Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 28, 1899, Image 11

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    D Mofe (Dfpjicrshirfdjcn!
fumoxtiU von 0. ! 1 0 m e T ch w i t n i n g.
Wie viel Unheil haben sie schon an
gerichtet in der lustigen. lebenSsrohen
Leutnantswelt, diese Ossizier-burschen!
Wie viel Stoss haben sie geliefert für
die langweiligen Kasinoabende, wie
viel Himmelichockgranatendonnenvet
ler" aus ihre geschorenen, schuldigen
Köpfe entladen lassen müsien'.
Oberleutnant Bicsedow ist eine Seele
von einem Manne. Seine Kameraden
schwärmen für ihn. seine Vorgesetzten
schätzen ihn, seine Soldaten würden für
ihn dnrch's Feuer gehen.
Und doch giebt es ein Wort, das die
scn liebenswürdigen Ossizier in den
hellsten Aerger zu setzen vermag. Las
Wort heifzt ffnodbe. So hieß einer sei
ner früheren Offiziersdurlchen.
Besagter .Knobbe war soweit ein ganz
strammer Soldat nnd aufmerksamer
Bursche. Nur einen Fehler hatte er: er
war etwas vergeßlich. Und in seiner
Vergeßlichkeit hatte er Leutnant Biese
dow den schlimmsten Streich seines
Lebens gespielt.
Zu jener Zeit hatte sein Kompagnie
chef seine junge Schwägerin auf Besuch
da wie feine Gattin eine junge,
lebensfrohe, flotte Münchnerin. Leut
nant Biesedom war nie so oft im Hause
seines HauptmannS gesehen worden,
als während jener Zeit. Man flüsterte
schon von einer Verlobung der beiden,
dann aber reiste die junge Münchnerin
plötzlich ab und Leutnant Bicsedow
ging eine Weile umher wie vor den
Kopf geschlagen. Vierzehn Tage später
meldete sich sein Bursche zur Kompagnie
zurück, und von jenem Augenblicke an
war der Name Knobbe" der fürchter
lichste in den Ohren seines früheren
Herrn.
Zwischen all diesen Tingen gab
einen Zusammenhang. Das ahnte
man. Erst jetzt habe ich ihn erfahren
Zwei unschuldige sächsische Garnison
amen haben ein Paar auseinander
gerissen, da? sür einander bestimmt
schien.
Die Offiziere von Biesedow's Regi
mcnt, das in einer großen sächsischen
Garnison lag, hatten ein Liebesmahl
mit Damen veranstaltet. Natürlich
war das Miezerl, seines Hauptmanns
junge Schwägerin, Biesedow s Tisch
dame. Und als die Aufsätze mit dem
Naschwerk kamen, muhte er eine dop
pelte Krachmandel erwischen. Natürlich
gab's ein Vielliebchen und ebenso nahir
lich mußte Biesedow, daß es seine Pflicht
sein werde, es zu verlieren.
Er erfüllte diese Pflicht, und als er
Miezerl's helle Freude darüber sah, daß
er verloren, wandte er sich zu ihr und
flüsterte:
Darf mein Vielliebchen" Ihnen
Gründe von dem geben, wag ich über
Sie denke?"
Da war das Miezerl bis in die zar
ten zierlichen Ohrläppchen hinein roth
geworden und hatte lachend erwidert
' Nur, wenn Ihnen das mit einem ehr
zigen Worte möglich ist!"
Oh!" hatte er luftig geantwortet.
mit einem Wort aus unserer Quartier
liste sogar mit dem Namen einer Hei'
nen sächsischen Garnison!"
Und mit einem vielsagenden Blicke,
vor dem das Miezerl die Augen nieder-
schlug, war er gegangen, um sein Viel
liebchen einzukaufen ein paar zierliche
Alt-Meißncr Nippes. die er in seine
Wohnung beorderte.
Hier setzte er sich an seinen Schreib
tisch, nahm eine seiner Karten und
schrieb auf die Rückseite den Namen des
Garni onstädtchens Oschatz".
Oschatz O, Schatz!" murmelte er
dabei mit leuchtenden Augen ver
ständlicher kann man ja gar nicht sein."
Dann klingelte er dem Burschen.
