Unrorschriftsmaßia. f ' Humor,!! von ' u d w i g rieil. Leutnant Schripp ftand vor dem Spiegel. Während sein Bursche hinten an dein glänzenden neuen Stock herum bürstete und mit angefechtctem Finger einwlne Staubkörnchen zu entfernen suchte, drehte er selb an seinem all mählich sich zeigenden Schnurrbärtchen. Keora." faate er gerade zu seinem Burschen, .was fällt Ihnen denn ekn? An meinem neuen Rock mit den Finger Nägeln herumzukratzen: Wollen ,e einen Flecken entfernen, so muffen Eie die Stelle zunächst etwas anfeuchten, und zwar.. .." Loch der eifrige Georg wartete die Belehrung gar nicht weiter ab. .Zu Befehl!" fugte er nur, dann sandte er zwischen seinen Zähnen hervor ein statt licheS Quantum jener Flüssigkeit, die man sonst gewöhnlich nur dazu derwen det, um den Stiefeln beim Wichsen einen vermehrten Glanz zu verleihen, auf die bewußte Stelle des Rocks. Aber manchem Herrn kann man eS nie recht machen. .Mensch!" schrie der Leutnant, .find Sie verrückt? Lassen Sie mich doch aus reden! Fleckenwasser sollen Sie zum Anfeuchten nehmen!" Beschämt wischte Georg mit seinem Taschentuch, auf dem die Schlacht bey Wörth und die einzelnen Theile des Gewehrs abgebildet waren, den Rock wieder ab. Heute war Liebesmahl im Casino., Deshalb hatte sich Schripp besonders unternehmend geschmückt. Der ver botene weiße Stehkragen schaute frech über den Rand deS viel zu hohen rothen Rockkragens heraus, und die bis auf die halben Finger reichenden Manschetten strahlten in frischem Glänze. Schripp trug niemals Röllchen", nur Man scheiten, die mit dem Hemd aus einem Stück gefertigt waren und nicht davon wezgenommen werden konnten. Das war zwar etwas unbequem, namentlich beim Schreiben: aber erstens schrieb er überhaupt nur im äußersten Nothfall, und, was die Hauptsache war, der Fähnrich von Borovic von den Husaren hatte ihm auf Kriegsschule einmal der sichert, in seinen Augen sei ein Mann, der die Manschetten nicht am Hemd selbst trüge, einfach gar nicht als Mann zu rechnen. Und Borovic mußte das wissen. Dazu war er Husar. Solche Manschetten, dazu ein fast unmöglich hoher Rockkragen, ein weißer Stehkragen noch darüber herausschauend und vor allem eine recht forsche Mütze, das waren nach Anficht des Leutnants Schripp die Glanzpunkte der Uniform, wenn sie auch keineswegs der Borschrift entsprachen. Daß der Herr Gouverneur anders darüber dachte,' und Jeden faßte, den er mit solchen Geschichten er tappte, das war allerdings einende trübende Thatsache, doch ihr mußte nach Ansicht Schripps mit aller Encr gle entgegengetreten" werden. Vicft Energie beruhte aber offenbar mehr in der Defensive als in der Offensive; denn Schripp zog sofort, als er seine Woh nung verlassen hatte, den Rockkragen über den weißen Stehkragen empor und suchte, damit die Höhe des ersteren weniger auffiele, den Hals so viel als möglich emporzurecken. Die Mütze, die vor dem Spiegel kühn auf einem Ohr gesessen hatte, rückte er schön gerade auf den Kopf. Vorschriftsmüßiger wird sie ja dadurch doch nicht." tröstete er sich, und dabei fällt sie nicht so auf Im Casino war schon fast alles ver sammelt, als Schripp eintrat. Er blickte deshalb nur noch einmal schnell m den Spiegel, machte seine Pflicht mäßige Perbeugung vor den Vorgesetzten und tauchte dann in der hintersten Ecke desSaals unter dem Corps derLeutnants unter. , Die Leutnants mußten natür lich die hinterste Ecke wieder aussuchen Während die andern Herren, selbst einige ältere Oberleutnants, mit den festlichsten Gesichtern an der Eingangs thür Seine Excellenz, den