u. XX :'d A f5& Der Glockenschlaz. . on Rtfbftit Patinon. Autorisirie Hebet jrpung oon Wilhelm T kz l. In einer niedrigen Bauernstube, die von dem Glanz deS Herdes, in dem im aebcuere Holzkloben brannten, grell be leuchtet wurde, erhob sich Meister Peter (der reiche Peter, wie man ihn wegen der zahlreichen Wiesen. Wälder und Meiereien, die ihm gehörten, nannte) erhob sich Meister Peter kerzengrade auS seinem Seffel, streckte den Arm aus und rief mit donnernder Stimme, die keine Erwiderung duldete: Nein, niemals, hörst Tu. niemals wirft Du diesen Hung-rleider von Jean JacqueS deirathen! Berftelz Tu k. Du bist meine Tochter! eS ist Deine Pflicht, mir zu gehorchen! . ... Du wirst Eornedieux heirathen. den Sohn des Maire! Das ist mein Wille!... Ich bin der Herr!.... ich hab'S gesagt! Und iedt kannst Du Dich anziehen!" Verzweifelt rang daS junge Mädchen die Hände und ver lichte noch einmal. den alten Bauer zu rühren. Mit Thränen in den Augen flehte sie: Vater, lieber Vater! ich bitte Sie! ich flehe Sie an! ... . Machen Sie Ihre Tochter nicht unglücklich! Ich liebe Cornedieur. nicht!.. .. Ich werde sicher, lick daran sterben! .... Vater lie ber Vater ich flehe Sie an!" Doch der Alte unterbrach sie, indem er'heftig mit der Faust auf den Tisch schlug, während seinem Munde gleich itia ein ftluch entschlüpfte. .Das sind alles Dummheiten!" rief er wüthend. Jetzt genug davon! Du weißt doch, das; ich dqs. was ich einmal aesaat. niemals zurücknehme!.... Du wirst Cornedieur' Sohn heirathen. der mich um Deine Hand gebeten hat!. Das ist eine schöne Partie, die uns Ebre macht!.. .. Ich werde erster Ge- meindcbeisikcr fein! Natürlich nur so lange, bis ich die Stelle des Maire ein nehme!.. .. UebrigenS ist er lein uvler Bursche! Wenn Du ihn nicht liebst, so wirst Du ihn eben später lieben, und damit basta! Hörst Du wohl?" rief er wütbend über daS Stillschweigen, das seine Tochter bewahrte, in dem er sie brutal beim Arm Packte. Ja. Vater." erwiderte Claudine. indem sie mühsam ihre Thränen zurück drängte. Etwas beschämt, daß er sich so hatte fortreißen lassen, fuhr er in sanfterem Tone fort: Na, die Sache ist doch nicht schlimm!". Er ging einige Schritte in der Stube auf und ab und betrachtete diese schwache, zarte Claudine, die ihm, dem , Meister, beinahe widersprochen hätte; aber glücklicherweise war daS Mißver ständniß aufgeklärt; sie fügte sich seinen Gründen, die ausgezeichnet waren und die sie später schon einsehen würde! Nun, eS bleibt also dabei," sagte er nach kurzer Pause, ich werde ihm saaen. da Du mit Vergnügen ein willigst Ihr werdet Euch heute Abend sprechen. Du und sem Sohn.. Heut Abend ist Verlobung, Claudine. fuhr er etwas verlegen fort.... Du weißt, wir haben Gäste zum Essen. . eS geschieht Dir zu Ehren mach' Dich also schön Ja, Vater," versetzte Claudine mit zusammengepreßter Kehle , .Reckt .... daS rosa Kleid .... Und sei ein vernünftiges Mädel " stot terte er weiter, von dem seltsamen Schweigen, das Claudine jetzt be wayrie, nocy yesiiger eriquiieri, ai er es von ihrem Widerspruch gewesen war. Ja, Vater!" sagte sie von Neuem, indem sie endlich die Augen zu ihm er hob; ich werde ein vernünftiges Mädel sein!" Na also!" rief er und streckte die Arme nach ihr aus. mit dem unklaren Wunsche, sie zu umarmen. Claudine aber