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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 22, 1900)
wetten? Humr,s?e ten fl. ,. Viclrogze. Blüthendust ! -onnenschcin'. JrühlingSluft ! Wie hkrrlichl jubelte Afta von Herden. deZ Eomman danten liebliches Töchterlein und blickt beseligt zum blauen Himmel hinauf, der durch die im lichten Grün schim mernden Baumkronen deS ParkeS freundlich zu ihr hernieder lachte. .Und heut' kommt er! " Sie breitet vor Luft die Arme aus. als wollte sie in ihrem Glück die ganze Welt umfangen. Tod) nicht hier, auf meinem Lieb lingöplatz soll er mich wieder finden. Tort, wo wir vor langen drei Jahren weinend von einander Abschied nahmen, soll mich sein Auge suchen, der Blick zuerst erschauen. Auch wird er dorthin seine ersten Schritte lenken. D'rum schnell, damit ich vor ihm dort bin!" Ten Hut am Arm. flog sie. ein luftig Liedchen trällernd, die verschlungenen Wege entlang. Ganz am Ende deS ausgedenten ParkeS standen im Schatten einer breit ästigen Linde Bank und Stühle um einen mächtigen Steintisch gruppirt. An diese Stelle eilte Afta. Durch die knospenden Blätter der Linde stahl sich FrühlingSsonnenschein. Sprossender Rasen deckte den Boden, den Hinter gründ füllten dichte Sträucher. Kaum zehn Schritte weiter rauschte der Flutz vorüber. Seine im Sonnenschein glitzernden Wogen badeten plätschernd das schilfbewachsene Ufer. Ueber das Waffer hinüber schweifte der Blick, zu bewaldeten Höhen. Asta umschlang schmeichelnd den rie sigen Stamm des BaumeS. .Du alter trauter Gesell rief sie, Du verschwiegener Zeuge meines Leides, meiner stillen Träume, all' meiner Sehnsucht und Thränen, freue Dich, heut' sollst Tu an meinem Glück theilnehmen dürfen." Sie ließ sich auf der Bank nieder, das blonde Haupt weit zurück gelehnt, die Hände in ihren! Schooße der ' fchlungen, träumte sie still vor sich hin, während der sinnende Blick der braunen Augen dem Spiel der Wellen nach schaute. Bor drei Jabrcn, da stand sie hier an derselben Stelle. Reichlich floffen ihre Thränen, und ihfe Hand ruhte in der des jungen Leutnant vor ihr. sollten scheiden, von einander Abschied nehmen für drei Jahre. Auch m dem Antlitz des Jungen Mannes guckte es verrätherisch, und abgerissen fielen die Trostesworte von seinen Lippen. Treu bleiben ausharren ihn lieb be halten!" bat er.- Dann ein heißer Kuß auf die zuckende Mädchenhand, und .ort war er gestürmt, ohne umzu schauen. Sie hatte noch lange weinend unter der Linde gesessen und dem Bater grollt, der ihr das herbe Leid zu tragen auferlegt. Eine dreiiährlge Prüfungs zeit verlangte der gestrenge Herr Papa für sein Töchterlein, damit sie sich für das ganze Leben binde. Sie fei noch viel zu jung, hatte er gesagt, als der Better Heinz um sie anhielt. Als ob nicht andere Mädchen sich auch schon mit 17 Jahren Verlobten! Die aus' bedungene Frist über sollte der Vetter Heinz dazu benutzen, fleißig auf -der Kriegs-Akademie zu studircn und neben bei die Freuden und Genüsse der Groß stadt kennen zu lernen. Kehrte er dann nach glänzend bestandenem Examen heim, und schlug sein Herz noch ebenso warm für sein blondes Väschen und hatte eben dies Bäschen inzwischen ihr Herz keinem Anderen zugewandt, dann wollte der Bater weiter mit sich reden lassen. So lautete der Ausspruch des gestrengen Herrn Commandanten der Festung S. Asta bat und flehte, und selbst die Frau Mama legte Fürsprache ein, eS half AlleS nichts. Nicht einmal ein Briefchcn hin und wieder wurde ge stattet. Jeder sollte allein mit sich fer tig werden, nicht der Eine den Anderen beeinflussen. Als ob sie je untreu wer den würde! Als