Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 04, 1900, Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    n
Z
!
i
1
K
tck '
P
I
i
3 '
l
n
B
i
Der kctzte dcr Delair aron.
Inmitten fiiur pittoresken ('!(-'' .
etwa G Meilen von Flemington. N.
an dem sanften Abhang eines der
len bewaldeten Hügel, zwischen ttt'.-'j
der Raritan Fluh sich hindurch Win-,
und nicht weit von dem Ufer toieffä '
wässerS steht eine einsame Hütte,
in dieser haust ein alter Mann,
cher. so unbeachtet er ist. dennoch
rege Interesse eines jeden FreundcZ
Geschichte dieses Landes auf sich
centrirt. Es ist kein Geringern
Kiankia". d. K. -Der leichte Seuii
der letzte deS einst so mächtigen
nerftammcS der Telamaren, welche a
dieser Gegend vor mehr als him
Jahren der Jagd und dem Fisch! .
oblagen. Alle seine Stainmesgenr
find in die ewigen Jagdgriinde ei:,
gangen und nur Kiankia, der 24
wartet noch auf der Scholle seiner
k,. V. ,,k K.S .im'
UIICI U3 AU13 ilUIUIUU ZJf msu.
Geistes, UM ihnen zu folgen.
Kiankia ist ein typischer Judi
von hoher Gestalt, welcher trotz seiL
e - rv, .4 t ti t r-r . "$
s ;$aqre nocy im vouen eiiy je
körperlichen und geistigen Kräfte
I
.in der Blütbelt einer Iabre wi
er ein prächtiges Modell für einen
ler oder Bildhauer gewesen sein. 2
bronzefarbene Haut, die wcttergchö
tcn Züge, hervorstehende Beckenfnodj 4
lajaif vnaenoc ugcn uno icin un
eisengraues Haar, welches noch fty
einen Theil seines einstigen schmäh
(' f a 1. ., l. ..L X. -L 7 . ' ... , "
f A.. f tl!J..A. stf.. V r !
lai
wiuiijts vrivuri yui, cuic wui.4
1 1 K firtf.it .IVlIMA I. ,,... ??
iiiiu iui,it vuuu"H uuuuiuiui
edlem Anstand, fesselnden Besucher
den ersten Blickt Kiankia lieb sich
einigen Jahren an jener Stelle nie
nacydem er von der Regierung ciy
Acker Land und die Hütte ungewiß
erhalten hatte. Er hält sich abgcschl2
von der übrigen Welt und ernirny
selten Besucher. Ein Arzt, welcher?
...i .. m ... ....,.. "Pr
uii ut in zu ciiiciu uiiiuui jH
wer verirrt hatte, fand den Altcn U
erfuhr von ihm, daß er der Lcjiick
Dclawaren ist. Da er sich für &('ik
interessirte, so suchte er den Altcn L
der auf und nach vieler Mühc ge:j,i
es ihm, denselben zur Erzählung t
Geschichte zu bewegen. h
Ich bin jetzt nahezu 92 Jahre
begann Kiankia seine Erzählum-,,
es M nickt walir Aemucv. r
Mann, der fo nahe am Ro
Grabe? steht, mit gespaltene
redet. Ich bin ein direkter
lin des einst fn miicbtilien
n r i- - 7 " nniimi:s
der Lenapen. deren Wigwam i Ö0r
unzähligen Monden von der eebe
deckten Wäldern bis zu tonj,m(1(it
Waffern westlich vom Miss
m er
streckten. Tie Lenapen war
und tapfer, daß keiner de
,, h rtitrAf tiKi i
o stark
nderen
lUlilUll (9 UVl WVI 1-
ttisMirnn hinntp ifiren 'inrrr 's.
Per.
regen.
Als später dem großen
Winkepnla zwei Söhne geboi
ptling
.nirden
und diese an Stelle ihres Ba"s
traten,
theilten sich die Lenapen.
er eine
Theil zog westwärts, theilte !
wieder
th mit
Jden-
iirih hcrrnifififi firf hlirA JfCI.
"W VllltU,v I
anderen Stämmen, so daß s,
tität schließlich völlig verl.
Anders ging es mit dem THe ln nach
-vn n!.r :it
ging
uiicn zog. Fleier zvg uverv
AlleS verschlingenden 8'"
jetzigen Telaware, den mei
ren ' LenapewiHittuck" nanib
Stamm nahm dann de
Schayichbianer" an, unter
bis zur Ankunst der Blaßcn
großen
, den
!orfah
. Ter
Ikamen
chem er
tcr be-
sannt war. Zu icner Zeit s
t weder
i einen
ein weißer noch ein rother Wi
Fuß in das Land gesetzt, rfcl
es letzt
New Jersey ist. So grü
Schayichbianer überall Nied?
en die
ssungen
an den vielen schönen Jbcj
n und
neiden.