that, als sehe sie die Bewegung ihres Vaters nicht, und ging still schweigend hinaus. Ein wenig überrascht murmelte Mei ster Peter noch immer weiter mechanisch vor sich hm: Na ja.... großes Mädel, großes Mädel...." Er sah nach der Thür, durch die Claudine hinausgegangen war und kratzte sich etwas verlegen hinterm Kopfe. Sie zürnt mir." sprach er zu sich selbst; das ist klar;.... und hat mich nicht umarmen wollen die Spitz dübin ' Er überlegte einen Augen blick und sagte etwas unruhig: Sie hat so merkwürdig ausgesehen, als sie sagte: Ja, ich werde ein vernünftiges Mädel sein .... Warum hat sie so .merkwürdig ausgesehen? Ach bah!" Vfuhr er achselzuckend fort; dummes Gewäsch! daS wird schon vorüber gehen." ' Er war aber trotzdem etwas un ruhig, als er sich an die ernste Miene erinnerte, die seine Tochter gezeigt satte, als sie hinausgegangen war, und um sich zu stärken, goß er sich ein klei nes Gläschen Schnaps ein und setzte sich dann in den großen Sessel, der neben dem Herde stand. Von dem ausgezeichneten Schnaps, der ihn leicht wärmte, wieder heiter ge stimmt, freute er sich über die Hitze des öerdeS. die lyn lang am durchdrang. und fühlte nach und nach, wie feine Unruhe verschwand. Sie wird ihn vergessen, ihren Jean JacqueS!" fuhr er fort, sich lächelnd ausstreckend. .Mein Gott, er ist ja ein braver Mensch und nüchtern .... und tüchtig auch läuft er 4 Jahrgang 20. weder in die Kneipen noch den MüdelS nach (hier goß er sich ein zweites Gläschen ein). Aber er hat ein kleines Aeckerchen Land und ich sollte ihm meine Tochter geben?.... Mit allem übrigen?.... I Gott bewahre!. Nein, sie wird den jungen Cornedieuz heirathen, daS ist auch ein guter Bur sche.... hier hat er allerdings nicht viel (er legte den Zeigefinger an d Stirn), aber iraZ thut das?. Im Gegentheil! ... sie wird Herrin in ihrem Hause fein!.... Und dann dulde ich auch keinen Widerspruch! Bin ich Herr, ja oder nein?" Gewi war er s! AlleZ im Hau e ge horchte ihm auf Wort und Wink, doch infolge einer seltsamen Manie glaub sich dieser Mann, der im Grunde gut war und den Jedermann liebte, ver pflichtet, den Menschenfresser, den Tyrannen zu spielen, dem man nicht widersprach. Darum gab er auch den unbedeutendsten Befehl mit wahrer Donnerstimme. Er betete seine Marie Anne an und noch mehr seine Tochter und der Ehrgeiz mußte ihn schon sehr quälen, daß er den bitten Claudinen i so widerstand; Cornedieur besaß da bedeutendste Bauerngut auf zehn Mei len in der Runde; er war Maire, sehr einflußreich und wollte Meister Beter ium ersten Beisitzer ernennen lassen!.. Und Meister Peter wollte erster Beisitzer werden Soweit war er mit seinen Betrach tungen gekommen, als die Thür sich plötzlich öffnete und Mathieu. Michu und Rousseau gerauschvoll eintraten indem sie auf der Schwelle den Schnee abschüttelten, der ihre Kleider bedeckte Sie hatten ihre schönsten Sonntags kleider angelegt und ließen den Schnee herunterfallen, indem sie sich Schläg, m den Rücken versetzten, die einen Och fen hatten niederschmettern können. Na. guten Abend. Meister Peter. riefen sie , beim Eintreten. Geht gut? Wir sind da. Und die Frau und die Kleine? DaS fchneit'draußen tüchtig!" ES schneite in der That, die Flocken wirbelten in dichten Massen, und die Laudschccft bildete eine große weiße