Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 07, 1899, Image 12

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    inc Fadrt nadj CDmaba.
Pin OiUbmü vtn i tu i C 1 1 1 n b e i .
Ici Vorbei, trar üuin angebrochen.
Ttr seine Frübiahrsnebel deckte noch
bis Erde. Ich fuhr in einem übctfüU
ten Omnibus durch daS endlos flache
Thal, wo sich der mächtige Platte Fluß
in klaren Fluthen dahinwalzt. bis sie
in dem Ttromdett des schmutzig gelben
Missouri verschwinden, Eine schöne
Aussicht, so einqequetscht noch 30 Mci
len auszuhalte, denn unser Äller Reise,
ziel war Omaha, der Knotenpunkt der
Union Paeisie-Babn. Merkwürdiger,
weise schien mein Nachbar, ein behübi
ger Farmer, die Unannehmlichkeiten
dieser Jährt gar nicht zu empsinden; er
brach das allgemeine Schweigen und
sprach Z mit Stolz von dem rapiden
Wachsthum der amerikanischen Städte.
Wollen Sie glauben, liebe Misses, wo
neb aeaenwartla die blühende vanoels
stadt Omaha ausbreitet, stand noch vor
20 Jahren eine elende Bretterhütte; sie
war der Unter chlup eines ayrman
nes, der die wenigen Fußwanderer
über den riesenbreiten Missouri hin
überruderte. Und iffet verbindet eine
der arößten Brücken der Welt die bei
den User. Ich achtete kaum mehr aus
sein weiteres Gespräch, da mich die
scharfe Morgenluft ermüdete. Plötzlich
machte mich das helle herzliche Lachen
eines Mädchens wieder munter. Ich
bemerkte, dan dieses Lachen einen vor
nehmen, blaß aussehenden Herrn ärger
lich berührte; ich hatte ihn schon vor
abr und Taa einmal in (joirncil
Bluffs, der Schwcsterstndt von Omaha,
gesehen; es war der Minenbesihcr Harry
Willens, der wie ein Murrkater in der
Ecke saß. Er knöpfte seinen eleganten
Uebrnicher mit Ostentation zu und
warf einen wüthenden Blick auf das
junge Mädchen, dessen Humor dadurch
nicht getrübt wurde. Im Gegentheil sie
lachte noch herzhafter.
Lachen Sie über mich?" fragte
Wilkens aufgeregt.
O ja. Sie machen ein so furchtbar
ernstes Gesicht, gerade wie der reiche
Mister John aus St. Louis. Der war
lcbensüberdrüssig und wollte sich alle
halbe Jahr erschießen nein, schütteln
Sie nicht den Kopf, es ist wirklich so.
er wollte sich alle halbe Jahr erschießen.
EincS Tages beiam er wieder einmal
seinen Rappel; er befand sich zufällig
auf der Reise in einem Gasthause; der
Wirth sollte eben gepfändet werden, der
Oberkellner wollte sich in's Wasser stur
zcn, die Wirthstochter, feine Braut,
schabte schon in heller Verzweflung
Zündhölzerköpfe ab da zeigte sich, daß
Mister John ein Herz hatte; er machte
mit seinem Gelde aller Noth ein Ende.
Sehen Sie, mein Herr, wie gut war
es, daß sich der Griesgram nicht erschos.
sen bat!"
Wilkens sagte gar nichts. Doch be
trachtete er jetzt die junge Person mit
Aufmerksamkeit. Ihre schlanke Gestalt,
ihr offenes blaues Auge, ihr blondes,
natürlich gelocktes Haar, das frei über
die Schultern rollte wie hätte er sich
dem lieblichen Anblick jugendlicher
Frische ganz entziehen können? Aber
einen auffallenden Gegensaß dazu bil
dete ihre geschmacklose Kleidung.
