V Per Kabufcbiffcr. 5on ? a n V o f f m a n n. .So-ss-so-!" sagte Tante Fris chen, unangenehm überrascht und or dkntlich aufgeregt, ,.-ie also wellen SZkld habkn? Sie. Petri. Sie? Wien Sie, daß mir daZ sonderbar vorkommt? Bon manchem andern ist man so etwas gewohnt. Sie aber waren bisher ein sehr ordentlicher Mensch und Ihr Aus kommen haben Sie auch; gerade im letzten Jahre haben Sie ein paar schöne Frachten gehabt; und wenn Sie den Kahn noch fünf Jahre so weiter suh ren, waren Sie ein gemachter Mann und konnten sich durch eine achtbare Heirath noch lxsier in'Z Fett setzen. Aber ti scheint ja nun, als wollten Sie umschlagen und liederlich werden. TaZ sollte mir leid thun; grade aus Sie hab' ich ktmaS gehalten. Aber jetzt machen Sie wenigstens den Mund auf und sagen Sie offen und ehrlich, wo Sie Ihr Geld gelassen haben und wozu Sie borgen wollen? Nicht wahr. Sie haben 'mal ein bischen über die Stränge geschlagen?" .Wie man'S nehmen will. Frau Kapitän." antwortete der Kahnschiffer mit niedergeschlagenen Augen und stand in seiner Baumlange wirklich wie ein armer Sünder vor der alten Kapitäns wittwe. die ihm jetzt im Sitzen kaum biZ an die unteren Westcnknöpse reichte. Er bemühte sich, möglichst gebückt zu stehen und sich recht klein zu machen, k aber eS wollte schlecht gehen. Tie kleine Y Greisin aber war offenbar gewohnt, ihre Augen mit besonderer Kraft von unten nach oben funkeln zu lasten und damit ihre schneidigsten Wirkungen zu erzielen. .Wie man'S nehmen will," sagte Petri demüthig, ..es muß wohl schon richtig sein, denn ich hab' mehr Geld gebraucht, als ich hatte, und brauch' noch mehr; und daS hab' ich mein Tag immer liederlich genannt, wenn' an dere thaten. Aber es ist so gekommen, so sehen Sie. Frau Kapitän, ich konnt' wirklich nicht mehr anders." .So?" sprach Tante Frtzichen streng, .und das soll wohl eine Entschuldigung sein? Wenn ich nun auch sage, ich kann nicht anders, als daS Geld Ihnen der. weigern? Also erst heraus mit der Sprache! Welcher Teufel hat Sie gerit ten! Spiel. Trunk, Frauenzimmer?" .Wie man's nehmen will," meinte Petri zerknirscht, .mit 'nein kleinen Frauenzimmer wird eS wohl was zu thun gehabt haben." .Dacht' ich'S doch." rief die alte Dame ärgerlich, nüchtern und besonnen waren Sie immer, dafür kenne ich Sie doch. Aber der Teufel kennt seine Leute auch und weiß, wo er seinen Haken ein schlagen kann. Es ist schon nicht an derS. ein bischen dumm sind Sie in allem, was nicht Schifffahrt und Ge schüft ist; und da ist's kein Wunder, wenn die Weiber Sie auszuziehen wis sen. In welchem Hafen war eS denn, Petri? Aber daß Sie sich überhaupt in solche Spelunken verschleppen lassen, hätte ich Ihnen kaum zugetraut." V 'ne Spelunke ist's eigentlich auch nicht gewesen. Frau Kapitän," sagte der Schiffer bescheiden, sondern eher, wie man's nehmen will, ein feines, schönes HauS. und das gehörte einem Herrn Konsul in Swinemünde; und das kleine Frauenzimmer war da im Dienst bei den Kindern. Und sie machte mir die Thür auf. als ich mich da mel dck wollte: und ich wurde sehr roth, weil sie so sehr hübsch war und so schöne, blanke Augen und oben auf dem Kopfe so 'nen schönen weißen Tüll hatte; 'ne Haube nicht, aber doch so ähnlich: in Hamburg ist das Mode und sieht immer so vornehm aus; und sie lachte