Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 8, 1900)
Ein Uifud? in Pretoria. Von Tr. A. f.-snitrwf.b. Tic Eisenbahn "von Johannesburg nach Pretoria braucht eiiva zwei 3tiin bfn. Sie führt im Ansang durch die MiiienöijfriHe, sodann durch Haide und Ackerland. - Pretoria liegt schr malerisch in einer meist unter Bäumen umgebenen Mulve. Tie, kleinen HüuZchen sind unter Bäumen versteckt, so daß man von Weitem einen großen Park zu sehen glaubt. Ueber die Stadt, welche nur etwa 12,000 Einwobner hat, ist nicht viel u sagen. Tie durchweg sehr drei ten Straßen find wie in Johannesburg kerzengerade und schneiden sich im rech ten Winkel. Sie sind natürlich nicht gepflastert und ganz unglaublich stau big. Ter Verkehr conzentrirt sich in der von Ost und West verlaufenden Kirchstraße, die durch den Kirchplatz in zwei Hälften getheilt wird. Tie östliche Hälfte macht mit ihren zahlreichen Lä den einen großstädtischen Eindruck. Tie westliche Hälfte, in der auch daZ Häus chen des Präsidenten Krüger liegt, ist bedeutend ruhiger. Alle übrigen Stra ßen sind wie ausgcstorben. Tie kleinen Häuser liegen meist in gutgepflegten Gärten unter schattigen Bäumen, sodaß die Straßen einen vornehm-friedlichen Eindruck machen. Ter vorhin erwähnte Kirchplatz liegt im Centrum der Stadt. In der Mitte des Platze? steht die schmucklose nieder ländisch-reformirte Kirche. Umgeben ist der Platz von einer Anzahl stattlicher Gebäude. Da ist vor Allem da? Regie rungshaus. ein mächtiger großer Bau, dessen Errichtung im Jahre 1890 vier Millionen Mark gekostet hat. In seiner Nähe liegt das niedrige, langgestreckte Postgebüude. das früher als äußerst prunkvoll galt, jetzt aber einen recht kümmerlichen Eindruck macht. Sehr stattlich sind dagegen eine Anzahl von Geschäftshäusern. Insbesondere die Gebäude der großen Banken (National Bank. Bank von Afrika u. s. w.) geben dem Platze ein großstädtisches Aussehen. Auf dem Kirchplatz, ganz in der Nähe deS Regierungshauses, steht auch das Grand Hotel, da? unter der vorzüg lichen Leitung eines Teutschen zu den besten in Südafrika zählt. Der Verkehr ist dort so groß, daß man ohne Boraus bcstcllung nur selten Platz findet. Die Preise sind ähnlich wie in Johannes bürg. d. h. man zahlt etwa 20 Mark den Tag für Wohnung und Mahlzeiten ohne Getränke. Im Grand Hotel hat nian reichlich Gelegenheit, interessante Leute zu tref fen. Als ich eines Abends mit einem Bekannten dort soupirte, setzte sich ein Herr zu uns, mit dem mich mein Be gleiter bekannt machte. Bei der Vor stellung verstand ich nur den Titel Kommandant", während ich den Na men überhörte. Der Fremde sah ganz afrikanisch aus. Das wettergebräunte Gesicht mit dem schwarzen, martiali fchen Schnurrbart und die energischen Augen ließen darauf schließen, daß der Mann viel gesehen und erlebt hatte. Interessant wie seine Erscheinung war auch, was er erzählte. Seit langen (ich glaube etwa 20) Jahren in Süd Afrika ansässig, war er vollständig Afrikander" geworden. Einen großen Theil feines Lebens hatte er unter Ne gerstämmen zugebracht. Dort hatte er als Vertrauensmann der Häuptlinge stets hervorragende Stellungen ringe nominen. Insbesondere über einige Falle von Ehescheidungen, in bejsen er als Richter fungirt hatte, er zählte er sehr amüsante Dinge, aus denen hervorging, daß die schwarzen Evas'Töchter sich von ihren weißen Schwestern weit mehr durch die Haut färbe, als durch Treue und Mangel an