lITTn t .& i5 i. Zwölf 3abrc in Retten. ?ine Nnlmeung mit Äatl 3iu''b.1 Offen gestanden: Ich hattk ihn mir anders vorgcftellt'. tiefen schlanken elaftischen Mann mit dem diS an die Bruft reichenden röthlichdlonden Voll Karte und den langen, glatt zurückge' lammten Haaren sieht man nicht an, daß er zwölf Jahre lang Gefangener dS Khalifen egwefen. zwölf Jahre lang fünfzig Pfund Eisen an den , FKfzen getragen hat; man sieht ihm nichts an von all' den Seelenqualen. die er durchlitten, nichts von den Schmer jen. die seinen Körper gepeinigt. Wie ich ihn kürzlich in der Wohnung seiner in Berlin verheiratbeten Tchwe fter ausuchte. um mit ihm über seine esangenschaft zu plaudern, da machte ich ihm kein Hehl auS diesen Eindrücken. Er lachte dazu und meinte in seiner ruhigen Art: Man kann auch vor Freude wieder zu sich kommen." Und datz meine Freude nicht gerade gering ist," fuhr er fort, brauche ich Ihnen mohl nicht erst zu erklären. Ich hatte mich in den zwölf Jahren bereits daran gewöhnt, mich als einen Welt verlorenen zu betrachten und nun ( stehe ich auf einmal wieder im ftolzfreu digen Leben, unter meinesgleichen in der Welt deS Glanzes und der Eesit tung. Wer das nicht durchgemacht, mag sich dann ruhig wundern, daß ich mich wieder in aller Kraft und Frische sohle." Dürfte ich Sie bitten, mir eine ' zusammenhängende Darstellung Ihrer viefanacnschast zu aeben?" Da müßte ich Ihnen so ziemlich mein ganzes Buch vorlesen oder aber meine Vortröge heruntersprechcn. und das fürchte ich würde Ihnen ein bischen zu viel werden. Aber ich will Ihnen dafür lieber Einiges erzählen, was Sie weder im Buche, noch in mei nen Vorträgen sinden werden Be innen wir damit, daß ich dagegen protestire. als ein Gefangener des 'IZahdi" angesehen zu werden; denn in Wirklichkeit war ich ein Gefangener sei ncS Nachfolgers Abdul'Lahi. der den Titel Khalif" trug. Dieser gute Mann hatte mich im Jahre 1887 auf meinem Marsche nach Kordofan. wo ich tausend Zentner Gummi abholen wollte, überfallen, gefangen genommen und nach Omdurman gebracht. Was geschah da zunächst mitHH nen?" Zuerst sollte ich gehängt, dann ge hörnet wcden. und zu auterlctzt wur den mir aber an die Füße je fünf eiserne Ringe angeschmiedet, die man mit Ei senftäben verband, daß ich gar nicht gehn konnte. Taraufhin wanderte ich in den Kerker. Dieser war überfüllt. denn der Khalif steckte Jeden ein, der ihm irgendwie verdächtig erlernen." Warum wurden Sie eigentlich ein kinerrt?" Weil ich ein Weißer war, Ich hatte a noch Leidensgenoffen, die dem ya listn nach dem Fall von Khartum in hi Muhe acsallen waren, so Slatin Pascha und OHrwalder. Diese Zwei durften sich aber frei bewegen. Das Nächste, was der Mahdi für rnirf, tkat war. mir eine irau amu hängen. Weiß der liebe Himmel, was er damit bezweckte, aber eine grau mußte ein Jeder von uns haben. u ft Marn ick meine frühere Dienerin. dann sollte ich eine Französin, die irgend ein verrücktes chickiat nach oem suoan verschlagen hatte, als Gefpons vciom mtn ,'lkkt dielt icb eine Abeffinierin. Und das war mft Glück; denn dieser Frau habe ich meine Freiheit zu ver danken. Sie haßte den Khalifen und Mnen Anbana wie den Tod. war mir sehr zugethan und diente mir. als wäre sie seit ieher mem treues Weis gemein. Der Khalif hatte ihren Mann und sie den Brüder dieses ihres Gatten vor dem Sturm von