, )m Sd?nfturrn. 2fi-,jf von H. 31 i 1 1 1 1. in In trogloser, winterlicher Einsam Kit lag die große Heide auf der Hoch fläche be? Gebirges da. leblos, ein groben Pinselftrichen aus Braun und Weiß gemaltes Stlmmungsblld todt traurigen Empfindens. In stumpf brauner Farbe zeugte sich der kahle, harte Leid der Fläche; weiß dagegen waren die Fetzen deS winterlichen Klei des. daS ihr ein eisiger Wind gleich einem zerrissenen Bettlergewande über geworfen hatte. Nur die Falten und Risse der kümmerlichen Gedirgshöh verhüllte der Schneefturm. In diesen Vertiefungen waren die weißen Massen zusammengetrieben und im-bltterlalten Jrofthauche zu kandisharten Krusten verhärtet. Hartherzig strich der Wind weiter über die Blößen deS erstarrten ErdenleibeS. Als freue er sich der aän lichen Wehrlosigkeit deS bescheidenen pflanzlichen LebenS. daS hier in kurzer Sommerzeit mühsam gegen seine ftete Tyrannei ankämpft, fuhr er zischend durch daS dürre Heidekraut. Er zauste höhnisch an den emgekru steten starren Riedhalmen und Grasbüscheln, die wie todte Fasern einer Bürste hier und da aufragten, sodatz sie winselnd die sah len Reiser zusammendrückten. Zwischen grauen Wolkenballen leuchteten Stück. chen eines winterblauen Himmels auf. und für kurze Weile warf der glühende Sonnenball einen rothen Schimmer hernieder, der das arme, gequälte Stück Erdenland, aufleuchten ließ .gleich dem Antlitz deS Verlassenen, dem unerwav tet Mitleidige yeiinayme aus einem Menschenauge entgegenblinkt. Tann verschwand der Heide das liebevolle, glänzende Antlitz der Sonnen All mutter. Ueber ihre rothe Scheibe wuchs eine schieferblaue, dunkle Wolkenwand empor, aus deren Spalten an einzelnen Stellen noch der sinkende Feuerball hindurchleuchtete wie schwindende Gluth aus verkühlender Schlackenmasse. Bald verlosch der rothe Schimmer gänzlich in blauschwarzer Finsterniß. Wie Polypenarme schössen, von Sturmwind getrieben, lange, dunkle Streifen von der frisch am Horizonte zu Bergeshöhe auswachsenden Wolkenwand über die Heide daher. Als der Rand der düstern Mauer die Höhe erreichte, wirbelte schon ein unzähliges Heer dichter Schnee flocken über die Flüche. Dem alten Wegweiser, der als ein ziges Zeichen vom Dasein eines Men fchengefchlechtes in dieser Oede auf ragte, war solcher urplötzlicher Witte rungsumschlag nichts Neues, und er gab deshalb auch kein Zeichen der Sei wunderung von sich ob der in wüthen dem Geisterheer die Luft erfüllenden Flocken, ob der weißen Waffen, die sich an seinem Fuße aufthürmten, im Windstöße zerstoben, um sich abermals aufzuthürmen und die hier kreuzenden spärlichen Wegspuren zu verwischen. Ein wunderlicher Wegweiser war es, der sonderbarste wohl unter den Ein siedlern seines Geschlechtes. Drei Arme streckte er aus vierkantigem Eichen rümpfe von sich, aber auf keinem der selben war eine Ortsbezeichnung zu, entdecken. Worllos reckte er den einen' Flügel nach Nordwesten, den andern nach Südwesten und den dritten nach Osten, dahin, wo ein liebliches und bt votiertes Thal, tief einqe cynillen in die Höben des Gebirges, dahinzieht Vielleicht hatten die Aufsteller des eitv samen WciserS eine Ortsbezeichnung für überflüssig gehalten und hielten dessen Pflichten im Andeuten der Him melsrichtungen genügend erfüllt. Uebrigens war es dem alten, hölzernen Eremiten dieser Wüste feiten vorgckom men, baß ein Meti cyennno vei einem Schneetreiben, wie heute, seiner It scheidenen Dienste bedürfte, und fo er staunte er auch nicht wenig, als er im scheidenden Lichte des Tages von Nord osten her aus den, brandenden Meere wirbelnder Flocken eine menschliche Ge ftalt auftauchen und