Gouverneur, erwarteten, machten die Leutnants am entgegengesetzten Ende deS Saals ihre Witze und griffen dabei heimlich ab und zu in die gefüllten Fruchtschalen, die auf der gedeckten Tafel standen, Ein lautes Scharren von vielen Stiefelsohlen und ein Zusammenklap den von Absätzen und Sporen unter brach ihre lebhafte Unterhaltung und ließ sie aufschauen. An der Eingangs thür waren alle Köpfe verschwunden Man sah nur noch gebeugte Rücken. Deshalb senkten sich nun auch die edlen Häupter der Leutnants etwas; denn der Gouverneur war er cyienen. frreund lich lächelnd trat er heran und machte nach allen Seiten hin eine allgemeine Verbeugung. Tann reichte er dem Kommandeur die Hand, ebenso jedem der Stabsoffiziere. Dazu sagte eriedes- mal einige verbindliche Worte, die von jedem durch ein beglücktes Lächeln und ein lu ammen lagen ver Av ae er widert wurden. Was dabei gesprochen wurde, konnten die Leutnants natürlich nickt verstehen. ' Was Excellenz denen wohl für einen Witz erzählt, weil sie so vergnügt lachen?" flüsterte Leutnant Schripp frivol dem Leutnant von Schwarz zu. Pass' nur auf," antwortete dieser, .daß er Dir nicht auch einen Witz er zählt wegen Deiner unvorschriftsmätzi gen Mütze. Den Leutnant Vorkum von der Fcldbombe hat er erst gestern auf fünf Tage festgenagelt." DaS schien nun Schripp nicht beson ,dcrs zu gefallen. Deshalb verließ er auch jetzt als Letzter den Saal, als man unter Vorantritt deS Gouverneurs sich in die Garderobe begab, um dort Säbel und Müe abzulegen. Er wollte sich dort nicht zu gleicher Zeit mit feinen Vorgesetzten aufhalten. Denn wie leicht tonnte ihn der Gouverneur dann länger ansehen und Stubenarrest war gerade nicht SchrippS Leidenschaft. In der That hatte er Glück. Die höheren Vor gesetzten hatten die Garderode schon alle wieder verlassen. als er dorthin kam Nur einzelne brave verheirathcte Haupt leute, und ältere solide Oberleutnants huschten noch umher, um heimlich ihre Sachen wieder wegzunehmen und in irgend einer dunklen Ecke in der Nähe der AuZgangSthür deS CafinoS zu der bergen. Aha. einige Drückeberger!" dachte Schripp. .Die wollen nach dem Essen gleich wieder verschwinden, und da sie aus der Garderode nicht weg können ohne gesehen zu werden, so bringen sie ihre Sachen gleich jetzt wieder hinaus." Dabei zuckte er verächtlich mit der Achsel. So etwa? war ihm unbegreif lich. Er war immer einer der Letzten, die nach Haufe gingen und zwar immer erst am nächsten Tag. Dafür war er cS vielleicht auch einmal so wie diese Drückeberger". Als sich Schripp in der Garderobe allein sah. packte ihn gleich wieder sein Uebermuth, und er hängte seine Mütze nicht zu seinem Säbel hin. sondern so recht herausfordernd stülpte er sie über eine höchst ehrbare und plumpe Kom mißmütze, die bescheiden in einer Ecke hing. Man war gerade im Begriff sich zu setzen, als Schripp den Saat wieder be trat, und die Musik spielte zur Er Öffnung des Festes einen flotten Marsch. Das Licbesmahl verlief wie alle andern seinesgleichen. Der Herr Gouverneur legte sich seine Serviette zurecht, und der Herr Oberst sah ihm dabei aufmerk sam zu. Denn er wußte, daß Seine Excellenz nach Beendigung dieses Ge schäfts ihn ansprechen würde. Das war immer so, und zwar sagte der Herr Gouverneur jedesmal, daß 'ihm die Arrangements bei diesem schönen Fest sehr gut geftelcn. Unterdessen sah sich der Oberstleutnant auf der andern Seite Seiner Excellenz die Speisenfolge an. Jetzt hatte er dazu noch Zeit, lir wurde erst nach dem Oberst angeredet und zwar immer mit der