darüber, nämlich über mich, aber nur ganz leise, müssen Sie wissen, und das stand ihr wieder so nett; und sie fing an. mit mir zu reden, als wenn wir alte Be kannte wären und Sie wissen ja, wie ich so bin. Frau Kapitän, nämlich, wie Sie selbst zugestehen, ein bischen dumm in allerlei Dingen. Aber sie nahm das nicht Übel, sondern hielt es mit mir aus und brachte mich mit der Zeit sogar ganz ordentlich zum Reden. Und so sind wir zusammen bekannt geworden, vor fünf Jahren war eS." .Und da haben Sie sich in das Mäd chen in aller Geschwindigleit gründlich verplempert?" unterbrach Tante Fritz, chen seine mühsame Darstellung mit eben so viel Ungeduld als ernster Miß billigung, und dann natürlich das Geld für sie sortgeschmissen mit vollen Händen, so richtig, wie man sagt, zum Fenster hinaus " Wie man'S nehmen will," sagte der i Schiffer, .und richtig ist, daß ich sie ' gern heirathen wollt' und sie mich auch. Aber eS gin'g noch nicht; sie war noch zu jung und hatte noch nichts gespart, und ich auch noch nicht genug und da ' mußten wir warten. Aber eS war sehr -schön zu warten, weil ich doch öfter nach Swinemünde kam und dann mal mit ihr ausgehen konnte." So." rief Tante Fritzchen ärger. lich. .also da draußen scharwenzeln Sie jahrelang herum und verthun ihr sauer erworbenes Geld; und hier glaubt man. Sie wollten die Wittwe Mohnike heira then, die doch eine stattliche Person ist und gesetzt und ehrbar und ein bischen was hinter sich hat. nicht blos daS schöne HauS in der Marktstraße, sondern auch sonst ordentlich was Blankes. Das war -ine für Sie und nicht solche hergclau fene Dirn', oder nicht mal hergelaufen, sondern zu der Sie erst hinlaufen müs. sen. Und die ist Ihnen natürlich auch Der SNmjllg5gil. Jahrgang 20. nicht treu geblieben: so sind ja solche Ausland Ichen. und Ihr wu nno cte los zusammr dem Frauenzimmer. Das haben Sie davon. Sie sind wirtlich ein bischen dumm. Petri. Ob die Mol) niken Sie jetzt noch nimmt, ist doch sehr die Frage. Sie haben sich richtig zwi schen zwei Stühle gesetzt." .Wie man's nehmen will." sagte der Kahnschiffer, das mit der Mohniken ist Geklatfch von den Leuten, ich weiß nichts davon. Ich hab' ja nichts gegen sie; und daß sie ein bischen was hat. könnt' mir ganz recht sein. Und es hätt' ja am End auch waS werden kön nen. wenn die. andere nicht gewesen wär'. Aber die war nun mal da, und Riekchen heißt sie, und das ist doch der schönste Name in der Welt. Und treu ist sie mir geblieben all die fünf Jahre, und gespart hat sie auch und ich erst recht. Und heut' vor vier Wochen hab' ich sie geheirathet. Ich konnt' nun doch nicht länger warten, ich hielt's nicht mehr auS." Ei der Tausend!" rief Tante Fritz, chen in höchster Ueberraschung. Ader Mensch, und das sagen Sie erst jetzt? Das ist ia aan, waS anders. Und mir reden Sie hier vor, Sie wären lüder lich geworden!" Wie man's nehmen will," Frau Kapitän." sagte Petri ruhig, ich hab' nur gemeint, weil wir's doch eigentlich noch nicht so ganz dazu hatten. So zur Noth ging's ja; wir konnten uns das Nöthigste beschaffen. waS wir so brauch ten und zum Leben tonnt' ja wohl mein Einkommen reichen." Nun da seien Sie zufrieden." sprach Tante Fritzchen, wenn ihr beide ordentlich bleibt, wird Gott schon weiter helfen. Aber vorher anzeigen konnten Sie