Bächen, die das Land durei
Ungleich anderen Stämmen
Schayichbianer gern in Friii
Squaws bebauten die Acckci
Mais. Platanen, Taback. E
andere Feldfriichte; die Mäl
Jaad und Fischfang, baute
iten die
Die
d zogen
va und
trieben
Canoes
aus Rinde oder hohlen Bau u
.nnmen,
fertigten sich Waffen an o
Körbe. Wenn Jagd und
nicht lohnten, so fanden
Uebung von Kraft und G
statt, an welchen Männer, l
Kinder nach ihrer Art theiln,
flochten
erei sich
cle zur
cklichkeit
icn und
im.
en die
Nach einigen Jahren l'
Jroquois und der Friede
Ende. Sie verlangten nach
ivar zu
Skal
diese pen der Schayichbianer,
mußten das Tomahawk c
Beide Stämme waren lang
Kriegspfade und viele taps
wurden auf beiden Seite:
graben.
uf dem
Krieger
y.i
Kaum war durch Verminn
Squaws Frieden geschlos Zdie
Kcieger yieuen es in zencr 3e kgz,,
tcr ihrer :Würd i DOnnebe, j,!
als die Blaßgesichtn !ane; -
Te La Ware anoene oen,.me,i fc-i
. ' . t v
LenapewiHittuck in Del
wcre"
;:r.d
r i. . ... x : . l . . : .
iniiHin tiiu v,c ujuijiijjHflHff
Blaßgesichtcrn als Telawlre-Jnd
bekannt gewesen. Tann kamen
c
5
5
r
ch-
lanocr, aoer lam unsren nur ir
und sie waren fo fricdferlg. das
rotye Acann oie ricocnsp cife m
neu rauchte und iyncn d' Hand
Sit
dem warmen Druck der Freunds ist
... r.i .. TM'
reicyie. paier lyeilien iH Die l
waren in viele kleinere Stämmei
die Raritaner. Navesinks, Miiß
AssanpinlS. Aniscums, Rancj
Bevenys, ommunioaivs.iuno av.t
Der Rest der Telaware, die M
Namen beibehielten, baute seine
wamS an den Ufern des Dclawarcl
Raritan sowie der verschiedenen U
ren Gewässer, welche in diese fli
l
liefen reut, daß Chambcilatn
ii
ofl"
ildcs
nge
ö.qmin.
Z'.ls dann die englischen Blaßgesichter
keimen und alles Land haben wollten,
eruben die Telamaren nicht das Toma
bawk aus. sie bemalten sich nicht mit
den Kriegssarben, sondern sie beriefen
inen Bau.Wau, einen riegsraiy.
nd folgten dann dem 'aiy ocr aiien
,id weisen Häuptlinge, den weißen
ann nicht zu bekämpfen sondern ihnen
ZtiS Land zu verkaufen. So lauften
e Blaßgesichter das ganze Land östlich
ipm Raritan und Telaware Fluß für
Äele wollene Decken. Feuerrohre,
Iceffer und Beile, sowie Glas
perlen und Feuerwasser. Ein Stück
Land mit gutem Wildbestand und
fischreichen Flüssen wurde den
ktämmen reservirt. (Dies war als
hie Telaware Reservation bekannt und
lag im jetzigen Burlington County in
?!em Jersey.)
I Aber viele junge Brave hatten heiße?
fiMut und verlangten nach den Skalpen
der Blaßgesichter. Sie zogen nach
Norden und schlössen sich kriegerlschen
Stämmen an. Einige kamen wieder
und zeigten dann ihre mit vielen Skal
pen geschmückten Gürtel. Dies ver.
anlaßte noch mehr junge Krieger auf
Abenteuer auszugehen. Mit Trauer
sahen die älteren Krieger und Squaws
die Kraft und Blüthe des Stammes
fortziehen. Bald gab es keine Tel,
waren mehr, außer in der Reservation.
Diese wurden dann Edge Pillocks ge
nannt. Fisch und Wild wurden we
Niger. Eines Tages im Frühling 1801
kamen zwei Männer von dem einst be
rühmten Stanm der Mohicaner in den
Migwam des Telaware Häuptlings.
