Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 25, 1900, Image 12

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    Ein !Nann für sxdjcn.
V, 5. 0N Jtapff Gjitnler.
.Wenn ti ab nun doch ein Mann
für Hedchen mS!- sagte die dicke hrau
Briefe ängstlich. ,'an ,ollie
versäumen."
Bedenke aber. Mütterchen." erwl
' htrte bet Alte .die weile eise! Und
aulefet mufz man auf die See! ES ist
mir ja nur Deinetwegen! Und wer
tnni mi5rfiir ein i5ant ist. dieser
innae Brüller!" '
.TaS ist ia alleZ wahr." seufzte sie
wenn es aber nun doch der Siechte
wäre!-
Seit fast lebn abren machte der
.Mann für Hedchen" den Beiden heiße
Tage und schlaflose Nächte. Herr und
Frau Briefe hatten spät gelieirathet
und mit schon ergrauenden Haaren kl
einziges TSchterchen beiqeerk veiommen
Natürlich wurde die kleine Hedwig.
lisiern ein kebr scböiieS Kind, von den
Eltern vergöttert und kaum war sie im
Stande, itjre Puppen elvt anzutiel
den. da beschäftigten sie sich schon mit
ihrer Heirath, mit dem .Mann für
Hedchen".
Vava wünschte sich einen wohlsituir
ten Kaufmann. Mama einen schmucken
Okmier: eS konnte iedock auch ein iun
ger Beamter mit sicherer Anstellung
sein. Der künftige Schwlegeriohn war
Keaenftand endloser Kombliiationen
bisweilen auch de Zankes zwischen den
Eöeleutcn. Vava Briefe fand, die
Bkutter aebe mit der Wahl desselben
leickisinnia vor und sie wieder tadelte
(inen ant zu Drastischen Sinn.
Ein so schöncZ Kind wie Hcdchen
dürfe man nicht nur so aus Vernunft
gründen verheirathen!
Darüber wurden die auten Altei
täglich dicker und grauer. Inzwischen
wuchs Hedchen S Mitglft in gleichem
Verhältniß, wie die Kleine selbst. Herr
Briefe war ursvrünalick nicht ver
mögend gewesen, aber durch Fleiß und
Bemebiamiett hatte er lern Micyatt,
eine Lederbandluna. emvoraebracht.
Bei feiner wachsenden Korpulenz wurde
lym die Hanoyavung ver großen,
schweren Häute freilich immer schwerer.
Hätte Hedchen nur erst einen Mann,
dann wollte er sich zur Ruhe setzen.
Vorläufig stand ihm ein braver und
erprobter Buchhalter zur Seite der
alte Martin, der einst als vierzehnjäh
riger Laufbursche in'S Haus gekommen
wär und nun in langen zwanzig Iah
rn sich zu der ersten Stellung hinauf
gearbeitet hatte, die hier zu vergeben
war. So vermochte Papa Briefe öfter
vom Geschäfte abzukommen man hat
ja so viel Sorge und Mühe wegen deZ
Mannes für Hedchen.
Seit sie 16 Jahre alt geworden war.
Wink die Sache .aktuell." Die Kleine
machte auch gar keine Miene, den
ältern die Sorge zu erleichtern. Ein
-schönes, kräftiges, hochgewachsenes Mäd
chen, beide Eltern überragend, war sie
still, in sich gekehrt, ein wenig phleg
matisch und offenbarte nichts von den
Wünschen ihres Herzens. Oder setzte
sie am Ende doch den Bestrebungen der
ältern einen passiven Widerstand ent-
gegen, den diese nicht verstanden?
Jedenfalls wollte sich der Mann für
Hedchen" nicht finden, so begehren
werth ihre Hand auch schien. Und
welche unermeßliche Mühe gaben sich
die Eltern, einen passenden Schwieger
söhn zu finden. Im Winter veranstal
teten sie Gesellschaften und führten ihre
Tochter auf Bälle. Wo sie erschien,
erregte sie offenkundige Bewunderung
und in jeder Saison umgab sie ein
kleiner Hofstaat von Verehrern.