Frage, wie es seiner ,srau GemaliilN geye. xie übrigen Stabsoffiziere saßen zunächst noch lautlos da, das eine Augenach der Weinkarte oder der Supper-Ordonnanz. das andere nach dem Gouverneur ge richtet. Er konnte ja möglicherweise auch einmal einen von ihnen unver muthet ansprechen. Bei den Hauptleuten ging es scpn lebhafter zu. , Einer von ihnen sprach etwas, leise zwar, aber so eindringlich und begeistert, daß sich die andern elf Häuptlinge mit weit geöffneten Augen so weit wie möglich vorbeugten, um sich ia keines seiner Worte entgehen zu las sen. Die Scene erinnerte unwillkürlich an jenes bekannte Bild, auf dem Moritz Arndt das Volk zum Kampfe ausruft Hier handelte es sich aber um ein neues Lcderputzmlttel, been Vorzüge der Be- treffende den andern Häuptlingen ans einandersetzte. Bei den Leutnants konnte man drei Gruppen unterscheiden. Die Adjutan ten, die selbstverständlich von ihren Pferden sprachen, dann die mittleren und jüngeren Jahrgänge,, die sich ihre Zeit zwischen dem Essen und Trinken damit vertrieben, daß sie immer alle gegen einen sich vereinigten und diesen mit irgend etwas, feiner Flamme oder sonst einer besonderen Leidenschaft oder Eigenschaft so lange neckten, bis er bei naht Feuer spie vor Aerger oder bis er als gewandter Diplomat die Aufmerk- samkcit auf irgend einen anderen Un glücklichen zu lenken wunte der dann Fortsetzung zu kosten bekam, und drit tens die letzte Gruppe an der Tafel, die der Dächse" oder jüngsten Leutnants. Deren Hauptthema, das immer wiedev kehrte, war der so sehnlichst erwartete Schnurrbart, und der Jüngste von ihnen, achtzehnjährig und Baby", Bamblno" oder Kind" genannt, der selbst noch darüber nicht mitreden konnte, vergnügte sich still damit, sei nen Serviettenring als Monocle ins Auge zu klemmen und seinen Busen freunden so geschmückt Gesichter zu schneiden. Allmählich kam dann der Rehbratcn mit Compot und der Herr Oberst mit der Festrede, und schließlich wurde Licht angezündet und geraucht. Nun durfte man auch vom Tisch ausstehen, und die Stimmung wurde etwas freier. Das Oberhaus und das Unterhaus zeigten einander ihr Wohlwollen durch gegen- seitiqes Zutrinken und gegenseitige Be suche. Einige Köpfe waren schon rosig angehaucht, und riesig eigcraucht waren alle, denn die Dampfwolken der vielen Cigarren hüllten jetzt schon den ganzen Saal em. Als das Bier ge- I JCi V . I Ai. kl A. IX... V-i oracyi ivuror, qalie nw aion oas Studium der Gruppenbildung" ent wArlt. In jeder Ecke, an jeder Wand sah man zwei, drei oder mehr Herren stehen, die eifrig mit Händen und Mund aneinander hinredcten. Tort standen z. B. in einer Ecke zwei Ober icuinanis uno vcrncvcricn: 10 eiivas gäbe eS auf Erden sonst überhaupt nicht mehr; so wie eS die Hauptlente der Jetztzeit machten, fei eS- total ver fehlt. Eine Kompagnie dürfe nur so und so geführt werden. Dabei behaup. tete natürlich Jeder das Gegentheil vom anderen, was sie aber durchaus nicht störte. In der nächsten Ecke schwor Schripp gerade einigen anderen Leut nants. daß eS nichts edleres gäbe als die Kameradschaft, und die Kameraden bezeugten ihre völlige Uebereinstimmung in dieser Beziehung dadurch, daß sie sich untereinander und den Redner Schripp plötzlich gleichzeitig und viel skltlg umarmten und dadurcy eine dekorativ prächtig werdende Gruppe "bildeten. Doch diese wurde leider gar zu schnell zerstört. Das in Beziehung auf dekorative Kuuft noch völlig unschuldige .Babu Bambino oder Kind" war heimlich herbeigeschlichen. einem Herrn zwischen den Beinen durchgeschlüpft und