Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Feb. 1, 1900)
Da Gc!'i:nittß Statwtas. 5ig Utli'.'iiiH aus dem MifuS. Wir alle liebten Zcnobia. nicht allein wegen ihres biidichen blassen Gesichts, sondern weil sie ein liebe, gute? Mäd chcn war. daS sich alle Herzen gewonnen hatte. Dabei machte sie keinerlei Un trfAiebe. sondern behandelte alle gleich. von dem Tirektor bis zu dem letzten Stallknecht hinunter. Auch Zenobia. die .Königin der Trahtseiltänzerin neu", hatte keinen Grund, sich über die Behandlung zu beklagen, die ihr von allen Mitgliedern des weltberühmten Feldberg'schen (5irku3, verbunden mit Menagerie, zu Theil wurde. Tabei war sie nur ein kleines Mädchen von 17 Jahren, dle nur eine arm,euge vwm rner des Programms ausfüllte. M.-rkwiirdia'. Gerade der beste. wenigstens der eleganteste Mann der Gesellschaft achtete da: junge Maocyen am wenigsten; d. h. er hatte den ge rinnst! Scefvckt vor ihr. Toch man verstehe mich nicht falsch; er liebte sie mehr alS wir tiefer, aber weniger uneigennützig und infolgedenen auch mit weniger selbstlosem Respekt. Wir waren zufrieden, wenn sie ein Wörtchen an uns richtete, doch Stavarta daS . Münder der Welt" Hütte sich nicht einmal mit ihrer Seele begnügt, wenn sie sie ihm geopfert hätte. TaS Entsetzliche ereignete sich in P., und zwar so unerwartet, daß alles vor über war. bevor man überhaupt wußte, wie es begonnen hatte. Die Cirkusvorstellung war in vollem Gange. Zenobia'S Nummer wurde stets mit großem Interesse erwartet, vb. wohl sie nichts Außergewöhnliches that. Als die Gesellschaft am Sonntag in P. eintraf, entdeckte der Tirektor, daß es infolge architektonischer Mängel unmög lich war, Zenobia's Schleppseil oder ihr Jallncß gehörig zu befestigen. In folaedessen war das Netz mit Zenobia's 5Zustimmuna weaaelaisen und das Schleppseil durch ein ftraffgespanntes Seil ersetzt worden. Auf diese Weise errtait Zcnobia Sensation, als sie über ein 100 Fuß langes Seil lief, das sich 80 Fuß hoch von der Erde eryoo uno unter dem Schimmer der Bogenlampen auf dem zwei Zoll breiten Strick tapfer hin und herwandelte. Zenobia war weniger nervös als sonst einer von unS und schien sich völlige Geistesgegenwart bewahrt zu haben. Ich hatte jeden Abend während ihrer gefährlichen Produktion sie von dem dünnen Gazevorhang beobachtet; der Kopf wirbelte mir zum Zerspringen und mein Puls jagte in fliegender Eile. Auch an diesem Abend stand ich auf meinem gewöhnlichen Beobachtung Posten. Zenobia betrat das Seil mit einem japanischen Sonnenschirm in der Hand, als ick lab, dak das Seil eigenthümlich schwankte und Zenobia anfing, nach oem Bren zuruazugeyen. . Was giebt's?" flüsterte ich einem Kollegen zu. Sie geht zurück, weil sie sich auf dem Strick nicht umdrehen kann," versetzte er. Doch warum versucht sie nicht, nach der andern Seite zu kommen?" In diesem Augenblick schien eine heftige Panik sich des Publikums zu be mächtigen: ein halblautes Murmeln durchlief den Cirkus, das sich zu dum pfem Grollen steigerte. Dann erhob sich das Publikum wie ein Mann, starr vor Grauen angesichts der Tragödie, die sich vor seinen Augen abspielte. Am anderen Ende des Seils faß auf dem kleinen Brett Krollo, der große Gorilla, und feine langen Krallen um klammerten den Strick, den er aus Leibeskräften