t 2lm Spieltisch Oint r!ch,ch!e aus Älontt (5atlo i'Ior W ndik. von V. .Ich muß dich darauf aufmerksam Machen. Bessie, daß du die (kntschkidung nicht mehr lange hinausschieben kannst Tie tiliite meines Bruders flefat ill (?nd und wir sind lange oenua bier. Tu Hast Bewerber genug, daß du endlich deine Wahl lrenen lönntclt." Tie daS sagte, war eine ältlich Tarnt von stattlicker ftöbe und kbens stattlicher Breite. TaS Gesicht war ein echtes, rechte?, überall gefürchtetes Echwiegermuttergesicht, mit schmalen berrschsücktia lusaminknaeknifscnen Lip Pen, kalten, kleinen, überaus hellen Augen und spchcr Raudvogelnaie. MiK Bessie. eine schlanke, schö Mädchengcstalt. lehnte in ihrem Rockingchair. dem Schaukelstuhl, ohne den eint Amerikanerin NUN einmal nicht sein kann, und sah fast gelangweilt vor sich hin. .Ich bitte dich, Mama." entgegnete sie mit einer ungeduldigen Wendung des Hauptes, das m inner scyoncn Ebenmäßigkeit und zugleich inneren Ausdruckslosigkeit unwillkürlich an einen wohlgerathenen Puppcnlops erinnene man kann doch nichts überstürzen Verehrer, mein Gott, ia die schwär wen in Hülle und Fülle um mich herum, aber Bcweber 9S nutzt dock nichts, wenn man nicht Ernst machen will. Und ein armer Schlucker darf es doch auch nicht sein, wie du bc fiiintitrft . 4 ..Das keblie nur noch!" sprudelte Mrs. Briggs heraus. Umsonst hat uns mein Bruder das Geld wahrlich nicht vorgeschossen, um hier ein einiger, maßen anständiges Haus zu führen. Das sind Geschäftsunkosten, mein Kind, die wieder mit Zinsen herein knmmen müilen. Und mit anten Zinsen ! Ein Mädchen wie du .... ich dächte .... wenn du nicht Anspruch machen wolltest wer sollte es denn dürfen? Ach, und das Leben ist wahrlich schon schwer genug; aber wenn man erst an , allen Ecken und Enden soll sparen und knausern müssen, dann dank ich lchon. Dafür sind wir Beide nicht geschaffen, ick nickt 1111h du erst reckt nickt." Miß Bcssie Briggs sah seufzend an ihrer fürstlichen Morgen-Toilette her. unter und spielte dann, den Blick in's Leere gerichtet, gedankenlos mit dem kostbaren Seidenband, das von dem spißenbeschten Busen herniederfiel. Na ja." sagte sie dann endlich und öffnete den Mund, als müsse sie da . wischen einmal gähnen. Dann ist es also mit dein blonden Norddeutschen, dem Herrn Storm, auch nichts, was?" Mit dem armen Teufel? Bist Du denn von Sinnen? An so etwas auch nur zu denken!" Mama Briggs war ganz roth gewor. den bei dem Gedanken, Bessie könne am nk, nur das lächerlich armselig,? Jah reseinkommen von fünftausend Mark denn mehr besaß Herr siorm aus feinen Fall heirathen. f Aber er ist so verliebt in mich!" , Und das Puppenköpfchen warf die Lip hm niif wie in maulendes Kind. Damit kann kein Mensch ein großes jfSstuä führen. Lieben vah die Wnheren liehen dick auck!" Und ich Hab' ihn eigentlich auch ganz gern, den Mr. 