Die ocidcn Ivittwcn. Lgveilt uai laut Äani? sn tf. Hilmar. 1. Tag über hatte der Kampf gelobt. ali dcr Abend herniedersank. er ftummte dkr Schlachtenlärm. Todes, schweigen herrschte ringsumher. Westen war der Sieg? Man wußte es nickt. VeraedenS befragte Mr. de Pilleroy. ein von Alter gebeugter (reis, die des Weges lommenven fcoi baten. ES liefe sich nicht sagen: man wußte nur. daß der Kampf heiß und schrecklich gewesen, daß die Positionen wiederholt genommen, verloren, zurück erobert waren und daß die Zahl der Gefallenen auf beiden Seiten sehr groß sein sollte. Mr. de Villeroy hatte auch seinen einzigen Sohn in'S Feld ziehen sehen; er stand als Kapitän bei einem Regi ment der Mobilgarde, doch seit zwei Monaten hatte man nichts mehr über ihn vernommen. Man denke sich daher die Freude des GreiseS, als der gellibte Sohn an die scm Abend plötzlich vor ihm stand. Sein Regiment hatte TagS über im ürgften Feuer gestanden; er war er mattet, schweißbedeckt und pulverge, schwärzt. .Ich habe nur eben Zeit. Dich zu umarmen, Vater, und Weib und Kind an's Herz zu drücken, dann muß ich gleich wieder fort, erklärte er. Und so war eS. Nach kurzem AuS. tausch heißer Zärtlichkeiten, die mit den Thränen seines Weibes und Kindes untermischt waren, mußte Jean de Pilleroy sich wieder von seinen Lieben trennen. Vater." sagte er beim Abschiede, wir haben einige unglückliche Käme raden, welche durch Müdigkeit oder Verwundung am Weitermarsch verhin dert waren, auf der Strecke jurückge lassen. Sie sind unterwegs zusammen gebrochen. Sorge dafür, daß die Dorf leute ihnen Hilfe bringen. Ihr werdet einen jungen Offizier darunter finden, der sich mit übermenschlicher Willens kraft weiterschleppte. Thue für ihn. was Du kannst. Vater. Er ist ein Tapferer, der sich während des Kampfes wie ein Löwe schlug. Falls er noch am Leben ist, laß ihn hierher auf's Schloß bringen und ihm jede nur mögliche Sorgfalt attgedeihen." . Nachdem dcr alte Herr feinem Sohne die Erfüllung seiner Bitte verheißen, zog dieser wieder feines Weges, mit festem, energischem Schritt, trotz der Prüfungen, die hinter ihm lagen, trotz derer, die seiner harrten. 2. Die Arme von sich gestreckt, lag der Verwundete, wie todt an der Heer ftraße. Voll unendlicher Vorsicht hob Mr. de Villeroy ihn mit Hilfe zweier Diener auf und ließ ihn auf einer schnell improvisirten Bahre zum Schlöffe brin gen. Er athmete noch, von Zeit zu Zeit hob seine Brust sich leise. Im Schlosse harrten Madame de Villeroy und ihre zwölfjährige Tochter Martha ängstlich des Verwundeten. Die Gouvernante der Kleinen, ein etwa zweiundzwanzigjähriges -junges Mäd chen mit sehr sanften, sympathischen Zügen, weilte bei ihnen. Alle Drei eilten zu der Bahre und neigten sich über den mit geschlossenen Augen bleich und regungslos Daliegenden. Wenige Minuten später ruhte der junge Offizier auf weichem Lager. Mr. de Villeroy wusch und verband seine Wunden und betrachtete dann voll tie fen Mitgefühls den Bellagenswerthen, über welchen schon die Flügel des TodeS rauschten. Es war ein Mann von ungefähr sechsundzwanzig Jahren, dessen Züge der Schmerz nicht im mindesten verzerrt hatte. , Er war von auffallender, fast weiblicher Schönheit. Auf seiner Stirn thronte der Adel einer reinen Seele, ein kleiner, welcher lscynurrvarl umsattele