Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 08, 1900, Image 11

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    Pas iuar in ter Sappe.
iiiflncttf
011
t i c I m a u n.
Napoleon 1. stand auf der Höhe
feiner Nacht und seine? Ruhmes. Be
US dki feiner Krönung hatte er bis
alt? (ftilftie b König? von Frank
ich an feinem cf wikder eingeführt,
wenigstens tdkilweisk. seit seiner Ver
möhlung mit Marie Luise, der Kaiser
locht von Oesterreich, dieselbe aber in
ihrem flauten Umfange wieder herge
stellt. lir selbst freilich Untermars sich
dicker strengen Etikette nur in der
Repräsentation nach Außen, im liebn
gen aber folgte er auch hierin sehr
souverän seinen Launen, seinem eigenen
Geschmack, der in manchen Tingen
nicht in Sachen der Zunge. So
namentlich legte er eine sehr bürget
liche Vorliebe für Tuppen an den
Äag ,um Schrecken dcS Marquis von
tzoftellengo. des Kaiserlichen Mail
d'Hotel."
In der Kaiserlichen Küche war Mr.
Potel der erste TuppenMundkoch.
Dessen besonderer FamuluS wiederum
war Rene, der älteste Küchenjunge, ein
gleich talentvoller Eleve, wie durch
tricbencr Schelm. Rene hatte auf seinem
Haupte einen mächtigen Wald roth
blonder Locken, und eineS seiner Tchel
menftückchen bestand darin, dasz er an
diese Locken kleine glatte Stückchen
Fichtenholz knüpfte, dann durch heftiges
Schütteln feines Hauptes die Fichten
städe an einander fchlagen liest, wodurch
ein Geräusch hervorgebracht wurde, das
man mit einigen guten Willen für ein
an Musik entfernt erinnernde? Getön
nehmen konnte. TaS ganze Küchen
personal that dicS und Rene was der
privilegirte Musiker der Kaiserlichen
Küche.
Mikderum eincS TaaeS droducirte
Rene sein Virtuosenftückchen just zu der
Zeit, wo er Die wenmse sur oie ruy
iliks.ulienne vi blanckiren hatte.
zum großen Ergötzen deS gesammtcn
KückcnversonalS zwar, aber zu feinem
Verderben. Tenn plötzlich stand der
Marquis mitten in dem Kreise der
lackenden Köche und Küchenjungen, der
den begeisterten Musitanten umgab.
Ein fürchterliches Strafgericht hielt der
erzürnte Maitre d'Hotel" ab. dessen
Ende das war. daß der unglückliche Vir
tuose davongejagt wurde. In semer
Dftiitn kirriiber rik dieser die whftück
' chen aus seinen Locken, wobei eine Hand
unfl Jhaare mit darausaina. die. am
Herde umherfliegend, ihren Weg hierhin
und dorthin naymen.
1 In diesem Augenblicke erscholl zum
Umsetzen des carquis von ooen yerao
durch das Sprachrohr die Meldung,
daß der Kaiser binnen zehn Minuten
firh im ftriihßiiif sehen werde, was
also besagte, daß innerhalb dieser Frist
seine Suppe ftrvm lern müsse, um
Glück war diese zum Anrichten fertig.
und wie Mr. Potel dem Marquis mit
den heiligsten Eidschwüren versicherte.
, in Mrittermerk einer ulienne.
Der Kaiser nahm das Frühstück heute
in Gemklnlchast mit inner Gemaylin,
wie er daS meistenteils that, wenn er
bei Laune war, und die Kaiserin saß
ihrem Gemahl gegenüber.
Die Kaiserin liebte die Suppen
nicht. Sie wartete deshalb mit dem
Beginn ihres Frühstücks, um den Kaiser
erst mit seiner Suppe fertig werden zu
lassen. Napoleon? Teller war zum
Ueberlaufen voll, denn der Kaiser hatte
eigenhändig den Schöpflöffel gehand
habt, sich selbst den Teller aus der
Suppenterrine, die bei dessen Früh
ftiirfen vor ibm sieben mukte. Gefüllt.
..Es ist eine herrliche Aulienne.
Madame," sagte er, wollen Sie nicht
hprfurfipn?"
Die Kaiserin rümpfte ein wenig die
Nase, zog auch den Muno ein ganz
llpin Niscken in verächtliche Balten, es
schien also nicht, als ob sie große Lust
hätte, der Einladung ihres Kallertlchen
Gemahles hoige zu leinen.