auf sich zuschreiten sah. Es war ein kleiner, untersetzter. älterer Mann mit winterrothem, hart losem Gesicht, das ein über der vev schossenen Kappe zusammengebundenes noch rötheres Tuch umrahmte. Ein verschlossener Ueberzieher. augenfchew lich zu eng. um durch Zuknöpfen um den rundlichen Leib zu einer allseitig umschließenden Winterhülle geschloffen werden zu können, umflatterte ihn mit heftig schlagenden Flügeln. Die kurzen Beine, welche wacker durch die stiebende Schneeschicht stampften, steckten in Hosen, die Bindfäden über den Schuhen znsammenschnürten. Am linken Arme des Mannes hing ein von zerknittertem Wachstuch überdeckter flacher Korb Warf der Wind einen Zipfel des Tuches auf, so konnte man unschwer einige Apfelsinen und ein Päckchen Bücklinge als Inhalt des Behälters ev kennen. Der Mann rastete einen Augenblick am Wegweiser und blickte mit dein m sichtsausdruck eines Menschen, der er freut ist, seine Muthmaßungen erfüllt zu sehen, rückwärts; dann schritt er ,n der Richtung des ostwärts zeigenden Armes rüstig und eilfertig in den wil den Flockenreigen hinein. Kaum hatte er zwanzig Schritte zu riickgelegt, als er hinter sich einen Ruf vernahm. Angenehm überrascht blieb er stehen und sah von Südosten her aus dem weißen Gewoge einen andern Wanderer herankommen. Auch der Wegweiser freute sich ob des unter die sen Umständen und an dieser Stätte seltsamen Zusammentreffens zweier! demselben Ziele zustrebender Menschen. denn Mitgefühl und freundliche Theile nähme waren ihm in langjährigem. hartem Dienste für daS Wohl einsamer Wanderer zur zweiten Natur geworden Ader eine unglaubliche Enttäuschung sollte er an diesem wüsten Wintertage erleben. Kaum hatte der erste Wan derer den zweiten recht erblickt, die ihm selb täuschend ähnliche Geftnlt deS Herannahenden, feine alte Lodenjoppe. die Mütze mit den Ohrenlappen, die ein ebenfalls rundliches, rothes Gesicht um schloß, so deutlich wahrgenommen, datz kein Zweifel an dieser Persönlichkeit für ihn mehr möglich war, als er haftig seitwärts vom bisherigen Wege abbog, um auf einem eben noch erkennbaren Nebenpfade mit verdoppelten Schritten weiter durch den Schnee zu stampfen. Auch auf dem Gesichte deS zweiten Winterreisenden malten sich Verdruß und ärgerliche Enttäuschung bei diesem Zusammentreffen. Wie der andere linkS so bog er weiterschreitend rechts ab, augenscheinlich bestrebt, einen mög lichst großen Zwischenraum zwischen sich und dem unliebsamen Wandergenoffen zu schaffen. In starrem Staunen und irr an sei ner bisherigen Welterfahrung sah der alte Eremit die beiden Männer m strahlenförmig auseinander laufenden. vom Sturme rasch verwehten Spuren durch den Schnee treten nnd deS einen hellen Korb, des andern aus einem Rucksack aufragendes Pfeifenbündel im weißen Geschiebe verschwinden. Die beiden Hausirer waren Brüder. Zivil linge sogar, aber bittere, langjährige Feinde. So bekannt und populär ihre Perönlichkeiten im weitesten Umkreise waren wegen ihrer vergnüglichen, originellen Lebensaußerungen, so tra ditionell und bekannt war auch die Thatsache ihrer unversöhnlichen Feind chaft. Wenige Leute konnten sich ent sinnen, Fritz und Wilhelm, wie man die alten Junggesellen kurzweg nannte anders denn als Gegner gekannt zu haben, und wer es konnte, vergaß dies gern, denn es war gar zu erheiternd. den Zorn Wilhelms zu sehen, wenn man ihn bei Gelegenheit eines kleinen Handels um Kohlköpfe gegen Fritz auf hetzte, um dann bei nächster Gelegen heit, wenn Fritz mit seinem ambulan ten Pfeifenkram erschien, deffen e chimpfe gegen den Bruder zu verneh men. Warum beide naz o gram waren. wußte kaum jemand zu