Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 28, 1899, Image 11
D Mofe (Dfpjicrshirfdjcn! fumoxtiU von 0. ! 1 0 m e T ch w i t n i n g. Wie viel Unheil haben sie schon an gerichtet in der lustigen. lebenSsrohen Leutnantswelt, diese Ossizier-burschen! Wie viel Stoss haben sie geliefert für die langweiligen Kasinoabende, wie viel Himmelichockgranatendonnenvet ler" aus ihre geschorenen, schuldigen Köpfe entladen lassen müsien'. Oberleutnant Bicsedow ist eine Seele von einem Manne. Seine Kameraden schwärmen für ihn. seine Vorgesetzten schätzen ihn, seine Soldaten würden für ihn dnrch's Feuer gehen. Und doch giebt es ein Wort, das die scn liebenswürdigen Ossizier in den hellsten Aerger zu setzen vermag. Las Wort heifzt ffnodbe. So hieß einer sei ner früheren Offiziersdurlchen. Besagter .Knobbe war soweit ein ganz strammer Soldat nnd aufmerksamer Bursche. Nur einen Fehler hatte er: er war etwas vergeßlich. Und in seiner Vergeßlichkeit hatte er Leutnant Biese dow den schlimmsten Streich seines Lebens gespielt. Zu jener Zeit hatte sein Kompagnie chef seine junge Schwägerin auf Besuch da wie feine Gattin eine junge, lebensfrohe, flotte Münchnerin. Leut nant Biesedom war nie so oft im Hause seines HauptmannS gesehen worden, als während jener Zeit. Man flüsterte schon von einer Verlobung der beiden, dann aber reiste die junge Münchnerin plötzlich ab und Leutnant Bicsedow ging eine Weile umher wie vor den Kopf geschlagen. Vierzehn Tage später meldete sich sein Bursche zur Kompagnie zurück, und von jenem Augenblicke an war der Name Knobbe" der fürchter lichste in den Ohren seines früheren Herrn. Zwischen all diesen Tingen gab einen Zusammenhang. Das ahnte man. Erst jetzt habe ich ihn erfahren Zwei unschuldige sächsische Garnison amen haben ein Paar auseinander gerissen, da? sür einander bestimmt schien. Die Offiziere von Biesedow's Regi mcnt, das in einer großen sächsischen Garnison lag, hatten ein Liebesmahl mit Damen veranstaltet. Natürlich war das Miezerl, seines Hauptmanns junge Schwägerin, Biesedow s Tisch dame. Und als die Aufsätze mit dem Naschwerk kamen, muhte er eine dop pelte Krachmandel erwischen. Natürlich gab's ein Vielliebchen und ebenso nahir lich mußte Biesedow, daß es seine Pflicht sein werde, es zu verlieren. Er erfüllte diese Pflicht, und als er Miezerl's helle Freude darüber sah, daß er verloren, wandte er sich zu ihr und flüsterte: Darf mein Vielliebchen" Ihnen Gründe von dem geben, wag ich über Sie denke?" Da war das Miezerl bis in die zar ten zierlichen Ohrläppchen hinein roth geworden und hatte lachend erwidert ' Nur, wenn Ihnen das mit einem ehr zigen Worte möglich ist!" Oh!" hatte er luftig geantwortet. mit einem Wort aus unserer Quartier liste sogar mit dem Namen einer Hei' nen sächsischen Garnison!" Und mit einem vielsagenden Blicke, vor dem das Miezerl die Augen nieder- schlug, war er gegangen, um sein Viel liebchen einzukaufen ein paar zierliche Alt-Meißncr Nippes. die er in seine Wohnung beorderte. Hier setzte er sich an seinen Schreib tisch, nahm eine seiner Karten und schrieb auf die Rückseite den Namen des Garni onstädtchens Oschatz". Oschatz O, Schatz!" murmelte er dabei mit leuchtenden Augen ver ständlicher kann man ja gar nicht sein." Dann klingelte er dem Burschen. Knobbe ich muß zum Dienst Aber inzwischen habe ich eine Besorgung für Dich. Es muß gleich ein