Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 07, 1899, Image 6
tfjwsthk ZMHWK McS in einem Packes h, ,ft Dr. JvgnK König' ZaVbnrgkr rnftthre h lr. "r mir Husten, Erkältungen, Vrouchitik, Influenz, fthm und die Grippe linlxra n Um. STANDARD 6LASS & PAII1T Halter Block, gegenüber dem OttveT Theater. HSndllk in Slas, Jarben, Jirnijfe, Oele, Bürsten, Spiegeln u,w. B. j. Meyer, kfchSftSfaherer. Hier trdDeutsch ge.fprocheo itfftnMt Dierks Lurnber & Coal Co., 1228 Straße. Ü&S: Wholocalo and Retall Achtung für die, welche Pfndegeschme brauchen. ' Fraget euren Geschirrr.Hndler kr Pferdegeschirre RtitsiUtel usw. angefertizt von Lincoln Neb MZZ Leistungsfähigkeit , Weizenmehl. tm Futter ird iu 2 Cent per Bushel, in Quantitäten von 20 Bushel. ge. maSi. " CBETE, NEB. GWilftilft miti MÄUei Amcker o L. A. Ksensk, WM Fred Krug Clfl: 1007 JackI St., Ttltph,: Mo. HO. 5i, Wittmann & Co., ,1;, 4-Geschirren, Sätteln, SummetON. Vettsch ftV. tZ,IOw,D Ffcfc piraiptt rIMaiit 4a1 Mit ,, ftaMMI MM tonnst ck ttlnjeufl Ch4 selbst. " 143-145 Mi. 10, t gitwtiit, v d. 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Ich wollte den Banditen keine Ce künde langer, als unumgänglich noth wendig, unter meinem Tache belassen, ein Zagen sollte eingespannt, und er trotz deZ Schnees nach Berlin gebracht und der Polizei übergeben werden. Man ging an die Ausführung meiner Befehle. Ach, alle moralischen Qualen, welche ich mir auferlegt, waren nutzlos ge Wesen, denn als man die Thür des Ge maches öffnete, war Noderich nicht mehr da. Tank seiner teuflischen Gewandt heit war es ihm gelungen, sich seiner Jesseln zu entledigen und durch eine kleine Oeffnung zu entfliehen, welche sich in der Mauer zwölf Fuß über dem Boden befand. Tie dicke Schneelage war die Ursache, daß er mit heiler Haut davongekommen. Zano, der die Thür nicht einen Augenblick verlassen, hatte nicht das leiseste Geräusch vernommen. Tie Flucht glich einem Wunder und Melchior war sprachlos. Zwei mit Bleistift geschriebene Reihen außerhalb der Mauer bezeugten die Flucht des Verruchten : Nun gibt eS einen Krieg ohne Gnade und Erbarmen. Ich werde die Diamanten besitzen und mich für den Verrath Reginas an dem rächen, was ihr das theuerste auf Erden ist." Und verwegen hatte er unterzeich net: .Roderich. " Diese furchtbaren Drohungen ließen all' meine Befürchtungen von Neuem und mit verstärkter Gewalt erwachen. Kein Zweifel, ein Dämon beschützte den Mörder. Ich wollte nicht länger in S. bleiben, und als der Tag anbrach, reiste ich in genügend starker Begleitung mit Irene nach Berlin. Meine Leute' hatten Auf trag, Möbel und sonstige Dinge, an welchen mit gelegen war, so rasch als möglich fortzuschaffen und mir nachzu kommen. Ich blieb nur zwei Tage in der Hauptstadt, da es Melchior gelungen war, sofort einen neuen Aufenthaltsort eben hier auf dem Schlosse zu L bürg zu entdecken. Ich verdoppelte das ohne hin schon zahlreiche Personal meines Hauses und lebte wie eine auf Posten stehende Schildwache, stets des Ueber falls des Banditen imürtig. Die verhängnißvollen Edelsteine übten auf Roderrch zweifellos eine unwider stehliche Anziehungskraft aus. Da er sich in dieser Weise benahm, war es ein Beweis für mich, daß er dieselben bei mir vermuthete. Und so kam ich denn auf den Eedan ken, mich dieser verhaßten Diamanten zu entledigen, die achtlos in eiserne Truhen geworfen worden waren, und die ich niemals eines Blickes würdigtet Ich hätte sie längst veräußert gehabt, wenn es mir nicht widetstrebt hätte, tiej von meinem Gatten mit so großer Liebe Angelegten Sammlungen in alle Rich tungen der Windrose zu zerstreuen. Während deS ganzen Winters lag ich, von Melchior und den Rathschlägen eine? sehr verständigen Berliner ?!otars unterstützt, dem ebenso wichtigen wie fä,wieris.cn Geschäfte des Verkaufes der Steine ob, uns meine Tcchtcr wurde o!lmälig BeZizerin einer erklecklichen l'.nmi von Grundstücken, Häusern, Walkern und Bergwerken. 