Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 28, 1899, Image 12
in iPcüinudMdyrj. i-i.it tialjtt '!: ?l I !, g. AU ich tu: Ja'c .. i2 in Zürich 'IuDir!c und öaüli'": bis 2iö:t Ui.it'.V Klinik besuchte, le:;:te ich einen deutschen Landsmunit kennen, illfrcb von Hove. der wie ich nach der Schweiz gekommen nur, um den berühmten Palholo.'N zu hören und den Unter richt des ausgezeichneten Lehrer zu ge nieken. Alfred war der 3ol):i eines ange scheuen Gutsbesitzers in der Mark und hatte von seiner verstorbenen Mutter kin nicht unbedeutendes Vermögen ge erbt, von dessen Zinsen er angenehm und sorglos leben konnte. Tie Natur hatte ihn ebenfalls geistig und körper lich reich bedacht; eine prachtige Figur, ein geistreich interessantes Gesicht, dabei talentvoll, liebenswürdig, ein heiterer Gesellschafter und flotter Bursche. Ich fühlte mich gleich zu ihm hingezogen und auch ich schien ihm zu gesallen; schnell wurden wir befreundet und waren bald unzertrennlich. Am Tage arbeiteten wir mit einander und des Abends saßen wir oft bis Mitternacht in traulichen Gesprächen bei der Flasche. Die Kneipe, in dcr wir gewöhnlich verkehrten, erfreute sich wegen der guten Küche und reinen, trinkbaren Weine bei billigen Preisen einer großen Beliebt- hcit. Ta wir alte Stammgafte waren, baar zahlten und nicht mäkelten, er warben wir uns die Gunst der Wirths leutc. ganz besonders dcr schmucken und tüchtigen Wirthin, die sich zuweilen zu uns setzte und von ihrer Familie er zahlte, besonders von ihrer schönen Schwester Licscli, die im Hotel zum Schwan" in Montreux servirte. um das Französische zu erlernen und sich in der Wirthschaft auszubilden, wie dies in der Schweiz auch die Mädchen aus guten Hänsern häufig thun. Aber warum nehmen Sie nicht." fragte Alfred. Ihre schöne Schwester in Ihr Geschäft? Sie könnte Ihnen nützen und helfen, wo Sie ohnehin so viel zu thun haben, daß sie kaum fertig werden." Das ist wohl wahr, aber das Licscli ist noch zu jung und muß erst was Or deutliches lernen. Dann soll sie in ein großes Hotel nach Luzern oder Jntcr lacken gehen und sich ihr Brod vcr dienen." Da werde ich schwerlich Ihre schöne Schwester sehen, denn ich muß in den Fericn nach Hause reisen und mein Doktor-Examen machen. Ich hätte mich gewiß in das Licscli verliebt und dumme Streiche gemacht," scherzte mein lustiger Freund. Kurze Zeit darauf erkrankte die gute Wirthin io schwer, daß sie in größter Lebensgefahr schwebte. Obgleich sie sich wieder erholte, fühlte sie sich noch zu schwach, der Wirthschaft vorzustehen und die Bedienung der Gäste zu über nehmen, weshalb sie sich genöthigt sah, ihrer Schwester nach Montreux zu schreiben und sie zur Aushülfe nach Zürich kommen zu lassen. So geschah es. daß wir eines Abends in der Kneipe das in der That wunderbar schönen Lieseli erblickten mit den schöen blauen Augen, deren Ernst und keusche Strenge durch die schelmischen Grübchen dcr rosigen Wangen und das liebliche Lächeln des kleinen reizenden Mundes gemildert wurde. Sie trug die höchst kleidsame ländliche Berner Tracht. So stand das Mädchen vor uns da, ein entzückendes Bild, dem das feine, anständige Benehmen und das gebildete Wesen der schönen Lieseli vollkommen entsprach. Ich bemerkte nur, daß Al fred sie wie eine überirdische Erscheinung bezaubert anstarrte, als sie uns freund lich begrüßte und nach unserem Begehr fragte. Da er