
selbst seine eigene Person z opfern,
wenn das Wohl von Rctfchin es vcr
langt"
Jawohl, selbst meine eigene Per
son." Ter muß auch berechtigte befühle der
Empfindlichkeit z uuterdrücken wissen,
wo es sich m höhere Zwecke handelt."
Ich werde sie unterdrücken, Herr
Kriiiiinalkouimissär, Micsko soll gut
behandelt werde. Aber dann, Herr
Kriminalkommissär "
Was dann?"
Sie verstehen mich."
Ah so, die Anerkennung! An der
soll cs nicht fehlen, wenn wir Erfolg
habe. Noch eins: wann geht der
erste Zug nach Berlin?"
Um halb acht Uhr."
Fatal ! Ich hätte gern erst noch
einmal auf der Post nach Briefen ge
fragt."
O, d!e könnte ich Ihnen vcrschaf
fcn."
Wie das?"
Tcr Postmeister ist ein guter Freund
von mir. Wenn ich als ?)!ensch und
Bürgermeister ihn bitten lasse, nach
zuleben, ob Briete für Sie da sind, s?
thut er es geiiü n'iort.'"
Tas wäre mir in der That sehr
aiigenclim."
Sott ich jetzt gleich zu ihm gehen?"
Sie leisten mir damit in der That
einen großen Ticnst. Tie Bliese tom
nie,, unter der Adresse Maler Wilhelm
Schulze."
Ich verstehe. EZ soll Niemand
ahnen, wer Sie sind."
Ganz recht. Nur Sie dürfen eZ
wissen."
Und der Postmeister, nicht wahr?
onn steht er nicht aus."
Ist er verschwiegen?"
Fast so verschwiegen wie ich sclbst."
Schr bcrubigkud." dachte Kaspary.
Aber es lag ihm jetzt, wo Wcra ihn
erkannt hatte, wenig mehr an seinem
Inkognito. Schärfen Sie ihm nur
auch Tiskrctio ein !" sagte er.
Es soll geschehen. Adieu !"
Kaspary benutzte die Pause bis zur
Rückkehr dcs Bürgcrmcistcrs, um noch
einmal eingchcnd über den gcgcnmär
tigen Stand der Tinge und die von
ihm gctrosfcnen und noch zu ergreifen
den Maßregel nachzudenken.
Tie Papiere, welche er in feiner Brief
tasche verwahrt hielt, bildeten jedenfalls
den Schlüssel z dem Räthsel, dessen
Lösung er suchte. Aber dieses Schlüs
snS konnte er sich ickit bedienen, ehe
nicht die Schriftstücke übersetzt waren.
Ergaben sie das von ihm bisher vergeb
lich gesuchte ?.lotiv sür die Handlungs
weise Wera, so erschien der Beweis
vollständig erbracht. Um sich aber die
Uebcrsetzniig zu vcrschaffen. mußte er
die Verdächtige niiiidesteiis eine Tag
außer Augen lassen.
Er hätte auch Wesner mit den Pa
Pieren nach Berlin senden und persönlich
Wcra überwachen könne. Abcr von
diesem bedankn! war er wieder abgc
kommen. Tie Rolle, die er Wesner
übertrage hatte, konnte er selbst nicht
übernehmen, da Wcra ihn unter jeder
Verkleidung wiedererkannt habe würde,
ebenso wenig tonntc cr sic einem Trit
tcn übertragen, da sie einen bedeutenden
Aufwand von bcschicklichkeit nnd bei
stcsgcgenwart erforderte. Wer aber in
Sicherheit zn wiegen, schien ihm nner
läßlich, da sie. sobald sie Verdacht
schöpfte, jedenfalls 31achforschiigcn an
gestellt hatte und der Wahrheit auf die
Spur gelommen wäre.
Es blieb nichts Anderes übrig; er
mußte sclbst reisen.
I diesem Entschluß wurde cr bc
stärkt durch dcn Brief vom Pvlizciprä
fidium, welche der Bürgermeister ihm
überbrachte. Er enthielt außer einigen
nnwcsenllichen Tiugcn zwei Nachrichten
von Wichtigkeit: BoiiS Mcrisäivjf war
von der russischen Botschaft als ein in
gute Verhältnisse lebender Guls
besitzer bezeichnet worden, der, von dem
schrecklichen Ende seines Bruders bc
nachrichtigt, von Ostende ans, wo er
feit vierzehn Tage eine Badekur ge
brauchte, brieflich angekündigt hatte,
daß er sofort ach Berlin komme
werde. Tie zweite Zlachricht war : Olga
Tanoff, als Gesellschafterin des Fräu
lein Wera Lassowitsch polizeilich gemel
dct, befindet sich in der Privatirren
anstatt des Tottors Tclmann in Ehar
lottcnburg.