Der Kaiser, der dergleichen Gesichter
ziehen sich gegenüber nicht liebte, run
elie die Stirn und wollte sich eben er
eifern, als die Kaiserin plötzlich auf
den aefüllten Löffel deutete, mit dem
Wnnnlpmt gerade aus dem Wcoe vom
Teller zum'Munde war, und mit allen
Gcderden des Ad cheues und dem Aus'
druck des höchsten Entsetzens in den
Mienen ausrief: C, abscheulich! Essen
Sie nicht. Si! Da! Sehen Sie in
lhrrm Pfiff ei!"
Napoleon senkte sofort den Löffel und
untersuchte Dessen Jnyall mir oer Aus-
merksamkeit und dem Eifer eines m
senfchaftlicken Forschers und das Er
gcbniß dieser Forschung war allerdings
lein ftyr appclilizenoes. im egen
. tbcil. es konnte selbst einem so enraair
ten Suppenesser, wie dem Kaiser, die
Suvve verleiden. ?!n dem Löffel
schlüngelte sich nämlich ein Haar von
hochblonder Farbe und ansehnlicher
Länge, das der Kai'er mit den Ge
müsen aus seiner herrlichen Suppe her
ausgefischt hatte.
Man rufe sofort meinen Maitre
d'Hotel!" befahl der große Mann mit
icner Rube. die dem Sturm voranaebt.
indem er mit einer Gabel daZ Haar auS
dem Löffel heraus angelte und eZ auf
einen itiux legte.
Der Marauis erschien furchtet
hrnd: denn ibm abnte Schlimmes.
Schreck und Entsetzen aber lahmte seine
Mieder. als deraiier ,m den Teuer
mit dem langen, röthlichblonden Haar
entgegenhielt und ihm mit Tonnerton
fragte: Was ift daS. mein Herr? Sind
das die ausgesuchten Gemüses auä
denen Sie meine Suppe bereiten las
scn?" Und der Kaiser hielt dem armen
MirquiS. dem schreckliche Bilder von
Absetzung. Kerker, Verbannung durch
die Seele siegen, mit den Worten:
.Kommen Sie näher, mein Herr
.Malt d Hotel", ganz nahe!" den
Zeller mit dem Haar dicht unter die
Äugen.
Die n:en des Marquis schlotterten.
Daß daS Haar in der Suppe deZ Kai
fers von keinem anderen Haupte
stamme, als von dem dcS nichtsnutzigen
Küchenjungen. deZ weggejagten Musi
kanten Rene, war dem geschlagenen
Küchenchef klar, sobald er daS EorpuS
delicti nur gesehen hatte, aber waS
würde eS ihm geholfen haben, hätte er
den Boden genannt, dem daS Haar
entsprossen war.
.Nun. mein Herr Marquis k" wie
dcrholte der Kaiser mit finster zusam
mengezogcnen Brauen.
.Meine letzte stunde hat geschlagen!"
dachte der angstdebendc Marquis und
wie hulfesuchend irrten seine glasigen
Blicke zu der Kaiserin hin. In dem
Moment kam'S von ihm wie Erleuch
tung. ein erhabener Gedanke von ge
nialster Kühnheit blitzte in ihm auf.
Er nahm daS Haar von dem Teller,
den der Kaiser ihn noch immer hin
hielt, zwischen Daumen und Zeige
finger. ließ sich auf ein Knie nieder und
sagte, nachdem er mehrmals daS Haar
an seine Lippen gedruckt hatte, mit
fester Stimme: Majestät! Ich flehe
um die Gnade, dies erlauchte Haar be
wahren zu Kursen als einen geheiligten
Gegenstand, als einen unermeßlich kost
baren Schatz diesen zephyrgleichen
Flüchtling von einem erhabenen
Haupte, das er bis vor wenigen Augen
blicken noch schmückte ."
Napoleon sah die Kaiserin an, der
Marquis aber fuhr, ohne sich beirren
zu lassen, fort: C, Si. ich erkühne
mich. Ew. Majestät die unterwürfige
Bitte auszusprechen, dies geheiligte
Haar auf ewig meinem Hause zueignen
zu dürfen, als ein Zeichen der Huld
und Gnade meines Kaisers dieS
wunderbare Haar vom Haupte der
Tochter der Eäsaren, diesen herrlichen
Schmuck emeS erlauchten gekrönten
Hauptes"
Der Kaiser lächelte, die Kaiserin
wurde über und über roth.
