Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 15, 1900, Image 12

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    Tclls Geschoß.
Gnu Iheaier limensle von !Vi!hc!m !hal.
Sachsen ist bekanntlich das Land,
wo nicht nur die schönsten Mädchen,
sondern auch die orbkten Theater
schmieren wachsen. Eine solche trieb
auch vor etwa dreißig Jahren unter der
Direktion des Herrn Thomas Breittopf
in dem .idyllisch gelegenen KSKschcn
broda ihr Unwesen, und man kann
füslich behaupten, daß sich auch heute
noch nichts darin geändert, denn noch
immer werden dort die erschrecklichsten
Ereueljhaten verübt. Tie Gesellschaft
deZ Herrn Direktors Breitkopf war
klein, aber gewühlt, sie bestand fast
nur auS Verwandten, und selbst Die
jenigen, welche sich dieser l5hre nich
rühmen durften, konnten auf eine lang
jährige Thätigkeit zurückblicken, so daß
die luaendllche Naive, nicht nur die ve
liebteste, sondern auch die beleibteste
Dame der Gesellschaft sie wog 175
Pfund alljährlich fünf bis sechs mal
ihr vierzigjähriges Künstlerjubiläum
feiern konnte.
Aber alle seine , Lämmlein, ob Ver
wandte oder Nichtverwandte umfaßte
Breitkopf mit gleicher Liebe und Ge
rechtiakeit. er zahlte nämlich Allen,
ohne Unterschied des Glaubens und des
Alters, keine Gage, ein Prinzip, das
er seit Beginn seiner Direktionsthätig
keit konsequent ausübte. Nur ernste
Mahnungen und das eventuelle Ber
sprechen, man werde ihm die Knochen
im Leibe zerschlagen, konnten ihn zu
einem Borschusse veranlassen, der aber
niemals die Höhe von fufzcn Nei
grofchen" überstieg.
Man sieht also, daß der Bieder
mann des Beinamens, dessen er sich
unter feinen Mitgliedern erfreute, und
der: Der dramatische Schmderhannes"
lautete, nicht unwerth war,
Eines Tages aber hatte ein fürchter
licher Schlag den edlen Thespiskarren
führer betroffen; sein erster Held war
ihm durchgegangen, und der Biedere
mußte selbst nach Pirna reisen, wo es
ihm gelang, in der Person eines lieb
habertheater-mimenden Barbiergesellen
die fehlende Kraft zu acquiriren. deren
bedeutende dramatische Begabung sich
schon darin dokumentirte, daß sie ein
schwarzes und ein weißes Trikot besaß
TS . X. t . n 1 f. fVl - 1
2,'uroz oas neriorecyen einer ziconais
gage von zehn Thalern Courant sowie
eineS Borschusses von sufzen Nei
grofchen" ließ sich der Barbiergchilfe
verleiten, seinem jedenfalls einträg
lichen Berufe untreu zu werden und
reiste mit seinem neuen Gebieter nach
Kötzschenbroda. Schön war er nicht,
der neue Held, im Gegentheil, selbst
der wohlwollendste Beobachter konnte
nichts heldenhaftes an ihm entdecken.
Er war klein, ein wenig verwachsen.
und sein Haupt zierte ein stattlicher
Büschel rother Haare, aber wenn auch
seine Gestalt nur klein war, so war
feine Nase desto ansehnlicher, ein statt
licher Giebel, dessen Spitze verwegen
gen Westen ragte, so daß man dem
Jüngling nie hätte zumuthen dürfen,
der Nase lang zu gehen.
Diesen negativen Adonis stellte der
Chef" nun seiner Künstlerschaar- mit
den Worten: Der neie erschde Held"
vor, worauf dieser seine Vertrautheit
mit den dramatischen Gepflogenheiten
dadurch bewies, daß er vor versammel
tem Kriegsvolk den Vorschuß von
fufzen Neigroschen" heischte. Doch der
Direktor wußte dieses kühne Gebühren
in die gebührenden Schranken zurückzu
weisen, indem er mit mildväterlichem
Lächeln bemerkte:
Aber Freindchen. ich kenne Se doch
noch gar rnch; erschd zeigen Se mal,
was Se kennen, denn kriegen Se ooch
Vorschuß. Morgen Abend schbielen Se
den Wilhelm Dell" dann wollen mer
weider sähen."
Den Dell?" hauchte der dramatische
Schaumschläger.