sagen, und das Forschen nach dem Grunde erschien auch jedermann überflüssig angesichts der angenehmen Zerstreuung, welche die Feindschaft des Bruderspaares jähr aus. jahrein der Gegend bot. Schade war es, daß an jenem Tage der Schnee urm dem alten Wegmei er die ge wohnte Weitsicht verdarb, er hätte onst ein lustiges Schauspiel genießen önnen. wie es ihm in feiner sonst leg licher angenehmen Zerstreuung baren Existenz von Herzen zu gönnen gewesen wäre. An einer Gruppe dunkler Wacholder büsche, die unter ihrer Schneelast gleich den Steinen eines vergessenen Fried' Hofes aufragten, trafen Fritz und Wil Helm zum zweiten Mal aufeinander. Jeden von beiden hatten die Er wägung, daß der Nebenpfad nur un sichere Gewähr für glückliche Erreichung des im Thale liegenden Heimathsortes biete, und die Hoffnung, den verhaßten Doppelgänger abseits zu sehen, wieder auf den Hauptpfad getrieben, deffen Spur in einem Rahmen niedriger Böschungen unter den anwachsenden Schneewehen noch am besten erkennbar blieb. Mit einem Grunzlaut unterdrückten Aergers begrüßten sich beide und stampften dann wortlos hintereinander weiter in die in der Luft hin und her wogenden und auf dem Boden über einander fluthenden Schneemassen hin ein. . Wohl eine Viertelstunde lang herrschte in beider Köpfen neben dem Grimm über den hämischen Zufall und die Noth der Stunde, die sie zusam menzwangeik, dieselbe Meinung über die einzuschlagende Wegrichtung, und sie folgten den immer undeutlicher wer denden Spuren des Pfades mit der Sicherheit alter Heide und Landläu fer. Da, wo verkrüppeltes Kieferge büfch links und rechts auftauchte, ent stand in deS vorauffchreitenden Wil Helm Seele eine falsche Idee über den Weitergang deS Pfades. Ein besonders hoher Busch führte ihn irre und ließ ihn abermals links abweichen.- Anfangs verursachte dem nachfolgen den Fritz die falsche Wegrichtung' des Bruders ungemischte Freude, dann aber, als er sah, wie der andere immer weiter abirrte, mischte sich ein Gefühl der Unruhe in diese. Wilhelm durfte nicht so weiterschreiten, sonst lief er Ge fahr, jede Orientirung zu verlieren und vielleicht elend umzukommen. Eine Weile kämpfte es heftig in seiner Brust; als er aber die Gestalt des Bruders ganz im Schneewirbel seit wärts verschwinden sah. fuhr ein heise rer Zuruf aus seiner Kehle. Du gehst falsch, rief er, rechts ist der Weg! Der andere stutzte, denn ihm war seine Richtung mittlerweile auch verdächtig erschienen. Erschreckt, verwirrt über den Ton der lange nicht mehr der- nommenen (stimme, yieit er einen Augenblick an. Tann bog er langsam nach rechts ad. Wieder stampften ge räume Zeit die Brüder schweigend hin tereinander durch die auflaufenden Schneewehen. Ihr Athem ging müh sam, Schweißtropfen rannten von ihrer ! Stirn, und der im pfeifenden Sturm antreibende Flockenwirbel blendete ihre Augen, sodaß sie kaum aufzuschauen vermochten. Mit gesenktem Kopfe lug ten sie abwärts nach den nur noch ver emzelt an tiefen Radgeleifen erkenn baren Weafpuren. 13 nach emer weitern Viertelstunde der voraufschreil tende Wilhelm, vom jagenden Blut in seinen Schläfen gezwungen, für einen Augenblick hinter einer schützenden Kiefer rastete und einen scheuen Blick hinter sich warf, war Bruder, Fritz btx- schwunden. spurlos und lautlos, als sei er zugedeckt worden von einer heimtückl schen Schneewehe. Eisiger Schrecken rann durch des HausirerS Gebein. Angst zunächst um sich, dem der Tod deS im Schnee ver irrten Wanderers, den, wie halbver sunkene Kreuze verriethen, schon man cher auf dieser Heide gestorben war, vor die schaudernde Seele trat, dann aber auch Angst um den Bruder, für