ob sie je einen An deren, als ihren Heinz, würde lieben können! Mochte ihr der reiche Ritter gutsbesitzer auf Schloß Bronsa auch noch so sehr den Hof machen und ihr von seiner herrlichen Besitzung und sei nen schönen Pferden vorschwärmen, was verschlug ihr das! Schloßherrin, ei, das klang wohl hübsch, und reiten that sie , für Leben gern, jedoch lieber mit ihrem Heinz in einer elenden Hütte hausen, als in Glanz und Wohlleben an einen ungeliebten Mann gekettet zu sein! Nein, nein! Und nun gar jenes dürre, bewegliche Männlein mit dem langen Vollbart und dem kurz ge , schorrcnen Kopf! ES war schier zum Lachen, stellte sie im Geiste ihren Heinz daneben! Nein, nein, Heinz und kein Anderer, so hatte es stets laut in ihr gerufen, wenn sich Bgwerber um sie be mühten. ' Heute wurde Heinz zurückerwartet; er hatte eS an den Bater geschrieben, daß er kommen würde. Es war Sonntag, und wie gewöhn lich an diesem Tage, stand auch heute allen Freunden nnd Bekannten das gastfreie Haus des Commandanten offen. Das wußten sie Alle. Wer kommen wollte, kam; er wurde freund lich begrüßt von der liebenswürdigen Hausfrau und fand sein Plätzchen an der reich gedeckten Tafel. Vom Oberst herab bis zum jüngsten Leutnant des in S. in Garnison liegenden Regiments verkehrten alle gern bei'm Commandan ten, der, öbleich unerbittlich streng in Y dienstlichen Angelegenheiten, im eigenen Hause in reizendster Weise den Wirth zu machen verstand. Besonders die unverdeirathcten Offiziere sprachen oft in der Commandantur vor, denn ihnen bot die kleine Stadt so gut wie gar keine Zerstreuung. Das schöne FrühlingSwctter lockt hin aus in den Park, der sich an daS große TienftgebSude anschloß, und vorsorg lich hatte Afta Bälle. Reifen und.Cro, quetspiel zurecht gelegt, da sich die junge Welt wohl würde im Freien tummeln wollen. Tann aber war sie zu ihrem Lieblingsplätzchen geeilt. Nicht im Beisein lachender, gleichgültiger Men schen. allein wollte sie ihm gegenüber treten, in seinen Augen forschen, ob ihr daraus noch die gleiche Liebe entgegen strahlte, wie vor drei Jahren. Toch horch! Ta erklangen Schritte sie näherten sich Er! Asta sprang empor. Heiß wallte das Blut ihr zum Herzen. Freude Schreck und innige Liebe machten sie erbeben. Ihr ganzes sein drängte ihm entgegen. Mit zitternder Hand stützte sie sich auf die Platte des Tisches und lauschte halb vorgeneigt. Er war's. Ein Wonneschauer durchrie selte ihren Körper. Jetzt bog er um die Ecke. Ta stand er in feiner schmucken Uniform. Hoch und stolz, wie ehe dem, und den Blick voll Liebe ihr zuge wandt. Asta!" ..Heinz!" DaS ganze Trennungsweh dreier Jahre, die Seligkeit deS Augenblickes lag in diesen wenigen Lauten. Wie damals, hielten sie sich bei den Händen, keinS sprach ein Wort, obgleich die Ueberfülle der Gefühle die wogende Brust fast zu sprengen drohte. Rings tiefe Stille. Ein Vöglein zwitscherte über ihnen in den Zweigen. - Glückselig tauchten Aug m Auge und führte bt redtere Sprache, als die bebenden 2ip pen es vermocht Hütten. Ah! meine Gnädigste, also hier muß man Sie suchen, wenn man Sie nnocn will, ertönte plötzlich eine schnarrende Stimme hinter ihnen und schreckte die Glücklichen gar unsanft auf. Wollte mir erlauben, Ihnen diese Rosen zu Füßen zu legen; es sind wahrhaftig die prächtigsten aus meinem Treibhaus." Ein Blick unverholencn Unmuths traf aus Asta s Augen Herrn von Schneider, den Rittergutsbesitzer auf schloß Bronsa. der mit tänzelnden Schritten auf sie zutrat und ihr einen Strauß duftender Rosen darreichte. Wortlos nahm sie die Blüthen entgegen und warf sie achtlos auf den Tisch. Zu sprechen