den schön gezeichneten Mund. Mr. de Villeroy faßte seinen Puls; derselbe schlug kaum merklich. Plötzlich machte der Offizier eine Be wegung. seine Lippen öffneten sich. Susanne!" klang es leise, innig durch den Raum. Im selben Moment erschien auch der Arzt. Noch ein Verwundeter," bemerkte er. DaS ist bereits der znianzigste, mit dem ich heute zu thun habe." Er näherte sich dem Lager und legte das Ohr an das Herz des Blesfirten. . Dann untersuchte er die Wunde. Da keinerlei Bande zwischen Ihnen " bestehen, kann ich ohne Rückhalt reden, zumal der Unglückliche mich nicht hört er hat kaum noch eine Stunde zu leben." O, der arme, arme junge Mensch!" klagte Madame de Villeroy. Der Verwundete regte sich abermals, eine seiner Hände tastete wie suchend ins Leere. Der Brief Da!.. .. O, mein geliebtes Weib . . . . Komm, meine Su sänne, komm !" Und jäh emporfahrend, richtete sich der Leidende halb auf. Er befand sich in einem 'Zustande hochgradiger siebe rischer Erregung und phantasirte. Susanne," wiederholte er, Su sänne !" Er hat von einem Brief gesprochen," bemerkte Madame de Villeroy; viel leicht befindet sich derselbe in feinen Kleidern: er dürfte uns möglicherweise Anschluß über seine Persönlichkeit geben." Der Dolior untersuchte die Taschen d Uniform und fand darin ein kleines Portefeuille, welches das Portrait einer wunderbar schöne Frau und einen Brief enthielt. Er überreichte beide! Madame de Villeroy. W." sagte der alte Herr. Der Brief war an Leutnant George de Laincel adresfirt und trug als Unter schrift den Namen Susanne, den dcr Verwundete so oft gerufen hatte. ES war ein lanzer. inniger Liedeserguß. Susanne war George de Leincel'S Weib und erst wenige Wochen vor Ausbruch deS Krieges mit ihm vermählt worden. Als Offizikr der MobilGarde hatte Georg sofort mit seinem Regiment abreisen müssen. Diese jähe Trennung hatte die junge Frau mit Verzweiflung erfüllt, und in den Zeilen, die Madame de Villeroy in der Hand hielt, ergoß sich ihr ganzes Weh. O. wie bitte ich unseren Herrgott, daß dieser schreckliche Krieg bald zu Ende sei, daß Frankreich siegen möchte und wir Beide, mein geliebter George, bald wieder vereint werden!" schrieb sie. Susanne!" tönte eS jetzt aber malS. Und sehnsüchtig breitete er die Arme aus: Komm, meine Geliebte, komm!" Und als seine Arme sich dann schlos sen, ohne die Gestalt der so innig Er sehnten, zu umfangen, schluchzte der Verwundete schmerzlich auf: O, Du haft mich verlassen! Du fliehst mich! Susanne, warum bist Tu nicht mehr da?" Nur ein Herz von Stein hätte diesem Schmerzens'Ausbruch gegenüber un empfindlich bleiben können. Nur mit Mühe vermochten Doktor Reval und Mr. de Villeroy den Kranken im Bette zurückzuhalten, da er in seinem Delirium durchaus hinstürzen wollte, um dem Phantom der Geliebten, die er vor sich sah und doch nicht fassen und festhalten konnte, nachzueilen. Wollen Sie diesem Unglücklichen eine Wohlthat erweisen?" fragte der Arzt. Wollen Sie ihm Beruhigung verschaffen? ES dürfte nicht schwer halten, glaube ich.... Veranlassen Sie Mademoiselle Leverdays, herzu kommen und auf diesen Namen Susanne zu antworten als wäre diese es selb'st. Ich kenne ihre Hochherzig kcit, ihren Edelmuth und bin über zeugt, daß sie sich nicht weigern wird, dem armen Sterbenden Trost zu brin