welchen sich nach ienem Ruf em nicht nieder kümpfbares. brüderliches Empfinden regte. Aufgeregt stand er einige Mmu ten angewurzelt am selben Flecke. Dann rief er: Fritz. Fritz: Kein Laut, als das Geheul deS Win deS und der leise singende Ton aus laufender Schneemaffen antwortete. Er rief abermals und stampfte zurück, neue Spuren aufwühlend, wo der Sturm die vorherigen soeben zu blendender Fläche geglättet hatte. Vielleicht war Fritz vom rechten Wege abgewichen, irregeführt von den hier in regellosen Gruppen zerstreuten Bäu men. Eilfertig bahnte er wieder nach vorne einen Weg, athemlos, taufend und fallend. Die dürftige Waare fei nes Korde? verminderte sich bei jedem nenen Sturze. Die Apelsinen glänzten einen Augenblick orangefarbig auf weißem Grunde, um im nächsten unter dem wüthenden Gleichmacher Schnee zu verschwinden. Er achtete ihrer nicht, er stürmte weiter, bis er eine kleine Atv höhe erreichte, die sanft gegen den Rand der Heide aufstieg. Hier stemmte er den Rücken gegen die Sturmrichtung und Fritz, Fritz! erscholl abermals sein leidenschaftliches Rufen. Gespannt, zitternd vor Aufregung und Erschöpfung lauschte er. Da, war es nicht, als trage der stürm, welcher abwechselnd die niedergebeugten Baum zweige mit Schnee oeiud und sie mit zischendem Laut abkehrte, den Ton einer menschlichen Stimme von links herzu? Fritz! Fritz! Wilhelm! erscholl es vernehmlich, wenn auch gedänipft vom Schneeflaum von der Seite her. Wilhelm warf den Korb zu Boden und stürzte durch die Baumgruppe. Unten, in tiefer schneemulde steckte der Verlorene. Gott sei Dank! kam es von seinen bleichen Lippen. Ich hatte den Weg verloren und wäre in der Irre umgekommen, wenn du nicht gerufen hättest. Mühsam, von Wilhelm unter stützt, kletterte er aus der Masse hervor, die er, nach verzweifeltem Unterlaufen zu Tode erlchöpft. on giauore aiä sein Grab betrachten zu müssen. So. sprach Wilhelm, als sie den Korb wieder erreicht hatten, jetzt sind wir nahezu geborgen. Nach kurzer Frist erreichen wir. wenn wir den Weg an den Kiefern vorbei richtig einhalten den Fichtenwald, der zu unserm Torfe hmabzieht. In der Seele des geretteten Fritz wogten und wirbelten die Gedanken wie vor seinen umflorten Blicken die Flocken. Er mußte und wollte dem Bruder danken, das stand bei ihm fest. Aber er war der Bedächtigere, der Lang samere von beiden. Es war ihm noch, als müffe er sich freundlicher Worte nach fo langem Zwange schämen. So schritt er befangen, verwirrt, mit wankenden Knieen weiter in den Spuren, die Wil Helms Fuß aufwühlte. Endlich war der Wald erreicht; ein fast schneefreier, steiler Pfad fiel hier zwischen den schützenden Wänden hoher Fichten abwärts. Mit einem Seufzer der Erleichterung begannen die er schöpften Männer hinunterzusteigen. Aus dem halben Wege, da wo 'der Schneefturm nur noch die Wipfel der Tannen bewegte, und die Flocken ruhig und kraftlos herniedersanken, blieb Fritz entschlo len stehen. Wilhelm, sagte er, weißt du. wann wir diesen Weg zum letzten Mal zusammengingen k Des anderen Gericht verdüsterte sich. Ich weiß es. sprach er rauh, es war vor nahezu dreißig Jahren, damals als wir zur Werkerscheider Kirmetz zogen, wo du mir mein Mädchen abspenstig mach teft und mit ihr später über die Heide nach Hause gingst. An diesem Tage nel auch Schnee, der erste im Herbst Das stimmt, sprach Fritz, nur bin ich nicht, sondern du bist mit Anna nach Hau e gegangen. Ich? Du warst es. habe ich doch euch beide gesehen vom 'cedenpsad aus, den ich einschlug. Bei Gott im Himmel, sprach Fritz feierlich, ich bade wohl mit dem Mäd chen gescherzt, aber ich dachte nicht da ran, sie