Sie brachten eine Einladung ihres
Stammes, welche lautete: Packt Eure
Matte, kommt und eßt mit aus unserer
Schüssel." Tann verließen die Tel
waren New Jersey für immer, und sie
gingen und aßen aus einer, Schüssel
mit den Letzten der Mohicaner. Einige
Tage später wurde ich geboren und
nicine Mutter, die Tochter des Häupt
lings, starb mit einem leichten Seufzer
Kiankia daher erhielt ich meinen
Namen.
Die Mohicaner waren schon im Aus
sterben begriffen und sonnten sich noch
im Glorienschein vergangener Zelten
Zu ihnen 'gen Westen zog der Rest des
Stammes der Dclawaren, die Rcscv
vation wurde den Weißen verkauft
Bei den Mohicanern ging es immer
ärmlicher her. Unser Häuptling hatte
den Namen John Calvin angenommen
und sich Kenntniffe in den schulen an
geeignet, wie die Weißen es thun. Er
erinnerte sich, daß die Fischerei- und
Jagdrechte der Reservation den Weißen
nicht verkauft waren. Er verlangte
$2,MO hierfür und erfreute damit die
noch übrigen Dclawaren. Immer klel
ner wurde deren Zahl, bis zuletzt nur
noch mein Großonkel John Calvin,
dessen Sohn Bartholemew Calvin, des-
sen Tochter Anna und ich übrig waren
Die wilden'Jndianer des fernen Westens
sagten mir nicht zu und ich bewegte mich
viel unter den Weißen. Ich lernte ihre
Sprache lesen und schreiben und nahm
viele ihrer Gewohnheiten an, im Herzen
aber behielt ich die Liebe zu den Sitten
meiner Borfahren. John Calvin und
sein Sohn Bartholomcw starben. Anna
und ich wurden getrennt und später er-
fuhr ich, daß ste als Jndianer-Anna in
1894 in Mount Holly starb, wo einst
die Wigwams unserer großen Haupte
linge gestanden hatten. Sie hatte mich
für todt gehalten und glaubte schon, sie
sei die Letzte ihres Stammes. Jetzt
werde auch ich bald abberufen werden
und mein einziger Wunsch ist, daß
meine Leiche hier an den Ufern des
Raritan bei den Gebeinen meiner Bor-
fahren begraben werde."
Ia, so sind sie.
Residenz of John Ritsch, Esq., Füft
Ebene rner Banderbilts.
Mister Editer!
Wahrfchcintswerd
mei nerte Residenz,
wo ich rent. wann
mer vun hier fort
muve, weil ich's in
dem Protze Bertel
nimmer gleich, wahv
scheints werd die neue
Residenz üwwer
Haupt kei Residenz
sei, sonnern mirwern
boarde gehn oder in
e Hatell stappe. Net,
daß ich des gleiche
thät, sonnern im
Gcgctheil, ganz kon-
trcn. Awwcr mer wern uns net an
nerscht helfe könne, dann ich seh net,
wie mer des Hauskieping noch länger
aufkiepe könne. Tie Misses Ritsch Hot
nämlich kei Zeit mehr derzu ze tende.
Tie is de ganze Tag büfsi, annere Leit
gute Rathschlag un annere Fraue
Lessens im Koche un im Hauslieping
ze gcwwe.
Borige Woche is sie emol for ver
zehn Täg üwwerhaupt fort un Hot uns
hier alleinig gelosse, weil sich nämlich
e distänt Relletiff vun ihr verheiroth
Hot un sie der junge Frau Hot helfe
müsse, die Wirthschaft in Gang ze
bringe. (Tcr Husband werd sich ge-
freut hawwe uwwer den litterwoche
Besuch.)
Wann die Alti hier is und ich kriea
se emol ze sehe, da hör ich weiter nix
vun ihr, als wie Berzühlunge, wie an-
nere Fraue nn vun Hauskieping ver
stehe. Heint Morchens Hot se mer for
Jnflens, wahrend daß ich dermlt büsn
war, mer an meine Pänts ein vun dene
Pätent-BottenZ, wo mer ka Nadle un
Jade zum Annähe braucht, einzcknippse.