Und obwohl die Eltern sehr an
spruchsvoll in der Wahl ihres Schwie
gersohnes waren, so hatten sie doch aus
der stattlichen Reihe von Bewerbern
und Kandidaten nach langem Erwägen
hier und da einen für Hcdchcn passen
den Mann herausgefunden. Aber da
ereignete sich immer etwas Sonder
bares. Der Anfang war vielver
sprechend, der jeweilige Bewerber mehr
oder minder stürmisch Hedwig wenig
stenS nicht abgeneigt. Freilich, bei
ihrem verschlossenen Wesen war man
ibrer nie ganz sicher. Jedenfalls wollte
das werdende Verhältniß nicht gedeihen,
entwickelte sich nicht. Der Bewerber
schien den Muth zu verlieren, kam sel
teuer, zog sich endlich unter einem sehr
artigen Vorwand zurück.
Und fast daS gleiche Schauspiel wie
verholte sich immer von Neuem.
Da mehrere Winter ergebnißloZ ver
liefen, entschlossen sich die alten Briese's.
auch des Sommers einen .Mann für
Hedchen' zu suchen. Sie unternahmen
Reisen, die ihnen noch saurer wurden,
als die Wintervergnügungen. Jedes
Jahr schlug Hedmiz den Eltern vor.
doch lieber zu Hause zu bleiben: aber
dann wechselten sie einen Blick innigen
Einverständnisses und betheuerten:
.Mein Kind das mutz sein! Wir
reisen!"
So hatten sie schon verschiedene
Modebäder, elegante Sommerfrischen
und Gebirgsvillegiaturen besucht. Und
Hedwig machte auch wirklich jedesmal
eine Eroberung: irgend ein junger
Tourist stützte sie beim Klettern, ruderte
und kutschirte sie herum. Aber man
kam über das Rudern und Kutschiren
niemals heraus. Zuletzt reiste Jeder
nach Hause nichts weiter mit sich
nehmend, als die Erinnerung einer
angenehmen Reisebekanntschaft. In
diesem Jahre begab sich ein alter Freund
Briese's. der Gerbereibesitzer Bräuer
aus Köln, nach Saßnitz zum Kur
aufenthalt. Er erwähnte brieflich, daß
sein Sobn ibn bealeite und daß ti seh
bübick wäre. fi in Saßnid zu treffen.
falls die Familie Briefe kein anderes
Reifcprojekt habe. Die Einladung
klang vielverheißend, denn der junge
Bräuer sollte ein braver Bursche und
im heiratsfähigen Alter sein. So
rüstete man sich denn zu der Reise nach
Saßnitz. obgleich die alten Briefe'S im
Leben nie aus dem Waer gewesen
waren.
Die Versicherung, daß die Wasser
rnt kaum eine Stunde wäbre. ver
mochte nicht, sie zu beruhigen. .Ich
bin auch niemals fortgereist. wenn die
Vierte der Rolzuäute so sebr wwanlten
besonder? die der russischen." klagte
Herr Briefe seiner Frau. Diefe aber
berubiate ibn: der .alte Martin" werde
daS schon machen,
fttbrnia aber saate 1:1 dem Buchbal
ter: .Lieber Martin, könnten Sie denn
nicht die Eltern von dieser Reise adyal
ten? Reden Sie ihnen ein. daS Ge
schüft sei gefährdet! Die armen Eltern
Plagen ncb auf die en ommerrelicn
denken aber. eS müßte meinetwegen
fein! Und ich bleibe doch ganz gern
zu Haufe eigentlich am liebsten zu
Haufe."
sfcch werde daS Memme tbun. i?räu
lein öedckcn!" Aucki Martin war wort
kara: err und Frau Brie e waren die
Redseligsten im Haufe.
Diesmal wandte Martin allerdings
keine aan Beredtfamkeit auf. um die
Alten von ihrem Plane abzubringen
umsonst! Es mußte nun einmal sein
wegen Hedchen! Und so reiste man
denn ad.