Flüche, die nur von dem rothen Lichte einiger beleuchteter Fenster unterbrochen wurde. Mel ker Peter erhob ich und ging seinen Gästen entgegen. Ja, sie besän den sich alle wohl,- Marie Anne würde gleich kommen, ebenso wie auch Clau dine. Ja. der Winter kündigte sich recht rauh an! Doch man dürfte sich nicht beklagen. daS war gut für die Saat! Die Ernte würde dann nur noch schöner ausfallen! Dazu war eben Schnee nöthig! Bald kamen noch andere Gäste. Man sprach erregt und laut, bis man sich zu Tische fetzte. End lich brachte die Magd die dampfende Suppenterrine; die Gläser, das Silber zeug, da zur eier des Tagen aus dem großen Schrank genommen war, glitzer ten aus der weißen Teae, und man wollte eben Platz nehmen, als der junge Cornrdieux, der ziemlich zuletzt gekom men war, ausrie Na! und Fräulein Claudine? Man sieht sie a nicht? Daö ist wahr!" sagte Meister Peter und fügte. : sich an seine Frau wen dend, hinzu:. Hole sie!" Marie Anne ging hinaus. Man wartete, doch die Zeit verging, und Marie Anne kam nicht wieder. Endlich erschien sie und theilte mit blassem Ge sicht mit. sie hätte Claudine nicht ge funden; sie wäre weder in ihrem Zim mer noch sonst irgendwo im Hause. Ein Murmeln der Ueberraschung er hob sich unter den Gästen, die sich ver stöhlen ansahen, während Meister Peter zitterte und aus allen Gesichtern den Gedanken las. der ihm selbst sofort in den Sinn gekommen war: Sie ist entflohen, um Cornedieur nicht zu heirathen! Sie ist mit Jean JacqueS entflohen, diesem Jean Jac ques, den sie liebt ! Meister Peter stie'z emen Wuthschrei aus und rief, die Faun erhebend : Oh, der Lump! Der Lump! Der Lump!" DaS wollte er! Doch er hat noch nicht zuletzt gelacht ! Er soll eS mir bezahlen ! Donnerwetter !" Er ergriff feinen Hut und fuhr fort : Ich gehe zu ihm, und ich schwöre Euch, er soll von meiner Hand sterben. Komm!" fügte er , hinzu, sich zu dem jungen Cornedieur wendend, wir wer den ihn zu zweit todtschlagen!" Dieser aber fühlte sich als der Brenn Punkt aller Blicke, wiegte sich verlegen in den Hüften und , versuchte, ihn mit Scherun zu beruhigen. Nun, nun." meinte er, man muß sich die Sache noch überlegen." Er sollte nur keinen Skandal machen. Jean JacqueS würde sie eben heirathen und damit basta! Die anderen Gäste, denen eS unan genehm war. daß eS vielleicht nichts zu essen geben würde, wollten den Alten ; fl am rwy y W y Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. ebenfalls zu Ruhe bringen, doch Meister Peter rief außer sich: Niemals, nie malS! lieber will ich sie todt sehen! und da Ihr nicht mitkommen wollt, so werde ich eben allein gehen!" Damit stieß er sie heftig zurück und stürzte nach der Thür, als in demselben Augenblick sich ein lautes Stimmen gemirr vor dem Hause vernehmen ließ und man durch daZ Fenster auf der schneebedeckten Landstraße einen Trupp Menschen erscheinen sah. von denen einige Laternen oder Fackeln trugen, die einen blutigrothen Schein in der dunklen Nacht verbreiteten. Die Stimmen wurden stärker, und diese Schatten, die schnell und haftig über die kalte und weiße Fläche dahinschritten, hatten unter der flackernden Flamme der Fackeln etwas Gespenstisches an sich Die Männer, die voranschritten, schie nen etwas zu tragen, vielleicht eine Bahre. Von schrecklicher Ahnung er griffen, wich