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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 1, 1900)
in pjicr. it S!!lllN!lqcsch,chlt POH 1 r l 0 l b W alter. Sie waren lange Jahre hindurch gute Freunde gewesen und getreue Nach darn. Sie hatten sich wohl einmal hier und da ein wenig .gefaßt' und .gerakt". wie die Leute sagen, doch daZ war nur äußerlich. Ader da brach ein unglückseliger Abend an nach emer Treidjagt. bei der eS viel geregnet hatte und wenig Hasen geschossen waren. Tie Herren Ockonomen saßen der stimmt im Gasthof zusammen und spiel, len Skat und tranken viel Grog. Mit einem Male fiel eine Fauft schwer auf den Tisch, und eine grollende Stimme ries: .Willbrandt. Sie haben gemo gelt!" Und eine zweite Fauft krachte nieder, daß die Glüser hüpften: Wer da? sagt, ist ein Lump'.' Und die alten Jreunde standen einander gegenüber mit grimmig funkelnden Augen. Ein großer Tumult entstand, daß die an deren dazwischen springen und von Stund an waren die beiden Häuser qeschieden und aller Verkehr hörte auf. Auch unter den Kindern. Der alte, feststehende, unausgesprochene Plan, daß Wilhelm Willbrandt einmal Anna Liesegang heirathen sollte, war gründ, lich in'S Wasser gefallen. Wilhelm Willbrandt fuhr als Steuermann auf einem Lloyd'Tampfer nach Westindien und erfuhr die Nachricht von dem aus gebrochenen Zwiste erft durch die Post. Er schrieb gleich an Anna, bekam aber nach einiger Zeit den Brief zurück mit einer Beinerkunq: Meine Tochter der bittet sich alle Annäherungsversuche." Wilhelm zerriß den Brief in grimmem Zorn, that einen Fluch gar schauder haft", und amüsirte sich, von der Reise zurückgekehrt, in Bremen in seiner Ver zweiflung. statt in's heimathliche Torf zu fahren, und fumpfte da. ganz gegen seine sonstige Gewohnheit, bös' umher. Unk hur einen Steward, der Be Ziehungen zu dem Barbier de.3 Torfes hatte, kam die ikunve ooriyin. vag Miikirlm ein aan, toller Kerl und ein i'iihrirtn erster Klasse sei. Und wie er das hörte, warf der alte Liesegang den langen Stiefel, den er gerade an ziehen wollte, krachend gegen die Thüre. ..Der Vater ist ein Lump und der Junge auch! Zum Glück war's noch Z.'it!" Bauernschädel sind hart! Und Anna stiegen die Thränen heiß in die Augen, miifcte seihst nickt: waren es Tbrä en des ZornS oder des Leids, und sie trat vor dem Herde hart mit dem Fuß auf. Pfui!" Und dann fetzte sie hinzu wie der Vater: Gottlob, daß es noch Zeit war! Groß und blond und kräf. ti ftnnh sie da mit ibren alübenden Wangen und riß sein Gedächtniß aus ihrem Herzen. Nicht lange danacy wuroe ihm eine Zeitung zugeschickt, darin stand zu lesen: Anna Liesegang. Otto Vollbeding. Kaufmann, Nerlobte. An dem Abend war von Wilhelm , Willbrandt allerdings nicht viel Vovens ttiertfie 111 nerickten ! Am nächsten Morgen traf es sich, twifc ein (Uftfeerer Rbeder auf illllZUkam. Ich kenne Sie," sagte dieser, als nüchternen und braven Mann, wenn feie ficiite anck nickt den Eindruck ma chen. Ich habe meinen Kapitän auf der Bark Emma feanDour orauizen nerknren: wnllen Sie das Schiff haben? Dann fahren Sie morgen ab nach ihstrtnfmi!" T)aZ haben Sie gescheit aemacht. Herr Konsul." rief Wilhelm; das paßt mir! Hipp. hipp, hurrah!" Nun hatte das Sumpfen und Seufzen ein Ende. Aber lieb behielt er die Anna