mir Ihre Heirath doch wohl; ein kleines Hochzeitsgeschenk bin ich meinen Leuten am Ende schuldig." ..Man maa nicht so gerade betteln," erklärte der Schiffer einfach. Darin denken die reichen eure anders." meinte sie lächelnd. Aber eines merken Sie sich. Petri; ich hoffe zwar, Sie werden sich durchschlagen; doch sollte Ihnen je ein Unglück da. ,miscken kommen, so Wissen Sie wohl: ich bin noch da. Ihnen beizuspringen. Blos wegen richtiger leverticyieil ryai ick's nickt oerne. ?!edt aber heraus mit der Sprache: wozu wollen Sie heut' das Geld? Sie müßten doch auskom. men. die erste Zeit am leicyienen, wo noch keine Kinder da find. Oder wollen Sie jetzt anfangen, liederlich zu werden? Unnöthige Ausgaben zu machen? Wohl einen hübschen Schmuck kaufen für die Frau Eheliebste?" s Wie man's nehmen will," sagte Netri aarn rubia. nur mit einem son. derbar müden Ton seiner eben noch so festen und gleichmäßigen Stimme, viel Schmuck vrauchls ja nicht zu ,em, aber ein paar Blumen und Kränze und Nalmenzweioe. und so was soll sie doch haben.. Aber das könnt' ich Alles noch zahlen, so weil mngi es oequem; 0103 die Särge machen es so theuer und die Plätze auf dem Kirchhof und dann auch der Pastor. Aber seyen sie. tfrau Kapitän, ohne Pastor möcht' ich sie nicht unter die Erde brinaen lassen. Lieber will ich borgen zum erstenmal in mei nem Leben. ' Unter die Erde?" rief Tante Fritz chen entsetzt und riß die Augen weit auf: Mensch, was reden Sie da? Um des Himmels willen, Ihre junge Frau ist doch nicht todt? Das ist ja ganz im- denkbar." . Wie man's nehmen will." sprach Petri langsam, ich hab' erst auch nickt daran alauben wollen, aber der Doktor sagt's, und den Todtenschein hab' ich. Da wird's wohl so sein müssen." Aber das ist ja ganz entsetzlich!" rief sie. tief ergriffen, das ist ja tröst Ins. So nach vier Wochen! Nicht aus. zudenken ist es! Und Sie sagen da so ruh'." , ... . Wie man s nehmen null, sagte der Schiffer, es ist nichts dagegen zu machen. Was todt ist. ist todt." Und wie ist das Unglück geschehen?" sraate sie theilnahmsvoll. eine plötz liche Krankheit?" Er schüttelte den Kopf. Sie war so gesund, wie ein Fisch im Wasser. Und ko krisch und veranüat den camen Tag und hat immerfort gesungen. Es ist kein krankes Haar an ihr gewesen. Aber das Leben auf dem Kahn war sie ja nicht so von Jugend auf gewöhnt; sie konnte noch nicht so fest darauf gehen. Und weg war sie. Ich war nlchi oa bei; und die Leute, die eS von weitem aeseben haften, sind nicht schnell aenua mit der Hilfe zur Hand gewesen. Sie war nicht wieder zum even zu vnn gen." ' Schrecklich! Schrecklich!" rief Tante Fritzchen, und die Thränen liefen ihr über die Backen, eS ist ein Glück und Segen, daß Sie ein fo ruhiger Mensch Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. sind. Ein anderer würde einfach ver zweifeln." .Wie man'S nehmen will," sagte der Schiffer. Daß ich Jbnen das Geld gebe für den Sarg und das andere, ist selbstver stündlich," fuhr sie eifrig fort, aber Sie sprechen da von Särgen: ist denn noch jemand verunglückt?" Nein." sagte er still, .so viel ich weiß, nicht. Aber sehen Sie, Frau Kapitän, wenn ich gleich zwei Särge nehm', krieg' ich sie ein bischen billiger; und das möcht' ich gern, weil es doch für Ihr Geld ist. Und brauchen thue ich ihn