Peter zurück die Thür hatte sich eben weit geöffnet und lür mend drang der Lcichenzuq in's Zim mer. Es war Claudine, die man ihm looi zurückbrachte! Claudine, die man zu spät aus dem Teufelssumpf gezogen. in den sie ich gestürzt hatte. Meister Peter stieß einen lauten -öchrei.aus und fiel mit entsetzten Au gen, mit den Händen in der Luft Herumschlagend, besinnungslos auf den Leichnam seiner Tochter, die er so sehr geliebt hatte und die nicht mehr am Leben war, nieder ! Am übernächsten Tage fand in der bescheidenen Dorfkirche die Beerdigung Claudine's. der Tochter des reichen Peter" statt;, schaarenweise waren die Leute gekommen; die Frauen in schwar zen Hauben, die Burschen in ihren FesttagSgewändern drängten sich ernst und erschüttert in der viel zu kleinen Kapelle. Meister Peter, der um zwanua Jabre gealtert schien und dessen Haare ganz weiß geworden waren, hatte, unter dem Schmerze fast erliegend, mit Mühe die zwei Kilometer - zurückgelegt, die die Meierei von dem Torfe trennte, er taumelte im Schnee wie ein Belrunke ner. - Er schluchze bett a. Da laa seine Tochter zwischen diesen schwarzen Brettern: bald legte man sie in die schwarze Erde auf dem ebenfalls mit Schnee bedeckten Kirchhof, der sich bin ter der Kirche ausdehnte, wo das offene, gähnende Grab ihrer bereits harrte. Die ilxrauen beteten, auf den bliesen knicend. die Burschen standen im Hin tergrunde der Kirche zufammenae drängt, und Meister Peter unterschied deutlich daS Schluchzen Jean Jacques', der sich am vorigen Abend hatte er schießen wollen, als er den Tod Clau dinen's erfahren hatte. Der liebte sie wirklich, und Peter sagte sich, daß er grausam gehandelt, da sich Jean Jac ques und Claudine liebten, er sagte sich, daß er sie hätie mit einander der Heirathen müssen. Er hätte - dann Enkel gehabt, die ihm auf die Kniee geklettert wären; und Claudine seine Claudine wäre glücklich gewesen, wäb rend sie jetzt todt war! Ter Pfarrer ertheilte die Absolution un ioa einer naco oem anderen an dem Sarg; vorüber und besprengte ihn mir langsamen Bewegungen mit Weih wasser. Wie m einem Traume iah Meister Peter das Portal sich weit öffnen. Draußen dehnte sich die Land- masl irr unendlicher Weike unter den wirbelnden Flocken aus, die noch immer unausyailsam. ohne Rast, ohne Ruh', herniedcrfielen. Er sah, wie vier kräftiae Männer auf ihre Schultern den Sarg luden, während er demselben wankend, gesenk ten Hauptes folgte. Er ab ferner, wie der Küster den Strick ergriff, der am Kirchtdum bina. um das Todtenglöckchen zu läuten. r 101) ihn an dem Stricke mbm. doch in demselben Augenblick ertönte anstatt der sanften, traurigen Musik, die man erwartete, ein fürchterlicher, dröhnender Glockcnschlag. ein wahrer Donnerschlaa. der unter der Wölbuna im Kirchthurm wiederhallte und sich in v-- n..Af f. .fi f ...