doch, sie saß zu tief drinnen im Herzen; iinh wenn er Zwiscken Lonkona und Aniers auf fiava keine schön aestaate Bark führte, ein schneidiger deutscher veemann, bann oaeme er vocy mnckmal wie sckön stck's mit Anna zusammen auf einem Schiff gefahren hätte. Und auck das sollte ibm werden. Eines Tages kamen in Bataviä ein Theil Passaglere nach Hongkong an Rrd. Kr batte sccks k eine Kabinen zu vergeben an Leute, die lieber mit einem guten Segler als mit einem fauchenden Dampfer die heiße Reise machten: und deren gicbts immer noch. Außerdem ist's billiger. Und wie er ha emiitblick über die Reelina aelebnt lag und seine Passagiere musterte, die eben über s Fallreep kamen, da wurde her braun gebrannte Mann dlöklick blaß: es kam nämlich eine große, blonde Dame in schwarz an oro. mit nar. lern knkem Snaat und einem blaffen Gesicht. Einen Augenblick fuhr er in die Höhe, als hätte lyn eine Natter ge biffen. dann vrekte er die Lippen zu sammen und grüßte nachlässig. Auch der blonde Passagier war zuruckgefah ren und batte sick nach dem Boot um gesehen, das sie an Bord gebracht hatte. Aber das hatte fcoon angelegt, linfc sie mnkte bleiben, so sie war. Die Bar! ging Anker auf und fuhr vor steifer Backzugsbrise in den Abend hinein. Es war eine prächtige Tropennacht. DaS Schiff lag gleichmäßig uver. irnben funkelten die Sterne am Hirn mel, dem dunklen, als wölbte sich über dem Meer eine schwarze Metall schale, die mit blitzenden Dia manten ausgelegt war. Um den Bug bei Bark schäumte die See wie brennen, der Spiritus. Der Kapitän, war. achteraus gegan auf ki, Kamvanie. Da saß auf einem Sessel eine dunkle Gestalt und starrte in die leuchtende i . r irai hi iin tvrflit. Sie rübrte sich nicht. VlUf ( " - -- ' . . Da legte er ihr leicht die Hand auf die Schulter. ie mimcue unwiutg Hand ad. .Anna', sag er inie, vag orr vwm am Ruder nickt bören sollte, ..wie kom men Sie auf mein Schiffs" Wenn ich eS gewußt halte, wäre ia nicht hier'." gab sie trotzig zurück. ,Anna. wollen ?ie mir eine rur kieantmorten?" Er setzte sich neben stt auf einen zweiten Sessel. .Was oennr iragie nc unv iiu die langen Haare mit beiden Händen Mück. : -u9m Was hat man von mir juijus eine Worte hatten fast ängstlichen Klang. r Sie lackte leise aus. .Nicht viel Gutes!" sagte sie scharf. Und ö?le yaven s gegtauoli Sie antwortete nicht. . Er stand auf: Gute Nacht!" Sie ab undeutlich, wie seine Hand sich gegen sie ausstreckte. Sie legte die ihre nicht hinein. Gute Nacht." sagte ne hui. r ging. Den nächsten Ä.ag uver iunuiici en sie sick s,111M m einander. Als er um Mitternacht die Wache über. nahm, sah er sie wieder daptzen. sie Ickliek. l?r nahm vorsichtig eine Decke und legte sie ihr um die Schulter. Sie wachte nicht aus. xas cmir tag ruig. Vom Land her wehte oai,ami,cver auh herüber. im finHc eben ,wei ubr aeschlaaett. Er lehnte über die Reeling und schaute tief in Gedanken hinab in den brodeln, den Silberschaum des vorbeifluthenden BugwasserS. Da legte ich eine ano icuiii aus seine Schulter. Er blickte auf und in ein ernstes, weißes, von vionvem var msliitnete lesickt. aus das der Schein der Laterne am Regelkompaß fiel. Wllyeim. lonie eine nniittr un kein rhr seit wann saaen Nachbcrs' linder Sie zu einander und gehen nneinnnde? vorbei? Er griff nach der