Litt.' $abü mit Illuster Iftziiln Si-jsii4)t Reise äilxiuiucr vo (i. i ES war bitterkalt, IdblMur uns Ostpreußen, die wir doch schon ein gutes Stück Äülte vertragen. Aus Polen sollten wieder einmal Wölfe über die Grenze gekommen sein und Maturen unsicher machen. So war das iesprSch auf Wolfsadenteuer gekom. me. Eden Halle mein Gegenüber die Geschichte eines rul i chen jungen Man neS erzählt, der mit schwarzem Haar seine Heimath verließ und nach wenigen Tagen mit schneeweißem Haar wieder kam; er hatte Schreckliche inzwischen erlebt. Von einem ganzen Rudel Wölfe angefallen, halten er und sein Kutscher schließlich, die Pferde den hungrigen Bestien preisgebend, sich unter den um gestürzten Schlitten gerettet und mit Mühe und Noth die wüthenden Wölfe so lange von sich abgewehrt, bis ihnen zusüllia desselben Weges kommende Bostschlitten. deren Passagiere gut bt waffnet waren, zu Hilfe kamen und sie aus ihrer entsetzlichen Lage befreiten. .Ich kann mich in eine solche Lage sehr gut hineinversetzen, meine Herren nahm mein Nachbar zur Rechten das Wort, denn ich selbst habe mich einma! nur durch meine Geistesgegenwart und die Kraft meiner Fäuste davor bewah ren können, von einem Wolfe zerfleischt zu werden, der schon halb in meinen Schlitten gesprungen war." Ter so sprach, war ein großer, kräftiger Mann mit energischen Gesichtszügcn. ein Inge nicur, der erst kürzlich von Kasan hier- her gekommen war. Auf unsere Bitten begann er zu erzählen: Es war ein sehr strenger Winter: die Temperatur schwankte wochenlang zwischen 20 und 40 Grad Reaumur, Ich war in Kasan in einem Bureau be schaftigt und wollte eines Abends gerade die warmen Geschäftsräume verlassen, da bekam ich die Ordre am nächsten Morgen nach dem etwa 250 Kilometer weiter nördlich gelegenen llrskum im Gouvernement Wiatka zu fahren, um dort über den Ban eineö industriellen Werkes zu unterhandeln. Seit 15 Jahren hatte ich in Rußland viele ahn liche Fahrten gemacht und war daher mit den Relieverhältniiien genugend vertraut. Rasch entschloß ich mich, noch an demselben Abend abzufahren, um schneller vorwärts zu kommen; denn in der Nacht wird wenig gefahren, und man hat dann nur selten einem anderen Gefährt auszuweichen, was namentlich im Winter mit längerem Aufenthalt und großem Kraftaufwand für die Pferde verbunden ist, da die Geleise für eine Schlittenspur eingefahren sind und rechts und links vom Geleise der Schnee lose liegt, so daß bei einem Ab biegen vom Geleise die Pferde bis an den Bauch im Schnee versinken. Kurz entschlössen bestellte ich mir also gleich auf dem Wege nach meiner Woh nung eine Troika (Dreigespann). Mein Jamschtschik (Fuhrmann) gehörte einer Wolni Poscht" an. so nennt man in Rußland freie aus Bauern bestehende Postgesellschaften, mit denen man btlli ger und besser reist, als mit der kaisev lichen Post. Mein Gefährt behielt ich für die ganze Reise, es war ein hoher Kastenschlitten mit tiefen Seltenausschnlttcn zum Ein und Aussteigen, und starken Stütz- spreizen, die vorn am Kutscherdoa be festigt waren und am Hinteren Ende. über eine Elle weit vom Schlittenkasten abstehend, von einer Querstange getra gen wurden. Diese Stützspreizen, die auf meiner Fahrt noch eine wichtige Rolle spielen sollten, verhindern das Umschlagen