vermochte sie nicht, das Herz war ihr zu voll, der stürm der Ge fühle, der sie durchbebte, noch zu mäch tig, als daß sie ein Wort hätte vorbrin, gen können. Darf ich die zarten Fmaerchen als schönsten ZWillkommensgruß an meine Lippen Pressen, hub der Herr in ge ziertem Tone wieder an und strich sich mit wohlgefälligem Lächeln den langen Vollbart. Oh," wehrte Asta unangenehm be- rührt. Toch ehe es ihm gelang, seinen Wor- ten die That folgen zu lassen, war Heinz, der in seiner stattlichen Größe den beweglichen Rittergutsbesitzer um ein Beträchtliches überragte, dazwischen getreten. Er erfaßte das Händchen, das sich in den Falten des Kleides zu bergen trachtete. .Ich glaube gar. Du hast Dich an den Dornen der Rosen gerisseg," meinte er schelmisch. Zeig' einmal her" und des Mädchens Rechte ernsthaft musternd. Wahrhaftig! Da will ich nur schnell für ein Pfläfterchen sorgen!" und schon brannte ein Kuß auf ihrer Hand, und dann noch einer und wieder einer. Lachend ließ es Afta geschehen. Tann zog der Leutnant sie ohne ihre Hand freizugeben, neben sich auf die Bank nieder und begann ein harmloses Ge plauder. Den anderen Arm auf die Lehne der Bank gestützt, kehrte er so dem verblüfft dreinschauenden Herrn von chneider den Rücken. Doch hatte er gehofft, dieser würde durch die Manö ver auf das Ueberflüssige seiner An Wesenheit aufmerksam werden, so hatte er sich gründlich geirrt. So leicht räumte Herr von Schneider das Feld nicht, zumal er sich fest vorgenommen, die Angebetete heute endgültig für sich zu gewinnen. Sollten sich Gnädigste wirklich an meinen Rosen gerissen haben," unter brach er mit seiner den schnarrendsten Gardeton nachahmenden Stimme das trauliche Zwiegespräch der Beiden, ..ich wäre untröstlich. Sie gestatten doch, mein hochverehrtes gnädiges Fräulein?" Ohne eine Erwiederung weiter ab- zuwarten, ließ er sich auf den Stuhl an A ta s sene nieder. Die beiden Liebenden tauschten einen Blick komischer Verzweiflung aus. Es schien ganz, als sollten sie den Störenfried so bald nicht los werden. Bin direkt von Bronsa herüber ge kommen. Denken Sie sich, meine Gnädige, habe den Weg in drei Stun den zurückgelegt, natürlich vierspännig. aber wenn auch, fabelhafte Leistung meiner Rappen, versichere Sie, meine Gnädige, ganz vortreffliche Gänger," chnarrte er, da Heinz und Asta beharr lich schwiegen. Nach einer einen Pause, während der er wohl auf ein anerkennendes Wort gewartet hatte, fuhr er, da solches ausblieb, an den Leutnant gewandt, fort: Freue mich übrigen?. Sie endlich wieder zu sehen. Herr von Herben. Waren recht lange fort. In Berlin, was?" I." entgegnete Heinz trocken. .Fleißig die Akademie besucht?" forschte Schneider voll Unermüdlichkeit. Taffelbe kurz angebundene .Ja" ward ihm zur Antwort. . .Ganz angenehm, 'mal so ein wenig Großstadtluft athmen zu können!" Ja!" ES half dem guten Heinz alleS nicht, er mochte sich anstrengen fo viel er wollte, den Herrn von Schneider durch feine ostentativ zur Schau getragene Jizteresselosigkeit wegzurauben. sollte ihm nicht gelingen. .Ach. wir in unserer ländlichen Ein samkeit hier entbehren doch viel, nicht wahr, meine Gnädigste?" wandte sich der Gutsbesitzer wieder an Afta. .Zu mal so ein armer Junggeselle, wie ich dem daS Beste, die Krone der Sch& pfung. fehlt. Ja. meine Gnädigste wie die Rosen dort schmachtend ihre Köpfe neigen, schmachte auch ich in Sehnsucht nach einem höheren Wesen, nach " Hülfe suchend wandten sich Aasta's Äugend dem Vetter zu. Hören Sie 'mal. mein bester Herr von Schneider," fiel Heinz gönnerhaft von oben herab, dem eifrig geftikullren den Gegner m s Wort. Wenn das