80. Kapitel. Hier brach das Tagebuch der Frau jton Villemor ab; die Schlußblätter Karen herausgerissen. Doch der Mann, der in athcmloser Erregung in einer Nacht die Erzählung durchgclcsen, die wir in vorstehenden Blättern wiedergegeben, begriff und würdigte die Empfindungen, welche die unglückliche Regine bewogen hatten, die Seiten, auf welchen sein Name erwähnt wurde, feinen Augen zu entziehen. Und Walter Kampf durchlebte im Geist von Neuem die überraschenden, unerwarteten Ereignisse, welche so revo lutionär in sein Leben eingegriffen hat ten. Und er empfand durchaus nicht das Bedürfniß, drei Monate über diese Aufzeichnungen nachzudenken. - Früher hatte er die Fürstin geliebt, jetzt betete er sie an. Und eine einzige Frage quälte ihn ohne Unterlaß : wäre er würdig? Drei Monate', Niemals vermochte er die braus-ndcn Wogen seiner Hoffnun gen und Bcfürchtnngen so lange in sich zu verschließen. Er beschloß zu schreiben. . Und nun ward er, der Meister in der Hand habung der Feder, sich bewußt, daß es ihm nicht möglich sei, feinen Gefühlen durch Worte Ausdruck zu geben. Was blieb ihm also übrig, als zu reisen? Am vierten Tage kam er in Provera an. Auf seine Frage erklärt: ihm der Kastellan des Schlosses, daß die Fürstin sich in einer bescheidenen Villa unweit vom Strande niedergelas sen habe. Walter legte die Strecke dorthin zu Fuß zurück. Bleich und zitternd langte er vor einem ergrauten, sehr massiven und außergewöhnlich hohen, eisernen Gitter an, hinter dem sich inmitten eines schat tigcn Gartens ein modern gehaltenes, Helles, freundliches Gebäude erhob. Vor der Eingangsthür kam ihm ein Diener entgegen, der, ohne ihn weiter zuführen, ihm feine Karte abnahm und ihn einige Minuten zu warten bat. Doch nicht der Diener war's, der wiederkehrte. Ein rascher, leichter Schritt wurde vernehmbar, Frau von Villemor selbst. ' Sie find's." rief sie, und eine vcr räthcrische Nöthe stieg in iiirem Antlitz auf. Ja ich!" erwiderte der Schriftsteller mit kaum i)cr:::iiuibnrrr Stimme. v-iiii ,,k uui im, ituijanj ra tet die Blicke der "ih'Cxn sich in die Seelen zu dringen schielen. Frau von Villemor ermannte sich rascher. .Verzeihen Sie," sprach sie; .daß man Sie warten ließ. Seien Sie mir willkommen. Treten Sie ein. Walter behielt die Hand drr jungen Frau einige Sekunden in seiner brcn enden Rechten und sagte : .Ich vermochte meinem Herzen nicht Schweigen zu gebieten und bin Ihnen gcsolgt, trostlos, unfähig zu wider stehen, und nun" .Ich habe Sie erwartet entgegncte Regine. indem sie die Augen nieder schlug. Und ohne ein Wort weiter hinzu zufügen, nahm sie seinen Arm und drückte ihn fest an fich. Von einer un faglichcn Erregung ersaßt, schritten sie nun Beide durch die auf das Haus zu führende Orangcngallcrie. In der Mitte eines Rasenplatzes, von dem Ungarn Zano bewacht, war Frau lein Irene eifrig damit beschäftigt, eine auf einer Etasfelei befindliche Zeich nung zu koloriren. Als sie den Sand der Allee unter den Schritten der Heran kommenden knirschen hörte, wandte sie den