des schmalspurigen Schlit- tens. Wohlverpackt saß ich bald im Schlit ten. Mit meinen gewöhnlichen Stiefeln ftak ich in langen weichen Filzstiefeln; Jltispilz und darüber ein großer Wasch bärreisepelz. ferner eine warme Pelz mütze vervollständigten mein Reise koftüm. Außerdem nestelte ich mich be quem in Kiffen und wollene Decken ein: zum Ueberfluß packte mein Roffelenker noch meine Beine gehörig in Heu ein, dann warf auch er seinen Tulup (gro ßen Schafspelz) über und setzte sich auf den Bock, sofort die übliche Unterhal- tung mit den Pferden beginnend. ,,Nu rebjata! nie daloko!" (Nun, Kin der, es ist ja nicht mehr weit!") "Xu, nu! barin na tschai dass." (Nun, nun! Der Herr giebt was für Thee!"), mit solchen und ähnlichen Zurufen, bald tadelnd und drohend, bald lobend und anfeuernd. In sausender Ge fchwindigkeit flog der Schlitten dabin, bergauf, bergab, durch Dörfer, über Brücken und Eisflächen. Mehrere Stationen waren schon vor über. Ueber mir der in voller Pracht glitzernde Sternenhimmel, den ich nur durch einen schmalen Ausguck aus mei ner Pelzumhüllung sehen konnte. Der Mond war inzwischen aufgegangen und verbreitete fast Tageshelle um uns gerade zu rechter Zeit. Die Straße, auf der wir nun fuhren, war der große Hauptweg zwischen Kasan und Wiatka, einige hundert Schritte breit in Rußland eine Seltenheit und auf beiden Seiten durch mächtige Waldungen begrenzt. Die Geleise liefen an jeder Seite am Waldesrand entlang. Plötzlich lenkt mein Tartar die Pferde vom rechten Geleise durch den tiefen Schnee nach links ab, so daß sie nnr mühsam im Schritt vorwärts kommen. Höre. Freund! Weshalb bleibst Du denn nicht auf dem Wege rechts?" Herr, eine Strecke weiter liegt aus. den: rechte:! Geleite ein izöles Pferd. und da finden sich in der Nacht oft Wöl'e ein. Bei dem starken Frost und tiefen -ch:: sind sie Hungrig; Hasen finden sie nicht, die vergrabe:: sich im Sch::ee." So, so, Freundcheiil Ta muß ich wohl mein Schieneug bereit halten? Nein, mein Herr! Nicht schießen Selbst wenn Sie einen Wolf nieder strecken, bekommen wir durch den Schuß die andern auf den Hals. Mittlerweile hatten wir das linke Geleise auf der anderen Seite des Weges erreicht, und in flottem Trabe ging's wieder weiter. Nach einiger Zeit winkt der Tatar mit der Peitsche nach rechts hinüber. .Sehn Sie. Herr, dort den dunklen Fleck? Das ist das gefallene Pserd und ja sehen Sie zwei Wölfe sind dabei. Nur nicht schießen. Herr!" Obgleich ich gern geschossen hätte ich hatte zwei große Revolver und eine vorzügliche Tscherkessenbüchse, scharf ge laden, bei mir war mjrs wiederum ganz lieb, mich nicht aus meiner war men Umhüllung herauszuwickelu. So fuhren wir flott auf etwa 200 Schritte an der Gruppe vorbei. Die Bestien sahen uns eine Weile neugierig nach, um sich dann wieder ihrer Beschäftigung zuzuwenden. 