dort Ihre schönsten Rosen fein sollen. wie Sie vorhin sagten, dann thun Sie mir, offen gestanden, herzlich leid. Ich yade da oster in Berlin Rosen ver schenkt, na. ungelogen, fo groß," dabei defchried er mit der Hand einen Bogen der eigentlich für den Umfang von Sonnenblumen genügt hätte. Du, Heinz?" frug Asta erstaunt, Ein listig zwinkernder Blick erstickte den aufkeimenden Verdacht in ihrer Seele. Aver icy ome sie, verr von ver ben," vertheidigte sich der Ritterguts besitz erregt. Habe mir die Pracht, exemplare für Ichwcres Geld von Schmidt aus Erfurt kommen lassen Die Stöcke blühen herrlich. Mein Gärtner darf die Blüthen nur auf mci nen ausdrücklichen Befehl schneiden" und mit einem schmachienden Blick au Asta dies geschieht nur für die Dame meines Herz " Möchte wetten," schnitt ihm Heinz unverfroren das Wort ad. daß die Rosen, welche ich erst neulich der Gräfin Trohla verehrte, doppelt so schön und groß waren, als Ihre arsellgen Tm ger." Aver " Schneider war ganz Empörung. Ach ia, wetten. Ich ichwärme für hübsche Wetten!" rief Asta, um ihren Anbeter nicht wieder auf das gefäbr liche Thema kommen zu lassen. Wirklich, meine Gnädigste ?" frug Schneider, froh, die junge Dame die bisher beobachtete Passivität fallen las- sen zu sehen. Nun, ich wäre nicht abgeneigt. Wenn es Ihnen Spaß macht, gehe ich jede Wette ein, daß meine Rosen schöner sind, als die des Herrn Leutnant. Nun, dies ließe sich ioohl schwerlich feststellen, da die memigen langst ver welkt sein werden," entgegnete Heinz, doch wie wäre es Mit einer anderen Wette, mein verehrter Herr Schneider?" Ein lustiger Gedanke schoß dem Leut- nant durch den Kopf. Gern, gern!" beeilte sich der Ritter- gutsbesitzer zuzustimmen. Aber um was?" Sechs Flaschen veuve Cliquot?" Nein, nein!"" Um ein nettes Herrenfrühstück?" Auch nicht." Nun dann schlagen Sie etwas Bes eres vor." Um um Na. sagen wir. um einen Kuß von der Herzensdame, vor ausgesetzt, daß sie augenblicklich anwe end ist." Ei, da bin ich dabei!" rief Schnei- der nnd warf lüsterne Blicke auf Afta, die sich mit einem strafenden: Aber Heinz!" erröthend abwendete. Ein leiser Händcdruck und ein er- munternder Blick beruhigten daS Mäd-chen. Du chlägft durch. Asta," ordnete der Leutnant an. Also, Herr von Schneider, fühlen Sie einmal den Tisch hier an, steht er nicht fest und ist die Platte nicht dick?" Ja. gewiß." bestätigte der Ritter gutsbesitzer, nachdem er sich durch hefti ges Rütteln von der Richtigkeit dieser Behauptung überzeugt hatte. Nun." fuhr der Leutnant fort, wenn Sie hier unter diesem Tisch äßen, Sie hielten es nicht aus. daß ch drei Mal tüchtig auf die Platte chlüge " Wie? Was? Sie scherzen, Herr von Herben." , Nem, nein, gewiß nicht; es ist mir voller Ernst. Wie gesagt, Sie hielten es nicht aus." Ich sollte Das nicht ertragen können? Das wäre ja noch schöner!" lachte Schneider. Ich sage nein!" Ich bitte Sie!" So versuchen Sie es doch!" Aber mein lieber Herr von Herben. nehmen 'Sie doch Vernunft an, ein Mensch ist kein zerbrechliches Salon tischchen.- Und wenn Sie zehn, hundert Mal auf den Tisch schlagen, ja, Sie können sich die Hand blutig klopfen, und ich verspreche Ihnen, nicht mit der Wimper zu zucken!" Und ich wiederhole Ihnen: nicht drei Mal!" .Ha. ha. ha, ha. ha! ES ift zu drollig!" .Wetten, daß....?" .Tepp! Den süßen Lohn will ich mir bald verdient haben. Schlagen Sie durch, meine Gnädigste!" Nachdem TieS geschehen, kroch der hagere Gutsbesitzer mit aller Umftänd lichkeit. um den neuen Frack nicht zu beschmutzen, unter den Tisch und hockte sich vorsichtig nieder. Heinz zählte: .Eins!. . ..Zwei!" Gewuchtig