gen." Heloise Leverdays war die Gouver nante der kleinen Martha. Doktor Reval hatte sie richtig beurtheilt. So bald man ihr mitgetheilt, um wäs es sich handelte, zögerte sie keinen Augen blick, die ihr zuertheilte Rolle am Lager des Offiziers auf sich zu nehmen. Ich bin bereit," sagte sie, und traf, mit einem Ausdruck unendlichen Mit leids in den Augen, an das Lager des Verwundeten, der erschöpft in die Kis sen zurückgesunken war. Nach einigen Augenblicken der Ruhe ward der Offizier abermals von siebe rischen Erregung erfaßt. Und wieder brach es flehend über seine Lippen: Susanne! Meine Susanne!" Der Doktor bedeutete Heloise durch ein Zeichen zu antworten. Sich über den Kranken neigend, sagte sie langsam, in süßem, leisem Tone: Georg, lieber Georg, ich bin hier, an Deiner Seite." Hörte der Sterbende ohne zu sehen? Erfüllte ihn, dessen sehnsüchtig ausge breitete Arme plötzlich eine Frauenge stalt umfingen, eine himmlische Selig seit ? Jedenfalls schien das Delirium plötzlich zu schwinden, und er sprach, als wäre seine Frau wirklich an seinem Sterbelager erschienen. Du, Susanne, Du! Endlich! .... O, nun kann ich ruhig sterben." Nein, Georg, Du wirst nicht fter den." versetzte Heloise. . Ich werde Dich pflegen, Du wirst wieder gesun den und wir werden wieder glücklich sein." Der Offizier zog das junge Mädchen an sich. Sie widerstrebte nicht, ihre Ausgabe war ihr suß. es beglückte sie, auf diesem bleichen Antlitz einen Aus- druck seliger Freude zu gewahren. Sich über ihn neigend, stützte sie nnt einem Arm seinen Kopf und streichelte mütter lich sein dunkles Haar. u, mein lyeures Wein, meine Susanne," flüsterte der Leidende, ich bin so glücklich!. . . . Ja, Du haft recht, die Liebe ist stärker als der Tod!. . . . Dank Dir werde ich leben." Mit geschlossenen Augen an der Schulter des jungen Mädchens lehnend, glaubte er zweifellos fein Weib im Arm zu halten und war jetzt vollkommen ruhig. Er fühlte unter seinem Ohr ein Frauellherz schlagen. Der Doktor beobachtete ihn gespannt, in ftummer Bewegung. Dann wandte er sich zu Mr. de Villeroy: Es geht zu Ende." ' Der Verwundete schien zu entfchlum mern. Susanne meine theure Su sänne!" klang eS noch einmal leise, ganz leise. Und er zog den Kops des lungen Mädchens, das durch kein Wort, keine Bewegung den glücklichen Wahn des Sterbenden zu stören wagte, näher an sich. . Und dann wie ein Hauch: Meine Susanne, gieb mir Deine Lippen! gieb mir einen Kuß." Die Zuschauer die er o ergreifenden Scene sahen plötzlich tiefes Roth in die Wangen des jungen Mädchens steigen. Aber die Trösterin war entschlossen. ihrer Rolle bis zu Ende treu zu bleiben, 1 und widerstand dem leidenschastlichen Drängen nicht. Kaum ein leichtes Er beben Tann drückte sie. nieder kniend, leise und fromm ihre Lippen auf die des Verwundeten. Als sie sich emporrichtete, eilte der Arzt zum Lager. . Der Kopf (George Laincels war hin tenüder gesunken, die Arme hingen schlaff hernieder, und als der Doktor ihm die Hand auf'S Herz gelegt, hatte dieses aufgehört zu schlagen. Ader das Lächeln, da, um feine Lip pen schwebte, der über sein Antlitz auS aeaossene heilige Friede zeugten von dem Glücke, welches er empfunden, als er feine letzten Seufzer in einem Kuß verhauchte. 