dir abspenstig zu machen, und habe sie auch nicht nach Hause begleitet. Eine Pause wortlosen Erstaunens folgte. Tann überkam es Wilhelm wie plötzliche Erleuchtung. So war es nie- mand anders als Heckenkarl, der sie ja auch heirathete, schrie er. Der Tauge nichts hat uns beide im falschen Elau den bestärkt, und er ist's gewesen, den wir im ungewiffen Licht des Schnee Wetters mit Anna über die Heide gehen sahen. Er hat fo ungefähr unsere Statur. So sind wir beide damals zum Nar ren gehalten worden und auch Narren geblieben dreißig Jahre lang, sagte nritz langsam und beschämt. Wahrhaftig, rief aufgeregt Wilhelm. all un ere Fctnd chaft ist Narrercl ge Wesen. Wie ehedem von dem Schlingel dem Hcckenkarl haben wir uns später von jedem alten Weib und jedem hümi schen Witzbold aufstacheln und gegen einander Hetzen lassen. Unser schönes Häuschen haben wir sammt Aeckern und Wiesen verpachtet und sind auf erdärm lichem Handel einsam über die Dörfer geschlendert. Thränen der Scham und des AcrgerS standen in seinen alten Augen. Auch in FritzenS Augcn Zlänzte es; er wollte etwas sprechen, aber die Worte würgten seine Kehle. Der lebhafte Wilhelm überhob ihn der Mühe, stürmisch siel er ihm um den Hals. Wenn daS unsere Mutter sähe, sagte Friß leise. :ie sieht es. zubelte Wilhelm. Tann bückte er sich und warf übermüthig den Rest der Apfelsinen und Bücklinge den hohen Tannen als seltsame Früchte zu Der Handel hört letzt auf und auch dieser! Er riß die langen Pfeifen aus seinem Ruckfack, um sie am nächsten Stamm entzwei zu schlagen. Nein, thue es nicht, sie sind zu theuer. wehrte der besonnenere Fritz. Ich habe einmal von Indianern gelesen, die rauchen Friedenspfeifen. DaS thun wir auch heute Abend. Wir zünden uns jeder eine von den Langen an und gehen zusammen in die Post zum Bier. Die Gesichter! Hahaha! lachte Wilhelm, ia. das thun wir. Komm, Bruder, rasch nach Hause: Er hing nch an Fritzens Arm und so durchbrachen sie singend und laufend die letzte Schneewehe, die vor dem Wal desrand aufgeschichtet lag. wo man aus dem Thale einen spitzen Kirchthurm aufragen und helle Lichter glänzen sah Hengel, als Schnitzler und schienen sich ganz dem Genuffe deS Glimmstengels hinzugeben. Minna räumte den Tisch ab und tackelte fcrnn Sckmikler freund lich zu. Und das mußte man ihr laffen. sie war ein niedliches hübsche? Ding, frisch und rosig. Auch da? Tilchavraumen nahm ein Ende und nun waren die Herren ganz allein. Wie aber Herr Hengel noch nach einer paffenden Einleitung suchte, begann Beniamin plötzlich: .Herr Hengel, ich kenne Sie a erst kurze Zeit und Sie mich auch nicht lau ger. Da ist eS eigentlich unbescheiden von mir, wenn ich Sie heute schon um etwas bitte." TaS ist ja günstig. Der Mann kommt ihm ja auf halbem Wege ent gegen. Und Papa Hengel schmunzelte Es war die Andere. Humoristische Skizze von Fr. Kurz Elsheim. Der Tisch stand fertig gedeckt. Minna in der Küche fürchtete schon, das Essen wurde verderben, da. kam endlich der lang Ersehnte, heiteren und lächelnden Angesichtes, küßte der alten Dame des Hauses und deren Tochter galant die Hand und tauschte mit dem Herrn ei- nen warmen Händedruck. Und wie er es sich schmecken ließ Lauter Leibgerichte für ihn kamen auf die Tafel, und immer fröhlicher und aufgeräumter wurde er. machte der Tochter die schönsten Komplimente und bemerkte gar nicht, wie die Mutter die scr aufmunternd zunickte Ach so. Der Gast ist Herr Benjamin Schnitzler. der die angenehme Proses ston hat. Rentier zu sein, trotzdem er erst ausgangs der Tremiger steht, Trotzdem und gerade deshalb galt er lebenslustig war er, niemals ein Sprn verderbcr