Kopf mit der Anmuth eines Vögel chens zurück. In der nächsten Sekunde hatte sie Farbe und Pinsel in das Gras geworfen und dem jungen Manne ent gegen stürmend, rief sie mit ihrer tristall hellen Stimme : .Ah, mein guter, lieber Walter ! So hat Mamachen mir doch die Wahrheit gesagt, als sie behauptete, daß Sie kommen würden !" Innig bewegt hob Kampf die Kleine zu sich empor und küßte sie herzlich auf Mund und Wangen. Doch schon hatte sie seine Hand erfaßt und zog ihn mit sich. Kommen Sie, ich will Ihnen etwas zeigen. Kommen Sie rasch!" und ihn vor die Stafsclei führend, fragte sie, indem sie mit Stolz auf ihr Werk dcu tcte: .Erkennen Sie ihn?" .Gewiss" erwiderte der Schriftstel ler, indem er zu errathen trachtete, was denn diese gelben, braunen, schwarzen und weißen Farbenkleckse vorstellen soll ten. Glücklicher Weife war das Kind fo vorsichtig gewesen, am unteren Rand der Leinwand einen Namen anzubrin gen. der einer Offenbarung gleichkam, und so beeilte sich Walter hinzuzufügen : Dies ist ein Hund der Hund Musko." .Er hat ihn erkannt !" jauchzte Irene, entzückt in die Hände klatschend. .Tu siehst, Mütterchen, daß es Musko ist und Du sagtest, daß man ihn nicht er kennen könnte. Unser Freund Walter ist sehr gelehrt, er weiß Alles, und ich liebe ihn sehr " Walter und Regine tauschten einen lächelnden Blick mit einander. Nur sein Halsband habe ich noch nicht gemalt," plauderte Irene weiter, ihre Pinsel und Farben von Neuem ergrei send. ..Wenn er sein Halsband haben wird, wird er noch bedeutend besser zu erkennen sein." Ich würde es am liebsten sehen," sagte Frau von Villemor ganz leise, .wenn unsere Trauung in der kleinen Kirche von L bürg, und zwar in den Abendstunden stattfinden würde; gerade fo wie die Trauung Ihres Freundes mit seiner Hedwig." Und nach einer kurzen Pause fügte fie hinzu: Sie werden einige Tage hier bei uns verwci len und dann in das ,Rosenhäuschen' zu. rückkehren. Ich möchte, daß Sie alle ,-.t tf- ... :i -I.n i ersoioerumen Zvroerciillngcn mvuiilli I beschleunigen, denn ich glaube, daß Fräulein Irene Ihre Gegenwart nicht mehr lange entbehren könnte." Leise zog Walter die Geliebte an sich. 31. Kapitel. Am 18. Dezember des nächsten Iah res fand in der großen Oper zu Paris die erste Vorstellung eines neuen Wer kcs: Der Kreuzzng der Könige" von Melchior Gaeri statt.' Der Erfolg mußte ein bedeutender, nie geahnter werden, denn Tags vorher, bei der General- , probe, hatten die Orchcstermitglicdcr, Sänger und Ehöre dem entzückten Kom ponistcn eine begeisterte Ovation dargc bracht. Melchior hatte denn auch Alles auf geboten, um seine Milchschwcstcr. Ne gine von Villemor, seit einigen Mona ten Frau Doktor Kampf, zu bewegen, daß sie mit ihrem Gatten dem Triumph seines ersten größeren Werkes beiwohne, und er hatte es zur Erreichung dieses Zweckes an dringenden Briefen und Depeschen nicht fehlen lassen. So wurde ihm denn auch die Genugthuung zu theil, daß Walter nd Regine, die ihren beständigen Wohnsitz in Villemor auf geschlagen hatten, fich auf die Bahn setz ten und der Hauptstadt Frankreichs ent gegenfuhren. Als weiterer Beweggrund für diese Reise, die dem jungen, glück lichen Ehepaar gar nicht recht gelegen war, kam hinzu, daß Melchior im Be griffe stand, sich mit einer ebenso schö nen wie talentvollen Sängerin zu vcr heirathcn, die ihm zu Liebe auf ihre Bühnenlaufbahn verzichtet hatte. Auch war Arthur Schönfcld mit seiner Gattin Studien halber in Paris. Die Aufführung der Oper verlief ganz den