Packetchen kommen, auf dieses schiebst Tu diese Karte hier und machst darüber einen neuen sauberen Papierumschlag. Und dann gehst Du zu Herrn Hauptmann d. Studbrock und läßt Dich bei seiner Schwägerin, Fräulein v. Berftl, mcl den. Verstanden? Gut. Der Dame händigst Tu mit einem Kompliment vom Leutnant Biesedow das Päckchen ein verstanden, Knobbe?" ..Zu Befehl, Herr Leutnant!" Dann mach' Deine Sache gut noch eins, räume hier auf und leg' ,euer ,m Ofen an ich hab nach dem Dienst zu arbeiten!" Zu Befehl, Herr Leutnant!" Als der Offizier das Zimmer ver lassen hatte, studirte Knobbe zunächst die hinterlassene Visitenkarte. Oschatz?" murmelte er da hat sich mci' Leut nant doch verschrieben wir liegen nicht in Oschatz. Na mein'swegen mir kann's egal sinn!" Und damit begann er das Zimmer aufzuräumen, die Papierschnitzel, die auf dem Tisch und dem Fußboden zerstreut umherlagen, zu sammeln und in den Ofen zu wer fen. in welchem er, wie ihm befohlen ivar, ein helles, lustiges Feuer ange zündet hatte. Ei Kreiz neine noch eemal!" schrie er plötzlich auf und starrte erschrocken in die hclllodernde Flamme. Er hatte auch guten Grund zu erschrecken; achtlos hatte er die Visitenkarte seines Leutnants in der Hand behalten und mit anderen Papierfpänen in den Ofen geworfen. Er fuhr mit der Hand in die Eluth hinein, aber was er hervorzog, war eitel verbranntes Papier, das zwischen seinen Fingern zu schwarzen Atomen zerfiel. i Knobbe kratzte sich wortlos den Kopf. Er kannte seinen Leutnant. War dessen Auftrag nicht big zu seiner Rückkehr vom Dienst ausgeführt, dann entlud sich über seinem Haupte ein Donnerwet tcr nee. nee Tunnerlitzchen nee, nur das nicht!" Als er nachdachte, erhellten sich feine Züge. Es war ja Gott sei Tank kein Brief gewesen nur eine Visitenkarte, wie sie drüben auf dem Schreibtisch noch zu Dutzenden lagen. TaS eine Wort aus der Rückseite na. das konnte er auch zur Noth drauffchreiben dann merkte kein Mensch etwas von seiner Unachtsamkeit. Aber, als er sich an den Schreibtisch setzte, malte sich die hülsloscste Ver legenheit von Neuem in seinem Antlitz. Ja welches Wort hatte doch auf der Rückseite gestanden? Ein Städte und ein Garnisonnamen war's aber wel chcr? Das war ihm rein aus dem Gc dächtniß entflogen. Knobbe rieb sich die Stirn, schlug mit der geballten Faust an sie. rannte im Zimmer umher, steckte den Kopf tief in das Sopha, und gleich darauf in des Leutnants Waschschüssel umsonst, der entflohene Name kehrte nicht zurück. Ta klingelte es sollte nicht schon der Leutnant heiß und kalt ward ihm! Aber nein, es war nur das Packet aus der Meißner Porzellan-Nicderlage, das für den Herrn Leutnant abgegeben wurde. Nun wurde die Sache brennend und Knobbe gcricth in Verzweiflung. Aber, je mehr er nach dem entflohenfn Namen haschte, desto mehr entwich ihm dieser. Schweißtriefend kam endlich Knobbe zu folgender Resolution: Kreiz verpippchen 's war doch ä Garnison in der Nähe denken m'r doch eemal ruhig un vcrninfdig nach welche Garnisonen Hain' m'r denn eegcntlich so in d'n Ncehe 'rum!" Eine Weile sann Knobbe mit an die Nase gehaltenem Finger, dann leuch tete es in seinen Augen wieder auf. I nadierlich das war'sch nä, wie konnt' ich's nur vergessen!" Und schnell stand in genau so unschönen Zügen, wie in denen seines Herrn, aber dennoch deut lich lesbar der Name auf der Rück feite der Karte. Diese