Nu ja, der is doch sehre leichd zu
lernen, und hab ooch blos eenen
Bogen!"
Sprach's, sah sich ob dieses vorsünd-
fluthlichen Theaterscherzes triumphi-
rcnd im Kreise um und schritt stolz von
bannen.
Den Witz mit Tells Bogen haben
schon die Mysterienspieler in Nürnberg
im fünfzehnten Jahrhundert gemacht!"
meinte der Komiker höhnisch und knuffte
das neue Mitglied vertrauensvoll in
den Rücken. Dieses sah' dei Kollegen
ehrfurchtsvoll von der Seite an. denn
wenn es auch mehr als zweifelhaft war,
daß die Mysterienspiele? Wilhelm
Tell" gekannt haben sollten, so im
ponirte ihm doch alles mysteriöse riesig.
Das Mysteriöseste aber war ihm für
den Augenblick, wie er seinen Hunger
stillen sollte: doch auch dieses Geheimniß
ward ihm klar, denn als er sich in die
Dienstwohnung" des dramatischen
Bandenführers verfügte, und dort
etwas stürmisch die Summe von wenig
stens fimf Neigroschen" forderte, gab
ihm der Direktor allerdings kein Geld,
zog ihn aber großmüthig zur Tafel,
auf welcher neuer Hering und dito
Kartoffeln prangten. Allerdings war
die Theilung etwas breiten Mund,
ohne auf die flrhendlichen Blicke des
Unglücklichen, der den Seebewohner
mit wahren Gluthaugen umfaßte, die
geringste Rücksicht zu nehmen. Und
doch war dieser Tag kein verlorener in
dem Leben unseres Helden, denn er
lernte in dieser denkwürdigen Stunde
außer der übrigen Familie des Chefs"
auch dessen holdselige Tochter kennen,
die zwar nicht mehr ganz neu, aber noch
recht gut erhalten war (sie zählte nach
ihrer eigener. Anaabe achtzehn Jahre
jedenfalls hatte sie das Zählen recht
spät, gelernt) und dem neuen ersten
Liebhaber die steinigsten Blicke zuwarf.
Leider aber erfolglos; denn Wilhelm
Tell" war eine durch und durch Prosar
sche Natur. waS schon daraus hervor
geht, daß er sich vom Direktor in ziem
lich brüster Weise mit den Worten ver
abschiedete: .Aber das sag ich feie.
gleich morgen Abend nach dem erschden
Akte will ich die fufzen Neugroschcn
hamm!"
Am nächsten Abend war die Scheune
fast ausverkauft, denn der Titel
.Wilhelm Tell" oder Der bäfe Land
vagt" hatte gezogen". Punkt 9 Uhr
begann die Vorstellung, deren Anfang
auf präzise j8 Uhr festgesetzt war. Der
Vorhang rauschte auf und zeigte eine
Walddekoration, deren einzelne Bäume
am Raupenfraß zu leiden schienen, denn
sie zeigten an verschiedenen Stellen nicht
unbedeutende Löcher. Dies war übri
gens nach Ansicht der Direktion streng
historisch, denn was wußten die alten
Schweizer in jenen primitiven Zeiten
von architektonischen Schönheiten? Hätte
sich übrigens Jemand darüber gewun
dert. daß der Vierwaldstädter See plötz
lich zum Wald geworden, so war auch
dafür eine Erklärung vorhanden. Der
See lag eben weiter hinter, .in der
Koulisse. Eben so sinnig war auch die
Art, wie der Theaterleiter die Landen
bergischen Reiter darstellen ließ. Die
selben verkörperten nämlich das jüngste
des Chefs, indem er hinten der Scene
aus Leibeskräften mit den Füßen tram
pelte und dazu munter wieherte, was
den Vorzug hatte, daß man von den
Worten der Tarsteller keine Silbe ver
stand. Daß übrigens so unbedeutende
Rollen, wie der alte Attmghaufen. SRu
v w cm.n i:.-n r.jt t. a
oenz uno Wanrr yui i einsam oeraus
gestrichen waren, erwähne ich nur ne
benher, sie hielten nach Ansicht des drei
matschen Schinderhannes" nur die
Handlung auf.