'etormr Bessie, du bist heut' ganz unaus stehlich!" rief die Mutter wüthend und fügte dann, ein wenig gemildert. bin,u: Sir Hunter. dächt' ich. wär' auch ein lebr revräsentabler Herr und ist berdies ein Mann von mehr als ,man,iaiausenD Mark Rente. Da dürftest du schon zugreifen." .frm " mackte die Tochter und we delte mit dem Seidenband durch die Luft, weißt du das gewiß. Mama?" Verlaß dich darauf. Bessie. Ich habe mich wobl erkundigt. Und nun bitte ich dich, sei vernünftig und mach' leine Thorheiten. Ohne Sorge. Mama." sagte sie und gähnte wieder recht geiangweiil, indeß 'die Mutter hinausrauschte. Knarrend ging der Schaukelstuhl auf und nieder, bis er in seiner mechani schen Bewegung durch das Eintreten der erst kürzlich engagirtcn Zose Selma unterbrochen wurde. , Selma war ein allerliebster kleiner Kerl, gesund, frisch, munter, mit in telligenten Zügen und treuherzigen Braunaugen, die frohsinnig-schelmisch in die Welt schauten. Jetzt allerdings schien sie ein wenig außer Fassung zu sein; ihr Gesicht war geröthct und eine ausgesprochene Verlegenheit war in ihren Augen zu lesen. Ihre Stimme schwanke merklich, als sie sagte: Herr Richard Storm bittet um die Erlaubniß " Bessie fnhr mit merkwürdiger Leb haftigkeit empor. ES fiel ihr in die ' fem Äugenblicke gar nicht weiter auf. daß Selma bei der Anmeldung auch den Vornamen hinzugesetzt hatte, den er dem Mädchen schwerlich angegeben haben konnte. Ah. Mr. Storm? Ich lasse bitten." Die Zofe ging mit einem eigcnthüm lichen, nicht gerade sehr licbenswürdi gen Blicke auf ihre Herrin hinaus. Bald darauf stand der Angemeldete vor Bessie. die mit größter Nonchalance in ihrem Rockingchair lehnte. Das Gespräch der Beiden bewegte sich in den landläufigen Förmlichkeiten. Er kam. sich danach zu erkundigen, wie ihr der gestrige Ausflug bekommen sei; aber man merkte dem Leuchten seiner Vcr Jahrgang 20. warmen Blicke, seiner verschlciterten prache an. wie chwer S ihm wurde, den glatten, ruhigen Eonversationston festzuhalten. Miß Bcssie selbst schien wie ausge wechselt. Aus dem schläfrigen, gleich aültiaen Kinde war ein lebhaftes koket tirendes Weib geworden, das deutlich genug erkennen ließ, wie sehr seine Kälte nur gc spielt sei. und denen Blicke ein wahrhaftes Raketen feuerwerk von zündenden Blitzen veranstalteten. Schließlich erhob ich Storni. Darf ich wiederkommen?" fragte er zum 0)11,1.1?, inoem leine ugcn glühend an ihren Lippen hingen. Oh. Herr Storni, iie willen ja, wie aern ich Sie bei mir sehe!" Er stürzte vor ihr auf feine Knie nieder und bedeckte daS kleine Händ chcn. das sie ihm überließ, mit heißen Hülsen. ..Oh. Bessie." tlangte er. Bessie. können Sie mir nicht mehr geben, als bloße Freundschaft? Wissen Sie nicht. wie ich Sie geliebt habe von Anfang an. da ich Sie zum erstenmale sah ? Wie ich keinen innigeren Wunsch habe, als Sie mein Weib, mein süßes, anae betetcs Weib nennen zu dürfen ? . Oh Bc sie. lassen Sie ich " Still, still. Herr Storm." wehrte e ab, während durch ihre Blicke ein triumphirendes Lächeln flog, sprechen Sie nicht weiter! Es kann ja nicht sein Sie wissen, ich bin mittellos, und Sie besitzen auch nicht genug, einer verwöhn tcn Frau das Leben angenehm zu machen, und von der Liebe allein, sagt Mama...." Wissen Sie was?" fuhr sie plötzlich. sich selbst unterbrechend, fort, haben Sie schon einmal gespielt?" Storm war aufgestanden. Gespielt?" fragte er befremdet. Na ja, in den Spielsalen meine ich." Nein!" ..So sollten Sie es versuchen! Mög- licherweise ist Ihnen das Gluck hold. Kommen Sie wieder als reicher Mann Niemand soll mir dann willkommener ein." Eine Weile starrte der innge Mann sie an. als begriffe er nicht ganz. Tann