Der Kaiser zweifelte: Aber die
Kaiserin hat gar keine Suppe gegessen,
Marquis, auch ist eS Glicht möglich,
daß "
Ah, Si. das ist so fein, so leicht.
wie die goldenen nädcn. die der eirn-
nenglanz spinnt, da? fliegt vor einem
Zcphyrhauch!" rief mit Emphase der
Marquis.
Auch schien mir die Farbe nicht
ganz"
Die Hitze der Suppe. Si! C,
ci, unter Tausenden hätte ich es er
kannt!"
Beide Majestäten lächelten gnadig,
und der Kaiser machte eine entlassende
Handbcwcgung. Der Marquis legte
nochmals seine Hand auf die Stelle
seines Uniformfracks, wo das Porte
feuille mit dem Haar steckte, und der
schwand hinter dem Thürvorhang
glücklich, durch seinen genialen Einfall
sich aus der bösen Klemme gezogen zu
haben.
häusliches 2Nißgefchick.
Residenz of John Ritsch. Esq..
Größtes Neu York.
Mister Editer!
Ich sein schun
wieder in Towwel.
Sein Sie so gut un
losse Sie mich dorch
Jhrn Suicide-Editer
e Paar gute Rezepte
vun schnell wirkende
Selbstmord Mittel
gewwe schmerzlose
vf Course vorgezoge,
dann wann mer's
weh thut, da thät
Ich dem uicide
Editer nachher
eiua i vun meim
Meind aewwe, wo
er sei Lewe lang dra denke thät.
Nämlich Ich sein sick un teicrd vum
Lewe!
Ursach:' Die Alti! Es Hot ganz ge
müthllch anqefange. Nämlich der
Dörre'Ouetsche-Hannes Hot verzählt,
daß er neulich emol spät Heimgekimme
wär un sei Am hätt gefroqt. wie viel
Uhr daß es wär un er hätt gesagt, es
wär Zwölf, un im selwige Moment da
hätt die Kukuksuhr bei dreimaligem
Kukukse Drei geschlage un er hätt bei
erer seltene Geistesgegenwart die Pre
senz of Meind gehatt, noch selmer nein
mal ze kukukse, so daß sei Alti werklich
geglaabt hätt, es wär Zwölf.
Well, Mister Editer, die Story war
gut, un Ich hen se mer gemerkt. Bei
Aekzident war es de Tag bivor borge
ftern aach grad Drei, wie Ich heimge
kimme bin. Of course Hot die Alti ge
frogt, wie viel Uhr daß es wär, und
Ich hen gefegt, es wär Elf. (Ich hen
gedenkt, daß Ich dabei eimal Kukukse
säfe thät.) Un richtig, Mister Editer,
ob Sie's glaabe oder net, da fängt die
Kukuksuhr an. drei Uhr ze kukukse.
Es war e Dilemma, Mister Editer.
dann wann mer so, plötzlich föddenli
mitte in der Nacht vor de Kopp ge
fragt werd, wie viel mer vun Drei bis
Elf ze kukukse Hot. da is des .gar net so
iesi. wie es am Tag ausguckt. Ich hen
es awwer doch dorch die Kopf-Regel
detrie un auswendige MättemättikS
bei Herz auSgefiggert, daß Ich noch so
approximativli ungefähr achtmal !u
kukse müßt. Ich hen aach nach dem
dritte .Kukuk" vun der Watsch ganz
schön un in geller Zeit un täuschend
nachgeahmt gekukukft un henciS der
bei gezählt .Bier". Im nexte Mo
ment timmt Mich der Hickopp an un
eS war kei JuhS. dergege ze feite. Statt
dem nnfte .Kukuk" hen Ich also blos
Hick" erausgebracht im beim fcxte
Kukuk Hot Mich plötzlich un unerwar
tet k Huste üwwerwältigt un Ich hen
gemerkt, daß mei ganzes KukukS'Skiem
Failu war. Ich hen des Kukukse
ussgegewwe. hen Mich auSgezoze un
fein in'S Bett. Gege jedes Erwarte
Hot die Alti nix gesagt.
Mister Editer. deS war die förchtcr
lichste Nacht meine? Lebens! Denke Sie
doch nor emol! Wann mer gewöhnt
iS. en Spietsch ze Horn, un mer hört
kei Wort, mer weiß net. iS mer plötz
lich mit Taubheit geschlage oder liegt
statt der Alti e todter KorpS nebe Eim!