So war man bis zum dritten Akt
gekommen, und Schinderhannes, der
bis zum zweiten Akt an der Kasse a
sessen. und sich jetzt in den Gehler"
stürzte, hatte es bis dahm mit aalalat
ter Gewandtheit erstanden, sich allen
fforverungen eines er ten Helden alust.
lich zu entziehen, ja, selbst die Drohung
des rabiaten Künstlers: Wenn ich kee'
Geld kriege, giebd Sie's ä Unglick,
blieb ohne Wirkung.
Der Akt sollte eben beginnen, als
sich auf der Bühne ein fürchterlicher
Lärm erhob.
Was is'n los?" brüllte der Direktor
und stürzte in Trikots uns "einem Rrt
terstiefel an den Füßen, auf die weltbe
deutenden Bretter.
Wo is'n der Bogen?" schrie der
Held.
Was denn ftr ä Bogen?"
Na, der Bogen, mit den ich 'n Abbel
schießen soll!"
Herrzeses!" stöhnte der Direktor,
weeß Knebbchen, mer hamm den Bo
gen vergessen!"
Allgemeines Entsetzen! Keiner wagte
auch nur zu athmen, da fuhr dem
Direktor ein genialer Gedanke durch den
Kopf.
Kinder!" rief er, ich habbe's. mer
sein geredded; Se nehmen ganz eensach
das Rebedirgewehr, daZ da in der Ecke
schdehd."
Abber das is doch kee Bogen nich!"
protestirte der Held.
Das ,st egal, ä Bogen is ooch ä
Gewehr!" schloß der Direktor die De
batte, und Tell mußte sich zufrieden
geben. Ter Akt begann, und Getzler
war talentvoll genug, die Worte schil
lers entsprechend zu bearbeiten, wie fol
gende Stichprobe beweist;
Du bist ein Meister auf dem Schieß-
gewehr.
Man sagt, Du nähmst es auf mit jedem
Artilleristen!"
Eine etwas kühne Wendung, die
jedoch ihre Wirkung nicht verfehlte.
Alles ging gut. Tell knallte los. was
weit zündender wirkte, als ein lumpi
ger Armbrustschuß, der Apfel fiel und
der Vorhang folgte ihm nach, nachdem
der Landvogt den kühnen Schützen ge
fragt hatte, was er mit der zweiten Pa
trone gemeint habe. Nur ganz neben
sächlich erwähne ich noch, daß der Apfel
nach der Vorstellung verloost werden
sollte, was indessen an diesem Abende
eingetretener Hindernisse wegen. die
jugendliche Naive konstatirte nämlich
mit Entsetzen, daß einer ihrer Enkel
ihn verspeist hatte nicht stattfinden
konnte. ,
Nach dem Akte wiederholte sich übri-
gens dieselbe Scene; wieder heischte der
Held stürmisch Vorschuß, wieder blieb
der Direktor auf beiden Ohren taub
wieder hieß es: Ich sag Sie's vorher,
es giebd ä Unglick. Und richtig, Tell
hielt Wort Stauffacher hatte Baum
garten eben versichert, daß der gute.
olle" Attmghaufen todt sei. und seine
letzten Worte: Seid einig, einig, einig!
gewesen waren; Tell hatte an Eidesstatt
erklärt, er müsse durch diese hohle Gasse
oder wie er in echt Pirnaer Dialekt
agte durch diese hohle Kasse" kom-
men, und Gegler trat in Begleitung
von Rudolf dem Harras auf. Mit
ausgiebiger Hilfe des Souffleurs war
er glücklich zu der Stelle gelangt:
Ein neu Gesetz will ich m diesen
Landen verkünden; ich will " .
Bei diesen Worten wird Geßler be
anntlich von Tell erschossen: aber wenn
auch Geßler wollte, Tell wollte äugen-
cheinlich nicht, denn er rührte sich nicht
von der Stelle. Noch einmal wieder
holte der Landvogt seine Drohung,
doch alles blieb stumm wie zuvor; da
endlich, als der Direktor den Helden
mit den Worten: Elender Kerl, schieß
doch!" in energischem Handeln eufsor
derte. trat dieser mit dem Gewehr auf
den Landvogt zu und ivrach die in-
haltsschwere Sentenz: So! Tu ti&w
des Jndewidemum. Tu meenft, ich
werde Tich erschießen, nu nee. leben
bleibsde. Tu Hallunte. und nich eher
sollsde schderben. als bis Tu mir meine
fufzen Neigroschen gegäm hafd! Adje!'