schüttelte. Ich stieß einen Schrei des Entschens aus. der von tausend Kehlen wiederholt wurde, dann stürzte Zenobia aus dcr furchtbaren Hohe m die Arena nieder. Mit heftiger Bewegung drehte ich mich um und flog zu der nächsten Trep penthür, die zu der Gallerie führte. Um diese zu erreichen, mußte ich die Menagerie Passiren, und die Thiere brüllten laut auf, als sie mich in wilder Hast vorüberlaufen sahen. Im Lause warf ich einen schnellen Blick auf den Käsig des großen Gorilla und blieb stehen. Athemlos betrachtete ich in stummer Verwunderung, während sich mir die Haare vor Grauen sträubten, den Go rilla, der Aufrecht in seinem Käfig stand und seinen langen Arm durch die Stäbe nachi mir ausftnckte, während ich zwanzig Sekunden vorher gesehen hatte, wie er das Seil aus Leibeskräften in der Manege schüttelte. Wag sollte das bedeuten? Ich rüttelte an dem Käsig, doch die Thür war ver schlössen, fest verschlossen. Konnte der Gorilla das gethan haben? Es war möglich. Konnte er in zwanzig Sekun den in seinen Käsig zurückgeschlüpft sein und, daS schreckliche vollbracht haben? Auch das war möglich. Doch war es anzunehmen, daß die wilde Bestie, die sich eben ihre Freiheit er zwungen, sich so schnell selbst wieder zum Gefangenen gemacht haben sollte? Nein, nein ! In diesem Augenblick hörte ich etwas die Treppen hinuntcrrasen, und ein Ge danke fuhr mir durch den Sinn. Schnell sprang ich hinter einen Haufen Gerümpel und wartete, ohne mich auch nur zu rühren. Ich hörte etwas die letzte Flucht der Gallerik'Treppen hinunterrennen und sah die kleine Gestalt eines Mannes in fleischfarbenen Tricots auf den Käsig dcS Gorilla zuspringen und sich gegen die Tbür lednen. 13 war -tavarka. C. Bu Bestie'." schrie er in einem Tone, aus dem Angst und Grauen klang. C, wären doch weine Hände stark genug, um Dir das Leben aus Deinem fcheuviichen orxer zu re,en Dock warte nur. warte nur. warte!" Er wandte sich von dem Käsig fort. blickte iick scheu um und ver chwand Bevor ich meine Gedanken noch zu sammeln vermochte, kam eine Schaar Männer berelnaeftüm. Ja! Hier ist er!" rief einer. Ich saate es immer, wir würden noch ein mal Unglück mit ihm haben! Ich habe ii f, i wtiL v : . . 5t I . k.. i izuaz leis miau, oie cew mu im Stande, das Schloß aufzubrechen!" Zenobia!" rief ich. Wie geht's Zenobia?" Mehr tobt als lebendig!" versetzte Ravello, der Löwenbändiger. Toch sie lebt noch!" Wird sie auch am Leben erhalten bleiben?" Vielleicht. Der Sturz ist dadarch abgeschwächt worden, daß sie aus die Trave anschlug." Dem Himmel sei Tank!" fuhr der Tirektor fort. Tiefe Bestie!" setzte er hinzu, sich nach dem Gonlla umwen dend. Dieses bösartige Thier soll tt schössen werden!" Ja. aber sofort! Sofort! Gleich!" riefen die Anderen. Jrgeiid, ein böser Instinkt muß ihn zu dem schändlichen Verbrechen getrieben haben." sprach der Tirektor weiter. Hätte nicht Stavarta so viel Kühnheit und Geistesgegenwart bewie sen. es hätte noch mehr Unheil ange ricktet!" Stavarta?" rief ich; was that denn Stavarta?" .Er wartete in der Gallerie auf sei nen Auftritt, wie er sagt, als er hörte. wie das Publikum unruhig wurde. Er lief nach der Balustrade und sah gerade, wie Zenobia fiel und die Bestie das Geländer der isallme ptnaurtiet tertc. Ohne an sein eigenes Leben zu denken, wenn er die