nahm er seinen Hut und sagte mit eigenthümlicher Hast: Ich werde es thun, und es wird mein Unglück sein, Miß Bessie! Leben Sie wohl!" Oder Ihr Glück!" gab sie ver hcißungsvoll, mit dem süßesten Lächeln, zurück. Oder mein Glück!" murmelte torm im Hinausgehen. Bessie war allein. Am Nachmittage desselben Taqes empfing Miß Bessie Briggs den Besuch Sir Huntcrs. Kaum hatte der hagere. steife Engländer sie verlassen, als die Mama Briggs in das Zimmer ihrer Tochter gestürzt kam und sagte: Du hast ihm doch nicht etwa Avan cen gemacht, Kind?" Nun. ich sollte wohl meinen! Es ist ja dein Wunsch gewesen. Hat er nicht mehr als zwanzigtausend Mark Rente? Gehabt, gehabt!" fiel die alte Dame ein. yunler spteit, spielt lernen schaftlich. Er hat gestern und vor gestern am Spieltische kolossale Sum men verloren und soll jetzt ein armer Mann sein!" Ja, zum Kuckuck, was hat er dann hier bei mir zu suchen?" fuhr Bessie mit ungewohnter Lebhaftigkeit auf. Es ist eine Unverschämtheit!" be stütiqte Frau Briggs. Hält er mich am Ende gar für reich ?" Nicht unmöglich! Aber du weint nun. woran du bist. Richte dich da nach!" Und Bessie Briggs sing an nachzu- denken. Sie sah ein. daß auf Sir Huntcr nur noch sehr schlecht zu rechnen war. Vielleicht hatte das Gerücht auch ein wenig übertrieben. Immerhin, wenn er spielte, konnte auch bald das Schlimmste eintreten. Richard Storm . . .oh. der war so gut wie abgethan. der arme Junge! Tie Liebe saß ihm doch wirklich tief. Und alle die anderen Verehrer? Es war zum ärgerlich wer den! Schöne Redensarten, Eourschnei- den, tausend Galanterien! Aber was Nutzte dask Niemand mochte Ernst machen. Da war es doch wohl schließ lich noch das Beste, man sprach mit Huntcr einmal ein ernstes Wort, ehe es zu spät war. Gleich morgen früh wollte sie ihn zu sich bestellen. Jetzt mußte gehandelt werden. Am nächsten Morgen waren die bei den Damen in einer unbeschreiblichen Aufregung. Von einem hochbejahrten ranzöslschen Marquis, der mit seinen wackeligen Beinen nur noch mühsam durch die Welt, in der man sich amüfirt, stelzte, und der aus leidlich vertrautem Fuße mit Mrs. Briggs stand, hatte. M ÄMMMP Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger. man zwei sensationelle Neuigkeiten er fahren. Der Marquis war in allen Asscmbleen und Gesellschaften, nicht minder aber in den Spielsalen zu niv den. ohne selbst eigentlich zu spielen, Hin und wieder einmal ein Jeuchcn", sonst aber Gestern Abends nun. wie er beobacht tend durch die Säle schlenderte, sah er Sir Hunter in furchtbarer Erregung nach einem Büffet stürzen, um sich durch einige hastig hinuntergegossene Glas Ehampagncr zu beruhigen. ' Rninirt! Ruinirt!" DaS war das Einzige, was er mit verstörtem Gesicht herausbrachte. Wie er hinterher erfuhr, verhielt sich s thatsächlich so. Um die Spielver lustc der letzten Tage wett zu machen. hatte er ungewöhiilich hoch gesetzt und Alles verloren. Da man einen Scan- dal, Selbstmord oder Aehnlichcs be fürchtete, hatte ihm die Bankleitung eine Summe zur Verfügung gestellt, und Sir Huntcr war noch in derselben Nacht adaerclst. ( beiden Tamen sahen betroffen einander an. Na." fuhr der Marquis fort, das ist ja nichts Besonderes, das kommt öf ter vor. Aber ich sah noch etwas, das schon bedeutend