Khartum hinrichten lassen, ihr dann ihre drei Kinder abge nommen und dem Hungertode ausge setzt. Ich sollte jetzt ihr ein Mittel zu - ihrer Rache werden, und so gelang es ihr. mit wahrem Heldenmuth oft und mit echt weiblicher Lift zwischen mir und der Außenwelt eine Verbindung herzu stellen. Sie wagte hierbei den grau ' samften Tod. den die teuflischen Der. wische nur ersinnen konnten, ich wagte zumindest meine Hand, die mir ganz bestimmt abgehackt worden wäre, hätte man mich beim Briefschreiben irgend, wie ertappt. WaS ich Alles versuchte, um wenigstens aus dem Kerker heraus zukommen, spottet jeder Beschreibung: hie und da gelang wohl ein Trick, s zum Beispiel mit meiner Idee der Salpcterbereitung, worüber ich in mei nem Buche ausführlich berichtet habe im Ganzen und Großen verbrachte ich aber doch die ganzen zwölf Jahre im Kerker, der wirklich garnicht wie ein Damen-Boudoir aussah!" Haben Sie nie gefürchtet, hingerich. tet zu werden?" Offengestanden, nein! Ich wußte ganz gut. daß der Khalif ohne zwin gendsten Grund keinen Weißen umbrin gen würde. Der Mahdi hatte seinen Nachfolgern strenge befohlen, die Chri ftcn und Weißen zwischen Hemde und Brust zu tragen," d. h. sie zu schonen. Dieses Gebot wurde vom Khalifen . strenge respektirt. auch dort, wo sich die Weißen gegen ihn völkerrechtlich Der gingen. So wurde z. B. Slatin Pascha dabei abgefaßt, wie er Briefe atr die Regierung wegschicken wollte, der Kha lif hätte ihn da ruhig hinrichten lasien können, er begnügte sich aber damit. Slatin Pascha einzukerkern. Ebenso! haben sehr viele Grieche und Italiener gegen ihn ndellirt er hat sie Alle geschont. Um so eifriger wurden Schwarze und Abessinier von ihm in'S Jenseits befördert." Können Sie mir Ihre Befreiung schildern?" .Ich war wie wahnfinnig vor Er regung! Ich erinnere mich deS gan zen Vorganges nur wie eineS TraumeS. das Bild ist verwischt und nebelhaft. Ich sah Granaten durch die Luft flie gen. ich hörte die fürchterliche Kano nade, ich zitterte davor, daß eS bald aus mit mir fein werde, bis plötzlich Kitche ner vor mir stand. Tiefer eine Mo ment ist mir klar, unvergeßlich Ich griff nur nach meinem Kopfe und stürzte dann in die Arme deS Befreiers, der mich hinausführte in da Leben. Soldaten hoben mich auf ein Pferd und ich wurde in's englische Lager ge bracht. Hier trat auch die körperliche Reaktion auf die endlosen Leiden ein: Tiefer Schlaf. Was dann weiter ge schah, weiß ja alle Welt...." Sie standen auf einmal abendlän bischer Gesittung gegenüber; welchen Eindruck hat das auf Sie gemacht?" Ich will es Ihnen durch ein kleines Eeichichtchcn veranschaulichen. Als ich nach meiner Befreiung bei den Eng ländcrn lebte, kam ein Brief aus Lon don. worin ich befragt wurde, ob mir meine Frau erst in London oder schon in Kairo gegenübertretcn soll. , Dieser Brief war gedruckt. TaS regte mich sehr auf; denn ich sah nicht ein, warum man eine derartige private Angelegen hcit drucken müsse. Meine Aufregung versetzte die Engländer in die heiterste Stimmung, big sie mn jchließlich eine Schreibmaschine brachten und erklärten, fo schreibe man heute die Briefe! Da zweite Wunder erlebte ich, als man mir im Lager einen Phonographen zeigte, der die Wacht am Rhein fang; und das dritte Wunder endlich sah ich m Kairo, wo die Tramwaywagen ohne Pferde und Maschine liefen. Ich war