Bestie ohne Waffen angriff, stürzte er vor. Doch der Gorilla war entschlüpft, von Stavarta gefolgt, rannte die Treppe hinunter und schlüpfte in seinen Käfig, als Stavarta die Thür zuseuerte und den Riegel vorschob." ..Stavarta lügt!" rief ich. Einer aus der Reihe der Männer stürzte auf mich zu und eine Hand stel schwer auf mein Gesicht Stavarta's Hand. ! ..Ich habe gelogen, sagst Tu. Bube?" brüllte er. Tu warst ftet eifersüchtig auf die Liebe, die sie für mich hegte Du Hund! Und jetzt wagst Du, zu behaupten, ich hätte ge loaenk Ja. Du hast gelogen " versetzte ich, ohne den Schlag zu erwidern und ihm nur fest ins Auge blickend, und warum Du es gethan, das werden wir bald ev fahren. Eifersüchtig auf Dich! Du weißt, daß sie keinen von uns geliebt und Dich am allerwenigsten: Jetzt ot obachtet sein Gesicht und hört zu, was leb zu saaen bade! In demselben Augenblick, als ich Zenobia fallen saö," suyr im in leiden schaftlichem Tone fort, rannte ich die Treppen hinauf, ohne an etwas anderes zu denken, als Rache an dem Gorilla zu nehmen. Als ich hierher kam, blickte ick mich um und suyr ent etzt zurück, als ich Krolle ruhig in seinem Käfig sitzen sah." Du lügst. Du lügst!" rief Stavarta und stürzte aus mich zu, doch die Ande ren hielten ihn wie mit eisernen Rhm mern fest. Der Käfig war verschlossen und vev riegelt," fuhr ich fort. Verriegelt?" riefen einige Männer, Jawohl, verriegelt, und Stavarta war nicht hier." Ich hörte Jemand die Treppe hinunterkommen. Ich versteckte mich und sah Dich hineinstürzen Sta varta! Du sprangst auf den Käsig zu und verfluchtest das Thier, dann sahst Du Dich um, als wenn Du erwartest. es würde Jemand hereinkommen und Dich bemerken. Du lügst. Du lügst!" brüllteer und schlug mit den Füßen um sich, um auf mich loszustürzen. Aber weshalb sollte er das Alles zusammenlügen?" fragte der Direktor zornig. Weil er mich haßt," schrie Stavarta mit blutrothem Gesicht; weil er mir den Ruhm meiner That abspenstig machen will." Ruhe, Stavarta, Ruhe!" rief der Direktor, dann wandte er sich zu mir und fragte: Du sahst den Gorilla ebenso wie wir alle in der Manege. Wie erklärst Du Dir das Räthsel?" Kommt und folgt mir," versetzte ich; ich glaube, ich kann es Euch lösen!" Ich stieg die Treppe hinauf m Be gleituna der Anderen, welche Stavarta zwingen, ihnen zu folgen. Stufe auf stufe erklommen wir die Wendel treppe, und bei jedem Absatz ward Stavarta's Gesicht fahler und seine Stimme klang dumpfer und hohler. Schicßlich erreichten wir die Gallerie und ich führte meine Begleiter nach der Seite, wo. sich sechs kleine Logen be fanden. Ich stieß die erste Thür auf und ging hinein. Der Raum war leer. Ich versuchte dasselbe bei der nächsten Thür. Der Raum war eben falls leer. Die dritte Thür war aber verschlossen. Wo ist der Schlüssel?" fragte ich. Hier ist ein Schlüssel, der fünfzig Thüren wie diese erschließt," sagte einer der Männer und holte einen großen Dietrich hervor. Eine Falle, eine Falle!" rief Stavarta und wollte sich wieder los reißen, wahrend wir erstaunt einen langen braunen Pelz und eine große Affenmaske tetrachteten, die an der Erde lagen. Der Pelz war zerrissen und die Maske zerbrochen, weil man Iie in fliegender Eile adgennen hatte Die yandschuhühnlichen Hände und die haarigen Füße waren mit blauer