Sprachs, versetzte dem Landvogt Geß
ler einen höchst respektwidrigen Stoß
vor den Bauch und verschwand in der
Coulisse, während der Direktor mit dem
Ausschrei Das war Sie Tells Ge
schoß!? zusammenbrach und die Raden
in Gestalt der Frau Tlrektonn Herme
verstiegen.
Kaum aber war der Vorhang gcfal
len, als der Chef" wüthend in die
Coulisse stürzte und Tell suchte. Tiefer
aber war dem Zorne des Gewaltigen
entflohen, und man mußte sich wohl
oder übel entschließen, den fünften Akt
ohne den Schütz und den Erretter" zu
geben. TaS Experiment gelang auch;
es ging alles gut, und man hätte ge
tröst zur Ausloosung des obenerwähnten
Apfels schreiten können, wenn derselbe
noch vorhanden gewesen wäre.
Der Held des Abends war noch in
derselben Stunde nach Pirna (sprich
Bärne) zurückgewandert und hatte sei
nen bisherigen Lehrherrn, den er so
schöbe verlassen, himmelhoch um Ver
zeihung gebeten. Mit tausend Eiden
hat er es verschworen, je wieder in sei
nein Leben Komödie zu spielen und
hat auch bis jetzt er ist fünfzig Jahr
und wohlbestallter Meister sein Wort
redlich gehalten
Inkognito.
Noveüelie von F. Kapff-Essenther.
Kurt von Bennewitz lehnte sich be
haglich irf feine Coupee-Ecke zurück und
trank ein Glas Portwein nach dem
anderen, welches ihm auf dem bekann
ten Klapptischchcn am Fenster , servirt
wurde. , .
Dennoch war ihm eigentlich nicht be
haglich zu Muthe. Zwar, er hielt sich
ehrlich gesagt für unwiderstehlich
und bezweifelte nicht, im Handumdrehen
den Goldfisch zu fangen, auf dessen
Jagd er ausging.
Ader die ganze Sache war ihm
unsympathisch.
Er war eine ottene und vornehme
Natur. Nun reiste er inkognito
h. man konnte von seinen Schulden
nichts ahnen, weil sein gütiger Onkel
ihn mit Reisegeld so reichlich versehen
hatte, daß man ihn für einen wohl
situirten Kavalier halten mußte, ja.
auch den preußischen Offizier in ibm
ahnen konnte.
lleberhaupt, man reist im Grunde
immer incognito. . Es thut wohl, zu
fühlen, daß man mehr sei. als die
anderen Mitreisenden des D-Zuges.
Ist man aber weniger, thut es auch
wohl.
Wer hätte dem schneidigen Kurt seine
Bedrängniß angemerkt? Zweimal schon
haue der ebenso leidige, als groß
müthige Onkel seine Schulden bezahlt.
Nun aber hatte er dem Neffefc einen
Wink gegeben, wo eine reiche Braut zu
finden sei. So reiste man denn an
den Comosee.
P ul." agte Kurt zu sich selbst.
So zu sagen aus dem Hinterbalte den
Lasso um den Nacken eines abnunas-
losen jungen Weibes werfen, wie häß
lich! Aber wahrhaftig, es geht nicht
anders. Warum auch hatten die klei
nen Madchen", die er geliebt, kein
Geld? Warum waren die jungen, rei-
zenden grauen, die er so heiß begehrte,
immer schon verheirathet? Warum
hatte er sich nicht in eine richtige Rom
merzienrathstochter verlieben können?
Wie einfach wäre das gewesen. Aber
die Erbinnen wimmeln garnicht so
herum, wie man es nach Romanen und
Novellen glauben sollte." '
Ais er in oer Pennon ou lac" in
Como ankam, war das Diner schon
vochber. Er ließ sich ein englisches
Beeiiieai oralen und erfuhr inzwischen.
sC s -: o . . 1 f. : . . . i rr - r
uub ,c,nr Jlnunsiige mir iqrer mtll
schafterin anwesend sei. Wahrschein
lich befinde sich die Dame im aroken
Muilksalon. wo heute getanzt wurde,
wie imnier am Mittwoch. Also eine
Art von Reunion," dachte Kurt.
Nachdem er nothdürftig satt aemor
den. warf er sich in seinen hochfeinen
Gesellschastsanzug. Von dem weit-
berühmten See hatte er bei der Ankunft
nur ein iiverdlinrendes Eckcben oe-
ehen, umschlossen von steilen, waldiaen
Höhen, irgendwo ein weißes Kirchlein.