Vun Schlafe war kei Red. Jedes
Mal. wann die Uhr gekukukft Hot. da
iS mer'S allerdings so gewese, als
wann die Alti t höhnisches Lache unner
drückt hätt, awwer des kann doch aach
optische Täuschung gewese sei.
Well. Mister Editer. die Alti Hot
seit der Zeit noch kee Wort vun der
Kukuksgeschicht zu mir gesagt. Awwer
des Augespiel. Mister Editer! Des
Augespiel!
Nämlich schuu am Morge is mei
Platz am Breckfescht-Täbel getschänfcht
worn, so daß Ich grad oppeseit der
Kukukswatsch fetz. Ün die Alti setzt
nebe Mir. Te guckt uff kee Esse un
guckt uff kee Trinke, sie guckt blos uff
die Kukukswatsch. un sie Hot Mich so
hypnoteist. daß Ich gar nimmer vun
der vcrmoppelte, verdoppelte Watsch
weggucke kann. Un jedesmal, wann
der Kukuk erausklmmt. da teilt mer
die Alti e Glas Eiswasscr hin un segt,
des mär gut gege de Hickopp. Un da
derbei hen Ich de Rumätiß noch so
stark, daß Ich net aus'm Haus kann,
un die Alti Hot die gütige Borsorg ge
tröffe, for alle Zimmer, wo noch kee
Kukuksuhr drein war, in aller Horn
eine ze kaare.
Wann des net genug is, die blutige.
üwwerzwercht, krummbeinige, beule
pestiqe Gelbfieberkränk un Expänschen
Tschills un Fieber ze kriege, dann
gleich Ich's, ze wisse.
Jhne desselbe wünschend
Mit RigardS
Yours
John Ritsch. Esq.
Der Ztod mit dem Bleiknopf.
Vor Kurzem kehrte ein österreichischer
Industrielle?. Herr -tephan Acautner,
von einer achtmonatlichen Missionsreise,
die er im Auftrage des österreichischen
Handels-MinisteriumS nach Ost-Asien
unternommen hatte, zurück. Ueber ein
charakteristisches Erlebniß. das ihm auf
dem Bahnhof von Tonku widerfuhr.
schreibt er der Wiener Allgemeinen
Zeitung": Ich stand auf dem Bahn
Hofe von Tonku, der Anfangsstation
der .Tonku Peking Eisendahn, hatte
gerade meine Karte gelöst und mein
Gepäck ausgegeben. Es waren fünf
große Koffer. Das Gepäck wurde von
einem baumstarken Kuli auf den Per
ron gestellt und war bald von Hunderten
anderer Kulis umringt, die das gelbe
Leder, die in der Sonne blinkenden
Metallbeschläqe der Koffer zuerst neu-
gierig betrachteten, schließlich aber Alles
betasteten, was zu bewegen war, be
wegten, und ihre Witze über die Art
machten, wie die weißen Teufel"
reisen. Ich stand mitten unter ihnen
und bald bezeugten sie auch meiner
Kleidung ihre Aufmerksamkeit, indem
sie den Stoff meines Anzuges prüften
und lange darüber diskutirten. bis
schließlich Einer mit mitleidsvoller
Miene zu mir sagte: No silk!" Die
Leute konnten sich gutes Handgepäck
und nichtseidene Kleider offenbar als
nicht zusammengehörig vorstellen, wieg
ten ihre Köpfe und wurden nicht müde,
diesen ihnen unverständlichen Wider
fpruch in laut geführter Diskussion zu
deuten. Mir wurde es in dieser Um
gebung ungemüthlich, und so war ich
denn froh, als ich über die Köpfe der
Kulis hinweg den Glastnopf einer
Mandarinenmütze sah, deren Träger
sich gewaltsam Bahn zu mir machte.