Eitelkeit, und die schwarzen Adams Söhne sich von ihren weißen Brüdern viel mehr durch krauses Lockenhaar, als durch Zärtlichkeiten gegen ihre besseren Ehehälften unterscheiden. Seit vielen Jahren war der Kommandant" in Transvaal'schen Diensten. Er hatte viel mit der Organisation der A r t i l lerie zu thun und befaßte sich mo mentan mit der Anlegung der Be feftigungen von Pretoria. Mit Ver wunderung nahm ich wahr, daß der Afrikander" der deutschen Sprache durchaus mächtig war. Wer beschreibt aber mein Erstaunen, als er plötzlich nach einer etwa zweistündigen Unter Haltung die Frage an mich richtete: Hören Sie einmal, sind Sie nicht aus F r a n k f u r t am Main?" und, da er mein verdutztes Antlitz sah, ganz gutmüthig hinzufügte: Das hab' ich doch gleich am Dialekt erkannt! Ich bin nämlich auch aus Frankfurt am Main." Nun erst erfuhr ich den Namen des interessanten Afrikanders. Es war der um die militärische Erziehung der Bu ren hochverdiente Oberft Schiel, der. wie man weiß, unlängst verwundet in die Gefangenschaft der Engländer ge rathen ist. In freudiger Erinnerung an unser Frankfurt mit seinem Pfarr thurm. seinen Bratwürsten und seinem Aeppelwein verbrachten wir einen sehr gemüthlichen Abend zusammen. Pretoria ist die politische, wie Johan nesburg die geschäftliche Hauptstadt des Landes. Tie Verfassung von Trans --vaal ist einfach. An der Spitze steht der vom Volk gewählte Präsident. Er hat die Vertretung nach außen und ist daS Haupt der Verwaltung, die im Uebrigen dem Staatssekretär und mch reren Executiv-Beamten obliegt. Tie Gesetzgebung ist Sache des vom Volk gkirchlten VolksraöS. dcr ursprüng lich nur aus einer Kammer bestand. Später wurde dem ersten' Z,'?!!-raad, ein zweiter" an die Seite gestellt, dcr jedoch nur deschrankie Rechte hat. Zur Zeit mkincs A.i'cn:ha!ts in Tran:saal warf der jetzige Krieg seine Schatten schon voraus. Ter Jamcszn Einfall hatte den Buren die Augen über die Absichten des Herrn Eecil R h o d e s, des südafrikanische Napo. leern, geöffnet. Tie fortgesetzten Hetze reien der englischen Presse und daS systematische Nörgeln der britischen Re gierung ließen erkennen, daß es nicht lange so weitergehen könne. TamalS war der Staatssekretär L e yd S. der jetzt als Gesandter der Re publik in Europa weilt, der bestgehaßte Mann. Er ist. soviel ich weiß, in Europa geboren. Jedenfalls läßt feine elegante Gestalt und Kleidung darauf schließen, daß er kein waschechter Bure ist. Auch sein jugendliches Gesicht mit den dunklen Augen und einem kleinen schwarzen Schnurrbart, nehmen sich durchaus nicht Burisch auS. Turch hohe Bildung und umfassendes Wissen soll er sich von den sonstigen Würdenträgern Transvaals wesentlich unterscheiden. Er spricht verschiedene Sprachen fließend, unter Anderm ganz vorzüglich Teutsch. Ich hatte Gelegenheit, ihn zweimal im Regierungshause zu besuchen. Er machte mir den Eindruck eines kalten, verschlossenen Mannes von klarem Ur theil und eiserner Energie. Natürlich besuchte ich die Sitzungen j deS Volksraads mehrfach. Ter große und sehr hohe Sitzungssaal ist ganz nach europäischem Muster eingerichtet. An der einen Längsseite, in deren Mitte sich der Platz des Vorsitzenden befindet, sind die erhöhten Sitze der Regicrungs Vertreter angebracht. Tavor befinden sich im Halbkreis die Plätze der Abge ordneten. Tas Publikum, das ohne besondere Formalitäten eintreten kann, sitzt im Saale selbst auf 'Stühlen und Sesseln, die