zwöl Jahre todt, was in diesen zwölf Jahren sich die Welt verändert hat.... !" Und das Telephon?" Das kannte ich-, denn der Khalif hatte eine Leitung von Khartum nach Omdurman legen lassen. Ja, mein Lieber, die Welt steht nicht still. Jetzt bin ich nach 20jährigcr Abwesenheit wieder in Deutschland, ich erkenne es kaum es ist groß, es ist schön gewov den! Es ist ein herrliches, gottgcsegnetcs Land!" O. GIr Unsere Rriminalprozeßordnung Residenz es John Ritsch. Csq.. Größer Ncü York. Mister Editer! Wisse Sie. was mcr leid thut? Daß Ich sei Lawyer ge worn bin. Ich meen kriminell Lawyer. Ich nottiß nämlich. daß Ich e angcbore ncs Talent dervor hen. U:l es is aach merkliche e wunner schöner Beruf. Nezt zu die Kriminells seltner is dorch unser wunnerbare Jnsti tuschens un Eirich tunae for Niemand o gut gesorgt, wie for en Lawyer. proveidet natürlich, daß er uff der rechte eu ,s, nämlich uff der Seit vun Kreim un Mörder. Os course, es muß gelernt sei un eZ is for manche Mensche vcrleicht gar net so leicht, all die Laws un Sache ze lerne. Ich glaab awwer. daß Mir der Lawyer-Berstand so ze sage anqe born is. Wie bet alle sacke, so aach kimmt es beim Lawyer-Büsneß nor druff an, daß mer de richtige Häng dervo kriegt. Wann mcr die richtige ng Hot. da is unser kriminell Law so iesi wie Pei ze esse. Ich will Jhnc des ganze Law vun kriminell Prosie dings in ere: Nußschale gcwwc: die meiste Leit denke, wo dcS Law dervon abhänge thüt, des wär die Evidenz, res iii der arome finale, ben feie mache könne, Mister Editer. wann Sie des glaabe thäte. Die BänS vun un ferem kriminell Law is die Priwent schen vun Evidenz. Des is nämlich das Biuti vun unsere lriminell Prosit dings, da?z Alles, wo es dcrbei eraus kimme könnt, wer es gethan Hot, als Evidenz net zulässig is. Un des iS. wo der Lawyer de Häng dervo hawwe muß, da ergend e Frag, wo vun eme Witncß möglicher Weis so beantwort wern lönnt, da die Jury was da dorch erfahren könnt, glei durch Ob jection un. wann des net helft, dorch Exception gcftappt wern kann. In der Beziehung sein fe im alte Land noch weit zerück. Ta Hot e Kriminell gar kce Recht un kee Schutz un kee Pro tection. Ta wern die Mörders getrie tct. als wann se ganz ordinäre Spitz bube wärn. Da Hot sogar e ganz ge wöhnlicher Witncß mehr Recht, wie e Angeklagter, un was da e Staatsan- walt un e Richter sich for LibertieS mit eme Mördcrer erausnemme derf, des is eifach e Auträdsch. In Teit'chland for Jnstenz möcht Ich kei Mördcrer sei. Ta kann e Angeklagter for sei eigenes Geld noch net emo! so en Prozeß vun eine Lawyers nach seine eigene Täft nxe lo,se. Wann Ich hier kriminell Lawyer wär, Mister Editer. da glaab Ich. daß me, trongpoint m der roßexamlnä schen vun Witneßes wär. DeS is nüm lich der zweite Hauptpunkt un die an nere Bjuti vun unserm kriminell Ei stemm, daß mer als Lawyer en Wit neß. wo hergehen will un dem Lawyer feint Klcient fei Lewe ewcgschwörn. daß mer den ornlich koranze derf. Wann so k Witneß, wo gesagt Hot, er hätt waZ gesehe oder gehört. waS gege mein Kleient iS, in der Eroßeraminäschen mir in die Finger käm, Mister Editer, den thät Ich sixe, daß er sei Lewe lang an mich denke thät. Ich that so en Mann erst emol frage, wann er deS letzte Mal in der Penitentscheri war. Tann thät ich en frage, ob er net be söffe wär. Wann der Mann dann zu feine