Martin und Hedwig wechselten einen
Blick deS Einverständnisses. .Ich werde
sie schon wohlbehalten zurückbringen."
sagte Hedwig leise, auf die beiden
Alten, wie auf zwei Kinder deutend
Und ich werde hier schon nach dem
Rechten sehen," versetzte Martin, sie
aus seinen schönen blauen Augen treu
herzig ansehend. So stieg denn Hed
wiq beruhigt in den Wagen, und wäh
rend Mama ängstlich das Handgepäck
überzählte und Papa mit einer Hand
sich der Brieftasche versicherte, mit der
anderen die Reiseapotheke öffnete, um
einen letzten prüfenden Blick hineinzu
werfen, ruhte Hedwig's Auge noch auf
dem guten, treuen Gesicht des Buchhal
terS. dessen frische jugendliche Farbe so
seltsam von seinem grauen Haar ab
stach. Der Wagen setzte sich in Be
wegung und das Mädchen seufzte tief
auf. Wirklich! sie wäre am liebsten zu
Hause geblieben.
Bei furchtbarer Hitze und in uner
träglich vollem Eoupee kam man bis
Stralfund. Tort gab eS Gewitter und
Sturm und die See war heftig bewegt.
Herr und Frau Briefe zitterten, als sie
den Dampfer schaukelnd, daliegen sahen
und mit Entsetzen schweifte ihr Blick
über das ungeheure Meer," dessen jen
seitigeS Ufer Rügen war. Sie hatten
Cognac mit und dreierlei Sorten
Tropfen, und außerdem beteten sie ini
stillen. Papa sprach dem Cognac die
ganze große Seereise zu. Mama wurde
cekrank und wollte sterben. Bevor es
jedoch mit dem Sterben ernst wurde.
war man angekommen. Beinahe jedoch
wären Briese's im Ansicht der herrlichen
Wälder, von Saßnitz wieder umgekehrt;
denn der Dampfer mußte wegen der be
wegten See laviren. bevor er anlaufen
konnte und den Reisenden wurde be
deutet, daß sie nur in kleinen Booten
das Land früher zu erreichen vermöch
ten. Frau Briefe stieß beim Anblick
des winzigen, auf 'den - hohen Wellen
tanzenden Bootes ein lautes Angst
gefchrei aus. Herr Briefe, obgleich
elbst vor Furcht mit den Zähnen klap
pernd, tröstete sie leise: Es geschieht
ür Hedchen."
Nun denn, in Gottes Namen!"
sprach die Heldenmutter. Und mit ge
chlonenen Augen ertrug sie ihre .Um
ladung" in den Ladungskahn.
Sie kamen alle lebend und wohl
behalten in Saßnitz an, wo der junge
Bräuer sie am Strande erwartete. Er
war außerordentlich artig und bemühte
ich liebevoll um die erschöpften Alten.
was Hedwig sichtlich rührte.
Die Reisenden erholten sich bald und
man fand großes Gefallen aneinander.
Nun schien wirklich der Mann für
Hedchen" gefunden, der junge Bräuer
verliebte sich heftig in Hedwig und
machte schon nach einer Woche seinen
Heirathsantrag. Die Alten waren über
glücklich.
Hedmiq aber, die gute, sanfte, nach
giebige Hedwig. sagte: Nein!" Dies
mal drangen die bestürzten Eltern in sie
und sie erklärte, daß sie überhaupt nicht
von Hause fort möchte.
Aber, mein liebes Kmd," rief die
Mutter, ein Mädchrn muß ja hei
rathen!"
Da sagte nun Hedwig ganz klein
aut: Wenn es denn schon sein
müßte, so möchte ich nur den alten
Martin"!"
Die Eltern erstarrten vor Staunen.
Endlich rief die Mutter triumphirend:
Weißt Du, Väterchen, der Martin ist
ja gar nicht alt: Mr Alte ' war ja
nur ein Kosenamen für ihn, den wir
eit zwanzig Jahren im Hause hatten
und den wir in Folge seiner schweren
Krankheit ergrauen sahen! Martin ist
ja kaum zehn Jahre älter als Hedchen!.
Sie begann eben zu buchstavlren, als
er zu unZ kam noch nicht fünfzehn
Jahre alt. Zudem ist er die beste
Seele von der Welt! Warum eigentlich
ollte er nicht der Mann für Hedchen
eins
Etwas langsamer fand sich Papa
Briefe in diese Entdeckung, aber er fand
sich hinein.
Vor zwanzig Jahren hatte er den
Waisenknaben in'S HauS genommen
zunächst als Laufourschen, den er
bald zum Lehrling avanciren ließ.