an den Wänden aufgestellt sind. Tie Verhandlungen werden in der Burensprache 'geführt, sodaß nur wenig Auserwählte etwas davon ver stehen. Schließlich war es mir auch ver gönnt, das Staatsoberhaupt, den be rühmten Präsidenten Krüger, in seinem Heime zu besuchen. Tas ist nicht sonderlich schwer, sofern man einen seiner Freunde kennt. Abgesehen davon, daß Ohm Paul in jedem Frem den einen Spion seines Todfeindes Eecil-Rhodes erblickt, spricht er weder deutsch, noch englisch, noch französisch nicht einmal holländisch, sondern nur die Burenfprache. Ein Dolmetscher ist also unbedingt erforderlich. Sein kleines einstöckiges Häuschen liegt, wie oben erwähnt, in der west lichen Hälfte der Kirchstraße. Von einer schmalen Veranda und schattigen Bäumen umgeben, macht das Heim Ohm Paul's den Eindruck eines behag lichen Landhäuschens. Ter Eingang ist von zwei Marmorlöwen (dem Ge schenk eines Amerikaners) sowie von vier Transvaal-Kriegern mit weißen Pickelhauben, hohen Reitstiefeln und gezogenen Säbeln bewacht. Die Besuchszeit ist man höre und staune früh Morgens zwischen 4 und 6 Uhr. Das souveräne Staats oberhaupt von Transvaal legt sich des Abends um 7 Uhr ins Bett, um Mor gens früh um 3 Uhr aufzustehen. Also vor 5 Uhr in der Frühe traten wir an unter der Führung des mit Krüger sehr intim befreundeten Volks raadsmitglieds Vorster, der nicht nur englisch, sondern sogar etwas deutsch versteht. Mit mir waren noch drei Herren, zwei in Burenkreisen sehr angesehene Advokaten und ein Deut scher. Herr K., dem ich während meines Aufenthaltes in Transvaal sehr 'viel verdankte. Die drei Buren hatten keine besondere Toilette gemacht. Sie er schienen in ihren Werktagskleidern und zogen noch nicht einmal Handschuhe an. Ich meinerseits wollte zuerst einen ganz neuen Frack anlegen. Nachdem mir aber von kompetenter Seite klar ge macht war, dach ich mich damit lächer lich machen würde, begnügte ich mich mit dem schwarzen Gehrock. Herr K., ein großer Mann von äußerst stattlicher Erscheinung, war ganz in grau ze kleidet. Mit seinem grauen Eehrock und Cylinder machte er nicht gerade den Eindruck eines deutschen Bieder : mannes. Der Empfang war sehr komisch. Ohm Paul, der in einer Ecke des großen Zimmers saß, sagte kein Wort. Nach dem er Herrn K. eine Zeitlang stumm vom Scheitel bis zur Zehe angesehen hatte, frug er plötzlich seinen Freund Vorster: Wie ist die Keerl?" (Wer ist der Mann?) Nachdem ihm erwidert war, das sei ein deutscher Ingenieur mit Namen K., sagte Ohm Paul, na türlich in Burisch: Tas ist ein Teut scher? Ter sieht mir eher aus. als käme er von meinem Freunde Rhodes!" Nach dieser Bemerkung, die seinem Scharfblick alle Ehre machte, war der Burenherrscher sehr liebenswürdig, und die Audienz dauerte noch über eine Stunde. Der Empfangssalon ist, wie gesagt, sehr geräumig. Tie Möbel sind ein fach. An der Wand hängt das lebens große Oelbild deS Hausherrn. Ohm Paul saß in einem breiten Sessel und rauchte beständig aus einer kurzen Pfeife. Auf einem kleinen Tische neben ihm stand eine müchtiggroße Kaffeetasse, die er zwischendurch zum Munde führte. Ter Beherrscher von Transvaal erhält neben einem jährlichen Gehalt von etwa 100,000 R.M. noch 6'X-M!. Jhffeee geld, dj:nit er seine Gaste mit ctaffe regalireitJonne. Gewöhnlich aber rnus es den Gasten aenüzen. zu sehen,' wie der Herr Präsident den Kanee selber trinkt. 