Aussage sticke thät, dann thät ich sei Memory teste. Ich thät en frage, wie er dann müßt, daß des. wo er ge sagt Hot. an dem un dem Tag gehäp pent hätt un ob er schür wär. Tann thät Ich en frage. waZ er am siwwene zwanzigste November achtzehhunnert un siwweneachtzig for Breakfaft gehatt hätt. Wann er deS net sage könnt, da hätt Ich de Mann schun gcschtocke un eS wär dann des leichteste Ting vun der Welt, die Jury glaabe ze mache, der Mann wär e falscher Perjurer un sei Tefiimony wär nix werth, weil der Mann sei Memory verlorn hätt un net wisse thät, waS er driwwer talke thut. Wo ich awwer als Lawyer am stärkste drin rauS kimme thät. deS wär deS Argument. Da gebt eS LawycrS, die halte sich in Jhrm Argument immer ze viel an de KüS un an die Fäcts im KäS. Ich that mei Point immer draus mache, de StaatSanwalt ze täple un den ze prowoke. was gege mich ze sage, un dann hätt Ich e TschänS, e gute Jmpreschen uff die Jury ze mache, bei pruve. daß Ich Korrädsch un persön liche Muth hen un mich for Niemand net förcht. Ich thät dem Tiftrict-Attor-ney sage, er sollt erauskimme uff die Gaß un es noch emol sage un thät so e vornehme Bewegung mache, wie wann Ich mein Rock ausziehe un die Schört.Tchlievs uffrolle wollt. Des thüt Mich dann glei poppeller mache bei der Jury. Ich müßt noch en Trick oder zwei, Mister Editer, wo Ich spiele könnt, wann Ich Lawyer wär. awwer die will Ich net weggebe. Die Lawyers solle sich ihr Tricks selwer ausdenke! Anyhow glaab Ich. daß Ich Ihne jetzt gepruvt hen. was unser Kriminell Laws for Bjuties hawwe, und Ich hoff, daß Sie des dumme Gcpappel vun Kriminal Prozeß-Reform endlich emol fchtappe, denn es macht mich fick un teicrd, so was ze hörn. Ihne desselbe wünschend Mit Rigards Vours John Ritsch. Esq. Da Bild des Todten. Der Verleger des berühmten engli schen Romanschreibers Henry Ficlding veranstaltete nach dessen Tode (1754) eine Gcsammtausgabe feiner Werke. Er versprach öffentlich, den Werken das Bildniß Fielding's beizugeben, leider aber stellte es sich bald heraus, daß ihm dies unmöglich sei. Fielding hatte sich nie malen lassen, und obwohl d?r Ver leger von einem Maler zum anderen eilte,- Alle versicherten, daß sie ihm in dieser Angelegenheit nicht dienen tönn ten, weil sie den berühmten Autor im Leben nicht näher gekannt hätten. Da erinnerte er sich zuletzt des Malers Hogarth. der mit Fielding viel Um gang gepflegt hatte, aber auch Hogarth ging nicht auf den Handel ein; er wollte sich nicht herbeilassen, eine Zeichnung nachdem Gedächtniß herzustellen, -und so feinen guten Ruf auf's Spiel zu setzen. Ta geichah es eines Abends rth befand sich in seinem Atelier daß man ihm einen Herrn meldete. welcher ihn in einer dringenden Ange legenheit zu sprechen wünsche. ' Die Thür gebt auf. der Maler er schrickt, denn es ist Ficlding leibhaftig. der ihn höflich begrüßt. Soaartb glaubte nicht an Gespenster, er rieb sich die Augen, von Neuem sah er hin, es war aber in der That kein Anderer als Fielding. Der wiedererstandene Autor hatte bereits vor ihm Platz genommen und schien nur darauf zu warten, dak Hogarth feinen Griffel nehme, um sein Porträt zu zeichnen. Dazu konnte der Maler aber vor Erstaunen und Angst, welche sich feiner bemächtigt hatten, zu nächst gar nicht kommen. Nun schien das Phantom ungeduldig zu werden und rief mit Grabesstimme: Beeile