Tiecrstcre Nachricht bewies mit ziem
licher Sicherheit, daß Wcra ihm bezüg
lich ihres zukünftige Schwagers die
Unwahrheit gesagt hatte, und daß der
Verdacht, den sic ans ihn zu lcnkeii vcr
sucht hattc. unbegründet sei. Wenn er
wirklich nach Berlin kommen wollte, so
war es leicht, sich mit ihm in Vcrbin
düng z setzen, und da hosfte Kas
pary von ihm die Wahrheit über Wcra
zu erfahre. War aber Boris noch nicht
in der Residenz, kam er vielleicht gar
nicht, obwohl er wußte, daß sei Aus
bleibe ihn verdächtig mache mußte, so
konnte vielleicht Olga Tanoff ihm wich
tige Mittheilungen über Wcra machen.
Sie war in einer Privatirrcnanstnlt,
schien also geisteskrank zn sein. Taß
dies unbedingt der Fall sei. nahm Kas
pary aber nicht an. Er hatte mit Pri
vatirreiianslalten schon Erfahrungen
eigentluiiiilichcr Art gemacht; er wußte,
wie lcicht cS ist, Jemand, dessen man
sich entledigen will, in einer solchen ver
schwinden zn lasse, falls Geld nicht ge
spart wird. Verdächtig war ihm, daß
Wera dieser Gesellschafterin nie er
wähnt hatte. Es ließ sich dies freilich
cnich damit crllärcn, daß die bescll
schaftcrin z ihr viellcicht in freund
schaftlichc Beziehungen gestanden hatte,
nd es sie schmerzte, über die Unglück
liche zu spreche. Aber ei so stark aus
geprägtes Zartgefühl harmonirte nicht
recht mit dem sonstigen Auftreten der
junge Tarne ; die Sache niii;tc jeden
falls über untersucht werde.
Tiefe letztere Rcslcrioncn beschäftig
tcn Kaspary. als cr nach kurzci Ab
schiede vo dem Bürgermeister in dcn
Zug gestiegen war, der ihn nach Berlin
führte. Eine nach kühnere Idee stieg
unterwegs in ihm aus. Wcnn er ihr die
Papiere, nachdem von ihnen Abschrift
genommen war. i die Hand spielte
und beobachtete, welchen Gebranch sie
davon machte? Oder noch besser, wenn
er sie vorher Photographiren ließ? Ver
nichtete sie dann, wie er voraussetzte,
die Schriftstücke oder auch ur einen
Theil derselbe, wie dies wahrscheinlich
war. wenn seine Annahme zutraf, daß
sie tompromittircndc Nachrichten enthiel
ten, suchte sie dann sich zu rette, so
war jeder Zweifel über den Zweck ihrcr
Anwesenheit in Brcdow ausgeschlossen.
Er nahm sich vor, diesen bedanken
weiter z verfolgen, wen die Voraus
fctzuug. daß es sich in dc Papieren um
wichtige Entdeckungen handle, zutref
fend sei.
Sein erster bang nach seiner An
kunft in Berlin war nach dem Polizei
Präsidium. Man empfing ihn dort mit
Spannung. Habe Sic etwas heraus
gebracht?" frug ihn dcr ihm vorgesetzte
Kriminalinspekior.
Ich glaube, in den nächsten Tagen
die sämmliichen Fäden der Angelegen
hcit in dcr Hand zu haben und zur Vcr
Haftung der Schuldigen schreiten zu
tön neu."
Alle Wetter, das wäre viel ! Sind
Sie Ihrer Sache sieljei?"
So weit man dies vor dem entschei
denden Moment sagen kann ja."
j)!;c:ii! !?:. dies 'en, dessen Vor
ficht bekannt ist, so zweifle Ich ui
an rem Erfirlge. Es wird Ihnen angc
c!m sein, zu hören, daß dcr Präsident
aus denselben besondcikii Werth legt;
walrs.l!e!lich aus Veranlassung der
russische,, Botschaft."
Mit dieser mochte ich mich wegen
eiuiaer üoihwei'digeii Jnsouuationc
in Verbindung setzen."