seltener ist. In einem anderen Saale drängte sich die Menge um einen lunqen Mann, der vom Spiel glück auf geradezu fabelhafte Weise ver folgt wurde. Und dabei war der Mensch so ruhig, so kalt, und blickte so starr darein, als ginge ihn das alles nicht im geringsten an. Er hatte genug zu thun, seine Taschen mit Banknoten und dem rothen Mammon zu füllen, der ihm zugeflogen kam. Schließlich erklärte der Eropier. das Spiel unterbrechen zu müssen. Der junge Mann hatte die Bank gesprengt." Und sein Name. Herr Marquis?" fragte die Mutter. Ein Deutscher, meine Gnädige, ein Herr Sturm oder Storm ich weiß nicht mehr genau!" Die beiden Damen hatten Mühe, ihre mächtige Erregung zu verbergen. Erst als der alte Marquis sich verabschiedet hatte, konnten sie ihren Empfindungen freien Laus lassen. Bessie triumphirte. Ah. er wird bald hier sein! Ich habe es ihm ja gesagt, daß es sein Glück sein würde und meines," fügte sie dann lachend hinzu. Aber Stunde auf Stunde verrann. und kein Herr Storm ließ sich blicken Eine quälende Unruhe hatte Miß Bessie ergriffen. Endlich, am späten Nachmittag, fuhr ein Wagen vor. dem der blonde Teutsche entstieg. Eine unheimlich lange Zeit verging, ehe Selma erschien, ihn anzu- melden. Jetzt war der Augenblick von Bessie' Triumph gekommen. Gleichgültig, als wüßte sie gar nichts, schaukelte sie im Rockingchair auf und nieder. Ta stand er. Mein gnädiges Fräulein " Ucberrascht schaute Bessie auf. Da klang so kühl, so gemessen, daß es ihr wie ein Frostschauer über den Körper lief. Ah, mein lieberFreund, Sie? Bitte. nehmen Sie doch Platz!" sagte sie. aber das Lächeln wollte ihr nicht auf die Lippen, als sie in sein kaltes, förmliches Antlitz sah. Es lohnt nicht erst Platz zu nehmen, mein gnädiges Fräulein," entgegnete er. Ich kam, Sie um eine' große Vesalligkcit zu bitten Aber sprechen Sie. Herr Storm! Sie wissen ja. das ist Alles für Sie Er unterbrach sie mit einer unwilligen Handbewegung. Ich bitte.' Ihre bi?herige Zofe. Fräulein Selma Schmidt, noch diese Stunde aus.Jhrem Dienst zu entlassen. Das Mädchen stammt aus einer mir befreundeten, hochachtbaren Familie. es war meine Jugendgespielin, und wir haben uns immer gern gehabt. sie hat eine gute Bildung genouen und das Herz auf dem rechten Fleck. Nur äußere Umstände haben sie ge- noiuigi, in icuung zu geyen " Beine war aus ihrem &tul)l aufae- sprungen. Und dieses Mädchen wollen Sie ... . wollen Sie " Heirathen!" ergänzte Storni mit vollendeter Ruhe. Die Amerikanerin sah ihn mit einem unbeschreiblichen Blick von oben bis unten an und brach dann in ein schrilles Gelächter aus. Storm zuckte die Achseln. Ich lecrte Ihnen nietn Her, ,u Füßen, Miß Briggs! Sie spielten damit. Ihr Sinn stand nach Geld. Ich habe aber nicht Lust, mein Bestes verachtet zu sehen. Sie werden Werth von Unwerth nie unterscheiden lernen. Ich empfehle mich!" Jawohl gehen Sie." schrie sie. gehen Sie.. ..Sie.. ..Sie.. ..! Und nehmen Sie das Mädchen mit. Keinen Augenblick länger soll sie " Ein hysterisches Aufschluchzen erstickte ihre Stimme. Fassungslos sank sie auf einen Tivan nieder. Als Mrs. Briggs erwartungsfroh auf dem Schau platze erschien, hatte Storm längst das Zimmer verlassen. Kurze Zeit darauf rollte der Wagen unten wieder davon. Diesmal aber