stieß nun plötzlich wie ein Maul wurf mitten durch die aneinander ge lehnten Häupter mit feinem Kopf her vor. dabei sein Triumphqeschrei .Oooh' anstimmend. Doch ein strafender Blick deS Herrn' Oberst machte ihn schnell wieder verstummen und trieb die Gruppe völlig auseinander. Die Reihen der Hauptleute und Oberleutnants hatten sich schon sehr ge lichtet. Die .Drückeberger" verschwan den französisch, einer nach dem andern, Gar mancher Stabsoffizier sandte ihnen einen neidischen Blick nach. Denn er konnte nicht so fort, so gern er auch wollte, er saß gar nahe bei Seiner Excellenz. Endlich erhob sich der (3ou vcrneur und mit ihm das ganze Ober haus. Nun waren die Leutnants unter sich. Einer der Herren setzte sich an Klavier, und man fing an zu tanzen und zu singen. Namentlich Schripp konnte vom Tanzen gar nicht genug bekommen. Er mußte sich für diesen Winter im Walzer üben; denn der war noch sehr seine schwache. Seite. Zwl schen jedem Tanz trank er dann wieder ein Glas Bier, und schließlich wußte er nicht mehr recht, ob er sich im Saal oder ob der Saal sich um ihn drehe. und allmählich fingen nun nach sei nem.'Gcfühl wenigstens auch alle Tische und Stühle im toaal und die Krön leucylcr an mu zu tanzen, kurz, er merkte daß es jetzt höchste Zeit für ihn war. zu verschwinden. Er ging also in die Garderobe. schnallte den Säbel um und suchte seine Mütze. Sie war nicht zu finden Ja so! Jetzt fiel ihm em, daß er sie auf eine alte Eommißmütze hinaufgcstülpt hatte, dort in der Ecke. Er ging hin. aber welches Pech seine eigene Mütze war verschwunden, und nur die Com mißmütze hing noch da. Er setzte sie also auf zum ersten Mal in seinem Leben trug er ein so braves ehrbares Tienstmöbcl auf dem Kopf und zum Glück paßte sie ihm wenigstens einiger maßen in der Weite. Wie er nach Hause kam, wußte er nicht recht. Aber kaum geschlossen nach seiner Meinung erwachte er wieder durch eine tarle Er chütteruna. Verwirrt schaute er um sich. Sein Bursche stand vor dem Bett und schüttelte ihn mit aller Kraft am Arm. Dabei rief er mehrmals mit lauter Stimme: Herr Leutnant, es ist halb sechs Uhr!" Wie. schon halb sechs?" seufzte der Leutnant und verließ schwerfällig fein warmes Lager. Sein Magen 'schien ihm nicht ganz so zu fein, wie er fein sollte, und in der rechten Schläfe spürte er ein gewisses Stechen. Um sechs Uhr in derFrüh hatte der Arme schon wieder Turnunterricht zu geben. Eilig machte er sich deshalb fertig und stürmte nach der Kaserne. Da das fehlte gerade noch heute Morgen da kam der Gou verneur auf ihn zugeritten. Wahr schcinlich kam er zu dieser Stunde schon wieder von Rcitanlageu draußen zurück Denn er war bekannt als Frühauf sicher ., Wcnn er nur nichts an meinem Anzug bemerkt, dachte Schripp, heute könnte er jedenfalls einiges zum Aus stellen daran finden. Denn die Zeit zum Anziehen war gar zu knapp ge Wesen. . ' Als der Gouverneur in die Nähe kam, grüßte Schripp, so stramm er konnte; vielleicht lenkte er dadurch den Blick des Vorgesetzten von seinem Anzug ab. Aber vergebliche Hoffnung! Der General mußte jchon etwas an ihm ent deckt haben. Er sah Schripp scharf an. als er seinen Gruß erwiderte und winkte ihn dann zu sich heran. Schripp klopfte das Herz fast hörbar. Was jetzt wohl kam: err eutnant, agke ein ooyer Vorgesetzter, was haben Sie denn da für eine sonderbare Mütze auf;' viel zu hoch für Ihren schmalen Kopf und der Schild so groß, daß er über Ihr halbes Gesicht hinwegsieht. Wohl neuste Mode, wie?" Ich weiß nicht, Excellenz, wie, wa " stotterte Schripp Mehr brachte