ja, während dem da hat se mer ver
zählt, wie sie der MisseS Müller ihr'm
Mann ihr ganze WSsch riveiwt un alle
Bottens angenäht un dann der Misses
Müller gesagt Hot. so müßt sie's vun
jcß an jedes Mal fclwer mache. Tann
Hot mer die Alti anvertraut, daß sie
heit nix weiter zum Brcckfcft hätt wie
Koffie un Brot, weil sie mache müßt,
daß sie forikimmt. Sie Hot nämlich
bei der Misses Meyer k neue Bekannt,
fchaft gemacht, e Freindin vun der
MisseS Müller, wo dem Mann die
Bottens net angenäht Hot. und derer
Freindin vun der Misses Müller wollt
se zeige, wie mer for billiges Geld (die
Leit sein net sehr gut ab) t sub
stantschcll nahrhaftes und fchmackhaf
teS Breckfefcht mache kann. Bon der
Freindin vun der Mll es Müller muß
die Alti heint zu ercr Freindin vun
der Butcherfrau in Jhst Neu York ihrer
Schwester. Tie will nämlich schappe
gehn un mei Alti muß ihr Adweis
gewwe, was se kaufe muß un wo sie
die billigste Sache kriegt. Zum Mit-
tagcsse kimmt die All, net heim, weil
sie natürlich mit der Freindin vun der
Butcherfrau ihrer Schwester in den Re-
ftoränt vun ergend eme Dipartment
Store eßt. Die Konsequenz dervon is.
daß es bei uns blos kalte Aufschnitt,
wo vun gestern noch da is, gebt. (TeS
heißt, ich for mein Theil dank for des
Bergnttge.) Am Nachmittag muß die
Alti zu erer Freindin vun der Misses
Meyer ihrer Nice, for der ze zeige, wie
mer des Geld for die Treßmäkcrn säfe
kann bei daß mer sich Pätterns kaaft
un des Zeug nach de Pätterns selwer
zuschneid't. Zu der Trcßmäkern. wo
mir schun seit drei Woche im Haus
hawwe, muß die Maud tende, des heißt,
die thut es aach net un so tendct die
Dreßmäkern zu sich selwer, kaaft des
Zeug un deS Leining un Trimming,
wo sie braucht, selwer un chargt es un
verschämte Preis derfor, während daß
mei Alti annere Weiber Lessens im
Schapping un im Treßniäking mitaus
Dreßmäker gebt. Zum Zopper kimmt
die Alti heint aach net, dann sie muß
noch bei der Freindin vun der Misses
Schmidt ihrer Kossen eneigucke, der
muß sie lerne, wie die kleine Görkche,
wisse Sie, Mister Editer. die ganz
kleine Görkche, wo es blos im Spät
herbst gebt un wo so gut sein un wo
ich die Alti schun seit zwölf Jahr ge
bettelt hen, sie sollt se doch emol eimachc,
weil ich se so gern eß, ja also derer
Freindin vun der Misses Schmidt ihrer
Kossen muß die Alti heint zeige, wie
die kleine Görkche eigemacht wern. Nach
her kimmt die Alti vcrleicht heim, wenn
sie nct noch ergend Jemand gute Rath
schläg, Aedwcis un thätige Hülf ange
deihe losse muß, während daß bei uns
Alles drunner un drüwwcr geht. Sie
sollte awwer emol hörn, Mister Editer,
wie die Alti die annere Weiber der
zählt, wie sie ze Allem tendct un Alles
for mich sixt.
Well. Mister Editcr, ergend e an
nerer Mann der thät verleicht ttwwer
so was kicke oder er thät Rimarks
mache. Awwer ich sag g ir nix, Mister
Editcr, dann ich weiß. d'3 geht wieder
vorbei. Ergcnd ein Fäd Hot mei Alti
immer. Wann's nct des is, is es er
gend e annere Kränk, wo sie kriegt.
Also, was is der Differenz?
Jhne des Nämliche wünschend sein
Ich mit beste Rigards
Yours
John Ritsch. Esq.
Zur Geschichte deS Billards.
Die zahlreichen Freunde des Billards
dürfte es interessiren, daß jetzt 30
Jahre verflossen sind, seitdem der Mann
gestorben ist, der zum ersten Male das
Billardspicl erwähnt. Es ist der Eng
länder Spencer, gestorben im Jahre
1599. Er spricht vom Balyarh
Spiel", das mit kurzen Schlägeln, zwei
Kugeln, einem Bogen und einem Kegel
auf dem Rasen und später auf der mit
grünem Tuche bespannten, von Holz
banden umgebenen Fläche eines Tisches
gespielt wurde. Das Spiel muß also
Aehnlichkcit mit unserem Croquetspiel
gehabt haben. Eine weitere Erwäh
nung des Spieles geschieht nach Bogn
mil in einem noch vorhandenen Briefe,
den Maria Stuart vor ihrer Hinrich
tung (17. Februar. 1587) auf dem
Schlosse Fotheringbay an denErzbischof
von Glasgow geschrieben hat. Sie
theilte in diesem Briefe unter Anderem
mit. daß man, um Platz für ihre Hin
richtung zu machen, ihre Table de
Billard" entfernt habe. Wahrschein
lich waren die Banden damals schon
mit Taschen versehen. Nicht viel spä
ter scheint man die Schlägel durch
Stöcke ersetzt zu haben. Zu Ende des
siebzehnten Jahrhunderts zeigte das
Billard schon die typisch gewordene Ge
stalt des länglichen Vierecks. Auch
waren feine Banden mit Flachs oder
Baumwolle gestopft. In dieser Aus
stattung ist das Billard bis um die
Mitte dieses Jahrhunderts geblieben.