nicht gleich antwortete, so bestellte ich zwei Beefsteaks und eine Flasche Wein, die sie uns brachte und mit einer graciösen Berneigung auf den Tisch stellte. Wie aus einm tiefen Traum er wachend, forderte er sie auf, ihm Bc scheid zu thun und mit ihm anzustoßen auf gute Freundschaft, was sie auch that, daß die Gläser hell klangen. Seit diesem Abend war mein Freund wie verwandelt, von einer plötzlichen, aller Beschreibung spottenden Leidenschaft für das schöne Mädchen erfaßt, das seine Neigung bald zu erwidern schien. Schon nach einigen Tagen gestand mir Alfred, daß er ohne sie nicht leben könne und wollte, ja. daß er fest entschlossen sei. sich mit ihr zu verloben, ohne die voraussichtlichen schweren Hindernisse zu beachten. Vergebens mahnte und warnte ich ihn vor den unausbleiblichen Folgen, vor dem Zorn und Widerstand seines Vaters, vor den Zerwürfnissen mit sei nen vornehnien Angehörigen, die ihm den unbesonnenen Schritt nicht ver zeihen würdcn. Meine dringenden Bor stellungen bewirkten nur, daß er sich von mir zurückzog und daß ich ihn nur noch selten sah, da ich aus naheliegen den Gründen unsere alte Kneipe nicht mehr besuchte und auch er sich in der Klinik nicht blicken ließ. Erst nach mehreren Wochen traf ich Alfred in der Nähe der Universität; er begrüßte mich freundlich und theilte mir in der Freude seines Herzens mit, daß er sich heimlich mit Licscli verhcirathet habe und daß er der glücklichste Mensch auf Erden sei. Zugleich lud er mich dringend ein. ihn in seiner neuen Häuslichkeit zu besuchen und Zeuge seines Glücks zu sein. Obgleich erschrocken und betrübt über seinen Leichtsinn, im ich an einem: schönen Herdstadcnd in die mir bezeich nete Wohnung, eine kleine reizende Ü'-iila am rechten U'er der Limat. in dcr !li:( des Bahnhof-. Sowohl Alfred wie die junge Frau empfingen mich so lzcrzliq uno ueoen-ivuroig. oa iaj um ihnen einige höchst vergnügte Stunden verlebte. Der Anblick der gemüthlich,, Zim mcr. die bescheidene, comfortable (iin richtung. das einfache, aber vorzügliche Abendbrod, von Licscli bereitet, die trauliche Unterhaltung und vor allem die Anmuth der schönen, von Seligkeit strahlenden Hausfrau versetzten mich in die angenehmste Stimmung, so daß ich im Stillen meinen Freund beneidete und alle meine Bedenken vergaß, ob gleich ich mich einer leichten Befürchtung wegen der Zukunft nicht ganz erwehren konnte. Leider sollten sich meine trüben Ahnungen nur zu schnell erfüllen. Bei meinem zweiten Besuch fand ich meinen Freund allein und fichtlich verstimmt. Wie er mir auf mein Befragen berich tete. war er mit seinem Bater zerfallen, unversöhnt, und als ich mich nach Lieseli erkundigte, erzählte er mir. daß sie nach Bern zu ihrer alten, an einem Augenleiden erkrankten Mutter gereist sei und schwerlich zu den bevorstehenden Feicrtagcn noch zuückkehren werde, da die gute Tochter, die einer Staar Operation sich unterwerfenden Patientin nicht verlassen und pflegen wollte. Ich habe mich." klagte er. auf den ersten Heiligen Abend mit Lieseli so sehr gefreut und werde nun hier allein sitzen, ohne Frau, fern von der Hei math, von den Meinigen verstoßen und verbannt." Zu derselben Zeit, wo Alfred trau rig der theuren Heimath und seiner Angehörigen gedachte, saßen in dem Schlosse des Herrn von Hove zwei junge Damen, Fraulein Toni, seine Tochter und ihre neue Gesellschafterin, eine