Der Sä'wur. JtiiBÜnaljlijit von faul icS. Der Untersuchungsrichter schob seine Brille zurecht und drückte auf den Knopf der elektrischen Glocke. iit Schuh mann trat in daZ Zimmer. .Führen Cie den Gefangenen herein !" sagte der ' Richter, indem er ein starkes Aklenheft vor sich niederlegte. Ein paar Minuten später öffnete sich die Thür, und der Gefangene trat mit langsamen, schleppenden Schritten her ein; er ging bis dicht an die Barriere vor, legte die Hünde auf daZ Gitter und artete. Hinter ihm. auf einen Stuhl an der Wand nahm der Schutzmann Platz. Ter Gefangene war ein junger Mensch: er trug in seinem bartlosen Gesicht tief eingegraben die Spuren deZ LafterS und konischer Gemeinheit. .Sie leugnen noch immer?" fragte der Untersuchungsrichter. Ich habe nichts zu gestehen," ant. ortete der Bursche heiser. .Man soll mich doch endlich laufen lassen; eZ ist doch eine Gemeinheit, einen Menschen, der nichts gethan hat. so lange festzu. kriegen." Untersuchungsrichter liefe ihn ruhig reden; er spielte dabei mit seinem Taschentuch und warf nur zuweilen einen ruhigen, prüfenden Blick auf den Mann vor der Barriere. Wie heißen Sie?" fragte er dann plötzlich. V Der blasse Bursche lachte gurgelnd ,uf. .DaS sag' ich nun schon das vierte Mal! Oskar Walther. Geboren ir gendwo zwischen Chemnitz und Leipzig. Mein Bater war Kesselflicker. Ich bin nicht gemeldet, weiß nicht, ob ich getauft bin. Ich zog immer so herum, bald allein, bald mit Anderen. Zuletzt war ich zwei Jahre in Belgien. Jawohl, das war ich. Ich spreche auch franzö fisch. Ich kann das beweisen. Weiter weiß ich von nichts. Herr Rath, nicht einmal, weshalb ich noch immer hier festgehalten werde." ' Der Untersuchungsrichter neb seine Nägel mit dem Tacheittucy. .Ich will Ihnen mal was sagen Okkar Maltber ! Das ist alles Schmin del. was Sie da erzählen. Sie sind in der Nacht zum 18. Juli in der Nähe des Hauses Mühlftraße 37 ausgegrissen, ainei 'Saat, nachdem die alte Frau Behling in diesem Hause mit einem Messer ermordet wurde. sie wuroen , abgefaßt, als Sie auf einen Prellstein gestiegen waren und versuchten, in die Wohnung deS Küsters Jacobi. die in demselben Hause liegt, und wo die Fenster offen' waren, hinein zu sehen. WaS wollten Sie dort? Sie sagen. Sie waren neugierig, weil Licht in den Fenstern war. Ich sage Ihnen. Sie wollten hören, ob die Leute von dem Mörder sprachen. Denn Allen, die jene alte ermordete Frau gekannt haben, war eS von vornherein ziemlich klar, daß der Thäter kein Anderer fein könne, als Hans Jacobi. der Sohn des Küsters von St. Marien, der feit fünf Jahren verschollen ist." Der Gefangene schüttelte den Kopf, wie ein Mensch, der sich vor Staunen gar nicht fassen kann. .Dann müßte mich doch Einer von den .Allen" erkannt haben." sagte er mit unverkennbarem Spott. Der Untersuchungsrichter zuckte die Achseln.' Jeder hat Ihre Ähnlichkeit mit dem Jacobi festgestellt. Mehr kann man nicht verlangen. Ein Junge von fünf zehn Jahren und ein Mensch von zwan zia sind eben verschieden, namentlich wenn fünf Jahre JhreS Lebens da zwischen liegen. Aber das brauche ich ja Ihnen nicht zu sagen: Sie sind raffinirt genug, um das selbst zu wif fen." Der Gefangene machte ein Gesicht, - das den Ausdruck vollkommener Blöd. , heit 'trug. Er