Im Spielzimmer des Schlosses in
Charlottenburg ist ein Billard vorhan
den. auf dem schon Friedrich der Große
gespielt haben soll. Gewiß ist. daß
sein Großneffe, König Friedrich Wil
Helm der Tritte, Billard gespielt hat.
denn in seinem Tusculum Parctz findet
sich ein schönes Billard. Zu des Kö
nigs Zeiten kannte man schon die
Carambolagcparthie. wenigstens spielte
man sie bereits zwei Jahrzehnte vor
Ausbruch der Revolution, und was
dort Mode wurde,, fand auch bald Ein
gang in die übrige Welt. Eine Un
annehmlichkcit beim damaligen Spiele,
zu dem man ganz wie jetzt zwei weiße
Bälle und einen rothen benutzte, war
nur der Umstand, daß die langen
Spielftöcke keine Lederin öpfe besaßen.
Diese wurden erst zu Ende der Zwan
ziger-Jahre diese? Jahrhunderts durch
den Franzosen Mingaud eingeführt.
Es ließen sich nun die elegantesten
Effcktftöße machen. Hierdurch wurde
eine vollständige Umwälzung veranlaßt,
die alte Toublöeparthie und die Bunde
laschen wurden auf den Ausfterbe-Etat
gesetzt, und der ganze Tisch, das fo
genannte französische Billard, errang
in allen billardspielenden Ländern, mit
Ausnahme Englands, die Herrschaft.
Tie Briten spielen noch heute, wie es
die Bäter thaten, auf Billards mit
Taschen.
Ter Unbekannte mit dem Schlüssel.
AuS Barmen wird geschrieben: Eine
sonderbare Geschichte pasfirte jüngst
hier dem Schreinermeister Joseph Hecker.
Seine Gattin hat gegen Mitternacht
ein Geräusch im Zimmer gehört und
weckt ihn. Er steckt Licht an und sieht
nun inen stark Betrunkenen im Zim
mer. Betrunken scheint der Mann
wenigstens zu fein, denn er ist sehr
unsicher auf den Beinen und lallt mit
schwerer Zunge auf die Frage, was er
wolle, er wolle schlafen. Ja, guter
Freund, da bist Tu in ein falsches
Haus gerathen," meint der biedere
Meister. Wo wohnst Tu?" Nachdem
der Betrunkene seine Wohnung ge
nannt, kleidet sich der Meister an, um
ihn nach Hause zu bringen. Auf der
Straße wird der Betrunkene aber
immer schwächer und schließlich versagen
die Beine ganz. Draußen aber ist eS
kalt; der Mann würde in seiner Hilf
losigkeit erfrieren, überlegt der Men
schcnfreund, uud gutmüthig, wie er ist,
läßt er sich den Betrunkenen auf die
uiiern uno iragr lon mencr. &a
taucht ein Schutzmann im Dunkel der
Nacht auf und besieht sich den Sauf
aus. Der scheint mir gar nicht be
trunken zu fein", meint er: stellen Sie
den Mann doch mal wieder auf seine
Pedale." Das geschieht auch, allein
der Betrunkene taumelt von einer Seite
nach der andern. Dabei verliert er ei
nen harten klingenden Gegenstand. Tcr
Schutzmann hebt ihn auf und sieht.
daß es ein von Laienhand nachgefeilter
Schlüssel ist. der, wie der Meister da
rauf konstatirt. gerade so aussieht wie
sein Stubenthürichusscl. Er wird stutzig
sollte der Mcnsch zu stehlen vor
gehabt haben? Aber nur eine Weile
braucht er zu überlegen, dann wird's
ihm klar, daß es so ist, denn der Be
trunkene ruft: Guten Abend, meine
Herren!" und läuft wie ein Hase davon.