Farbe beichmiert. Das Geländer war nämlich neu gestrichen worden. In einem Finger des rechten Handschuhs steckte ein Ring, und dieser Ring ge hörte Stavarta. Zenobia blieb am Leben, doch sie lahmte und muß sich noch heute eines Stockes bedienen. Sie ist jetzt mein geliebtes Weid. Stavarta aber, der das Verbrechen aus Rache begangen hatte, weil Zenc bia seine Liebesbetheuerungen zurück gewiesen und ihm gestanden hatte, daß sie nur mich liebe, vergiftete sich im Gefängnig. Der Lalznen-Nagc'l. $cn Felix M a r t i n. Wenzel, Sie erinnern mich nächsten Sonntag daran, daß ich zur Fahnen weihe geladen bin, und daß ich dabei den Fahnennagcl nicht mitzunehmen vergesse!" Befehl, Herr Major!" Der Sergeant und Bataillonsschreiber Menzel nahm Stellung an der Thür und verschwand Fertig zur Post!" So meldete sich der Gefreite Schneuzle hierauf beim Herrn Major. Aeh Sie können mal mit in meine Wohnung gehen und mein Früh stück holen; das habe ich zu Haus ver gessen!" Schneuzle wollte gehen. Halt, warten Sie's doch ab!.... Also, Sie könnten auch mal mit daran denken, daß ich Sonntag zur Fahnen weihe des MilitärVereins mutz. Da hab' ich für das LandwehrOfsiziers Corps einen Fahnennagel zu über reichen. Sie erinnern mich rechtzeitig daran, daß ich nicht etwa vergesse, den Fabnennagel einzustecken. Verstan den?" Zu Befehl, Herr Major!" Morgen, lieber Schneider!" Dcr Herr Major erhob sich von seinem Platze und begrüßte den militärisch sich verbeugenden Bezirks Offizier Haupt mann Schneider mit einem Hände druck. Na, wie geht's zu Haus? Frau Gemahlin munter? Kinderchen auch? .... Na, das freut mich! .... Apropos, lieber Schneider, muß am Sonntag zu der demußten Fahnen weihen Wollen Sie so gut sein und mich rechtzeitig erinnern, daß ich den Fahnennagel nicht vergesse? Ich werd's, der Sicherheit halber, auch noch meiner Frau sagen!" , Zu Befehl, Herr Major!" Na, dann auf Wiedersehen!" Hierlus kam der Adjutant mit der Befehlsmappe. Also, sonst liegt weiter nichts vor. . hm waZ ich sagen wollte: Ist der Fahnennagel für den MilitärVerein gekommen? Zeigen Sie mir ihn mal her! Hm, ganz passabel, ganz hübsch! Also Sonntag erinnern Sie mich, bitte, rechtzeitig daran, daß ich das Ding nicht einzustecken vergesse. Meinem Burschen werde ich's auch ein schärfen aber auf den ist kein Ver laß!" Der Sonntag kam heran. Der Herr Major war mit Anbruch des Tages von seiner Ehehälfte an den hochbedeutsamen Fahnennagel erinnert worden. Mit einem dankendenBrummen hatte er geantwortet. Dann hatte der Bursche Gelegenheit genommen, auch seinerseits den Herrn Major bescheident lich. wie ihm befohlen, zu erinnern. Weiß schon!" antwortete der Major. An den Vormittagen von Sonntagen pflegte der Herr Major auf eine viertel Stunde in's Bureau zu kommen. So auch heute. Kaum war er eingetroffen, trat der Hauptmann Schneider ein. Wollte mir erlauben, Herrn Major au da? Militär-Vexeinsfest und den Fahnennagel zu erinnern!" Danke sehr, lieber Schneider!" Dann der Adjutant: Herr Major wollten heute zum Militär Vereinsfeft fahren und den Fahnennagel mitnehmen!" Danke, werd ihn gleich einstecken!" Hierauf erinnerte Sergeant Wenzel den Herrn Major ebenfalls an den viel genannten Fahnennagel. Weiß ich selber lanen Sie inich in Ruhe!" Schließlich kam auch noch der Gefreite vom