er nicht hev ten so zusammen, daß der Gouverneur beinahe Mitleid mit ihm bekam und um seine Strafe gleichsam zu ent schuldigen, zu ihm sagte: .Nehmen S Ihre Mütze doch einmal ad und sehen Sie selbst, wie häßlich und geschmacklos sie ist." Schripp befolgte den Befehl. Aber kaum hatte er die Mütze angesehen, fiel ihm der gestrige Abend ein. und sein Gesicht hellte sich an. .Excellenz. sagte er, .das ist gar nicht meine Mütze. Ich mußte sie gestern mit nach Hause ehmen. weil meine eigene nicht mehr da war." Nun schien der Gouverneur in Ver legenheit zu kommen. .Hm, hm!" muv melte er. Tann bade ich meine eigene Mutze letzt schlecht gemacht Habe die meine gestern verwechselt und nun wohl die Ihrige auf. Wollen ma tauschen." Der Gouverneur setzte die geschmähte Mütze auf, die Schripp ihm reichte In der That, sie paßte ausgezeichnet zu der breiten Gestalt und dem weißen Bart. Nun mußte auch Schripp die seine aussetzen. Aber, 0 Schreck dann kam er ja erst recht in Arrest: denn seine Mütze war allerdings nichts weniger als vorschriftsmäßig. Zögernd bedeckte er sein Haupt, und doch, er traute sei nen Ohren kaum, der Gouverneur sagte freundlich: So sehen Sie ganz anders aus, viel lugendlicher und flot tcr. Also bitte keine solchen Mode- Thorheiten wie man sie bei Ihren Kameraden manchmal sieht. Ihre Strafe fällt natürlich weg. Auf Wie versehen, lieber Schripp!" chripp ftand noch einen Augenblick wie erstarrt. Gleich nach dem Dienst aber kaufte er sich eine neue in jeder Beziehung unauffällige Mütze; denn seine bisherige hätte Seine Excellenz in einem unbefangeneren Augenblick doch einmal genauer ansehen können, und dann.. .." Ein weißes Blatt. , Skizze ans dem Vnrenkricgis. Von G. Pohl. wo verlegen aus. Wie ost yave ich den Herren nun chon gesagt," fuhr der Gouverneur mit erhobener Stimme fort, daß ich keine 0 lächerlichen Extravaganzen im Anzug mehr sehen will. Ihre Mütze hier ist ia toll. Einen solchen Rie enkübcl auf zusetzen würde ich mich schämen. Nicht über die Straße gehen würde ich mit diesem geschmacklosen Möbel. Sie bil den einfach eine Karrikatur mit Ihrer Mütze." Schripp sah betrübt zu seinem Vor- ctzten empor. Dabei mußte er aber unwillkürlich delen: Na, schön bist Tu gerade auch nicht mit Deinem lächer lichen Mützenformat." X ,Jm Uebrigcn," fuhr der General ort, verliere ich kein Wort weiter über die Sache, gehen Sie sofort zu Ihrem Kommandeur und melden Sie, daß ich Sie mit fünf Tagen Stubenarrest be rast habe." Aber Schripp knickte bei diesen Wor Regungslos standen sie da, einander tief in die Augen sehend, er bleicht bis in die Lippen, aber entschlossen und ge- faßt, sie mit fieberhaft brennenden Au gen. die mit heiker Angst blickten wie wenn in jeder Ecke Gefahr und Ver- derben lauerten. Meyne sah erbarmungswürdig aus, eine Sporen waren voll dicken chmutzes, seine Uniform zerrissen. Gesicht und Hände zerkratzt bei dem Bemühen über die Mauer zu klettern und in LucieS kleines Zimmer zu ge angen. , Du bist nicht sicher hier, Ernst nicht eine Minute," stöhnte das Mäd chcn verzweifelt. Man hat, schon Ver- dacht geschöpft, Tu könntest hierher kommen weil Tu früher be, uns verkehrtest mein Gott, wenn sie Dich gesehen hätten! Wie kamst Tu nur herein?" Ueber die Mauer auf den Apfel- bäum und durch s offene Fenster," ant wartete er kurz. Ach. Schatz, wenn ch nur so bequem sortkönntc, wie ich herein kam, dann wäre es eine leichte Aufgabe. Es ist wahr, man verfolgte mich aber die vom Epheu verdeckte kleine Thür in der Mauer war meine Rettung. Vorläufig bin