dich Hogarth, ich muß bald wieder in meinen dunklen Aufenthalt zurück! Erschreckt der Anblick des Todes dich so, daß er dich verhindert, etwas zu dem Ruhme deines alten Freundes bei- zutragen?" Der Kunstler raffte sich auf. nahm den Stift zur Hand und ging mit Zit tern und Zagen daran, nach 6em selt samen Original das Bild Fielding's zu zeichnen. Als er geendet hatte, näherte sich das Phantom, prüfte die Zeichnung und spracht So ist es recht! Nun einen Hündedruck dem Schatten deines Freundes, ehe er dir Lebewohl agt!" Mit diesen Worten ergriff der Tvre- chet Hogarth's Hand und drückte sie mit olcher Energie, da dem Maler Hören und Sehen verging. Als er die Augen wieder aufschlug, war die Gestalt Fiel ding's verschwunden und an deren kelle die Gestalt Garrick's getreten. jenes würdigen Darftellers der Shake speare'schen Stücke, welcher eine solche Meisterschaft über seine Züge hatte, daß er nach Belieben in dieselben jeden nur denkbaren SeelenauSdruck legen konnte. Hogarth wußte vorerst nicht, wie ihm geschah: bald aber begriff er die Situation und lachte aus voller Brust. Garrick ließ inzwischen auf ein Zeichen den schlauen Verleger eintreten, der sei nerseitS überglücklich war. nun ein Bildniß Fielding's zu besitzen. Er ließ die gut gelungene Skizze in Kupfer stechen, deren Nachbildung sich heute noch an der Spitze von Fielding's Wer ken befindet. Die Vaftillenftürmer. ' Daß der reaktionäre österreichische Staatsmann Fürst Metternich mehrere Jahrzehnte lang nicht bloß das Staats schiff Oesterreichs, sondern die Geschicke von ganz Europa gelenkt hat, ist all gemein bekannt. Weniger bekannt ist indeß die Thatsache, daß der Fürst als Jüngling einstmals zu den Republik ncrn und Baftillenftürmern gehört hat, freilich nicht aus Ueberzeugung, fon dern in ritten, Augenblick größter Ge fahr. Allein, wie er dazu kam, den Republikaner zu, spielen, beweift, daß er schon in der Jugend schwierigen und gefährlichen politischen Lagen gegen über Geistesgegenwart zu zeigen wußte. Beim Ausbruch der ersten Unruhen ftudirte Metternich auf der Universität Straßburg. Unbezähmbare Neugier trieb ihn mit einem befreundeten Kom militonen nach der Hauptstadt Frank ichs, um Augenzeuge der Vorgänge dort zu werden. Die Diligence, welche die beiden jungen Leute und einen drit ten Passagier, den Leutnant Rouget de l'Jsle der kurz darauf die Mar seillaise dichtete und dadurch berühmt wurde beförderte, hatte kaum die Straßburger Studenten im Pal. Royal abgesetzt, als der Sturmlauf gegen die Bastille erscholl. Sofort schlössen sich die deutschen Edelleute dem Strom der französischen Blusenmänner an. Plötze lich fällt ihre elegante Kleidung auf, Ein paar Stimmen rufen: Verrath, Spione!" und Nieder mit den 9toya listen!" Mctternich's Gefährte verliert ven Stopf, entfärbt sich und dies mehrt die Gefahr beider. Aber der nachher fo berühmte Tiplomat ergreift den Moment, reißt einem seiner Nachkam eine Pistole aus dem Gürtel, schwingt ne yoq in vie Lust und ruft jauchzend Vorwärts, vorwärts, tapferes Volk Rache deine Schmach, stürze deine Tyrannen, brich die Kerker, worin deine Besten und Edelsten schmachten!" Die wenigen begeistcrungsvoll tönen den Worte, genügten, die drohende Stimmung der Masse zu Mettcrnichs Gunsten zu wenden. Man ruft: Es leben die Freunde des Volkes, es lebe die Freiheit!" Es