Nach langer Jagd ergreift man ihn; es
war der schon oft bestrafte Friseurqc
Hilfe Hugo Blasberq. Ter Bursche
hatte sich nur betrunken gestellt, als er
sich entdeckt sah. Die Strafkammer
verurtheüte ihn wegen Ticstablsversuch!
zu fünf Monaten Gefängniß.
Bom Weltuntergang".
Folgendes hübsche Gcfchichtchen ver
öffentlichen die in Reichenau (König
reich Sachsen) erscheinenden Nachrich-
tcn": Bor 42 Jahren, im Jahre 1857.
sollte nach verschiedenen Prophezeiun-
gen ebenfalls schon die Welt untergehen.
Auch an unserm Orte sahen ängstliche
Gemüther dem Tage mit Bangen ent
gegen. Er kam, aber da er sich mit
lachendem Sonnenschein einführte und
kein Wölkchen sich zeigen wollte, fingen
die Leute schon an zu spötteln und Elos
sen zu machen, als mit einem Male
etwas Ungewöhnliches geschah. Durch
die Luft zog plötzlich ein nie gehörter
Ton; es war, als wenn gewaltige Was
sermassen über sich entgcgenstemmende
Felsen hinwegrauschten, es klang wie
das Brausen eines unheimlichen Gewit-
tersturmes. und dazwischen gellte es wie
menschliche Hilfrufe, .ausgestoßen in
wildester Verzweiflung. Die Leute eilten
aus den Häusern auf die Straße, stan
den in Gruppen zusammen mit aschfah
len Gesichtern und gefalteten Händen.
Saht ehr'sch", schrie eine Frau in
unverfälschtem Lausitz: Dialekt, sie
flieht doch onner!" Jenes nie gehörte,
unerklärliche Geräusch wurde immer
heftiger, immer unheilverkündender,
und die Angst nahm zu. Plötzlich kam
ein Mann gesprungen, schwarz im
Gesicht, in geschwärzten Kleidern. Man
kannte ihn und rief ihm, der ganz nach
Weltuntergang aussah, zu: Wu gieht
se denn onner, Koarl?" Ehr kommen
Leut, närn (nirgends) gieht se onner,
mör loss'n bloß dann Tompf ob",
erwiderte Karl, der Feucrmann der
Firma I. B. Lange & Co., die 1857
den ersten Dampfkessel in Reichenau
aufgestellt hatte und am Weltuntcr
gangstage wegen eines Defekts den
Dampf durch das Sicherheitsventil ent
strömen lassen mußte, was allerdings
ein heilloses Geräusch verursachte. Be
ruhigt gingen alle guten Reichenauer
Schildbürger wieder in ihre Häuser,
hinter die Wedstühlc, die Hobelbank,
den Schncidertisch. Gottlieb aber sagte
Abends, als man wieder bei einander
stand: 's horte sich groadeso ao, oas
ging die Walt onner!"
Eine Gladstone-Anekdote.
Eine englische Zeitschrift erzählt: Als
der englische Premierminister Gladstone
einst der feierlichen Eröffnung eines
Arbeiterinstituts beiwohnte, erzählte ihm
ein Theilnehmer an dem Feste. ?r habe
vor Kurzem . mit einem Herrn ge-
..
sprechen, der den Staatsmann als
Schuljungen gekannt habe. Wie heißt
er?" fragte Gladstone.
Mr. N. aus Liverpool." war die
Antwort.
Wirklich." rief Gladstone auS;
erzählte er auch etwas Besonderes au
unserer Schulzeit?"
O ia. er erzählte, daß ,e ihn emft
gründlich durchgeprügelt haben."
Ich dachte mir. daß er ich dessen
noch erinnern würde, aber sagte er auch.
warum wir unS prügelten?" fragte der
alte Staatsmann, augenscheinlich mter-
essirt.
Nem. das that er nicht."
Tann will ich eS Ihnen erzählen.
Er verführte mich. Erdbeeren aus einem
Feld zu stehlen, und als ich das gethan
hatte, wollte er die besten für sich
haben. Da ich aber allein die ganze
Gefahr auf mich genommen hatte, war
ich auch fest entschlossen, ihm die Beute
nicht zu lassen und so kam es zu einer
Prügelei; ich siegte und behielt die Erd-
beeren.
Völker hneüsse.
Bei dem großen Interesse, welches
China momentan auf sich lenkt, dürfte
eS, fo lesen wir im Ostasiat. Lloyd".
besonders unserer Damenwelt, nicht
uninteressant sein, zu erfahren, daß
China ein gänzlich poesieloses Land ist.