Ordonnanzdienft. Fertig zur Post!" Danke!" Aber Schneuzle blieb stehen. WaS wollen Sie noch?" Herr Major haben befohlen Herr Major wollten erinnert fein Fahnen nagel " Bombenelement! Unter Euch dumme Kerle soll doch' gleich cm Millio nendonnerwetter fahren! Denkt Ihr denn, ich bin so gedankenlos und so dumm, wie Ihr? Scheren Sie sich zum Henker und kümmern Sie sich nicht um ungelegte Eier!" Nachmittags war tn dem Städtchen alles aus den Beinen. Auf dem Markte sollte die Fahnenweihe stattfinden und im Hotel zum Löwen" das Festmahl eingenommen werden. Die auswärtigen MiUtärVereine kamen mit klingendem Spie! angezogen und stellten sich auf dem Markte auf. Ein lieblicher Duft von Kalbsbraten und GurkenSalat entströmte der Küche deS Hotels zum Löwen" und ward begierig aufgesogen von den alten hungrigen und durstigen Soldaten. Die lange friedliche Festrede war zu Ende, daS Hoch auf den Landesfürften erklungen, und die Ueberreichung der Fahncngeschcntte sollte beginnen. Auf der von Ehrengästen besetzten Tribüne ward es lebendig. Der Herr Major trat vor tie enthüllte Fahne, sprach von einem ehrenvollen Austrage, der ihm geworden und dem er mit den besten Wünschen für ferneres Gedeihen des Militär-VercinS nachkomme. Als äußeres Zeichen der Antheil nähme des Offiziers-Corps des Land wehr-BezirkZ an den Bestrebungen deS Militär-BereinS aber überreiche ich hier mit" hierbei fuhr feine rechte Hand in die linke Rocktasche überreiche ich hiermit einen Moment, meine Herren " dann ein rascher 'Griff in die rechte Rocktasche und die beiden Brusttaschen Die beiden Ehrengäste sahen sich fragend an. Tann wurden ein paar Tröpflein Schweiß auf des MajorS Stirne sichtbar: er schlug die Augen nieder und .flüsterte: Meine Herren, ich schicke ihn heute noch ab, den Fahnennagcl, ich hab' ihn näm lich vergessen!" Aus dem Leben eines Hotelier. In der Wiener Montagsrevue" lesen wir: Der letzte souveräne Kur fürst von Hcssen-Kasscl hatte neben sei ner wundervollen Gcmäldegallerie und seiner Herzensschönen auch einen Kam merdiener, Namens Seyschab, einen Riesenmenschen von dem Schlage wie die Fürsten in alter Zeit ihnen Bären mützen oder silberne Helme aufsetzten, sie mit vielen goldenen Tressen behäng ten und dann zu ihren Leibgardisten bestellten. Mit diesem seinem Kam merdiener gericth der Serenissimus von Kassel einmal in einen heftigen Streit, der endlich in ganz ursürstliche Hand grciflichkeiten überging. Da der Kam merdiener Seyschab ungleich stärker war, als sein hoher Gebieter, soll die physische Argumentation des Knechtes viel nachhaltiger und wirkungsvoller ausgefallen fein, als die Beweisfüh rung des Herrn, so gründlich und aus giebig, daß der Diener es für gerathen fand, allsogleich nach dieser erschöpfen den Auseinandersetzung das Weite zu suchen, was auch das Klügste war. Auf dieser Flucht kam Seyschab auch an die Ufer des Logo Maggiore. Hier fand er Ruhe und konnte nach einer neuen Beschäftigung ausschauen. Er erkannte bald die Zukunft des kleinen Oertchens Pallanza und da er einen hübschen Sack harter kurhessischer Tha ler mit sich führte ein fürstlicher Kammerdiener in der guten alten Zeit fand ja so vielfach Gelegenheit, zu spa ren und zu sammeln so beschloß er, am Seespitz,' in einiger Entfernung von dem immerhin geräuschvollen