Er stieß dabei voll Gemüthsruhe mit
seinem Stock in die Menge und hieb
rechts und links um sich, bis die Kulis
einen Kreis formirt hatten; sie waren
augenscheinlich sehr neugierig, was mit
mir Passiren sollte. Nachdem der Polt
zeileutnant, denn das war er, nach der
braunrotheu. Jacke und dem glashellen
Kopf zu schließen, Raum genug für sich
hatte, begrüßte er mich mit dem üblichen
Schütteln seiner eigenen Hand und ich
erwartete eine lange Ansprache. Aber
nichts der Art. Seinen Bambusstock
auf die Erde legend, ging er auf mein
Gepäck los, sah es sich genau so an, wie
früher die Kulis, betrachtete es mit
kindischer Neugierde und sagte nur,
hier und da auf die Beschläge zeigend:
No silver" oder vely good, vely
good,"; dann fragte er mich: you
come which countly?" Ich antwor
tete: Autria, Austria." Er schien
es zu begreifen und sagte: allight
you come Ostelia vely good, vely
far?" Ich sagte Yes" und er ging
nun an die Besichtigung meiner Toi
leite. Prüfte Alles genau, sagte nichts,
bis er zum Stock kam, den ich in der
Hand hielt. Ein Rohrftock mit einem
umsponnenen Bleiknopf. Den nahm
er mir auS der Hand, hob seinen vom
Boden und gab ihn mir. Dann hielt
er meinen Stock erst an einem Ende,
hieb durch die Luft, kehrte ihn um und
hieb auch mit dem Bkeiknopf obenan
herum und dann, ohne daß ich'S wehren
konnte, fprang er nach vorwärts und
hieb mit ganzer Kraft bald mit dem
Knopf, bald mit dem Stock auf die
Rucken der fliehenden Kulis. Nach
zwei bis drei Minuten Verfolgung kam
er ganz athemloZ. aber freudig zu mir.
und indem er den Stock noch einigemal
wie einen Säbel fchmang. gab er ihn
mir zurück und sagte ruhig, aber mit
sichtlicher Befriedigung: .vely, vely
good. Tarauf ging er."
Ttv deutsche uffatz ei Ter
tianer.
Von einem alten Herrn aus Schle
sien. der in seiner Jugend viel in dem
tädtchen Oel verkehrt hat, wird fol
gendeS hübsche Vorkommniß mitge
theilt: Geht da vor etwa sechzig Jahren
ein alter Herr auf der Promenade in
OelS spazieren und denkt wahrscheinlich
an fein Mittagessen, als ihm ein hüb
scher Knabe von etwa vierzehn Jahren
begegnete, denen Gesicht einen ganz der
zweifelten Ausdruck hatte und der bit
terlich weinte. Ter alte Herr mochte
wohl in mitleidiger Stimmung sein.
denn er rief den Knaben an und be
fragte ihn um die Ursache seines Kum
mers. Zuerst wollte der Knabe nicht
recht antworten, auf freundlicheSZureden
aber sagte er daß er T e r t i a n e r auf
dem Gymnasium fei. und daß er daS
Unglück habe, daß ihn der deutsche Leh
rer nicht leiden könne. Deshalb gebe
ihm dieser auch stetS die allerschlechtesten
Noten unter feine Aufsätze, obgleich er
sich bei der Abfassung die größte Mühe
gäbe. So stände unter dem Aufsatz,
den er heute wieder bekommen habe.
So schreibt nicht einmal ein Q u a r
taner!" und nun würde ihm zu
Hause ein schlechter Empfang zutheil
werden. Ter alte Herr ließ sich den
Aufsatz zeigen, sah ihn durch und sagte
dann:
Habt Ihr schon wieder ein neues
Thema?"
Ter Knabe bejahte die Frage und
nannte auch das Thema.
Tarauf sagte der alte Herr: Nun
gut: komme morgen Mittag um die
selbe Zeit wieder hierher. Tann werde
ich Dir den fertigen Aufsaß geben; Tu
schreibst ihn wörtlich ab und giebst ihn
dann ab. Am nächsten Montag, wenn
Ihr die Aufsätze zurückerhaltet,.werde
ich iq yier erwarten!
Es verlief Alles so, wie es verabredet
war, und am Montag Mittag über
reichte der Knabe, der wiederum Thrä-
nen in den Augen hatte, dem alten
Herrn das Aussatzheft. , Dieser schlug
es auf. sah. daß der Aufsatz von An
fang bis zu Ende durchgestrichen war
und las die Unterschrift: Infames
Teutsch". Ohne ein Wort zu sagen.
steckte er das Heft in die Tasche und ging
nach dem Gymnasium, wo er den Ti
ktor aufsuchte.
Dieser empfing ihn sehr freundlich
und es entspann sich folgendes Ge
spräch: , 1
Direktor: Was verschafft mir die
Eh Ihres Besuchest
Alter Herr: Herr Direktor, glauben
-ie. da ich Teutsch verstebe?"
Direktor: Aber welch überflüssige
vrage!"
Alter Herr: Glauben Sie, daß ich
gut Teutsch schreibe?"