In China, Japan, Indien, Birma und
manchen Inseln der Südsee ist der, bei
uns so beliebte Kuß völlig unbekannt;
Junge Chinesinnen und Japanerinnen
haben leine Ahnung von der Bedeutung
eines Kusses, obgleich sie rosige Lippen
besitzen und fuß zu lächeln verstehen.
Mancher schmachtende Chinese, mancher
feurige Inder denkt nicht daran, seine
Geliebte zu küssen, und die Mutter in
jenen Ländern drückt ihr Baby wohl
zärtlich an'S Herz, berührt es aber nie
mit ihren Lippen. Es ist seltsam, daß
die Bewohner der Tropen in dieser
Beziehung mit denen der nördlichsten
Gegenden übereinstimmen. Bei den
Eskimos besteht der einem Kusse am
meisten ähnliche Austausch von Zärt-
lichkeiten bekanntlich im Anelnandev
reiben der Nasen der sich liebenden
Personen.
Ter Lfflziersbursche in der Oper.
Ein niedliches Gcschichtchen macht
gegenwärtig in Berliner Ofsizierskrel
sen die Runde. Am vorletzten Sonn
tag Nachmittag wurde die Lortzing'sche
Oper Czar und Zimmermann un
Theater des Westens" aufgeführt und
zu dieser Borstellung hatte ein Leutnant
eines Berliner Artillerie Regiments
seinem Burschen ein Billet gekauft
Ter biedere Pommcr warf sich denn
auch in seine bessere Garnitur und
wanderte mohlqemuth in den Museu
tempel. Am andern Tag fragte nun
der Leutnant feinen dienstbaren Geist,
wie ihm die Oper gefallen habe. Da
Urtheil lautete natürlich dem Werthe
der Oper nach vorzüglich".
Der Offizier war aber mit dem All
gemeinurtheil nicht -zufrieden gestellt
und fragte weiter, was ihm am allev
besten gefallen habe.
Tarauf fein. Bursche: Das eine
Lied!"
Ja. welches Lied?"
Nun gab der Bursche die dcnkwür-
dige Antwort: Das Lied, wo es am
Ende immer heißt: O selig, o selig.
ein Zündloch zu fein!"
Tie kostbarste Tabakspfeifen
benutzt Muzaffer-ed-din, der Schahin
schah (König der Könige), der jetzige
Beherrscher Persiens. Die Kallian"
oder Staatspfeife, die er besitzt und bei
besonders festlichen Gelegenheiten be
nutzt, wird auf 1,600,000 Mark ge
schätzt und ist mit Diamanten. Rubinen
und Smaragden der kostbarsten Art
geschmückt. Nicht nur das Mundstück
und der obere und untere Theil des
schlangenähnlichen Rohres bestehen aus
reinem Gold, fondern auch der Pfeifen
sticfcl alles besetzt mit glänzenden
großen Edelsteinen. Der türkische
Sultan ist ebenfalls im Besitze höchst
werthvollcr Pfeifen. Als der Prinz von
Wales ihn 1862 besuchte, wurde er vom
Sultan aufgefordert, aus einem Nar
gileh (sog. Wasserpfeife) zu rauchen,
das mit Diamanten befetzt war und
den Werth von. 6. 000 Mark hatte.
Diese Pfeife erhielt der Prinz damals
zum Geschenk als Andenken an seinen
Besuch Konstantinopels,. Eine durch
weg aus Meerschaum und Bernstein
bestehende Pfeife des Fürsten Ferdinand
von Bulgarien hat angeblich auch ihre
12,000 Mark gekostet.
Cine Kritik der Unbewußten.
Der König Friedrich Wilhelm III.
war bekanntlich ein großer Theater
freund, aber er liebte nur Thalia, die
heitere Muse. Trauerspiele waren ihm
unsympathisch, und er pflegte zu sagen:
Im Leben schon Trauerspiele genug.
Brauche deshalb nicht erst in's Theater
gehen!" Nur in Rücksicht auf die Für
stin Liegnitz. die gern Trauerspiele
sah, besuchte der König hin und wieder
auch diese. Bei der Aufführung von
Houwalds Bild der Mutter" äußerte
der König: Manchmal hübsche Sachen
in den Trauerspielen, nur schade, daß
sie nicht im Lustspiel stehn!" Das dos
hafte Berlin bewitzelte natürlich diese
königliche Aeußerung in möglichster
Ausdehnung. Und doch! welche herbe,
aber treffende Kritik mancher Trauer
spiele liegt in diesem scheinbaren Para
doxon aus königlichem Munde.'
I einzige Znck.