Lan dungsplatze der Schiffe, ein großes elegantes Hotel Pallanza. Sehr fein gefühlt, wurde das Haus bald zu einer Goldgrube für Herr Seyschab, eine Dependence erschien nothwendig und als auch dann noch zu wenig Raum für die Gäste deS Hotels vorhanden war, kam noch die große Villa Monte bello hinzu. Herr Seyschab wurde ein sehr reicher Mann, sein Haus erfreute sich eines Weltrufes, den eS noch in ungeschmälertem Maße und mit vollem Rechte besitzt. Die Erscheinung des Herrn Seyschab wurde aber für den ganzen Ort bedeutungsvoll. Die ntv mische Bevölkerung lernte durch ihn den Werth ihrer Scholle erkennen und es entstand Villa, klein und groß, einfach und luxuriös, still und geräuschvoll, wie sie Einer suchte. Auch die Frem den zogen her und bauten sich Paläste in Stuck und Marmor, vergoldet und bemalt, und in neuen und alten Stil- arten. So ward Pallanza eine fröh liche, friedliche Vorhalle zu dem großen herrlichen Himmel, den man Italien nennt. Eigentliche ehensmurdiglei ten besitzt Pallanza nicht, es hat ja auch keine Geschichte, sondern verdankt sein Dasein dem Herrn seyschab, dem es auch auf seinem Gebiete, zwischen seinen Hotels, ein Denkmal in Gestalt einer schönen Marmorbüste errichtete." Der Name taugt nichts. Die bekannte französische Schauspie lerin Elisabeth Rachel (gest. 1853) kam noch sehr jung in die Pariser Comödie Francaite. Als sie das erste Mal öffentlich auftreten sollte, fragte sie der Direktor Choron nach ihrem Namen. Elisabeth Rachel," war die Ant wort. Rachel? Der Name taugt nichts! Nennen Sie sich Elisa!?' Und die Rachel spielte als Elisa und wurde später unter diesem Namen vom Gymnasetheater engagirt. Bevor sie an dieser Bühne auftrat, fragte sie der Direktor Poirson nach ihrem eigent lichcn Namen. Wie Sie wissen, hat man mich bis jetzt Elisa genannt." Ja ja. Aber der Name taugt nichts! Er ist zu unbedeutend, sieht auf dem Theaterzettel nach nichts aus. Sie haben doch wohl noch einen ande ren Namen?" Eigentlich heiße ich Elisabeth Rachel." .Rachel? Vortrefflich! TaS ist ein Name, den das Publikum in'S Ge düchtniß festhält! Nennen Sie sich von jetzt an Rachel. nicht mehr Elisa! Tie Wahl eines TbeaternamcnS ist von gröberer Wichtigkeit, als man denkt!" Und in der That. Fräulein .Elisa" begann erst jetzt ihre glänzende Lauf bahn auS .Rachel". vr ist schon wieder . Ein nettcS Gefchichtchen macht äugen blicklich unter den Hutmachern von Paris die Runde. Anläßlich der Welt ausftellung von 18'i7 unter dem Kaiser reiche war ein braver Bürger auS einem entlegenen Provinznest nach Paris gekommen und hatte sich bei einem bekannten Hutmacher der Rue de Rivoli einen neuen Zylinder gekauft. 32 Jahre verstrichen, ohne daß der gute Pro vinziale Gelegenheit fand, wieder die Hauptstadt zu besuchen. Letzthin ver. anlaßte ihn ein dringendes Geschäft, sein Städtchen zu verlassen und nach Paris zu kommen. Als er seine Ange legenhelten geordnet hatte, wollte er sich auch ctwaS zu Gute thun und beschloß den Ankauf eines neuen HuteS Die Adresse des Hutmachers ln der Ru de Rivoli war ihm aus dem Jahre lsb im Gedächtniß geblieben, und er eilte sofort hin. Ter Laden befand sich noch an der alten Stelle. Unser Provinziall öffnete seelenvergnügt die Thüre und grüßte den Besitzer,' ihnt wie ein alter Bekannter