weinte beinahe. Ich bin nicht so'." stöhnte er. Ich habe doch nichts gethan! Ich kann nicht einmal ein Huhn abmurksen. Das ist wahr. Das kann ich beschwö- - ' Er schnüffelte mit der Nase und drückte die Augen zusammen, als wenn er die Thränen zurückdrängen wolle Der kleine dicke Richter sah lhn gleich iltig. mit dem Ausdruck einer beinahe humoristischen Spannung an. Lassen Sie nur. Jacobi!" sagte er dann. . Oder wollen Sie lieber Walter? Es lohnt nicht; ich glaube Ihnen doch n.cht. daß Sie weinen können. Und ich werde Sie schon kriegen, seien Sie überzeugt ÖÄOH 1" ' Der hagere Bursche änderte sein Ge sicht sofort; er wurde wieder frech und conisch. .Rauskriegen kann Keiner as denn es giebt nichts. Lassen Sie mich in Ruh' mit Ihrem Jacobi! Was ' j ;. horrMte alte Jungfer i JCVl lliuj . - an!" - .Woher wissen Sie denn daß .die alte Frau Behttng o gicp . . der Nachbarschaft allgemein eine alte ma9 ClUlUlil vufc . Der Gefangene zog den Kopf zwl,chen ; die Schultern. Acy Gouegou: u, . die Art! Das hab' ich man so gesagt! ,Gar nichts weiß ich von dem alten . Weib!" ,,. hslfe Sie vor fünf Iah- .UUF . ' " f . ren gerade als Sie durchgingen, schon w lten Krau einbrachen , und sie um zweihundert Mark bestohlen haben? Deshalb gingen Sie doch weg, . denke ich. trotzdem die Behlmg Ihrem braven Vater versprochen hatte, keine Anzeige zu machen. Jahrgang 20. T'u Barriere klavverte und knarrte. so rifc der Mensch an ihr herum. .Ich welk von alledem nichts'. schrie er. .Sie müi en wohl feinen yaven. sonst würden Sie mich hier nicht so auälen! DaS ist 'ne Unaerechtiakeit. unaereckt ist'S! Und ich laß mir daS nicht gefallen! Brauch ich nicht! Nein Er Hatte ich 0 in Wuly aereoer. daß der Schutzmann ausstand und einen Schritt vortrat; aber der Richter winkte ad. .ES ist gut. Hofer. wird kick kckon geben!" und er drückte noch einmal auf den elektrischen Knopf. .Führen Sie den Mann aus oem Zcugenzimmer herein!" sagte er zu dem eintretenden Boten. Der Gefangene wandte den Blick schielend nach der Thür. Gleich darauf wurde er. nur einen Augenblick, asch fahl. Ein kleiner, älterer mann trn cymar im Rock trat in'S Zimmer. Auf der linken Brust funkelten ein, paar Kriegs denkmünzen, in der Hand trug er einen abgegriffenen EyUnder. Auq er yane den Gefangenen beim Eintreten ange keben. aber er wandte sofort den Blick wieder ab und schritt militärisch bis an die Brültuna vor. .Sie find der Küster Jacovl k" nag der Richter. .Zu Befehl! Otto Friedrich Jacovli' Sie konnten bisher in der Beblina'l schen Mordsache nicht vernommen wer den. Sie hatten um Aufschub gebeten, MeSbalb?" Er tbat. als ob er in den Akten blättere. Der Zeuge sah ihn betrof sen an. -Mh hatte es angegeben!" sagte er dann rauh. .Ich mußte meine Frau begraben" Der Blick des Untertuchungsricyrers kloa ,u dem Gefangenen bin. aber der rührte sich nicht; er war nur noch etwas bleicher geworden. Richtig, oa neyt eS ja! Ihre arme Frau ist gestorben. Die Aufregung über das entsetzliche Ereigniß hat ihr wohl den Rest gcge den. Mein Beileid. Herr Jakobi! Und nun, bitte, seien Sie mir nicht döse, wenn ich Ihren Schmerz noch verstärken muß. Aber Sie haben ja Kriege mit gemacht und wissen, daß es da kein Erbarmen oiebt. ?!ck bin immer im Kriege, lieber Herr Jakobi! Sehen