Sie trug ein lichtblaues Seiden
kleid, einen weißscidencn Hut mit
Straußfedern, eine rothe Halsschleife,
von einer großen Similibrosche zusam
mcngehalten, goldene Armbänder und
lange zitronengelbe Glacehandschuhe
welch' eine Toilette und noch dazu für
eine Omnibusfahrt! Wilkens, ein kaum
Genesener der ohnehin nervös und auf
geregt war, wendete sich, mitleidig
lächelnd, von dieser Geschmacksverir
rung ab. Sie aber in ihrer Harm
losigkeit glaubte, sein unbequemer Platz
sei die Ursache seiner sichtbaren Ver
stimmung. Sie scheinen nicht wohl zu fein,
mein Herr. Gewiß ertragen Sie das
Fahren auf dem Rücksitz nicht? Ich
bin gerne bereit, mit Ihnen zu tau
schen." Sie sind sehr gütig; der Rücksitz
stört mich nicht, aber das fortmährende
Geschaukel des Wagens. Die zu enge
, Nachbarschaft mit der Bretterwand ist
kaum zu ertragen."
Da streifte sie rasch die Handschuhe
ab, formte aus ihrem weichen Plaid
ein Ruhekissen und schob es unter sein
Haupt.
Ist Ihnen die hölzerne Nachbar
schaft noch lästig?"
Er schüttelte den Kopf und nickte ihr
dankbar zu; die sanfte Berührung ihrer
Hände that ihm wohl; er sank in einen
leichten Halbschlummer und sein zu
friedenes Lächeln zeigte, daß ihr freund
licher Blick noch immer vor seinen
Augen flimmerte. Er wäre beinahe
behaglich eingeschlafen, wenn ihn nicht
das laute Weinen eines Kindes gestört
hotte. Der kleine Krauskopf saß auf
dem Schooße einer ärmlich gekleideten,
jungen Frau, deren feingeschnittenes
Gesicht verblüht und abgehärmt aus
sah. Die Samariterin des Herrn
Wilkens zog aus ihrem Täschchen schnell
einen Bonbon und steckte ihn in das
Mäulchen des ungeduldigen Schrei
Halses. Fahren Sie auch nach
Omaha?"
Ja."
."Haben Sie dort Verwandte oder
Bekannte?"
.Nein."
Wo ist denn Ihr Mann?"
Ein bitteres Lächeln flog über das
Antlitz der Frau, ihr Mund zuckte nun
schmerzlich zusammen:
.Ich habe keinen Mann."
.Verzeihen Sie. Ader was für ein
herrliches, liebes Kind Sie haben!
Wenn wir in Omaha sind, so besuchen
Sie mich einmal. Ich beiße Josie
Gicen und nolpe Nedraskaftrect 14.
Vielleicht kann ich Sie in unserer
Blumcnfadrik beschäftigen ; da bin ich
Borarbeiterin."
Es klang ein milder tröstender Ton
aus ihrer Stimme, der Willens Ohr
nicht entgangen war; das Feingefühl.
mit dem sie die Verlegenheit der lun
gen Frau dämpfte, die Art. wie sie dem
Gespräch eine heitere Wendung gav.
hatte WilkenS sichtbar tief berührt,
DaS aufgeputzte Mädchen erschien ihm
jetzt wohl in einem andern Lichte. Er
neigte sich zu Josie und wollte sich
augenscheinlich in das Gespräch mischen;
da gab es plötzlich einen Krach, und der
Omnibus sank in ein ticseZ schlämmt
geS Loch. Wir sprangen sämmtlich von
den Siken und klammerten uns im
ersten Schrecken krampfhaft aneinander
Köfferchen. Körbe, Reisetaschen. Hut
schachteln. Stöcke. Schirme. Alles !ol
lcrte wie ein starker Hagelschauer auf
uns herunter, und zum Ueberfluß schrie
noch der Kutscher: Aussteigen, meine
Damen und Herren, wir stecken im
Moor." DaS resolute Mädchen war
die Erste, die sich faßte. Schnell raffte
sie ihr Seidenkleid zusammen, nahm
das Kind vom Schooß der erschrockenen
Mutter und kletterte aus dem Wagen
heraus; die ganze Gesellschaft wie an
einer unsichtbaren Schnur hinter sich
herziehend, sagte sie lustig: ,Ireuen
wir uns." ' Es ist la nur das Wagen
rad gebrochen, unsere Glieder sind
aan,. Was meinen Sie? Wollen wir
nicht zur Erholung ein Weilchen durch
das Moor waten, bis der Wagen wie
der fahrbar ist? Tort sey iq einen
Schornstein, und wo ein Schornstein
ist, gibts was zu eisen."