- euitfen anoicyasi soripnanzie; und unmittelbar nach diesem Glockenfchlage verschwand alles, was Meister Veter umgao. oer sarg, die Anwesenden, ja. sogar die Kirche. ES war dunkle Nacht! Guten Abend. Meister Peter!" Ter Pächter sprang von dem Sessel auf, in dem er am Herde einaefchlaken war. rieb sich die Augen und betrachtete 4 4i Oll . i f. : ml- 1 v .! - iiwuui iuiuiyieu, uicicvu uno ous eau, , die in daS Zimmer, getreten waren und ihn mit einem tücktiacn chlag auf die Schulter aufweckten. Heda, Meister Peter!" riek Ulirb. Ihr scheint geschlafen zu haben. Der Frau geht's doch gut? Und der Vute wohl auch?" Bei dieser geistreichen Bemerkung brachen alle in lautes Lachen aus. ug In einer Sekunde stand Peter au den Füßen. Er hatte geträumt. Hatte er wirklich nur geträumt? Wie ein Wahnsinniger lief er zur Thür und rief: Claudine! Claudine!" Da bin ich, Vater," sagte das junge Mädchen eintretend. Beim Anblick seiner Tochter, die etwas blaß näher trat, bekam Meister Peter einen Anfall toller Freude; er lachte und weinte zu gleicher Zeit. Sie lebte! Seine Tochter lebte! Er hatte ge träumt. Lebhaft drückte er sie an sich, bedeckte sie mit Küen und rief: Claudine, meine Claudine! Wenn Du wüßtest, was ich Deinetwegen für Angst ausgestanden!" Dann fragte er entschlossen: Mein Kind, liebst Tu diesen Jean JacqueS wirklich?" Ach ja. lieber Vater!" Nun meine Tochter." hier nahm er feine Donnerstimme wieder an, so laß ihn holen, ich lade ihn ein und gebe ihm mein Tochter!" Ach, lieber Vater, wie gut Sie sind," rief Claudine und warf sich dem trefflichen Manne in die Arme. Nach und nach waren alle Gäste an gelangt. Durch die geöffnete Thür sah man im Nebenzimmer den gedeckten Tisch, und. der köstliche Geruch der Pute, die an dem hellen Feuer briet, machte sich angenehm bemerkbar. Marie Anne war, seelenvergnüg über die 'gute Neuigkeit, eingetreten Und als man Meister Peter umringte und ihn fragte, warum er. der sich von dem schrecklichen Glockenfchlag kaum er holt hatte, seiner Tochter letzt den Mann aufdrängte", den sie liebte wandte er sich zu den Anwesenden und sagte, feine schreckliche Miene anneh mend: Jawohl, die Hochzeit wird in sechs Wochen stattfinden! Das ist mein Wille Ich bin der Herr!. Mir widerspricht man nicht!" Die Ttttacke Bredow am 16 Augtist 8T0. Otxi A. v. 'alckreuth. Maior a. D., der damals Leutnant im 1. Brandenburgifchen Dragoner Regi ment vto. z, rdonanz-OssUler der 6 Division war, erzählt aus persönlicher Erinnerung über den berühmten Todesritt" im Mll. Wochenbl." Da neuerdings von verschiedenen selten Einzelheiten und persönliche Erlebnisse aus der Schlacht bei Mars- laTour veröffentlicht worden sind, er scheint vielleicht auch dieser Beitrag zur Attacke Bredow bemerkenZwerth genug. nm Leser zu finden. Er giebt Antwort aus die Frage, von wem die vlelge nannte Attacke befohlen worden ist. Es war etwa 12fr Uhr Nachmittags am lü. August . 1870, IS der linke Flügel der 6. Division in den Tron vlller Büschen immer heftiger durch neue französische Truppen bedrängt wurde. Die Regimenter 20 und 24, die dort kämpften, waren verbraucht. die geringe Verstärkung, welche die Brigade Lehmann gebracht hatte, war ebenfalls m den Büschen verschwunden Der General v. Buddenbrock hatte kei nen Mann Infanterie mehr zur Ver fügung. Schon bald nach Beginn der Schlacht hatte der General durch seine Adjutan ten und durch mich die zur Division ge hörigen Batterien am Schnittpunkt der Chausseen Puxieux Vionville und Mars-la-Tour Vionville vereinigt Stellung nehmen lai en. Sie feuerten im Wesentlichen gegen die Tronviller Busche und die nord östlich von Vionville an der Römer straße angefahrene französische Artil lerie. Wir konnten von unserem tandpunkte westlich Vionville an der Chaussee