Hoffnungen entsprechend, welche die Generalprobe erweckt hatte. Ein einziger Zwischenfall lenkte für einen Augenblick die mit leidenschaft lichem Interesse auf die Bühne gerichtete Aufmerksamkeit des Publikums ab. In der Mitte des dritten Aktes wurde die große Loge, die der von den Ehe paaren Kampf und Schönfcld besetzten gegenüberlag und die bisher leer gcblie den war, plötzlich etwas ungestüm ge öffnet, und mehrere Personen traten ge räuschvoll in dieselbe ein. Ein Theil des Publikums wandte sich zürnend nach den Ankömmlingen um ; doch verwandelte sich das unmuthige Murren alsbald in eine Art von schmci chclhaftcr Zustimmung. Mit einer ge wissen, verächtlichen, geringschätzenden Grandezza trat an die Brüstung der Loge ein junger Mann, der in seinem reichen orientalischen Kostüm schön und imposant, wie ein Prinz aus Tausend und eine Nacht" anziischc war. Er ließ einen hoheitsvollen Blick durch das I uiii gleiten, nd das Opcrnalas on'S Auge tchenÄ. vcgan er vie glänzenden Loacnreikcn zu miNlern. Neben ihm luß sich ein langaewachse ncr junger Mann nieder, blond, von nglisch.m Tvpus, geziert und aff.'ktirt. sodann eine von ganz Paris gekannte onizielle Persönlichkeit: der Sohn des Miniiterpraildkntcn. der stets olle Hände voll zu thun hatte und die Vor sehung aller reichen Fremden von Rang und Bedeutung bildete, die sich sür einige Zeit in Frankreich niederließen und nach Auszeichnung und offiziellen Ehren strebten. Hinter diesen Personen machte sich inmitten von vier oder fünf Personen ein kleiner, brauner, lebhaster Mann bemerkbar, der ein wenig buckelig zu sein schien, und dessen unablässig um hcrschivcifcnde graue Augen gleich schwarzen Diamanten funkelten. Die Ausmerklamkeit ReqincnS war durch die Ankunst dieser Personen in einem Augenblick abgelenkt worden, da das Orchester eines der reizendsten Mo tive der Partitur intonirte und ärger lich wandte sich ihr Auge der gegenüber liegenden Loge zu. Doch kaum hatte sie gesehen, als ihr Blick mit einem Male den Ausdruck des Entsetzens annahm. Trotz deS mit einer Tiamantagraffe geschmückten Fez des türkischorienta lischen Kostüms, trotz der dunklen Farbe, welche daS Gesicht jenes Mannes be deckte, der den vornehmsten Platz dieser Loge einnahm, war Regine betroffen von dem eigenthümlich blauen Schim mer, der von seinen Augen ausging. Er konnte die Harmonie seiner Gesichts lüge, die Farbe seines Haares, den Ton seiner Stimme verändern doch sein Blick blieb unverändert derselbe, und dieser fluchwürdige Blick war unwandel bar der des falschen Pierre Nazoff, des Meuchelmörders Roderich. Entsetzt wich Frau Kampf in den Hintergrund der Loge zurück und verbarg ihr Gesicht hinter dem weit geöffneten Fächer, damit Niemand ihre Verwirrung be merkte. Als sie ihre erste Aufregung ein wenig bemeistert hatte, vernahm sie, wie Arthur Schönfeld, der über alle Tagesneuigkeiten trefflich unterrichtet toar, seinem Freunde Walter Mitthei jungen über die Personen machte, denn geräuschvolles Erscheinen die Vorstcl lung gestört hatte. Sie bat ihn, diese! den zu wiederholen. Mein Gott, Madame, ich weiß nicht mehr als die Zeitungen und umlaufen den Gerüchte behaupten. Der junge Mann in der orientalischen Tracht ist der Prinz von Erzerum. Drei Wochen mögen es ungefähr her sein, daß er mit einer Mission seines Souveräns, des Sultans, und einer warmen Empfeh lung des französischen Botschafters in Paris anlangte. Er scheint reich zu sein und verausgabt fabe?k)afte Summen, ohne zu