unter den Kreuzbindfaben des Packetchens schie den, einen neuen Umschlag darum machen und forteilen, um es der schönen Empfängerin auszuhändigen, war das Werk eines Augenblicks. Als am folgenden Mittag Leutnant Biesedow hochklopfenden Herzens bei seinem Hauptmann vorsprach und sich bei den Damen melden ließ, empfing er die Antwort, die Damen ließen be dauern, ihn jetzt nicht empfangen zu können. Bestürzt ging der Offizier da von, als er aber am nächsten Morgen hörte, Fräulein von Berftl sei plötzlich abgereist, drohte ihm das Herz stillzu stehen. Sie hatte also mit ihm gespielt und war der zart angedeuteten Auefee rung seiner Gefühle ausgewichen für iinmer. Was haben Sie denn mit meiner kleinen Schwägerin gehabt, lieber Bicsedow?" fragte ihn nach einer Reihe von Tagen der Hauptmann. Sie ist ja im Groll über Sie abgereist. A propos heute kam von ihr ein Packetchen an meine Frau, mit der Bitte. Ihnen das zu übermitteln. Ich lae es in Ihre Wohnung besorgen. Morgen lieber Biesedow In unruhiger Erregung wartete Biesedow in seiner Wohnung das Ein treffen des Packetchens ab. Er enthielt feine Nippes und Karte, aber IS er diese umwandte, grinste ihm statt de Wortes Oschatz" in steilen ungelenken Buchstaben das Wort Würzen" ent gegen. Also als eine Würzen", als eine unschöne, nicht begehrensmcrthe Per sönlichkeit hatte sie sich von ihm be trachtet geglaubt. Biesedow raste! Die folgende halbe stunde war peinlich für den guten Knobbe. Am anderen Morgen meldete er sich zur Kompagnie zurück, Zurück zur alten kiebe. Residenz of John Ritsch, Esq., Füst Ebene. Mister Editer! Wann Ich net so viel Letterheads un Enwilopps hätt Printe loffe. wo Füft Ebene nächst zu Vanderbilts als mei Aeddreß druff steht, da wärJch fchun lang wieder gemuhvt. Ich gleichs hier mit jedem Tag weniger. Des is e schreckliche Gegend, wo Ich da enei gekimme bin. Un die Leit, die sein noch schlimmer als die Ge gend. Ich bin setz nämlich erst derhinner gekimme, daß mit dem an der Füft Ebene wohne alleinig net gethan is, for nobel ze sei un zu der höchste Praminenz ze ge lange. An der Füft Ebene is nämlich kci Mensch angesehe, wann er net des ganze Jahr sei Haus zugesperrt Hot un ergend wo anners is. E Neu Yorker, wo net des ganze Jahr vun Neu Nork ort is, der is gar net drein. Mer muß drei Monat in Londen. mei in Päris, drei an der Rivicra, drei in Newport sei un die Bälänz vun dem eine Monat da kann mer vielleicht fünf Täg dervo in Neu York zubringe uir an dene fünf TSg muß mer drei SoP pers un Tänz gcmwe. dreimal in die Happera" gehn un noch emol en große MäSkeräddall gewwe. Des is der Weg. wie es an der Füft Ebene der Schtcil is. Ta thun Ich amwer net mit. Ucwwcrhaupt fein Ich unzufriede un unglücklich. Es fehlt mer die Be schastigung. E Mann, wie Mich, der wo als früherer Scrluhnkicpcr un dann als Ländlord an e Lemc voller Thätigkeit gewöhnt is. for den taugt des Nirthun nix. Ich will wieder in's Ländlord-Büs-neß. Da hab Ich mci regcller Thätig seit, grad wie Ich's früher gchatt hcn. Ta steh Ich um neun Uhr Morchens auf un dann trink Ich mein Kofsie un .'n kleine Eycopcner derzu. Tann er zählt mer mei Alti. wer am Zag vor her vun die Tenänts da war, wer be zahlt Hot un so weiter. Tes Geld, wo bezahlt worn is, steck Ich ei un wann Tenänts da wr'n, die was gefixt hawwe wolle, da sag Ich der Alti. sie sollt ene sage, sie sollte noch e