reizende Schweizerin, in ein ernstes und wichtiges Gespräch vertieft. Obgleich erst seit wenigen Wochen engagirt, hatte die Gesellschafterin durch ihre Liebenswürdigkeit, Demuth und Tüch tigkeit nicht nur die Freundschaft der Tochter, sondern auch das für weibliche Schönheit leicht empfängliche Herz des Paters im Fluge erobert. Der günstige Eindruck wurde noch durch den Reiz des Keheimnißvollen erhöht, der die holde Schweizerin um gab. Ungeachtet ihrer natürlichen Hei tcrkeit überließ sich die räthsclhafte Fremde, wenn sie sich unbemerkt glaubte, einer sanften Melancholie und weinte im Stillen, wie von einem schweren Kummer bedrückt. In einem solchen Augenblick von dem Fräulein überrascht und von dieser gedrängt, ihr den Grund ihrcr Trauer anzuvertrauen, ließ sich die Gesellschafterin ihr sorgsam gehütetes Geheimniß wider Willen ent reißen. Uebcrrascht und ergriffen von dem unerwarteten Geständniß zog Toni die Schweizerin an ihr Herz und um armte sie liebevoll wie eine Schwester. Ich kann es noch immer nicht fassen, daß Du die Frau meines Bru ders bist. Das macht mich ganz glück lich, da ich mir eine Schwester gewünscht habe." Aber was wird der Vater sagen?" fragte die schöne Gesellschafterin sehr besorgt. Deshalb kannst Tu ganz ruhig sein. Tu hast ihn vollkommen bezaubert. Ich möchte nur wissen, wie Tu das ange fangen hast und wie Du zu dem Gedanken gekommen bist?" Als Alfred immer trauriger wurde und sich nach seiner Familie sehnte, dachte ich bei Tag und Nacht nur daran, ihn mit dem Vater zu ver söhnen. Da fiel mir zum Glück das Zcitungsblatt in die Hände, worin Herr von Hove eine französische Schwei zerin als Gesellschafterin für Dich suchte. Wie ein Blitz durchzuckte mich der Gedanke, mich für die Stelle zu mel den, in der Hoffnung, mir Euere Liebe zu erwerben. Schnell entschloffen nahm ich meine Zeugnisse aus Montreux, setzte mich auf die Eisenbahn, bewarb mich um die Stelle und wurde ange nommen. Jetzt aber fürchte ich mich, daß der Vater mir die Täuschung nicht verzeihen wird, wenn Du mir nicht bei stehst und ein gutes Wort für mich ein legst." Das will ich, doch Dein bester Anwalt ist die Liebe, die Du -Dir erworben hast. Auch liebt der Vater einen guten Scherz und wenn er erst über den Spaß lacht, haben wir das Spiel gewonnen." In der That vermochte der galante, geniale Herr nicht den Bitten der Toch ter und den Thränen der holden Lieseli zu widerstehen und, als diese ihm, tief gerührt von seiner Güte, die ihr gereichte Hand küffcn wollte, schloß er sie entzückt in seine Arme und drückte den herz lichsten väterlichen Kuß auf ihren klei nen süßen Mund. Noch an demselben Abend schrieb Herr von Hove an feinen Sohn, der von diesen Vorgängen nicht die geringste Ahnung hatte und seine Frau noch immer bei ihrer Mutter glaubte, da Lieseli dafür gesorgt hatte, daß Alfred regelmäßig Briefe und Nachrichten aus Bern erhielt. Unter dem Vorgeben, daß die Gegenwart des Sohnes zur Ordnung dcr Erbschaftsangclegenhcitcn nöthig fci forderte der Vater ihn auf. nach Haufe zu kommen und Weihnachten in der Familie zu verleben, worüber Alfred hoch erfreut war. Endlich war der von allen Betheiligtcn sehnlichst erwartete Tag erschienen. Alfred wurde von seinem I Vater ernst und feierlich, von der -chircstcr liedcvoll und zärtlich em pfaiigen. Es war ach: Ugr Abends als Alfred ankam und begab er sich nach dcr Bc