Am Comosee angekommen und garnicht
an deil denken, es ist ein Skandal!
Nochmals Pfui! über diese Mitgift
jagd! Sonderbar, wie die Tanzqesell-
aasten in Kursälen und Pensionen
einander ähnlich sehen!
Eine spärliche, dunkle Gruppe von
Tänzern in der Nähe des kleinen
Orchesters eine Reihe junger Damen
in koketten, hellen Toiletten auf Stütz
len sitzend zur Auswahl dahinter
auf einer Estrade die zahlreichen Herren
und Damen, die nicht tanzen, fondern
nur zusehen.
Kurt, der wie ein neuer Tänzer aus
sah. wurde vielfach bemerkt.
Er lugte scharf aus. die junge Dame,
die er suchte, sollte etwas emanzipirt
sein eine Sportlady, eine Globe".
Trotterin. Sie reiste das ganze Jahr.
Ach. wie unangenehm ihm das alles
war. Sie hieß Irma von Nagy und
war die Tochter eines österreichischen
Rennftallbcsitzers. Watte.
Nun aber hatte er sie die Dame.
die oort aus der inade allein an
einem Ti'che saß. in sehr ungczwunge
ner Haltung, in einem sehr einfachen
weißen Kleide, welches jedoch am Halse
mit einer prachtvollen Brillantdrofche
verschlonen war. Als sie das Bowle
glas nahm. ananaSduftend. das neben
ihr stand, funkelte ein prachtvoller So
litär an ihrem Ringfinger: die war es!
Sie sah aus wie dreißig wenigstens.
das Gesicht nicht uninteressant, aber
mit ledernem Teint vielleicht vom
übermäßigen Sport die Figur hager
und eckig, das Haar farblos. Kurt
seufzte.
;ja, jem aires Pech: Wenn eine
Geld hatte und zu haben war. dann
gefiel sie ihm sicher nicht. Aber was?
Er konnte sich ja auch irren!? Also
ran!
Er trat heran mit der kühnen Be
hauptung. schon in Wiesbaden die Ehre
gehabt zu haben u. s. w.
Sie musterte ihn mit kühlem Lächeln.
wobei er bemerkte, daß sie sogenannte
Pserdezähne hatte, jene großen Vorder
zahne, die den schönsten Engländerinnen
eigen find. Jedenfalls sind sie immer
echt, die e 'jahne.
Mit der Herablassung einer Königin
sagte das gräulein. dajz er sich irre
In Wiesbaden fei sie nie gewesen
Auch tanze sie nicht.
Es ist mir zu kindisch." sagte sie.
ich mutz immer an den indischen mt
sten denken, der da meinte, er ließe
anstrengende Arbeit durch seine Diener
verrichten. Wenn Sie mit meinem
Fräulein tanzen wollen, so wird es mir
sehr angenehm fein. Es ist ein liebes
iädchen."
Kurt verbeugte sich, nahm Platz und
veiam ein Glas Bowle. Da war
ordentlich Sekt drin. Es muß doch
schon sein, ,o viel Geld zu haben!
Gleich darauf kam das Fräulein"
am Arm ihres letzten Tänzers anaenat
tert; sie trug fast dieselbe Toilette, wie
das gnädige Fräulein." nur ohne
Brillanten, hatte eine ähnliche schlanke
Sportfigur, nur weich und biegsam;
ein yuvsches. leicht gebräuntes Gesicht.
glänzende Augen. Mau äbnchen.
Kurt seufzte wieder. Warum war sie
cs nichts Immer das alte Pech!
Er tanzte mit dem Fräulein", bis
der letzte Eeiaenstrich verklungen war.
Seit seiner letzten Leutnantszeit hatte
er nicht so köstlich getanzt. Auch wußte
er nun chon ihre ganze Lebensaeschichte
Ihr Vater hatte sich als der Stallmeister
im Dienste des Herrn v. Nagy den Hals
gevrocyen. Die Tochter fand eine Ver
sorgung durch das gnädige Fräulein".
Dieses saß geduldig bei der Bowle.
Fräulein von Nagy sah es gerne, wenn
ihre Gesellschafterin sich recht amüsirte.
Das war ein reizender Zug von dem
gnädigen Fräulein", welches übriaens
eine Weiireije plante.
Am besten ist es. moraen ab,,u
reisen," sagte sich Kurt, als er zu Bette
ging, sonst verliebe ich mich in dieses
süße Mädel, das kein Geld hat." Am
folgenden Tage jedoch änderte er seine
Meinung.