ja doch dann bald." Um Gntteswillen. für wen?" fragte sie leise erschaudernd. Na. für mich," sagte er gleich müthig. sehen Sie, und der muß ein bischen groß sein, das macht ihn wieder theurer. Petri! Petri!" rief Tante Fritzchen erschrocken und etwas entrüstet. Sie werden doch nicht böse Gedanken haben k Sie werden sich doch nicht etwa ein Leids anthun wollen? solche Schlech' tigkeit kann ich von Ihnen kaum glau den! Aber wie können Sie auch blos so etwa? reden?" Wie man's nehmen will." sagte der Kahnschiffer, aber, ich red' ja so was gar nicht. DaS wär ja rein sündhaft. Ich mein' daS nur so: der liebe Gott wird schon selbst dafür sorgen, daß ich bald zu meinem Riekchen unter die Erde komme. Aushalten kann ja so waS der Mensch nicht; da muß er dran sterben. Manches kann er aushalten, aber dies nicht. Wenn Sie mein Riek chen gekannt hätten, so würden Sie's selbst sagen, Frau Kapitän." Tante Fritzchen bemühte sich der gebens, ihre Thränen zu unterdrücken oder auch nur ein wenig einzudämmen. Aber daS gelang ihr doch, ganz ruhig zu ihm zu reden: Ich will Ihnen etwas sagen, Petri. Ich möcht hier wirklich auch mal sagen: Wie man's nehmen will. Natürlich, wenn Sie sich jetzt hinsetzen und die Tage Über nichts thun als auf Ihrem Unglück herumhocken, dann kann es wohl fein, daß Sie daran eingehen. Aber, lieber Freund, ich sag' Ihnen, das giebt's nicht. Das dulde ich nicht! Ich will Ihnen hier keine Trostsprüche herbeten und kein Kopf hoch" zu rufen; daS nützt doch zu gar" nichts. Aber jetzt hören Sie! Es soll ein sehr anstündiges Begräbniß werden, dafür will ich sorgen. Auf dem Fleck geb' ich Ihnen das Geld aber nicht geschenkt! Davon ist keine Rede. Und Sie wüt den auch nicht mal wollen. Aber wenn Sie jetzt in der Kürze sterben, wer soll mir nachher denn mein Geld zurückzahlen? Ich käm einfach drum; Sie würden mich darum betrügen mit Ihrem Sterben. Erst heißt es, Ihre Schuld abbezahlen oder abarbeiten. Wenn daZ geschehen ist ein Jahr wird's ja dauern, vielleicht noch ein bischen länger dann können Sie sterben, so viel Sie wollen. Nein, aber dann auch noch nicht. Dann müssen Sie erst daS Geld für Ihren eigenen Sarg und alle Zubehör verdienen. Denn das wissen Sie doch ganz gut; ich lasse meine Schiffer nicht in einen Armensarg legen, wenn sie ohne Geld sterben, und ich lasse sie nicht ohne Sang und Klang wegtragen. Also darum würden Sie mich wieder be trügen. Und das thun Sie nicht, da für kenn' ich Sie doch. So lange also bleiben Sie erst mal hübsch leben; haben Sie mich verstanden?" Tante Fritzchen sah wieder gewaltig streng, ja wahrhaft grimmig aus unter diesen ihren Worten. Pctri wischte sich jetzt zum erstenmal eine Thräne aus den Augen. Nehmen Sie's man nicht übel. Frau Kapitän, daß ich daran nicht gleich gedacht habe." sagte er zerknirscht, und Recht haben Sie ja damit: so lange mutz ich leben. Es wird ein sauer Stück Arbeit, weil es so lang dauern wird. Aber daran ist nichts zu ändern. Ich halt' es mir so schön ge dacht, bald mit meinem Riekchen wieder zusammen zu fein. Aber das geht ja nun nicht. Wir müssen beide noch mal wieder warten lernen. Aber wir sind darin nun schon geübt. Fünf Jahre hat's gedauert, ehe wir zusammen kamen, und so lange wird es wohl auch jetzt wieder dauern, wenn ich Alles richtig