Woch warte, dann that Ich derzu tcnde. Un dann geh Ich zu der Mietling. Tcs is nämlich e Scrluhn, wo die anncre Lündlords aach hingehn. Ta rede mer vun die schlechte Zcite un daß im Flüt vcrrente nix mehr drin is, dann schimpfe mer üwwcr die Tenänts, dann schimpfe mer üwwer die Täxes, dann schimpfe mer drüwwer, daß die Stadt kei mpruvments macht, dann schimpfe nicr e Bißle in Tschenercll un wann mer sunscht nix ze schimpfe wisse, da schimpfe mer üwwer de Freiluntsch oder üwwer des Bier oder de Wei un dann gehn mer heim un schimpfe üwwcr des Esse. Nachmittags leg Ich mich dann e Stündche oder zwei hi un dann spiele mer wieder an dem selwige Platz, wo mer Vormittags warn, en Pienackcl oder en Sechsesechzig mit Trommle un Pfeife bis Zopperzeit un nach ein Zopper kimme Mir (die prominentere Lündlords vum Distrikt) wieder an den Platz, wo mer Vormittags un Nachmittags warn zcsamme. un unner halte uns oder mer gehn in's Hinner stübche un mache e klein s Pokerch iLimlted). Uff die Weis Hot mer doch wenigstens sei Beschäftigung. Des is doch was Anneres wie jetzt, wo Ich mei Geld in Bonds un Stacks angelegt hat Wie des jetz is, da hen ich nämlich f. wenig ze thun, daß Ich als aus lauter Langweil m s Werthshaus lauf un des taucht nix. Da geb ich mcincr Alti ganz Recht. Ich bin aach noch ze jung for ze faullenze. Also des is abgemacht: Ich storz Mich wieder in die Arbeit, Ich werd wieder Ländlord. Blos Eins hen Ich mer bei dere Tschäns vum meun Le weswandel ausgemacht: Nämlich zum Rcntkollckte will Ich nimmer selwer tcnde. Tcs gcb Ich zu eme Acdschens Ich haß nämlich des Schreiwe vun die Rent-Reziehts. Da hen Ich aach werk lich kei Zeit derzu, sunscht müßt Ich die Karrespandenz zu Jhne drappe, Im ucwwrige kann Ich Jyne gar net sage, wie Ich mich freu, daß die Faullenzerei e End Hot un Ich wieder e geordnete, regelmäßige Thätigkeit krieg. Denn. Mister Editer, ob Sie s jetz glaabe oder net. die Arbeit is doch der schönste Zeitvertreib un is des Ein zige. wo de Mensch glücklich un froh macht. Tenke Sie nor, wie mer sich dann jedesmal freut, daß die Zeit ver- triebe is. Mit Rigards Yours John Ritsch. Esq Ich denke, der Ländlords -Verein werd des richtige Ding bei Mir thun un Mich wieder zum President lekte. Biseits. Mister Editer, hen Ich bei meim Plan noch e Skiem. Ich denk' nämlich, es kann net lang dauern, bi e andlord-Ä.ru t gegründet werd un dann wern Sie emol was erlewe. Mister Editer, was Ich des Syndikät bezahle mach, wann es mei Häuser kaafe will. Vielleicht geh Ich aach fel- wer mit in de Trust enei, dann e Trust is des Einzige, was sich heuntigen Tags noch bezahlt. Wann Sie ergend wo e Haus wiffe, wo for die Hälft, was es werth is, verkaaft werd, losie Sie Mich's wiffe. Of Course biet Ich dem Mann dann noch weniger, wie, was er denkt. Tes is der Weg, Büsneß ze thun. See? I. R., Esq ?in Minister, wie er sein soll. Im Jahre 1752 sprach Friedrich II. gelegentlich eines Verfahrens gegen den verschuldeten Schwiegersohn eines fei- ncr ncrni ier den Mund ab aus. dan überall den Landesgesetzen und Rech- ten gemäß zu verfahren und zu dezidi ren, allermaßen er sich hierin keines wegs immediate meliren, noch vor einen oder andern Theil besonders partiren werde, vielmehr wolle, daß alles den Rechten und Landesgesetzen gemäß trak- tirt werde, da er sich selbst solchen in einen eignen Sachen unterwerfe." Trotzdem