1 In respektabler Entfernung von dem Sessel befand sich ein kleiner Spuck napf. von dem Ohm Paul fortgesetzt den ausgiebigsten Gebrauch machte, und zwar mit unglaublicher Trensicherheit. Ich wußte längst, daß die Buren gute Schützen sind. Eine solche Leistung hätte ich aber kaum für möglich ge halten. ' Wohl jeder hat eine Abbildung deZ Präsidenten Krüger gesehen und dabei festgestellt, daß er abschreckend häßlich ist. Tas ist er auch. Aber er gehört zu den Menschen, durch deren Augen man in ihre Seele sehen kann. Ich sah ihn später, als er die Session deS Volksraads schloß. Seine Rede glich einem Bach, der plötzlich anschwillt. Erst sprach er langsam und bedächtig, dann bewegt und heftig, zuletzt im höchsten Pathos. Ich verstand nicht, was er sagte. Aber ich fühlte, daß eS etwa? Bedeutendes war. Tie feurigen Augen, die hinter den buschigen Brauen hervordlitzten. zeigten zur Genüge, daß dieser häßliche Körper der Sitz einer großen Seele ist. Fortschritten der Industrie und deZ Verkehrs waren die Buren durchaus abhold. Lange Zeit hindurch verboten sie sogar durch strenge Gesetze aus Suchen nach Gold. Sie wußten wohl, daß der Mensch, wenn er dem Glücke nachjagt, gar zu leicht das größte Glück verliert die ' Z u f r i e d e n h e i t. Hier berühren sich die Fehler der Buren mit ihren Vorzügen. Wie dem Fort schritt der Wissenschaft und des Ver kehrs. so widersetzten sie sich den Fort schritten der Goldgier und Genußsucht. In einer öden Haide. fern von den Vortheilen einer alten Kultur, suchten sie ein stilles und bescheidenes Glück. Unter Kämpfen und Gefahren haben sie die neue Heimath begründet, für die sie jetzt ihr Leben opfern. In dem Kriege, der zur Zeit da drunten tobt, ist zweifellos die Sym pathie der ganzen Welt auf Seiten der Buren. Aber Mancher, der dem Her zen nach ganz burisch ist, wünscht doch im Stillen, daß die Engländer siegen. Warum? Weil er GoldshareS betzht! ,Und es kann wohl keinem Zwei fel unterliegen, daß die reichen, mächti gen Engländer besser für die Minen sorgen können, als die armen Buren. Rechtfertigt das den Krieg? Wahrhaftig nein! Blut und Eisen haben manche, gute That vollbracht. Menschen und Völker werden geopfert, weil sie dcr Menschheit schädlich sind. Aber dem Kriege, dem jetzt Tausende zum Opfer fallen, liegt kein edler Zweck zu Grunde! Die Buren sind kein kran kcs Glied am Körper der Menschheit, das abgeschnitten werden muß. Sie haben die Kultur nicht gerufen, aber auch nicht vertrieben. Wer kulturschäd liche Völker sehen will, der gehe zu den Chinesen oder Türken, nicht aber zu den Buren. Die schlichten Buren zeigen jetzt der Welt mit Mausergcwehren und Krupv'schen Kanonen, daß sie trotz ihrer Abneigung gegen den Fortschritt fortgeschritten find. Und durch die Art, wie sie die Todten ihrer Feinde bestatten, wie sie die Verwundeten pflegen und die Gefangenen behandeln, beweisen sie, daß sie Bauern deutsche Bauern geblieben sind. 2lschenbrödel. Skizze aus dem Ungarischen von Arnim R o n a i. Sie war ein kleines, blondes Mäd chen und eine Waise genau so wie im Märchen. Sie hatte nur eine Stief mutier, eine schlechte, herzlose Frau, genau wie im Märchen. Auch zwei Stiefschwestern waren da, neidische, mißgünstige Mächden. Nur hieß die Kleine Marie. und nicht Aschenbrödel. Doch darauf kommt es nicht an; sonst war alles gerade so wie im Märchen. Ihre Mutter war schon lange todt; ihr Vater heirathete zum zweiten Male und bekam dadurch zwei große Töchter ins Haus. Diese setzten dem