Professor: TaS Wasser, meine Her
ren, ist eine außerordentliche Gabe der
Natur, oh:e welches der Mensch nicht
leben könnte, denn warum ?"
Student: Weil wir, wenn eS kein
Wasser gäbe, auch kein Bier Hütten!"
Aengstlich.
Geometcr (mit den Vermessung?
arbeiten für einen neuen Bahnbau de
schäftigt): Die Bahn wird hier gerade
durch Eueren Gänscftall zu liegen kom
men, Huberbauer:
Bauer: .So. da fahren S' mir aber
kei' Gans' todt!"
Boskzaft.
Student: Tiefe Nacht bin ich mit
dem Bett durchgefallen!"
Hauswtrthln: Ta haben Sie jeden-
falls wieder vom Examen geträumt!"
Beim lvcrt genommen.
Er: ES geht doch nichts über die
Muttersprache!"
Sie: -Ach ia. bitte, sprechen Sie
mal mit meiner Mutter."
UnverschZmt.
Tame: Was, blind sind Sie? Sie
haben ja ganz gesunde Augen!"
Bettler: Farbenblind, Madamcken,
farbenblind."
Frech.
Herr, wie können Sie behaupten.
ich sei blödsinnig?! Es ist kaum zu
glauben!"
Soll ich eS Ihnen vielleicht schriftlich
geben?"
Bei den Kannibalen.
Tourist (seufzend): Ach, diese ver-
sengende Hitze!"
Häuptling: Beruhige Dich, inorgen
kommst Du auf's Eis!"
INodernn Treuschmur.
Soldat: Aujuste, wirst Du mich
auch immer lieben?"
Köchin: Immer, Aujust, und wenn
se Dir auch jleich abrüsten!"
Tine bosliafte Gattin.
Maler: Ich male keine Porträts,
sondern nur Thierstücke."
Herr: Wie kommt es denn, daß
meine Frau mich zu Ihnen schickte?"
Unter Llzeleten.
Er: Himmel, das dumme Petro
troleum will ja absolut wieder nicht
brennen!"
Sie: Bitre, das Petroleum ist nicht
dumm, es ist doppelt raffinirt!"
Nach Monaten.
Es ist bedauerlich, wenn man so in
den April geschickt wird, daß man im
Mai seiner Liebe an einem Juniabend
seine Julie am Arme eines August er
blickt. Betheuerimg.
Offen gestanden, glaube ich. Herr
Leutnant, Sie sind zu flatterhaft für
einen Ehemann."
Na, das bischen Treue werde ich
Ihrer Fräulein Tochter schon halten
können!"
Domestikenboslzeit.
Hausfrau: Johann, Du hast ja
meines Mannes Schuhe geputzt und
nicht, wie ich Dir aufgetragen, die mei
nigen." Diener: Ach, gnädige Frau, ich
kann die beiden Paare nicht auseinander
kennen."
Unnöthig.
Mutter: Nun, mein süßer Junge,
hast Du auch Deine Schularbeit fer
tig?" Söhnchen: Die brauche ich nicht zu
machen, liebe Mama."
Mutter: Gewiß, mußt Du sie
machen, mein Engel, sonst setzt Dich
die Lehrerin Einen herunter."
Söhnchcn: O, Mama, ich bin schon
der Letzte."
ZNißverstZnniß.
Der Richter hat einem Angeklagten
eben sein Urtheil verlesen. Der An
geklagte aber, der sehr schwerhörig ist,
hat den Richter nicht verstanden ' und
meldet sich deshalb zum Wort.
Richter: Was wollen Sie noch?"
Angeklagter: Ich hab' nicht recht
verstanden, zu wie viel Monaten ich
vcrurtheilt worden bin."
Richter: Sie sind zu 6 Monaten
Gefängniß vcrurtheilt worden. Wollen
Sie noch mehr?"
Angeklagter: Nee, ick danke, 6 Mo
nate sind genug."
Gegenseitig.
A: Haben Sie arme Verwandte?"
B: Tie kenne ich nicht!"
A: Oder reiche?"
B: Tie kennen mich nicht."
Ach so l
A: Eigentlich ist es eine sehr prak
tische Mode, daß man zum Frackanzuq
keine Uhr trägt."
B: Wiesö?"
A: Weil eins von beiden bei mir
stets versetzt ist!"
Ein Gemiitbsmensch.
Buchhalter (der gern Zulage haben
möchte): Heute bin ich 25 Jahrein
Ihrem Hause!"
Chef: Ja. ich weiß; ich habe viel
Geduld mit Ihnen gehabt!"
:IT