Knobbe ich muß zum Dienst
Aber inzwischen habe ich eine Besorgung
für Dich. Es muß gleich ein Packetchen
kommen, auf dieses schiebst Tu diese
Karte hier und machst darüber einen
neuen sauberen Papierumschlag. Und
dann gehst Du zu Herrn Hauptmann
d. Studbrock und läßt Dich bei seiner
Schwägerin, Fräulein v. Berftl, mcl
den. Verstanden? Gut. Der Dame
händigst Tu mit einem Kompliment
vom Leutnant Biesedow das Päckchen
ein verstanden, Knobbe?"
..Zu Befehl, Herr Leutnant!"
Dann mach' Deine Sache gut
noch eins, räume hier auf und leg'
,euer ,m Ofen an ich hab nach dem
Dienst zu arbeiten!"
Zu Befehl, Herr Leutnant!"
Als der Offizier das Zimmer ver
lassen hatte, studirte Knobbe zunächst die
hinterlassene Visitenkarte. Oschatz?"
murmelte er da hat sich mci' Leut
nant doch verschrieben wir liegen nicht
in Oschatz. Na mein'swegen mir
kann's egal sinn!" Und damit begann
er das Zimmer aufzuräumen, die
Papierschnitzel, die auf dem Tisch und
dem Fußboden zerstreut umherlagen,
zu sammeln und in den Ofen zu wer
fen. in welchem er, wie ihm befohlen
ivar, ein helles, lustiges Feuer ange
zündet hatte.
Ei Kreiz neine noch eemal!" schrie
er plötzlich auf und starrte erschrocken in
die hclllodernde Flamme. Er hatte auch
guten Grund zu erschrecken; achtlos hatte
er die Visitenkarte seines Leutnants in
der Hand behalten und mit anderen
Papierfpänen in den Ofen geworfen.
Er fuhr mit der Hand in die Eluth
hinein, aber was er hervorzog, war
eitel verbranntes Papier, das zwischen
seinen Fingern zu schwarzen Atomen
zerfiel. i
Knobbe kratzte sich wortlos den Kopf.
Er kannte seinen Leutnant. War dessen
Auftrag nicht big zu seiner Rückkehr
vom Dienst ausgeführt, dann entlud
sich über seinem Haupte ein Donnerwet
tcr nee. nee Tunnerlitzchen nee,
nur das nicht!"
Als er nachdachte, erhellten sich feine
Züge. Es war ja Gott sei Tank kein
Brief gewesen nur eine Visitenkarte,
wie sie drüben auf dem Schreibtisch noch
zu Dutzenden lagen. TaS eine Wort
aus der Rückseite na. das konnte er
auch zur Noth drauffchreiben dann
merkte kein Mensch etwas von seiner
Unachtsamkeit.
Aber, als er sich an den Schreibtisch
setzte, malte sich die hülsloscste Ver
legenheit von Neuem in seinem Antlitz.
Ja welches Wort hatte doch auf der
Rückseite gestanden? Ein Städte und
ein Garnisonnamen war's aber wel
chcr? Das war ihm rein aus dem Gc
dächtniß entflogen.
Knobbe rieb sich die Stirn, schlug
mit der geballten Faust an sie. rannte
im Zimmer umher, steckte den Kopf tief
in das Sopha, und gleich darauf in
des Leutnants Waschschüssel umsonst,
der entflohene Name kehrte nicht zurück.
Ta klingelte es sollte nicht schon
der Leutnant heiß und kalt ward
ihm! Aber nein, es war nur das Packet
aus der Meißner Porzellan-Nicderlage,
das für den Herrn Leutnant abgegeben
wurde.
Nun wurde die Sache brennend und
Knobbe gcricth in Verzweiflung. Aber,
je mehr er nach dem entflohenfn Namen
haschte, desto mehr entwich ihm dieser.
Schweißtriefend kam endlich Knobbe
zu folgender Resolution:
Kreiz verpippchen 's war doch ä
Garnison in der Nähe denken
m'r doch eemal ruhig un vcrninfdig
nach welche Garnisonen Hain' m'r
denn eegcntlich so in d'n Ncehe 'rum!"
Eine Weile sann Knobbe mit an die
Nase gehaltenem Finger, dann leuch
tete es in seinen Augen wieder auf. I
nadierlich das war'sch nä, wie konnt'
ich's nur vergessen!" Und schnell stand
in genau so unschönen Zügen, wie in
denen seines Herrn, aber dennoch deut
lich lesbar der Name auf der Rück
feite der Karte. Diese unter den
Kreuzbindfaben des Packetchens schie
den, einen neuen Umschlag darum
machen und forteilen, um es der
schönen Empfängerin auszuhändigen,
war das Werk eines Augenblicks.