Das leuchtete Allen ein. Die aufge
munterte Reisegesellschaft tappte ihr
nach wie eine Heerde Schafe. Endlich
erreichten wir daS Bauernhaus, vor
dem eine ältliche Frau stand, die ent
setzt ausrief:
O Himmel, ihr Leute, wie schaut
ihr aus!"
Ja. vom Balle kämmen wir nicht."
sagte Josie. Wir sind ausgehungert.
rein ausgehungert. Wo ist Küche und
Keller?"
Ich kann nur mit geröstetem Speck
aufwarten."
Brr!"
Soll ich ein paar Hühner ab
stechen?"
Inzwischen sind wir todt. Mehl
und Eier sind doch da?"
Ja, ja, kommen Sie nur!"
Wir traten in die geräumige Küche,
wo auf dem Herde ein helles Feuer lo
derte. In kaum zwei Minuten stand
Miß Josie zum Erstaunen Aller als
Köchin vor uns da. Sie hatte blitz,
schnell den Sammetkragen abgeworfen,
die seidenenAermel aufgestülpt, und eine
große bunte Schürze, die auf der Küchen
dank lag, umgebunden. Die Alte warf
einen verwunderten Blick auf daS Sei
denkleid und sagte: Sie werden doch
nicht selber kochen wollen?"
'Freilich, Mütterchen!"
Wilkens, an den Thürpfosten ge
lehnt, sah mit offenem Munde der im
provisirten Bäckerin zu, wie geschickt und
graziös sie einen Mehlteig bearbeitete.
Einige Wirbel mit dem Kochlöffel in
der Schüssel und eine große Pfanne
voll Bisqults stand auf dem Tl che bor
der hungrigen Schaar. Und dazu mun
dete trefflich die frische Milch, die uns
die freundliche Alte vorsetzte. Kaum
war die Mahlzeit beendet, da kam der
Omnibus mit seinem geflicktem 'Rade
angerasselt. Wir brachen auf, und
Jeder zahlte seine Zeche. Ich sah. wie
Willens Blick die arme junge Frau
streifte, als sie eben auch ihren Antheil
zahlen wollte. Es ist Alles in Ord
nung", sagte die Alte lächelnd, mit dem
Finger auf, Josie deutend. Wilken's
Gesicht wurde vor Beschämung ganz
roth. Als wir unsere Plätze in dem
Omnibus wieder einnahmen, wußte er
es so einzurichten, daß er neben Josie
zu sitzen kam. Es war für mich be
lusiigend, mit anzusehen, wie aus dem
steifen mürrischen Wilkens ein aufmerk
samer Kavalier wurde. Das fröhliche
Geplaudcr der Fahrgäste, das eintönige
Gcknarr und Gequitsche der Wagen
räder störte ihn nicht melir; er sah auch
nicht den glühenden Untergang der
onne, die mit ihrem letzten Abend-
goldicht die fliehenden Wolken um-
säumte, er hatte nur Augen und Ohren
für Josie. Sie schlug plötzlich die Hände
zusammen und rief:
Sehen ie nur dlees Flammen-
meer im Westen, sehen Sie nur!" Er
schaute sie aufgeschreckt groß an
und stammelte:
Ach, Miß Josie, Ihr Anblick ist mir
tausendmal lieber, als die schönsten
onnenuntergänge.
Was fällt Ihnen ein? Glauben Sie,
Mister Wilkens, Sie könnten sich mir
gegenüber eine solche Sprache erlauben.
weil ich ein armes Mädchen bin?"
Nein, das sind keine Komplimente,
Miß Josie, es ist die Sprache des Her
zens, die aus mir redet; ich verstand es
nie, auf Umwegen etwas zu erreichen.
ich gehe immer den geraden Weg. Sie
haben mich durch Ihre kindliche Heiter-
keit und Seelcngüte wie umgewandelt.
Denken Sie nur. welch' ein unaussteh
licher Geselle ich noch zu Anfang unse
rer Fahrt gewesen bin. Und jetzt ist
mir, als wär ich wieder jung, ein sn
scher Lebensodem weht mich an, ich habe
eine ähnliche Empfindung nie zuvor ge-
kannt, nur daS Eine fühl' ich: So
muß eS sein, wen die Liede über den
Menschen kommt."
.Das ist ja schrecklich, Mister Wil
kens!" .WaS ist denn da schrecklich?"