Warum sollte er sich und dem armen
vräulem" nicht ein paar fröhliche
4tge gönnen. Was hatte sie vom
Leben, von ihrer Jugend und Schön
heit? So um den Erdball geschleppt zu
rveroen, oas in auch nicht gerade ein
Vergnügen.
und was stand ihm bevor? An den
Pferdezähnen des Fräulein von Nagy
hatte er wieder erkannt, daß er für eine
Geld- und Bernunstheirath nicht geeig
net war.
Das gnädige Fräulein" war ein
Ideal in ihrer Art. das ließ sich nicht
leugnen. feie war so gütig zu ihrem
Fräulein, denn schon am folgenden
Abend erlaubte sie dem Fräulein",
mit Herrn von Bennewitz eine Boot
fahrt zu machen. Ihr selbst machte das
kein Vergnügen, weil es zu gewöhnlich
war. Sie dachte an den Niagara und
an die Nil-Katarakte. Und es war auch
eine ganz gewöhnliche Wasserfahrt auf
dem glatten See, während die Sonne
eben ihre letzten rothzlühenden, Feuer
faulen auf die leicht bebende Fluth
warf. Sehr hübsch, aber ganz alltäg
lich! Nur, daß Kurt sich bei dieser Ge
legenheit vollends verliebte. Hoff
nungslos. abgrundtief!
Und dieses' Mädchen hatte kein Geld
und war nicht einmal schön. Aber sie
hatte so etwas an sich eine strahlende
Lebensfreude, ein köstliches Selbst
bewußtsein, einen Sonnenstrahl im
Auge, ein Frühlings Sinfonie im
Lachen!
Gott beschütze mich." sagte er an
diesem Abend zu sich selbst, wie ein ein
fältiges Kind, denn er liebte, wie er nie
geliebt, und wußte nicht, was daraus
werden sollte.
Am folgenden Nachmittag gab es
wieder eine Ruderpartie, diesmal bei
grauem Himmel und schaumgekrönten
Wellend
Das gnädige Fräulein" war bei
einer leichten Bowle aus der Terrasse
der Pension sitzen geblieben.' Und als
die beiden, trotz des kühlen Wetters,
mit glühenden Wangen zurückkehrten,
faß sie mit unveränderter Miene auf
demselben Fleck.
Kurt fühlte sich ganz beklommen,
denn das gnädige Fräulein" hatte doch
nur einmal das Schicksal seiner Braut
bis zu einem qewincn Grade in der
Hand. Wie armselig war die Ver
sorgung". die er bieten konnte, gegen
die bei der reichen jungen Dame, die
niemals heirathen wollte. Sie befürch-
tete nämlich, nur wegen ibres Geldes
genommen zu werden. Und Kurt
meinte im stillen, daß ich darin nicht
Unrecht hätte.
Sein Schicksal war entschieden, kr
hatte sich verlobt, wollte den Tienst
quittiien und ein ganz einfacher, ge
wohnlicher Arbeitsmensch werden. Ja.
er fühlte es ganz deutlich, daß dies seine
eigentliche Bestimmung gewesen war.
Seine Gläubiger mochten sich mit dem
Onkel abfinden, wofür dann Kurt auf
jede Unterstützung verzichten wollte.
Wie einfach war dies Alles, und wie
froh war er die Mitgift los zu sein !
Mit dem, wcrmen, herzlichen Ton.
dn er für gewöhnlich nur mühsam ver
leugnete, erzählte er dieZ alles dem
gnädigen Fräulein", während daZ
Fräulein", strahlend vor Glückselig,
keit. neben ihm saß
Das ist ja sehr schön von Jhqcn."
sagte Irma von Nagy. daß Sie ein
armes Mädchen heirathen wollen
aber "
O ich weiß alles, was Sie einwen
den wollen. Gnädigste." unterbrach er
indeß, ich freue mich, daß sie keine
Mitgift hat! Es wäre mir eine un
erträgliche Empfindung, eine Mitgift
zu erhcirathen. Ich bin mir ganz klar
darüber."
O Sie Aermster! Welche Enttäu
schung für Sie. den edlen, waschechten
Idealisten! Denn dieses arnle Mädchen,
das Sie grundsätzlich lieben, besitzt ein
Baarvermögen von 200.000 Mark.