Als am folgenden Mittag Leutnant
Biesedow hochklopfenden Herzens bei
seinem Hauptmann vorsprach und
sich bei den Damen melden ließ, empfing
er die Antwort, die Damen ließen be
dauern, ihn jetzt nicht empfangen zu
können. Bestürzt ging der Offizier da
von, als er aber am nächsten Morgen
hörte, Fräulein von Berftl sei plötzlich
abgereist, drohte ihm das Herz stillzu
stehen. Sie hatte also mit ihm gespielt
und war der zart angedeuteten Auefee
rung seiner Gefühle ausgewichen für
iinmer.
Was haben Sie denn mit meiner
kleinen Schwägerin gehabt, lieber
Bicsedow?" fragte ihn nach einer Reihe
von Tagen der Hauptmann. Sie ist
ja im Groll über Sie abgereist. A
propos heute kam von ihr ein
Packetchen an meine Frau, mit der
Bitte. Ihnen das zu übermitteln. Ich
lae es in Ihre Wohnung besorgen.
Morgen lieber Biesedow
In unruhiger Erregung wartete
Biesedow in seiner Wohnung das Ein
treffen des Packetchens ab. Er enthielt
feine Nippes und Karte, aber IS er
diese umwandte, grinste ihm statt de
Wortes Oschatz" in steilen ungelenken
Buchstaben das Wort Würzen" ent
gegen.
Also als eine Würzen", als eine
unschöne, nicht begehrensmcrthe Per
sönlichkeit hatte sie sich von ihm be
trachtet geglaubt. Biesedow
raste!
Die folgende halbe stunde war
peinlich für den guten Knobbe. Am
anderen Morgen meldete er sich zur
Kompagnie zurück,
Zurück zur alten kiebe.
Residenz of John Ritsch, Esq.,
Füst Ebene.
Mister Editer!
Wann Ich net so
viel Letterheads un
Enwilopps hätt Printe
loffe. wo Füft Ebene
nächst zu Vanderbilts
als mei Aeddreß druff
steht, da wärJch fchun
lang wieder gemuhvt.
Ich gleichs hier mit
jedem Tag weniger.
Des is e schreckliche
Gegend, wo Ich da
enei gekimme bin. Un
die Leit, die sein noch
schlimmer als die Ge
gend. Ich bin setz
nämlich erst derhinner gekimme, daß
mit dem an der Füft Ebene wohne
alleinig net gethan is, for nobel ze sei
un zu der höchste Praminenz ze ge
lange. An der Füft Ebene is nämlich
kci Mensch angesehe, wann er net des
ganze Jahr sei Haus zugesperrt Hot un
ergend wo anners is. E Neu Yorker,
wo net des ganze Jahr vun Neu Nork
ort is, der is gar net drein. Mer
muß drei Monat in Londen. mei in
Päris, drei an der Rivicra, drei in
Newport sei un die Bälänz vun dem
eine Monat da kann mer vielleicht fünf
Täg dervo in Neu York zubringe uir
an dene fünf TSg muß mer drei SoP
pers un Tänz gcmwe. dreimal in die
Happera" gehn un noch emol en große
MäSkeräddall gewwe. Des is der Weg.
wie es an der Füft Ebene der Schtcil
is. Ta thun Ich amwer net mit.
Ucwwcrhaupt fein Ich unzufriede
un unglücklich. Es fehlt mer die Be
schastigung. E Mann, wie Mich, der
wo als früherer Scrluhnkicpcr un
dann als Ländlord an e Lemc voller
Thätigkeit gewöhnt is. for den taugt
des Nirthun nix.
Ich will wieder in's Ländlord-Büs-neß.
Da hab Ich mci regcller Thätig
seit, grad wie Ich's früher gchatt hcn.