3. Diesen Kuß sollte Heloise nie mehr vergessen. Unablässig stand ihr der schöne Kopf deS sterbenden Offiziers vor Augen, fühlte sie den zärtlichen Druck seines Armes, immer noch empfanden ihre Lippen daS sanfte Brennen der gegebenen und empfange nen Liebkosung. Die entseelte Hülle George de Lain cels war auf dem kleinen Kirchhofe von Pierchamp, dem Nachbardorfe, beige setzt worden. Ein Kranz bezeichnete die Stelle. Mit unermüdlicher Sorgfalt schmückte Heloise das Grad allabendlich mit frischen Blumen. ' Der Krieg war zu Ende. Eines Tages erhielt Madame de Villeroy einen Brief von Susanne de Laincel. die nun erst die Beerdigungsftätte ihres Gatten in Erfahrung gebracht hatte. Sie dankte Madame Villeroy in herzlichen Worten für alle Güte, die ihrem Georg in seinen letzten Augenblicken zu Theil geworden, und meldete ihre Ankunft, um die Ueberführung der Leiche nach dem Erbbegräbniß der Familie anzu ordnen. Eines Abends weilte Heloise ioie ge wöhnlich am Grabe des Leutnants. Beschäftigt, die welken Blumen durch frische zu ersetzen, gewahrte Heloise nicht, daß eine Dame in tiefer Trauer, in Begleitung des TodtengräberS, den kleinen Kirchhof betreten hatte. Trotz ihres bitteren Schmerzes konnte die Fremde beim Anblick des jungen Mädchens am Grabe ihre Ueberraschung nicht vergeben. , Sie kannten ihn, der hier ruht?" fragte sie, nähertretend. Ich habe ihm nur in der Stunde seines Todes gesehen," versetzte Heloise mit ernster Würde, aber die Umstände waren derart, daß ich gewissermaßen seine Wittwe geworden bin." Ach, ich verstehe. Sie sind das edle junge Mädchen, von dessen Aufopferung am Sterbelager meines George ich durch Madame de Villeroy gehört habe Mein Fräulein, erlauben Sie mir, Sie zu umarmen. Ich will mir den Kuß holen, den mein Gatte Ihnen für mich gegeben hat." Und die beiden Frauen schlösse ein ander innig in die Arme, drückten Lippe auf Lippe und weinten miteinander. Der Sechszehnender. Humores? von Max Hirsch selb. Zum Walde gehört ein Jäger, und wenn der Jäger jung ist, gehört zu ihm ein hübsches Mädchen, und wenn die beiden, die Arme um einander gefchlun gen, den umgrünten Pfad hinunter wandeln, so ist das eine Freude für den ganzen Wald. DaS dachte auch der alte Förster Lös sei, als er, durch den Wald schreitend, in einiger Entfernung seine Tochter Jenny in der angedeuteten Stellung mit dem Forstgehilfen Karl Lauf lang fam dahinwandeln sah. Trotzdem fuhr er mit einem Donnerwetter dazwischen, dem man es aber anhörte, daß es nicht böse gemeint sei, um so mehr, als Karl Lauf garnicht sein Untergebener war, sondern beinahe ebenfalls ein selbststän dlger Förster. Wenige Worte genügen zur Ertlä rung. Der städtische Wald des Ortes Baumberg und königliche Forst lagen neben einander. Der alte Löffel war königlicher Förster. Karl Lauf war trüberer toesiiure und letztster Stellver treter des verstorbenen städtischen För sters. Die Gemeinde Baumberg sollte in nächster Zeit entscheiden, ob Karl Laus endgültig die Stelle feines früheren Vorgesetzten erhalten solle. Müßt Ihr denn immer bei einan der stecken? fuhr der Förster das junge Paar an. Ihr lyut a völlig so, als ob eure Verlobung eine ausgemachte Sache sei und nicht, wie ich euch wie derholt gesagt habe, von der Anstellung abhinge." Dazu sind jetzt freilich trübe Aus sichten," grollte Karl, und weshalb sollen wir unsere