Gerade darum reist sie so gern In
kogiito, um zu erproben, ob sie als
armes Fräulein" geliebt werden
würde "
Es wurde dem armen Kurt etwas
schwindlig.
Die Gnädigste belieben zu scher
zen," stammelte er.
Durchaus nicht," versetzte sie lako
nisch, nur müssen Sie das arme Kind
schon so nehmen, wie es ist, mit dem
Geldsack!"
Dabei lachte die wirkliche Irma von
Nagy toll vor Glück und Freude.
Denn bislftr hatte die verkleidete Prin
zcssin keinen Bewerber gefunden,' auf
keiner Inkognito Reise! Zum ersten
Male war sie geliebt worden, um ihrer
selbst willen. Kurts Traum von der
armen Braut zerstob rasch. Die Spu
ren waren nicht schmerzlich. Er ergab
sich in das Unvermeidliche!
Der Palufisch von Kunafuti.
Im Globus" ist zu lesen: Die letzte
Expedition nach der Südseeinsel Funa
futi zur Tiefbohrung der Korallenriffe
hat auch eine belangreiche zoologische
Entdeckung im Gefolge gehabt. In
der Monographie über das Atoll von
Funafuti, welche vom Museum in
Sydney veröffentlicht wurde, erwähnt
Herr E. R. Waite einen großen unbe
stimmten Fisch, der den Eingeborenen
unter dem Namen Palu". den Händ
lern als Oelfisch" bekannt war. Nach
Angabe von L. Becke sollte ein erwach-
jener Palu bis 150 Pfund schwer und
1 Witir frttirt tncrh- httrAf ittn'iHUA
vv.vhttf I UlUilllU
sind sie 1 Meter lang und 40 bis 60
Pfund schwer. Jeder Theil von ihm
ist eßbar; auch der Kopf und die Knochen
werden geleeartig weich, wenn man sie
kocht. Tas Fleich des Palu fault nie.
wenn mgn es ungeköcht läßt, sondern
löst sich in ein färb und geruchloses
Oel auf. Das große Ansehen des Palu
oei oen ingeoorenen mag daraus zu
rückzuführen sein, daß sein Fleisch ein
schnell wirkendes und kräftiges Abfuhr
Mittel ist. Er ist ein Tiefseefisch, der
gewöhnlich in Tiefen von 120 bis 200
Faden in der Nacht mit großen Fisch-
haken gefangen wird. Ter letzten Ex
pedition nach Funafuti gelang es nun,
einen Palu zu erhalten, und Herr
Waite erkannte darin den längst be
kannten Fisch üuvettu pretiosu8,
der aber bisher nur vom nördlichen At
lantischen Ozean unter dem Namen
Eskolar ' bekannt war und im Sep-
tember und Anfang Oktober Nachts in
Tiefen von 300 bis 400 Faden ge
fangen wurde. Seine geographische
Verbreitung ist also sehr weit nach
Süden ausgedehnt.
B, diese Fremdwörter. '
Freundin (auf Besuch): Nein, Ella.
ich war berauscht! Das Straßenkostüm,
das Du gestern trugst, war geradezu
entzückend!"
Hausfrau: Nicht wahr? Das hat
aber auch Furore gemacht."
Freundin: Furore? Den kenne ich
ja gar nicht! Bitte, sagen Sie mir doch
seine Adresse, der muß mir auch ein
olches Kostüm machen!"
Zu schwer.
Wenn ich Ihnen einmal sage, mein
Wort hat Gewicht "
Schon gut, aber darum wollen Sie
es niemals halten."
Im Wirthshaus.
Gast: Kellner, bringen Sie mir ge
spickte Hammelskeule!"
Kellner: Mit Vergnügen!"
Gast: Nee, mit gebratenen Kartof-
fein!"
Treffende Antwort.
Der berühmte Komponist Auber traf
einst, mit einem Freunde zusammen,
den er lange nicht gesehen hatte. Beide
freuten sich des Wiedersehens. Endlich
rief der Freund aus: Schade, daß wir
Beide alt geworden!"
Ja, lieder Freund," entgegnete
Auber, ,das Altwerden ist aber doch
das einzige bis jetzt erfundene Mittel,
um lange zu leben!"
5,teinbarrr Z'iX'rsprut.
Sie besitzen unstreitig die! Mutter
wltz.
,Jawobl.
den hab' ich von meinem
B.
iter geerbt.