als gute Parthie und man ches Mägdlein in dem Städtchen, das die Ehre hatte. Herrn Schnitzler zu be Herbergen, hätte ihn gerne genommen, ihn sammt seinen Tausenden. Aber Beniamin war wählerisch anscheinend. denn bisher hatte er jeden Sturm au seine Junggesellenschaft abgewiesen. Auch die hxan Ratbsfchreiber der Kurze halber ließ sie sich immer Frau Rath tituliren hatte sich ihm gegen über gar zu gern in die Rolle der Schwiegermutter hinein versetzt. Denn Frau Hengel hatte eine Tochter. Seit- chen, die schon stark auf die 25 zuging, immerhin aber als hübsch gelten konnte Und wenn man auch gerade nicht auf den Pfennig sehen mußte, ein Rentier als Schwiegersohn ist doch jedenfalls angenehmer als ein armer Teufel, der von derHand in denMund hinein leben muß. sencyen yaire eoenfaus an errn Schnißler nichts auszusetzen und da man ihn auf einem Ball kennen gelernt, lud man ihn zum Besuche ein, dann zum Mittagellen und abermals zum Mliragenen und o fort, m ist ja manchmal eine sehr beliebte Methode sich einen Bräutigam heranzufüttern, die auch schon leicht zum Ziele führt. wenn der kommende Ehcherr ein Gour- mand ist. Und das war Beniamin . . Man hatte sich vor dem von ihm unterhalten und Mama Hengel gemeint, er doch schon so oft bei ihnen gespeist, hatte schon so oft in die dunklen Augen Seit chens geschaut und unbedingt merken müssen, daß sie gerne Frau Schnißler würde, daß er unbedingt nun die Ein ladunqen ausschlagcn oder als anstän diqcr Mensch sich erklaren müsse. Na, ich will ihm heut mal ein wenig auf den Zahn fühlen. Wir müssen chon mal einen schwereren Wein her anholcn, hatte Papa Hengel gesagt. Wenn er nicht locker wird, dann soll er zu Hause bleiben, denn solche Menüs rulniren schließlich meine m))t." Und nun war man bei dem schwere- ren Wem angekommen, schnitzier hatte die Kochkunst des gnädigen Frau leins denn sie gab sich als die Ver sertigcrin des Menüs aus in jeglicher Weise in den Himmel gehoben. Die errcn zündeten sich eine Eigarre an und die Damen zogen sich unauffällig zurück. Das Zahnfuhlen konnte jetzt los- gehen. Vorerst aber schwiegen beide, sowohl Aber bin ich denn so ein Unmensch. Herr Schnitzler?" O. im Gegentheil beeilte der sich zu versichern. Na also. Frisch von der Leber weg, wie eS deutschen Männern ge ziemt." Nun, unbescheiden bleibt es doch immerhin. Ich habe schon so oft Ihre Gastfreundschaft genossen und das trägt ja eigentlich die Schuld daran. ' Für ein gutes Essen schwärme ich nun ein mal. Es ist nun mal eine Passton von mir. Garnicht so schlimm." unterbrach ihn Hengel. Lieber gut essen als zu viel trinken. Sehen Sie. da haben Sie Recht. Ich glaube, wir verstehen uns schon. Und wenn man sich dann vergegenwär tigt, waS man oft in den Restaurants speist, wenn man bei Ihnen solch glück liches Familienleben sieht, dann wird's mir oft so wehmüthig umS Herz. Gute Beispiele ziehen an. Und Sie wissen. ich kann eine Frau ernähren, ich bin auch immer noch ein ganz passabler Mensch, hab noch nicht mal nen An flug zur Glatze. Kurzum, ich möchte mir ein eigenes Heim gründen, möchte auch mein liebes Weidchen haben, das mir ein kleines Paradies schafft und dann: Meine Wahl habe ich ctroffcn. Und Sie sollen mir nur ein wenig be hülflich sein." Da hatte er ja endlich um die Hand seiner Einzigen angehalten. Zwar ein wenig umschweiflich. Aber das machte nichts. Das Vaterherz schlug höber. Er sprang sogar auf und rief freudig: I. das versteht ich. Wir kennen Sie als Ehrenmann; Sie sollen sie ha den." Aber ich hab doch noch aar keinen Namen genannt," warf Benjamin ver dutzt ein. Als ob das nöthig ist. da ich doch nur eine