zusammennehme und mich nicht lumpen lassen will. Aber zuletzt hat Alles ein Ende, oder wie man's nehmen will." Tante Fritzchen ging jetzt zu ihrem Geldschrank und murmelte leise vor sich hin: Auch die Trauer und die Sehnsucht haben eiu Ende, oder wie man's neh. men will. Ich hab' es damals auch nicht geglaubt, daß es sein könnte, aber es ist doch so. Man lernt wieder leben." Der Mann hörte nichts davon; er schluchzte jetzt so laut, daß er für nichts mehr ein Ohr hatte. Der neue AUetlx'r. Erzählung von Wilhelm Thal. Ein Gentleman mit unabhängigem Vermögen wünscht bei kleiner Familie einzumiethen. 'Miethe Nebensache. Adressen unter 0006. Frau Eilert und ihre Tochter Rosa saßen eines Morgens beim Frühstück, als die letztere, die die Zeitung vor sich liegen hatte, vorstehende Annonce vor las. WaS meinst Tu dazu Mutter?" rief sie. Das wäre etwas für uns, und wir können uns bequem damit einen Nebenverdienst verschaffen. Wir wollen nur gleich antworten. Was muß der Mann für eine Menge Geld haben, wenn er schreibt, Miethe Neben sache." Der Brief dauerte einige Zeit, doch schließlich lautete er zu Rosas Zufrie denheit und die beiden Damen warteten nun gespannt, ob auch eine Antwort erfolgen würde; statt dessen erschien der Inserat selbst am nächsten Morgen. Die Wohnung schien ihm sehr gut zu gefallen, denn er meinte, so eine hätte er schon seit Jahren gewünscht, auch wäre der Preis niedriger, als er ermar tet hatte. Er sagte Frau Eilert, sein Name wäre Eduard Tobias Trenkler, er hätte sich einiges Vermögen in In dien erworben, wäre Junggeselle, Hütte das Hotelleben und die möblirten Zim mer satt und wollte nun in Familie leben. Er nannte sein Bankhaus, gab eine Anzahlung und erklärte, er würde am nächsten Abend gegen sieben Uhr erscheinen und gleich am Abendessen theilnehmen. In der That erschien er in einer Droschke, doch fein ganzes Gepäck be. stand in einer Violine und einer Gui tarre. Frau Eilert fühlte sich etwas enttäuscht, als hinter der Droschke ein Omnibus auftauchte, der buchstäblich vollgepfropft war; doch der Fremde er klärte, er hätte nicht die Absicht. Alles bei sich zu behalten; da viele der Koffer und Kisten werthvolle Gegenstände aus fremden Ländern enthielten, so hatte er die Absicht, sie bei einem großen Bank hause zu deponiren. Nach dem Essen, bei dem sich der neue Miether als ein vortrefflicher Ge sellschafter zeigte, begab sich das Trio in den Salon. Frau Eilert forderte Rosa auf, etwas zu singen. Herr Trenkler war hochentzückt, er holte feine Geige vor und bat Rosa, ihn auf dem Klavier zu begleiten: dann erklärte er, er wäre ein leidenschaftlicher Anhänger der Musik, und seine Geige hätte ihn auf allen feinen Zügen durch Indien begleitet. Nun brachte Frau Eilert ein Album mit Ansichteil zum Vorschein, während Herr Trenkler Anekdoten aus seinem Wanderleben erzählte und Frau Eilert um die Erlaubniß bat, ihr einen seiner Koffer zeigen zu dürfen. Er wartete, bis das Dienstmädchen das Zimmer verlassen hatte und nahm dann die Schlösser von dem Koffer. Mutter und Tochter geriethen über die Schätze, die er ihnen zeigte, in Verzückung; da lagen reizende Ringe, niedliche kleine Ele phanten; blitzende Gemmen, häßliche Götzenbilder mit Rubinen als äugen; seltsame Pfeile und andere exotische Kuriositäten mehr. Der