grüßung mit Bc:ier und Schwester in den Familiensaal, in dem bereits dcr Wcihnacht-blium mit den hellen Lich lern brannte. Bei diesem traulichem Anblick er schlich sein Herz eine innige Wehmuth, die Erinnerung an seine verstorbene Mutter, erwachte die alte Liebe, und nur mit Mühe vermochte er seine Thrä nen zurückzuhalten. Da stand der Freund seiner Kinderjahrc der grüne Weihnachtsbaum, das Symbol der Familie und ihrer unvergänglichen Treue. Wahrend Alfred sich seiner Rührung überließ, ordnete und vcr theilte dcr alte Herr mit würdiger Freundlichkeit die Festgaben für die Familie und Dienerschaft. Mein Gott!" rief er plötzlich. Wo ist denn das Geschenk für Alfred?" Auf feinen Wink trugen zwei Diener einen schweren Korb hinein, über den eine rothe seidene Decke gebreitet war. Das ist Deine Bcscheerung!" schmunzelte der alte Herr lachend. Aber willst Tu nicht sehen, was in dem Korbe steckt? Bist Tu nicht neu gierig?" Alfred zog die seidene Decke fort und stieß einen lauten Freudenschrei aus, als er in dem Korb unter einer Fülle von blühenden Rosen seine Lieseli in ihrcr Berner Tracht erblickte, doppelt so schön im Glanz dcr Weihnachtskerzcn und in der Freude über die glückliche Versöhnung. ,Zwar verdienst Du Schlingel." meinte der alte Herr, erfreut über die gelungene Ucberraschung, nicht eine solche Frau, aber ihr zu Liebe will ich Dir verzeihen." Das war ein Jauchzen und Jubeln, ein Umarmen und Küssen unter dem Weihnachtsbaum, der noch nie so schön geleuchtet und noch nie ein so herrliches Schauspiel gesehen hatte, wie an diesem Heiligen Abende. Waldteufel. Eine Veihnachlö - Erzählung von Hans H. SchefSky, Brrrrr Brrrr Brrrrr! So summten und brummten die kleinen und großen papiernen Waldteufel un melodisch mitten hinein in den lauten Jubel und Trubel, der den weiten Platz erfüllte, auf welchem sich Bude an Bude drängte. Und das war der Waldteufel gutes, verbrieftes Recht. Stand doch Weih nachten vor der Thür, das fröhliche Fest, welches allen Zappelmännern. Waldteufeln. Pflaumenmännchen und wie die Kobolde heißen mögen, für kurze Zeit den Aufenthalt im Lande ge stattet. Hell erleuchtet war der weite Platz durch kleine und große Lichter, und kleine und große Menschen dräng ten sich in buntem Durcheinander vor den Buden. Welche Herrlichkeiten gab es da nicht zu schauen? Die Augen wurden nicht müde, zu sehen und zu bewundern; wenn nur der Geldbeutel nicht leicht und leichter würde, man Hütte ganze Wagenladungen heimschlep pen mögen. Es fanden sich auch genug Käufer, trotz der schlechten Zeiten, denn wo bleiben die, wenn es gilt, den Seinigen eine Weihnachtsfreude zu breiten? Weg geblasen sind sie und plötzlich blinkt in jeder Hand ein Geldstück, selbst in der des armen Mannes. Heut' ist der letzte Tag, der dem frohen Treiben vergönnt ist, in weni gen Stunden beginnt der heilige Abend mit all' seinem Glück und Glanz, und morgen ist auf dem Budenplatze Alles still nur die Mäuslein huschen durch die hölzerne Stadt und suchen Krumen von Pfefferkuchen und Marzipan, denn die kleinen Grauchen wollen auch ihren Antheil am allgemeinen Vergnügen haben. An dem Eckpfeiler eines der Häuser, welche den Platz einschlössen, stand ein kleines Mädchen mit ihrem Brüderchen. Ihre Kleidung war ärm lich, aber sauber und das feine bleiche Gesicht der Kleinen, welches von schwar zcn Locken eingerahmt wurde, trug den Stempel