Tochter habe." Ja, aber, um Ihre Tochter handelt es sich ja gar nicht. Ich wollte Sie nur gebeten haben. Ihre Köchin sofort zu entlassen. Das Kind ist zwar arm, aber hübsch und adrett und kochen kann sie, das hab' ich ja oft genug bei Ihnen gemerkt, und eben, bevor ich eintrat. habe ich mich mit ihr verlobt." sie mit meiner Köchin?" Papa Hengel glaubte ihn rührte der Schlag. Tann aber faßte er sich so fort wieder und grawlirte mit sülz saurer Miene. Und draußen vor der Tbür war Fräulein Settchen in Ohnmacht ge fallen- und ihre Mutter hatte Mühe, vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt zu bleiben. Herr Benjamin schnidler ist von ihr nie mehr eingeladen worden. Rekruten der A. B. .-5chützen. Beobachlungen eincs Lehrers. Von K. V. Zssen noch da hatte hätte jetzt Die Herbstferien hatten ihr Ende er- reicht. Tie Straßen zeigten gegen 7t Uhr Morgens wieder das alte Bild. Tie liebe Schuljugend eilte zur Arbeit stätte. Als Lehrer der Kleinen interessirten mich besonders diejenigen Kinder, welche !mit dem neuen Schulranzen auf dem Rücken an der führenden Hand der Mutter oder geleitet von Bruder oder Schwester dem rothen Hause zuwander ten. Im untersten Korridor desselben warteten schon viele meiner Ankunft. Meinen guten Morgen" erwiderten nur die erwachsenen Begleiter, die Neu linge sahen mich meistens fragend an Tie kleinen Trabanten erhielten bald ihre Plätze. Ich mußte sie fast einzeln an der Hand nehmen und auf die Bank setzen. Ick will neben Nitschkes Fritzen sitzen," ruft ein drolliger Knirps Gut. das sollst Tu haben!" Hier nennt mich einer Onkel", dort Herr Lehrer", dort bildet wieder das vertrau liche Tu" die kurze Anrede. Tie Eltern und die sonstigen Be- gleitcr wurden mit der Bitte entlassen. die Kleinen nach zwei Stunden wieder abholen zu wollen. Mutter, laß Tir nicb überfahren." schreit ein kleiner dicker Bcngcl, besorgt um das Wohl seiner Mutter, durch die Klasse; dem blassen, schwächlichen Nachbar rollen dicke Thränen über die Wangen, als er seine erwachsene Schwester zur Thür hinausgehen sieht. Er ist nicht allein so wehmüthig gestimmt. Mein Auge erblickt hier und da manchen Leidcnsge- fährten von ihm. Ein ermunterndes Wort und das Versprechen, daß wir Alle bald wieder nach Hause gehen wer den, läßt die trüben Mienen in kurzer Frist verändert erscheinen. c-i.CA ri fc.xin 7j . . cuyi uuj: C0i viuiy; cgfu i zchn bis zwölf Mal ist es von der gan zen Klasse geübt worden, und wenn beim Aufstehen 02. mal 2 kleine Füß. chen die Dielen stampfen, daß c? nur fo kracht", so lacht die ganze Gesellschaft. Sie freut sich aber auch, wenn sie der Aufforderung, das Aufstehen und Setzen recht leise vorzunehmen, nachkommen kann. Plötzlich bleibt der eine Junge beim Kommando aufstehen" sitzen. Nach dem Grunde seines Verhaltens ge fragt, erwidert er in ernstem Tone: Ick derf nich fo ribbeln, die Mutter hat jefacht: Ich habe de neien Hosen an." Ich belehrte ihn, daß die neuen Hosen nicht gleich zerreißen würden; aber für heute schien er der Mutter Wort mehr zu respcktircn. als das des LehrerS; er behielt fein gesetzte? Wesen" bei. Während dieses Dialogs hatte ich die Anderen etwas auS dem Auge gelassen. Tie kurze spanne Zeit genügte, daß ein Schwarzkopf feinen Vordermann bei den Haaren faßte und sie gehörig zerzauste. Der schüchterne Lockenkopf ließ es sich ruhig gefallen, wehrte sich nicht, sondern behielt die kleinen Händ chen gefaltet. Tet iS Etammnitzen'S Paul, der macht'S immer fo, Herr Lehrer, mir hat er ooch schon 'mal ver wichst." schreit da Einer dazwischen. Ter kleine Uebclthäter ließ sein Opfer los und sah mich an. als ob er