Jugend vertrauern, weil eS dem dämlichen Bürgermeister von Baumburg beliebt, seinem Verbum melten Neffen die Stellung zu verschaf fen, der von Forftsachen keine Ahnung hat und einen Ochsen auf drei Schritte fehlt." Gegen Unglück kann der Mensch nicht aufkommen," erwiderte der För fter achsclzuckend. Du gehst jetzt zu Muttern, Jenny ohne Widerrede!" Dem geliebten einen Abschiedsblick zuwerfend, entfernte sich das junge Mädchen. Und wir beide," wandte sich der Alte an Karl, wollen unseren Kummer im goldenen Schwan" begicßen." Die Züge des jungen Mannes erhell ten sich ein wenig, denn im goldenen Schwan" gab eS ein gutes Bier, das e:n richiiaer ,,ormann nie veraltet Außerdem tröstete es ihn. daß der als Schwiegervater Ersehnte ihn so auf gleichem Fuße behandelte. Im goldenen Schwan" befanden sich der Bürgermeister, sein Adjutant, ein früherer Aktuar, der ihm unter dem Titel eines Adjunkten die schriftlichen Geschäfte führte, der Apotheker Löffel, ein Vetter de Försters und mehrere Gemeinderäthe. Der Bürgermeister der sich als groß ßer Nimrod aufspielte und unerschöpf lich im Erzählen von Jagdlügen war. ließ sich in seiner gerade begonnenen Erzählung durch die Eintretenden nicht unterbrechen. Die neuen Gäste nahmen ruhig Platz. Da hörte ich plötzlich ein der dächtigeS Knacken im Unterholz, ich reiße die Flinte an die Backe, aber nichts rührt sich. Nun. meine Herren, werde ich ärgerlich. Ich stand unter der ein lnen alten Weide am Graben. Sie wissen, gerade an der Grenze deS kö niglichen Forste?. To oft ich unter der alten Weide stand, habe ich noch nie einen Schuß verfehlt. Das ist die reine Wahrheit, kein Aberglaube. Sie kön nen sich meinen Acrger denken, daß mir. wie verhext, nicht daS geringste Stück Wild vor den Schutz kommen wollte. Voller Wuth ergreife ich meinen alten Kuhfuß, halte ihn mit einem gestreckten Arm und drücke aufs Gerathewohl in die dunkle Schauung hinein. In dem selben Augenblick, in welchem der Schuß kracht, wechselt ein starker Hirsch, ein Sechzehnender, schnell wie der Wind über eine lichte Stelle der Schonung und meine Herren, ich setze nieinen Kopf zum Pfande mit einer sol chen Schnelligkeit, daß er in meinen Schuß hineinspringt, sich einmal über schlägt und dann regungslos liegen bleibt." Sapperment! Ein starkes Stück! So etwas kann auch nur unserem Bürgermeister passiren!" Dem Bürgermeister schwoll bei diesen Ausrufen der Kamm, er sah sich als den Helden des Tages und wollte sei nen Erfolg noch wo möglich in eine bengalische' Beleuchtung rücken. Ja, meine Herren, was ist denn da zu wundern? Ich habe mehr als ein mal solche Kerle zur Strecke gebracht, wenn auch nicht immer einen Sechzehn ender. Auf dem städtischen Revier?" fragte Förster Löffel lächelnd, nachdem er Karl Lauf einen Wink gegeben hatte, er möge sich auf einige Zeit aus der Wirthsstube entfernen. Der junge Forstgehilfe gehorchte fogleich und der Apotheker Löffel folgte ihm auf dem Fuße. Natürlich auf städtischem Revier," versicherte der Bürgermeister, ich werde doch nicht auf fremden Revieren wil dern." Sind Sie bereit, zu beschwören, daß Sie viele Hirsche auf Ihrem Revier geschossen haben?" fragte mit ernster Miene der alte Löffel. Natürlich! Müller!" wandte er sich an seinen Adjunkten, Sie waren doch auch dabei" Was der Herr