rechnen. Sein Hotel in den Champs-Elysees bildet den Sammel Punkt der lebenslustigen Welt, und Feste wie unter Sardanapal werden dort allnächtlich gefeiert. Seine enthu siastischcn Verehrer und deren gibt es nicht wenige in dieser Stadt, wo man die Freigebigkeit ebenso liebt wie das Fremdartige nennen ihn nicht anders als den König von Paris. Er ist sehr intelligent. ' intcressirt sich für Alles, macht in Politik o ! sehr platonisch subventionirt Zeitungen, und Sie kön nen neben ihm den Abgeordneten Wamey, den Sohn des mächtigen ersten Senators sehen. Wamey beherrscht die gegenwärtige Strömung und freut sich wie toll darüber, daß er sich auf Kosten der einheimischen Prinzen mit fremd ländischcn Prinzen zu verständigen vcr mag. Die Pokizci steht ihm zur Ver fügung ! Also auch dem Prinzen von Erzcrum. Mit einem Worte, dieser Mann ist in der Mode, er ist wie schon gesagt der König von Paris, um mich kurz'zu fassen. Fast immer ist er von seinem Sekretär, dem Engländer, der an seiner linken Scite steht er heißt Sir John Maxwell und seinem Ban kier, einem Südfranzosen, begleitet, der die Kapitalien seines Klienten mit uncr hörtcr Gcschicklichkcit verwaltct nd an der Pariser Börse eine Machtstellung einzunehmen beginnt. Man erzählt sich Anekdoten über dieses Trio, welche unsere ganze Wochcnchronik ausfüllen." Doch Regine hörte nicht mehr; eine unsägliche Entrüstung hatte sich ihrer bemächtigt. Wie, auf welche Weise war es diesem Verruchten gelungen; diesen neuen Betrug mit solchem Erfolge durchzusetzen? , Das Resultat war erschreckend, die geradezu dämonische Gcschicklichkcit vcr blüffcnd ! Und Worte drängten sich auf ihre Lippen, sie hatte Lust, dicscr Mcnge zuzurufen: .Der Mann, den Ihr bewundert und lobpreist, ist ein Betrüger, ein Räuber, ein Bandit, ein Meuchelmörder !" Doch wer würde ihr glauben? Tie Polizei stehe dcm Prinzcn von Erzcrum zur Verfügung, hatte Schönfeld gesagt ; sein vertrauter Freund war ein allmächtiger Abgcord neter, der sich gleich den Anderen am Narrcnscile führen ließ. Wahnsinn, derlei Gcdankcn ! Nein, ihr, dem schwachen Weibe, kam es nicht zu, gegen diesen Dämon anzu kämpfen ! Und sollte sie diesen Kampf durch ihren Gatten und seinen Freund den Maler, der noch immer nach den Mördern sorschte, und den in seiner ersten Expedition so grausam heim gesuchten, trcsflichcn Mcwcs auskämp feil lassci,? Welches war ihre Pflicht? Was befahl ihr das Gewissen? Eine Aufwallung ihres Herzens machte allem Zögern ein Ende. Nun denn, nein, sie wird nicht sprechen I Nein, sie wird nicht ihr Glück auf's Spiel setzen, indem sie den vcrgcblichcn Versuch macht, den Banditen zu entlar vcn I War dies Feigheit? War es Nichtbeachtung eines feierlichen Eides? Um so schlimmer! Als Gattin und Mutter wird sie ihren Gatten und ihr Kind beschützen. Dies war ihre erste und vornehmste Pslicht. Als sie z diesem Entschlüsse gelangt war. uiltcrdrücktc sie ihre Aufregung mit einer mächtigen Willcnsanstrcn gung. Doch bevor der Akt zu Ende war, schützte sie ein plötzliches Unwohl sein vor und begab sich mit Walter nach Hanse. Am nächsten Tage kehrten Beide nach Deutschland zurück, und in dem Maße, wie lich die Entfernung zwischen ihnen ylid Paris ixrgni ate, wurde die l'.n nil:c. die ie'xrtwjif Enoy'.uig :)tiüai--geringer, und sälij-üch fi;hts sie ti, Augen und lehnte das fi:onf, llciil,, Haupt an die Schulter des kalken, der regungslos verharrte, um den erquicken den Echlaj nicht zu verscheuchen, der die Theure endlich.umsing. Die