.Ja, es wäre ein Unglück für Sie
und mich, wenn ich Ihre Gefühle thcl
len würde. Sie vergeben ganz die Kluft,
die uns trennt, den weiten Abstand un
lerer Lebensverhaltnipe. Und wenn
Sie sich auch über AUeS hinwegsetzen
wollten: ich könnt eS nicht, ich wäre zu
stolz, mich von Ihren reichen Verwand
ten und Bekannten mit scheelen Augen
ansehen zu lancn."
DaS ist meine Sorge. Miß Josie
WaS wäre das für eine Liebe, die sich
von kleinlichen Rücklichten und konven
tionellen Schranken bestimmen ließe?
Ich preise den gesegneten Zusall. der
uns Beide zusammengeführt.
Und doch würde Sie. Mister Wil
kens, die Reue sicherlich erfassen, ein
Mädchen zu sich erhoben zu haben, das
in ihren Kreis nicht paßt, das so tie
unter Ihren Bildungsgrad steht."
Ach was! Wir leben einige Jahre
auf dem Kontinent. Tort lernen Sie
den gehörigen Krimskrams, und es
müßte sehr merkwürdig zugehen, wenn
Sie mit Ihrem natürlichen Verstände
Ihrem aufgeweckten Geiste, Ihrer
raschen AuffaMng und Ihrem feinen
Empfinden nicht als Lady zurückkom
mcn würden."
Nun verstummten Beide. Ich sah
nur, wie Jone ihm Mit seligem Lächeln
die Hand reichte.' Inzwischen war tiefe
Dämmerung hereingebrochen: die ersten
Sterne blitzten auf im Aether. Wir
waren endlich in dem geräuschvollen
Omaha mit seinen großartigen Ver
kehrsanstalten und Maschinenwerlstät
ten angelangt und hielten vor dem aq-
hell erleuchteten Hotel zum goldenen
Löwen." Josie schwang sich leicht wie
ein Vogel aus dem Wagen: Willen
drückte noch schnell einige knisternde
Banknoten in die Hand der armen
Frau, und schoß dem lieben Mädchen
nach.
Als ich in der Vorhalle des Hotels
an dem glückstrahlenden Paare vorbei
huschte, verbeugte er sich vor ihr, wie
vor einer geborenen Lady. Ich hörte
nur noch die Worte: Morgen, Joie,
morgen.
IWt. Sharp's Annonce.
Teieklive-Gcschichte von A l l a ii R e v e l I y.
Allerdings eine sehr feine Adresse.
aber es scheint mir Alles in Ordnung
zu fein, und ich glaube, daß wir auf
dem rechten Wege sind."
Al o sprach Herr Jake Sharp, wür
oiger yauptinhaver der neugegrun-
beten Tetektive-Agentur Sharp & Eo
in New Z)ork, zu seinem Compagnon
Jlm Miller.
Allerhand rafnnirt ausgeführte (&m
bruchsdiebstähle hatten in letzter Zeit
viel von sich reden gemacht, weil es der
Polizei in keinem einzigen Falle gelun
gen war, den oder die Urheber zu er-
Mitteln.
Aus dem Hause eines Bankiers an
der 5. Avenue waren, während die
Familie sich im Theater befand. Ju-
welen im Werthe von vielen Tausend
Tollars geraubt worden, und auch hier
fehlte von den Tieben jedwede Spur.
Tcr Bankier war außer sich, die Po-
lizci auch.
Da wendete sich der Bcstohlene an
die Agentur von Sharp & Co., und es
hatte den Anschein, als ob er hier vor
die richtige Schmiede gekommen war.
Ter alte Sharp behandelte den
schwierigen Fall auf seine Weise. Er
erließ in einem Morgcnblatt mehrere
geschickt abgefaßte Personals", denen
auch bald eine Antwort folgte, die den
alten Fuchs nicht wenig zufriedenstellte.
Pro es or Carlo Rollins" hatte der
Absender sich unterzeichnet und No
West Houston Straße als Adresse an
gegeben. Ich werde die Sache selber in die
Hand nehmen." schmunzelte der Alte.
Der Kerl verlangt $5000 für die
Beute. Das muß dem Bankier zu
nächst mitgetheilt werden. Ohne Zivci
fel wird er das Geld opfern."