hatte der Kutscher einen Reisetorb neben sich auf dem Bock, und und im Wagen selbst saßen Richard Storm und Selma, dicht aneinander geschmiegt. Da Kater und der Rochlöffel. iii( chinesische l'nähluiig. Eine alte Frau, die von der Mild- thatigkcit ihrer Verwandten und Nach- barn lebte, wohnte in der nächsten Nähe ihres vermittmctcn Schwagers, der einen einzigen Sohn befaß. Tie- ser heirathcte ein hübsches junges Mäd chen. Wie es die Sitte erheischte, kam die Tante, um die Neuvermählte zu besuchen. Im Laufe des Gespräches erkundigte sie sich thcllnchmeno, ob sie diese Nacht nicht ein verdächtiges Kratzen in den Kisten,- die ihre Ausstattung ent hielten, vernommen habe. Das Frau chen verneinte. Nach wenigen Tagen wiederholte die Tante ihren Besuch und wurde von der Nichte mit den Worten begrüßt: Denke Dir. ehe Tu mich darauf auf mertsam machtest, hörte ich keinerlei Geräusch: seither aber lausche ich jede Nacht und glaube wirtlich ein eigen- Ihunilichcs Kratzen und Nagen in mci nen Koffern zu vernehmen." Du mußt sehr vorsichtig sein und Deine Kleider oft nachsehen, denn Ihr scheint Mäuse zu haben. Eines Tage kannst Du die unliebsame Entdeckung machen, daß Deine besten Kleider zer- nagt sind. Habt Ihr keine Katze?" Die Alte wußte ganz gut, daß keine im Hause sei. Als die junge Frau ver- neinte, bot sie ihren eigenen schwarz- weißen Kater an. i DaS ist der beste Mauser im aan- zen Ort, Du sollst sehen, wie bald Ihr von der lästigen Plage befreit sein werdet. Tie junge Frau nahm das Anerbie ten dankend an, holte den Kater noch an demselben Tage ab und setzte ihn zwischen die verdächtigen Kisten. Als sie aber nach einigen Stunden in das Zimmer trat, war er verschwunden Sie sagte sich, daß das Thier gewiß nach Hause gelaufen sei und bcküm- inerte lich nicht weiter darum. Ter Kater war wirklich daheim; die schlaue Alte aber, die ihren Vortheil wahren und die junge Frau nebenbei arqcrn wollte, versteckte das Thier sorg fältig und ging nach einigen Tagen wieder zu ihren Verwandten hinüber. Ich komme, um meinen Kater zu holen. Ehe ich ihn Euch borgte, hatte ich keine einzige Maus im Hause. In den wenigen Tagen seitdem der Kater bei Euch ist, wimmelt es bei mir von Mäusen, so daß ich heute nicht einmal chlafen konnte." Der Kater ist noch an demselben Tage davongelaufen. Ich dachte, daß er nach Hause gegangen fei," antwor- tete die ninge Frau. Keine Spur! Ich habe ihn nicht wiedergesehen. Was mag mit meinem Kleinod nur geschehen sein ? Nicht auf der Welt kann mir daS liebe Thier ersetzen," jammerte die Alte. Ich selbst habe es großgezogen und wie ein Kind gepflegt. So einen Mauser giebt es nicht mehr! Auch ist die weiß-schwarz gefleckte Rasse so selten, daß man sie bei uns um theures Geld nicht bekommt. So geht es, wenn man gegen seine nächsten Verwandten freundlich sein will! Ich beanspruche zweihundert Unzen Silber Schadenersatz." Tie junge Frau war über die hohe Forderung für einen gewöhnlichen Ka ter dermaßen erstaunt, daß sie sofort ihren Schwiegervater aufsuchte und ihm die ganze Geschichte erzählte. Dieser, der den bösen Charakter seiner Schwä gerin zur Genüge kannte, verbrachte eine schlaflose Nacht, denn er wußte, daß sie seine Schwiegertochter so lange überlaufen und quälen