'Tot ras nitchewo, bar in!" (Diesmal war's nichts, Herr) sagte der Fuhrmann, sichtlich beruhigt. Ader dann gab's mit einem Mal ei nen scharfen Ruck, und die Pferde jag ten mit angelegten Ohren in rasendem Galopp davon. Ich richte mich auf und sehe mich um ein riefiger Wolf in ge streckte, Lauf hinter uns! Das Schießzeug aus dem tiefen Heu unterm Sitz hervorzuholen, war's nun zu spät; da sehe ich den grauen Bur ichen auch schon links neben mir an dem niederen Ausschnitt des Schlittens. Im selben Augenblick machte er einen Sprung und schlug mit den Vorder tatzen auf die niedrige Stelle der Schift tenwand aber auch eben so schnell war er meinem Blia entschwunden die ausgelegte Seitenftrebe hatte ihn abge stoßen. Der Tatar schrie unaufhörlich im höchsten Diskant und machte jetzt auch von der Knute Gebrauch, um die Pferde zur rasendsten Eile anzufeuern. Trotz des gewaltigen Getöses, das der Tatar, die Pferde, die Glocken, das Aechzen und Kreischen des Schlittens verursach ten. hörte ich doch bald wieder das Schnaufen des unkindlichen Raub- thieres an meiner Seite. Dies mal schien er es auf die Pserde abgesehen zu haben; vor dem energischen Hinten ausschlagen des galoppirenden Seiten Pferdes zuckte er aber doch einige Male zurück. Da, ein mächtiger Seiten sprung, und er ist mit beiden Vorder tatzen im Schlitten. Im selben Tlo ment greife ich mit der linken Hand nach seinem Genick und drücke ihm den Kopf mit aller Kraft herunter. Schnell habe ich auch schon mit der rechten Hand nachgesakt und drücke nun mit beiden Händen den Hals meines unheimlichen Gastes so fest auf die scharfe Schlitten kante, daß die Bestie laut aufkreischt, bald seine Zunge zum Rachen heraus hängt und die stieren Augen roth unter laufen. Machtlos liegt der riesige Leib auf der Seitenstrebe des Schlittens wie reitend, die Hinterläufe schleifen am Boden nach, so daß der Wolf keinen festen Halt hat und von seiner Riesen kraft nicht Gebrauch machen kann. So geht die tolle Fahrt weiter, fast Kopf an Kopf mit der Bestie, deren heißer Athem mein iGesicht streift. Jetzt erst sah sich der Tartar um, er kannte sofort die Situation und sagte scheinbar ruhig: Aha, Herr! Haben Sie ihn gut? Werden Sie ihn auch halten können? 'Ja, ja, so leicht lasse ich ihn nicht los; wenn meine Hände nur nicht er frieren!" Herr, Herr! Es ist nicht mehr weit bis zur Station! Der Wolf wird Ihre Hände schon so lange erwärmen! Aber halten Sie ihn nur fest, denn wenn er jetzt freikommt, gibts ein Unglück. Nur festhalten. Herr!" Und ich hielt fest; in rasender Eile flog der Schlitten dahin, Freund Jse grim röchelte da plötzlich Hunde- geheul Isegrim zuckt, macht verzwei feite Anstrengungen, noch kann ich in meiner Stellung nicht erkennen, was geschieht, da eine Wendung des Schlittens und wir fahren in den Bauernhof die Station! Ringsum Hundegeheul und Menschenrufe. Jetzt Herr, noch einen Augenblick festhalten!" Der Schlitten steht. Die Pferde zittern und stoßen schreckliche Laute aus, wie sie es nur thun, wenn sie ein ge fährliches Raubthier wittern, ein eigen thümlicheS, langgezogenes Aechzen, dazu das Hundegeheul, die Menschenstim men. Da ist auch schon der Tatar vom Schlitten herunter, hat die Leine gelöst, dem Wolf eine Schlinge fest um den Hinterleib gelegt und das andere Ende der straff angezogenen Leine an einer hinter dem chliiten befindlichen Säule des offenen Viehstalles befestigt. Dann ist er auch schon wieder auf dem Bock und läßt die Pferde anziehen. Dadurch wird dem Wolfe der Schlitten unter dem Leib und mir mein Schutz befohlener aus den Händen gerissen. Bald ist er auf den Beinen; zugleich stellt sich bei ihm als Nachwirkung der Strangulation ein heftiger Husten ein. der