Direktor: Tiefe Frage ist eigentlich
noch überflüssiger als die erste."
Alter Herr: Nun, es gibt Leute, die
anderer Meinung sind. z. B. der Herr
Professor N. N.. welcher meint, daß
ich ein infames Deuts ch"
schreibe."
Der Direktor machte bei dieser Er
öffnunq ein sehr erstauntes Gesicht,
worauf ihm der alte Herr das Aufsatz
heft des Knaben überreichte und ihm
erzählte, wie der Aufsatz entstanden
war.
Das ist aber wirklich unerhört,"
sagte der Direktor; ich werde die Sache
untersuchen und Sie sollen volle Genug
thuung haben, mein lieber Herr v.
Holtei."
Brauche ich nicht, brauche ich nicht."
antwortete lachend Holtei und ging
fort. Ter Direktor ließ den Herrn
Professor zu einer Unterredung unter
vier Augen kommen, und man darf
hoffen, daß letzterer der Gewohnheit,
die Aufsätze seiner Schüler nach feinen
Sympathien oder Antipathien zu kriti
siren, für die Zukunft entsagt hat.
?luf dem Eise.
Herr T. ist zwar kein ganz junger
Mann mehr, aber nichts destoweniger
huldigt er jeder Gattung Sport. Im
Schlittschuhlaufen hat er es indeß nur
zu einer mäßigen Sicherheit gebracht.
Vorsichtig lancirte er sich auf dem Eis
laufplatze im Augarten durch die fröh
liche Schaar der Damen und Herren,
die an einem der letzten kalten Tage sich
auf der glatten Fläche tummelten.
Plötzlich fällt D. beinahe um, denn er
entdeckt die reizendste Blondine, die er
sich in seinen Träumen über weibliche
Schönheit jemals gedacht hat.
Die blonde Dame schwebt an der
Hand eines famosen Schlittschuhläu
fers graziös dahin und bekundet große
Sicherheit auf dem Eise. Sie rümpft
das Näschen, als sie D. wanken sieht.
Als der Ritter der Blondine Herrn D.
erblickt, erschrickt er und läßt seine Dame
los. Er will in einem kühnen Bogen
an dem Gläubiger vorbei. Doch schon
hat sich D.'an den Arm seines Schuld
ners geklammert.
.Nur jetzt keine Mahnung!" stottert
der fesche Held auf dem Eise.
T. hält nch noch fester, er flüstert sei
nem Schuldner zu: .Ich schenke Ihnen
die Hülste der Forderung, wenn Sie
mich so steuern, daß die blonde Dame.
i?ie wnien schon welche, mich für einen
guten EiSsportZmann hält!"
Herr T. wird vortreflllch gesteuert.
Doch gerade, als er und sein Schuldner
in die Nahe des EoldköpschcnS kommen,
lätzt Letzterer locker.
Um GotteSwillen, nur jetzt halten
Sie mich!.. ..Ich stehe von der ganzen
Forderung ab. Mein Ehrenwort
darauf. Sie sind mir keinen Heller
mehr schuldig .... Aber dafür erweisen
Sie mir den Gefallen und stellen cit
mich der blonden Bcauty vor!"
Flott geht der Lauf bis zu der lieb
lichen Elfe auf dem Eise. Ter gewe
fene Schuldner besorgt die Vorstellung.
Herr T., ein guter Freund von mir
Liserl, meine Frau. Wir sind seit drei
Wochen verheirathet."
Ter gewesene Gläubiger bedürfte fei
ner ganzen Balancirkunft. um nicht auf
dem Eise einen Sitzplatz einzunehmen.
Der Xirektori Stuhl.
Jeder von den älteren Schauspielern,
welche ihr Beruf einmal in die größere
Provinzialstadt K. geführt hat. erin
nert sich wohl noch deS alten biederen
Requisiteurs fech., der Jedem, welcher
mit ihm in Berührung kam, nicht nur
wegen seiner Originalität, sondern
auch wegen seiner großen Ähnlichkeit
mit unserem seligen Kaiser Wilhelm
auffiel. An dem Stadttheater in K.
gastirte die berühmte Frau Niemann
Seebach als Maria Stuart.