neue Miether war sehr erregt, als er in den Gegen ständen wühlte, und schließlich bat er Frau Eilert einen Fächer und Rosa ein Armband von ihm anzunehmen; er quälte so lange, bis sie feinen Wunsch erfüllen mußten. Der erste Abend war sehr angenehm verstrichen, und als die Damen sich zu rückzogen, gratulirten sie sich, auf das Inserat geantwortet zu haben, obwohl Frau Eilert ihre Tochter auf die seit fame Erregung hinwies, in der sich der neue Miether befunden hatte. Frau Eilert und Rosa waren am nächsten Tage schon frühzeitig auf dem Posten, um ein schmackhaftes Mahl für den neuen Miether zurecht zu machen; um das Frühstück brauchten sie sich keine besondere Sorge zu machen, da er ihnen gesagt hatte, er nehme nur Thee und Brödchen. ' Herr Trenkler kam gegen zehn Uhr herunter und erklärte, nachdem er die Zeitungen durchgelesen, er würde nun mehr seine Schätze fortschaffen lassen. Schnell wurde eine Droschke besorgt und fünf der großen ledernen Koffer hinein gesetzt. Herr Trenkler sagte dem Kut scher, er solle zunächst zu einem Koffer fabrikanten fahren, da er sich noch einen weiteren Koffer anschaffen wollte. Ungefähr zwei Stunden später er schien ein Herr, der Herrn Trenkler zu sprechen wünschte; als er hörte, man er warte ihn zum Abendessen zurück, sagte er, sein Geschäft wäre von Wichtigkeit No. 42. und er hätte mit der FrailzdeS Haufcs zu sprechen. Frau Eilert gerieth in große Auf regung. als das Mädchen 'ihr diesen Auftrag ausrichtete und ihre Befürch tungen waren durchaus berechtigt, als der im Salon wartende Besucher seine Karte hervorzog und ihr mittheilte, er wäre ein Mitglied der Kriminalpolizci von Scotland Jard. Er sagte ihr, es wäre wohl sehr zwei felhaft. ob ihr neuer Miether zum Abendessen nach Hause kommen würde, und bat sie. ihn in die Zimmer des Herrn Trenkler zu führen. Frau Eilert war zu aufgeregt, um auch nur daS Geringste zu unternehmen, sie war zit ternd in ihren Stuhl gesunken. Rosa dagegen erklärte. Trenkler wäre sofort nach dem Frühstück mit einem Theil feiner Sachen nach der Bank gefahren, um sein Eigenthum dort zu deponiren, und sie wolle ihm den Rest gern zeigen. Der Kriminalbeamte schlenkerte ärger lich mit den Fingern und erwiderte: Gut ! Zeigen Sie mir die Sachen: aber ich merke schon, das, was ich suche, ist fortgeschafft worden. Der Bursche ist uns doch erwischt, wenigstens für's erste." Nach diesen Worten gab er einem unten wartenden Geführten ein Zei chen. Sie begaben sich in die Zimmer des Fremden und wühlten dort Alles durch: dann erklärten sie Frau Eilert, der Mann wäre ein berüchtigter Dieb, der sich früher in Kalkutta als Violin virtuos produzirt hatte. Durch die Opiumleidenschaft war er von Stufe zu Stufe gesunken und in die Gesell- schaft von Verbrechern gekommen; sein letztes Opfer war ein reicher Kaufmann, der sich entschlossen hatte, mit einer reichen Sammlung indischer Kostbar leiten nach England zurückzukehren. Trenkler war von seinen Gefährten auserschen worden, ihm nach England zu folgen und sich bei der ersten passen den Gelegenheit in Besitz seiner Kost barkeiten zu setzen. Er verstand eS, das Vertrauen seiner Genossen zu rechtfertigen, fein Plan ge lang auf'S Beste. Herr Sandheim, der Kaufmann aus Ostindien, hatte daS Unglück, seinen Diener während der Ueberfahrt