Bürgermeister be schwören kann, beschwöre ich auch," ent gegnete dieser diensteifrig. Herr Bürgermeister," fuhr Löffel fort. Sie scheinen sich nicht dessen be wußt zu sein, daß Sie sich mit Ihren jetzigen Mittheilungen thatsächlich einer Anklage wegen Wildern ausgesetzt ha den. Bitte, lächeln Sie nicht, ich will es Ihnen gleich beweisen. Fünf Mei len im Umkreis befindet sich kein anderer Forst, als der Baumberger und der kö nigliche. In beiden Forsten hat es seit langer Zeit keinen Hirsch gegeben. Erst vor zehn Jahren begann die Hirschzucht im königlichen Forst. Das müssen Sie sehr gut wissen, Sie haben also lönig liches Eigenthum niedergeschossen und sich nach eigenem Geständniß in wieder holten Fällen der Wilddieberei schuldig gemacht. Es ist meine Pflicht als könig licher Förster " Aber so seien Sie doch still," unter- brach ihn der Bürgermeister, der merk lich erblaßt war, wer sagt Ihnen denn, daß es im Baumberger Forst keine Hir fche gegeben hat?" Meine Herren," wandte sich der För ster an die umsitzenden Mitglieder des Gemeinde-Rathes, können Sie. diese Frage bezahen?" Ich habe noch leinen Hirsch in un serem Forst gesehen,'" sagte der eine, aber da ich selbst nicht Jäger bin " Ich habe noch niemals einen Hirsch geschossen," fiel ein anderer ein, aber es ist immerhin möglich" Erledigen wir die Sache kurz," rief der Förster, befindet sich jemand unter den Anwesenden, der jemals im Baum berger Forst einen Hirsch gesehen hat?" Niemand rührte sich. Die Gemeinde räthe gönnten dem Bürgermeister gerne die Blamage. Nun also," fuhr der Förster fort. Halten wir noch dazu das eigene Ge ftändniß deS Bürgermeisters, daß er seinen Stand unter der alten Weide an der Grenze des königlichen Forstes hatte, so liegt der Wildfrevel klar zu Tage." Halt." wehrte sich der Bürgermei ster, so leicht ergebe ich mich nicht. Wenn unser alter Förster noch lebte, so würde er bezeugen, daß wir in unserem Revier ein paar ansehnliche Hirschfami lien hatten." Aber der lebt doch nicht mehr", warf Löffel ein. Er nicht, aber sein langjähriger Gehilfe." rief der Bürgermeistcr. wo ist Herr Lauf?" Er befindet sich im Nebenzimmer," sagte der Wirtd. ich werve ihn gleich" Lassen Sie nur. ich rufe ihn selbst." Im Nebenzimmer befand sich Karl Laus mit dem Apotheker, welcher dem Forftgehilfen den Plan auseinander setzte, den der alte Förster entworfen hatte. .Mein lieber Freund." flüsterte der Apotheker dem Bürgermeister lnZ Ohr, nachdem er ihm bis zur Thüre entge gengegangen war. wir haben hier drinnen alles gehört. Sie werden de greifen, daß die Aussagen deS Forstge Hilfen Ihr Amt. Ihre bürgerliche Ebre und Ihre Jagdehre abhängt. Wir Gemeinderäthe fühlen unS mit dem Bürgermeister solidarisch und wollen das Unglück in jedein Fall von ihm ad wenden." Aber waS können wir thun?" ftü fterte der Bürgermeister ängstlich zurück. Sie müssen so thun, als hätten Sie nur harmlose Jagdprahlereien aufge tischt" Nein, nein, ich würde es nicht, über leben, mich so vor dem alten Löffel und dem anderen zu blamiren. Bleibt denn kein anderer Ausweg?" Nur noch einer. Wir müssen den Forstgchllfen bestechen, damit er aus sagt, eS wären stets Hirsche. im Baum berger Forst gewesen." k -:5 Wieviel müßte man ihm denn etwa geben." Geld? DaS würde er auf keinen Fall annehmen. Sie müßten