der Vornehmheit. Fast fern von dem beweglichen Auf und Nieder der Menge, fern von dem Gewühl der Kauflustigen bot sie mit zitternder Stimme ihre Waare aus und ließ ihren Waldteufel summen und surren. Sie hatte noch ihren ganzen Vorrath, Nie mand wollte ihr einen abkaufen. Hier wirst Du nichts los werden. Kind," sagte eine mitleidige Stimme neben ihr. Du mußt dort hinüber gehen, wo die vielen Menschen sind, da ist's eher möglich." Es war eine Frau, welche diese Worte sprach, sie hatte einen Korb am Arme nnd ging nach diesem guten Rath in das Haus. Das Kind zögerte: war es Furcht, die es abhielt, sich unter die anderen Händler und Verkäufer zu mischen, oder war es das dunkle Gefühl eines Unterschiedes, der trotz seiner Armuth zwischen ihm und den Anderen herrschte? In diesem Augenblick des Zweifels, ob es den Rath der Frau befolgen solle oder nicht, trat ein Bild vor seine Augen, das jedes Bedenken nieder schlug. Es sah eine ärmliche Dach- stube, die außer zwei Betten, einem Tisch und einigen Stühlen nur sehr sehr wenig aufwies, es sah auf dem einen Lager eine bleiche, kranke Frau, auf deren liebem guten Gesicht Sorgen und Krankheit ihre unauslöschliche Zeichen eingegraden halten. Die Kranke vuzx ihr gclicdtcS Mütterchen. Um ihr und ihren Brüderchen HanS auch eine Weihnachtsfreunde bereiten zu können, h.ittc die Kleine v?m Nach' bar, dem Buchbinder, der die Kinder gern hatte, eine Anzahl Waldteufel ge schenkt erhalten, und nun hatte sie sich fortgeschlichcn, ihre Waare zu verkau fen und von dein Erlös derselben für lieb' Mütterchen und Hans, einen Baum und ein paar Lichter zu kaufen. Muthig schritt sie jetzt durch die Reihen der Menschen und hcll ließ sie ihre Stimme erschallen: Waldteufel! Kauft Waldteufel!" Brrrr Sumsumsumsum Brrrr! begleitete sie den Kobold. Und nun hatte sie wirklich Glück, in kurzer Zeit war ihr ganzer Borrath an den Mann gebracht und eine daare blanke Mark lag in ihrer Tasche. Nur noch einen Waldteufel hielt sie in der Hand und auch diesen wollte sie gern los werden. Aus dem Hause, vor welchem die Kinder noch vor Kurzem gestanden bat ten. trat jetzt ein älterer Herr. Er hüllte sich fester in seinen Ueberrock und schlug langsam und nachdenklich den Weg nach dem Weihnachtsmartt ein. In einiger Entfernung blieb er stehen, und betrachtete mit ernsten Blicken das bunte Bild, welches fast in jeder Mi nute in anderen Farben spielte. War es dcr Schnee, dcr ihm grad' ins Ge sicht entgegenschlug, waren seine Augen von dem grellen Licht der taufend und abertausend Flammen geblendet, der alte Herr schloß die Augen und helle Thränen liefen über seine Wangen herab und sielen in den weißen Bart und wie die Perle in der Muschel schim werte eine jede von diesen Thränen unter den weißen Haaren. Ter alte Mann dachte zurück an ver gangene Zeiten, da auch in seinem Heim die Weihnachtskerzen strahlten. Er erinnerte sich daran, wie er mit seinem Schwesterchen am Weihnachts abend, herumgetollt und gesprungen war und wie er Vater und Mutter ge dankt hatte für die Gaben, die ihre elterliche Liebe unter dem Tannen bäum ausgebreitet hatte. Und jetzt? Dreißig lange Jahre waren seitdem vergangen. Seine Eltern ruhten schon längst 'im Grabe. Er hatte sein Glück drüben über dem Wasser, in Amerika, versuchen wollen und war als zwanzig jähriger Jüngling dorthin ausgewan dert. Da er sich vorgenommen hatte, seinen