der König in späteren Fällen diesen Grundsatz wiederholte und es für bekannt annahm, daß er in Rechts ftreitigkciten einer unmittelbaren Ent schcidung sich nicht anmaße, vielmehr solche 'als Machtspruch verabscheue", glaubte er dennoch einmal im Wider fpruche mit der gerichtlichen Entschei dung die einem adeligen Konkursschuld ner abgeschlagenen Unterhaltsgelder auf 1200 Thaler festsetzen zu können und befahl dem Minister von Münch- hausen, in diesem Sinne ein Reskript an das ammergencht zu erlassen 3 lall dessen legte Münchbaufen dem König einen von diesem selbst zu voll ziehenden Entwurf mit dcm Bemerken vor, vom Justizminist.'r könne ein solcher allen gesetzlichen Vorschriften zuwiderlaufender Akt nicht ausgehen." Friedrich erließ darauf die von ibm seinem KabinetSsckretär in die Feder diktirtc Resolution: Mein lieber Justizministcr von M. Er ist ein sehr rechtschaffener Mann, aber ein recht grober Esel." Münchhauscn antwor tete darauf: Er erdreiste sich. Seine Majestät darauf aufmerksam zu machen, daß der Konzipicnt des Königlichen Erlasses sich gegen den ersten Tiener der Krone sehr unpcinlichcr Ausdrücke bedient habe, und daß er daher der Ueberzeugung lebe. Seine Majestät werde demselben das Unsägliche darin allen Ernstes verweisen. Jahr und Tag vermied der König mit Münch Haufen zu sprechen; donnerst, bei einem Ministerrath in Eharlottenburq, sah Friedrich den kühnen Justizministcr M. mit durchbohrenden Blicken an und sprach dann: Na, lieber Münchhausen, ich habe es auch meinem Sekretär gc sagt." Dieselbe Energie bewies Münch Haufen, als ein Graf ihm persönlich einen Kabinctsbefchl des Königs über brachte, nach welchem ein gegen den Grafen schwebendes Wechscl-Exekutions-verfahren aufgchoben wcrdcn sollte. Münchhauscn ließ den Grafen auf der Stelle fcstnchmen. und dcm König blieb nur übrig, den Verhafteten durch Zahlung der Wechselschuld zu befreien. Zur Rechenschaft über sein Verhalten aufgefordert, gab Münchhauscn die Antwort, daß er zur Hut der Gesetze verpflichtet sei: Sein Kopf, Nichtsein Gewissen stehe jederzeit zu S. M. Be fehl." Wie man in England deutsche Künstler feiert. So viel ist sicher, daß die hervor ragenden deutschen Tonkünstler von 1 den Engländern mit einer Entschieden- hat anerkannt werden, die sehr wohl thuend ist. Tics erfuhr vor Kurzem auch Prof. Joachim. Tiefer hatte zu vorkommend sich dazu verstanden, im vorletzten philharmonisch: Eonzcrte Paderewski zu ersetzen, welcher seiner Heirath wegen am Erscheinen verhin dert war. Im übervollen Haus wickelte sich eine außerordentliche Scene ab, als Joachim das Eonzert von Beethoven gespielt hatte. Tie Direktoren der philharmonischen Gesellschaft versam mclten sich auf der Plattform und Herr W. H. Eummings übergab dem großen Künstler im Namen derselben einen Lorbecrkranz von vergoldetem Silber in einem Etui, auf dessen Schild sich folgende Inschrift befindet: Geschenk der philharmonischen Gesellschaft von London für Dr. I. Joachim in An erkennung seiner unvergleichlichen Künstlerschaft und zur Erinnerung an den 60. Jahrestag seines ersten öfsent lichen Auftretens." Die Rede des Herrn Eummings ent hielt manche humorische Pointe. Haupt sächlich verursachte das Lesen einer Kri tik über das erste Auftreten Joachims in der Philharmonie vor 00 Jahren große Heiterkeit. Der Kritiker Ehorley schrieb damals: Der kleine