werde, bis diese ihr die zweihundert Unzen Silber be- zahlen würde. Die innge Frau, eine ,vremde in jener Gegend, nahm die Sache leicht, bis die Alte ihr das Leben zu verbittern ansing, indem sie sie wegen des Katers täglich besuchte. Endlich wurde es ihr klar, daß sie sich energisch dagegen ver wahren müsse, und sie erkundigte sich bei ihrem Schwiegervater, ob sich die Alte niemals von ihm etwas ausgeborgt yave. oyne es zurückzugeben. Meines Wissens nicht." Vielleicht ein Werkzeug, eine Schüssel oder etwas Reis?" beharrte die Schwie gertochter. Nein, das nicht, aber da fällt mir Ro. 21). ein. daß ich ihr vor langer, langer Zeit einen alten iverthlosen Holzlöffel gelie hen habe." Und sie hat ihn nicht zurückgegeben? Bestimmt nicht?" Ta er werthloZ war, dachte ich nicht daran, ihn zurückzufordern." Als das alte Weib wiederkam und auf Schadenersatz für ihren Kater drang, erwidert ihr das kluge Frauchen, daß sie den Löffel bringe, den sie einst geborgt habe. , Der Löffel war alt und werthloS. ich habe ihn Nachbarkindcrii zum Spie len gegeben und diese haben ihn zer krochen, worauf ich ihn in' Feuer warf." Tas kann Tir leid thun. Du willst Dich und Tcine Familie durch Teinen Kater bereichern? Ich und meine Fami lie brauchen auch Geld. Ta Tu mir unseren Löffel ebensowenig wiedergeben kannst, wie ich Tir den Kater, wollen wir zum Richter gehen und ihm unsere Klagen vorlegen. Wenn er Deinen Kater für wertbvoller erklärt, als mci nen Löffel, will ich Deine Anfordern,, gen befriedigen, widrigenfalls Tu die Summe mir zu bezahlen hast. Tas ist mein letztes Wort," erklärte die junge Frau energisch. Es sei.'" entschied die Alte, welche überzeugt war. daß jeder Richter ihre Katze für werthvoller halten müsse, als einen alten Holzlöffel. Noch an dem selben Zage begaben sie sich zu einem Richter. Tie Jüngere gewährte der Acltercn höflich den Vortritt und ließ sie zuerst sprechen. Diese erzählte aus führlich den Fall, schilderte die Vorzüge ihres Katers und beharrte bei den zwei hundert Unzen Silbers. Nun forderte der Richter die Junge auf, sich zu ver theidigcn. Ich kann nicht leugnen, daß sich die Sache so verhielt, aber ich habe eine Gegenforderung für einen Holzlöffel zu stellen, den sie sich von uns geborgt und nicht zurückgegeben hat. Im Volks munde heißt es. daß man in der Scheibe des Vollmondes den Namen, die Zweige und die Blätter eines Zimmtbaumes genau sehen kann. Nun denn, der Wind wehte eines Tages einen Zweig dieses Baumes vor die Thüre meines Schwiegervaters und er ließ einen Lös fel davon machen. In welchen Topf man diesen Löffel auch steckte, ob in Wein, Oel, Reis oder Geld, es vermin derte sich nichl. Ein Wirthshausbesitzer, der von der Wunderkraft dieses Löffels Kenntniß erlangt hatte, bot meinem Schwiegervater zehntausend Unzen Sil bers dafür, aber dieser schlug das An erbieten ab. Und diesen Löffel, der wohl alt und abgebraucht war, lieh mein Schwiegervater der Klägerin, und sie vernichtete ihn. Jetzt urtheile Du, weiser Richter, ob Du die Katze oder den Löffel für werthvoller hältst." Dem Richter wurde nach dieser Ver theidigung klar, daß die Katze der Alten nur als Vorwand zu einer Erpressung diente und daß die spinne die ffiefckirfit'e mit dem Löffel, der vom Mond gefal- ten, nur