MarslaTour Vionville sehen, wie sich der Gegner dort immer mehr verstärkte, während das Feuer unserer Infanterie allmählich ver ftummte und die Mannschaft führerlos aus dem Gehölz zurückkehrten. Die Ge fahr erschien außerordentlich groß. Um diese Zeit, etwa 1 Uhr. erhielt einer der Ofnzicre des StadeS, wer eS war, kann ich nicht wehr angeben den Befehl, zum kommandirenden General v. Alvensleben zu reiten und unter Darlegung der Sachlage um Verstär kung zu bitten. Ter Offizier brachte die Antwort, das; der kommandinnde General selbst außer der Cavallerie keine Truppe mehr in der Hand habe. Er, werde aber die Cavallerie vor schicken. Darüber verging längere Zeit, in der die Franzosen nicht weiter vorgingen. Um 2z Uhr trabte an unserm Standpunkte der General v. Bredow mit den 7. Kürassieren und den 16. Ulanen vorüber, um sich über die Chaussee MarS-laTour Vionville nach der Ostseite der Tronviller Büsche ZSs No. 3. zu begeben. In diesem Augenblick, als die schönen EskadronS an unS vorüber zogen, sagte der General: .Ach. ich glaube, es geht vielleicht auch ohne sie. Kleinerchen so nannte mich Excel lenz v. Buddenbrock reiten Sie doch einmal zu dem General und sagen Sie ihm: Wenn er auf meine Veranlassung attackirte. so solle die Attacke unterblei den." Ich setzte micb sofort in Galopp ich ritt an diesem Tage meine Voll blutftute Linda", die vier Wochen vor her im Armee Jagdrennen Zweite ge lausen war und traf den General Bredow vor seiner Brigade nördlich der löyaussee. Ich überbrachte ihm den Befehl, wie er mir gegeben war. Tar auf erwiderte er: Ich habe den Be fehl von General v. Rheinhaben. zu attackiren; ich reite." Auf diese Worte sagte ich: Tann bitte ,ch mitreiten zu dürfen. Ter General erwiderte nichts und ich schloß mich zunächst seinem Stäbe an. Wir ritten in Zugkolonne Trab. Bald wurde jedoch Front" gevla en, mit darauffolgendem Ga lopp". Die EskadronS aalovvirten in Front in östlicher Richtung parallel der Straße VionvllleNezonv,lle, ohne zu nächst irgend etwas vom Feinde sehen zu können, desto mehr aber war zu hören, denn unaufhörlich flogen unS Chassepot Kugeln um die Ohren. richteten indessen keinen größeren Scha den an. Plötzlich tauchten kurz vor uns dichte Jnfanterie-Linien vom Boden auf, die lieg feriig zum feuern macyien. un willkürlich wichen wir nach den Lücken aus, während Salven und Schnell feuer, ohne zu treffen, uns entgegen- ,cyiugen. ;jcn war yleroel vor einen Zug der 16. Ulanen gekommen. Als wir in die französischen Linien hinein kamen, warfen die Leute die Gewehre fori uno liefen tn dichten Haufen zu rück. Nachdem zuerst Einiae von den Ulanen erstochen , und mit der Lame niedergeschlagen waren, schämten wir uns, die wehrlosen Leute zu tödten. und ich selbst rief den Ulanen zu: Laßt sie nur , leven, sie thun uns nichts mehr." Der Eindruck war ähnlich wie bei einer Attacke im Frieden. -Als wir sie durchritten hatten, sab ick feind liche Batterien etwa öv Meter vor uns, die eben aufgeprotzt hatten und im schnellsten Tempo die Flucht ergrif fen. Jcy zeigie ne den Ulanen, von denen noch etwa ein Zug bei mir war; die übrigen hatten sich weiter auscin ander gezogen, ich rief ihnen zu: .Die wollen wir uns holen." Mit Hurrah ging es hinterdrein, was die 'Pferde laufen konnten, bald hatten wir sie er