Eltern und seiner Schwester nicht früher zu schreiben, bis er ein reicher Mann geworden war, so hörte er auch von deren Schicksal nichts. Als er end lich sein Ziel erreicht hatte und einen Brief an seine Angehörigen absandte, blieb er ohne Antwort. Ta hielt es ihn nicht länger in dem fremden Lande. Er wollte seine Lieben in dcr Heimath überraschen und trat deswegen die Rückreise an. Bei der Ankunft in seinem Heimathsorte machte man ihm die Mittheilung vom Tode seiner Eltern. Als er sich nach seiner Schwe ster erkundigte, sagte man ihm. die selbe sei verheirathet und habe schon seit mehreren Jahren den Ort ver lassen. Wohin dieselbe gezogen war, konnte man ihm nicht sagen, und seine weiteren Nachforschungen blieben ohne Erfolg. Alles da kam ihm jetzt wieder in den Sinn. Er trocknet die Thränen und setzt seinen Weg fort. Plötzlich hört er neben sich Schluchzen und eine kindliche Stimme, deren Klang un willkürlich Erinnerungen in ihm weckt, bricht in bittere Klagen aus: Meine Mark wo ist meine Mark, ich hatte sie in dieser Tasche fort, fort fort. Ach. mein liebes, gutes Mütterchen, jetzt bleibt es dunkel bei uns meine Mark, wo ist meine Mark?!" Armes Kind! Verloren gestohlen, wer weiß es? Von einer Empfindung, die er sich selbst nicht zu erklären wußte, überwältigt, ergriff der alte Herr die Hand des kleinen Mädchens und zog die Kinder fort aus dem Gewühl. Unter Thränen erzählte Acnnchen (so hieß die Kleine) noch ein mal ihr Mißgeschick und welche Hoff nungen durch dasselbe vernichtet wur den. Dieses Gesicht kann nicht lügen." murmelte der alte Herr wie ist Dein Name?" Anny Mosewius." Wo ist Dein Vater. Anny?" Im Himmel," lautete die Antwort des Mädchens. Und möchtest Du mich zu Deiner Mutter führen?" fragte der Alte bebend. Die kleine Anny sah zweifelnd d.cn Fremden an. Ich bin ein Arzt." fügte dieser hin zu. wenn es Einer kann, so heile ich Deine Mutter und mache sie gesund! ' Fort ging es durch die mattbelcuch teten Straßcn nach einer dcr Vorstädte, in ein altcs Haus traten die Kinder ein. dcr Alte folgte ihnen. Das Herz des fremden Mannes pochte gewaltig, als er die Treppen emporstieg. Acnnchen öffnete die Stubenthüre. Bist Du es. Anny," fragt eine sanfte Stimme. Da stürzt der alte Mann laut aufschluchzend und seine Arme ausbreitend an das Bett. Seine Stimme erstickt in Thränen bei den Worten: Schwester! Martha! Geliebte Schwe-ster!" Bruder mein lieber, guter Bru der'." Tas ist ein Weihiiachtsscst! So recht nach dem Herzen Dessen, der die Freude in die ii'.cnsliche Brust gesenkt. Aus der kleinen Anny ist ein tüch tiges. dravcS Mädchen und aus dem kleinen Knaben ist ein tüchtiaer Mann geworden. Ich kenne ihn. er ist einer meiner Freunde. In seinem Zimmer hangt es macht einen eigcnthum lichtn Eindruck ein aller Wald teufel! AlS ich ilrn bat. mir den sonderbaren Schmuck zu erklären, lächelte er und erläbltc mir die kleine Geschickte. Tann nahm er seinen alten Wald- teufel von der Wand und ich kann au Ehr und Gewissen versichern, daß er noch heut lustig brummt: Brrrrr Sumsumsuni Brrrrr! Wer war der Schlaue. Lusligk clctr.itilt lin E, 3 c f i n Mensch, wenn dtr Alte doch schon am Achtlindzwanzigsten Geld schicken wollte!" seufzte der lange, dünne Wal ter Stegemann, als er mit seinem Studiengenossen Robert Köhler an einem schönen Herbstnachniittage tief- sinnig über die Promenade spazierte. Es