Rache ist eine übermenschliche Aufgabe und kommt nur dem alleinigen Herrscher über alles lind jedes, dem grol;e Richter, dessen surchtdare Stunde unvermeidlich schlägt kommt nur Gott allein zu !" Ende. Eine IhiiVsiurs Cln mfrikischf rnrtbill, von J. M. Saratoga ist eine der fashionabelsten Bäder der Ver. Staaten. Miß Graham erschien in Saratoga stet? in geschmack voller schwarzer Kleidung. ES hieß, daß sie den Tod ihres VaterS, eines reichen Kaufherrn und Schiffseigner? aus Baltimore, betrauerte. Der Gram hatte zerstörend auf ihre Schönheit ge wirkt, und Thränen hatten die Rosen ihrer Wangen gebleicht. Da suchte sie, durch die berühmten Mineralquellen ihren verlorenen Appetit wiederzufinden und ihre erschlafften Reize aufzufrischcn. Natürlich zog die reiche Erbin die allgemeine Aufmerksamkeit ans sich. In den Augen der Herren galt sie als schön, wenigstens als interessant. Zudem sprach man von ihren Landgütern und Kapitalien in der Bank. - Sehr getheilter Meinung waren die Damen. Einige fanden Miß Graham zu blaß, andere tadelten ihre Art, sich zu kleiden - Miß Highslycr, die seit mehr als anderthalb Dutzend Jahren schon zwanzig Lenze zählte, sprach nase rümpfend von .verblühter Schönheit." Indessen wandelte Miß Graham täg lich zum Heilbrunncn, schlug sittsam vor den zudringlichen Gaffern die Augen zu Boden und schien mit nichts als ihrem Grame beschäftigt. Um diese Zeit erschien in Saratoga ein neuer Badegast. Es war dies Major Gerrald. wie es hieß, Offizier in bri tischen Diensten nd Bruder eines eng lischen Lords. Man erzählte sich von ihm, daß er im Westen der Ver. Staa ten große Liegenschaften besäße. Er war ein stattlicher Mann von feinem An stand und er betrachtete Alles, was ihn umgab, mit einer Art vornehmer und doch überaus geistreicher Gleichgiltigkcit. Major Gerrald suchte zwar keine Be kanntschaftcn, zeigte sich aber überall, wo er mit der feinen Gesellschaft vcn Saratoga in Berührung kam, als ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Tie Herren rühmten an ihm sein gesun des Urtheil, seine Weltkenntniß und seine noblen Formen. Tie Frauen schien er einigermaßen zu meiden, wes halb dieselben weniger Gelegenheit hat ten, seine Vorzüge kennen zu lernen. Um so neugieriger waren sie. Eines TageS trafen Major Gerrald und Miß Graham zufällig am Brun nen zusammen. Da er gerade sein Glas gefüllt hatte, als fie herantrat, bot er als galanter Kavalier ihr dasselbe an. Tie Dame nahm es in holdseliger Ver wirrung an und ließ, während sie das klare Wasser schlürfte, ihr Battist taschentuch fallen, das der Major mit einer raschen Bewegung vom Boden aufhob und mit einer artigen Verbcu gung seiner Eigenthümerin überreichte. Es läßt sich kaum bezweifeln, daß Miß Graham als Tochter eines Kauf manns aus Baltimore die Ehre wohl zu würdigen wußte, eine zierliche Vcr bcugung von dem Bruder eines eng lischen Lords erhalten zu haben. An dererseits darf man von dem Major ebenso wenig vermuthen, daß er mit Glcichgiltigkcit das verschämte Erröthcn wahrgenommen habe, welches feine Artigkeit auf den Wangen der schönen Trauernden l)ervorgerufen. Thatsache ist es, daß Miß Grahams Gesundheitszustand sie nöthigte, am nächsten Morgen ungewöhnlich früh sich am Brunncn einzufinden, und der Major hatte sich, während die übrigen Kurgäste noch in tiefem Schlafe lagen, aufgemacht, um die erfrischende Mor gcnluft zu genießen. Aus reinem Zu fall trafen die Beiden wieder am Brun nen zusammen, und da der Aufwärtcr, der