Sie sich mal den Gefangenen an, rennen Sie ihn? Drehen Sie sich um, Sie!" Die lebten Worte galten dem Burschen vor der Barriere, der eine halbe Wen dung', in s Dunkel gemacht hatte, Küster Otto Friedrich Jakobi richtete fick stuf und sab den Gefangenen an: in seinem Gesicht zuckte kein Muskel. nur seine Augen traten etwas yervor. als sie den Blick des Mannes suchten. in dem er seinen Sohn erkennen sollte Der stand erst mit gesenktem Kopf da. aber bald sah er frech dem Zeugen in'S Antlitz. .Na?" fragte er cynisch. Der Küster schüttelte den Kopf. .Ich habe den Menschen niemals gesehen!" erklärte er dann ruhig. m Der Gefangene lachte hell aus uno Riefe dann rob bervor: DaS ist Ihnen mal vorbei gelungen!" .Schweigen feter veiaqi ocr avisier ärgerlich. Er wandte sich zu dem ' m rf- '11 v v - C eugen und ay um vlireno uno nuy nend an. ' wr knbi! faate er. .Sie sind ein'achtbarer. braver Mann. Sie haben auf dem , Schlaqyelve yre lkn nd der Jdrer Bekannten weiß, daß Sie immer ein musterhafter M I-l Bürger waren, eoeuuu handelt es sich um die Sühne eines furchtbaren Bervrecoen. oie vur,r keir falsches Mitleid yaven mir Einem, der Ihnen doch verloren in, ,o oder so! Sehen feie lich oea ivcann noa einmal an." ., r. . . , Der kleine Zeuge reckte nca in oen Schultern. . m?,lk" sk.te er verächtlich. .Mit einem solchen Kerl? Und wenn's zehn- , . i I OtflA rt ?AMHH iNfll mem von rouic; vr iiy iiik den Mann nicht!" Diesmal ah er den Gegangenen nicht an. : . Der Richter saneie oie vaum uuu schüttelte den Kopf; er überlegte einen Augenblick. . , Erzayken le mir vvuj um, wk Ihr Sohn fortging!" sagte er dann. Der Küster Jacobi rieb an seinem Wrnn. Kr sau aus oen tjcaei. VI MV" - ' . . . m f ..ri.U:L. als stände die Geicyicyie ou hhcuch,. n r - C . 1 s ! aKaaTivmAa. und tpracy yanig. ,ei,rr,, w uugvu, nen Sätzen: rr ia .Ist nicht viel zu erzavien. r ,,i durchgegangen. Er war unser' Ein ziger. Als er geboren wurde, da hätte es meiner Frau beinahne das Leben ge kostet, und die Hevamme ,agie: .u wird ein Grenadier. Herr Jacobi!" mirh PIN Grenadier, bat ne gesagt. aber er ist was Anderes geworden! BiS zum elften Jayre ging e; er oai einen hellen Kopf gehabt und war im mer der Erste. Dann kam er mit em paar älteren Lümmeln zusammen, na, St i'i 0ltltW$fl(lL Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. und dann dann ging's immer fo weiter. Er hat gestohlen, daS ist wahr. Ich hätte ihn auch angezeigt, so wahr Gott im Himmel.... aber die alte Frau Behling wollte es nicht. .Lassen Sie man, Jacobi," sagte sie, .ich kann'S verschmerzen! Gott wird schon helfen!" hat sie gesagt. Und dann war er fort. Ich hab' ihr daS Geld all mälig bezahlt. Von ihm hab' ich nichts mehr gehört. Gehohlen hat er. daS ist wahr. Aber to lo ein Mo Mörd er stockte und nickte vor sich hin, fuhr aber gleich wieder fester fort. Nie hätt' er's gethan, denn er war gut müthig im Grunde. Und wenn er's doch gethan hätte" Herr Jacobi wandte sich ein wenig und sah den Gefangenen schweigend an; dann richtete er den Blick wieder auf den Zullnderdeckcl. .Dann hätt' er's nicht überlebt," vollendete er dann heiser. .Aufgehängt am Hemd oder so das hätt er.. ganz gewiß.. . gemacht." Der Untersuchungsrichter stand auf, seine Augen musterten hinter