Da der Bankier sich sofort bereit er-
klärt hatte, die geforderte Summe her
zugeben, vorausgesetzt, daß er den gan
zen Schmuck zurückerhalte, nahinen die
Verhandlungen zwischen harp und
Professor Rollins einen höchst erfreu-
llchen Fortgang.
Der Professor ging sehr offen zu
Werke.
Er kam eines Tages ganz unqenirt
nach der Office von Sharp & Co., traf
dort aber zu feinem Leidwesen nnr Jim
Miller an.
Die beiden - Herren fanden wenig
Gefallen an einander, und bei der
nächsten Zusammenkunft war Sharp,
als sein Kompagnon, selber zur Stelle.
Der alte Detektive steuerte ohne Um-
schweife auf sein Ziel los.
Ich nehme an, daß Sie in der qan
zen Geschichte nur den ehrlichen Makler
spielen und direkt gar nicht bethciligt
sind," sagte er verbindlich.
Ihre Annahme ist sehr richtig,"
erwiderte mit ausgesuchter Höflichkeit
der Professor.
Nun gut! An dem Gelde wird es
nicht fehlen. Aber ich vermuthe, daß
Sie heute ohne die Sachen zu mir ge-
kommen sind. Wann könnten Sie die
Güte haben, dieselben mitzubringen?"
Gar nicht! Erstens sind die Dinger-
chen überhaupt nicht in meinem Besitz.
zweitens wird hier das Geschäft so wie
so nicht gemacht, und drittens werden
Sie wohl keinen Augenblick geglaubt
haben, daß ich mich aus solche Weise
sangen lassen würde. Also. waZ soll
der Unsinn! Machen wir Ernst!"
TaZ resolute Auftreten deS Prof.s
forS machte auf Jake Sharp einen
guten Eindruck, und freundlich ant
mortetc er:
Sehr wohl. Aber es ist jetzt an
Ihnen. Bedingungen zu stellen."
.Wollen Sie den .Stoff" haben, so
müssen Sie ihn holen."
Wo? Vielleicht in der West Houston
Street?"
.Vielleicht nicht. Aber treffen lön
nen Sie mich jedenfalls dort, und ich
werde Sie dann nach dem Platze drin
gen. wo die wirklichen Besitzer des
Schatzes es sind ihrer Drei das
Weitere abmachen können."
Drei? Hin. scheint mir ein Bischen
viel für Einen. Und wenn mir nun
das Geld entrissen würde, ohne daß
e;ne Gegenleistung erfolgte?"
Das ist nicht zu befürchten. I
gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß Sie
so sicher fein sollen, wie in Abraham'
Schooß."
Tanke! Also wann?"
Morgen Abend mit dem Schlage
Neun. Und. ehe ich es vergesse, das
Geld wollen Sie gefälligst ganz und
gar in Hundertdollars-Noten bringen.
Tie theilen sich am leichtesten, und
Alles geht schneller," ermähnte der
Professor noch beim Scheiden mit gro-
ßer Liebenswürdigkeit.
Na, da wäre la AllcZ fo weit gut
und ich gehe," sagte andern Tags Jake
harp, eine halbe stunde vor der fest-
gesetzten Zeit, zu Im, Miller.
wart es man lur aue mue vc er.
wenn ich mitkomme? Ich weiß nicht, ich
traue der Geschichte nicht."
Keine Sorge, nein, nein," wehrte
harp lächelnd ab, der den ganzen
muym sur sich allein haben wollte.
Professor Rollins begrüßte den Te
leinoe aus oas reunoilchne uno er
schöpfte sich in Entschuldigungen, daß er
ihn noch weiter bemühen müsse.
Sie gingen durch mehrere Straßen.
kreuz lind quer, bis sie endlich an der
West 6. traße vor einem großen
Toppcl-Tenemcnthause Halt machten
i.yne zögern vcirai 'yarp den ftn-
stcren Hausflur. Er pfiff leise, um sei
nen Begleiter zu der Annahme zu drin
gen, daß dies ein Signal für irgend
Jemand sei, aber der Professor achtete
gar nicht darauf.
Er kletterte eilig die ausgetretenen
Treppen empor, die bei jedem Tritt
ächzten und krachten.
Sharp folgte tapfer nach, obwohl er
keinen Schritt vor seinen Augen sehen
konnte.