lebe die Freiheit!" fällt Mcttev ich ein und preßt die Hand des vev zagten Kameraden, ihm rasch in's Ohr raunend: schreie mit!" Weiter wälzt sich die wilde, blutdüv stige Menschenwoge. Mit dem Ki nen ist das Glück, mit dem Pfiffigen oft noch mehr. Das fectucffsll ist freundlich, den Studenten bei ihrer Ankunft uf dem Bastillenplatz das furchtbare Ttaatsgefängnitz bereits als Ruine darzubieten, so daß sie nicht at nöthigt find, ihre Haut zu Markte zu tragen. Ader daß sie an Ort und Stelle erscheinen, reicht hin. sie den Siegern und Helden beizuzählen. Man trägt sie auf den Schultern durch die Straßen in's Palais Royal zurück. Tamen warfen ihnen aus den Fenstern Blumen und Bänder zu. Mit Tro- phäen beladen erreichten sie ihr Quar tier. Hinter mehreren Flaschen guten Weines feiem sie ihre Thaten, halten es aber doch für angemessener, ihren Ruhm nicht zu vergrößern, sondern sich fo oaio wie möglich aus dem Staube zu machen. ' Sie fetzten sich auf die nächste Diligence und kehrten nach strafzburz zurück. Das Komma. Profeffor sattelfest fährt mit der Trof'chke zur Bahn. Er ist zu einer Treibjagd eingeladen. Gerade, als er an feines Kollegen Tiftlein Wohnung vorüberkommt. tritt dieser aus dem Hause. Sie begrüßen sich. Kollege," sagt Tiftlein in ernsten Gedanken, was meinen Sie zu tern Komma vor und'?' Hm!" entgegnet Sattelfest. Das ist ja eine sehr schwierige Frage. Das läßt sich nicht so aus dem Aermel schütteln Aber wissen Sie was, fahren Sie mit mir zum Bahnhof wir können ja unterwegs darüber sprechen!" Gesagt gethan. Die Gelehrten verwickeln sich rasch in einen eifrigen Disput. Als sie an der Bahnstation vorfahren, wird eben das letzte Zeichen gegeben. Sattelfest stürzt voraus, Tiftlein seine Meinung verfechtend hinterdrein. Ganz in Gedanken nimmt er auch ein Billet, lauft auch er auf den Perron, steigt auch er in den ig. Erst als sich die er m Bewegung setzt, merkt Tistlein das Geschehene. Um Gottcswlllcn. was wird Ulrike sagen!" ruft er entfetzt. Ach. lassen Sie nur," entgegnet Tattelfest, den die Frage jetzt selbst ganz gefangen genommen. Es trifft sich ja famos! Draußen auf dem Stand ist's ohnehin so langweilig da können wir die Frage ruhig aus tragen und Abends sind wir wieder zu Haufe:" An der Endstation der ffahrt wartet schon ein Gehilfe, um den verspäteten Jagdgaft auf seinen Platz zu führen. Tapfer disputirend stolpern die Pro fefforeti hinter dem Gehilfen her und tapfer disputiren sie dann auf dem Stand weiter. Plötzlich ein Rauschen im Laub, ein Krachen im Geäst und über sie weg geht'S, daß Tiftlein'S Cylinder bei Seite fliegt. Gleich darauf kommt der Oberför fter mit anderen Jagdgäften herbeige eilt. .Was?" schreit er wüthend. Sie haben den kolossalen Hirsch durchge lassen? Sie sind aber doch ein OberftopSler und" sich an Tiftlein wendend Sie damit!" .Hören Sie," sagt Sattelfest nach der ersten Verblüffung zu seinem Kollegen, der scheint kein Komma vor .'und' zu machen!" Wi Johann Ttrautz beinahe nach Sibirien geschickt worden wäre. Eine heitere Strauß-Erinnerung er zählt Max Kalbeck im N. Wr. T." Die Geschichte trug sich in einer russi schen Stadt zu und hat dem lustigen Maestro eine nicht geringe Angst ein gejagt. Die Tochter des Gouverneurs wollte nämlich den leichtsinnigen Schmet terlina festhalten, und sie hatte ihre Veranstaltungen so gut