Hand, die in seiner bl eb: 5ei dem ie kein Berirauen mehr zu einander haben." " . . , r r..w Daran sind die 'cemcyen ,cyuto . kante sie leise. Das mag ihnen Gott verzeihen!" gab er ernst zurück. Wir wollen wieder Vertrauen zu einnnker swben. ck balt's nicht aus. Komm her. setz Tlch zu mir nno erzayie ' - , mir." bat sie. Sie saßen wieder zusammen und er iblten einander mit leiser Stimme. bis lichte Strahlen von Osten über den Himmel schössen. Nun weikt Du. warum ich ein lüderlicher Kerl wurde!" sagte er und lehnte die Stirn an das lalle ill,en oes Geländers. Aber eS war nur ein Ueberaana. laate der Fuchs, da zogen sie lym das keu ao. yllkn 71, battekt Mlck dock Nickt vev neffen? Dann weißt Du auch, warum ick ia saate. als Vollbedina kam. Vor keck machen starb er in Surobaua 5?nn nebe ick iu seinem Bruder nach Hongkong, ihm die Wirthschaft zu führen." So!" sagte der Kapitän und stützte das Gesicht in die Hände. Gute Nacht, Wllyeimi" Gute Nacht. Anna!" Ihre Hände lagen zusammen. Kie aina iekt alle Nachtwachen mi ihm. Sie hatten einander viel zu ennhUn- Nun war die lekte Wache gekommen. Am Vormittag mußten sie Land machen. ?le ia?en m,eoer oci einander. Aber sie schwiegen. Nur das Bugwasser rauschte um den Kiel. Sie hob das Gesicht. Komm' und kekck' mick und sei unser Galt!" saate sie. Dann kann ich Dir danken für alles! Ich möchte etwas gui macyen." Nein!" gab er kurz zurück; das tbu lck nickt! yn?nni nickt?" Er subr mit der Hand durch ihr blondes, langes, loses Haar. Bleib bei mir, Anna! Wir haben beide zu sühnen und zu büßen für ver inrene Glück!" Sie lehnte sich an ihn. Er schlang den Arm um sie und küßte sie aus den Mund. Leuchtthurm recht voraus!" rief da der Posten auf der Back in die Stille hinein Wilhelm schloß die zitternde Frau mit stürmender Gewalt in die Arme. Wie ein heller Stern strahlte tröstlich vor ihnen das winkende Licht im ftil len Glanz. Wir steuern jetzt einen Kurs," sagte er, Anna, geliebtes Weib, zum Hafen!" Ki, bara das fiauvt an seiner Brust Vergieb mir meine Schuld!" sagte sie leise. Er suyne, wie eine warme Thräne auf seine Hand fiel. Ich that eS nur aus Trost und Angst." m Osten aiirftcn vurvuriie Strab len über den Himmel. Die Sonne war im Aufgehen. Er stand vor ihr in seiner stattlichen Größe und reichte ihr die Hände. Sie legte die ihren hinein und schaute durch's Morgengrauen zu ihm auf mit ihrem wnßen Gencyk. Von Hongkong aus tclegraphiren wir. und weißt Du. was?"' Nein!" Ein Helles Lächeln lag um ihren zungen Mund. N' ftesih' fislt nun ein (Stifte! O. Du" mein süßer blonder Passagier! Aber ein blinder war auch oaoen Ein neuer Trick. (fint luitig "ilt,erzkich chie von Äoil Blij, Ottalmi. Franz Schlichthof war ein wohl habender Mann von einigen dreißig Jahren, er war Junggeselle, lebte von seiner Rente, und um seinem Dasein einen Inhalt zu geben, ward er Mit glied und Vornand von vericyieoenen Vereinen, die eine allgemeine Wohl fahrtöpflege auf ihr Programm gesetzt hatten; in seiner Eigenschaft als Vor stand eines solchen neudcgründeten Vereins batte er kürzlich vor einer großen Versammlung von einigen Hun i . , . r ..i. x v: ks oerr Perionrn gkipivurn. v,c oKK v neuen Vereins auf' beste klar gelegt und hatte sich begeistert dafür auSge. vrocken. da das LooS der ärmeren