Frau Seebach wurde selbstredend
von allen Anwesenden- mit der. einem
so hohen Gast gebührenden Ehrfurcht
behandelt, für den alten Sch. schien sie
aber nur eine gewöhnliche Sterbliche zu
sein, wie sich aus dem Folgenden er
sehen lassen wird. Während der Probe
(1. Akt) setzt sich Frau Seebach auf ei
nen, von dem Inspizienten für sie hin
gestellten Stuhl, kaum hat sie sich jedoch
gesetzt, als aus der Coulisse, die Probe
unterbrechend. Sch. mit den Worten
auf Frau Seebach zustürzt: Wat glo
den Sei? Ub bissen Stohl singt und
starft min Fru Direktor die Lncretia
Borgia. ub denn Stohl dürft Sei nich
sitten!"
Einen Augenblick waren Alle sprach
los, als aber Frau Seebach, die Si
tuation in liebenswürdigster Weise er:
fassend, in ein herzliches Lachen aus-
brach, stimmten die Anwesenden aus
voller seele mit ein. Der alte Requi
siteur war durchaus nicht zu bewegen,
den stuhl für die Vorstellung herzu
geben, es mußte wohl oder Übel ein an
derer Stuhl für die Vorstellung be-
schafft werden. Seine Fru Direktor"
war ihm Alles, für sie ging er durch
Feuer, wenn es hätte sein müssen, sie
war aber auch eine große Gesangs-
künstlerin. Die großartigsten Engage
ments-Anträge konnten Frau W. und
ihren genialen Mann, welcher Kapell
meister war, nicht veranlassen, ihrer
Direktorin und ihrem Theater in K.
untreu zu werden.
Eine HelmerdingAntkdote.
Ter Humor des dieser Tage in Ber
lin gestorbenen Schauspielers Karl Hel-
merding äußerte sich wie auf der Bühne
so auch oft im Privatleben auf die
originellste Weise. Hier ein -Beispiel
für viele:
Es war im Sommer vor 27 Jahren,
als . Helmerding an einem großen
Strohhutladen vorbeiging. Im Schau
fenster lag ein feiner Panamahut mit
der Auszeichnung: 100 Thaler". Hel-
merding ging in den Laden und ließ
sich den Hut zur Ansicht zeigen, betrach
tete ihn von allen Seiten sehr aufmerk
sam und fragte dann:
Also hundert Thaler kostet dieser
Hut?"
Ja," war die Antwort.
Helmerding untersuchte den Hut von
Neuem, besieht ihn von außen und
innen und fragt den Kommis:
Ja, aber wo sind denn die Löcher?"
Was für Löcher?" entgcgnete der
Kommis.
Nun," meint Helmerding. die
Löcher für die Hörner von dem Ochsen,
der für diesen Hut hundert Thaler be
zahlt." m
' Lhm Pauls Lungen.
Vor Ausbruch des Krieges kamen ein
paar Buren aus dem Hinterland bei
Präsident Krüger zu Besuch. Ohm Paul
ließ sie u. a. die Gouvcrnementsbureaus
sehen und fragte die Hinterländer, ob
sie wohl im Stande feien, die Glüh
lichter auszublasen. Tie Buren, Rie
senkerle. stellten sich in Positur und blie
sen, daß sie roth wurden wie Truthähne.
Aber die Lichter brannten ruhig weiter.
Ohm Paul lächelte schlau, blies mit
aller Kraft und drückte gleichzeitig auf
den elektrischen Knopf. Ein allgemeines
Ah erfolgte, als gleichzeitig zwei Lichter
erloschen. Tas ganze Hinterland bewun
dert jetzt Ohm Pauls Lungen, die soviel
Luft fassen, daß er damit Licht durch
ein Glas hindurch ausblasen kann.
Galant
Junge Tame: Sehen Sie nur, wie
mich die Schnaken in Hals und Nacken
gestochen!"
Professor: Dies beweist von neuem,
daß auch die kleinen Organismen, wie
Insekten, einen beneidenswerth aus
gebildeten Geschmackssinn besitzen."
X
Acl?nliä.
Herr: .Man behauptet. Herr Rainer.
Sie hätten Achnlichkeit mit Göthe."
Rainer (entzückt): .So, so. itt
lich meine Gedichte "
Herr: .Nein. nein, aber Sie äßen
auch gern eingemachte Früchte."
Lin Versinke Kind.
Der kleine HanS hat sich verlaufen
und bittet nun auf der Straße einen
Schutzmann, daß er ihn nach HanS
bringe.
chutzmann: .Wo wohnst Tu denn.
Junge?"
HanS: .Tet wecß ich nich. deshalb
foll'n Sie mir nach Haufe bringen."
Arbeitstbeilung.