den ganzen Körper erschüttert. So, Herr. letzt steigen sie aus und sehen Sie sich den Burschen an! Wie l besonders großes Thier! Ei, ei. Herr! Das wa eine Leistung!" niwlichen war eine dienet Leu: zum Vorschein gekommen, Männer und Weiber, alles Tataren, mit Knüppeln, Heugabeln und dergleichen bewaffnet, um auf die jetzt zitternde Bestie loszu Ichlagen. New! Auf die Schnauze!" rief da mein Fuhrmann, damit Kopf und Fell geschont würden. Die Hunde mußten mit gewalt zurückgehalten werden. I wartete das Ende der Tragödie nicht ab, sondern ging ins Haus, um mich zu stärken. Als ich abfuhr, sah ich ge rade noch, wie mein erbitterter Gegner ausgeschlachtet wurde. Auf der Rück reife nahm ich das Wolfsfell mit Kop n Empfang. "a es Ichon ipat geworden war, trennte sich unsere kleine Gesellschaft Als ich in der nächsten Zeit den In genieur besuchte, zeigte er mir neben vielen anderen Andenken aus fernen Landern auch ein rießiges Wolfsfell, oas mil yerunreruangenoem, wohl er haltenem Kopf und von Waffen umge den eine Wand des Arbeitszimmers schmückte. Auf die Erzählung seines Abenteuers anspielend, sagte er dann "Tolko dirshitzi, barin! Nur fest Halten, Herr! Seine Geige. Noveletle von Paul b'Jlreue. Signor Francati! Der Name des berühmten Virtuosen stand an allen Anschlagsäulen der Stadt, und der alte Gomez. der lana sam auf seinem Geschäftsmeg durch die Straßen ging, konnte nicht umhin, ihn zu lesen. Zwei oder dreimal blieb er stehen, um wie geistesabwesend auf die großen Plakate zu schauen, die das Auf treten des großen Künstlers verkünde ten. ' So viel Gutes wie über Francati wurde letzt auch über seinen Sohn ge schrieben werden. Der Name Gomez wiirve in dem hellen Glänze strahlen Aber das war ja vorbei! Gomez betrieb einen Handel mit Al terthümern und Raritäten, besonders Musikinstrumenten, wie sie nur der echte Künstler oder der gewiegte Kunst renner zu raufen pnegl. Als er zu Hause angelangt war, sah er bor der Thür einen Wagen. Bei seinem Ein tritt in den Laden erhob sich ein äußerst elegant gekleideter Herr. Ein zwölf jähriger Junge, der in der Abwesenheit des Antiquars den Laden zu hüten pflegte, hatte die Wünsche des Fremden nicht verstehen können, so hatte sich die- ser entschlossen, die Rückkehr des Alten abzuwarten. Er war schon ziemlich un geduldig geworden. Herr Gomez. nicht wahr?" redete er die en letzt rn aebrochenem italie nisch, gemischt mit Französich. an. mäh rend er eine Visitenkarte auf den Tisch legte. Der alte Mann las und blieb wie er starrt stehen. Täuschen ihn seine Sinne? Hatte er recht gelesen? War es wirk lich der Name, der ihn heute so unab lässig verfolgte? Signor Francati!" murmelte er dumpf, indem er die Karte zwischen den Fingern drehte. ocr oin io). tote werben mei nen Namen schon gehört haben. Ich habe heute ein Konzert zu geben, befinde mich jedoch in größter Verlegenheit. In meiner Verzweiflung bin ich schon über -ff x r.r.j. f au naaj rariug herumgelaufen, oa er fuhr ich, Sie seien im Besitz einer Sßio une, vie im Jion oer meinen ganz ähnlich lein soll. Wäre es Ihnen wohl möglich, und würden sie die Güte ha, den, mir dielelbe auf einige Stunden zu leihen? Ich nehme natürlich alle Ihre Bedingungen hinsichtlich des Prel scs schon im Voraus an." fügte der