Endlich stand Rollins still, öffnete
die Thür eines vollständig finsteren
Zimmers, zündete ein Licht an, das auf
dem Kiiminsims schon in Bereitschaft
gestanden hatte, und sagte zuvorkam
mend :
Bitte, machen Sie sichs bequem."
Sharp langte vorsichtig nach seinem
Revolver, es war immerhin besser, ge
rüstet zu fein.
Sein scharfes Ohr hörte im Neben-
zimmer flüsternde Stimmen.
Ta meldete sich auch schon der Pro-
fessor.
Es würde nicht angezeigt sein, daß
ie die Leute sehen, aber wegen der
Juwelen sollen Sie sofort Gewißheit
erhalten."
Tarauf rechne ich."
Nun wohl, ich werde sie holen."
Mit der Hand am Revolver wartete
Sharp.
Nach wenigen Sekunden öffnete der
Professor die Thür des Nebenzimmers.
lör hielt eine chwarze Reisetasche vor
sich, öffnete sie und legte ihren Inhalt
auf den Tisch.
Nichts ehlte. Sharp sah sofort, daß
dieser Theil des Vertrages prompt inne
gehalten worden war.
Er brachte das bisher unter seiner
Weste ruhende Geld zum Vorschein und
reichte es dem Professor, mit der linken
Hand den Griff der Reisetasche rfas
send. Rollms zählte die Banknoten sehr
langsam, trat mehrfach, um sie genau
zu prüfen, vor das unruhig flackernde
Licht, welches nur spärlich das geräu
mige Zimmer erhellte, räusperte sich und
sagte:
Soweit wäre Alles in Ordnung.
Tie machen sind vollständig, auch Ihr
Geld stimmt, aber da liegt eben die
chwicngkeit. Meine Leute sind nicht
zufrieden. Könnten Sie nicht noch
$1000 darauf legen? Das würde die
Theilung erheblich erleichtern."
Unmöglich."
Die da drinnen haben sich das nun
einmal in den Kopf gesetzt, und zwar
erst eben. Da ist guter Rath theuer."
Nicht für mich," erwiderte Sharp
entschlossen, obwohl ihm recht unbehag-
lich zu Muthe tvar. Ein Ppn und
meine Leute sind da."
Gemach, gemach, dadurch würde
das ganze Geschäft in's Wasser fallen,
und Sie fangen uns doch nicht. Wir
kennen dieses Haus, Sie nicht. Hier,
nehmen Sie Ihr Geld zurück, da, es
hlt kein Stück. So, nun bitte ich
auch um meine Reisetasche. Gehen
ie hin und sprechen Sie mit Ihrem
Auftraggeber, der sich wohl dazu be
quemen wird, noch weitere $1000 her
auszurücken. Sharp steckte das Geld sorgfältig
ein, lnupste seinen Rock fest zu und
ging.
Jim Miller hatte ihn schon mit
Spannung erwartet.
Als der ältere Detektive fern Aben
teuer erzählt hatte, sah der jüngere
etwas enttäuscht aus. Hm, daS war
eigentlich lein rechter Rcinfall gewesen.
Sharp hatte sich ja gan; gut denom
mcn. und dann war doch auch das
Geld da.
Ja. das Geld." sagte Sharp, der
vielleicht des Anderen Gcdanten errieth,
das Geld wollen wir morgen gleich in
der Bank dcponiren."
Als Herr Sharp am nächsten Tage
sein Geld in der Bank präsenlirte, hörte
erzu seinem unaussprechlichen Entsetzen,
daß sämmtliche Noten gut ausgeführte
Falsifikate feien.
Der Prosesfor war schlauer gewesen
als der Detektive.
Er hatte den Umtausch der Banknoten
mit einer Geschicklichkcit ohne Gleichen
bewerkstelligt.
Seine Juwelen aber hat der Bankier
noch immer nicht.
Tie beide Areunde.
0 an vorte des Nachts pat an
seine Hausthür klopfen. Er stand au
und fragte, wer so spät da sei? Tie
Antwort war: Araboh.
Mein Freund Araboh!" sagte er zu
sich selbst. Was kann der für ein An
liegen haben, daß er bei so später Nacht
noch zu mir kommt?"
Er rief seinen Sklaven, ließ qe
schwind Licht anzünden und führte
seinen Freund in sein (Gemach.
