Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 28, 1899, Image 10
Die IPicfcIpuppe. Hins VcchnschiSZkschichi von ?zn ?kig, Tiedrki Tchwkftcrn, Marthz. Jeanne und Z)vonnk. spielen in dkm calon NkbkN ihrer Mutter. Wenn man ihr Alter zusammenrechnet, so giebt da? dreißig Jahre. Tie kleinste aber jüngste zZhlt acht Jahre, die mittlere neun aber die ültcfte zählt ihrer dreizehn vervollständigt die beiden anderen, stellt daZ Gleichgewicht her und gestattet die Feststellung eineSdurschniltlichen Alters von zehn Jahren Pro MOpTipen. Es ist am ersten Weinachtstage, Eine Welt von Puppen. Lpielsachen und großen Büchern mit Goldschnitt füllt den Salon. Martha. die große, fitzt auf einem Fußkisjen und lieft in einem Buche, das sie auf das Knie ibrer Mutter gelegt hat. Tie Kniee einer Mutter dienen den jungen Kin dem als Tisch, als Sitz, als Zuflucht ätten. Wenn die Kinder grosz sind. werden sie keine Furcht haben, sich hie und da noch, aus Gewohnheit, aus schmeichlerischem Zhun. an den näm kicken ftleck ,u setzen: und die Mutter wird sich niemals beklagen, wenn sie zu schwer geworden sind für die schwächer gewordenen Beine. Tie mittlere packt auf den Tielen eine große Porzellanküche aus. Sie zühlt die Schüsseln; aber die Rechnung stimmt nicht mehr. Tie hat schon am Tage vorher drei davon zerbrochen. Tie ganz Kleine sitzt, statt zu spielen, in einem Winkel und schmollt. Warum schmollt sie am Weihnachtstaqe? Das ist doch ganz unnatürlich, mitten unter diesen schönen Sachen! Warum passen denn auch die beiden älteren Schwestern auf jedes Geräusch auf? Und warum stürzen sie jedesmal, wenn die Klingel ertönt, nach der Thür? Erwarten sie etwa noch mehr Geschenke? Ja wohl. Geschenke, welche sie am heißesten be gehren, die sie seit vierzehn Tagen all nächtlich im Traume sahen, und die ihnen ein Freund versprochen hat. der sie groß werden sehen, der sie liebt mit ganzem Herzen, der gute Freund", wie man ihn nennt. Ein paar Tage vor dem Weihnacht tag hat er sie zu sich herangerufen und hat sie gefragt: Was wollt Ihr zum Christkind geschenkt haben?" Sie hatten diese Frage erwartet und hatten sich über die Antwort verabredet. Und einstimmig hatten sie ausgerufen: Eine Wickelpuppe! ein Wickelpüppchen, das nicht entzweigehen kann!" Ein unzerbrechliches 'Wickelpüpp chen?" wiederholte der Freund; gut! ich will's mir merken. Ihr sollt jede solch' ein unzerbrechliches Wickelpüpp chen bekommen." Nein, nein!" rief Jeanne. Die wäre dann zu klein. Wir wollen bloß eine Wlckelpuppe haben, aber eine große, eine ganz große. . . so groß. . . so groß wie Bvonne!" Macht man denn solche große?" Ja, wir haben welche gesehen." Und werdet Ihr denn alle Drei zusammen mit der gleichen Puppe spielen r Jawohl! das haben wir schon aus gemacht," rief Martha, die Aelteste; ich werde die Großmutter sein, Jeanne die Mutter und Yvonne die Tante." Das ist ja eine ganz nette Familie Nun, meine lieben Kinder! Ihr könnt Euch verlassen auf em Wickelpüppchen. auf eine große Puppe, die nicht entzwei gehen kann, so groß also! Der Weih- nachtstag soll sie Euch früh, bei Zeiten bringen." Aber der heilige Abend war vorüber, und weder der Morgen noch der Abend hatte die Puppe gebracht. Das ist nicht eine Puppe, die nicht entzwei gehen kann," hatte die Mutter lächelnd geneckt, sondern eine Puppe, die man nicht sehen kann." Im Grunde ihres Herzens war sie betrübt über den Kummer, über die Enttäuschung ihrer Töchter. Wie konnte der gute Freund sie also vergessen haben? Das war doch ganz gegen seine Gewohnheit! Wenn er noch in Pari! wäre! Dann hätte man ihm schreiben können: ..Und die Puppe? Die haben Sie wohl bei