ihm die Ernennung zum städtischen Förster der sprechen." DaS ist ein bischen viel," sagte der Bürgermeister und setzte nach einigem Zögern hinzu: Ich weiß nicht, wie ich ihm die Sache beibringen könnte." Lassen Sie mich nur machen." Der Apotheker schritt auf den Forst gehilfen zu. Mein lieber Herr Lauf, dem Herrn Bürgermeister ist sehr viel daran gele gen, daß Sie vor der ganzen Gesell fchaft erklären, im Baumberger Forst hätten sich schon seit langer Zeit Hirsche befunden." Aber wie kann ich denn" begann der Forftgehilfe achselzuckend. Halt," schnitt ihm der Apotheker das Wort ab, der Herr Bürgermeister verspricht Ihnen, daß Sie in dem Au genblicke, in welchem Sie die gewünschte Erklärung abgeben, als angestellter städtischer Förster sprechen." Nach scheinbarem Kampfe mit sich selbst gab der Forstgehilfe nach, alle drei traten in das andere Zimmer zu rück. Die Erklärung wurde abgege den und von den Gemeinderäthen mit scheinbarer Befriedigung, vom Förster mit Zerknirschung vernommen. Meine Herren," fügte der Apothe ker hinzu, um das Eisen nicht erkalten zu lassen, das Zeugniß des Herrn Förster Lauf ift für uns von größtem Gewicht, ich sage, des Herrn Förster, denn der Herr Bürgermeister hat sich seinerseits entschlossen, den bisherigen Forftgehilfen in Anbetracht der an den Tag gelegten Revierkenntniß zum städti schen Förster zu ernennen. Wenn die anwesenden Herren Gemeinderäthe, die ja die Mehrheit bilden, derselben An sicht sind, so dürfen wir wohl die Er Nennung als vollzogen betrachten." Die allgemeine Zustimmung blieb nicht aus. Man beglückwünschte zuerst den neuen Förster und dann den Bür germeister ' wegen seines weisen Be fchlusses. Als man den Ersteren aber hoch leben lassen wollte, war er der schwunden. Lassen wir ihn," sagte der alte Förster Löffel, er wird wohl ein Wörtchen mit meiner Jenny zu reden haben." Das Hoch wurde dann auf den Ab wesenden ausgebracht. , Krisch Eier. Dame: Sind die Eier frisch?" Händler: Jawohl, Madame!" Dame: Wissen Sie das auch ge- nau?" Händler: Ganz genau!" Dame: Wenn Sie es nämlich nicht genau wissen, dann kaufe ich keine!" Händler: Aber, Madame, wenn sie nicht frisch wären, dann würde ich es doch nicht sagen!" Dame: Neulich waren nämlich auch drei schlechte darunter." Händler: Na, diesmal werden Sie aber keine schlechten finden." Dame: Sie meinen also ganz be stimmt, daß die Eier frisch sind?" Händler: Jawohl!" Dame: Sie nehmen die schlechten zurück, wenn ich wieder welche vorfinde und Ihnen dieselben dann zurück- bringe?" Händler: Nein, Madame, das thue ich nicht. Ich hätte dafür garantirt, daß sie frisch find, als sie 'reinkamen. aber inzwischen sind sie ja schon alt ge worden. Sie können doch nicht der langen, daß die Eier ewig frisch bleiben. Die Dame verläßt wüthend das Lokal. Familienleben. Mutter: Oscar, schäme Dich, Dein Schwesterchen zu schlagen!" Oscar: Wenn ich den vorlauten Balg nicht bestrafen darf, dann pfeife ich auf das ganze Familienleben." Das Leben ist wie der Husten; wenn er uns am lästigsten ift, hört er noch lange nicht auf. VitlMen Ich bitte um die Hgr.d Jdrer Tocdter!" Kennen Sie denn meine Tochler?" Ach nein, aber ich weiß, daß Sie der reiche Herr Steinduber sind!" Iröslliche Aufsicht. Lude (zu Ede beim Antritt einer I.'