be rühmte Künstler sich höflich verneigend hinzu. Gomez zögerte, ein flüchtiges Roth hechte über seine runzeligen Züge, und die Augen zogen sich wie in Unwillen yinier feiner gronen poniönlle zu- ammen. Jetzt glättete sich sein Gesicht wieder und er jagte: Sie können die Auswahl treffen Es ,ou micy freuen, ynen menen zn können. Dann legte er mehrere Instrumente auf den Ladentisch. Francati sah dieselben der Reihe nach flüchtig an und wandte sich mit unwillig verächtlicher Geberde ab. Pah, Herr Gomez," sagte er mit vorwurfsvollem Ton und fast traun gem Gesicht, diese Dinge können Sie einem Dilettanten vorlegen. Einem Virtuosen wie mir aber " hier hob sich seine Stimme sollten Sie das nicht anbiete!" Dann plötzlich stemmte er beide Hände fest auf den Tisch, neigte sich nach vorn und fragte mit eindring licher, fast herausfordernder Stimme; .Wo ist die Amati?" Die die o Herr, die können Sie nicht bekommen," stammelte der alte Mann mit zitternden Lippen. Die Amati gehörte meinem armen Sohne Niemand darf je -aus ihr spielen." Die ganze Eitelkeit des gefeierten Künstlers schien durch diese Worte auf- gestachelt. Er reckte sich zu seiner vol len Höhe empor, nahm eine thea irakische Pose an und sagte mit un nachahmlichem Stolze und größter Erregung: Bedenken Sie, ich bin es Frau cati der auf ihr spielen will! Wirk lich, alter Mann, wenn Ihr Sohn ein I zahm er jetzt ist ! Ein ganz war, so würde er sich' zur höchsten Ehre anrechnen, wenn ein Francati cuf seiner Geige spiel:! Ah. Herr Gomez, leihen Sie mir die Amati". ich will auf ihren Saiten den Geist Ihres SohneS heraufdeschwö ren, daß Sie ihn in Ihrer Nähe zu fühlen vermeinen, während ich heute Abend spiele." Ach, wenn Sie daZ können Herr wenn Sie das könnten!" stieß der alte Mann mit erhobenen Handen und ganz aufgeregt hervor, während seine Lippen hcftig zuckten und ein hungriges Verlangen in seinen Zügen lag. Ich kann es, ich bin Francati! E zahlen ie mir von Syrern armen Jungen. Ist es schon lange her, daß er Sie verllcfz. Sie und die Amati? fragte oer remve welch und ein schmeichelnd. Ach Gott, es ist viele Jahre her so sagen wenigstens die Leute. Mir ist's, als sei es gestern erst gewesen. Und er spielte die Violine?" Ja. ja. die Amati! Er hatte Ta lent, er hauchte seine Seele in die Töne, der Genius der Musik hatte ih gelußt! Aber an zenem Abend, wo er zuerst auftreten sollte, da lief er davo und fuhr nach Italien zu Garibaldi. denen Truppen er sich zugesellte. Ich fluchte ihm beladen mit dem Fluch seines Vaters zog er fort." mx alte Mann zitterte an allen Gliedern und konnte sich kaum aufrecht erhalten. Da legte sich des (jremdm schmale weiche Hand besänftigend au seine Schulter. Lassen Sie mich durch seine Amati zu Ihnen sprechen! Ihre? Sohnes Gei wird Sie in den Tönen der Geige heute Abend umschweben!" Durch einen seltsamen, ihm selber unerklärlichen inneren Zwang ver anlaßt, gehorchte der alte Mann dem Fremden. Herr Gomez," sagte Francati mit tiefer Verbeugung, während er mit der kostbaren Geige langsam der Thür zu schritt, es wird ein auserlesenes Publi kum heute Abend im Konzert ersehet nen. Aue die vornehmen Menjchen haben es nur Ihrer Großmuth zu ver danken, daß die Vorstellung überhaupt stattfindet. Bitte, zeigen Sie nur meine