Ta steh Ich um neun Uhr Morchens
auf un dann trink Ich mein Kofsie un
.'n kleine Eycopcner derzu. Tann er
zählt mer mei Alti. wer am Zag vor
her vun die Tenänts da war, wer be
zahlt Hot un so weiter. Tes Geld, wo
bezahlt worn is, steck Ich ei un wann
Tenänts da wr'n, die was gefixt
hawwe wolle, da sag Ich der Alti. sie
sollt ene sage, sie sollte noch e Woch
warte, dann that Ich derzu tcnde. Un
dann geh Ich zu der Mietling. Tcs
is nämlich e Scrluhn, wo die anncre
Lündlords aach hingehn. Ta rede mer
vun die schlechte Zcite un daß im Flüt
vcrrente nix mehr drin is, dann
schimpfe mer üwwcr die Tenänts, dann
schimpfe mer üwwer die Täxes, dann
schimpfe mer drüwwer, daß die Stadt
kei mpruvments macht, dann schimpfe
nicr e Bißle in Tschenercll un wann
mer sunscht nix ze schimpfe wisse, da
schimpfe mer üwwer de Freiluntsch oder
üwwer des Bier oder de Wei un dann
gehn mer heim un schimpfe üwwcr
des Esse.
Nachmittags leg Ich mich dann e
Stündche oder zwei hi un dann spiele
mer wieder an dem selwige Platz, wo
mer Vormittags warn, en Pienackcl
oder en Sechsesechzig mit Trommle un
Pfeife bis Zopperzeit un nach ein
Zopper kimme Mir (die prominentere
Lündlords vum Distrikt) wieder an
den Platz, wo mer Vormittags un
Nachmittags warn zcsamme. un unner
halte uns oder mer gehn in's Hinner
stübche un mache e klein s Pokerch
iLimlted).
Uff die Weis Hot mer doch wenigstens
sei Beschäftigung. Des is doch was
Anneres wie jetzt, wo Ich mei Geld
in Bonds un Stacks angelegt hat
Wie des jetz is, da hen ich nämlich f.
wenig ze thun, daß Ich als aus lauter
Langweil m s Werthshaus lauf un
des taucht nix. Da geb ich mcincr Alti
ganz Recht. Ich bin aach noch ze jung
for ze faullenze.
Also des is abgemacht: Ich storz
Mich wieder in die Arbeit, Ich werd
wieder Ländlord. Blos Eins hen Ich
mer bei dere Tschäns vum meun Le
weswandel ausgemacht: Nämlich zum
Rcntkollckte will Ich nimmer selwer
tcnde. Tcs gcb Ich zu eme Acdschens
Ich haß nämlich des Schreiwe vun die
Rent-Reziehts. Da hen Ich aach werk
lich kei Zeit derzu, sunscht müßt Ich
die Karrespandenz zu Jhne drappe,
Im ucwwrige kann Ich Jyne gar
net sage, wie Ich mich freu, daß die
Faullenzerei e End Hot un Ich wieder
e geordnete, regelmäßige Thätigkeit
krieg. Denn. Mister Editer, ob Sie s
jetz glaabe oder net. die Arbeit is doch
der schönste Zeitvertreib un is des Ein
zige. wo de Mensch glücklich un froh
macht. Tenke Sie nor, wie mer sich
dann jedesmal freut, daß die Zeit ver-
triebe is.
Mit Rigards
Yours
John Ritsch. Esq
Ich denke, der Ländlords -Verein
werd des richtige Ding bei Mir thun
un Mich wieder zum President lekte.
Biseits. Mister Editer, hen Ich bei
meim Plan noch e Skiem. Ich denk'
nämlich, es kann net lang dauern, bi
e andlord-Ä.ru t gegründet werd un
dann wern Sie emol was erlewe.
Mister Editer, was Ich des Syndikät
bezahle mach, wann es mei Häuser
kaafe will. Vielleicht geh Ich aach fel-
wer mit in de Trust enei, dann e Trust
is des Einzige, was sich heuntigen Tags
noch bezahlt.
Wann Sie ergend wo e Haus wiffe,
wo for die Hälft, was es werth is,
verkaaft werd, losie Sie Mich's wiffe.
Of Course biet Ich dem Mann dann
noch weniger, wie, was er denkt. Tes
is der Weg, Büsneß ze thun. See?
I. R., Esq
?in Minister, wie er sein soll.
Im Jahre 1752 sprach Friedrich II.
gelegentlich eines Verfahrens gegen den
verschuldeten Schwiegersohn eines fei-
ncr ncrni ier den Mund ab aus. dan
überall den Landesgesetzen und Rech-
ten gemäß zu verfahren und zu dezidi
ren, allermaßen er sich hierin keines
wegs immediate meliren, noch vor einen
oder andern Theil besonders partiren
werde, vielmehr wolle, daß alles den
Rechten und Landesgesetzen gemäß trak-
tirt werde, da er sich selbst solchen in
einen eignen Sachen unterwerfe."