I. Joachim spielte das Eonzert von Beethoven. Ich bemerkte schon früher, daß sich etwas aus dieser Eomposition machen ließe und der kleine Bursche hat es wirklich fertig gebracht, dem Werke das Beste, was es enthält, abzugewinnen." Eine ungeheure Heiterkeit unterbrach den Sprecher, als er mit komischer Handbewegung auf den little fellow von damals wies. Hierauf folgte eine rührende Anerkennung, welche Joachim als Künstler und als Menschen gebühre und die ihm hiermit die englische Na tion zolle. Der Sturm des Beifalls und das Tücherwehen wollte kein Ende nehmen und manches Auge wurde feucht. Mit etwas unsicherer stimme dankte dann der Gefeierte in engliicher Sprache und erwähnte, daß die philharmonische Gesellschaft für ihn vor 00 Jahren in- sofern eine Ausnahme machte, als sie damals von ihrer Regel: Wundertin der werden nicht zugelassen," abging Er bitte nun, daß nicht die Regel auf gestellt werden möge, die gegen siebzig Jahre alten Tonkünstlern das Auftre ten verböte; denn er hoffe noch recht oft für die Philharmonie Society zu pielen. Ein nicht endcnwöllender Jubel olgte und zum Schlüsse der Scene kam noch die jüngste Violinkünstlcnn, das o außerordentlich begabte zwölfjährige Kind Maudie M'Carthy. geführt von Isaye und gefolgt von vielen berühm ten Geigern, die sich gerade in London befanden, und überreichte dem Jubilar ein Bouquet. Das Ganze war tur Prof. Joachim und für das Publikum eine Uederraschung; Niemand hatte eine Ahnung vom Plane der Direktoren. Um so herzlicher war der plötzlich los- brechende Jubel, der dcm Gefcicrten und allen Anwesenden wohl unvergcß lich bleiben wird. Der Wettfahrer wider Willen. Der Pariser Schriftsteller P. Lafitte erzählt folgende Geschichte: Ich habe einen Freund, der in Paris-Plage seine Villeggiatur hielt und sich vorgcnom men hatte, während dieser Zeit keine Zeitung zu lesen. Er wußte also auch nichts von einer gerade veranstalteten Wettfahrt, als er einen Radausflug nach Bouloqne unternahm un) hiebei denselben Weg verfolgte, wie die Theil lnkbmi'r an der Stahrt. Aber die un gewöhnliche Belebtheit der Strecke brachte ihn alsbald zu der Ucberzeu gung. daß eine sportliche Veranstaltung im Gange fei. und er vergrößerte daher sein Tempo, um bei der Ankunft des Sieger an Ort und Stelle sein zu können. ES mochte halb 2 Uhr Nach mittags sein und man erwartete den Ersten gegen 2 Uhr. Je mehr mein Freund sich der Stadt Boulognc näherte, auf desto größere Ansamm lungcn von Neugierigen stieß er. Plötz lich, als er in ein Torf einfuhr, schwenkte man fünf rothe Fahnen vor ihm. Kontrolle! Kontrolle!" schrieen ihm Alle entgegen. Geben Sie Ihre Nummer an!" 9047" rief mein Freund, ohne anzuhalten. Es war die Fabriknummcr seines Rades. Tar aufhin suchten die Herren, die ihre Kontrolle besetzt hielten, emsig in der Liste nach der imposanten Nummer, ohne sie natürlich zu finden. Etwas weiterhin hielt mein Freund, um einen Reifen zu rcpariren. Sofort wurde er umringt; Ticser hebt ihn aus dem Sattel, Jener bemächtigt sich seines Reifens und trifft Anstalt ihn zu rcpa rircn; eine Alte kommt herbei und bringt ihm eine Tasse Bouillon. Er will sprechen. Seien Sie stille!" so ruft man ihin von allen Seiten zu. Ruhen Sie sich aus. Sie werden es nöthig haben!" Meinem Freunde wird die Sache langweilig. Er fahrt wie der weiter. Man ruft ihm zu, man applaudirt. Zehn Kilometer weiter