Karte vor, wenn Sie einen guten Platz haben wollen. Und dann wenn Sie die Güte haben, nach beende ter Vorstellung in das Künstlerzimmer zu kommen, werde ich Ihr Eigenthum mit meiner unendlichen Dankbarkeit in jhre Hände zurücklegen. jjjte wenigen stunden bis zum Abend brachte der alte Gomez in stiller Träumerei hin. Als die alte Uhr sieben schlug, schreckte er empor; es war Zeit, sich auf den Weg zum Kon zert zu machen. An der Kasse zeigte er Francatis Karte vor und erhielt einen guten Platz Bald füllte sich der Saal mit einer xo ßen Menschenmenge, sogar auf der Gallerte reihte sich dichtgedrängt Kop an ops. Jetzt trat todten stille ein dann strich ein Bogen langsam über die Saiten der Geige. Athemlose Stille folgte. Alles lauschte. Niemand beachtete den Alten, der mit geschlossenen Augen in seinem Sitze lehnte. Er merkte nicht, daß Pausen im Programm waren, bis donnernder Applaus den Saal erdröhnen ließ; aber auch das begriff er nicht, ihn dünkte die Stimme der Amati die eines holden Engels und das Beifallsklatschen als ein Heer böser Geister, die die Stimme des Engels, seines todten Sohnes, überschrieen. Den Geigentönen lauschte er mit Entzücken. gegen den Applaus hielt er sich beide Ohren zu. So träumte er, bis sich eine Hand auf seine Schulter legte. Erschreckt fuhr er empor. Der Saal war bereits ziemlich leer, das Podium vereinsamt Da fiel ihm plötzlich die Geige seines todten Sohnes ein und eiligst begab er sich nach dem Künstlerzimmer. Dort aber verwehrte man ihm den Eintritt. Ich rühre mich nicht vcn der Stelle. bis ich die Geige meines todten Sohnes wieder habe," schrie Gomez erregt. Sehen Sie doch, hier habe ich Iran catis Karte. Wo ist er? Wo ist Iran cati? Ich muß ihn sehen?" Hier bin ich!" Es war eine unendlich weiche Stimme, die diese Worte sprach, ganz anders als die des Fremden, der die Amati geholt hatte. Und dort im Thürrahmen, leicht an den Pfosten gelehnt, stand eine Gestalt, die dem Fremden von heute Nachmittag nicht glich und die ihm doch so bekannt vorkam. Gomez trat näher und blickte wie er starrt auf den Herrn. Ein Etwas in den Zügen des alten Mannes und seiner ganzen Erscheinung srappirte den Vir tuosen und rührte ihn tief. Ich weiß nichts von Ihrer Geige," begann er wieder mit seiner melodischen weichen Stimme, aber kommen Sie nur herein und erzählen Sie mir Ihre Geschichte." Aber Siqnor, Sie sind müde und abgespannt," warf sein Agent ein, und der alte Mann ist wahnsinnig." Ja, a," schluchzte Gomez plötzlich herzbrechend und nahm den Kopf zwi schen beide Hände, als fürchtete er. ihn jeden Augenblick zu verlieren; ich bin wahnsinnig, ich muß wahnsinnig sein! Ich ließ Francati die Geige meines lie den Sohnes und nun barmherziger Gott nun leugnet er es aber nicht in seiner Stimme sondern in der LuigiS " Ta stürzte der Künstler mit zähem Aufschrei vorwärts, riß Gomez in feine Musiker Arme und zog ihn in das Zimmer, hastig die Thür verschließend. WaS die beiden in jenen Augenblicken mit einander gesprochen, ist nur ihnen selber bekannt. Vater und Sohn hatten sich jahrelang gegenseitig als todt b( trauert, nachdem sie einander lange Zeit vergeblich gesucht und schließlich, durch falsche Gerüchte getäuscht, trau rigen Herzens das Suchen aufgegeben hatten. Ter Sohn