der Brille hervor die beiden Männer mit einem kalten, ernsten Blick. Dem Küster stand der Schweiß auf der Stirn; der freche Gefangene war ganz still. Der Schutzmann im Hintergrunde erhob sich von seinem Stuhl und trat neugierig einen Schritt näher. Er sah mit einem Ausdruck gutmüthigen Mit leid? auf den kleinen Herrn Jacobi, als ob er bei sich dächte: Wie schwer muß es dem Manne sein, hier so vor den Schranken zu stehen! .Der Mann ist also nicht Ihr Sohn, Herr Jacobii" fragte der Richter. Nein!" entgegnete der Zeuge. Sie wollen es beschwören V ..Ja!" ' ' Dann werde ich Sie vereidigen. Heben Sie die rechte Hand auf. und sprechen Sie mir nach!" Der Gefangene richtete sich ein wenig auf und sah den Küster an. Otto Fried rich Jacobi erhob ruhig die Hand. .Ich schwöre bei Gott, dem Allmäch tigen und Allwiss-nden," sagte der Richter die Eidesformel vor. Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen und Allwissenden," wiederholte der Küster Jacobi die reine Wahrheit zu sagen," die reine Wahrheit zu sagen, .nichts zu verschweigen," nichts zu verschwei " Da fiel der Gefangene n die nie. .Schwöre nicht, Vater!" schrie er heiser, ich war's, Herr Rath, ich habe die Frau ermordet." fahrendes Volk. Plauderei von P. G. H e i m s. Es hat immer noch einen gewissen romantischen Klang, das Wort sah rendes Volk," wenn auch in Wirklich keit den dreimalhunderttaufend Stro mern, die täglich durch Deutschland hindurchstrolchen sollen, meist verzwei felt wenig Romantik anhaftet; denn viele sind heruntergekommene und ver dorbene Gesellen. Und doch giebt eS unter ihnen einzelne, die uns gefallen können, Kerle mit einem gewissen un verwüftlichen Humor, die nicht todt zu kriegen sind," und denen das Leben hell aus den Augen blitzt. Ueber ihren sonstigen sittlichen Werth soll damit nichts gesagt sein. So schwebt mir Einer vor, der in den siebziger Jahren durch die Meck- lenburgsche Schweiz" strolchte. Er hatte auf dem Gutshofe gegessen, mit den Mägden einige derbe Scherze gemacht und zog nun, den Eichenftock durch die Liift wirbelnd, seiner Straßen weiter; ein stämmiger, rothbackiger Geselle mit krausem Haar, der seine Sach' auf nichts gestellt hatte. Da hört er hinter sich das Schlagen von Hufen und sieht sich um. Es ist der .Landreiter," der seinen Patrouil lendienst macht. Unbekümmert geht der Bruder Strabinger weiter und pfeift sich ein Liedchen. Nun hat ihn der Gensdarm eingeholt, und während das Pferd in Schritt fällt, sieht er sich den vergnügten Wandersmann scharf an. Der sieht ihn wieder an. zieht feinen höchst mangelhaften Filz und grüßt höflich: Mahlzeit. Herr Gensdarm !" Streng schaut der ihm in's Gesicht: Hat Er Papiere?" tönt die Frage. Jawohl Herr Wachtmeister!" Und er greift in fein zerrissenes Wams und bietet einige traurig aussehende Pa pierfetze dar. Viel, aber in Ehren jebraucht, Herr Wachtmeister!" sagt er vergnügt. Nach kurzer Musterung erhält er seinen Do kumentenschatz zurück mit einem geftren gen: Hm!" Hat er Subsidienmittel ?" fragt der Landreiter ernst und gewichtig. Nu. freilich, Herr Wachtmeister. Det klimpert ordentlich!" Er hält in der Hand zwei kupferne Dreier dar. Hm! Wo will Er denn damit hin?" .Nach Berlin. Herr Wachtmeister. Sie glooben dat nich? Bitte, gucken Se