Trotzdem der König in späteren Fällen
diesen Grundsatz wiederholte und es für
bekannt annahm, daß er in Rechts
ftreitigkciten einer unmittelbaren Ent
schcidung sich nicht anmaße, vielmehr
solche 'als Machtspruch verabscheue",
glaubte er dennoch einmal im Wider
fpruche mit der gerichtlichen Entschei
dung die einem adeligen Konkursschuld
ner abgeschlagenen Unterhaltsgelder
auf 1200 Thaler festsetzen zu können
und befahl dem Minister von Münch-
hausen, in diesem Sinne ein Reskript
an das ammergencht zu erlassen
3 lall dessen legte Münchbaufen dem
König einen von diesem selbst zu voll
ziehenden Entwurf mit dcm Bemerken
vor, vom Justizminist.'r könne ein
solcher allen gesetzlichen Vorschriften
zuwiderlaufender Akt nicht ausgehen."
Friedrich erließ darauf die von ibm
seinem KabinetSsckretär in die Feder
diktirtc Resolution: Mein lieber
Justizministcr von M. Er ist ein sehr
rechtschaffener Mann, aber ein recht
grober Esel." Münchhauscn antwor
tete darauf: Er erdreiste sich. Seine
Majestät darauf aufmerksam zu machen,
daß der Konzipicnt des Königlichen
Erlasses sich gegen den ersten Tiener
der Krone sehr unpcinlichcr Ausdrücke
bedient habe, und daß er daher der
Ueberzeugung lebe. Seine Majestät
werde demselben das Unsägliche darin
allen Ernstes verweisen. Jahr und
Tag vermied der König mit Münch
Haufen zu sprechen; donnerst, bei einem
Ministerrath in Eharlottenburq, sah
Friedrich den kühnen Justizministcr M.
mit durchbohrenden Blicken an und
sprach dann: Na, lieber Münchhausen,
ich habe es auch meinem Sekretär gc
sagt." Dieselbe Energie bewies Münch
Haufen, als ein Graf ihm persönlich
einen Kabinctsbefchl des Königs über
brachte, nach welchem ein gegen den
Grafen schwebendes Wechscl-Exekutions-verfahren
aufgchoben wcrdcn sollte.
Münchhauscn ließ den Grafen auf der
Stelle fcstnchmen. und dcm König
blieb nur übrig, den Verhafteten durch
Zahlung der Wechselschuld zu befreien.
Zur Rechenschaft über sein Verhalten
aufgefordert, gab Münchhauscn die
Antwort, daß er zur Hut der Gesetze
verpflichtet sei: Sein Kopf, Nichtsein
Gewissen stehe jederzeit zu S. M. Be
fehl."
Wie man in England deutsche
Künstler feiert.
So viel ist sicher, daß die hervor
ragenden deutschen Tonkünstler von
1 den Engländern mit einer Entschieden-
hat anerkannt werden, die sehr wohl
thuend ist. Tics erfuhr vor Kurzem
auch Prof. Joachim. Tiefer hatte zu
vorkommend sich dazu verstanden, im
vorletzten philharmonisch: Eonzcrte
Paderewski zu ersetzen, welcher seiner
Heirath wegen am Erscheinen verhin
dert war. Im übervollen Haus wickelte
sich eine außerordentliche Scene ab, als
Joachim das Eonzert von Beethoven
gespielt hatte. Tie Direktoren der
philharmonischen Gesellschaft versam
mclten sich auf der Plattform und Herr
W. H. Eummings übergab dem großen
Künstler im Namen derselben einen
Lorbecrkranz von vergoldetem Silber
in einem Etui, auf dessen Schild sich
folgende Inschrift befindet: Geschenk
der philharmonischen Gesellschaft von
London für Dr. I. Joachim in An
erkennung seiner unvergleichlichen
Künstlerschaft und zur Erinnerung an
den 60. Jahrestag seines ersten öfsent
lichen Auftretens."
Die Rede des Herrn Eummings ent
hielt manche humorische Pointe. Haupt
sächlich verursachte das Lesen einer Kri
tik über das erste Auftreten Joachims
in der Philharmonie vor 00 Jahren
große Heiterkeit. Der Kritiker Ehorley
schrieb damals: Der kleine I. Joachim
spielte das Eonzert von Beethoven. Ich
bemerkte schon früher, daß sich etwas
aus dieser Eomposition machen ließe
und der kleine Bursche hat es wirklich
fertig gebracht, dem Werke das Beste,
was es enthält, abzugewinnen."