ich sicher aber in spätestens zwanzig Minuten muß ich fort sein!" Wärmn bist Tu nicht bei Deinem Regiment?" fragte Lucie, sich liebevoll und doch ängstlich an ihn klammernd Vater und Mutter wollten mir nichts erzählen sie meinten nur. Du könn-- test jeden Moment gefangen werden" Meyne klopfte bedeutungsvoll auf seine Brusttasche. Es war durchaus nöthig, daß Je mand Meldungen und einen Angriffs- Plan zu General Joubert brachte ich erbot mich hierzu. Mein armes Pferd wurde mir heute Nachmittag , nnter'm Leibe weggeschossen ich mußte rennen wie ein Hase Meine arme Lucie" fügte er zärtlich hinzu, sanft über ihr welliges Haar streichelnd, wozu soll ich Dir das AlleZ-erzählen? Es ist am Besten, wenn Du gar nichts weißt. Wenn Tu auch innerlich zu den Buren hülst, mußt Tu doch jetzt mit den Wölfen heulen. Wenn man mich er- wischte " O mein Gott Ernst man würde Dich erschießen " Des Mädchens Augen öffneten sich weit vor Schreck. Ihr Gesicht lag wie eine weiße Schneeflocke an seiner Brust. Eins ist sicher, Lucie," fuhr er fort. Beim Morgengrauen mutz ich B. er- reicht haben, sonst sind meine Depeschen hier nutzlos." Aber B. ist doch noch so schrecklich weit entfernt" Ich weiß. Aber wenn ich recht, recht viel Glück habe, erwischte ich viel leicht irgendwo ein Pferd wenn uicht nun so muß ich laufen Gott weiß, wie ich dann hinkomme aber hin muß ich." Und wenn mein Vater Dich deckte?" Meyne zuckte die Achseln. O. der steht in seinem Herzen auf der Seite der Buren, wie Alle! Ihr kennt uns. Ihr habt chätzen gelernt und wißt, daß unsere Heimath vertheidigen ent- auch Ihr uns wir Aber fatal wäre es nichtsdestoweniger. Eure Besitzung liegt auf englischem Gebiet, Eure ganze Habe ist in den Händen unserer Feinde. Ihr könnt nicht um Euer eigenes Wohl so handeln, wie Ihr möchtet. UebrigenZ, wo ist Dein Vater. Lucie?" .Unten in der Halle mit Hauptmann Morton." flüsterte Luc,e ,n klagendem Tone. .Morton!" Meyne prallte förmlich zurück. Seine Wanzen erbleichten zäh .Tann bin ich verloren wenn ich nicht zum Fenster binauskann." Er wandte sich diesem zu. Lucie hielt ihn jedoch mit verzwciflungsvoller Ge derbe zurück. .Tu kannst nicht! Seit zehn Minu ten in daS öauS von allen leiten rm zingelt." flüsterte sie, während ihr Ge sicht schmerzlich zuckte und ZhrSnen auS ihren Augen stürzten. .Hauptmann Morton'S Leute liegen im Garten, in der Küche, überall. ES heißt, ein Spion fei in der Umgebung versteckt. und eS wäre möglich, er käme später hierher " Meyne schmieg, oeine tun war finster gefaltet, die Lippen waren fest auf einander gepreßt. .Tiefer Schuft, dieser Morton .Ja, er ist ein Schuft." murmelte Lucie, und dennoch will Vater, daß ich ihn heirathe." Nicht so lange ich noch einen Athem zug in mir verspüre." erwiderte er. sie leidenschaftlich an sich ziehend. Was hast Tu. Liebling?" Laß mich einen Moment nachdenken fei still 1 flüsterte sie. ' ihm die kleine Hand auf den Mund legend. Jede Sekunde ist kostbar " Lucie nahm all ihre Selbstbcherr- schung zusammen. Jetzt war keine Zeit zu Thränen und Klagen, handeln mußte sie. Wenn Meyne entschlüpfen konnte gerettet wurde durch ihre Hilfe! Es giebt nur einen Ausweg, Ernst! Tu mußt durch die Halle gehen. Wenn Tu durch's Fenster entweichst eS wäre Dein sicherer Tod!" Aber Morton ist in der Halle" .Ja und er hat den Schlüssel zur Hausthür," versetzte sie mit bitterem Lachen. Ich kann Dich nur retten, indem ich des Anderen Thorheit be nutze. Ich mu lügen, heucheln, ihn täuschen, überlisten. Oh!" rucie legte schaudernd die Hand über die