armen Mariechen bös zu. Sie schalten sie und bürdeten ihr alle Arbeit im Hause auf. Besonders seit dem Tode ihres Vaters wurde sie kaum mehr geduldet. Sie mußte sich den ganzen Tag in der Küche aufhalten. Freilich ist dies ja der Platz der Stieftöchter und Waisen, im Mär chen ebenso wie in der Wirklichkeit; noch gut, wenn man sie nicht jauch von dort verjagt. Die Stiefmutter hätte ja auch das thun können, sie war Marie gegenüber zu nichts verpflichtet, denn ihr Väter hatte nur Schulden hinterlassen. Um so reicher aber war sie selbst, und ihre beiden Töchter wuchsen im Wohlleben auf. Sie faßen den ganzen Tag am Fenster, oder gingen in den prächtigsten Toiletten spazieren, während Mariechen in der Küche arbeiten, kochen, backen und spülen mußte. An jedem Balle oder Conzerte nahm die Mutter mit ihren beiden Töchtern Theil. Sie fehlten bei keinem Amüse ment. Aschenbrödel blieb immer da heim. Wozu sie auch an einem Leben theilnehmen lassen, welches sie später doch nicht fortzusetzen vermocht hätte. Auch hieß es. sie sei noch viel zu jung, trotzdem sie bereits 17 Jahre alt war. Im Märchen geht das alles, ohne viel nach dem Warum" zu fragen, in der Wirklichkeit finden ja die Stiefmütter immer triftige Gründe. In der Ttadt bereitete man sich vor. den Faichinz festlich zu d.-gehen. Es sollte einen glänzenden BaZ.bend gcden. Man rechnete auf da Erscheinen des Prinzen, nämlich auf den einzigen Sohn des Holzhändlers Bergmann der am Ende der Stadt eine große Säge mühle hatte, und von dem man sich er zählte, er hätte Millionen im Ver mögen. Sein Sohn Robert war gerade von einer langen Reise inZ Ausland zurückgekehrt und man kann sich denken, mit welcher Spannung die Mütter heirathsfähiger Töchter dem Masken balle entgegensahen, hatte doch ter junge Bergmann sein Erscheinen zuge sagt. Einen Maskenball hatte eZ in der Stadt noch nicht gegeben. Ach. wie gerne wäre ich auch da bei." seufzte Mariechen im Stillen: denn laut getraute sie sich nicht. eS zu sagen. AlS sie aber die prächtigen Kostüme der Stiefschwestern sah. ent schlüpfte ihr doch eine solche Aeuße rung. Was." schrieen sie. du willst auch zum Maskenball, unerhörte Frech heit!" Und die Mutter sagte: Als armes Mädchen solltest du dich schämen, an so etwas nur zu denken." Manschen schämte sich auch; es war jedoch umsonst. Immer und immer wieder kam ihr der Gedanke: Ach wie gerne wäre ich dabei." Am Abend machten Mutter und Töch ter Toilette. Sie waren als Schafe rinnen gekleidet. Ach, wie prächtig." rief Mariechen und schlug die Hände vor Entzücken über dem Kopf zusammen. Die Mädchen betrachteten sich im Spiegel und waren überzeugt, daß sie großartig aussähen. Auch die Mutter meinte: Wunder schön, es wird Euch niemand übertref fen." Und im Stillen dachte sie: Wenn der junge Bergmann Augen hat, so muß er sich nothwendig in die eine oder andere verlieben." Dgnn banden sie ihre Larven vor und fuhren davon. Linsen mischten sie nicht unter die Asche, damit Marie etwas zu schaffen habe, während sie sich amüsirten. Es gab ja im Hause ohnedies Arbeit genug. Kaum waren sie aber fort, fuhr wie der ein Wagen am Hause vor. Die alte Susanne, ein Erbstück aus der Zeit, da Mariechens Eltern noch lebten, öffnete das Thor. Wie erschrak sie aber, als aus dem Wagen eine als Zigeunerin kostümirte Dame heraus sprang. Mariechen schrie laut auf vor Schreck; da nahm aber die Zigcu nerin ihre Larve ab. Wer wird denn gleich so