Eine ungeheure Heiterkeit unterbrach
den Sprecher, als er mit komischer
Handbewegung auf den little fellow
von damals wies. Hierauf folgte eine
rührende Anerkennung, welche Joachim
als Künstler und als Menschen gebühre
und die ihm hiermit die englische Na
tion zolle. Der Sturm des Beifalls
und das Tücherwehen wollte kein Ende
nehmen und manches Auge wurde
feucht.
Mit etwas unsicherer stimme dankte
dann der Gefeierte in engliicher Sprache
und erwähnte, daß die philharmonische
Gesellschaft für ihn vor 00 Jahren in-
sofern eine Ausnahme machte, als sie
damals von ihrer Regel: Wundertin
der werden nicht zugelassen," abging
Er bitte nun, daß nicht die Regel auf
gestellt werden möge, die gegen siebzig
Jahre alten Tonkünstlern das Auftre
ten verböte; denn er hoffe noch recht
oft für die Philharmonie Society zu
pielen.
Ein nicht endcnwöllender Jubel
olgte und zum Schlüsse der Scene kam
noch die jüngste Violinkünstlcnn, das
o außerordentlich begabte zwölfjährige
Kind Maudie M'Carthy. geführt von
Isaye und gefolgt von vielen berühm
ten Geigern, die sich gerade in London
befanden, und überreichte dem Jubilar
ein Bouquet. Das Ganze war tur
Prof. Joachim und für das Publikum
eine Uederraschung; Niemand hatte eine
Ahnung vom Plane der Direktoren.
Um so herzlicher war der plötzlich los-
brechende Jubel, der dcm Gefcicrten
und allen Anwesenden wohl unvergcß
lich bleiben wird.
Der Wettfahrer wider Willen.
Der Pariser Schriftsteller P. Lafitte
erzählt folgende Geschichte: Ich habe
einen Freund, der in Paris-Plage seine
Villeggiatur hielt und sich vorgcnom
men hatte, während dieser Zeit keine
Zeitung zu lesen. Er wußte also auch
nichts von einer gerade veranstalteten
Wettfahrt, als er einen Radausflug
nach Bouloqne unternahm un) hiebei
denselben Weg verfolgte, wie die Theil
lnkbmi'r an der Stahrt. Aber die un
gewöhnliche Belebtheit der Strecke
brachte ihn alsbald zu der Ucberzeu
gung. daß eine sportliche Veranstaltung
im Gange fei. und er vergrößerte daher
sein Tempo, um bei der Ankunft des
Sieger an Ort und Stelle sein zu
können. ES mochte halb 2 Uhr Nach
mittags sein und man erwartete den
Ersten gegen 2 Uhr. Je mehr mein
Freund sich der Stadt Boulognc
näherte, auf desto größere Ansamm
lungcn von Neugierigen stieß er. Plötz
lich, als er in ein Torf einfuhr,
schwenkte man fünf rothe Fahnen vor
ihm. Kontrolle! Kontrolle!" schrieen
ihm Alle entgegen. Geben Sie Ihre
Nummer an!" 9047" rief mein
Freund, ohne anzuhalten. Es war
die Fabriknummcr seines Rades. Tar
aufhin suchten die Herren, die ihre
Kontrolle besetzt hielten, emsig in der
Liste nach der imposanten Nummer,
ohne sie natürlich zu finden. Etwas
weiterhin hielt mein Freund, um einen
Reifen zu rcpariren. Sofort wurde er
umringt; Ticser hebt ihn aus dem
Sattel, Jener bemächtigt sich seines
Reifens und trifft Anstalt ihn zu rcpa
rircn; eine Alte kommt herbei und
bringt ihm eine Tasse Bouillon. Er
will sprechen. Seien Sie stille!" so
ruft man ihin von allen Seiten zu.
Ruhen Sie sich aus. Sie werden es
nöthig haben!" Meinem Freunde wird
die Sache langweilig. Er fahrt wie
der weiter. Man ruft ihm zu, man
applaudirt. Zehn Kilometer weiter
hin muß er halten, um ein Bouquet in
Empfang zu nehmen, das ihm ein rei
zcndes, kleines Mädchen Namens dc
Gemeinderathes überreicht. Tie Ova
tionen werden stärker, Taschentücher
wehen, die Zurufe vervielfachen sich
Mein Freund verdoppelt sein Tempo
um diesen frenetischen Beifallsbczeugun
gen zu entgehen, die ihm sehr unange
ncym nno. Er will ums au eine
Seitenstraße abbiegen. Man verstellt
ihm den Weg. Torthin. dorthin
müen Sie fahren!" Ucbngcns ist
es zu spät. Ein Trompctcnsignal er
tönt, dann ein zweites und ein drittes
Ein Musikkorps spielt die Marseillaise
und hört damit erst dann auf.
als mein Freund endlich in der Lage
ist, die Sache dahin aufzuklären, daß
ein Irrthum vorliege und daß der Sie
ger noch nicht angekommen ist.