hin muß er halten, um ein Bouquet in Empfang zu nehmen, das ihm ein rei zcndes, kleines Mädchen Namens dc Gemeinderathes überreicht. Tie Ova tionen werden stärker, Taschentücher wehen, die Zurufe vervielfachen sich Mein Freund verdoppelt sein Tempo um diesen frenetischen Beifallsbczeugun gen zu entgehen, die ihm sehr unange ncym nno. Er will ums au eine Seitenstraße abbiegen. Man verstellt ihm den Weg. Torthin. dorthin müen Sie fahren!" Ucbngcns ist es zu spät. Ein Trompctcnsignal er tönt, dann ein zweites und ein drittes Ein Musikkorps spielt die Marseillaise und hört damit erst dann auf. als mein Freund endlich in der Lage ist, die Sache dahin aufzuklären, daß ein Irrthum vorliege und daß der Sie ger noch nicht angekommen ist. Zigeunerreichthum. Manche zu den Pferdcmärktcn nach Hannover kommenden Zigeunern ver fügen über außergewöhnliche Gcldmit tel, die ihnen einen extravaganten Luxus ermöglichen. zo hat im Lauf, ocs sommers ein Zigeuner vei einem Goldschmied zwei Paar massiv golden. Sporen bestellt; die Räder mußten au 20-Mark-Stuckcn hergestellt wcrdcn Ein Anderer aber will anscheinend den Ersteren noch überbieten oder bei einer schwarzäugigen Pusztatochtcr aus stechen: er trägt zwar nur silberne Sporen, aber neuerdings hat er einem Goloschmied den Auftrag gegeben, an 300 eingelieferte Zwanzigmarkstück, goldene Ocsen zu löthen, und an 400 Fünfmarkstücke silberne. Aus den Münzen sollen Ketten hergestellt werden die dann als Camisolbcsatz dienen sollen. Der Besteller ist derselbe Ziqeu ner Jurkan, der seinem im Frühjahr verstorbenen Bruder ein ebenso kost- bares wie originelles Grabdenkmal hat herstellen lassen. Tie Rackerchen. In ihren Erinnerungen" erzählt die bekannte Schriftstellerin Thekla v Gumpert folgende ergötzliche Geschichte: Tie Fürstin v. Radziwill besaß zwei grüne Papageien, die, weil sie gerne das Wort Racke" aussprachen, die Rackerchen genannt wurden. Sie nahm dieselben auf ihren Reifen stets mit, Einst kam sie mit ihren beiden jugend lichen Söhnen durch Schlesien, nahm Mittagstafel in einer kleinen Stadt ein und wurde von deren Bürgermeister feierlich verabschiedet, als sie wieder in ihren Wagen stieg. Sie dankte ihm und rief dann einem Tiener zu: Sind die Rackerchen auch im Wagen? Diensteifrig erwiderte der Bürger meister mit einer tiefen Verbeugung: Zu Befehl, Königliche Hoheit, die jungen Prinzen sind bereit einge stiegen." Aus einer Gcrichts-Sihung. Staats-Anwalt: Bedenken Sie. der Angeklagte hatte 24 Ochsen gestohlen, vergegenwärtigen Sie sich die Zahl, das sind noch einmal so viel wie Sie, meine Herren Geschworenen. Rückbezügliche Frage. Pater: Fritz, gieb Karlchen einen Apfel ab; die Größeren muffen den Kleineren immer nachgeben." Fritz: Papa, das sagst Tu immer, ich habe aber noch nie gesehen, daß Tu mir nachgegeben hast." wenigstens ein Oortheil. A: Sie hören also Fräulein Spitzig gern sprechen?" B: Ja, während der Zeit singt sie wenigstens nicht!" Aus dem Briefe eines Rekruten. Liebe Eltern! Mein Zimmer gefreiter ißt Leberwurst für sein Leben gern! das nächste Mal schickt also Blut wurst!" Dummheiten begehen eigentlich nur die klugen Leute; bei den andern sind sie selbstverständlich. Immer zerstreut. Professor: .....Hat der Brief aber ttcbergewicht!" Tienftmädchen: Ach. der Herr Pro fcsior taden ja den Briefbeschwerer 'einpackt!" rlmeichelluTt Waren Sie gestern im Eonzert?" Ja, etwa eine Stunde." Na. haben Sie mich die Ballade Wolfs" vortragen hören?" Tie 3,i!I,ih.