reicht, stachen und schlugen die Fahrer von oem Psecoe, ein Geschütz mit vol ler Bespannung blieb in unserer Hand, ohne daß wir Verluste gehabt hatten. Ich ließ das Geschütz wenden und gab Befehl, es zurückzuführen, als ich eie starke feindliche Kürassier-Linie aus uns zu gaioppiren sah. Ta ich befürchtete. von ihnen überritten zu werden, befahl icy. oas Ge cyu tehen zu laffen und im Galopp zurückzureiten. Wir waren vielleicht noch 20 bis 39 Mann stark und wären ohne Schwierigkeit ausae. wichen, wenn nicht die Infanterie, die wir vorher geschont hatten, die Gewehre wieder aufgenommen und nun aus die nächste Distanz unS beschossen hätte. Mein Pferd erhielt sofort zwei Kugeln in den Hals und in das Vorderbein, trug mich zwar noch etwa 200 Schritt, brach dann aber unter mir zusammen. Ich lag auf vollkommen freiem Felde, mindestens 1000 Meter von un eren vordersten Linien entfernt, von den Ulanen oder Kürassieren war gar nichts mehr zu sehen außer einigen ledigen Pferden, die ich vergeblich an mich zu locken suchte. Da kam eine französische Kürassier pairouiue angeritten, und als ne sab. daß ich noch lebte, schössen sie mit Pisto. len nacq mir. cy sprang NUN auf. den Säbel in der Hand, darauf fielen sie von allen Seiten über mich her, und sehr bald erhielt ich einen Sieb über den Hinterkops. der durch die Mütze, die ich als Ordonnanzoffizier trug, nur wenig gemildert wurde. Zuerst hatten sie die Absicht mich ganz todt ,u sckla. gen. doch behielt ich noch so viel Besin nung, ihnen das Zwecklose ihreS Vor Habens klar machen zu können. Sie nahmen mir Säbel, Bandolier und Schärpe ab. ließen mir aber Ubr und Geld. Ich ging dann neben ibnen bis zu einem höheren Offizier, dem sie mich voller Stolz als ihren Gefangenen über gaben. Dort traf ich den Major v. d. Tollen, Kommandeur des Ulanenregi ments 16. dem auch das Bkerd ,r. schössen und der gleich mir in den fran zösischen Linien zum Gefangenen ge macht war. Er sah sehr ' niederge schlagen auS und sprach zuerst kein Wort, bis ich ihn tröstete, daß wir doch schließlich weiter nichts anfangen konnten, allein, ohne Pferd, mitten zwischen den Franzosen nach solchen Attacken. Die Franzosen waren sehr liebend würdig gegen unS, gaben unS zu essen und zu trinken, meine Wunoe wurde verbunden, und wir blieben während der Nacht vom 16. zum 17. in ihren Zelten bei VillerS aux BoiS. Ueber den Verlauf der Schlacht er fuhren wir nichts Bestimmtes. Die französischen Offiziere, welche wir be fragten, sagten unS, der Ausgang scheine unentschieden zu sein, denn ihre ausgestellten Vorposten ständen den preußischen gegenüber. Am andern Morgen brachen die Franzosen auf, wir wurden auf einen Wagen gesetzt und fuhren ohne Aufent halt nach Metz. Tort kam ich in eil Hospital, in dem ich vorzüglich gepflegt und behandelt wurde. Aber auch hier erhielten wir keine Nachrichten über den AuSgang der Schlacht vom 16. Vierzehn Tage später wurde ich auf Veranlassung deS Prinzen Friedrich Kärl ausgewechselt und bis zu meiner gänzlichen Wiederherstellung nach Teutschland zurückgeschickt." Friedrich Wilhelm III. und der Phrenologe. Tie Neue metaphysische Rundschau" erzählt folgende köstliche Geschichte von Dr. Gall, dem Begründer der Phre nologie. und seinem Besuch bei dem König Friedrich Wilhelm dem Dritten