erschrecken, ich bin es doch," rief sie. Es war Frau Kugler, eine Nachbarin, die gekommen war, die übrigen zum Balle abzuholen. Na, und dich haben sie daheim ge lassen," frug sie erstaunt. Die Mutter meinte, ich sei noch zu jung." erklärte Marie ausweichend. Freilich, freilich, mit 17 Jahren, lachte Frau Kugler. Mutz man denn alt fein, um sich einmal einen vergnüg ten Abend gönnen zu dürfen? Und du wärst doch gerne auch dabei gewesen, nicht wahr?" Ach ja," rief das Mädchen mit glänzenden Augen, zu gern!" Weißt du was, du kommst mit mir! Das giebt einen herrlichen Spaß!" Ich getraue mich nicht." Ach was, du bist maskirt und kein Mensch wird dich erkennen." Die gute Frau lachte vor Vergnügen über ihren guten Einfall. Sie wollte auch gern dem armen Mädchen, das sie lieb hatte, eine Freude bereiten. Mariechen wehrte aber ängstlich ab; denn es fehlte ihr der Muth dazu! Wer wird denn so furchtsam fein, kleines Mädchen," sagte Frau Kugler, ich habe gerade noch ein Kostüm für dich, denke nur Aschenbrödel"! Es wird dir prächtig stehen, unsere Figu ren sind ja so ziemlich gleich. Rasch, komm', es ist keine Zeit zu verlieren." Aber wenn man mich erkennt!" - Wie sollte man denn? Kein Mensch ahnt ja, daß du auch dort bist." So gehen Sie doch. Fräuleinchen." redete ihr auch die alte Susanne zu, und amüsiren Sie sich auch einmal! Wie würde sich Ihr seliger Vater darüber freuen." Damit brachte sie auch schon ein Tuch und hüllte Marie chen warm ein. Nun war ihr Wider stand gebrochen, sie ging mit Frau Kugler zum Maskenball. Als sie in den großen Saal traten, glaubte sich Mariechen in eine Märchen weit versetzt. Diese vielen Masken, diese großartigen Kostüme in allen Arten und Farben, das Gewühl und das Gesumme, wie prächtig war alles, wie himmlisch schön! Auf einmal erblickte sie auch die bei den Schäferinnen mit ihren reichen, mit Spitzen und Bündern verzierten Kostümen. Sie wäre vor Schreck bei nahe umgefallen, wenn sie Frau Kug ler nicht gestützt hätte. Himmel, wenn man sie erkennt! Die Schäferinnen gingen jedoch vorbei, ohne einen Blick auf sie zu werfen. Nun schöpfte sie mehr Muth und bewegte sich freier im lustigen Gewühle. Wer ist die schöne Maske." stuft wiederholt der junge Bergmann, jene dort im Aschenbrödelkostüm!" Niemand wußte es zu sagen. Die Zigeunerin, mit der sie ging, soll die lustige Frau Kugler sein, aber Aschen brödel kennt niemand. Es ist wohl eine Fremde, irgend eine Verwandte der Frau Kugle? vom Lanöe. die erha in d.m Maskenball gekommen ist. Ten ganzen Ldend verfolgte Robert Bergmann Aschenbrödel mit den Blicken. Für keine der andern vielen schöben Masken hatte er ein Auge. Endlich siegte sein Interesse über seine Schüchternheit, und er wollte versuchen, sich im Gespräche mit Aschenbrödel Auf klarung über ihre Person zu verschaffen. Aber da war die schöne Maske der schwunden. Er suchte den ganzen Abend, aber weder sie noch die Zigeu nerin war mehr zu entdecken. Andern Tag? war sein erstes, bei Frau Kugler vorzusprechen, um von ihr zu erfahren, wer das reizende Aschenbrödel war. Frau Kugler lachte; verrathen dürfe sie das nicht.' Er möge doch selber suchen. Er suchte, fand aber nicht. Er setzte alleZ in Bewegung, um den Schleier zu lüften, eS wollte aber durchaus nicht gelingen, kein Mädchen der Stadt war Aschenbrödel. Da wendete er sich an das Komite des Vereins, sie möchten einen zweiten Maskenball arrangiren. Wer konnte ihm daS abschlagen? Drei