mir 'mal an! Ick bin doch 'n hübscher und vertrauenerweckender Kerl, was? Un sehen Se, wenn ick so zu 'ner Herr schaft komme und sage: .Ach. bitte, pumpen Se mich doch 'n Dahler uff mein ehrlichet Jestchte" was wollen Se wetten. Herr Wachtmeister sie thut et gleich! Und pumpen darf ick mir wat; nich wahr? Aber betteln Jott bewahre! Dat thut meiner Mutter Sohn nich!" .So, Nu komme Er man 'mal mit nach Besedow zum Herrn Gcrichtsschrei der, daS ist mir doch nicht recht sicher mit ihm!" bricht der Landreiter das Verhör ad. .Mit 'n jrößten Vergnügen!" sagt der Bursche, dat kann mich blos 'ne Ehre sind, in Ihrer Begleitung zu je hen. Denn man los!" Der Gendarm murmelt etwas in den Bart, und eine Zeit lang herrscht Schweigen. Der Bursche pfeift leise und vergnügt vor sich hin. Mit einem Male hebt der Gesell den Blick und schaut dem Landreiter auf- merksam ln s Gesicht. Herr Wachtmeister ' sängt er an. Sie jefallen mir! Aber leid thun Se mir ooch. Sie haben so 'ne geele, un gesunde Jesichtsfarbe. Sehen Se, dat kommt blos von det Ute Leben. Un sehen Se mir 'mal ar: 'n Kerl, wie 'n Eiche, wat? Sehen Se, vet kommt davo, dat ick meine tägliche Bewegung habe; Se sollten man ooch zu Fuß zu jehen! Un nachts na, da kriechen Se natürlich in die Federbelten. dat se Ihnen man so über'n Kopp zusammen schlagen, un alle Fenster dichte zu! Nee. ick mache det anders! Ich lege mir int irüne Gras in 'n Chauffeegraben rn decke mir den Magen mit Gras zu, und dann schlafe ich Ihnen wie so 'n Bär. und wenn ick aufwache, dann bin ick sidel wie 'ne Lerche; fo sollten Se 't man ooch machen " Maul halten!" unterbricht ihn un- hold der Gensdarm. ..3. wen nich zu rathen ,, oen is nich zu helfen!" murmelte der Wanden . r v . . ' . d . : . - crn.:r DrCD. und mieoer iviro es eine still, bis sie zur Gerichtsstätte gekom- nun sind. Der Gensdarm stellt feinen Begleiter vor und der Sekretär nimmt ihn in'S Verhör. .Nichts zu machen! ausen lauen r sagt er lächelnd. Na. ick wußte es ,a'." ,agt vertan- derbursch vergnügt; aber nu habe id noch 'ne Bitte an so 'n charmanten jun gen Herrn, wie Sie 'sind; sehen Se 'mal." und dabei streckt er den Fuß vor. an dem ein merkwürdig desolater Stiefel schlottert, viere gucken durch 't Leder; haben Sie nich 'n paar olle Stiefel vor mir " ..Halt!" schreit da der Gensdarm, nu hat er gebettelt, nu anetire ich ihn!" ..err!" ruft der Stromer uno ricyiei sich zu seiner ganzen Höhe auf, ick denke nich daran, ich bettle nie! Ab koofen wollte ick dem Herrn die Stie beln!" .Was? Mit Ihren zwei kupfernen Dreiern?" fährt der ihn an ..Wenn Sie ?!bre olle knebeln da für nich verkoofen wollen, dann behalt ten Sie se man alleene!" .sagt er mit! Würde und wendet stch zum Gehen. Verdutzt sehen sich die beiden Ande ren an. Da kehrt er noch einmal um und tritt zum Gensdarmeu. .Ick will bi? übrigens nocy war ia- gen, i beginnt er yocymmylg uno nuzr sich rückwärts an seinen ktock; n an- der Mal, wenn Se mit 'n anständigen Menschen sprechen, dann steigen Se jefälligft von 't Pferd; dat jehört sich so! Aber dat wissen Sie wohl nich. Sie sind woll ans kleener Familie!" Sprach s und verschwand mit langen Sätzen. Der Gensdarm wollte hinterher. Lassen Sie den nur," fagte der Sekretär lachend, der Hallunke iftJhnen