TaS Geschäft war damals noch ganz
klein. Martin fegte den Laden, trug
Frau Briefe den Harktkord nach und
spielte mit der kleinen Hedwig. Wie
daS Geschäft emporwuchs, so entwickelte
sich auch Hedwig zu einer jungen
Dame, die nicht mehr spielte, und
Martin zu einem tüchtigen Buchhalter
und Geschäftsmann, der dem altern
den Briefe ganz unentbehrlich gewor
den war.
Ja. wirklich! Warum sollte er nicht
der Mann für Hedchen" ein?"
Warum, du böseS Kind." schmähte
die Mutter, warum hast du daS nicht
längst gesagt?"
Ja Martin sagte auch nichts,
versetzte Hedwig erröthend.
Martin wagte daS nicht." erklärte
die Mutter. Der arme Bursche hatte
gewiß Bedenken, wegen feiner grauen
Haare und sie stehen ihm doch so
gut." '
Am folgenden Tage reisten Briefe's
ab. Was sollte man noch hier, da
der Mann für Hedchen" nicht hier
weilte?
So ging eS denn fröhlich heimwärts:
diesmal ohne Seekrankheit. Man war
mit dem ZehnUhrZuge Abends in
Berlin angekommen und Martin, der
sich tagsüber mit einer eingelaufenen
Sendung russischer Häute geplagt hatte,
schlief schon in seinem Zimmer. Papa
Briefe aber konnte nicht bis morgen
warten. Er drang bei Martin ein.
weckte ihn und überfiel den Schlaf
trunkenen mit der Frage:
Sagen Sie mir doch einmal, ueber
Martin, warum haben Sie denn eigent
lich nicht gcheirothct?"
Warum?" stammelte Martin, müh
selig seine fünf Sinne zusammen
suchend, ja da müßte ich ja aus
Ihrem Hause fort, wenn nicht gar aus
Ihrem Geschäft!"
Warum denn, liebster Martin?"
rückte nun Briefe heraus. Ließe sich
das nicht machen? Könnten Sie denn
nicht heirathen und im Haufe bleiben
so zu sagen im Haufe heirathen?"
Ncartln riß seine blauen Augen groß
auf er begriff noch immer nickt.
Entschuldigen Sie, Herr Briefe. Sie
meinen doch nicht etwa "
Verstebt sich, meine ich! Warum
denn nicht?"
Mit beiden Beinen schnellte der
alte" Martin aus dem Bette. Dann
packte er kräftig den Arm seines Prin
zipals und rief beschwörend: Sind Sie
da? wirklich, oder träume ich?"
Herrr Briefe schrie auf: Sie drücken
ja, Menschensklnd. Lassen Sre doch
los!"
O nein, Herr Briefe! So was läßt
man Nicht mehr loS, wenn man's ein
mal erwischt hat Jahre und Jahre
hab ich' nun geträumt nun aber . . . . "
hm verschlug s die Rede.
.Ist denn das schon dagewesen?"
meinte Papa Briefe in komischem Zorn.
Nun träumt der Mensch, wie uns zu
helfen wäre und läßt nichts davon
merken! Sieht geduldig zu. wie wir den
Mann für Hedchen" in allen Hlm
melsrichtungen suchen, indeß er hier im
Bette träumt! Angezogen! Schnell
verloben! Aber schnell, denn ich bin
müde!" ,
Der Mann für Hedcken" war schon
ertig. Ich nicht," sagte er. .ich bin
ganz munter! Kommen Sie, Papa!"
Der Autographensammler.
Humoreske von Anton Äichler.
Der Herr Caietan Römpler war ein
reicher Mann. Sogar ein sehr reicher
Mann.
Wen könnte es daher Wunder neh
men, daß Herr Caietan Römpler einem
Sport huldigte! Nicht aber vielleicht
einem Sport, der Zeit. Geld und Mühe
raubt, ohne dafür einen entsprechenden
Ersatz zu bieten, nein, sondern einem
olchen. der zwar auch Mühe und Geld
erfordert, dafür aber Freude, Zer
strcuung, ja sogar Ruhm verschafft.
DaS Radeln macht Vergnügen, das
st zweifellos, aber man kann sich dabei
das Genick brechen. Das Ansichtskar
ten und Markensammeln ist zwar auch
eine Sache, bei der man über die quäl
volle Langemeile hinwegkommt, aber
sie entbehrt des tieferen Sinnes, regt
nicht an zu schönen, erhabenen Ge
danken. Aber das Autographensam
mein!