fiel die schwere Mannes' fauft aus die Tischplatte nieder. .Thut mir auch nicht die Bohne Absolut Nichts!" krähte Schneider von unten hervor. Dr...." Weit holte der Leutnant zum letzten schlage aus. Afta s Wangen began nen zu glühen vor wohldegreiflichcr Erregung, schon machte Herr von Schneider Miene, triumphirend wieder zum Vorschein zu kommen, da hielf Heinz plötzlich inne. der erhobene Arm sank herab, ohne die Tischplatte zu be rühren. Heinz bog den Kopf lauschend rückwärts. Tann versetzte er, sich er hebend: .Haft Tu nicht gehört. Afta? Teine Mutter ruft nach Dir. Komm', ich führe Dich rasch zu ihr!" Und mit einer leichten Verbeugung gegen den Rittergutsbesitzer und einem Sie verzeihen gütigst einen Augenblick bot er der Cousine ritterlich den Arm und eilte mitihr hinweg. Ehe der unglückliche Schneider recht begriffen und sich über seine Lage klar werden konnte, war das Paar schon hinter den Büschen verschwunnen. DaS helle Lachen Afta's und ein anderer Laut, den er sich nur zu wohl zu deuten verstand, und der ihn fast rasend machte vor Eifersucht, schlug noch an fein Ohr, dann blieb Alles still, für lange, lange Zeit. Und Heinz und Asta? Ja. die hatten gut lachen! Während die übrige Gesell schaft sich im Parke verstreut hatte. saßen sie in der Laube am Hause. Sie hielten sich innig umschlungen und brachten unter Lachen und Scherzen die Wette zum Austrag. Ais vann nacy verlaut tat einer Stunde, so lange hatte Herr von Schnei der vergeblich deS erlösenden dritten Schlages geharrt, eine Jammergestalt mit schmerzhaft gekrümmtem Rücken und beschmutztem Frack sich heimlich zum Parke hinaus stahl, da begann sich das Gewissen des losen Pärchens zu regen. Haben wir ihm nicht doch zu arg mitgespielt?" flüsterte Asta. Ei, warum nicht gar," gab der Leut- nant im selben Flüstertone zurück. Was hat er unser erstes Wiedersehen zu stören: Wahrhaftig, er war nicht weniger als angenehm mit seiner stand- haften Klebngkeit, mit seinen Rosen und seiner Hcrzensdame!" Die Eri masse, welche Heinz schnitt, um den fast schmachtenden Blick Schneider's nachzu ahmen, war so urkomisch, daß Asta leise aufkicherte. Damit Dies aber nicht ihre Anwesenheit verrathe, verschloß ihr Heinz rasch mit einem Kusse die rosigen Lippen. So konnte der arme Gefoppte unge choren vorüber ziehen. Der Rittergutsbesitzer Herr von Schneider auf Schloß Bronsa soll aber niemals wieder in seinem Leben auf eine Wette eingegangen sein. Der Lzausaffe. ganze Liede und Zärtlichkeit, .Ich erinnere mich noch sehr gut des erste AbendS. wo ich Jacko sah und an ihm die Eigenschaft entdeckte, die schließ lich eine Verlobung zu nichte machen sollte. ES war drückend heiß, und ich bat. em Fenster öffnen zu dürfen. O nein." fagte Lilly, .wir können nie am Abend daS Fenster aufmachen; Jacko würde sonst weglaufen." Meine Mei nung von Jacko wurde gerade nicht ver bessert durch Frau PeterfenS häufiges und plötzliches Erscheinen im Zimmer. um nach Jacko zu fragen. Wenn man soeben erst verlobt ift. . . Sie verstehen. nicht wahr? Am nächsten Morgen aber fing der eigentliche Spaß erst an. DaS Dienstmädchen kam 'rüder sie woh nen nur ein paar Häufer von hier um m,r zu sagen, daß Jacko gerade ent wischt sei. und ob ich nicht helfen wollte. ihn zu fangen. Na. eS wurde glücklich Mittag, als ich ihn entdeckte und nach einer langen und aufregenden Jagd einfing. Selbstverständlich faßte ich ich ihn beim Schwanz, und die Bestie biß mich recht schmerzhaft in die Hand Frau Petersen fetzte mir nachher ganz vorwurfsvoll auseinander, daß Jacko immer Leute zu beißen pflegte, die ihn beim Schwanz anfaßten. .Monatelang