hatte einen andern Namen angenommen und war unter demielden zur Berühmtheit gelangt. Ter Vater war in der Welt umhergewandert, bis er sich in dem kleinen Städtchen zur Ruhe fetzte. ' Weder Gomez noch feinem Sohne ist es je gelungen, die Amati wiederzube kommen. Sie war und blieb ver fchwunden mit sammt jenem Abenteu rer, dessen raffinirter Trick indem er sich für den Virtuosen ausgab zwar den Verlust der kostbaren Geige, aber auch das Wiederfinden von Vater und Sohn herbeigeführt. Schlimmes Mibverständniß. Herr Wurzl schreibt am Stammtische seiner in der Sommerfrische weilenden Gattin eine Ansichtskarte; Liebe Lotte! Gratulire zu Deinem Geburtstage.' Wir kommen am Sonntag!" Nach moderner üblicher Gewohnheit läßt er die Karte von allen seinen Freunden mit unter schreiben. In der Sommerfrische bei seiner Schwägerin angelangt, findet er seine Frau mit zwei gemietheten Köchinnen in voller Thätigkeit beim Küchenherde. Es wird gesotten und gebraten, und im Garten stehen drei Tische zusammen gerückt mit zwanzig Gedecken. Um Himmels willen, was treibst Du denn? Da wird ja gekocht wie 'in einem Wirthshause! Du scheinst ganz Kirch bach eingeladen zn haben k" WaS fällt Dir ein ich lfabe Nie mand geladen: Aber wenn ü mi: zwanzig Personen kommst sieh doch Deine Karte an zwanzig Unterschrift ten sind darauf! verschnappt. Frau A: Mein Mann hat gar keine schlechten Gewohnheiten, er trinkt nich flucht nicht, spielt nicht." Frau B: Raucht er auch nicht?" Frau A: O ja, nach einem guten Enen steckt er sich wohl eine Cigarre an aber mehr als zwei Cigarren raucht er nie im Monat Abgeblitzt. Student (anspielend) : Lieber Onkel, ich habe schon lange keinen Fünfziger" gejehen!" Onkel: Na, dann steh mal mich an!" Angenehme Aussicht. Herr (beim Engagement): Ein age ich Ihnen chon heute: ich bin manchmal sehr grob!" Diener: Und erst Ich, gnä Herr Guter Grund. .Warum hat sich denn der Obersöv ter versetzen lassen?" Hier glaubte ihm Niemand etwa: mehr!" Ein freudiges Ereigniß. Warum seid Ihr denn beute gar so fidel, Kinder?" Weil der Herr Lehrer krank ist worden." Schui-lLntschuIdigungszettel. ,Jch bescheinige, daß meine Tochter femma wegen Kopsichmerzen die Welt- gelchlchte nicht gemacht hat." L,n echter Range. Schusterlehrling (den fein alter Mei er verhaut): Meester, weeß Jott, ick mutz Ihnen zu Ihrer seltenen Rüstig keit jratuliren!" ' Neues U?ort. A: Was hast Tu auf der Stirn Ein Muttermal?" B: Es wird doch kein Schmiegev Muttermal fein?" Die Prüfung". A: Du, ich habe Dich einem ie eranten gegenüber als Referenz auf gegeben, Du kennst ja meine Vev mögenslage." B: Hm, so ganz genau doch nicht. waren ÄZu z. B. m der age. mir ugenblicklich 5 Mark zu leihen?" Schlimm und schlimmer. Herr: Fräulein Hulda singt auch nicht mehr so gut, als vor drei Jahren!" Fräulein: Ach, es muß schrecklich fein, wenn eine Sängerin merkt, daß 'ie ihre Stimme verloren!" Herr: Noch schrecklicher aber, wenn !ie es nicht merkt!" Es giebt Gesellschaften, ir denen sich damit unterhält, saubere man Menschen schwarz zu waschen.'