Das Autoqraphensammeln vermiß
telt die Bekanntschaft berühmter Wen
chen, bereitet Stunden der Erbauung.
der Begeisterung. Ist man mürrisch,
nimmt man das Autograph einer illu
stren Schönheit zur Hand, langweilt
man sich, so greift man nach der Hand
schrift eines humoristischen Dichters.
In einer solchen Handschriftensamm
lung giebt es Mittel und Arzneien
gegen alle unangenehmen Stimmungen.
Und solch eine Sammlung besaß
Herr Cajetan Römpler. Und selbe er
freute sich einer gewissen Berühmtheit.
Wie stolz der Mann auf seine Samni'
lung war, läßt sich gar nicht erzählen.
Man kann sich aber ungefähr einen
Begriff machen, welchen Werth sie be
aß. wenn man erwägt, daß kein ein
ziger Staatsmann, Millionär, Dichter,
Mörder und Einbrecher der Gegenwart
in tyr feinte. Besonders pari ver
treten waren die Größen der Residenz.
Nur eine einzige Persönlichkeit fehlt,
in der Sammlung, nämlich der Hof
schauspieler Richard Kranz.
TaS war ein Mann, den die Kriti
als den größten Meister des Theaters
aller Zeiten pricS. Da ist eS doch
selbstverständlich, daß Herr Eaietan
Römpler sich alle erdenkliche Mühe
gab. um in den Besitz einer Hand
schrift dieses bedeutenden Mannes z:
kommen.
Zuerst schrieb er ihm einen HymnuS
der Begeisterung, in die er anläßlich
der Hamlet" Aufführung gericth
Keine Antwort. Tann sollte Romeo
und Julia" aufgeführt werden. Herr
Caietan Römpler schrieb an den Kunst
ler eine Epistel, in der er seiner hohen
Spannung und Neugierde auf den
neuen Romeo" glänzenden Ausdruck
gab. Keine Antwort. Nach der
.Romeo" Aufführung ein warmes
Anerkennungsschreiben mit der Ver,
sicherunq unwandelbarer Sympathie
Keine Antwort.
Herrn Cajetan Römpler begann die
Geduld zu reißen. Mit einem solche
hartnäckigen Patron hatte er eS bis
jetzt noch nicht zu thun bekommen
Aber er wollte ihn schon mürbe machen
Ein Kistchen theurer Cigarren, fpä
ter ein Korb voll Weinflaschen.' Kost
bare Marke! Dem Künstler dürften
die Dinge nicht ungelegen gekommen
sein, weil er sie nicht zurückschickte
Ader nicht eine Zeile des TankeS!-
Mit der Manier die eS Herrn ist eS
nicht weit her," dachte Herr Cajetan
Römpler und sandte eine Champagne
batterie. Nachdem der Absender auch
diesmal im Unklaren blieb, ob der
Künstler den Champagner selbst ver
kostet oder seinem Diener zum aus,
schließlichen Gebrauche überlassen hatte.
war der fernere Weg des Herrn ISaie
tan Römpler klar voraezeichnet. Er
mußte dem berühmten Manne eine
Handschrift abzwingen oder wenn
es schon sein mußte erpressen! Aber
wie! Das war jetzt die Frage.
Er ließ bei seinen Spaziergängen
den Kopf hängen und ichmiedete un
heimliche Pläne und Ränke.
Nach einigen Wochen erschien die erste
Nummer einer mit ungeheurer Reklame
in's Leben gerufenen Zeitung, betitelt:
.Theater und Kunstnachrichten ".
Es ging ein frischer Zug durch diese
Blätter, em gennner freier, unbeein,
flußter Ton herrschte darin. Die Thea
terkritik wurde von einer stacheligen
Feder geschrieben. Besonders an die
Größen wagte sich das Blatt mit einer
in den übrigen Blättern niemals be
obachteten Schärfe. Die anerkannten
Leistungen wurden unbarmherzig bloß
gelegt, zerfasert; den besten Darstellern
wurde Unwissenheit, Talentlosigkeit zur
Last gelegt.