sich behalten, um selbst mit ihr zu spielen?" Aber er ist am Tage vor Weihnacht auf's Land gefah ren, zu seiner Mutter. Am ersten Weihnachtstage, in dem selben Augenblicke, als Jeanne gerade einen vierten Teller zerbrochen hat, er iönt die Klingel abermals. Martha läßt sogleich ihr Buch im Stich. Jeanne ihre Küche. Avonne ihren Winkel und alle Drei in Reih' und Glied warten voller Unruhe. Der gute Freund kommt zum Vorschein. Man stürzt ihm ml aeaen. küßt ihn ein bischen, ist aber dock nickt so ganz bei der Sache. Man guckt besonders hinter ihn. Er hat die Puppe gewiß bei sich er zieht sie wahrscheinlich am Beine mit Nein! Er ist allein .... Nichts in den Händen; nichts in den Taschen; nichts hinten Martha und Jeanne, die beiden großen Mädchen schmollen, wagen aber kein Wort der Klage. Jüngste dagegen, die noch kein Verständniß für den feinen Ton hat, vermag nicht mehr an sich zu halten und beginnt zu wei nen:, Und die Wickelpuppe, die nicht entzwei gehen kann?" Nun, seid Ihr denn zufrieden? War sie denn groß genug?" fragte der gute Freund. Erstaunt, betroffen sehen sie einander an, sehen sie ihn an. sehen sie die Mut ter an. Diese entschließt sich zu der Antwort: Ei, Ihre Puppe ist unter wegS stecken geblieben. . . . Sie hat den Wca nicht zu uns gefunden Ach Wenn Sie wüßten, wie sie mir deshalb milae'pielt haben!" ,Wa;k Ich habe sie doch vorgestern Abend gekaust.... man hat mir ver sprochen. ne cstern (jinl) hierher zu bringen." Sie werden die Wohnung nicht ge nau bezeichnet haben!" Durchaus nicht! durchaus nicht'. .Dann muß ein Irrthum vor liegen." Wabrsckemllck! 3a bitte nm ein halbes Stündchen Frist. Kinder: werd euch die Vufcix bringen, todt oder lebendig." Er läuft davon. Auf die Lippen der Kinder ist da? Lächeln zurückgekehrt. ?)vonne schmollt nicht mehr. Sie leistet jetzt Jeanne Eeiclllchast nn Zerbrechen der Teller. Zehn Minuten verstreichen. Ein neuerliches Klingeln. Ter gute Freund kann noch nicht zurück sein. Ohne Zweifel ist's Besuch. Nein. Tas Tienstmädchen tritt in das Zimmer und spricht zu ihrer Herrin: Es ist ein Mann draußen, welcher mit Ihnen zu sprechen wünscht." Was begehrt er denn?" Er hat es nicht ge agt. aver es scheint etwas wichtiges zu sein." Was ist s denn für ein Mann ( Ich weiß nicht, ,ch sehe ihn zum erstenmale." Wo wartet er?" Im Vorzimmer." 's ist gut, ich werde mit ihm prechen." Sie steht auf, geht aus dem Salon. läßt die Thür offen und tritt auf die Person zu, welche wartend an der Thür des Vorzimmers steht. Es ist ein Mann von etwa vierzig Jahren. Seine Klei dung ist höchst bescheiden, aber durchaus anständig. Was wünschen feie, was haben ie mit mir zu sprechen?" Gnädige Frau! Ich möchte Ihnen eine Mittheilung machen. Aber es wird lange dauern. Sprechen fete! Ich höre." Ta sagte er rasch, sehr rasch, als ob es ihn dränge, zu Ende zu kommen. mit zitternder Stimme, die erst im Laufe der Rede an Festigkeit gewann: Gnädige Frau! Im vergangenen Jahre, zur gleichen Zeit wie jetzt, war ich Bureaudiener m einem Bankhause. Mein Gehalt reichte nur zum Leben für mich und meine Frau und meine beiden kleinen Mädchen. Ta das Haus, in welchem ich Beschäftigung hatte, zu ge deihen schien, und da die Mehrzahl der Angestellten ihr Geld auf gute Zinsen dort anlegte, so machte ich es wie sie, übergab meine sämmtlichen Ersparnisse dem Besitzer des Bankgeschäftes und auch dreitausend Francs, die ich geerbt hatte. Im Laufe des Jahres hat das Haus schlechte Geschäfte gemacht, seine Zahlungen eingestellt; dann hat man alle Beamten, die ganze Dienerschaft entlassen und die Thüren verschlossen. Ich habe nicht allein Alles verloren, was ich