über! Schnäpschen gefällig?" ' Brummend und fluchend steigt der Gensdarm vom Pferd, und der Bru derStromer zieht pfeifend seinerWege. Ganz unfreiwilliger Weise zum sah- renden Volk" in des Wortes eigenster Bedeutung wurde ein armer Schorn fteinfegergeselle in Hamburg zur Zeit der Cholera. Der ging in seinem schwarzen Habit ruhig seiner Straßen auf irgend ein Dorf hinaus, da hörte auch er sich Pferdegetrappel, und wie er genau hinsah, erkannte er eines jener Hülfsfuhrwerke, die damals mit zum Transport der Choleraleichen benutzt wurden. Diesmal war es ein alter Bäckerwagen aus Eisenblech, vor den sie vier Pferde gelegt hatten, die vom Sattel aus gefahren wurden. Beim Näherkommendes ungemüthlichen Fuhr Werks erkennt er in dem Kutscher einen Bekannten. , Ro. 31). Du. Krischan." beginnt er. lat mi doch 'n bet n mitfahren: ick hem noch fo n grasig langen Weg!" Nee. min Jung " sagt der Rossen lenker. dat geiht nit an; ick hew dor Choleralikcn in. un denn warft Du dod! Adiüs! Hüh!" Und im Trab geht es weiter. Da sicht der Schornsteinfeger, daß die Thür deS Wagens auf und zuklappt, schnell benutzt er die Gelegenheit und schwingt sich rücklings auf den Wagen und läßt die Beine hängen. Aber die scharfe Eisenkante des WagenS schneidet ihm in die Kniekehlen, und behutsam zieht er die Beine nach. Da faßt ein Windstoß die Thür und wirft sie zu, und die tfe der schnappt ein. Da sitzt der Unglück liche plötzlich in dunkler Nacht und lehnt entsetzt gegen eine Anzahl von Särgen, Nun faßt ihn aber doch die Angst, und er fangt an wüsten Lärm zu machen. Dumps hört der Kutscher das Schreien hinter ihm im Wagen und da packt auch ibn das Grausen. Er baut auf die Pferde, im Galopp geht eS dem Kirch Hof zu und schon von Weitem winkt er den Grabarbeitern. Ter Wagen hält vor dem Thor die Tbür wird aufge rissen, die schwarze Gestalt deS Schorn steinfegers. der durch die entsetzten Ar beiter bricht und querfeldein rennt, fort von der Stätte deS Grausens, wie von Furien gejagt. Aber da ruft der Kut scher vom Sattel herunter: Nee. holt min Jung! so geiht dat n,ch! Dörtein (13) heww ick kreegen, un dörtem mutt ick afliesern'." Aber der Verkannte lief wie ahn sinnig weiter, und stumm schauten die Leute einander an. Dann gingen sie kopfschüttelnd und gleichmüthig an die Arbeit. So stirbt der Humor des Volke? auch in den trübsten Zeiten nicht. Wie Schiller sprach - Diese Frage wird mancher Leser sehr leicht beantworten zu können glauben: Schiller sprach eben, wie er schrieb, das ist doch selbstverständlich. Das ist nun freilich keineswegs selbstverständlich, und eS trifft auch bei Schiller gar nicht zu, ebensowenig wie bei irgend einem anderen Dichter. Zu Schillers und Goethes Zeit war der Schauspieler Anton Gnaft Regisseur am Weimari schen Hoftheater. Sein Sohn Eduard Gnast, gleichfalls Schauspieler. - berich tet in seinen Memoiren auch über die Thätigkeit seines Vaters in dieser Stel lung. AlS in Weimar, erzählt er, am 14. Mai 1800 zum ersten Male Shake fpeareS 'Macbeth" in Schillers Bear beitung gegeben wurde, steigerte sich der Beifall von Akt zu Akt, und namentlich war e? der Darsteller der Titelrolle, der Schauspieler Voß. der das Publikum begeisterte. Nach dem zweiten Akt eilte Schiller auf d,e Bühne. Wo lscht der