Wochen darauf fand noch ein Maskenbgll statt, glänzender bekucht als der erste. Rooert Bergmann ist der Erste auf dem Balle. Er mustert gespannt alle Ankommenden, damit ihm ja kcn:e Maske entgehen kann. Wohl an die zwei Dutzend Aschenbrödel sind an dem Abende da; er mustert jede fein Aschenbrödel ist nicht darunter. Auf einmal erscheint die Zigeunerin vor ihm. Soll ich dir aus den Karten Glück verheißen?" neckt sie ihn. Er ergriff ihre beiden Hände: Ja, böse Zigeunerin. Tu kannst mir Glück verheißen! Verlange jeden Preis, nur sage mir, wo ich Aschenbrödel finde!" Möchtest du daS denn gar so gerne wissen?" , So sehnsüchtig, als man wissen möchte, wo jene wohnt, die man heira then will." Ist das dein Ernst?" Aschenbrödel oder'keine!" Darauf flüstert ihm die Zigeunerin rasch eine Hausnummer in's Ohr. Tort ist sie zu finden, rief sie und verschwand dann rasch im Gewühl. i Andern Tags um die Mittagsstunde blickte die Mutter der Schäferinnen zu fällig zum Fenster hinaus. Rasch, Mädels," rief sie plötzlich. Herr Bergmann kommt." Richtig er war es, der in höchstem Staate das Haus betrat. Er kam, wie er sagte, um seine Aufwartung zu machen. Die beiden Mädchen dergin gen fast vor Stolz und Freude. Die Mutter erwog schon im Stillen, um welche der beiden es sich wohl handeln könne. Im höchsten Grade betroffen war sie aber, als Bergmann nach einer Weile frug: Wo ist denn Ihre dritte Tochter, gnädige Frau? Ist sie vielleicht nicht zu Hause?" Sie blickten sich alle verwundert an. Bisher war es noch niemanden einge fallen, nach der zu fragen. Aber es blieb nichts übrig, als Mariechen auS der Küche zu rufen. Als sie in das Empfangszimmer ein trat in ihrem ärmlichen Arbeitsanzug, mit der vorgebundenen Küchenschürze, wurde sie über und über roth vor Ver legenheit. Robert Bergmann aber, er griff ihre Hand und sprach: Dieses kleine Mädchen liebe ich und nehme eS zur Frau, wenn eS mich mag." So wurde aus dem armen Aschen brödel eine reiche Frau, was an sich noch nicht viel sagen will, aber auch eine glückliche Frau und daS ist das Höchste, was sie erreichen konnte ge nau wie im Märchen. Dr Mordgtselle als Regisseur. Es war im Jahre 1833, als Aubers Oper Der Maskenball" zum ersten Male in Paris aufgeführt werden sollte, welche bekanntlich die Ermordung Gu stavs III. von Schweden, zum Motiv hat. Die Proben waren in vollem Gange, als der Regisseur sich erinnerte, daß ein Augenzeuge des Mordes ja in Paris lebte, der Graf Ribbing, der mit Anckarström, dem Mörder des Königs, das Komplott geschmiedet hatte und auch unter seinem wirklichen Namen in Aubers Oper als handelnde Person aufgeführt wird. Ter alte Herr wird also höflichst gebeten, der Generalprobe beizuwohnen. Er kommt auch und nimmt in einer Proszeniumsloge Platz. Die Szene der Ermordung des Königs wird probirt. Da fragt der gewissen hafte Regisseur nach der Loge Ribbings hinauf: Herr Graf, ist die Stellung der Akteure historisch so richtig?" Nun fetzt Graf Ribbing fein Lorgnon auf. beäugelt die Szene und ruft:' Nicht ganz. Ich dächte, wir hätten ihn mehr nach rechts ermordet!" Schnell abgeholfen. Protz: Also die Geographie macht tfem Jungen zu schaffen, sagen Sie?" Lehrer: So ist es, ich würde Ihnen rathen, ihm in diesem Falle Nachhülfe ertheilen zu lassen, mit den Vereinigten Staaten ging es ja ganz gut, aber die anderen Welttheile machen ihm Schmie rigkeiten." Protz: Wissen Sie was, Fräulein, da fang' ich nicht