noch eine Belohnung für seinen Streich er warte. Ick wer man immer anfangen. meine Stulle zu essen," ruft eS dicht vor mir. zwee jroße Scheiben Wurst hab ick druff." An wen die Worte ae richtet fein sollten, weiß ich nichts ES war ein Monolog. Dabei entrollt der drollige Stift, der kaum über den Tisch sehen kann, einem Zcitunasvavicre eine ziemlich große Stulle, klappt sie auf uno jieai zuern eine Wurstscheibe in den Mund. Tie fettigen Finger wischt er an seiner Jacke ab. Nachher essen wir alle unser Frühstück, lieber Junge, leg' es nur jetzt fort." Willig entsprach der 'Kleine meiner Bitte, nachdem er noch schnell die zweite Wurstscheibe dem Ministerium des Innern" einverleibt hatte. Im Laufe der Unterhaltung fragte ich meine Schutzbefohlenen, was sie wohl einmal werden möchten. Einer meinte: Ick wer', was mein Vater is!" WaS ist denn Dein Vater?" Tet wceß ick noch nich!" Als die Kinder zur Pause nach dein Schulhofc geführt werden sollten und die Jungen ermahnt wurden, auf der Treppe leise zu gehen und auf den Kor ridoren nicht zu sprechen, fragte, durch meine Worte eingeschüchtert, ein kleiner Page: Herr Lehrer, husten derken wir woll denn ooch nich?" Nach der Pause wurde aesunaen. Alle machten lange Hälse, als ich den Geigen kästen auf den Tisch stellte und die Violine herausholte. Eene Zeige!" Zwei Stunden waren bald vergan gen und durch's Fenster hindurch er blickte ich schon einige Mütter, die auf Empfangnahme ihrer Lieblinae war teten. Morgen kommt br um acht Uhr wieder!" Ein einstimmiges Ja!" hallt durch die Klasse, zeugnitzgebend von dem guten Willen der Jungen. Schularbecten ham wir woll noch nich uff!" Nein, das kommt später!" Mit Handschlag nimmt die kleine Garde Abschied. in altes amerikanisches Haus thier. Nachrichten von einem geheimnißvol len großen Thiere liefen vor einiger Zeit durch die Tagesblätter. In Pata gonien sollte es unterirdisch leben, und man sei ihm bereits auf der Spur. Etwas ist an dieser Geschichte nun doch wahr. Ter deutsche Geoeloge R. Hau thal in La Plata. Chef-Geoloae des dortigen Museums, bringt jetzt einen darauf bezüglichen, hochwichtigen Be richt, welcher im Globus" erschienen ist. Er hat Stücke deS Felles eincs bisher ganz unbekannten Tbieres ae- funden, das zu den Zahnlosen gehörte, so groß wie ein Ochse war und von den Indianern PatazonienS als Hausthier gehalten wurde. Die Funde stammen aus einer arokcn Söble bei Ultimo Esperanza in Südwest-Patagouien, die von Hauthal ausgegraben wurde. Er fand dort nicht nur Fcllstücke, Haare, Schädel u. f. w. des Thieres, sondern auch menschliche Geräthe, Knochenpfrie men u. f. w., die in seiner Abhandlung abgebildet werden. Das Thier hat von dem Paläontologen S. Roth in La Plata den Namen grypotlierium domesticum erhalten. Er dürfte schon vor 300 oder 400 Jahren gänzlich aus gestorben sein. Um fo wichtiger sind Hauthals Forschungen, da sie uns mit einem neuen, nun ' untergegegangenen Hausthiere Amerikas bekannt mächen.- Der Tod des Todten Meeres. Nach den neuesten Nachrichten soll das Wasser im Todten Meere stärk im Schwinden begriffen sein. Der See. der schon ohnedies bereits den stärksten Salzgehalt besaß, der irgendwo auf der Erde beobachtet worden ist, erhält das süße Waffer vom Jordan und einigen anderen kleineren Flüffen. Da nun das Waffer dieser Flüffe für Bewässe rmigszwecke stark in Anspruch genom men wird, so nimmt der Wasserzufluß zum Todten Meere natürlich ent sprechend ab, und bei der starken Ver dunstung, die in jenen Gegenden -herrscht, ist das Wasser bereits so weit vermindert, daß der See schon jetzt wie ein Lager von trockenem Salz aussieht.