war nämlich der achtundzwanzigste von einunddreiLig Tagen. Hm. hm." sagte sein Begleiter und sah den Kameraden prüfend von der Seite an. Sollte der als äußcrst par sam bekannte Steqcinann in der That kein Geld mehr haben oder wollte er den schnöden Mammon ganz allein ver zehren? Tas war einer Untersuchung werth. Ich schlage übrigens vor, wir ge nehmigen uns irgendwo einen Schop pen." fuhr er fort und blickte mit der Miene eines Tollar-Millionärs um sich Hm, hm." sagte nun anch der Andere. Sollte," dachte er bei sich. dieser Luftibus wirklich noch so weit zahlungsfähig sein? Tas wäre nicht übel." Wenige Schritte weiter standen sie vor dem Eingang eines feineren Re staurants. Ja. mein lieber Freund, ich bin aber leider augenblicklich nicht in der Lage " erklärte Stegemann. O. das macht nichts!" fiel Köh ler ein, ich habe zwar auch nichts, aber " Einen Augenblick sahen sich Beide an; Jeder suchte in des Anderen Zügen zu lesen. ..Er scheint doch nicht ganz abge brannt zu sein," schloß Stcgcmanii. Dcr Kerl thut natürlich nur so. als ob er nichts habe," dachte Köhler. Der heute besonders füfsige Stoff hatte vorzüglich geschmeckt. Köhler gab seinem Schnurrbart einen wohl habenden Schwung und rief: Kell ner, zahlen!" Ehe aber der dienstbare Geist erschien, flüsterte er Stegemann zu: Nicht wahr, lieber Freund, Scherz bei Seite. Tu bist so freundlich und " Aber mein Gott, ich sagte schon vorhin, ich " Was. also wirklich? Nun. dann müssen wir uns auf andere Weise aus der Affaire ziehen!" Himmel, wie denn?" Nun, wir müssen schon ein Pfand zurücklassen," sagte er gedehnt. Ich habe übrigens eine Elgarrentasche von echtem Leder, die mir ein kleines Mädel verehrt hat. Vielleicht " Damit legte er entschlossen besagte Tasche auf den Tisch. Inzwischen war dcr Kellner herangekommen. Vier Bier? macht eme Mark, Herr Doktor!" Eine Mark? Na. also...." Weiter kam er nicht. Stegemann, der bis jetzt unruhig der Entwickelung zugeschaut, griff plötzlich in die Tasche, holte sein Portemonnaie hervor, legte ein Goldstück auf den Tisch und sagte mit einer Stimme, als ob er hingerich tet werden sollte: Ziehen Sie, bitte, ab!" Köhler steckte kaltlächelnd eine Ei- garre an und ging so stolz aus dem Lokal, wie er hereingekommen war. Draußen brach das Unwetter los. Aber Mensch. Mensch, wie kann man nur Kann man nur? Wieso denn?" Was hätte man davon denken fol- len, wenn . , . . " Wenn? Hier giebt's kein Wenn. Wenn Du nicht hättest zahlen können, so hätte ich eben selbst gezahlt!" Sprach s und holte mit unnachahm- licher Grazie einen Gegenstand aus der Westentasche es war ein Zwei- Markstück! Weltuntergangs-Geschichtc. Ein Lcscr erzählt der Tügl. Rund- schau" folgendes Erlebniß. das er in seiner Familie gehabt: Der siebcnjäh rige Buwi" will nicht zur Schule gehen, weil er nicht mit dem Lehrer, sondern mit seiner Mama untergehen" will. Nach längerem Hin- und Her reden nimmt ihn seine zehnjährige Schwester auf die Seite und erklärt ihm. er brauche keine Angst zu haben, der Komet, ein Stern so groß wie ein Mann, komme allerdings, er werde aber von zehn starken Männern, die als Bewaffnung große, große Stangen haben, erwartet, und diese würdcn ihn wicdcr verjagen. Die strengen Worte des Vaters haben nicht geholfen, die Phantasie eines Kindes war dem Kinde aber zugänglich, und Buwi ging be ruhigt mit seiner Schwester zur Schule. Unter