Am schlechtesten kam die Säule des
Hortheaters, der Held Richard Kranz.
dabei weg. Sein Hamlet wurde als
ein lächerlicher Popanz bezeichnet, ohne
Mark, ohne Fleisch, ohne Blut
Das ist denn doch zu toll!" rief der
Schauspieler beim Lesen der Kritik
aus. Dieser elende Mensch verdient
eine Züchtigung, sonst nichts. Das ist
ja offenbarer Haß, der aus den Zeilen
spricht."
Und Richard Kranz fand sich im
Laufe des Nachmittags in der Rcdak
tion der Thearer und Kunstnachrich
ten" ein, um feiner Entrüstung und
feinem tiefen Groll gebührenden Aus
druck zu geben.
Kann ich den Verfasser der Hof
theaterkritik sprechen?"
Leider nein, der Herr ist nicht an
wefend."
Mein Name ist Richard Kranz.
Hofschauspicler. Bitte, dem Herrn zu
sagen, wenn er kommt, daß ich ihn ge
sucht habe, um ihm in's Gesicht zu
sagen, daß er der größte Esel der gan
zen Welt ist! Es thue mir sehr leid,
ihm diese Mittheilung nicht selbst
machen zu können. Adieu."
Der Beamte sah dem Herrn Hof
schauspieler erstaunt nach.
Als Herr Cajetan Römpler der
Herausgeber und Hauptmitarbeiter der
Theater und Kunstnachrichten"
in's Bureau kam, wurde er von dem
Vorfalle auf das Pünktlichste unter
richtet.
Er blickte den Beamten scharf an
und sprach langsam: 'Hat er mit dem
Esel bestimmt den Verfasser der Ham
let-Kritik gemeint?"
Ganz bestimmt."
Also mich?"
Der Beamte verzog den Mund zu
einem verlegenen Lächeln.
Herr Cajetan Römpler schrie ihn an:
Soll ich der Esel fein?"
Ja." lispelte der Beamte.
Können Sie das beschwören?"
Ich kann es beschwören."
Gut."
Am nächsten Tage ließ Herr Cajetan
Römpler gegen den Hofschauspieler
Richard Kranz die Ehrenbeleidigungs
klage überreichen. .
Als es zur Verhandlung kam der
Künstler ließ sich von seinem Rechts
anwalt vertreten , gab sich der Rich
ter alle erdenkliche Mühe, eine Versöh
nung der Gegner herbeizuführen, was
ihm auch gelang, nachdem Herr Cajetan
Römpler mit einem schriftlichen Wider
ruf der Beleidigung seitens des Schau
spielers sich zufrieden gab.
Am nächsten Tage erhielt er den
widerrufenden Brief, der folgenden
Wortlaut hatte: Indem ich die Ihnen
angethane Beleidigung in aller Form
widerrufe, bedauere ich es lebhaft, Sie
gekränkt zu haben. Richard Kranz.
Hosschauspieler."
Herr Cajetan Römpler jauchzte auf
und beeilte sich, den kostbaren Brief
seiner Autographensammlung einzu
verleiben.
Die .Theater und Kunstnachrichten"
aber gingen zwei Wochen später ein.
Nach längerer Zeit fügt; ti der Zu
fall, daß Herr Cajetan Römpler mit
dem Künstler in einer größeren Gesell
schaft zusammentraf. Selbstredend war
der gefeierte Schauspieler auch hier der
Gegenstand allseitiger Aufmerksamkeit.
Im Verlaufe deS Abends wurde er von
mehreren Seiten vornehmlich Damen
um Autograph? angegangen, er aber
lehnte ab mit der Bemerkung: Das
habe ich aus Prinzip niemals gethan,
und habe mir gelobt, es niemals zu
thun." Herr Cajetan Römpler horcht
auf und sagte dann so laut, daß eS alle
hören mußten: ES ist trotzdem Jemand
im Besitze Ihrer Handschrift."
Das muß ich bezweifeln." sagte der
Künstler entschieden, nachdem ich ab
solut mit Niemandem schriftlich ver
kehre.
.O, doch." erwiderte der 'Andere
und dieser Jemand bin ich."