Klasse entschieden ein erbärmliches fei. und daß man allen armen Leuten hel. send beispringen müsse. Natürlich wurde diese Rede, die so viel Schönes versprach, mit jubelndem Beifall aufgenommen, so daß sich Herr Franz Schlichthof, der neue Volksbe glücker zufrieden und gelchmeicheik. von hundert Unbekannten beglückwünschen ließ, und nach Hause ging mit hochge schmellter Bruft mit dem Bewußtsein, eine gute That vollbracht zu haben. DaS war gestern Abend gewesen. Und heute früh nun stand er am Fenster. sag sinnend hinaus aus den herbstlichen Morgen, und freute sich noch immer seines großartigen Erfolges von gestern Abend. Plötzlich gewahrte er einen jungen Menschen, der drüben am Fluß lang. sam auf und ab ging; er war ärmlich aber sauber gekleidet, und sein Gesicht sprach eine deutliche Sprache von Hun aer und Noth. Der arme Kerl, dachte Franz. man müßte ihm helfen! Und eben wollte er das Fenster öffnen, um öem Unglück llchen zuzurufen, daß er hereinkommen möge, als er vor Schreck und Entsetzen fast starr wurde, denn der junge Mann schwang sich soeben über das Geländer der Brücke und stürzte sich in den Flu. Franz war außer sich, daß so etwas vor seinen Augen pasnren konnte. Zit ternd lief er auf die Straße und suchte nach einem Rettungskahn. Draußen hatten sich inzwischen schon Menschen angesainmelt und auch hier bei den Rettungswerkzeugen war man schon beschäftigt, aber noch Niemand hatte dem Unglücklichen hclsend bei springen können. Diesem aber schien inzwischen die Lust zum sterben vergangen zu ein, denn er schwamm, suchte sich über Wasser zu halten und schrie jämmerlich um Hufe. Als Franz mit dem Rcttungskahn ihm entgegen kam, klammerte er sich daran fest und zwei Sekunden später war er gerettet. Nach meiner Wohnung." rief Franz den beiden Männern zu, die den Ohn mächtigen an's Land trugen. Fünf Minuten später lag der Selbst mordkandidat im Wohnzimmer des Herrn Franz Schlichthof warm gebettet auf der Chaiselongue und ein Arzt mühte sich erfolgreich, den Haldtodten wieder in s Leben zurückzurufen. Franz stand dabei und ließ keinen Blick von seinem Geretteten; dieser arme Kerl lnteresslrte ,hn letzt und er nahm sich vor, dem Aermsten zu helfen, sodaß er wieder ein glücklicher und zufriedener Mensch werden sollte. Nach Verlauf eine Viertelstunde schlug der junge Mann die Augen auf, Ein dankbarer Blick traf seinen Retter. so daß es dem glücklichen Franz ganz warm um s Herz wurde. Geben Sie ihm ein Glas Porb wein." sagte der Arzt. Sofort brachte Franz eine Flasche und füllte ein Glas für seinen Patien ten'. das dieser in langsamen Zügen leerte. Dann erhob sich der Arzt vom Lager und sprach zu Franz: Es ist keine Gefahr mehr da. aber lassen Sie ihn nur noch ein paar Stun den liegen, denn er scheint sehr entkräft tet zu sein, später geben Sie ihm dann etwas Stärkendes zu essen und zu Irin ken. dann wird er morgen früh wieder vollauf fein." Damit empfahl er sich. Als Franz bei seinem Kranken saß, schlug dieser die Augen auf, reichte die Hand hin und sagte mit matter stimme Ich danke Ihnen, Herr -chlichthof, Jetzt war Franz maßlos erstaunt. Sie kennen mich?" fragte er. Der Andere nickte. Getern im Verein habe ich Sie sprechen hören. Ja, weshalb sind Sie denn nicht zu mir gekommen? Weshalb springen Sie denn