die Gläser der Badegäste mit dem Mineralwasser zu füllen hatte, noch nicht auf seinem Posten war, so war der Major fo glücklich, dies Amt zu verrich ten. Wie oft die Beiden einander den heil samcn Trank zugetrunken, kann natür lich nicht festgcstcllt wcrdcn ; wenn man aber berücksichtigt, daß das vom Arzt vorgeschriebene Quantum je nach dem Stadium der Unpäßlichkeit drei, vier und mehr Gläser z betragen pflegt, und wenn man daneben in Erwägung zieht, daß eine Tarne doch keinen Fuhr mannstrunk thut, sondern anständiger Weise nie mehr als einen Schluck auf einmal nehmen kann, so wird nian sin den, daß Zeit genug vorhanden war, um den Faden eines Gespräches anzu knüpfen und wciterzuspinnen. Tics gcfchah in dcr That. Nachdem das Eis zwischen ihnen einmal gebrochen und auch das Hcilwnsscr vorschrists mäßig verschluckt war, schlug Major Gerrald einen Spazicrgang vcr, worcin fie nach kurzem Zögern willigte. Es war ein wunderschöner Morgen. Als die bilockc die Badegäste zum Frühstück rief, erschien Miß Graham am Arme des Majors im Saale, Beide mit von Gesundheit glühenden Gcsich tcrn und nahmen mit bcncidcnSwcrthcm Appetit das Mvrgcnmahl ein. Das hatte die Bewegung in der frischen Luft bewirkt. ' ' ' Um elf Uhr verließ Miß Graham ihr Zimmer in einem überaus reizenden Anzug. Wie das Schwarz dcr Robe das zarte Roth ihrer Wangen so effektvoll hervorhob ! Sie wandelte einsam in Ge danke, ein Buch in der Hand, durch den Garten dem entferntesten Theile dcssclbcn zu, wo sie in einer reizenden Laube z lesen pflegte. Turch einen mcrkirürdigcn Zufall eilte um dieselbe Zeit dcr Major, dcr eben frisch aus den Händen feines Kam mcrdicucrs hervorgegangen, dcmftlbcn kühlen Plätzchen zu. um in den Tönen dcr Flöte, die er mcistcrhast spielte, den Gefühlen scines übervollen Herzens AuS druck zu vcllcicn. Als er das Fräulein gewahrte, ge rieth er in Verwirrung, bat um Per zcihung. daß er fi, gestalt und wollte sich wieder zurückziehen. Allein sie veisicherte, es sei durchauS keine Störung, im GkLkiithcil und legte ihr Buch weg. Bald hatte er an ihrer Scite Platz ge nommen, wünschte den Gegenstand ihrer Studien kennen zu lerne und lobte ihren olcschmack in dcr 'Wahl des Wer kcS. Sie drang nun darauf, eine Probe seines Talentes in der Musik zu hören, und wurde von jedem Tone entzückt. Da schallte plötzlich dieselbe unwill kommene Glocke, die schon ihren Mor gcnspaziclgaiig verkürzt hatte, wieder in die mit süßen Harmonien erfüllten Ohren und fetzte sie in Bküm,erniß, das; die niedrige Beschäftigung deS Essens und Trinkens so ost die höheren Genüsse des GeisteS störe. Allein sie erfreuten sich bei Tafel eines schr rüstigen Appetits. Um vier Uhr Nachmittag bestiegen Major Gerrald und Miß Graham ein elegantes Kabriolet und fuhren nach einem benachbarten Dorfe. Tie Um gegeud von Saratoga ist romantisch. Nach zwei Stunden verbreitete sich . unter den Badegästen das sonderbare ' Gerücht, daß in besagte, Torf den Major und Miß Graham das Band dcr Ehe verbunden hätte. Und wirklich hatte die tausendzüngige Fama die Wahrheit gesprochen. Als der Krieger mit seiner holderröthenden Braut zurückkehrte, konnte Jedermann sehen, daß sich die . Verwirrung des Liebhabers in daS ' triumphircnde Lächeln deS glücklichen ä Bräutigams verwandelt hatte. Selbst ' verständlich hatte diese angenehme Be . ' gebenhcit die heilsame Wirkung, äugen blicklich dicEiesunbycit des Zungen Paa res wiederherzustellen. Schon am folgenden Tage sagten sie der Quelle