Die Damen sahen bald auf den
Schauspieler, bald auf Herrn Cajetan
Römpler: Neugierde spiegelte sich au
allen Gesichtern
Wissen ie noch." sagte der Besitzer
der strittigen Handschrift leuchtenden
Blickes, als Sie die mir zugefügte Be
Widmung revocnen mußten 5
Ah das!" sprach der Künstler
lächelnd, ich weiß schon. Mein Rechts
anwalt brachte mir die Kunde, daß ich
die Beleidigung schriftlich zurückzuneh
men bade, gerade in dem Augenvlicr,
als ich im Hotel Zum rothen Kreuz"
speiste. So ließ ich denn auch sofort
den Brief vom Kellner schreiben und
absenden. Er wird eS Ihnen be
ftätigen." .
Herr Caietan Römpler wankte, eS
flimmerte ihm vor den Augen.
Die Sache ist bald allgemein besann
geworden, und seither wackelt Jeder
mann zweifelnd mit dem Kopfe, wenn
die Handschriftensammlung des Herrn
Cajetan Römpler zur Sprache kommt,
Wer weiß, ob das Alles echt ist....
hm. hm "
Und Herr Caietan Römpler hat
eigentlich an der Handichristcnsamm
lung auch selbst schon beinahe die ganze
Freude verloren
in Astrolog Ludwig des Vlften
von Frankreich
Hatte diesem voryerge agt, da eine
Dame, die der König schätzte, binnen
drei Tagen sterben werde, was auch ein
traf. Der König ließ hierauf den
Astrologen zu sich kommen und befahl
einen Leuten, aus ein Zeichen zu war
ten und dann den Wayrsager zum
Fenster hinauszuwerfen. Als er in's
Zimmer trat, sagte der König: Da
Du ein geschickter Mann sein willst, und
weißt, wann andere Leute sterben, sage
mir doch, wann Du stirb t."
Der Wahrsager, der die Absicht des
Königs errieth, sagte furchtlos: Ich
werde drei Tage eher sterben, als Ew
Majestät."
Der abergläubische König hatte nun
eine Lust mehr, das Zeichen zu geben.
er trug vielmevr orgen, das eben
des Astrologen so lange als möglich zu
zu erhalten.
G'scheidt.
Schwadllchcr sUimer Land.) Dialekt.
Worom geischt denn Deiner Sau
Jatzet gar ner z'fresset au?
Descht a g'sväßig's Mäschta!
Sag' m'r doch, mei' gueter HanS,
I ka' dees verstauh net ganz,'
JfchtD'r'sweggdeKSschta?"
Se kriagt z'fresset ner oin Tag,
Und am andra, was f' no' mag,"
Sait d'r Hans zuam Schwager.
s gelt a schöa s durchwachseS Floifch,
Fett allweil a bißle, woifch.
Und nau wieder mager."
Der Ros gleich.
Mein Weibchen ist der Rose gleich.
Erblüht in holdem Prangen,
Mit Jugendduft und Anmuth reich
Geschmückt sind ihre Wangen.
Und, wie des Gartens Einsamkeit
Die Rose sich erkoren,
So lebt sie hin zur Sommerzeit
In die Natur verloren.
Doch wenn die Blätter welk verweh'n,
Und die Saison" begonnen.
Liebt sie's, auf Bällen und Soiröen
Im Lichtglanz sich zu sonnen.
Und opfert in der Mode Reich
Oft Summen ungeheuer '
Mein Weibchen ist der Mode gleich:
Im Winter ist sie theuer.
Unter Freundinnen.
Hedwig: Mein Mann war bei sei
ner Werbung sehr bescheiden, er sah
durchaus nicht auf Vermögen."
Freundin: Ja. das weig man, nicht
einmal auf Schönheit sah er. der präch
tige Mensch."
Beim Barbier.
Barbier: Wie wünschen Sie die
Haare geschnitten, mein Herr?"
Kunde: ktilllchwelgeno, wenn ich
bitten darf!"
Die Kleinen hängen alles an die
große Glocke.
V wt!,!
.Tu nimmst Unterricht im Bauch
reden?"
.Ja. aber ich hab'S bis dato
zum Schnarchen gebracht."
nur
Naheliegend.
A: .Sieb' 'mal. wie die betrunken:
Studenten sich da aufführen."
B: Ja. die führen das reine Affen
theater auf."
Rasernenlvsdliiiben.
Unteroffizier: Offen und ehrlich
seid ihr Kerle, das muß euch der Neid
lassen, denn ihr haltet mit eurer
Dummheit nie hinter dem Berge!"