zulächelnd, mit den klassischen Worten: Da bin ich schon wieder!' Kinnermund. Unlängscht sitze' mcr beim Mittagesse, E zcoer iat?i Iicy s icymeae orum, Nor 'S Karlche iS' traurig do gesesse Un leckt an seinem Löffel 'rum: Die Supp' die Hot em gar net behagt, ir v : - .lix ....ii li ijvi vcr jjiuuki jv gicity grugii Die wollt em schun was anners gewe sie Hot des Karlche gar zu lieb; Doch de strenge Vadder sitzt denewe: Die Supp' gegesse, sunscht giebt's Hieb! Un schmeckt der's net. so thät ich mene Du sollscht der 's Esse' abgewöhne!" Des war dem Karlche doch e bißi viel Ach, wie gut schmeckt Obst un Küche ! Er kaut herum an seinem Löffelstiel, E Antwort scheint er,z' suche: Du Vadder wecscht. was ich thä mene? Mach mer's erscht vor des Abge wöhne!" Verwirkt. Der mecklenburgische Amtshaupt mann Weber, der Pathe des plattdeut schen Dichters Fritz Reuter, ärgerte sich stets darüber, daß die Knaben, wenn sie etwas erzählen wollten, alle AugeNl blicke stockten, dann aber aus Verlegew heit mit dem tölpischen un dunn" fort' fuhren. Er setzte einen Schilling als Preis für denjenigen aus, der eine Ge schichte ohne dies beliebte un dunn' erzählen könne. Fritzchen brachte das Kunststück fertig, schloß aber dann o Pech seine Erzählung mit den trium phirenden Worten: Un' dunn kreeg ick'n Schilling!" Jetzt griff sich der strenge Herr Pathe an die Nase und er klärte: Undunn, min Herzenskindin g, was bei Schilling weg!" Nie hat der Dichter den Schilling vergessen, den er sich noch im letzten Augenblick voreilig verwirkte. Aus dem Völkertagebuch. Die Kanone ist das beste Fernrohr, um mit Ruhe in die Zukunft zu blicken Auch ein literarisches Kränzchen. Mann: Was lest Ihr denn eigent lich in Euerm literarifchen Kränzchen?" Frau: Na, die Modernwelt!" Es nützt des Sprichworts weiser Rath Nur wenig jungen Jahren; Denn Keiner glaubt ihm ja. bevor Er's an sich selbst erfahren! Die Menschen schätzen sich gegen- seitig in Geld. Verstand. Wrssen, Schönheit, Talent und anderen knei denswerthen Dingen; aber nie unter schätzt sich der Schätzer selbst. Fühl dich nicht von kleinlichem Tadel Ungeberdlg beleidigt; Groß ist nicht, wer gegen die Nadel Mit dem Schwert sich vertheidigt. Kindliche Frage. Karlchen: Mama, hast Du mich wirklich durchgehauen, weil Du mich lieb hast?" Mama: Ja, mein Kind!" - Karlchen: Dann liebst Du Papa also gar nicht?" Angenehme lvatirnehmung. Papa: Karlchen, warum bist Du auf einmal so ausgelassen?" Karlchen: Juchhe, ich glaub' ich krieg' Bauchweh und brauch' morgen deshalb nicht in die Schule!" Angelsport. Herr Geduldmüller hat bei'm Angeln noch keinen Fisch, wohl aber einen zer rissenen Hosenträger, einen zersprunge nen Topf und einen alten Stiefel aus dem Bache gezogen. Zuichauer: aaen & , was belom mcn Sie eigentlich für die Ausbag gcrung des Baches?" Die Wahrheit rächt sich an ihren Feinden, die Lüge an ihren Freunden, i Scbtn und slnbtn! Dame: In Neapel bin ich scdon zwei Mal gewesen, lieber Prokessor." Professor: .Aerkwlirdig! Und cit leben immer noch?" v'uitt!uj. Gast: He. Herr Wirth, haben Sie etwas zu essen?" Wirth: Gewiß, woher hätt' i sunft mein Bauch, wenn i nix z' essen hätt'?" vegetarische R.'ft, Vegetarier: In den Krieg zu tr.