Voß?" fragte er, und dann, als dieser ihm entgegen kam. umarmte er ihn und sagte: .Nein, Voß! Ich mutz Jhne sage, meischterhaft, meischterhaft! Aber nun ziehe Sie sich zum dritten Akte um!" Voß dankte dem Dichter, worauf dieser sich an den Regisseur Gnaft wandte: .Sehe Sie, Gnascht, wirhabbe Recht gehabt! Er hat zwar ganz andere Versch gesproche, als ich sie geschriebe hab, aber er ischt trefflich." Ein an dermal, als ein Schauspieler Heide, der trotz mehrfacher Mahnungen Goethes immer wieder in den höchsten Tönen feines Organs deklamirte und heftig mit den Armen geftikulirte, Schiller bei einer Probe seine Gründe dafür aus einandersetzen wollte, rief dieser zornig: El was! Mache Sies wie ichs Jhne sage und wies der Goethe habbe will! Und er hat Recht. eS ischt ä Graus, das ewige Vagire mit dene Händ und daS Hinauspeife bei Rezitation." ' Schwäbische Gemüthlichkeit. Aus Leilbronn wird der Kti-nkk. Post" geschrieben: Wäre die Geschichte nicht aktenmäßig festgestellt, und würs nickt mein leikbnstiner Weiter VinS pasfirte. man sollte dieses Meisterstück icomaviicaer Gemmylicyieit kaum für möalick ballen. Die Sacke ist nttmlick die: Sendet besagter Vetter an einem Samstag. Mittags 52 Uhr, von feinem Wobnilk in E. aus einen Ervrekkrips nach dem Städtchen A. bei L. Indem rief, oer regelrechl gegen 4 llhr in den Händen des Empfängers sein mußte, bittet er diesen, ihm sofort Antwort zu kommen zu ian,en, die in diesem Falle anderen Moraen 8 UKr dann in hinen Händen sein müsse. Der Morgen kommt, aber kein Brief. Es wird 10 Ubr. endlich aeaen 10J- llfir summt di ersehnte Antwort als Telegramm. Und oas mar ,o gegangen: Ver Brief war oronungsgemag um 4 Uhr in A. ange kommen. Gerade an diesem Abend aber regnete es ziemlich stark, und der Herr Postmeister konnte im ganzen Gebäude keinen Regenschirm für den Postboten . . . S. I7 ! ' f. v i. en - r uu,,,vr. lieg er oenn oen Bnes ruhig liegen und gcSachte ihn am an deren Morgen mit den gewöhnlichen Briefen austragen zu lassen. Unglück lichenoeise aber verschlief sich auch noch der Pcstbote an diesem Soi'.ntag Mor gen, und so Izn eS, daß ein Erpreß dries von E. nach A.. der sonst drei Stunden zur Expedition braucht, dieses Mal just einen Tag hierzu in Anspruch nahm. Ter barmherzige Herr Post meister hat die Sache selbst zu Protokoll gegeben und daür von unserer Gene raldirektion al Zeichen besonderer An erkennung ein Weihnachtsgeschenk er halten, da? er nicht unter den Ehrifl bäum legte. ?tZeitdilche. Unser Schnellzug hat in Station W. einige Minuten Aufenthalt. Zwei Mit reisende steigen aus und belegen, da sie wiederkommen wollen, ihre Plätze. In zwischen steigt aber in daS vollgesetzte Coup zum nicht geringen Erstaunen aller übrigen Mitreisenden, welche den Eindringling höflich darauf aufmerk sam machen, die Plätze seien befetzt," sehr gemächlich ein englisch aussehender Herr ein, und laßt sich breitspurig nie der. Mr. .B. scheint deutlich verstanden zu haben, als der erste AuSgcftiegene seinen Platz wieder einnimmt; mit ge heimer Freude aber warten Alle auf den Augenblick, wo der Zweite, ein die derer Deutscher, der nicht so aussieht, als ob er sich etwas gefallen lassen würde, eintreten soll. Er kommt und erklärt Mr. B., er habe diesen Platz belegt