Wende Sie sich an den LegationS
skkntör v. Alsakofs; er war schon zwei
mal hier, um sich ach dein Fortgange
der Sache zu erkundige."
Sprach er sich über dieselbe au?"
Er sagle, daß jedenfalls ein Rache
alt Seitens dcr Nihilisten vorliege, da
Mcrischof'f i seine,',! letzten Schreiben
einen aussührlichen Bericht über die
Thätigkeit derselben in Aussicht gestellt
habe."
Ich bin seiner Meinung nur
glaube ich, das; die Haupktricbfcocr dcS
Mordes in der Absicht zu suchen ist. sich
dieses Berichtes zu bemächtigen."
Und dies scheint leider gelungen zu
fein."
Ich glaube es nicht ich glaube den
selbe z haben."
Ah, das wäre nußerordeutlich ! Wo
ist er?"
Hier." Kaspary zeigte die Schrift
stücke.
Sie find in russischer Sprache abgc
saßt fahrcn Sie doch soglcich nach dcr
russischcn Botschaft nd lassen Sie sich
dort dieselbe übersetze."
Tas war auch ici Gedanke nur
möchte ich vorher die Tokumente Photo
graphircn lassen."
Tas ist eine gute Idee. Für unsere
politische Abtheilung'?"
Vielleicht auch für diese; vor Allem
aber, weil ich die Papiere dc Verdäch
tigen wieder zukommen lassen will."
Zn welchem Zwecks"
Ich vermuthe, daß dcr Gebrauch,
den sie davon machen, einen neuen
Schuldbcweis abgeben wird."
Bravo! Bci solche Sachen kann
man nie genug Material sammeln, bc
sonders dann, tuen keine Aussicht vor
Handen ist. ei Gcständiiiß zn erzielen."
Tas hält bci politischen Verbrecher
stets schwer und in diesem Falle ganz
bksonders. Kann ich sür hcute dcn
Agcntcn haben, Herr Krimiiialinspcktor,
der hier die Ermittclnngcn i dieser
Sache angestellt hat?"
.Gewiß." Tcr Jnspcktcr klingelte,
ein Schutzmann erschien. Ist Herr
Lehncrt da?" frug der Inspektor.
Zu Befehl !"
Er soll sogleich hierher kommen !"
Wenige Minntcn daranf trat ein
etwa im Anfange dcr drcißigcr Jahre
stchendcr. zicmlich cinfältig aiissehcndcr
Man in das Gemach.
Lehnert. der Herr Kriminalkornmis
sär Kaspary bcdarf heute Ihrer. Sie
sird von jedem anderen Ticnst befreit.
31 nn viel Glück.'licbcr Kaspary!"
Wir wollcn zuerst mich dcr rufsischc
Botschaft." sagte Kaspary z dci
Agenten, nachdem sic auf dem Aleran
derplatz in eiiie Troschkc gcstiegen waren
.und dem Kutscher die Adresse dcr Bot
schaft gcgcbe hatten. Sind Sic dort
bekannt?"
Ein wenig."
Kennen Sie dcn Lcgationssekretür
Aksakosf?"
Von ihm habe ich die Jnformatio
nc, welche Sie zuletzt erhielten."
Was macht cr für einen Eindruck?"
Ein noch junger, fchr evtgcgcukoi
rnendcr Herr von weltmännischer Bil
dung, abcr
Nun?"
Ein wenig zu mitthcilsam."
Ta cr wußte, daß Sic vom Präsi
diniii kamen, so"
C, ich meine nicht das, abcr er ist cs
anch. dcr Fräulein Lassowitsch mitge--theilt
hat. daß Sie mit dcr Unter
suchuug des Falles beaustragt feie.
Tas gefiel mir nicht."
Woher wissen Sie das?"
Er hat es mir selbst gesagt."
So? Direkt?"
Nein, abcr mit anderen Worten.
Er cmpfahl mir, wenn Fränlcin Lasso
witsch, die Braut dcs Eruiordctcn. sich
etwa an mich wende, ihr jeden mög
lichcn Beistand zn lcistc und Sie dazu
vcranlasscn, es cbeiifills zu thun."
Letzteres unterließen Sie?"
Natürlich. Er sprach in schr wannen
Ausdrücken von Fräulein Lassrwitsch."
Haben Sic die Dame gesehen?"
31eiu, nur ihre Photographie."
Wo ist diefelbc?"
In ihrem Salon."
Und wie gelangten Sie in diesen
Salon?"