in's Wasser? Ich hätte Ihnen doch gern geholfen r Weil ich mich genirte." antwortete leise der Andere. Mitleidig und gerührt schüttelte Franz dem armen Kerl die Hand. Ihnen soll geholfen werden. Aber nun regen Sie 'sich nicht auf, denn es thut Ihnen Ruhe noth. Also schlafen Sie ein paar Stunden, dann werden Sie mit mir essen und werden wir alles Weitere besprechen." Er stand auf, legte seinem Kranken die Kopfkissen glatt und bequem, zog ihm die Bettdecke bis an den Hals hin auf. sodaß er dicht zugedeckt war und ging dann leise ,n s Nebenzimmer. In seinem Zimmer ging et auf und ab mit dem Lächeln eines glücklichen Meirichen, der mit sich zufrieden ist. Im Laufe des Vormittags kamen dann, seine Freunde, ihn zum Früh chovven abzuholen. Er aber ging nicht mit, er blieb dahcim. um für sei nen Kranken zu sorgen. Seine Freunde belächelten ihn. als sie da? ganze Abenteuer erfuhren, und einer meinte: Glaubst Du denn, daß Dir alle Deine Wohlthaten jemals ge dankt werden?" Er aber antwortete: Ich will gar einen Tank. eS ist mir genug, wenn ich mit mir zufrieden bin und das Ge fühl habe, eine gute That vollbracht zu haben." Kopfschüttelnd vkrlleßen ihn die Freunde, und er blieb allein bei seinem Kranken. So verging der Vormittag. Als die Zeit zum Mittagessen da war, ging er wieder hinein zu seinem Schützling. Der war letzt so weit gekräsllgt, daß er aufstehen konnte. Franz brachte ihm einigt von seinen eigenen Klei dungsstückcn, die auch ganz leidlich paßten und so hatte er ihn bald so leid lich ausstasfirt, daß er sich mit ihm sehen lassen konnte. Eine Viertelstunde spater saßen sie bei Tisch und Franz bediente seinen Schützling, als sei er ihm ein lieber Gast Und während deZ Essens, dem der Fremde tapfer zusprach, bekam Franz nun die Geschichte seines Schützlings zu hören. Eine Geschichte, wie sie sich all jährlich in der Großstadt ereignet; Ein junger Mensch ohne Eltern und Ange hörige, der durch Krankheit seine Stelle verloren hatte, der nun keine Arbeit wieder finden kann und tagelang sub sistenzloS und ohne Nahrung herum, läuft, bis er sich zu dem letzten verzmei selten Schritt entschließt. Schaudernd hörte Franz die Erzay lung mit an, das Herz that ihm weh, so bedauerte er den armen Wen schen. Und nun stand es fest bei ihm, daß er diesem Bcdauernsiverthcn eine Zukunft sichern würde. Nach Tisch that Franz sein gewobn tes Schläfchen, in dem ihn niemand stören durfte. Und auch sein Zögling sollte noch ein wenig ruhen. Zufrieden und behaglich dehnte sich der glückliche Lebensretter auf feinem Ruhebette, dachte noch einmal darüber nach, auf welche Weise er die Zukunft seines Schützlings sicher stellen konnte, und entschlummerte dann sanft und traumlos. Als er nach einer Stunde erwachte, galt der erste Gang seinem Schützling, aber siehe da, der junge Mann war nicht mehr in seinem Zimmer. Erstaunt rief Franz seine Wirthschaften und seinen Diener, aber Niemand wußte Auskunft zu geben. Jetzt wurde er unruhig. Mein Gott, dachte er, wenn er vielleicht gar noch einmal in's Wasser gegangen wäre! Und er machte sich nun Borwurs über Vorwurf, daß er den Aermsten so ohne Aufsicht gelassen hatte. Plötzlich aber sah er nach seinem Schreibtisch. Und er erstarrte! Was war denn das? DaS Mittelfach war er brachen. Zitternd ging