besaß, fondern auch meine Stelle." Er hielt inne. schöpfte Athem und mit gesenkten Augen, seinen weichen Hut in den zitternden Fingern drehend, fuhr er fort: Ich war in Verzweiflung. aver man hat lein Recht, sich oer Muth losigkeit zu überlassen, wenn man eine Frau und zwei Kinder hat. Ich machte mich auf die Suche nach einer Stelle, aber ich fand keine. Ueberall beschick man mich: Die Geschäfte gehen in die sem Augenblicke schlecht. Wir haben schon zu viel Personal. Kommen Sie später wieder vor, dann wollen wir sehen " Ich kam wieder, aber ich erhielt die nämliche Antwort. Ach welche vage! und ich war gezwungen, sie bor meiner Frau zu verbergen, sie war sehr krank, sie lag im Sterben an einer Lungenentzündung; im vergan- genen Monat ist sie gestorben." Madame X., die wenige Schritte vor dem Mann, an eine Confole gelehnt, stand, hörte ihn ohne große Theilnahme an. Seme Geschichte glich derjenigen aller Bedürftigen, tete fühlte sich ver sucht, ihm zu sagen: Ach, Sie sehen doch, ich werde müde, wenn ich Ihnen noch länger stehend zuhören soll. Kom men Sie zu Ende! Was begehren Sie? Fünf Francs, nicht wahr? Da sind sie!" Aber sie schwieg, weil dieser Uw bekannte ihr eine Art von unerkläv lichem Mitgefühl einflößte. Und dann waren auch die drei kleinen Mädchen. als sie die Thür des Salons offen fan den und ihre Mama im Vorzimmer sahen, dort hineingetreten und hörten mit Elfer der Erzählung des armen Mannes zu. Sie wagte es nicht, den selben in Gegenwart ihrer Kinder zu unterbrechen oder gar gröblich fortzu- schicken. Es war ihr Grundsatz, daß man den Kindern Barmherzigkeit ein flöße, daß man sie gewöhnen müsse, die Klagen der Unglücklichen mit Theil nähme anzuhören. Der Mann fuhr fort: Meine letzten Hülfsquellen waren während der Krankheit meiner Frau auf die Neige gegangen. Ich war m Noth, in der bittersten Noth, die ich nicht gekannt, die ich niemals kennen zu lernen gehofft hatte. Sie ist noch chwerer zu tragen, gnädige Frau, zu dieser Zeit des Jahres, weil in den Straßen, auf den Promenaden Alles ein festliches Gewand trägt. Die Kauf- lüden blitzen und funkeln, ivkan be gegnet auf Schritt und Tritt Leuten, die Blumen tragen, Zuckerwerk, Ge- chenke. Und alle die kleinen Läden an den Boulevards mit ihrem Spielzeug! Ach! das wars besonders, was mir wehe that! Spielzeug! meine Kinder würden keines bekommen können ! Und doch hat meine Frau wenige Tage vor ihrem Tode, auf ihre Töchter zeigend. mir ln s Ohr geflüstert: Ich werde wohl daS neue Jahr nicht mehr erleben du wirft ihnen aber statt meiner die Weihnacht-sachen schenken." Als er viele 'vorte tpra. rannen ihm schwere, lang zurückgehaltene Thra nen aus den Augen über die Wangen hernieder. Frau A. war von Rührung übermannt. Sie stand nicht mehr theilnahmsloS an die Eonsole gelehnt. feie hatte sich wieder aufgerichtet und stützte ihre Haiide auf die drei an sie ge lehnten Körnchen. Ter Mann wischte sich die T'hrünen aus den Augen und fuhr, nachdem er seine Ruhe einigermaßen wiedergcfun- den hatte, fort: Wenn meine arau in ihren letzten Augenblicken an die Weih Nachtsgeschenke gedacht hatte, so hatten meine Töchter sie nicht vergessen. Sie wußten ja nicht, wie arm, wie elend ich war! Wozu sollte es nützen, ihnen da von Kenntniß zu gedenk Wurden sie Verständniß dafür gehabt haben? Abends, wenn ich nach tausend unnützen Gängen, immer auf der Suche nach einer Stellung, nach Hause zurückkehrte, umringten sie mich und riefen: Papa, du denkst doch auch an uns am Weih- nachtstage?" Ich antwortete: Ja, ja; denk' an Euch, Kinder! ich denke immer an Euch!' Ta agte die älteste, durch meine Worte und mein Lächeln ermuthigt. zu