Ich habe ein kleines Verhältniß mit
dem Stubenmädchen anacknüvft. wcl
chcs bci der Zimmcrvcrmicthcrin in
Ticnst steht."
Ah, sehr gut. Wir kommen hierauf
noch zurück. Ter Wagen biegsschon in
die Linde ei, wir werde die Bot
schaft gleich erreicht habe. Noch eins:
ist die Anstalt des Herrn Tvktvr Tel
mann lcicht zugänglich?"
Schr schwrr."
Ich dachtc cs mir."
Tcr Wagen hielt, die bcidcn Bcaniten
stiege anS ud ließen sich bei dem
Lcgationssekretär v. Aksakosf mcldc,
dcr sie sogleich empfing.
Sie kommen, um mir etwa Neues
über den Fall Merischosf mitzutheilen?"
rief cr ihnen entgegen.
Allerdings. Ich glaube, daß ich
bald im Besitz der Briesschaste sein
werde, welche bei Verübnng des Mordes
gestohlen wurden. Einen Theil derselben
habe ich bereits."
Ah. das ist interessant ! Kann ich
dieselben sehen?"
Gewiß." Kaspary gab dem Lega
tionsselretär die beide ihm von Wera
ziuiiif gefüllten Tolumeute.
Dies ist nur das Konzcpl eines Be
lichtes. sagte AIf',kofs. das etfle ;
'-chliMNiei rafch verfliegend, den wir
schon vor einiger Zeit von Mernchosf
erhielten, und von keinem Werth. Und
dieses eile hier? Ei Brief von Boris
Merifedoff?" ,
vi)! es feine Handschrift?" frug Kas
pari?.
Allerdings, gn; unvcrkeuubar.
"!ber .der Inhalt srappirt mich. Er
stimmt 3 gar nicht mit den Nachrichten
übereilt, die ivir über Boris Mcrifchoff
-r.Len. Sonderbar !
taiiii i;.i i til :iif i;i uti
ch.-m er der Betjchaft seine Abreise hier
her cnlnnti.itr?"
Geiriii. Einen Augenblick?"
Akjakvss zog eine Alinimappe aus
seine: Schreibtisch, der er den Blies
entnahm. Sehe Sie. die Handschrist
ist linvklkennbar dieselbe."
Es scheint so."
Sie ist es ganz zweifellos," erlaubte
sich Lehnert z bemerken, der sich bis
dahin zurückgehalten hakte, und sah
Kaspary bedktsa,n an.
liS wär, mir wichtig." meinte die
fer. über Boris 3.'lerischoss recht ge
unue Nachrichten zn erhalten."
Ich erwarte ihn im ause des TageS
wollen Sie ihn sprechen?"
TaS könnte von großer Wichtigkeit
sein."
Könne Sie hellte Nachmittag gegen
fünf Uhr wieder hier sein?"
Ich kau es noch nicht bestimmt
sagen."
Sollte Bcris Merischvss, gegen den
einen Verdacht z hege ich übrigens
.ist sür absurd halte, heute zu mir
komme, so werde ich ihn veranlassen,
mir seine Adresse Ziirückzulnjsc und
lich z Hanjk zu halten."
Tafür würde ich Ihnen schr dank
Im sein. Herr Legationssekretär."
Es ist ja meine Pflicht. AllcS zu
khiin, was zur Auskläruug dieser Sache
beitragen kann nnd oußcrdcni hat
Fräulein Lassowitfch auch mein Ver
spreche, sie in ihrcr dem gleichen Zweck
gewidmeten Thätigkcit zu unterstützen.
Besser aber kann ich da jedenfalls
nicht thu, als indem ich meine fehwa
chcn Kläste Ihnen, ihrem natürlichen A
Verbündeten, zur Vcrsügiuig stelle." '
Sehr liebenswürdig, Herr Lega
tionsf'ctretär. Tarf ich den Brief dcS
Herrn Bori Mcrischoff mit mir nch
mcn?"
Abcr gewiß. Für nnS hat er gar
keinen Werth. Sind Sie denn übrigens
den Schuldigen aus dcr Spur?"
Ich glaube, es zu sei, möchte aber
mich hierüber nicht eher äußer, als bis
ich meiner Sache gcwiß bin."
Tas kann ich Ihnen nicht verdenke.
Tie Adresse 3)lerischossS lasse ich Ihnen,
falls ich fortgehe sollte, ohne Sie noch
einmal gesehen z habe, beydem Por
ticr zurück."