erfunden hatte, um die Alte zu Übertrumpfen. Kr kckien einen 9Tn genblick nachzudenken, dann sagte er mit oer Äuroe. wie ,ie chinesische Richter zur tecgau zu lragen pflegen: Die eine tuge ieoi oie anoere aus. Tie Katze icyelnk woyl ein nützliches Thier gewe sen Zu sein, aber durck ivn 9riuft w Wunderlöffels erwächst dessen Besitzer aucy ein oeiracykllcyer Schaden, so daß ich keine von Euck zur ,iblna nentr. theilen kann. Gehet in Frieden heim!" Ein wenia Muttcrwik sitte des jun gen Frau für immer Slfnhe nnr her hna Haften Alten verschafft. Ueber die Tabacksdosen Friedrichs des Großen brachte die ,.N. Ztg." jüngst eine Mittheilung, nach welcher der Könia eine Kammln,i hn etwa 1500 kostbaren Tosen besessen yave. Ai Gewaorsmann war Dien donne Tbicbault angegeben, der 1805 in Paris "lies Souvenirs de vingt ans de sejour a Berlin" Heransge aeben bat. Es tuiirhe Minn sn 'k die Zahl der Tosen sehr wahrscheinlich stark übertrieben sei, wie denn auch Thiebault bei der Angabe der Zahl 1500 vorsichtig hinzusetzt: "dit-on". Viel zutreffender werden, wie dasselbe Blatt schreibt, die Annähen he3 merhusaren Friedrichs des Großen sein der in seinen Glossen zu I. G. v. Zim' mermanns Buck: ..Ueber fti-iehi-i, w Große und meine Unterredung mit ihm iurz vor ,einem ode" die Zahl der Dosen auf etwa 130 nn; n diese Zahl ist schon sehr bedeutend, zu- mai wenn man bedenkt, daß sich unter ihnen Eremvlare im 9iWfi t in . 000 Thalern befanden. Die Frage s,! ik 7.r . y P luuyui uiqc v,en naoi oem 400e des Königs gekommen sind, ist wohl kaum zu beantworten, edenkailz w strus. " , , m r (jtvv- nch der Große über einige bereits zu ,nnen eozciien veNlMMte Verfügungen getronen. In seinem letzten Will, den der König bereits am 6. Januar 177'.' gi'fchlikbeli hatte, ve: macht er als Legate auch goldene To'n. Meiner Schwester von AnZpach." so heißt ti wörtlich, eine Tose, zehntausend Z Ha ler werth, die sich in iiieiner Schatulle l'ks-.üLct, und ein Vr-reU.:i;(m'ue aus der Berliner Fad:ik." Ebenso ver machte der König feiner Schwester, der Königin von Schweden, ferner seiner Schwester ?mali und der Frau seine? Bruders Ferdinand, dann auch der Prinzessin von Oranien und der Her zogin von Württemberg, sowie seiner Nichte von Schwebt, Gemahlin deS Prinzen von Württemberg, und dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig goldene Tosen. Einige von ihnen wer den als solche bezeichnet, die mit Bril lauten befetzt waren. Als Werth ist meistens vom König. 10. 00Zhaler an gegeben, nur bei einer 00') Thaler. Das Verbleiben dieser acht Tosen ist also nachweisbar, während für das der übrigen vorläufig jeder Anhalt fehlt. Möglich ist, daß sie in der Zeit der schweren Noth eingeschmolzen und zu baarcm Gelde eingeprägt wurden. ?as Rumfläschchcn. Ein heiteres Erlebniß Eharlotte Emb dens, das diese gern zum Besten gab, wird in der N. Fr. Pr." wie folgt er zahlt: Wie man weiß, hatte die Kai serin Elisabeth vor mehreren Jahren eigens eine Reise nach Hamburg unter nominell, um die Schwester Heine's kennen zu lernen. Tie Kaiserin bestand darauf, daß die greise Frau Embden sie "saus gone", und zwar in Schlafrock und Hausschuhen, empfange. Bebend vor Aufregung über den' ganz über raschcnd getommcncn Besuch, mußte Frau