mir an einem Tezember-Tage: Wir möchten gern eine hub ehe neue Puppe haben, wie wir sie gestern gesehen haben." Ach! eine Puppe? Wie sieht ne denn au? ?" Lehr groß! Mail nennt sie Wickel- puppen, die nicht entzwei gehen." Eine unzerbrechliche Puppe! Ich agte mir diese Worte jeden Augenblick ich hab' sie wohl auch des Nachts im Schlafe wiederholt." Martha, Jeanne und Avonne hör- ten, seitdem die Rede auf die unzerbrech- liche Puppe kam. aufmerksamer zu als vorher, und drückten sich schweigend die Händchen. Vor ein paar Tagen." fuhr der un- bekannte Mann fort, trat ich zum zehntenmale wieder in ein Stellender- mittelungsbureau. und da sagte man mir, daß N. N., der große Spiel- Waarenhändler, Leute zum Austragcn von Palleten gegen gute Bezahlung verlange. Ich besann mich keinen Augenblick und meldete mich. Man stellte mich an. Und den ganzen Tag über, auch Abends sogar, wurde ich nach allen vier Windrichtungen geschickt. Mir war das lieber, als im Kaufladen verweilen. Ter Anblick all' der schönen Spielzeuge, all' der Eltern, all' der Kinder, die aussuchten, was ihr Herz begehrte, hätte mich nur noch trauriger gestimmt. Ich trug freilich den ganzen Tag Spielsachen, in der Hand, auf den Armen, aus dem Rucken; aber sie waren eingepackt, verschnürt; ich sah sie nicht. Auch kehrte die Hoffnung wieder in mein Herz; ich dachte, daß ich am Schlüsse der Woche meinen Taglohn er- halten wurde, vielleicht sogar eine kleine Extravergütung, und dann würde ich ja für meine Kinder, wenn auch nicht die große Puppe, die sie wünschten, so doch eine kleinere kaufen können. Am 23. Dezember sagte man uns im Laden. daß man uns erst in den ersten Tagen des Januars ablohnen würde. Die Kasse wäre zu beschäftigt mit Gcldcin- nahmen, um Geld ausgeben zu können. Wie nun leben bis zum Auszahlunqs tage? Und der Weihnachtsabend? Ach. wenn man amilienvaler it und am heiligen Abend erwachen soll, ohne einen Pfennig Geld im Hause! Nicht, gar nichts für die Kinder! . ... Ich hatte den Muth nicht, auf sie zu warten; , ich fürchtete ihre Glückwünsche am Weih nachtsmorgen; ihre Küsse würden mir weh gethan haben an diesem Tage zum erstenmal. Ich ging frühzeitig fort und ging lange in den Straßen auf und nieder, trostlos, fieberhaft, aufqe regt. Um 8 Uhr begab ich mich nach dem Magazin; es mußten schon m schenke dort aufgestapelt liegen, die zu anderen Kindern zu chatten waren Richtig, man gab mir eine ganze La- dung davon. Ich machte mehrere Gänge. Es verblieben m:r noch drei zu verrichten: zwei ,n meinem Stadt- viertel, einen anderen, viel weiteren hierher, in diese Straße, wo ich da größte Packet, ein ungeheuer großes Packet abgeben sollte. Ich hatte noch keinen Bissen gegessen. Ta bekam ich den Einfall um in meine Wohnung zu gehen, um einen Bi en zu mir zu neh men, ohne mich jedoch von den Kindern sehen zu lassen. Ich trat ein; die bei- den Stuben, die ich im Erdgeschoß, hinten im Hofe, bewohne, waren leer. Eine Nachbarsfrau hatte die Kinder mitgenommen, um sie zu zerstreuen Da nun das große Packet zu schwer war, stellte ich es in eine Ecke, um es sofort abzuholen, wenn ich die beiden anderen Packete in der Nachbarschaft abgegeben hätte. Eine halbe Stunde nachher war ich wieder zurück. Auf dem Flur vernahm ich schon Freuden gcfchrci. Ich trete ein. Meine Kinder springen mir in die Arme, umarmen und küssen mich. Die älteste sagt mit ten unter Küssen: Danke, lieber Pava. danke!" und die Kleine: Tanke, lieber Pava, danke!" Danke? wofür?" Und während ich mich besinne, wofür sie sich bei mir be danken könnten, da ich ihnen nichts ge geben hatte, laufen sie in die Stube und kommen mit einer Puppe wieder hcrausgestürzt: mit einer unzerbrech- li.V!t Irti.f.ltitlhtw 9I.