getroffen, dasj Strauß aus den ihm hinterlistig ange legten Pechstiefeln nicht mehr heraus konnte. Es iam zur feierlichen Ver lobung, der bald darauf die Hochzeit folgen sollte. Schon bewegte sich der Feftzug zur Kirche, und der Bräutigam wider Willen wandelte in fürchterlicher Beklemmung am Arme der glücklichen Braut auf die Kirche zu, wo der Pope mit dem für immer bindenden. Segen wartete Da, es war die höchst Zeit, legte sich eine hohe Obrigkeit in's Mittel, vor welcher auch das mächtige Oberhaupt der Stadt die Segel ftrer chen mußte: die Polizei. Und Strauß wurde als politischer Verbrecher aus dem Hochzcitszuge herausgeholt, vev haftet und eingesperrt, seiner gefähv lichen Umtriebe kurz überwiesen und wie eS in Rußland üblich, in die Vev bannunq geschickt, aber nicht nach Si birien, sondern nach Wien. Der österreichische Botschafter, der von dem trostlosen Liebling der Musen in Vertrauen gezogen worden war, hatte sich und ihm nicht anders zu helfen ge wußt, als durch dieses, alle Bctheilig ten (den ahnungslosen Staatsverbw cher nicht ausgenommen) in höchste B? fturzung versetzende Gewaltmittel. Die kostbarste Reuiahrökarte der Welt wurde, wie eine engllfches Blatt a mmt: auf Befehl des Gackwar von Baroda angefertigt, der später abgesetz wurde, weit er den britischen Residenten dadurch zu vergiften suchte, daß er fei ner Nahrung Digmantstaub beimischte Zur Herstellung dieser Karte wurden 40 Elephanten getödtet, ehe das geeig nete und vollkommene Stück Elfenbein gefunden wurde. Vier Leute arbeiteten ein halbes Jahr daran, um 10,000 Szenen aus dem Leben Buddahs ein zugraviren und dann wurde die Karte noch mit 44 Diamanten von ansehn- Ilcher Große und Schönheit geschmückt. Der Werth dieser Neujahrskarte wurde mit 10 Millionen Mark nicht zu hoch eingeschätzt, Gutenberg, der Typenschöpfer". Zur Gutcnbergfeier in Mainz wird in einer Metallwaarenfadrik in Stutt- gart-Berg ein Festbecher angefertigt. der das lorbeerumkränzte Brustbild de Erfinders, die Denkmäler von Straß- bürg und Mainz, das Buchdruckerwap pen, Presse u. s. w. rcliefartig wieder giebt. Eine dichterische Beigabe auf dem Becher, die den Festtrunk würzen foll, lautet: Gott sprach zum zweiten Male: ..Es werde Licht auf Erden", Da ließ er Gutenberg Zum Typenschöpfer werden. probates Mittel. Hast Du gehört, Karl, die Werner's wollen sich scheiden lassen?! Wenn ich nur erfahren könnte, was vorgcgan- gan ist!" Ganz einfach: arrangire doch ein zsanerlranzchen! ' Der Anall'prctz. Deputation: Wir kommen. Herr Direktor, Ihnen mitzutheilen, daß wir sie zum Ehrenmitglied unseres Verein ernannt haben?" Direktor: Gut, ich werd' mich über den Verein erkundigen!" Kiibn vergleich. Hast Tu unser' neuen Zimmer- Herrn, den Studenten, schon gcschcn? Hat der ein zerhauenes Gesicht kreuz und quer laufen die Spuren!" Jawohl, der reine Rangirbahnhof!" Lchlanbergcr. Hans (der mit seiner älteren Schive- ster in ein Coupee steigt, in dem meh rere Herren sitzen): Tu, Elife, wenn Du mir nun nicht gleich alles Zucker zeug giebst, sag' ich Mama" zu Dir!" in Schlanfuchs. Sie (in einer Dilcttantenvorstellung): Der Vorhang geht gleich in die Höbe. Können Sie Ihre Rolle?" Er: Alles bis auf die Stelle, wo ich Sie küssen muß, die wollen wir schnell noch einmal durchprobten." Manche Menschen können keines ihrer Ziele erreichen, fondern