er hin und untersuchte das Nähere. Und er fand nun. daß nicht nur alles Geld, sondern auch die Brillanten und Goldsachen fort waren. Statt dessen fand er einen bcschrie. benen Zettel, auf dem er die Worte las: Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreund, schaft. Man lebt recht gut bei Ihnen! Sie merken nun wohl, daß Sie das Opfer eines intelligenten Menschen ge worden sind. Mein Beruf erfordert viel Verstand. Mit dem gewöhn lichen Verbrecher habe ich nichts zu schaffen. Ich gebe mich nie mit Kleinig feiten ab. In meinen Kreisen nennt man mich den Genie-Karl". Dieser mein neuerfter Trick beweist Ihnen, daß ich diesen Namen nicht zu Unrecht führe. Es steht Ihnen nun ja frei, die Sache der Polizei anzuzeigen. Aber was erreichen Sie damit? Finden wird mich unsere Polizei ja doch nicht. Also weshalb wollen Sie mir mein Geschäft stören! Ueberdies ersparen Sie sich die Fatalität der Lächerlichkeit, denn auslachen wird man doch nur Sie. wenn die ganze. Geschichte bekanntwird! Also Schwamm darüber. Sie sind ja reich genug, um sich den Sport der Wohlthätigkeit leisten zu können. Noch einmal meinen besten Tank für die freundliche Bewirthung!" Als Franz diese Zeilen las, mußte er unwillkürlich lächeln; ganz im Ge Heimen aber war ihm bitter weh zu Muth, sein Glauben an die Mensch heit gerieth in's Wanken. Natürlich hat er keinem seiner Freunde den wahren Sachverhalt er zählt, denn er liebte eS nicht, sich lächer lich zu machen. aber auch dem Sport des WohlthunS huldigt er nicht mehr so eifrig wie früher, er ist em kkep tiker geworden! galtet den Dieb ! Skizze nach dem Leben von HanS Liesal. Ich halte mich gerne in der Markt halle auf, wo dem Magen der Weltstadt immer neue Nahrung zugeführt wird. Dort pulsirt das Leben der Urwüchsig keit. Auch gestern war ich dort Zeuge einer sich rasch und geräuschvoll ab wickelnden Szene. Die Neugierigen drängten sich um die beiden Akteure des Dramas, das sich bei dem Stand einer Gemüsehändlcrin abspielte. Sie selbst, ein Ricsenweib mit ge waltigen Händen, hatte einen Jungen bei den Ohren, der ihr ein Ei aus dem Korb geraubt hatte, während sie einer Kundin ein wenig Gemüse verlausen wollte. Ter Junge konnte ebensowohl fünf. als zchn Jahre zählen; er sah grotesk aus in seinen viel zu langen Holen, großen Hut und den nackten Füßen, die nur der Schmutz der Straße dellei bete. Tie Frau schrie zornmüthig auf den Kleinen los. Sie schüttelte und ohr feigte ihn bei jedem Worte, und die Menge munterte sie noch durch Zurufe auf. .Er verdient Keile!" .Man sollte ihn auf die Polizei dringen " Ist denn kein Schutzmann da?" Nur ein Ei hat er genommen?" ließ sich eine mitleidigere Stimme ver nehmen. .Ach waS; es ist Dieberei, und die muß bestraft werden." Ter Junge weinte nicht, obwohl sein Gesicht bläulich und die Ohren feuer roth waren. Er suchte die Macht der Schläge mit seinem schwachen, mageren Arm abzuwehren, aber er schrie nicht, nur die großen dunklen Augen flehten um Schonung. Er soll um Verzeihung bitten, und dann laßt ihn laufen!" sprach eine mit leidige Stimme wieder. Unsinn. Verzeihung! Man muß die Diebesbande einsounncn. Ach. da kommt ja ein, Schutzmann, derSchläch terbursche hat ihn geholt " Alle wandten sich nach der bezeich neten Richtung, auch die Frau und der