-fl hu ftrfirntnHt jetzt ging mir das Verständniß auf. Wahrend meiner Abwesenheit waren sie nach Hause gekommen, hatten das von mir in die Ecke gestellte Packet gesehen! Es hatte die otm der von ihnen er träumten, großen Puppe. Sie hatten geglaubt, daß in dem Packete die von mir gekausteil Weihnachtsgeschenke ge borgen seien, hatten das Packet aufge macht und die schöne grosse Puppe ge nommen: Ich hätte ie ihnen aus den Händen reißen, hatte ihnen zurufen sollen: TaS ist nichts für Euch! Tas gehört nicht mir. ist nicht von mir für Euch gelauft! TaS gehört anderen klei ncn Mädchen!" Ader sie waren so ver- gnügt! O! Wen ,e ihre reude ge sehen Hütten. Madame! Mit welchen Augen sie ihre Puppe ansahen, wie sie ihr lärHhh hie Wnnncn Rrifirftpn' ' j ' :i ---" Ich fand nicht den Muth, sie ihnen wieder zu nehmen. Ich bin fort, aus dem Haufe gelaufen. Ich wollte in den :pielwaarenladeil zurück und sagen ie nno mir wio annoig: geben feie mir statt denen eine grof, Puppe Und ich hätte sie Ihnen auf der Stelle gebracht, gnädige Frau, denn ich hatte Ihren Namen und Ihre Wohnung auf dem Packete gelesen. Ich konnte weder mit dem Herren noch mit dem Eassirer sprechen man ist zu solcher Zeit gar so sehr beschäftigt in solchen Läden. Und dann hatte ich auch Furcht, zu reden ja, ich hatte Furcht. Heute Morgen habe ich mich endlich entschlossen, zu Ihnen zu gehen, Ihnen alles zu sagen. alles zu bekennen. Gnädige Frau! Ich bitte .Sie recht sehr, führen Sie nicht Klage gegen mich im Laden! Man weiß dort nichts, man glaubt dort, daß feie bedient worden seien; ich stehe im Ruf eines ehrlichen Mannes. In we nigen Tagen wird man mir meinen Lohn übergeben, und ich verspreche, Ihnen dann sofort eine ebensolche Puppe zu bringen, wie meine Kinder in ihrer Unschuld an sich genommen haben!" Eswurdeaeklmgelt. TcrquteFreund war's, welcher von seinem Gange zu- rückkam. Im Laden behauptet man," sagte er, daß die Puppe gestern früh hierher geschickt worden sei." So ist's auch," sagte die Mutter. Nun. und wo ist sie denn?" Sie ist in den Händen anderer klei- ner Mädchen, die minder glücklich sind. als die meinlgen. und denen wir sie schenken: nicht wahr. Martha? nicht wahr, Jeanne? nicht wahr. Avonne?" Ja, ja! wir schenken sie ihnen," antwortete die Aelteste. Und die beiden Anderen riefen als Echo: Ja, ja, wir schenken sie ihnen!" Im Nu waren sie in dem Salon verschwunden, um ebenso schnell mit der Puppenküche zurückzukehren, welche sie dem armen Vater mit den Worten in die Hände drückten: Ta, gebt das Euren kleinen Mädchen mit einem herz- lichcn Weihnachtsgruk von uns!" in Frühling unter dem bäum. Eine Weihiiachlssteschickle Stein. Christ- 0. W. Mr. Wallner. sie sollten sich doch eigentlich einen Christbaum kaufen." sagte der Grocer. Sehen Sie diesen. nicht zu groß und so hübsch kraus. Ter paßte für Sie." Ter Angeredete lachte, belustigt von der Idee, daß er, der alleinstehende Mann, in dessen Haaren der graue Esel schon mächtig heraus kam, sich ein Bäumchen kaufen sollte, dann gab er in plötzlichem Impulse einer halb fcnti mentalen, halb humoristischen Anwand- lung nach und erstand wirklich das an gepriesene Bäumchen. Tas war der Anfang gewesen, und nun saß er da, in seiner einsamen Stube, vor der lichtergeschmückten Tanne, unter der er sich seine Weih nacht aufgebaut hatte, mit Aepfeln und Nüssen und Zuckerwerk, ganz wie es sich gehört, und es fehlte ihm nur eines zu einem ordentlichen Weihnachtsfeste, aber leider gerade die Hauptsache, nämlich die richtige Weihnachtsstimmung. Aber diese mußte ja kommen bei Harzduft