Grob.
Aeltliche Studentin: Am leichtesten
fallen mir historische Studien."
Herr: .Natürlich, wo Sie die halbe
Weltgeschichte miterlebt haben."
Faule Ausrede.
Lehrer: Karl, was hast Du Teir em
Sitznachbar, dem Mar. jetzt in'S Zbt
geflüstert?"
Schüler: Ich hab' ihm gesagt, er
soll aufpassen."
Geniiithlich.
Richter: Sie wollen aus Hunger
gestohlen haben deshalb nimmt man
aber doch nicht gleich ein halbes
Schwein!
Angeklagter: Sie kennen meinen
Appetit nicht, Herr Richter!
Kein Ivunder.
Fräulein: Ich begreife nicht, Herr
Student,' wie Sie immerwährenden
Durst haben können."
Student: Ja. mein Fräulein, ich
bin eben mitHüringsmilch großgezogen
worden!"
harmonisch.
Gast: Donner und Toria, die Rech
nung finde ich aber gesalzen!"
Kellner: Aber Sie hatten doch auch
Pökelfleisch."
Schlimm.
31 v Diese Dame dort bat immerbin
einen Anstrich von Jugendlichkeit."
A: Ja, aber der Anstrich ist leider
bedeutender, als ihre Jugendlichkeit!"
In der Bpn.
Lohengrin (singend): Nun
sei be
dankt, mein lieber Schwan.
Stimme aus der Loge: ..Gott, was
for ä höflicher Mensch, er bedankt sich
bei dem Vieh!"
Citat.
(Die Mutter hat den Jungen über
gelegt und schlägt ihn mit einem Stocke.
:r nicht we,t davon stehende Vater
sagt begütigend): Herz, 0 Herz, hör'
auf zu schlagen!"
Schmeichelhaft.
Erster Lehrjunge: Du hast wohl
cenen Brief von derheeme gekriegt;
nun, was giebt's denn Neues?"
Zweiter: Nun. weiter aar nichts.
als. bei uns derheeme ist die Maul
und Klauenseuche ausgebrochen."
Crter: feo? Na, da kannst Tu
aber von Glück reden, daß Du am
Sonntag nicht derheem warst."
Alles unisonst.
Schneider (Rechnungen und Briefe
ordnend): Merkwürdig! Zuerst schrieb
ich dem Striezel schlechioeg: Herrn
Striezel, dann: Herrn von Striezel
und zuletzt: Euer Hochlvoblaeboren!
Aber der Lump zahlt doch nicht!"
' Gefährlich.
Knabe (auf der Straße sinaend:
Hopp, hopp, hopp! Pferdchen lauf
Galopp!"
SonntagSreiter (der im Schritt vor
überreitet): Ob Du das Maul hälst,
Lausbub', elender!"
Unnöthige Aufopferung.
A: Sag'. Hannes. warum läkt Du
Dir nur immer Deine Hosen so kurz
machen?"
Hannes: Ja, die kriegt später mein
oyn. uno oer in bedeutend kleiner
als ich!" ,
Unangenehm.
Schauspieler (zu einem Kollegen):
Habe heute Nacht einen furchtbaren
Traum gehabt. Publikum hat mir
nach der Vorstellung die Pferde aus
gespannt und ich mußte den Wagen
eiber ziehen!"
Schmeichelhaft.
Herr: Warum bestehen Sie dsnn
gar so hartnäckig darauf, mich zur An
nähme dieses Ehrenpostens zu bestim
men? Es giebt doch sicher viel bessere
und bedeutendere Männer wie mich;
warum gehen Sie denn nicht zu
denen?"
Abgesandter: O was glauben
Sie denn? Da mar ich ja schon überall!"
Naiv.
,Wie mich mein Mann, der Grobian.
geschlagen hat, dös is nimmer zum
Aushalten, Frau Gräfin! Ich laß mich
chewen!"
Scheiden?" Was fällt Ihnen denn
ein, Frau Hausmeistcrin? Man schrei
tct doch nicht gleich zum Aeußcrsten!"
Xsa wss baden denn nacha Frau
Gräfin in solchen Fällen gethan?"
Im Umgang mit Thoren braucht
man am meisten Klugheit.