machte Jacko mir so das Leben schwer. Tenn wenn er aus kniff, wag ungefähr einmal wöchentlich geschah, mußte ich immer derjenige sein, der ihn einfing. Gewöhnlich war das des Morgens, wenn die Fenster auf waren und ,der Krämer nnd Gemüse mann kamen. Anfangs dauerte die Jagd immer bis gegen Nachmittag; dann wurde ich allmählich sehr geschickt im Einfangen. Sein Feldzugsplan bestand regelmäßig darin, seinen Per folger, ganz nahe 'rankommen zu lassen und sich dann durch einen großen Sprung zu flüchten. Ich kaufte mir ein großes Schmetterlingsnetz mit einem sehr langen Stiel, und dies Instrument blieb ihm immer etwas schleierhaft. Ich war ganz glücklich, als ich diese Entdeckung gemacht hatte, sah aber mit Schrecken der Zeit entgegen, wo Jacko nach Einbruch der Dunkelheit entwischen würde und ich ihn während der Nacht zu verfolgen hätte. Jackos Vorliebe deS Verschiedenen und widmete ihm ihre eS sein Affe rder Jac war den kr ver w I ? ? . . soigie. ms er mir in it Hände gcrieth, weiß ich heutigen Tag? noch nicht. Im Laufe der Nacht war dm die Polizei deS anderen Äffen hadoft geworden, und man hatte die beidn zusammen eingesperrt. Ta saßm f nun. zwei dädllche. grinsende, unirscheidbare Wesen, voll Hohn ob deS MIS, daS ne angeflisiei yaiicn. AIS man uns entließ undVun jeder seinen Affen mitnehmen rrou da kam die aupt wicrigielt. Tti für Solospaziergänge wurde, das will ich. Be eS Be m W Eine üvlicke ?eichichte. Erzählt ' 31. G. Telorges. Weshalb nur das Mädchen da ohne die Straße so runter rennt, möchte ich wohl wissen," sagte ich zu meinem Freunde Dr. Krüqer, während ich mich aus dem Fenster seines Zimmers lehnte. a," meinte er, ans Fenster heran- retend, ich dachte mir schon, daß sie es wäre. Sie ist wieder hinter dem Affen her. Na, jetzt wird sie mich vielleicht vermissen. -Sie haben wohl nicht ge- ehen, nach welcher Seite er hin ist?" Nein. Ist denn die Affenzagd eine Lieblingsbeschäftigung der jungen Dame? Das nicht," entgegnete er, und me- lancholisch fügte er hinzu: Früher, als ch mit ihr verlobt war, mußte ich das besorgen; aber wegen dieser Bestie von Affen ist unsere Verlobung zurückge gangen. Ich will Ihnen die Geschichte erzählen, wenn es Sie interessirt. Es wird zugleich eine Warnung für Sie ein, sich nie mit einem Mädchen zu verloben, dessen Lieblingsthier ein Affe ist. Ich verlobte mich mit Lilly Petersen vor ungefähr einem Jahre," begann Ich hatte sie im Club, in Gesell- chaften und auf Bällen getroffen, sie aber kaum bei sich im Hause gesehen, und wußte nicht einmal von dem Vor Handensein des Affen. Nach unserer Verlobung wurde ich Jacko vorgestellt. Es war ein kleiner Affe von gewöhn- lichem. nicht gerade sehr einnehmendem Aeußcren, aber im Hause Petersen war so eine Art Famrncngötze. Es ist nebenbei ganz interessant, einmal das herrschende Element in den verschiedenen Familien zu beobachten. Manchmal ist es das Baby, manchmal das Dienst mädchen, oder das Andenken an den verstorbenen Herrn Gemahl, oder die Zeitung. Na, in diesem Falle war Jacko der unbestrittene Herrscher. Der verstorbene Capitän Petersen hatte das Thier von einer seiner Reisen mitge bracht, und seine Wittwe betrachtete das Geschöpf als ein theueres Vermächtniß er ich noch nebenbei bemerken, in der Fa milie damit entschuldigt, daß er seinen verstorbenen Herrn suche. cliiieLiicy traf oas iöreiani ein das ich gefürchtet hatte. An einem kal ten Winterabend verschwand Jacko während die Köchin mit ihrem Schatz einem Schutzmann, eine zärtliche Unter, Haltung in der Küche hatte. Die Köchin wurde sofort entlassen, und ich mußte mich an die Verfolgung