und Lichterglanz, und ge duldig blies er die Rauchwölkchen einer extra guten Cigarre, die er sich selbst als Christgeschenk dedicirt hatte, in die Luft und wartete auf die Stimmung, die kommen sollte, aber sie kam nicht, denn Stimmungen sind eigensinnig und lassen sich nicht commandiren. Und ehe er es sich versah, kam über ihn die Empfindung einer ungeheuren Verlassenheit, geboren aus der Erinne- rung an die jauchzende Weihnachtslust feiner Kinderzeit. Wie deutlich durchlebte er sie wieder, diese herrlichen Stunden in dem trau lichen Elternhaufe, das weit jenseits des Meeres stand und in dem jetzt nun auch schon seit langen, langen Jahren ihm unbekannte Menschen schalteten und walteten, und jetzt schweifte sein Blick über eine Haide. die von einer Mauer mit ausgesparten Kreuzen be grenzt wurde, und dort, wo sich die zarten Zweige einer Birke im Luftzuge leise hin und her wiegten, blinkte ein weißer Denkstein über den Mauerrand. Er sprang von seinen stuhle unruy- voll empor und durchmaß die enge Stube mit ungleichen Schritten und dichter kräuselte sich den Rauch seiner Cigarre. Sein wild umhergeworfenes Leben zog an ihm vorüber, roy uno don nungsreich war, es aufgeblüht, in sor gender Hut der Liebe, wie wenig hatte es ihm seine Versprechungen gehalten, weil er in leichtsinnigem Üebermuth die angewiesenen Bahnen nicht wandeln wollte, und endlich war er von der Heimath geschieden, bittere -elbstvor würfe im Herzen, und über das Meer war er gezogen, ein neues Leben zu be ginnen. Arg gezaust und gedeutelt hatte ihn das Schicksal auf der fremden Erde, aber zuletzt hatte er sich zu einer einigermaßen gescherten Existenz h durchgerungen, allein sein Oerz war leer. Sein Leben hatte keinen Inhalt denn er verlangte doch etwas mehr von ihm, wie die Befriedigung der bloßen thierischen Nothdurft. Und wie er so hin- und herschritt in dem Zimmer, von seinem ruhevollen bedanken getrieben, siel fein Auge au den Spiegel, der ihm sein Bild zurück warf. Er trat näher an ihn heran und betrachtete sein Bild, das, da er dem Ehristbaume den Rücken zukehrte. eigenthümlich sanier Beleuchtung er schien. ES war ein Lelchengesicht. da ihm kntgcgeiidlicktc, daS auch von den Augen nicht belebt wurde, denn diese Augen hatten ihr Jeuer verloren. Sie blickten starr und trübe. Ter Winter war gekommen, die Zeit zum Sterben Er senkte sein Haupt auf die Brust und nahm sein rastloses Umherwandern wieder auf. Sterben! Wenn das Leben zum Vegetiren geworden, dann soll der Mensch sterben, denn er hat seinen Werth verloren, der ihm Existenzbe- rechtigung verleiht. Und warum nicht gleich heute sterben? Weil heute Ehrist fest war? Todte Herzen haben Nicht- zu schassen mit diesem Feste der Ver- Heilung. Er trat an seinen Koffer heran, der in der Ecke stand, und schlug den Teckel zurück, dann kniete er vor ihm nieder und begann in ihm herum zu kramen Jetzt hatte er gefunden, was er suchte. einen kleinen Revolver, dessen Lauf und blanke Beschläge iin Scheine der Christ baumlichter lustig blitzten. Er hatte ihn von seinem besten Freunde zum An- denken erhalten, als er über das Welt meer fahren wollte. Wenn der wüßte, wozu er sein Geschenk benutzen wollte! Langsam richtete er sich wieder auf und an den Tisch herantretend, nahm er wieder unter dem Weihnachtsbaume Platz. Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen, als er bedächtig seine Weste aufknöpfte. Tie Scene, die sich jetzt abspielen sollte, contrastirte so seltsam zu der Umgebung, daß sich sein Sinn für Humor regte und es siel ihm gar nicht bei, wie grausig der Humor war. so wenig Schreckhaftes hatte für ihn der Gedanke des nahen Todes. Er hatte ein Gefühl, als ob er sich zur Ruhe be- geben wollte. Er hob den Revolver langsam gegen seine Brust, da klopfte es schüchtern an die Thüre. Und so sehr haben die Con- ventionalismen uns in ihren Banden. daß der Mann, der im Begriffe war, seinem Leben ein Ende zu machen, Herein!" rief und schleunig seinen Revolver in die Rocktasche gleiten ließ. Ruhig hatte er seinen Tod vorberei- tet, aber jetzt, da das nüchterne Leben zwischen ihn und seinen Entschluß getre ten war. zitterte er o yetttg. dan er einen Augenblick sich nicht von seinem sitze erheben konnte. Endlich raffte er sich gewaltsam zusammen und wandte z der Thüre zu. Auf der Schwelle stand ein kleine Mädchen von fünf oder sechs Jahren, das kleine Stumpfnäschen von mo geröthet, und sah mit glänzenden Augen nach dem Christbaum hinüber. Wallner hatte sich letzt vollständig ge sammelt. Tas kleine Ding dort war ihm bekannt. Es war die Tochter einer armen Wittwe, die im Hintcrhause wohnte. Tas Kind trat jetzt näher und hielt ihm, schwankend zwischen Scheu und Zutraulichkeit. ihr Patsch Händchen hin und sagte: O, lieber. lieber Herr, Tu erlaubst mir doch, daß ich mir Deinen Christbaum ein wenig ansehen kann. Ich will auch ganz ge miß gar nichts anfassen. Nicht wahr, Du bist gut?" Waller zog die Kleine an sich heran und hob sie auf sein Knie, und eine unendlich weiche Stimmung überkam ihn. als er dies junge, blühende Leben betrachtete, das sich so harmlos zwischen ihn und den Tod geschoben hatte. Er hatte ihr einige Näschereien hingeschoben, an denen sie vergnügt mit ihren kleinen, weißen Zähnen herum- knupperte, während sie mit leuchtenden Augen zu dem Christbaum emporschaute und. immer vertrauter werdend, plap pertc sie mit geschwinder Zunge von tausend Dingen, und ihr Gastgeber lauschte dem hellen Glockentone ihrer nmme und dabei zogen die Bilder der vergangenen Minuten an ihm vorüber und sein Herz bebte, und leise streichelnd fuhr er dem Kinde über das flachs- blonde Haar, das hinten zu zwei ehr pußlichen Zöpfen zusammengeflochten war, die hin und her wippten, wenn die Kleine den Kopf lebhafter bewegte. Aber da klopfte es wieder, und auf Wallncr's Herein" er chien diesmal eine Frauengestalt, deren Umrisse unter der Umhüllung eines groben Tuches kaum zu erkennen waren. Nach flüch tigem Gruß wandte sich diese sofort an das kleine Mädchen auf Wallncr's Knie: Ah. da bist Tu ja. Marie. Aber gleich kommst Tu jetzt mit nach Hause. Du böses Kind!" Und ihre Worte an Wallner richtend, fuhr sie fort: Ich muß um Entschuldigung bitten wegen der Störung, die Marie und ich Ihnen veranlaßt haben, aber das Kind hat sich fortgeschlichen, während ich in der Küche beschäftigt war. und wie ich nach ihr suchte, glaubte ich. ihre Stimme in Ihrem Zimmer zu hören und da wagte ich es. bei Ihnen einzudringen. Ich bitte nochmals, mir zu verzeihen. Ader jetzt wollen wir Sie nicht länger stören." Damit streckte sie ihre Hände nach dem Kinde aus. aber dieses war nicht ge willt, fo rasch von dem Christbaum und seinem neuen Freund zu scheiden. Die Aermchen um seinen Hals schlingend. nes das Niiid: Tu bist ein guter Mann und jagst mich nicht fort und Ma darf auch bleiben." und damit dielt es ihm den zugespitzten Mund zum Kusse hin. Wallner bückte sich zu ihm nieder und küßte das kleine Ting. bei welcher Manipulation er sich ziemlich ungeschickt benahm; dann wandte er sich an die Mutter und bat sie. des Kindes wegen noch etwas zu bleiben, und auch meinetwegen", fügte er hinzu, und er fühlte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Tas Kind hat mich wieder Weihnachten feiern gelehrt !" Tie Frau ließ sich unschwer