Lieber Araboh." sagte er, ich bin
bestürzt, Tich so spät bei mir zu sehen
Ich kann mir nur zwei Fälle denken
entweder Tu hast eine nicht vorherge
icyenc Aiisqave ooer cu veoar t mei
nes Beistandes in einer gefährlichen
Angelegenheit; im ersteren Fülle steht
Tir mein Vermögen und im anderen
Falle mein Leben zu Diensten."
Kcins von beiden," erwiderte Ära
boh, indem er seinen Freund umarmte
und ihn mit Thränen der Zärtlichkeit
und Rührung benetzte, aber ich habe
meinen Hausschlüssel vergessen, und
die böie Zaire, mein Weib, will mir
nicht öffnen."
Zerstreut.
Franz Benda, der Conzertincistcr
Friedrichs des Großen, der an hoch
gradigcr Zerstreutheit litt, befand sich
eines Abends in guter Gesellschaft bei
dem Hof-Kapellmeistcr Graun. Bevor
er sich empfahl, borgte er sich von Graun
eine Laterne, um den Weg nach feiner
Behausung finden zu können.
Etwa eine Stunde ist vergangen, als
an Grauns Hause heftig die Glocke ge
zogen wird. Ter Hofkapellmeistcr steckt
oen opi zum tfeuuer heraus und er-
kennt zu feinem größten Erstaunen den
Conzertmeister. der mit der Laterne vor
der Thüre steht. Schnell eilt er bin
unter und erkundigt sich, was es denn
gäbe.
Nichts," versetzte Benda m lustigem
Tone, bei mir zu Hause ist alles in
bester Ordnung, und hier hast Du auch
Deine Laterne wieder."
Sprach's und trollte sich vergnügt in
der Finsterniß nach Hause.
Artig.
An Förschter sein Rescrl,
Dös stellt si' guat an.
Ma' staunt, wia dös Kind sich
Benehma scho' kann.
Und heut' muaß's dös erst' Mal
In d' Schul' einigeh'n,
Sie grüaßt schön an Lehrer
Und bleibt nacha steh'n.
Ta Lehrer schreibt's ein,
Wia ma's anfangs halt thuat,
Und weist ihr an' Platz an
Recht freundli' und guat.
Da macht dös kloa' Reserl
An' Knix und sagt d'rauf:
I' dank schön. Herr Lehrer,
I' halt m' net auf!"
Heinrich Zeller.
vom Ererzierplatz.
Unteroffizier: Kerls, wie könnt ihr
das Zeitalter der Elektrizität nur durch
solche jämmerliche Kniebeugen ent-
weihen!"
Variante.
Lehrer (in einer Schule für Farbige):
Wer mir aber das Diktat nicht fehler-
frei liefert, den lasse ich nachsitzen, bis
er weiß wird!"
ccin feiner Diener.
,. Sie glauben also, für die Stelle
in einem vornehmen Hause qualifizirt
zu sein?"
Herr Graf, ich hab' sogar Podagra!"
Gemütklich.
Alpenfcx (einem abstürzendenFreunde
nachschreiend): . Gelt, wenn du drun
ten bist, schreibst du mir eine Ansichts
karte!" Pietät.
Ede: Warum hängst Tu denn mit
solcher Liebe an dem alten Ring?"
Lude: Das ist ein Andenken, den
habe ich meiner Tante gestohlen."
Große Freude.
Herr M.: Wenn ich nur wüßte,
was für eine Freude ich der Frau Rath
zu ihrem Geburtstag machen soll."
Herr R.: Halte um einer ihrer
Töchter an!"
Wenn eine Frau
nicht hören will, so
schon.
ein Geheimniß
weiß sie es
freche Pafen
Aun. crr r
aron. leinen Hasen
getrogen l"
.Stets gctronen. TickfclligeZ
fühlt sich aber nie getroffen!"
Pack
Auch ein Trsolg,
Nun, haste Erfolg gehabt, mi5Tei.
cm Trauerspiel?"
.Großartig, sag' ich Dir. halb todt
gelacht hat sich das Publikum."
Hu gcsu),
Ist die Luft hier auch gesund. Herr
Medizinalrath?"
Gewiß, meine Gnädige! Hier sön
nen Sie in kurzer Zeit 100 Jahre alt
werden!"