des Thieres machen. Frau Petersen war aain ent- rüstet, daß ich erst meine Gummischuhe anziehen wollte, ehe ich auf die Jagd auszog, und selbst Lilly schien nur für das Wohl des Assen beiorgt zu sein Ich war ungefähr erst eine halbe stunde uchend durch die Straßen cte wandert, als ich ihn ich pries schon mein außergewöhnliches Glück gerade um eine iraizcnccle mui cven islti. Im NU war er drin im Schmetterling netz. Froh, daß die Geschichte so anädia abgelaufen war. wollte ich mich schon auf den Rückweg machen, als eine Menschenmenge um die Ecke kam, an yrer spitze ein raiiencr, ganz auner Athem. Ich adnte. sofort den Zufam menhang der Dinge. Der Italiener konnte nicht Teutsch, und ich nicht viel Italienisch, ich verstand aber so viel, daß er Jacko als seinen Affen bean- spruchte, .seinen "carissirno scirni otto". Die Menge, die durch die Jagd ganz aufgeregt war und die meinte, ich wollte einen armen, der spräche un lunoigen Ausianoer feines einzigen Trostes im fremden Lande auf betrü gerische Weise berauben, forderte, daß ich den Affen herausgeben sollte. Aber der Gedanke an Lilly's Gesicht, wenn das Thier die Nacht in den Händen eines unzuverlü figen Italieners zw brächte, bewog mich, die Auslieferung Jackos entschieden zu verweigern. Im Laufe der Unterhaltung mit der Menge verlor icy meine muye und einen be. trächtllchen Theil meines Anzuges, so daß der Schutzmann, der mittlerweile aus der Scene erschienen war, wohl be rechtigt schien. Jacko, den Italiener und mich nach der Polizeiwache abzu führen. Eine Legitimation hatte ich nicht bei mir, der Freund der Köchin, der im Wachtzimmer war und an den ich mich wandte, leugnete kalt lächelnd, mich zu kennen, und meine Bitten, zu Frau Petersen zu schicken, um meine Unschuld feststellen zu lassen, fruchteten nichts. Ich mußte also die Nacht auf der Wache bleiben. Brr, entsetzlich! Am nächsten Morgen wurden wir verhört. Der Italiener und ich wurden beschuldigt, einen Auflauf und ruhe störenden Lärm verursacht zu haben. Mich beschuldigte man überdies noch der Auflehnung gegen die Staatsge walt, weil ich dem Befehl eines in der rechtmäßgen Ausübung seines Amtes befindlichen Schutzmannes nicht sofort Folge geleistet hätte. Der Wachtmeister verlangte dann den Affen zu sehen, und als man ihn hereinbrachte, siehe da. o Wunder! da waren zwei Jackos! Nach einer längeren Auseinander setzung erklärte der hohe Beamte die gegen uns erhobenen Anklagen für hin fällig, da ein entschuldbares Versehen vorläge. Und entschuldbar war die t allerdings. Der Italiener hatte feinen Affen wirklich verloren, und ob ner nrntte evenjo wenig welcher ihm gehörte. Ich bat ' amten. die Frage zu entscheiden. doch Pflicht der Polizei sei. deil sitzcrn ihr Eigenthum wieder stellen. Er dagegen meinte, er sei Salomo. Was nun thun? Zuerst vcrsuc! ich. die sache zu vereinfachen, indcck ich den Affen deS Italieners käuflich er warb; Frau Petersen und Lilly könnten ja dann den richtigen zu Hause aus suchen. Aber der gute Mann hatte, wie eS schien, eine mehr wie gewöhnliche Liebe für den "carissirno scimiotto", und er lehnte mein Angebot unter An rufen sämmtlicher Heiligen energisch ab. Er betrachtete, wie es schien, die ganze Geschichte als einen niederträchtigen Versuch, sich seines Affen mit List zu bemächtigen, um ihn dem Zwinger deS Zoologischen Gartens einzuverleiben. Tann machte ich ihm den Vorschlag, sich seinen Affen von den zwei auszu wählen, und dies würde vielleicht alle Schwierigkeiten gelöst haben, wenn in dem Augenblick nicht Frau Petersen auf der Bildfläche erschienen wäre, um nach dem Verbleib JackoZ sich