nur darüber hinausschießen. Schulden ie musikalisch?" Ja. Ich pfeife auf meine Sind S Student: Schulden !" Boskafte Kritik. Schauspieler: .Nun, wie hat Ihnen mein Spiel gefallen?" Herr: Hm im vorigen Jahre gefielen Sie mir bedeutend besser." Schauspieler: .Im vorigen Jahre? Da war ich ja in Amerika und gar nicht hier." Herr: .Deshalb eben!" ?er Pantoffelheld. Bewerber: .Herr Meyer, ich möchte Sie um die Hand Ihrer Tochter bitten." Brautvater: .Um die Hand meiner Tochter?" Bewerber: Ja wohl, es ist ja nur eine einfache Formsache, aber ich möchte doch wissen, ob Sie damit einverstan den sind." Brautvater: Sie halten eS also für eine reine Formalität?" Bewerber: Ja wohl!" Brautvater: Na, wer hat Ihnen denn aber gesagt, daß meine Einwilli gung eine so reine Formsache ist?" Bewerber: ..Ihre Frau Gemahlin!" Brautvater: Tann habe ich aller dingS nichts weiter zu sagen!" Inkunftsleiden. Tu hast also eine Aerztin gehei rathet, w,e lebt Ihr denn?" Ach, ich muß fortwährend von ihrer Schönheit sprechen, sonst nimmt sie mich als Augenleidenden in Behand lung!" k eiser Oorwurf. Sie: Wenn ich am Klavier sitze vergesse ich alles um mich her. Er: Ja, ja; aber ein bischen wenigstens sollten Sie doch an Ihre Zuhörer denken!" , Diagnose. Junge Frau: Nun. wie finden Sie meinen Zustand?" Arzt: Hm, eine Reife nach dem Süden kann ich nicht constatiren scheint nur . so ein vorübergehendes Winterhütchen zu sein!" rn Schlauer. Gattin: Glaubst Du, daß Karlchen unseren Nachbar mit seiner Trommel stört?" - Gatte: Ich fürchte, ja; denn er hat Karlchen ein hübsches neueS Messer ge schenkt und ihm gesagt, er solle die Trommel aufschneiden und das Geld herausnehmen. daS drin steckt." Lin weißer Rabe. Herr (im Porzellan-Gefchäft): Ich möchte eine Tasse mit der Aufschrift!" Meiner lieben Schwiegermama!" Verkäuferin: Thut mir leid, das haben wir nicht ist' auch noch nie verlangt worden!" Lr muß. Frau Reiferl: Sind Sie denn auch glücklich mit Ihrem Mann?" Frau Kneifer! : Selbstverständlich! Der sollt's 'mal Probiren, daß er nicht glücklich mit mir ist!" Ungefalzrlicher Zorn. Kammerzofe: Wenn mich der Herr Leutnant heute wieder küßt, dann werd' ich ihm 'mal ordkntlich die Meinung sagen. Durch die Blume. Gast: Bringen Sie mir Kopfsalat aber keinen verliebten!" Wirthin: Was ist denn das für einer?" Gast: Einer, der 's Herzl verloren hat!" l?iel z wenig. Angebetete Klara, beglücken Sie mich mit Ihrer Hand. Sie sind mein Alles!" Hm, wenn Sie nicht mehr haben. dann muß ich Ihren Antrag zurück weisen!" Scharfsinnig. Liebhaber: Angebetetes Mädchen. ich liebe Dich und werde Dich ewig lieben! Mädchen: Fragt sich nur. wie lanae bei Dir eine Ewigkeit währt!" Boshaft. Aerzte hat der Herr Mül und doch hat er sterben A: Drei lcr gehabt, müssen." ' B: Und nun weiß man gar nicht. welcher es gethan hat!" Vorsichtig. Sie: Haft Du den Muth nicht, mit mir zu sterben?" Er: O i, aber ich will doch erst noch warten, ob mir meine Tante nicht etwas vermacht!" Zweideutig. Frau A: Nun, das Jubiläum bres Mannes ist wohl sehr gefeiert worden?" grau B: Es war der fchönste Tag eines Gebens, von früh bis nachts ist er nicht aus dem Weinen heraus gekommen." herausgeplatzt. Gatte: Wenn ich geahnt hätte, da es so schwer fein würde. Dich zur Ein willigung in die Scheidung zu bringen ich hätte Dich wahrhaftig nicht ge hcirathet."