bewegen, ihr Tuch abzulegen und zu bleiben. denn sie freute sich der Freude ihreS Töchterchens und es hätte ihr Leid ge. thau, das Kind nach ihrer dunklen Wohnung zurückführen zu müssen, und als Wallner Thee kochen wollte kür seine improvifirte Gesellschaft, nahm sie ihm dieses Geschüft ab und der Wirth folgte mit bewundernden Augen ibren zierlichen Bewegungen. Bald stand der duftende Trank aus dem Tische und die Unterhaltung spann ,a wcner. uns Wallner freute sich über die klugen Antworten und Fragen feines Gastes, deren feine Züge bei der ledhaf ten Unterhaltung etwas von ihrem sor genvollcn Ausdruck verloren. Ueber Wallner kam ein lange nickt gefühltes Behagen, das nur manchmal gestört wurde, wenn seine Hand zufällig ten Vflhnflliiv in her 5k,4, ...vf.vtt in uii jcuiyi liciic. ndllch verabschiedete sich Mutter und Kind und Wallner war wieder allein. Tas erste, was er that. war. daß er den Revolver wieder in den Koffer legte und diesen sorgfältig verschloß, dann ging er wieder in seinem immer auf und ab. aber dies Mal mit erhöbe- nem Haupte. Vielleicht, daß sein Leben dock nock wieder einen Inhalt erhielt; freilich lag die Entscheidung darüber nicht in feiner Hand. Aber er hatte wieder hoffen und fürchten gelernt. Ein neuer Frühling war unter dem Christbaum in sein Herz gezogen. Sein Autogramm. Tie Gattin eines berühmten flfinft lers in Frankreich, der von entfiiifin. ischen Verehrern, die nach Auto- graphen jagen, in besonders hohem Grade belästigt kird. enaaairte vor Kurzem eine Köchin vom Lande, mit der sie sehr zufrieden war. Nach Verlauf des ersten Monats andte Madame ihre Küchenfee in das Arbeitszimmer ihres Gatten, von dem den Monatslohn ausgezahlt erbal- ten sollte. Schon nach wenigen Minuten kebrte die Köchin, roth vor Zorn. u ibrer Herrin zurück und kündigte ihr den Dienst auf. Aber um's Himmelswillen, was ist denn nur geschehen?" fragte Madame verwundert. Was hat er Dir denn gesagt? Gar nichts hat er gesagt," schnaubte die Wüthende und fuchtelte ihrer Her rin mit einem Check im Gesicht herum. Diesen Wisch hat er mir gegeben das soll mein Lohn fein für 'nen gan zen Monat Abrackern! Aber ich lafz 's mir nicht gefallen nein, ich nicht ich bin keine von die verdrehte Ottograffensammlerbande" !" Talismane. Als gegen den König von Griechen- land das bekannte Attentat verübt wurde, flog die ihm zugedachte Kugel in feinen Wagen und blieb darin stecken, wurde aber einige Monate später wie dergefunden; sie hatte ganz die Form eine kleinen Champignons anoenom- men. Ter König ließ die Kuael als Berloque fassen und fühlt sich mit die. fem Talisman gefeit gegen eventuelle Attentate. Ein anderer, und zwar ein orientalischer Fürst, besitzt, wie das Journal des TSbats" cnüblt. einen silbernen Ring, der gegen den Dolch und den Revolver schützen soll. Der Schah von Pcrsien glaubt sich sicher vor den Mördern seines Vaters durch das Tragen eines Gürtels. Dieser ver dankt seine Kraft einem kostbaren Sma ragd. mit dem er geschmückt ist, beson ders aber den Zwiebelschalen, mit denen er gefüllt ist. Der arme Reservist. Er kam heut' vom Militär zurück. Trum jauchzte er fröhlich: Juchhei! Nun kann ich um meine Lotte frei'n. Denn jetzt, jetzt bin ich frei." Doch als er vor seiner Lotte stand. War seine Freude vorbei. Denn diese sprach: Es thut mir sehr leid. Ich bin heut' nicht mehr frei!" kaksnisch. Aeltcres Fräulein (die im Gasthause von einem Herrn beständig fixirt wird): Mein Herr, wenn Sie Ihr unanstän diges Benehmen nicht bald aufgeben, werde ich Ihnen einfach den Rücken zu kehren!" Herr: Wird r.lch freuen, Fräulein. auch Ihre angcnchme Seite kennen zu lernen!"