Junge, und jetzt zum ersten Male löste sich ein Schrei, ein Schluchzen aus seiner Brust. Nein, nein, nein " flehte er, sich angstvoll an die Frau klammernd und verzweislunaSvolle. hastige Worte hervorstoßend. Und nun geschah etwas Mcrkmür diges. Als der Schutzmann sich mit gemessen nen Schritten und gewichtiger Miene näherte, pflanzte sich die Frau mit einer resoluten Bewegung vor dem Knaben auf und, beide Hände in die Hüften stemmend, sagte sie in etwas spöttischem Tone: Na, Sie haben einen unnützen Gang gemacht. Oder habe ich Sie vielleicht gerufen? Hier giebt's nichts für Sie. Aber der Junge hat gestohlen, sagte man mir Gestohlen? Was gestohlen? Da müßte ich doch auch etwas davon wif sen! Und wenn die Leute, statt hier zu stehen und zu klatschen und zu gaffen. ihre Wege gingen, wären Sie nicht umsonst aekommenr iWätx dieser Junge sieht aus tvie ein Spitzbube Dieser Junge sieht aus, als ob er Hunger hätte. Ich bin hier Herr auf dem Platz, den ich dem Magistrat be zahle, und deshalb will ich ihm auch etwas für feinen Hunger schenken " und sie begann Kartoffeln, Gemüse und Eier in eine große Papierdüte zu packen. ..Aber der Junge ist ein Vagabund Den Jungen kenne ich und weiß. wo er zu Hause ist. Ich bürge für ihn Jawohl, ich bürge!" schrie die Frau mit einem wüthenden Blick auf den Schutzmann, der achselzuckend wegging Auch die Menge verlief sich, auf das unbegreifliche, verrückte Weib" fchim pfend. und nur der Knabe blieb zit ternd, wie angenagelt auf seinem Platz stehen. Nimm!" sagte die Frau nun mit rauher Stimme, ihm die schwere Düte in die Arme drückend. Nimm, wenn es wahr ist, was Du gesagt haft, wer det ihr jetzt essen und kenn ei nicht wahr ist, nun, dann ist's nicht Deine Schuld Der Junge hatte endlich begriffen. Er drückte die Düte an die Bruft, lächelte einen Augenblick mit feucht schimmernden Augen die Frau an und verschwand dann wie der Blitz um die Ecke. Die Frau verfolgte ihn mit den Augen, solange sie ihn sehen konnte Dann zog sie ihr großes, farbiges Taschentuch. Wissen Sie, was er mir gesagt hat. als der Schutzmann kam?" fragte sie mich, der ihr einziger Zuhörer ge blieben war. Er hätte das Ei für seine kranke Mutter genommen, sie häi ten seit gestern nichts mehr gegessen und seien sieben Stuck zu Haufe. Weshalb gucken Sie mich so an?" rief sie plötz lich ungeduldig aus, geräuschvoll das Taschentuch gebrauchend. Haben, Wie noch nie jemand gesehen, der den Schnupfen hat?" Zaubere Zustande. Gast: Ich möchte Hering mit Kav toffeln." Kellnerin: Woher wissen Sie denn. daß es welchen gibt? Er steht doch gar nicht auf der Speisekarte, Gast: Nein, aber ich rieche es an der Serviette." Die gebildete Gattin. Frau: Ich könnte mir alle Haare ausreißen, weil ich so nutzlos mein Geld hinausgeworfen habe! Kauf' ich meinem Mann zu Weihnachten das neue bürgerliche Gesetzbuch, und zu Neujahr wird er geadelt!" Lntwebn oder. Sergeant (zum Einjährigen, der sehr schlecht zu Pferde sitzt): Donner weiter. Einjähriger, entschließen Sie sich wenigstens, ob Sie oben bleiben oder runter wollen!" Bur,utschle. (Cfl-'tirfi'iM iuntail Wat kruppt dor in de Bus! herum? Ick glöv. bat lS John Bullium! Wat het he dor herum to fliken Un uns so dösig antokiken? He will unS Buren woll mal wisen. Tat England Z Löw kann knurr