erst noch mit Nachhülfe an, die paar anderen Welttbeile zeige ich dem Jungen später in Natura!"" Falsch rrjt:mfrt. A: Goetbe's Faust" ist und bleibt doch unübertrefflich!" B: ?a. wissen Sie. wir haben in unserem Aihlctcnklud auch iebr tüchtige Kerle.' Stin Auilezung. Söhnchen: Was ist Most. Vater?" Vater (Wirth,: .Das ist der Trau densast. bevor er Wein wird!" Söhnchen: Also Wasser!" UnrersiZnonij Postbeamter: Tiefer Brief ist in schwer!" Bauer: .Mir scheint. Sie wollen mich uzen, wie wird denn o an klanS Briefcrl z'schwer sein?" bittre Pille. Baumeister: Sie sind ja alle Tage an meinem Neubau vorbeigegangen, waS haben Sie denn gedacht, als 2ie erfuhren, daß er plötzlich eingestürzt sei?" Bekannter: Na. endlich!" Falsch Braten. Kannibale A: Was fehlt eigentlich unserem Häuptling?" Kannibale B: Ter hat vor acht Tagen einen weißen Radler aufgcfres fen und da liegen ihm dessen Waden heut noch im Magen." CivilerkZItniß. Richter (zu einem als Zeuge vor geladenen Soldaten): Welche Com pagnie?" Sczldat: Vierte Compagnie!" Richter: CiviLVerhültniß!" Soldat: ..Jawohl!" Richter: Ich frage nach Ihrem Civil-Verhültniß!" Soldat: Tassclbe. Köchin Man' Bolle!" . Druckfehler. Als das Testament des Kommerzien ratheS eröffnet wurde, waren alle Erben erstaunt, welch' ein großer Betrug (Betrag) zum Vorschein kam." Unter Studenten. 1. Student: Tu sprichst schon wie der so 'nen stillen Toast, Franz, wem gilt er?" 2. Student: Mein Schneider ist krank, ich trinke auf sein ferneres Un Wohlsein." Naiv. Herr (in der Oper, zu seiner Nach barin, einer jungen Dame): Passen Sie auf, mein Fräulein, jetzt kommt ein Adagio." Fräulein (sich umblickend): Wo denn? Ich sehe ja nichts." 3m lvirthshause. Fremder: Was sind Sie, Idealist oder Pessimist?" Sachse: Weß Gnebchen, ich bin Sie Bedes, wenn's Bier frisch ist, dann bin ich Idealist und. wenn nicht, dann Pessimist." parirt. Jurist (seinen Freund, einen jungen Arzt uzend): Sage mal Du. was kostet denn bei Dir ein ordentliches Ner ven sieber?" Arzt: Das kommt darauf an. Wünschest Du eins mit tödtlichem Aus gange?" Vom Kasernenhof Corpora! (der auf dem Rocke eines Rekruten einen Strohhalm findet): Schulze. Sie brauchen nicht gleich Ihr Frühstück mitzubringen glaub's Ihnen ja auch so, daß Sie Vegetaria ner sind." Unter Freundinnen. Sieh' mal, wie elegant und sports mäßig der neue Bräutigam unserer Freundin Elfe dort vom Rade herunter hüpft! O weh, o weh, wenn das nur kein böses Omen ist, daß ihr der auch wieder abspringt! D weh! Er: Sie scheinen mich für beschränkt zu halten, mein Fräulein?" ' Sie: O bitte, ich beurtheile Nie mand nach seinem Aeußeren." kiebeszweifel. Sie Heinrich. Tu liebst mich nicht genug!" Er: Freilich liebe ich Dich, mein Engel, ich habe Dich doch in den letzten zehn Minuten fünfzigmal geküßt." Sie: Siehst Du, die Küsse zählst Du sogar!" Unpraktisch. Soldat (der zum ersten Mal Posten steht): So ein Schilderhäusel ist doch recht unpraktisch, da hat ja nicht einmal eine Köchin darin Platz!" protzenhaft. Schauen Sie. Herr Müller, auf dieser Geige werde ich morgen bei Ihrer Soiree konzertiren. Tas Instrument ist über 400 Jahre alt." Na, wissen Sie. wenn Sie schon so viel für den Abend verlangen, könnten Sie dafür schon in meiner Soiree auf einer neuern Geige spielen." (Eben deshalb. A: .Köarum danken Sie denn diesen Herrn auf seinen Gruß nicht? Sie ken nen ihn doch, soviel ich weiß." B: Ja eben weil ich ihn kenne!"