von Saratoga Lebewohl. .Eine unanständige Geschichte!" sagte eine dcr Damen, die schon seit zwölf Jahren jeden Sommer Saratoga be suchte, ohne dort einen Bräutigam zu finden. .Wie komisch '."rief ein junges Ding, daS zum ersten Mal die Saison in Saratoga mitmachte. .Wie unschicklich!" sprach Miß High flyer, die schon angefangen hatte, die Hoffnung hinter sich zu lassen. Unterdessen setzten die Neuvermählten ruhig ihre Reise nach New Z)ork fort. Und sie hatten gar keine Eile, in die Stadt zu kommen ; sie waren sich selbst genug. Ungestört von HöflichkeitS besuchen, entfernten sie sich oft von dcr großen Heerstraße und verweilten in einer romanlischen Gegend oder in einer idyllischen Hütte. Schon waren einige Tage in daS Meer der Ewigkeit hinabgcsuukcn und noch hatte kcin Thcil mit dem anderen von dem prosaischen Punkt des Ver mögcnS eine Silbe gesprochen. Da sie sich jedoch allgemach dem Ende ihrer Reise näherten, fo hielt es der Gemahl doch endlich für gerathen, die delikate Sache gegenüber seiner jungen Frau in zarter Weise zur Sprache zu bringen.. , An einem schönen Eommerabci?z saßen Beide unter dcr Vcranda eines Gasthauses und freuten sich dcr Herr lichen Landschaft, die vor ihnen ausge breitet lag. Ihre Unterhaltung bestand in jenem lochten Geplaudcr. welches Neuvermählte so angenehm finden. Endlich lehnte der Major feinen Arm über die Lehne des Sessels, in welchem seine Frau saß, und begann in sorg losem Tone : .Wer verwaltet eigentlich Deine Güter, Liebe?" Tu, mein Theurer!" cntgcgnete sie. Gewiß, sobald sie erst mein sind," versetzte er, ich meine, i.i weiicn Hän den sie sich in diesem Augenblick besin den?" Ganz in ben Teincn !" war ihre Er widerung. Treibe deinen Scherz mit rir," fuhr er fort, indem er ihre weise ;s.,.,r,& strci chelte. Tu hast mir 1.;n j.vrz ge schenkt; es ist nun Zeit, :nx caat Tcin Vermögen zu übergeben." Mein Gesicht ist lein ganzes Vcr mögen, lieber Freund !" erwiderte sie, ihr lockiges Haupt an seine Schultern lehnend. Um die Sache kurz zu machen, Ma dame," sagte dcr Gatte, dcr anfing ärgerlich zu wcrdcn. ich brauche Geld in diesem Augenblick. Das gemiethete Fuhrwerk, in welchem wir hierher ge-jfc." kommen, ist zurückgesandt, und ich hübe kcin Geld, uns cin anderes zu verschaf fen." - Um Tcine Freimüthigkeit zu er widern," versetzte die Schöne, .muß ich gestchen, daß ich auf der ganzen Welt nichts mein nenne, als was Tu vor Dir siehst." So hast Tu keine Landgüter?' rief der Major, entsetzt aufspringend. Nicht eine einzige Hufe." Kein Kapital in der Bank?' Keinen Cent." Kcin baares Geld? Keine Juwelen?' Nichts von alledcm." Bist Tu denn nicht die Tochter und Erbin eines reichen Schiffsrhcdcrs?" Nichts weniger als das." .Wer bist Tu denn?" j Ich bin Ihre Frau, mein Herr, und' die Tochter eines ehrlichen Grobschmie! des." . Verflucht !" rief dcr britische Krieger. Eine Weile schien er i Nachdenken versunken. Endlich nahm er seine vorige' Heiterkeit an und sagte in höhnischem! Tone: , Ich wünsche Ihnen Glück, Madame, die Frau eines Bettlers zu sein. Ich bin! ruinirt und weiß nicht, wie ich meine augenblicklichen Bedürfnisse bestreik!? soll." r- Könntcst Tu nicht einen Wechsel! ' auf Tcincn Bruder, den Lord ziehen? Ich habe nicht die Ehre, dcr Vcr! wandte eines Lords zu sein." ' .Vielleicht könntest Tu Dich an den: Zahlmeister Deines Regiments wen den?" Ich gehöre keinem Regiment an.' I Und hast Tu keine Güter in Arkan-l sas?" ! Kfin?.Hiifc." (Fvrtsetzunz aus nächster Selte)