am gelben Fieber zu ver lieren. Trenkler bot seine Dienste an und wußte sich so unentbehrlich zu machen, daß Herr Sandheim ihn bat. bei ihm zu bleiben. , - Als sie in London ankamen, betraute der Kaufmann den angeblich treuen Diener mit der Aufsicht über sein Ge päck und stattete einer Schwester, die er feit Jahren nicht gesehen, einen Besuch ab. Trenkler verlor keine Zeit; anstatt die Briefe, die er auf das Inserat. daS Herr Sandmann wirklich erlas en hatte. seinem Herrn zu übergeben, miethete er die Zimmer bei Frau Eilert und ließ das Gepäck fortschaffen, wozu er in den Augen des Hotelpersonals durchaus be rechtigt war, da dieses von der von Herrn Sandmann erlassenen Annonce Kenntniß hatte und auch wußte, welches hohe Vertrauen der Kaufmann in fei nen Diener setzte. Frau Eilert war in Verzweiflung und wurde in Folge der ausgestandenen Aufregung krank; der Detektiv, erschien mehrere Male und ebenso Herr Sand mann und eines Tages erzählten sie ihr, der Spitzbube wäre in Wapping in einer Opiumkneipe gefaßt worden, wo hin ihn die alte Leidenschaft wieder ge führt hatte. Auch die Koffer mit den Kostbarkeiten wurden wieder zur Stelle geschafft, bis auf zwei, die nicht aufzu finden wären; doch Herr Sandmann trug diesen Verlust leicht und wollte nicht einmal von der Rückgabe der Ge schenke etwas wissen; im Gegentheil, am Tage nach der Entdeckung des Diebes schickte er Frau Eilert als kleine Entschädigung für die ausgestandene Angst ein prachtvolles Theeservice. Rosa und ihre Mutter haben sich zu geschworen, ihre Wohnung nie wieder zu vermiethen; sie haben von ihrem feinen Miether" vollständig genug. Eine Zeitgenossin eethoven'ö. Von einer Begegnung mit einer Zeitgenossin Beethoven's erzählt Felix Weingartner in der .Allg. Musikztg." Er traf die jetzt 91jährige noch rüstige Frau Grebner, eine Wienerin, im von gen Jahre, als er in Brüssel dirigirte. Sie hatte als junges Mädchen bei der ersten Aufführung der Neunten Sym phonie im Sopran mitgesungen und schilderte anschaulich den tragischen Ein druck, den der schwerhörige Komponist auf die Mitwirkenden machte. Beethoven stand wenige Schritte von ihr entfernt, mitten unter den Ausführenden, um wenigstens, so gut es sein Leiden er laubte, hören zu können. Meist las er sinnend in seiner Partitur, aber man merkte, daß er nicht im Stande war. der Musik zu folgen. Trotzdem es den Anschein hatte, als lese er mit, blätterte er weiter, wenn die einzelnen Sätze schon zu E::dc gespielt waren. Ein Herr trat zu ihm. klopfte ihm auf die Schulter und to'ui ihn auf das Publi kum. Er sah die Bewegungen der applzudircnden Hände, das Winken der Tücher und verneigte sich; jedesmal ent fesselte er dann einen stürmischen Jubel. Der Eindruck deZ Werke war bei feiner ersten 'Ausführung gewaltig, mitunter brach der Beifall wahrend deZ Spiels los. Wie ein Blitz wirkie besonders der unvermnlhete Eindruck der Pauke im Scherzo; diese Verwendung wurde im Augenblick als eine geniale Eingebung erfaßt und entfesselte eine spontane Aeußerung des Enthusiasmus. Weiter erzählt Frau Grebner. sie sei Beethoven einmal begegnet, als sie mit einer Schaar von Freundinnen Über dem Graben ging. Plötzlich rief die eine Da kommt der Beethoven!" (so, mi Betonung der zweiten Silbe, sprechen die Wiener noch heute