-linni Mnif"? V.; A: B: A: vom - ff v I 11 geht doch die noch?" A: Wenn ringsum friedlich alles schläft, ertönt des Wolfe gräßliches Geheul." B: Richtig! An das gräßliche Gc heul erinnere ich mich noch ganz genau!" Vet litcranfch gebildete Drummer. Reiseonkel: Ich sage Ihnen, selbst der große Schiller hat in einem seiner bedeutendsten 'herrlichen Gedichte, in dem Lied von der Glocke, des ftand lungsreiscnden und zwar des Eonsek tioiisrcifcnden erwähnt." Gast: I, das ich nicht wüßtc?! An wclchcr Stelle denn?" Reiseonkel: Als er sagt (mitnciib mit Pathos): Mit dem Gürtel, mit den, Schleier reist der schöne Wahn." Zitier. ..Was studirt eigentlich Ihr Herr sohnk" Was er studirt? Das weiß ich nicht, ich kann Ihnen nur sagen, was er ver studirt!" Gemütlzlich. Barbier (zum Lehrling): Tcr Herr will einen Zahn gezogen haben; Jockele, versuch's, 'mal, aber so recht vorsichtig und langsam hast ja Zeit!" Cin ungalanter Gatte. Sie: Warum wohl die Russen immer vor dem Essen einen Schnaps genießen?" Er: Tie wollen sich gewiß Muth trinken." Alles Geschäft. Wie, Ihr Schwiegervater hat Ihnen bis jetzt keine Mitgift ausgezahlt?" Nein, ich habe ihm seine Tochter auf Kredit abgenommen!" summarisch. Sind Sie zufrieden mit der land wirthschaftlichen Ausstellung?" Danke, sieben Kühe verkauft, die Rüben prämiirt, eine Tochter verlobt!" (Ein guter Bekannter. Gerichtsvollzieher: Na, Herr Stu diosus. ich habe Sie wohl erschreckt?" Studiosus (aus dem Schlafe auf fahrend): Ja. ich dachte nämlich zuerst, es käme ein Fremder!" Pech. A: Da bist Du ja endlich; warum liefst Tu denn so furchtbar?" B: (athemlos): Ach. seit einer Vier telstunde renne ich hinter dem Omnibus her. und gerade wie ich ihn einhole, bin ich zu Hause." Immer Geschäftsmann. Colporteur (der die Treppe herunter geworfen wurde): Ich werd' Sie wegen Körperverletzung verklagen hier kaufen Sie sich nur gleich e' Straf gefetzbuch!" Ein Asyl. Junger Arzt: Was war das eben sie da 'raus für ein Strolch, den geschmissen haben?" Diener: Ach. denken Sie nur. der Kerl hat acht Tage in unserem Warte- zimmer logirt, ohne daß wir eine Ahnung davon hatten." Schwacher Trost. Besuch: Also während Ihre Sckwe- ster nie einen Bräutigam hatte, waren Sie einmal verlobt?" Alte Jungfer: So ist es; ich bin von uns beiden wenigstens nickt die itzengebliebenste." Falsch aufgefaßt Baron (der sich in einem Alvenwirtbs- haus unterhalten will, zum Wirth): Sie gestatten doch, daß ich ein wenia Zither spiele?" Wirth: 0 la aber sammeln darfst mir net gehn!" Gauner-Ihumor. Im Komptoir des Samuel Gold- mann verübt ein Gauner, ku nack Gefchäftsschluß einen Einbruch. Wahrend er eben mit dem Anbohren der eisernen Kasse beschäftigt ist. läutet plötzlich das Telephon. Kaltblütig giebt der Gauner auf die Frage, ob Herr Goldmann noch zu prechen fei. die Antwort: Herr Gold- mann ist leider nicht mehr zugegen." ööchste Gemüthlichkeit. Herr Bemmcheii (auf dessen Rad ein Spitzbube davonradelt): All Heil!" Im kuftballon. Passagier: Der Ballon sinkt. jetzt wird's mir leichter um's ßrn!" Luftschiffer: Ja sehen Sie, da steigt er natürlich wieder!" leine Täuschung. Leutnant (zu einem Rendezvous in den Park kommend, hört einen Specht klopfen): Kleine muß ganz in der Nähe sein, höre schon ihr Herz pochen!"