Zigeunerreichthum.
Manche zu den Pferdcmärktcn nach
Hannover kommenden Zigeunern ver
fügen über außergewöhnliche Gcldmit
tel, die ihnen einen extravaganten
Luxus ermöglichen. zo hat im Lauf,
ocs sommers ein Zigeuner vei einem
Goldschmied zwei Paar massiv golden.
Sporen bestellt; die Räder mußten au
20-Mark-Stuckcn hergestellt wcrdcn
Ein Anderer aber will anscheinend den
Ersteren noch überbieten oder bei einer
schwarzäugigen Pusztatochtcr aus
stechen: er trägt zwar nur silberne
Sporen, aber neuerdings hat er einem
Goloschmied den Auftrag gegeben, an
300 eingelieferte Zwanzigmarkstück,
goldene Ocsen zu löthen, und an 400
Fünfmarkstücke silberne. Aus den
Münzen sollen Ketten hergestellt werden
die dann als Camisolbcsatz dienen
sollen. Der Besteller ist derselbe Ziqeu
ner Jurkan, der seinem im Frühjahr
verstorbenen Bruder ein ebenso kost-
bares wie originelles Grabdenkmal hat
herstellen lassen.
Tie Rackerchen.
In ihren Erinnerungen" erzählt
die bekannte Schriftstellerin Thekla v
Gumpert folgende ergötzliche Geschichte:
Tie Fürstin v. Radziwill besaß zwei
grüne Papageien, die, weil sie gerne
das Wort Racke" aussprachen, die
Rackerchen genannt wurden. Sie nahm
dieselben auf ihren Reifen stets mit,
Einst kam sie mit ihren beiden jugend
lichen Söhnen durch Schlesien, nahm
Mittagstafel in einer kleinen Stadt ein
und wurde von deren Bürgermeister
feierlich verabschiedet, als sie wieder in
ihren Wagen stieg. Sie dankte ihm
und rief dann einem Tiener zu: Sind
die Rackerchen auch im Wagen?
Diensteifrig erwiderte der Bürger
meister mit einer tiefen Verbeugung:
Zu Befehl, Königliche Hoheit, die
jungen Prinzen sind bereit einge
stiegen." Aus einer Gcrichts-Sihung.
Staats-Anwalt: Bedenken Sie. der
Angeklagte hatte 24 Ochsen gestohlen,
vergegenwärtigen Sie sich die Zahl,
das sind noch einmal so viel wie Sie,
meine Herren Geschworenen.
Rückbezügliche Frage.
Pater: Fritz, gieb Karlchen einen
Apfel ab; die Größeren muffen den
Kleineren immer nachgeben."
Fritz: Papa, das sagst Tu immer,
ich habe aber noch nie gesehen, daß
Tu mir nachgegeben hast."
wenigstens ein Oortheil.
A: Sie hören also Fräulein Spitzig
gern sprechen?"
B: Ja, während der Zeit singt sie
wenigstens nicht!"
Aus dem Briefe eines Rekruten.
Liebe Eltern! Mein Zimmer
gefreiter ißt Leberwurst für sein Leben
gern! das nächste Mal schickt also Blut
wurst!" Dummheiten begehen eigentlich nur
die klugen Leute; bei den andern sind
sie selbstverständlich.
Immer zerstreut.
Professor: .....Hat der Brief aber
ttcbergewicht!"
Tienftmädchen: Ach. der Herr Pro
fcsior taden ja den Briefbeschwerer
'einpackt!"
rlmeichelluTt
Waren Sie gestern im Eonzert?"
Ja, etwa eine Stunde."
Na. haben Sie mich die Ballade
Wolfs" vortragen hören?"
Tie 3,i!I,ih.-linni Mnif"? V.;
A:
B:
A:
vom
- ff v I 11
geht doch die noch?"