den Namen aus) und sie blieben Alle stehen und starrten den Meister ehrfurchtsvoll an. Dieser bemerkte die Schaar jugendlicher Be wunderinnen, blieb ebenfalls stehen, betrachtete sie mit der Lorgnette und setzte hierauf seinen Weg fort. -Ja. den Beethoven hat man nicht viel auf der Straße g'seh'n". setzte sie hinzu, aber den Schubert, den hab'n mer oft begegnet, auf den GlaciS. in den Gär ten, im Theater, da war er überall z' finden. Der hat allelvcil gar so lieb drein g'schaut!" Nach der c-moll-Sym phonie im Brüsseler Konzert war die alte Dame in Heller Begeisterung und rief wiederholt: Der Beethoven ist halt mein Alles!" Sie wunderte sich darüber, daß Weingartner auswendig dirigire. und als dieser ihr erwiderte, daß dies wohl jeder gute Dirigent heute könnte, da die Symphonien Beethoven's das Evangelium des Musikers seien,, lachte sie auf und meinte: Ja, wer daS sei ner Zeit denkt hätt', wo so Viele Über'n Beethoven g'fagt haben, er sei verrückt! Er iS aber auch gar so eigen g'wesen. Im Wirthshaus soll er a' Mal auf'n Tisch Noten g'schrieben haben. Und wie der Wirth kommen is un g'fagt hat, sein Tisch sei zum Essen da, aber nit für die Schmierage, da is er grob g'worden. So ähnliche Stückeln hat er halt öfter g macht, und da haben die Lcut' g'meint, er sei närrisch. Aber bei sein'm Leichenbe gängniß," schloß sie feierlich, haben doch die ersten Musiker 's Bahrtuch tragen! Das Banner der Buren. Auf der in Chicago von den SchleS wig-Holsteinern veranstalteten 400jäh rigen Gedenkfeier der Schlacht, bei Hem ming stedt, wurde folgendes von Herrn Jens L. Christensen gedichtetes und dem alten Haudegen der Dithmarscher Buren, Emil Geister von Dapenport, Ja., gewidmetes Lied nach der Melodie deS "Star Spangled Banner" ge fungen. Seht, wie stolz auf der Schanze inr Morgenroth steht. Was wir freudig begrüßt, als der Abend sich neigte: Das Banner der Buren. daZ hoch stets geweht. Wo immer ein Feind uns'rer Freiheit sich zeigte. Durch Kanonengeschall, durch Kartät- schengeknall Zog daS Banner voran, und wir folg ten ihm all'. Und soll es auch bleiben in jedem Ge- fecht! Auf, Buren, zum Kampfe für Heimath und Recht ! . Der Brite, voll Geiz und voll Goldes begier, Er plant, uns das Erbt'heil der Väter zu stehlen: D'rum steh'n in geschloss'ner Phalanx wir nun hier, Und der Sieg, der gerechte, kann nim mer uns fehlen. Mög' er uns nur bedroh'n! Er ein- pfängt seinen Lohn, Der Söldling von England's gold- gierigem Thron. Trotz ihm werden siegen im blut'gen Gefecht Die Buren im Kampfe für Freiheit und Recht ! Amerika's Volk steht euch bei, Mann an Mann. Es hat ja schon selbst mit den Briten gerungen. Besiegt sie. wie ihr's einst bei Majuba gethan Und wie wir sie auch schon einst bei Borltown bezwungen. In der dröhnenden Schlacht schlagt drauf los voller Macht, Daß bis London und noch etwas weiter es kracht ! Dann zeigt euer Banner dem Menschen- geschlecht Den Weg durch die Knechtschaft zur Freiheit, zum Recht ! Feiner k?und. Ei sehen Sie doch, Ihr Hund will den Kork nicht apportiren." Mein Karo apportirt nur Sekt korke!" l? erschnappt. Nun. acstcbn Sie dock endlich ein. daß Sie den Einbruch begangen haben!" ?lck bin's wirklich nickt iewelen. Herr Vorsitzender, denn ick habe den Abend doch jrade wo ganz andersch ein-jebrochen!"