Beste Tank im Voraus."
Sie vcradschicdctcn sich.
Ter Brief ist gefälscht." sagtc Lch
ncrt mit ruhiger Bestimmtheit, als sie
wieder in dcr Troschke saßen, deren
Kutscher Kaspary die Adresse eines ihm
bekannten Photographen in dcr Mark
grasnistraße aiigcgcbc hatte.
Woraus schließe Sie das?"
Tie Handschrist ist gut nachgeahmt,
aber einige Buchstabe trage doch eine
ganz andcrcn Eharaktcr. Sie werden
das am deutlichsten sehe, wenn der
Photograph die Schriftstücke vergrößert.
Ich erstehe mich auf solche Sache ; ich
habe bercils wicdcrholt darin gcarbci
tct." Sie sind Ihrer Sache sichcr?"
Ganz sichcr."
Was schließen Sie daraus?"
, 31ichts. so lange ich nicht über die
ganzc Angclegenheit besser unterrichtet
bin, als es bis jetzt der Fall ist."
Kaspary zögerte nun nicht länger, i
Lehncrt die nöthigen Aufiläeungcn zu
ertheile. Er gab i großen Zügen cin
Bild dcs Geschehenen. Abcr chc cr eS
noch vollendet hatte, hielt die Troschke
bereits vor dcmHausc dcs Photographen.
Ans ihren Wunsch, diesen selbst zu
sprechen, wurden sie in cin bcsondcreS
Wartezimmer geführt, nnd er trat gleich
daraus ein. Kaspary höflich begrüßend.
(sind Sie ii Stanke, lieber Herr
frug diefer. nur in recht kur
zer Zeit Photographien dieser Schrift
stücke herzustellen?"
Gewiß, morgen können Sic die
selben haben."
Nicht heule Abend noch?"
Im 31othfall auch hcute Abend.
Aber fie werde besser, wenn ich sic die
31acht über im Eilberbade liegen lasse."
Machen Sie mir, bitte, einige z
heute Abend fertig, die anderen zu rnor
gen. Wann kann ich die Originale zu
riickcrhalten?" In zehn Minuten, wenn die ersten
Aufnahme gelingen."
Wollen Sie mehrere anfertigen?"
TaS ist bci Schriftstückcn, bci denen
es manchmal auf cincn Punkt, eine
Linie ankommt, unbedingt nöthig."
Kann ich auch von Diesen beiden
Bricfcn Vcrgrößcruugcn haben?"
.Gewiß."
Sie haben ja für das Präsidium
schon so manches Schriftstück photogra
phirt und viele Erfahrungen in dicscin
Fach meinen Sie, daß diese beiden
Briefe von derselbe Hand herrühren?"
Ter Photograph ahm die beide
Briefe, hielt sie gegen das Licht und
betrachtete sie wechselweise aufmerksam.
31ei," erklärte er nach einer Pause.
Hier liegt eine Fälschung vor."
Weichn: Brief ist gefälscht?"
Er bezcichncte ohne Zaudern den.
welchen Wcra Kaspary üdcrgebcn hatte.
Tie Fälschung ist gnt ausgeführt."
erklärte er. Abcr scheu Sie hier bei
dem große Buchstaben des ersten Wor
tcs im Briefe. Ich kann leider nicht
Russisch; ich weiß nicht, was das Wort
dcdentct. Tcr Haken rechts oben ist erst
mit dcr Fcdcr ganz fein vorgezogen und
dann dick nachgeholt. Solche Stelle
finde sich och viele. Ans der Vergro
ßcrung werden Sie dieselben deutlich er
kennen. Taß dicscc Brics gefälscht ist.
daran ist gar kein Zwciicl."
Wolle Sie jetzt so sreundlich sein,
die Ausnahmen zn machen?" drängte
Kaspary. Ich muß baldmöglichst wie
der fort."
Er ging, und Kaspary benutzte feine
Abwesenheit, in den Lehnen crtheillen
Bericht zn vervollständigen. Warum
sagten Sie dem Legationssekretär gegen
über bezüglich des Briefes das Gegen
theil Ihrer Ansicht?" srug er ' in
Schluß seiner Mittheilungen.
. Weil ich eine Indiskretion von fei
ncr Seile befürchte."
Ich dachte es mir. Meine Sie
übrigens, daß cr mit Fräulein Lasso-
witsch neeb immer in Vcrbindnng sieht?' s