Augen. ' .Warum kann man nie den geraden Weg gehen! Gott hat uns Frauen keine anderen Waffen ge geben, als unsere Augen, unsere Lippen unsere Schönheit. Wenn wir siegen wollen, müssen wir zu List und Verstel lung greifend Aber es ist um Teinet willen Ernst ich werde mich hassen vielleicht wirst auch Tu mich hassen " Lucie Liebling " Nicht so. Ernst!" sagte sie fieber- haft, sich von ihm losmachend. Ich will ich mutz Tich retten. Höre mir zu. Ich bringe Dir Philipps Rasir zeug ein Kleid und einen Shawl. von Anna, die in Tciner Größe ist. ' Tu mußt Dich in ein Weib verwandeln. das Uebrige überlaßt Tu mir. Du bist ia 0 tapser ich will es auch sein." Mit diesen Worten verließ Lucie das Zimmer. Meyne blieb zurück. Nach kaum fünf Minuten kam sie wieder, auf einem Arm ein wollenes Kleid. einen Hut und ein Umschlagetuch tra-gend. schnell, ziehe das über Deine Uni orm," agte ne mit einem Versuch m lachen, der jedoch einen schweren 'Seuf- zer verdeckte. Rasire. Tich schnell, Ernst und wenn ich von unten herauf Anna rufe, so komm: xoq w,e ersahre ich, ob Tu gerettet bist?" Er flüsterte ihr ein paar Worte in's Ohr, dann drückte er sie innig an die Brust. Gott befchütze Tich und mich!" flü ltcrte er bewegt, als er sie zum Abschied küßte. Einen Augenblick später war !ie gegangen. 0 unicn in ver aue, veyagiicy in einen Armstuhl vor dem Kamin aus- gestreckt, faß Hauptmann Morton Wer das Haus verließ, mußte an ihm vorüber. Von Zeit zu Zeit iloaen eine charsen Augen den Flur auf und ab, wie wenn sie sogar die Wände durchbohren wollten. Er war ein hübscher Mann, obgleich eine ZUgc verlebt aussahen. Die grauen Augen hatten einen frechen Ausdruck, der sich setzt noch verschärfte, s er vucie die treppe herunter kom- men say. Träumend, wie immer," begann sie mit ihrer weichen stimme und einem yerzgewinncnocn amein, oan er ch wie verzaubert in ihren Anblick ver- cnktc. Träumen?" wiederholte er. Ja, dachte an sie," fuhr er fort, ihr mit säst beleidigender Bewunderung in's Gesicht starrend und ihre Gestalt förmlich mit den Augen verschlingend Sie ging an ihm vorüber auf die Hausthür zu, an der sie ungeduldig rüttelte. Nicht so. nicht so," sagte er lachend, der kleine Vogel ist gefangen." Verschlossen? Warum! Ach so, ich vergaß. Aber Herr Hauptmann, ich muß mein Mädchen in die Stadt schicken Sie müssen öffnen!" Er schüttelte den Kopf. Wer weiß, ob wir Ihrem Madchen trauen können. Am Ende ist sie unse ren Feinden günstig gesinnt " Lucie warf den Kopf zurück und lachte, ein entzückendes lustiges Lachen. Anna verräth nur Diejenigen, die auch meine Feinde sind! Doch, wie Sie wollen." Sie kam zurück und sekte ihren Fuß einen winzigen entzücken den Fuß in eleganten Schuhen auf den Kamin. Ihre Blicke waren voller! Koketterie, als sie sich nach Bern Offizier umsah. Bit machten ihn kühn, sie ver wirrten ihm die Sinne. Er beugte sich vor und erfaßte ihre Hand. .Ich möchte nur wissen, ob Sie ah nen. wie schön, wie bezaubernd Sie find. Lucie!" .Jedenfalls weiß ich. daß Sie sich stellen, als ob Sie so dächten" gab sie mit einem Lächeln zurück, das zwei allerliebste Grübchen in den Wangen sichtbar werden ließ. .Mich stellen! Ich stelle mich nicht blos so! Sie sind das schönste, an bctungswürdigste Mädchen, das ich je gesehen habe!" Er ftand jetzt neben ihr. Sie rührte sich nicht, sie wich nicht zurück vor ihm. obgleich ihr ganzes Innere sich gegen feine Nähe empörte. Sie schlug die Augen nieder, die Farbe kam und ging in ihrem Antlitz. Da stahl sich sein Arm leise um ihre Gestalt. Sie wandte sich