zu erkun digen, und den ganzen Hergang von einem mitthcilsamcn Schutzmann er fahren hätte. Weder der echte noch der Pseudo-Jacko zeigten die geringste Spur von Wieder erkennen. Statt dessen begannen sie vielmehr einen heftigen Streit, den Frau Petersen nur mit Mühe und eigc ner Gefahr schlichtete. Tann wandte sie sich zu mir, und ich konnte an ibrem ganzen Wesen merken, daß sie mich für Alles verantwortlich machte. Sie sprach auf den Italiener ein. nd dieser sei nerseits blieb ihr die Antwort nicht schuldig. Keiner verstand natürlich ein Wort von dem, was der Andere sagte, und ich diente als Dolmetscher. Nach langem Hin- und Herreden willigte endlich der Italiener ein, uns beide Affen für eine Woche zu überlas sen, damit die Identität des echten Jacko festgestellt werden könnte. ' Frau Petersen war mit dieser Lösung der Dinge ganz einverstanden, denn sie war fest überzeugt, daß außer Jacko kein Affe in der Welt Jackos Tugenden besitzen könne. Ich glaubte es nicht recht. Beide Affen machten es sich im Hause recht bequem, überfraßen sich in gleicher Weise, stahlen gleich schlau und, daS wunderbarste, suchten mit gleicher Aus dauer nach dem verstorbenen Kapitän. Drei Mal in jener Woche hatte ich zwei Affen zu fangen, und wenn sie beide im Schmetterlingsnetz drin waren, morde ten sie sich fast gegenseitig. Frau Petersen pflegte sie im Zimmer stunden lang zu betrachten und mit sanfter Stimme Jacko" zu rufen. Sie hörten beide auf den Namen, wenn es einen Leckerbissen zu erhäschen gab, sonst zogen sie es vor, der andere Affe zu fein. Am Ende der Woche, als pünktlich der Trchoraclspieler erscbien. waren Frau Petersen und Lilly sich nock immer nicht einig darüber, wer der wirkliche Jacko sei. Irgendwie mußte die Sacke entschieden werden, und da es ja schließ- 111. v-i . . 'VT . . ua ddo) zienuicy. egal war, machte Ich den Vorschlag, zu loosen. Mutter und Tochter waren entrüstet über meine. Leichtfertigkeit, und ich hatte wieder eine Strafpredigt über mich ergehen zu lassen. Nach einer Weile jedoch entschied man sich trotz alledem für diesen Ausweg, in Anbetracht des sen, daß das Loosen ja eine durck bibli. schen Brauch geheiligte Einrichtung sei. Der Leierkastenonkel ging zufrieden sei nes Weges, und ich hoffte, daß nunmehr die Geschichte beendet sei. Aber ich sollte mich -aeirrt FmlVti. Kaum war der Mann aus dem 'Haus, als Frau Petersen und Lillu beide mit einem Mal ganz fest überzeugt waren, daß sie den wirklichen Jacko weggegeben hatten. Sie wüßten es ganz sicher, sagten sie. Der arme, alte Jacko, nun müßte er auf einer Drehorgel draußen auf der kalten Straße siken und sckäkia Kupfermünzen sammeln, und Affen kriegten so leicht die Schwindsucht und würde der selige Papa daiu faaen. wenn er noch lebte! Eine Woche ungefähr hörte ich diese Reden mit an, dann ging ich wieder n dem Jtaliner. dessen Adresse ich mir für alle Fälle hatte geben lassen. Seine Zuneigung hatt.: sich jetzt äugen schcinlich auf beide Affen vertheilt. denn er willigte ohne Schwierigkeit in den Tausch. Sicherlich würden Lilly und ihre Mutter jetzt zufrieden sein, dachte ich. Aber nein, die Sache ging wieder von vorn an. Der andere Ane nmr hr Jacko. und sie hatten ihn weaaeben lassen, und das auf meinen Rath hin und es war AlleS meine Schuld. Noch zweimal tauschte ich die Affen um. dann war meine Geduld erschöpft. Wir stritten uns ernstlich und schieden mit bösen Worten. Und seitdem habe ich nie wieder ein Wort mit ihr gesprochen. Sehen Sie. deshalb aebe ick ?thmn den guten Rath, verloben sie sich nicht mit einem Mädchen, das in fo eine Bestie von Affen vernarrt ist."