n un kisen? Sir Buller will mit sien Soldaten Un .Tum.Tumz" um .LhdditGrana ten Uns Buren girn dat Lücht utdlasen? Te Töskop denkt he, wie sünd Hasen? Oll England will Mit träfelnd- Hand Verdriden unZ ut HuS un Land. UnS stehlen Frieheit, Eood un Recht, UnS Buren malen to sien Knecht . Man töv. Tu Löw, mit Tien grott snuut Frettst Tu keen Bur mit Haar un Hut! Dat ölZt Gebot un Gott sien Segen Helvt unZ ut d' Noth ja allerwegen'. Trup IoS, TranövaalerZ, Mann sör Mann, Lütjet und Groot; de Iahn vöran. Säbel um d Siet. dat Röör an d Schuller, UnS Faderland hoch, ton Tüfel mit Buller!! Verhaut da lusig engel! Pack Un stückt de lülje Löw in d' Sack!! Wenn wi hüm affkniept Krall un Stert, Js sien moi Fcll noch 'n Grossen werth. Transvaal is free. free Buren sünd wi Un England'S Sklaven wurden wi nil Wi dult uns nich bör Königsthron, Lang läm Paul Krüger, uns' trö, oll Oom!! Theodor Hinrichs. Treffend. Zwei Freunde spielen Sechsundsechs zig. A (wüthend): Mensch, Du bist die reine Nähmaschine!" B: Warum?" A: Weil Du achtzig Stiche in der Minute machst!" Die strenge Mama. Fritzchen: Papa hat gesagt, wir haben Sonntag eine totale Mond finfterniß!" Mutter: Ja aber nur, wenn Ihr recht brav seid, Kinder!" Unverbesserlich. Tante: Also fünf Mark hast Du von Deinem Bruder, dem Studiosus, zum Geburtstag bekommen?" Karlchen: Ja. Tante, aber ich hab' sie ihm schon wieder pumpen müssen!" Schneidige lvendung. BataillonsMdjutant (vor der Ver eidigung der neuen Einjährigen): Wenn Sie den Fahneneid brechen, so werden Sie nach Spandau gebracht. Das ist hier unten, in der Zeitlichkeit. Außerdem aber setzen Sie sich auch im ewigen Leben ganz kolossalen Unan' nehmlichkeiten aus!" Kasemenbofblüthen. Das glaub' ich, hätte Euch erzfau len Menschen so gefallen können, wenn die Welt untergegangen wäre!" Huber, machen Sie doch nicht ein Gesicht wie ein Dromedar, das von einem zweiten Buckel träumt!" Na, Meier, wenn die Dummheit prämiirt würde, Sie könnten sich vor Madaillen nicht retten!" Müller, stehen Sie doch nicht da wie ein Windbeutel, dem der Wind ausgegangen ist!" Sie, Flügelmann, machen Sie beim Marschiren keine so grotzenSchritte, als wenn Sie aus dem Militärverband austreten wollten!" Neues !vort. Wie ist Dein angehender Schwieger Vater denn situirt?" Vollkommen auskunftsbureaufeft." Verschmelzung. A: Wie geht es . eigentlich jetzt Ihrem Onkel?" Studiosus: Oh. der hat schon lange kein Geld mehr von sich hören lassen!" Bei der Audienz. 18jähriger Fürst (zum ',0jährigen Bittsteller): Seien Sie meines väter lichen Wohlwollens versichert!" in wink. Besuch (Radfahrer, der eine sehr langweilige Geschichte erzählt): Die Geschichte scheint Sie nicht sonderlich zu interessiren! Soll ich weiter erzählen?" Hausherr: Fahren Sie nur fort!" Unter kebemZnnern. A: Du siehst in der letzten Zeit so schlecht aus; dies tolle Leben greift Dich an; Du wirst alt!" B: Wenn Du nur recht hättest; ich fürchte aber, daß ich nicht alt werde!" k?auxt und Nebensache. Was hat der Referveleutnant Schulze eigentlich für einen Beruf?" Nebenbei ist er noch Assessor!" vor Gericht. Richter: Zeuge K.. ist Ihnen von tom vorliegendenRaufhandel auch etwas zu Ohren gekommen?" Zeuge: 'Das will ick. meinen." Richter: Was denn?" Zeuge: Eine ganz kolossale Ohr feige."