.jührizen Zuchthausstrafe): .Na. laß man jut sind, Ede. wenn Du frei bist, legen wir ooch 'n Achte! uff!" Abgekürzt vnfhren. A: Sie find ja jetzt Stammgast der spanischen Weinstube?" B: Ja. dcr Arzt hat mir sech, Wochen Madeira verordnet." weit zurück. Freundin: Scheint auch eine recht dumme GanS zu sein. Ihr neue? Dienstmädchen?" Hausfrau: .Na. ich sage Ihnen, wo die herkam, da kannte sie nicht 'mal einen Gerichtsvollzieher!" 3 m Lifer. Geheimpolizist: Ihr Verdacht gegen Ihren Kassirer ist nicht gerechtfertigt, er lebt bescheiden und anständig " Ehef: Herr, von dem Gehalt, foeU ches ich ihm gebe, kann er aber absolut nicht anständig leben!" Seine Ansicht. Baumeister: Befehlen Durchlaucht, daß daS neue BlindenhauS mit großen oder kleinen Fenstern versehen werde?" Durchlaucht: Fenster? Wozu Fen ster für die Blinden?" Nie verlegen. Stammgast (nach Erzählung einer unglaublichen Geschichte): Aber, Herr Oberförster, 's vorige Mal erzählten Sie 's ganz anders!" Oberförster: Ist mir halt zweimal passirt!" Grob. 21: Warum singt denn daS alte Fräulein in jeder Gesellschaft: Mein Liebster ist der Mann im Mond"?" B: Weil der nicht herunterkommen und dagegen sich erwehren kann." NIodern. Gauner (zum Anderen): .Du. näck stens feiert dcr Willem sein fünfund zwanzigjähriges Jubiläum als Ein brecher. da könnten wir ihm eigentlich alle zusammen einen silbernen Dietrich schenken." Mißverständniß. Sie sollten sich doch nicht so über großem Schmerze über den Verlust Ihres Gatten hingeben ich weiß, Sie verloren viel an ihm " Ach Gott. ja. die halbe Pension!" Protest Frau (zu dem heimkehrenden Mann): (miAxm fe! ITC rT.. -sl .wiuuu iulcuci uict llul . . . . aii nifirii natürlich der letzte im Wirthshaus!" Mann: Bitte ebr, ich bin sogar voranaeaanaen. wie uns der Mirtk herausgelassen hat!" Naive Frage. ' Märcken: Vava. ist denn fpfat mirs lich der Sklavenhandel aufgehoben, wie Du neulich erst sagtest? Vava: ..?!a. oewik. Märcken! Sp- halb zweifelst Du." Maxchen: Nun, ich las doch heut' erst in der Zeituna: ..Ein Sekretär billig zu verkaufen." proteft. A: .Eigentlich eine sckcine Erkinknn mit diesen Klappftühlen; wer kannte das früher Stühle zusammenzuschla gen!" B: Was? Warum nickt aar! Mein Vater selig hat mir oft erzählt, daß sie früher in seiner Jugend beim Raufen baden die Stüble wiammenaesckl? daß die Fetzen geflogen sind!" &n kotteriesviei. Patient (beim Dorfbarbier): Na, hören Sie mal, drei Mal haben Sie nun schon angesetzt, und immer sitzt der Zahn noch fest. DaS kann ja kein Mensch aushalten!" Dorfbarbier: Haben Sie nur noch etwas Geduld. Jetzt, bei der letzten Ziehung muß er ja herauskommen!" Umschwung. A: Gehen Sie heute mit zu Mül ler's Abendgesellschaft?" B: Nein, mich bringen keine zehn Pferde von hier weg." A: Fräulein Huber ift auch dort, wie mir im Vertrauen mitgetheilt wurde." B: .Wie. meine Anaebetcte? gehe mit." A: Hm, wag also zehn Pferde nicht vermochten, das bringt jetzt ein Gänschen fertig!" Der erste Gedanke. A: Wäre es nicht reizend, wenn wir alle Flugmaschinen hätten?" B: Das weiß ich nicht; unsere Gläubiger hätten doch dann auch welche!" Für alle Me, Freundin: Liebe Ella, mein Tisch Herr ist Amerikaner und kann nicht gut Deutsch. Wie sagt man denn auf Englisch: Bitte, sprechen Sie mit mci ner Mama!?" Viel begehren heißt viel entbehren. i