gehabt." Mr. B. radebrecht einige unverständ liche Worte und bleibt sitzen. Verwundert sieht sich unser Mit reisende um, und den seltsamen Fahr gast der Länge nach an und Ach, Sie sind Engländer!" entfährt es ihm wie in plötzlicher Erleuchtung. Verhaltene Fröhlichkeit auf Seiten der Anderen. Zornesgluth auf der deS Einen! Dessen Zunge aber hatte sich gelöst: Oh, feie vollen mir uohl Höflichkeit lehren?" Oh nein! Die wird Ihnen jetzt in Transvaal beigebracht!" Schallende Heiterkeit und herzlicher Beifall war die Folge. Mr. B. aber hatte genug. Der britische Löwe schlich von bannen. Alte belgische Urkunden. Seit undenklichen Zeiten existirt auf dem Rathhause in Brüssel eine große Menge alter Urkunden, die auf dem Speicher ungeordnet durcheinander la gen. Erst jüngst fand eine vorläufige Sichtung des reichen Materials statt. Neben Gerichtsakten aus dem ganzen 1. Jahrhundert verdienen verschiedene Sammlungen hervorgehoben zu wer den, die auf die Finanz, Wirthschafts und Krugsge chichte Bezug haben. Das Militärarchiv enthält Urkunden Über die Feldzüge Ludwigs XIV. und XV. in Belgien und über die Belagerung von Brüssel 1695 und 1703 und gibt interessante Aufschlüsse über die Ver proviantirung und den Transport der Truppen. Die Brüder Z)vens, zwei große Brüsseler Bankiers, standen an der Spitze der Militärintendanz, die da mals "L&s equipaees du lirabant hieß. Ihre Rechnungen und Eorre fpondenzen geben ein anschauliches Bild von der damaligen Organisation des militärischen Proviantwesens, nament- lich während der Belagerung von 1761. verner gewahren die Archive des Schatz amtes und die vollständig vorhandenen Quittungen über die Pensionen seit 1619 klaren Einblick in das städtische Finanz Wesen. Hohes Interesse bietet die Cor respondenz der damaligen großen Han- delsftrmen; sie enthält über 20,000 Briefe mit werthvollen Angaben über Einfuhr und Ausfuhr, die Preislifte der Waaren und eine Menge Tuch-, Spitzen und Stoffmuster, die als Bei- läge zu den Bestellungen der Kaufleute dienten. emüthliche Kriegführung. Die Buren vor Mafeking scheinen den Mangel an Alkohol gerade so zu fühlen, wie ich. schreibt ein Berichterstatter der deutschen Sückafrikanischen Zeitung in Johannesburg: Neulich sandte der'Bu renkommandant einen Parlamentär in die Stadt und dat um eine Flasche Cognac, da ihr Feldkornct erkrankt sei. Baden-Powell hatte Mitleid mit der armen Seele und sandte eine Kiste Whisky mit dem guten Rathe, sich des selben zu bedienen. Die Buren waren sehr erfreut und wollten sich gerne für die gute That der Engländer erkenntlich zeigen. Anfangs konnte man sich auf nichts besinnen, was dem Werthe einer Kiste Whisky gleichkäme, aber man ent schied sich zuletzt, daß ein gefangener Engländer wohl ungefähr denselben Werth besäße. So wurde denn ein englischer Soldat aus der Gefangen schaft entlassen und mit bestem Dank nach Mafeking zurückgesandt. Baden Powell soll sofort die nöthige Anzahl Kisten in London bestellt habm, um auch die übrigen Gefangenen zu be freien. Aber damit dürfte er wenig Glück haben, da ja nicht jeden Tag die Feldkornets krank werden. Bündig. Schau' Dir die Dame dort an! Das ist die Wittwe, die unser Freund Müller h:irathen will!" Ist wohl Geld da?" Wie Heu!" Und Verstand?" .Auch so!"