halb von ihm ab und rief haldlaut Anna". Auf der Treppe ertönten Schritte. Lucie hielt den Athem an. Jetzt " jetzt mußte sie Alles wagen. Auf der Treppe erschien eine ältere, in ein Umschlagetuch gehüllte Frau, di? einen großen runden Hut auf dem Kopfe trug. Morton streifte sie mit einem ungeduldigen, unmuthigen Blick. .Anna." sagte Lucie mit fester Stimme. Tu kannst Dich ruhig wie- der ausziehen und bei der Näherei blei pen. Tie Thür darf nicht geöffnet wer den. Es thut mir sehr leid ich hatte mich so auf die Früchte gefreut viel, leicht morgen " Liegt Ihnen so sehr viel an diesen Einkäufen?" fragte der Offizier, Lu cienS Hand drückend. Nun ,a. Aber die Wünsche einer Frau müssen ja vor der Gewalt des Mannes immer weichen," erwiderte sie leichthin. Sie wissen das. Herr Hauptmann." Der Duft ihres Haares, die Blumen an ihrer Brust, ihre ganze Nähe be rauschte ihn. Er war jetzt wie Wachs in ihren Händen. Nein, es ist nicht so!" gab er leiden- schaftlich zurück. Ich will nicht Der- zenige sein, der Ihnen einen Wunsch vereitelt, Lucie." Dabei langte er den Schlüssel aus der Tasche und ließ ihn vor ihren Augen hin und herpendeln. Ich räume Ihnen da eine Gunst ein. die sonst kein Mensch von mir erlangen würde, aber ich will eine Belohnung dafür haben. Geben Sie mir einen Kuß dafür!" Wahrlich, ein schwerer Preis! Lucie chwindelte es, ein Nebel schien vor hren Augen zu liegen sie hätte vor Scham und Ekel aufschreien mögen aber mit einem Gesicht, weiß wie das einer Leiche, duldete sie diese Zärtlich keit. Meyne machte einen heftigen Schritt vorwärts, eine Secunde und Aber er besann sich. Es war feige, dazwischen zu treten brav, ruhig zu bleiben. Am liebsten hätte er Morton niedergeschlagen aber damit würde er nur Lucie in Gefahr stürzen und ihr schweres Opfer unnütz machen Beider Zukunft zerstören und fein eigenes Le den auf's Spiel setzen. Mit schneller Bewegung öffnete Mor ton die Thür und ließ die alte Frau hinaus. Eilen Sie," sagte er rauh, und bleiben Sie nicht zu lange aus." Wortlos schritt Meyne hinaus. Der Regen schlug Morton und Lucie in's Gesicht, als sie auf der Schwelle standen , und der Fortgehenden nach blickten. Als sie am Gartentbor von der Schildwachc angehalten wurde, rief Morton laut: Laßt sie passiren! Sie hat meine Erlaubniß." Und dann dann wurde es finstere Nacht vor Luciens Augen. Sie taumelte, faßte mit den Händen in die Luft und sank mit leisem Stöhnen schwer gegen Morton's Schulter. Um Gotteswillen, Lucie, was ist Ihnen?" rief dieser erschrocken. Aber Lucie gab keine Antwort. Sie hatte Alles auf's Spiel gesetzt und gewonnen. Durch die Klugheit eines Weibes und die Verblendung eines Mannes gelangte Meyne unangefochten durch die Linien der Feinde und führte seine hochwichtige Aufgabe erfolgreich aus. Einige Tage später erhielt Lucie einen Brief, der, geöffnet, nichts weiter ent hielt, als ein weißes Blatt. Sie erhob mit gerötheten Wanaen und fliegendem Athem die Hände zum Himmel empor. Gerettet" murmelte sie ..wir sehen uns wieder" Am Herde. Am Abend bin ich heimgekommen, im an die alte Mutter dört: . Ich saß bei ihr kurz und beklommen. Da sprach sie leis: ..Tu willst nn fort?" Ich' weiß es wohl, zwei dunkle Augen, Tie find dein Glück und sind mert öarm ! Will's dir dabeim denn nimmer tauoen? Glänzt unser Feuer dir nicht warm?" Ich sah sie an und ließ sie sagen. Wie eine Wunde brennt ibr Wort: Ich hab' den Mantel umgeschlagen Ter WnrfiiminS ruf ' " iuiuii unii yuiij fort. Das moderne Streben oebt danack. die Haut Anderer zu Markte zu tragen.