von Preußen. Ter König liebte eS, seinen Gästen eigenartige Über raschungen zu bereiten. Bei einem Fest in Potsdam bemerkte er unter den prächtig gekleideten Hofleuten einen einfachen Mann ohne irgend welche Rangabzeichen und erkundigte sich bei dem Hofmarschall nach seinem Namen. Sire," erwiderte der Marschall. eS ist der berühmte Dr. Gall, der den Charakter eines Menschen aus seiner äußeren Erscheinung ersehen kann." Gall !" rief der König auS. Jetzt werde ich herausbekommen, ob daS, das man von ihm sagt, nicht sehr über trieben ist. Gehen Sie und sagen Sie ihm, daß er morgen mit mir zu Mittag speisen soll." Um sechs Uhr am nächsten Tage fand ein Bankett im Schlosse statt, zu dem ein Dutzend Gäste geladen waren. Die einfache' Kleidung des berühmten Dok tors stach gegen die reichen Uniformen an feiner Seite auffallend ab. Nach dem das Mahl beendet war. forderte der König den Doktor auf, die Charak tereigenfchaften der neben ihm sitzenden Herren aus ihrem Aeußeren anzu geben. - Dr. Gall erhob sich sofort und be gann den Kopf langsam zu schütteln. als er feinen Nachbar betrachtete, der augenscheinlich ein General war. hielt wie befangen inne. Er sprechen Sie frei." saate der der sich König. . " Seine Excellenz ist ein Kreund Jagd und des Gefechtes. Er muß für die Freuden des Schlachtfeldes eignen. Er liebt Blut?" Der König lächelte und bat den Doktor, den Nachbar zu prüfen. ' Ter Doktor sah diesmal noch ver. blüffter drein: Dieser Herr." saate er verlegen, - thut sich in gymnastischen Uebungen hervor, er muß ein tüchtiger Renner sein und besonders gewandt mit den Händen." Es ist genug, lieber Doktor." unter brach ihn der König. Jetzt weiß ich. daß man mir die Wahrheit über Ihre Thätigkeiten gesagt hat. Der Herr General. Ihr Nachbar, ist ein Meuchelmörder und Ihr aewandter Herr ist der notorischste Dieb in Preußen." Darauf gab der König ein Signal, drei Wachen traten ein und der König befahl: Führen Sie diese Gefangenen in ihre Zellen zurück." Zu dem bestürzten Doktor sich wendend, sagte er: Sie haben Seite an Seite mit den größten Hallunken meines Kö nigreichz zu Mittag gegessen. Sehen sie Ihre Taschen nach." Tr. Gall gehorchte. Sem Taschen uch, Börse und Tabaksdose waren fort. Am nächsten Taae wurden die Gegenstände gefunden und ibm wieder zugestellt. Daneben sandte ihm der König zur Erinnerung an dieses Ereig niß eine goldene Tabaksdose mit Dia mantcn besetzt. Zerstreut. Der Professor Fettbacke war einst ,u dem Diner eines ihm bekannten Sani tütsraths geladen. Fettbacke litt sehr an Zerstreuung. Unter anderen schönen Leckerbissen kam soeben auch Zunge in Madeirasauc. auf die Tafel und der Gastgeber fragte den Professor: Na. Herr Professor, wie sieht's mit der Zunge aus?" Etwas belegt. sagte dieser und steckte vor der zahlreichen Gesellschaft seine Zunge in ihrer ganzen Länge heraus. Nette GeseUschaft. A: Es ist zu fatal, ich habe nun verkünden lassen, daß ick ein tedickt von Schiller vortragen würde, und nun sehe ich erst, daß ich an Stelle Schiller's einen Band Goethe eingesteckt habe." Vereins . Vorstand: DaS macht nichts, tragen Sie nur ruhig vor, unser Publikum merkt nichts davon!" Reinfall, bettelnden wann sind Herr mcn): stumm? (zum Seit Taubstum Sie taub Bettler fangen?" tnsfirn vni,$ to.M vvuwt Ituu IVVIJI