. Das Kleid fitzt wie angegossen!" c,gte der Kellner, der eine Sauciere auf das Kleid einer Dame fallen ließ. Ich setze Alles durch!" sagte ein korpulenter Herr, als die Sitzfläche des tuhles unter ihm barst. Kleine Geister gleichen einem leeren Wagen. Je weniger darauf ist, desto mehr rasselt er. lnmaeschicki. Parven'ZgatZin (bei einer Differenz mit ihrem Gallen): Morift. ich werd' Dir gleich die Zahne zeigen!" Er: Laß sie drin!" Litte pille. Wirth: .Ich sage Ihnen, mein Herr, das ist ein Weinchen, da laust einem das Wasser im Munde zusam men." Gast: Gewiß wenn man eZ trinkt." Allerdings. A: Warum malst Tu denn kei Bild, wenn Tein Geld zu Ende geht, dort stehen ja zwei Rollen feine Lein wand?" B: Das ist's ja grad', so lang' nichts d'rauf ist, kann ich sie noch ver kaufen." Zmmn galant. Adieu. Herr Leutnant, und nun schlagen Sie sich nur den Gedanken an mich auS dem Sinn!" Jeht nicht. Gnädigste, unmöglich, da ich nur an Schönes und Erhabenes denken kann!" Znstruktionsstunde. Feldwebel: Wenn Ihr daS Signal Schwärmen" hört, geht Ihr Alle mög lichst weit auseinander. Also wag thun Sie Wutschke?" . Ich gehe möglichst weit auscin ander." verblümt. HeiraihS-Eandidat: Das ist ja Alles ganz gut, was Sie da anführen, aber das Gesicht der Dame ist doch zu be denklich." Agent ärgerlich): ..Ach was. bei einer Million Mitgift brauchte sie gar kein Gesicht zu haben!" Nicht anders. Denk' Dir nur, Schurschl, mei Gnädige, die Landgerichtsräthin. sagte mir neulich, wann's amal an Soldaten bei mir in der Küch' fänd', nachher wär's aus bei ihr!" Geh' das is blos Neid, weil sie blos an Civilist kriegt hat." Verschwendung. Reißt bei Euch auf dem Lande die moderne Verschwendungssucht auch schon ein, Steinhofbauer?" Ei wohl. Herr Doktor! Neulich erst hat sich mei' Nachbar a halbes Dutzend Taschentücher kauft." Große'Lhre. A: Mit dem jungen Baron schienst Du an dem betreffenden Abend sehr intim zu sein?" B (geschmeichelt): Außerordentlich; ich glaube, wenn mir noch zwei Stun den länger zusammen geblieben wären, dann hätte er mich anaevumvt!" verblümt. Was sagst Du zu dieser Frau Roch- berger?" Ihr Gatte ist beneidenswcrth." Aber der ist ja todt!" Eben deswegen!" Im wirthshause. Sepp, i' schmeiß Dir alei' das Bier krügel an den Kopf!" Na. so schmeiß, aber wann's itu bricht, i' zahl's nit!" Boshaft. Dichterling: Mein Name wird nach mir fortleben." Freund: Natürlich, wo Du Müller heißt!" Variante. Dem Farmer Meier ist durch die Viehstand tückische Seuche der ganze vernichtet worden r Nur ein Säu'le. zeugt noch von verschwundener Pracht." Schlechte Erfahrung. So. Sie haben also aukaebört mit Radfahren und reiten lieber?" Ja. sehen Sie. das Pferd aebt wenigstens nicht jedes Mal kaput." Boshaft. Alte Kokette: ..Ich bekomme zu mei nem Geburtstage immer sehr viele Ge chenie. Herr: Da müssen Sie wohl nach. tens wegen Platzmangel anbauen?" Modern. Herr (bei einem Eisenbabnzusammen stoße): Warum leistet man denn den Verunglückten nicht sofort die nötbiae Hülfe?" Arbeiter: Wir warten nur auf den hotographen!" Grob. A: Ach. schweigen Sie dock! Als ich in Ihrem Alter war. da bab' ick über so etwas noch gar nicht gesprochen; da war ich selbst noch ein Esel." B: Da haben Sie sich aber arok. artig konservirt!" Malice. Neulich hat sich der Rentier Meier. lein auf der Treppe zum Wildpretladen den Fuß verstaucht." Also ein Jagdunfall!" Auch eine Kritik. was sagen Sie Nun.' zu diesem Konzert?" ES ist unglaublich. was so ein Klavier alles aushält!"