Harfnichchen. Unsere Freundin Emmy ist aber ein fischblütige Geschöpf." Ja. ich glaube, die kann einen Uniformknopf ohne Herzklopfen be trachten." Fein zurückgegeben. Mann: Ich habe doch entschiede besseren Geschmack als Tu. Frauchen." Junge Frau: O ja. das hast Tu gezeigt, indem Tu mich nahmst." pwyig. Herr Mcdizinalrath. ich verspürt in der letzten Zeit immer so einen Truck in dcr Magkiigegeiid: sollte das vielleicht von mciner goldenen Uhrkctte her rühren?" versteckte Vbeit. Anglcrin : Hier fängt man wohl überhaupt nichts?" Anglcr: O ja; abcr Sie müssen mehr gegen Abend angeln, am Tage beißt so leicht keiner an." Der MZjjige Toktor: Sie trinken wohl sehr viel Bier?" Braumeister: Net amol! Geleqent lich a Glas." Toktor: Was heißt gelegentlich?" Braumeister: Na. halt alle Viertel stund'." Reicher IVrnittj, Hausfrau: Fatal, da sind Holz und Kohlen alle geworden." Tienstmüdchcn: Wissen S'. Ma dame, da wcrde ich einmal mit alten Tienstbüchern von mir heizen." Das ist der Grund. Madame (zum eintretenden Dienst Mädchen): Siebenmal haben Sie seit drei Monaten Ihren Dienst gewechselt?" Dienstmädchen: Abcr Madame, kann ich dafür, wenn die meisten HauS frauen eine so große Aversion gegen das unentbehrliche Militär haben?"' Dazu reicht er ncch. Baron (zum Pcnsionsvater seines Sohnes): ..Nun. flerr Professor, wie gcht's mit meinem Sohne?" Professor: Leider ganz Verbum mclt." Baron: O, o. dann kann er ja nicht mein Erbe und Nachfolger wer den." Professor: Na. na. so verbummelt ist er gerade noch nicht." in tüchtiger Jäger. 21: Der Herr Lchmann ist wohl ein flotter Jäger?" B: Ja. und ob; der verjagt uns immer das ganze Wild." Schwieriges Deutsch. Büreauchef (zum faulen Schreiber): Thean S' do' nct allcweil' so, als ob S' 'was thoan thaaten Sie thean j do' nix!" Nicht einmal das. Kranker (zu seiner Frau, die eben im Begriff ist. ihm einen Löffel Medizin einzugeben): So mach' doch den Löffel ganz voll! Nicht einmal das bischen Medizin gönnt sie einem!" Der vergeßliche. Wohnt Professor Streusand nicht inchr hier?" I bewahre, schon feit sechs Wochen nicht mehr; er war aber gestern noch mal hier, um sich zu erkundigen, wo er damals hingezogen ist!" Je nachdem. Wie haben Sie sich gestern auf dem Balle amüsirt?" Sehr gut, habe ein reizendes Fräu lein kennen gelernt! Und Sie?" O. o! Habe zwar kein Kätzchen, sondern einen tüchtigen Kater erobert!" Beweis. Du Spund, warum studirt denn Dein Bruder nicht?" Ach, der hat kein Talent zum Stu diren." Wieso?" Er kann kein Bier vertragen." Umschreibung Herr Doktor, können Sie mir sagen. was jener Herr mit den vielen Brillant- ringen dort ist?" Gnädige Frau, das ist ein Mann, dem es seine Verhältnisse gestatten, nach dem Frühstück gleich Feierabend zu machen!" In der Verlegenheit. (Ein Landstreicher will im Post gebäude bcttcln. In dem Moment, als der Beamte den Schalter öffnet. tritt ein Gcndarm ein). Landstreicher (schnell besonnen): ..Bitt' schön. Herr Sekretär, ist vielleicht ein postlagernder Brief unter Veilchen" eingelaufen?" Naiv. Das Pferd vom Baron Sticrwik hat 20,000 Mark gewonnen." Jetzt möcht ,ch wissen, zu was ein Roß so viel Geld braucht?" Nicht poetisch. Frau (eines Schriftstellers, einer Freundin erzählend): Klöße darf ich meinem Manne nie auf den Tisch brin gen. die sind ihm zu unpoctisch." Das sind echte Wohlthaten, die Geber und Nehmer gleich glücklich machen.