Aber Herr Wimmer, können Sie's
denn dulden, daß Ihr Acltester feine
jüngeren Geschwister so schlägt?"
Erlauben Sie. daS thut er m mei
nem Auftrage. Glauben Sie denn.
ich Hütte Zeit, die Kinder täglich der
Reihe nach durchzuwichsen? Zuerst haue
ich meinen Aelteften, und dann haut er
die Uedrigen."
Malitiös.
Frau A: Ich sage Ihnen, man soll
immer vorsichtig sein! Wenn ich . B.
mit meinem Mann zanke, schick' ich
immer die liioer hinaus:
Frau B: Das ist allerdings sehr
vorsichtig aber eS ist doch nicht gut
für die Kinder, wenn sie den ganzen
t . A.tC Kit. scL (.AM. (..iiml.ilfM
-U UU Ull .IIU)C IjlllUIUUUlt.l
müssen!"
Vurchschaut.
A: Was sagen Sie dazu: wir sind
zehn Iah verheirathet und haben uns
noch nicht ein einziges Mal gezankt."
B: Da sind sie wohl Ge chäfts
reisender?"
keicht beleidigt.
Schwiegersohn (im Zoologischen
Garten): Sehen Sie mal, Frau
Mama, hier ist auch eine Tigerin!"
Tie alte Tame (wüthend): Was
wollen Sie damit sagen?!"
Immer Militär.
Tama: Ein majestätischer Anblick,
das Gebirge in seiner starren Ruhe."
Leutnant: Jrade, als ob ihm
Schöpfer stilljestanden!" kommandirt
hätte."
Ein Ivundcr.
A: Es giebt doch noch immer Leute,
die an Wunder glauben."
- B: Nun, es geschehen auch noch
Wunder."
A: Wieso?"
' B: Gewiß, gestern habe ich im Re
staurant ein volles Seidel gekriegt!"
kzochgefiihl.
Fräulein Amalie (die an einem
Regentage ihre Freundin zum ersten
Male in deren neuen Heim, einer ihr
kürzlich unerwartet durch Erbschaft zu
gefallenen Villa, besucht): Aber Anna,
warum läufst Tu denn bei dem Regen
im Garten herum?"
Fräulein Anna: Ach, Liebste. Tu
hast gar keine Ahnung, wie schön es ist,
im eigenen Regen spazieren zu
gehen!"
Monolcg eines Backfisches.
Backfisch (in der Konditorei Eis
essend): Man spricht immer von bitte
rer Kälte und doch schmeckt Eis so süß."
Lrcch.
Richter: Wie heißen Sie?"
Vagabund: Wie oft soll ich mich
Ihnen noch vorstellen, Herr Richter?"
Väterliche Replik.
Liebe Eltern! Ich wollte Euch schon
immer schreiben, aber die Zeit ist
knapp, nehmt einstweilen mit dem
guten Willen fürlieb. Seid doch so
gut und schickt noch etwas Geld."
Lieber Sohn! Wir würden Dir
gerne noch etwas Geld schicken, aber
das Geld ist knapp. Nimm einstweilen
mit dem guten Willen fürlieb."
Guter Rath.
Frau Nachbarin, warum schlagen
Sie denn Ihre Köchin so sehr?"
Sie hat mich ein dickes Schwein ge
nannt!''
..Nun, da nützt Ihnen das Schlagen
auch nichts, dagegen müssen Sie eine
Entfettungskur durchmachen!"
Zu wenig.
..Na Sans, was war denn neftV
los bei der Rauferei im Wirthshaus?"
..'.'cix war'S, nur dem Wirth han's
an Aug' ausg'schlagen." .
Gemüthliches öotel.
Fremder: Donnerwetter, warum
haben Sie mich nicht geweckt, ich wollte
doch mit dem Frühzug wieder,, weg-
süyreni
Sauskneckt: .Weil S' balt ns
einziger Gast find, und da wollten wir
sie doch noq a vissel beyalten."
Vet dürfte genug haben I
Junger Lasse (der bei einem Frei
Eonzert im Park durchaus mit seiner
jungen Sitznachbarin ein Gespräch an
knüpfen möchte): Wissen Sie vielleicht,
wie spät es ist, mein Fräulein?"
Junge Tame: Bedaure."
Junger Laffe: Aber Sie haben
doch eben Ihre Uhr herausgezogen und
nachgesehen."
Junge Dame: O. ick sab bln nn
lob ich sie noch hcttte."
,