üf sen. wäre mir schrecklich." Herr: Nun. für Sie als Vegetarier kann'S doch gar nicht so furch:d.:r sein, in'S GraS zn beißen." G, diee Fremdwörk. Erstes Dienstmädchen: Was wird denn am Sonntag bei Euch gekochz?" Zweites Dienstmädchen: O. bei uns geht eS fein her! Bei jedem Tiner giebt es ein fcineS Komplott!" Guter Lrklärunzszrunö. Warum ist nur Fräulein Alma stets so zärtlich mit ihrem häßlichen Hund?" Um zu zeigen, wie zärtlich sie gegen einen Mann wäre, wenn einer käme und sie nähme!" U'i!erlegunz. Sie sollten doch nicht immer darauf bedacht sein, blos Schätze zu sammeln, die die Motten und der Rost fressen." Aber ich bitte, wo's heutzutage so viele Mittel gegen Motten und Rost giebt." vornehm. Was sagen Sie, welch' prächtige Robe die Frau Stolze heute Abend wieder trägt!" Ja,, das muß sein. Tie ist sie ihrem Namen und ihrer Schneiderin schuldig!" Das Znert die Sache. Frau: Da hast Du's nun; ich sagte Dir immer. Du sollst dem Kinde kein Geld in die Hände geben, nun hat eS daS Fünfpfennigstück verschluckt!" Mann (lachend): Sprich doch nicht so komisch ein Hosenknopf war's!" Mißverstanden. Richter: Sie sind ein unverbesser licher Mensch, und Ihr ewiges Trinken dringt Sie stets mit den Gerichten in Konflikt; Sie scheinen nicht den nöthi gen Halt zu haben." Anaeklaaker: ..O docb. Ihm Rickter. wenn' ich berauscht bin, führt mich meine rau stets nach Haufe." Lin einträgliches Unglück. Erster Sangesbruder: Es muß unserem alten Müller doch scheußlich unangenehm sein, daß ihm gestern beim Dirigiren die Fracknähte geplatzt sind." Zweiter Sangesbruder: I wo; ich wünschte, mir wär's passirt. Sein Schneider hat ihm gleich fünfzig Dol lars hingelegt, daß er nicht sagt, von wem der Frack ist." Boshaft. Eine Dame hat ihrer Köchin aekün diat. Beim Auszahlen des LobneS wirft Jette auch dem alten Hunde ein tu tzentitucr von dem Gelde zu.. Was soll das heißen?" braust die Frau auf. ..Ack. der arme Köter bat's reicklicb verdient. Madame, denn er hat schon seit drei Monaten tagtäglich die Teller und Schüsseln reingeleckt." Fatale Erklärung Junge Frau: Höre. Männchen. jetzt hab' ich eine Herzensfrage." Gatte: Ich höre." Junge Frau: ..Sag', lieber Paul. wie ich erfahren, hast Du, während Du mir damals Liebesbriefe schriebst, auch mit Anderen in Correspondenz geftan den und doch schriebst Du immer: Einzige Elothilde!" Gatte: Ganz einfach, Du warst die Einzige, die Clothilde hieß." öeimgegeben. ' Doktor (nachdem er den Patienten untersuchthat): Hm, sonderbar, totale Fieberhitze im ganzen Körper, nnr die Nase kalt." Gattin (des Patienten): Herr Dok tor, ich denke, das ist ein gutes Zeichen. denn man sagt, daß Hunde dann ge fund sind." Doktor: Darüber kann ich kein Urtheil abgeben, da muß ich Ihren Gatten erst bellen hören." Entschuldigt. Mutter: ..Aber. 5ans. mit wem bist Du denn heut' wieder so lana' bernm. gestrolcht. Du Lump?" Hans: Mlt'm Vater!" , Galant. Sie: Ich hasse alle eifertücbtiaen Männer." Er: Ich auch. Aber der Mann. der bei Ihnen nicht eifersüchtig wird. ,i gar nicyr merry, vaß er lebt." Neue verbefferungsbezeichnung. Gast: Ich hoffe, der salscke fmf. braten wird heute besser sein als das ,etzle ntsti. Wirtb: ..Iawobl. beut' ist r k,-. -i-w i V V w tend falscher." Sicheres Zeichen. .Sie glauben, aenannter Kkrlmann sei vom alten Adel?" ' .Sicher, wo er sein ..von ab,irklit rx. 'li u ' " o" -ii- schreibt."