Embden so wie sie war" vor die Fürstin treten, und sie hatte nur noch Zeit, etwas Parfüm in ihr Taschentuch zu tropfen, um alsbald vor der Kaiserin zu erscheinen. Ticse nahm ihr durch die Herzlichkeit der Begrüßung bald jede Befangenheit, indem sie der Greisin beide Hände entgegenstreckte und dabei sagte, wie unendlich sie sich freue, die einzige vielgeliebte Schwester des von ihr so hochverehrten Dichters endlich von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Wäh rend sie nun wieder ihre Fassung ge wann, konnte Frau Embden nament lich während der Zeit, da ihr Sohn, Baron Embden, auf Wunsch der Kai serin dieser die Familicnbricfe Heines vorlegte und erläuterte, ihre Aufmerk samkeit wieder ihrer Umgebung zuwen den. Da fand sie nun, daß sich ein intensiver Rumgeruch im Zimmer ver- breitete; doch bald vergaß sie das wie der, ganz und gar von dem Eindrucke in Anspruch genommen, den das Ge spräch der Kaiserin auf sie machte, die zahlreiche Stellen aus den Werken Heines frei aus dem Gedächtniß reci tirte. Nachdem sich die Kaiserin ent fernt hatte, wurde Frau Embden neuer dings des Rumgeruchcs gewahr, der von ihr selbst auszugchen schien. Sie suchte, untersuchte da! 'Sie hatte in der ersten Aufregung bei Ankündigung des Besuches statt der Flasche Kölnischen Wassers ein Rumfläschchcn zu fassen ge kriegt und davon ins Taschentuch ge gössen. Die Majestät, so schloß Frau Embden ihre Geschichte, muß noch heute glauben, daß ich Rum trinke. Ein dyU aus Westpreusjen. In Wcstpreußen, so schreibt der Hamburgische Eorrespondent, werden die Eltern säumiger Kinder der Volks schulen nach Ablauf des schulpflichtigen Monats von dem Rektor der Schule zu einer Konferenz eingeladen, in der sie sich zu äußern haben, weshalb die Kin- der die Schule versäumt haben. Zu dieser Konferenz erschienen gewöhnlich die Mütter, da die Bäter der Kinder in Arbeit stehen. Zwei mit einander bekannte Frauen trafen nun kürzlich in Elbing vor einem solchen Konferenzlokal zusammen, und es entspann sich zwischen beiden Frauen nachstehendes Gespräch: Frau A.: Sint Se uch za Konfrenz gcloade?" Frau B.: Joa. meine Bengels gehen uch goa nich önn de Schul. Oeber den eencn Beugel ärga ich me goa nich mea. To a doch nich mca önn de Schul geht, so schöck öch ihn ebal .in de Orbcit. Het de Jung möa doch all so vehl Geld verdient, daß ich mea diß Kleed gekooft hoab." Frau A.: Se müsse denn doch dader Schulstroof zoahle! Wie stets denn da möt?" Frau B.: (jene kleene Thecl zoahl öch, das meiste oabcr muß mein Mann abbromme gehe. Hat doch dises Ab bromme noch etwas guttes für uns!" Frau A.: Na, was denn?" Frau B.: Früha hat mein Mann Sunntags ömma gewöhnlich vehl Be such von seine Freinde bekomme; dann hoabe se sich ömma bcsoffe und meina Mann hat dann ömma große Schkan doal gemacht, uch Montags woar a dann noch goa nich nüchtern. Nu oaber wann Schulstroof zu zoahle öß. muß meina 'Mann önnoadeiid önn e rothe Torm" (früheres Polizeigcfüngniß dort, rother Thurm" genannt) gehe, und öch hoab dann Sunntags keine Schkan doal nich mea. und wenn er dcnn Mon tags Morgens aus dem Torm raussa kömmt, hoab ich e nüchtre Mann!" Rasern cnbofbliithe. Unterofmier: ..Sind Sie aber faul! Ich glaube, Sie würden als Turtel taube nicht einmel turteln!"