A: Wenn ringsum friedlich alles
schläft, ertönt des Wolfe gräßliches
Geheul."
B: Richtig! An das gräßliche Gc
heul erinnere ich mich noch ganz genau!"
Vet litcranfch gebildete Drummer.
Reiseonkel: Ich sage Ihnen, selbst
der große Schiller hat in einem seiner
bedeutendsten 'herrlichen Gedichte, in
dem Lied von der Glocke, des ftand
lungsreiscnden und zwar des Eonsek
tioiisrcifcnden erwähnt."
Gast: I, das ich nicht wüßtc?! An
wclchcr Stelle denn?"
Reiseonkel: Als er sagt (mitnciib
mit Pathos): Mit dem Gürtel, mit
den, Schleier reist der schöne Wahn."
Zitier.
..Was
studirt eigentlich Ihr
Herr
sohnk"
Was er studirt? Das weiß ich nicht,
ich kann Ihnen nur sagen, was er ver
studirt!"
Gemütlzlich.
Barbier (zum Lehrling): Tcr Herr
will einen Zahn gezogen haben; Jockele,
versuch's, 'mal, aber so recht vorsichtig
und langsam hast ja Zeit!"
Cin ungalanter Gatte.
Sie: Warum wohl die Russen
immer vor dem Essen einen Schnaps
genießen?"
Er: Tie wollen sich gewiß Muth
trinken."
Alles Geschäft.
Wie, Ihr Schwiegervater hat Ihnen
bis jetzt keine Mitgift ausgezahlt?"
Nein, ich habe ihm seine Tochter
auf Kredit abgenommen!"
summarisch.
Sind Sie zufrieden mit der land
wirthschaftlichen Ausstellung?"
Danke, sieben Kühe verkauft, die
Rüben prämiirt, eine Tochter verlobt!"
(Ein guter Bekannter.
Gerichtsvollzieher: Na, Herr Stu
diosus. ich habe Sie wohl erschreckt?"
Studiosus (aus dem Schlafe auf
fahrend): Ja. ich dachte nämlich zuerst,
es käme ein Fremder!"
Pech.
A: Da bist Du ja endlich; warum
liefst Tu denn so furchtbar?"
B: (athemlos): Ach. seit einer Vier
telstunde renne ich hinter dem Omnibus
her. und gerade wie ich ihn einhole,
bin ich zu Hause."
Immer Geschäftsmann.
Colporteur (der die Treppe herunter
geworfen wurde): Ich werd' Sie
wegen Körperverletzung verklagen
hier kaufen Sie sich nur gleich e' Straf
gefetzbuch!"
Ein Asyl.
Junger Arzt: Was
war das eben
sie da 'raus
für ein Strolch, den
geschmissen haben?"
Diener: Ach. denken Sie nur. der
Kerl hat acht Tage in unserem Warte-
zimmer logirt, ohne daß wir eine
Ahnung davon hatten."
Schwacher Trost.
Besuch: Also während Ihre Sckwe-
ster nie einen Bräutigam hatte, waren
Sie einmal verlobt?"
Alte Jungfer: So ist es; ich bin
von uns beiden wenigstens nickt die
itzengebliebenste."
Falsch aufgefaßt
Baron (der sich in einem Alvenwirtbs-
haus unterhalten will, zum Wirth):
Sie gestatten doch, daß ich ein wenia
Zither spiele?"
Wirth: 0 la aber sammeln
darfst mir net gehn!"
Gauner-Ihumor.
Im Komptoir des Samuel Gold-
mann verübt ein Gauner, ku nack
Gefchäftsschluß einen Einbruch.
Wahrend er eben mit dem Anbohren
der eisernen Kasse beschäftigt ist. läutet
plötzlich das Telephon.
Kaltblütig giebt der Gauner auf die
Frage, ob Herr Goldmann noch zu
prechen fei. die Antwort: Herr Gold-
mann ist leider nicht mehr zugegen."
ööchste Gemüthlichkeit.
Herr Bemmcheii (auf dessen Rad ein
Spitzbube davonradelt): All Heil!"
Im kuftballon.
Passagier: Der Ballon sinkt.
jetzt
wird's mir leichter um's ßrn!"
Luftschiffer: Ja sehen Sie, da steigt
er natürlich wieder!"
leine Täuschung.
Leutnant (zu einem Rendezvous in
den Park kommend, hört einen Specht
klopfen): Kleine muß ganz in der
Nähe sein, höre schon ihr Herz pochen!"