Erk'äninz,
Karlchen: Papa, warum nrnnt man
die Sprache imnier die Muttersprache?"
Ter Papa: Weil die Väter selten
Gelegenheit haben, ein Wort zu sagen."
Aus einem Studentenbriefe.
Lieber Onkel! Ich befinde mich in
einer momentanen Geldverlegenheit,
wie sie momentaner gar nicht 'gedacht
werden kann.
Bedenkliche Redewendung.
Wirth (einer Verbrecherkneipe, zu ein
paar sich eben setzenden Stammzästcns:
Was werden denn die Herren beute
Abend nehmen?"
Aus der Schule. '
Lehrer: Warum sollen wir daS
Alter ehren?"
Ter kleine Jsidor: Weil die
Leute in der Regel das meiste
haben."
alten
Geld
Immer derselbe.
Lehrer (zum Hausherrn, um dessen
Tochter anhaltend): O feien Sie über
zeugt. Herr Dietrich, daß ich der Ge
liebten ein Leitfaden durch's Leben sein
werde.
Lrech.
Gefängniß-Jnspcktor: Das ist doch
zu stark; jetzt sind Sie schon zum fünf
undzwanzigstenmal eingeliefert war
den." .
Arrestant: Wirklich, also eine Art
Jubiläum: da trinken wir eins, Herr
Inspektor!"
Ein fescher Uni
Mutter: Annamirl. wie g'fällt Dir
denn dem Körbelbauer sein Sepp?"
Tochter: Na, wenn der an schön'res
G'schau hätt', g'rade Haxen und kan
Buckel net, dann wär' er a hübscher
Bua."
vor Gericht.
Richter: Wenn Sie keine unred
lichen Absichten hatten, warum gingen
Sie dann auf Strümpfen?"
Einbrecher: Ich hatte jehört et wäre
een kranket Kind im Hause."
Ergänzung.
Alte Jungfer: Was, da soll ein
Hut sein? Das ist ja ein Deckel!"
Ladenbesitzerin (beleidigt): So?
dann paßt er ja ganz gut auf eine alte
Schachtel!"
Plappermäulchen.
Wo ist denn die Mama
gegangen?"
hin
Sie find gerade so wie der Papa,
Sie möchten auch immer wissen, wo
Mama hingeht, sie sagt's ibm aber
nicht."
Boshaft.
Man hört Sie ja gar nicht mehr
singen, Fräulein Emma!"
Ter Arzt hat's mir streng unter
sagt."
Der wohnt wohl in Ihrer Nachbar-
fchaft?"
Bedenklich.
Geck: Vor mehreren Jahren war
ich dermaßen in ein junges Mädchen
verliebt, daß ich wie ein Blödsinniger
herumlief."
Dame: Ach. Sie Aermster! Und
davon haben Sie sich noch immer nicht
erholt?"
Wh weh!
Volksredner: Von den zwei harten
Eiern habe ich Kopfschmerzen be
kommen." '
Freund: Dann hätten Sie sie nicht
essen sollen."
Volksredner: Ich hab' sie ja gar
nicht gegessen: es hat sie mir einer an
den Kopf geschmissen."
Nicht nöthig.
1. Offiziersgattin: Dein Mann soll
in die Luftschiffer-Abtheilung versetzt
werden?"
2. Offiziersgattin: Ach nein, der
ist schon so windig genug."
Aus einer vettheidigungsrede.
Vertheidiger (eines Diebes) : ... und
ferner bitte ich die Herren Geschmore
nen, zu berücksichtigen, daß mein Klient
in demselben Moment, als er die Effet
ten aus dem Schrank nahm, selber von
dem herbeigeeilten Inhaber durch die
Eisenthür des Schrankes geklemmt
wurde."
Boshaftes Urtheil.
Junger Mann: Nachdem Sie meine
schriftstellerischen Arbeiten gelesen ha
den, für welchen Zweig der Schriftstel
lerei würde ich wohl die beste Qualifi
kation haben?"
Doktor: Nachdem, was ich in Ihrer
Arbeit, bemerkt, dürften Sie sich vor
züglich zum Abschriftsteller eignen."
Auch!
Dame: Haben Sie auch schon d3
Gefühl empfunden, daß Sie Ihre So?-
gen gern in Worten ausdrücken möch-
ten. es aber nicht können?"
Student: O ja! Ich wollte 'mal
um Veld nach Hause telearaphiren.
batte aber nicht das Geld für die
Depesche."