Aasernekofbliille.
Unteroffizier: Strammer auftreten
beim Marfchircn! Ta muß man glau
den. Jeder von Euch habe mindestens
zwei Paar Stiefel an!"
Die müde Seele.
..Was ist Tir denn. Fritz. Tu sitzest
ja so nachdenklich da?"
Schriftsteller: Mir kommen keine
Gedanken mehr. das giebt mir zu
denken!"
Kleines MißpersiZndnif;.
Frau (zur weinenden Köchin): Sa
gen Sie, Nanni.wo liegt denn eigent
lich die Ursache Ihres Grams?"
Nanni: Bei der 14. Kompagnie!"
Uiinötlzig.
Köchin: Sag' mal, weißt Tu lei
nen Schatz für unser Hausmädchen?"
Soldat: Aber )as ist doch ganz un
nöthig! Was bei Euch übrig bleibt,
esse ich ganz allecne uff."
licroische kicbe.
Er: Glauben Sie mir, Fräulein
Kamilla. daß ich Sie so sehr, fo rasend
liebe."
Sie: Nun, wie denn?"
Er: Taß ich täglich zum Frühstück
nur Kamillenthee trinke!" '
(!) diese inderl
Ein Hochzeitsgast erhält während des
Mahles einen sogen. Hochzeitsstrauß in
Form eines mit Papier umhüllten
Kistchens. Tie Rückseite ist mit blauer
Vcrschlußmarlc beklebt.
Ter Empfänger versucht einen Spaß
zu machen und sagt: Das Ding hier
an dem Packet steht aus wie eine Pfand
marke!" O nein Papa," bemerkt sein kleines
Töchterchen." die sind ja roth!"
Vor kleinen Tieben zieht man
den
Schlüssel ab. vor großen den Hut.
21 ad; eine Art von Touren.
A: Macht Herr M. oft Touren zu
Pferde?"
B: Ja, aber nur Karikaturen."
In der Musikalienbandlung.
Kommis: Sie wünschen, mein
Herr?"
Fremder: Ich möchte gern ein Wie-
gcnlied für Posaune und Trommel!"
Aul
Fräulein: Ich finde es hier abscheu-
lich kalt im Wartesaal."
Herr: Sie müssen sich dort weg-
setzen, es hängt in Ihrer nächsten Nähe
der Wintcrfahrplan."
Wie die Alten sungen.
Lehrer: Was, Moritzchen, Tu kennst
nicht Tie Bürgschaft!"?"
Moritz: Herr Lehrer, bleiben Se
mer weg mit 'ner Bürgschaft!"
Schlechte Ausrede,
Richter (zum Ticb): ....
. 11 Uhr
Sie ein
muß es gewesen sein, als
brachen!"
Tieb: Ganz unmöglich! So lange
darf ich Abends gar nicht ausbleiben!"
Auch ein Erfolg, "
Rentier: Sie wollen mein Schwie-
gersohn werden? Sie sind doch kaum
zwanzig Jahre alt! Welche Erfolge
können Sie in Ihrem Leben bereits
ausweisen?"
Jüngling: Bin schon zweimal mit
Erfolg geimpft worden!"
Zwei Uebel.
Kunde (zum Apotheker): Vor eini-
gen Tagen haben Sie mir gegen Kreuz-
r. i..ur.a mev-ft . i-,
merzen ein poroics Pnaner veriausl. '
Apotheker: Hat's etwa nicht ae-
holfen?"
Kunde: O ja, die Kreuzschmerzen
bin ich losgeworden, nun möchte ich
aber etwas, um das Pflaster loszu
werden!"
Zm Kaffeekränzchen.
Erste Tamc: Kommt die
rau
o viel
Meier nicht? Sie hatte immer
zu erzählen."
Hausfrau: Nein, sie wartet, bis
die neue telegraphische Methode ein-
geführt ist. nach der man 250 Worte
in der Minute telegraphiren kann, dann
hofft sie, sich endlich einmal ordentlich
aussprechen zu können."
Alles GeschZft.
Wie, Ihr Schwiegervater hat
Ihnen bis jetzt keine Mitgift aus
gezahlt?" Nein, ich habe ihm feine Tochter
auf Kredit abgenommen!"
Seinen Ruhm mehren heißt leider
oft, sein Glück zerstören.
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