Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 07, 1899, Image 11

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    Der Weltuntergang.
John lisch belchrcidl ikine k'ahrlMZkn in
d fritiidicn 'flacht.
Bor der Hand als noch Fütt (fbene,
Mvember de fufzchnte d. Mts.
Mistrr Editer'.
Glaabe Sie an
Wunnkr?Jchaachnet.
Ich hen's wenigstens
früher net gethan.
Awwer jctz glaab Ich
dran. Anyhow er
scheint'S Mir als t
Mirakel, daß Ich Heini
noch leb im daß üro
werhanpt die Welt
noch steht. Es kann
awwer sei, dasz die
ganze Sach doch Täu
schling is un die Welt
wertlich unnergegange
is nn Alles, wo Ich
seitdem erlebt hab. blos e Traum oder
e Art vun scheintodtcm Lebe oder der
storbenem Scheinlebe is.
Sie wisse doch. Mister Editer, dab
sor de Dreizehnte Navcmber dieses Mo
nats, neintinein, füngdesiäkcl, der Welt
unnergang seientisikclli un no Humbug
avout it prophezeit war. Well, es gebt
Leit, wo sich, aus so was nix mache.
Ta sein ich wieder annerscht. Ich sein
ewwe ze viel vun eme Fämilimann.
Mei erster Gedanke ist immer die Fä
mili. So hen ich am Montag gesagt:
..Alti. hen Ich gesagt. Mi. 'daß Ich
vor Deine leibliche Aage mit dem Rest
vun der Welt unncrgchn soll, des will
e4 rri- ...i ..ir,,,.. .... ki ,a ,,
.11 im uimuii un u iuuiii uuui
net expekte, daß Ich es mit ansehe soll,
wie Du ze Picces dder sunfcht wohi
gehst, des kannst De aach net expekte.
..Die Jnschurenz is in Order", hen Ich
gesagt, un wairn's gut geht, da sehn
mer uns emol wieder in dieser Welt
oder sunscht wo." Ta dermit hen Ich
zärtlich Abschied genomme, hen mer des
Bänkbuch un Alles, was sunscht vun
Waluäbcls in der Residenz war, in die
Tasch gesteckt un sei enüwwer nach Jhst
Neu York zum Tschalli.
Da sein die Annen, Ich mein der
Rest vun unserm alte Gang, schun ge
wese un da hen mer Wcltunnergang
getaltt. De Tschalli Hot mit die expcn
sivste Tclikessics als Freiluntsch eraus
gerückt un des Hot uns nor noch mehr
stußig gemacht, denn des Hot uns ge-
t.....t V.c. cft.fi: v ii.'ii
yiuui, uuy, un j.u;uui un uc ii't.u
' unnergang selwer gcglaab't Hot. Mir
sein konsequentli ziemlich libcrell ge
worn, dann was is der Juhs. ze fäfe,
wann mer doch kein Juhs mehr Kot for
des. was gesäft werd?
Well, unser Tciälog is immer mehr
. intercsting und die Situwaschen immer
mehr aufregend geworn. Des is kei
Fon, Mister Editer, wann mer bei erer
Battel Mosel, sitzt un immer die Hand
üwwer 'des Glas halte muß, damit kei
Sternschnuppe eneisällt, un wann mer
denkt, im nexte Aageblick werd die
ganze Battel un mer selwer in de Bar
gain vun dem hinnere End vun eme
-f' Komcteschwanz kaput geschlage.' Mir
is es feinelli ganz dunkel vor die Aage
geworn un ich hen gedenkt: Aha, jetz
kimmt's'.-
.Or 6?ks'S rttrtrtfi ftinfsu nhor net
UV W t V V V V V V VVV wv iiv
Mister Editer. eimal, es muß so um
e Uhrer zwölf gewese sei. da hen Ich de
Erzengel Gabriel so deutlich blose hörn,
wie es nor was uff der Welt gewwe
kann. , Ich glaab. Ich sein e Bißle
blaß geworn un hen mit eme schwache
Versuch, en Miß ze mache, gesagt:
Mer wolle aach noch Eins blose."
Tann is es immer dunkler geworn
un dann war es uff eimal ganz aus
for e Zeit lang wenigstens.
Mister Editer, wisse Sie, wie es eme
Verstorbene ze Muth is? Well, Ich
hen Expirienz da drein. Nämlich, wie
Ich wieder aufgewacht bin, da war Ich
todt. Es war klier zu mir, daß der
Falb Recht gehtt Hot un die Welt
unnergegange war. Es war stockdunkel
um Mich erüm. Nix ze hörn und nix
ze sehn.
Im Himmel war Ich net. Tes war
mer klier. Awwer iven in dem annere
Platz, Ich mein downstairs, hen Ich
gedenkt, wär mer doch eme Prominente
mehr Achtung schuldig, als en im
Dunkle ze losse. Ich hen mer awwer
gedenkt, daß bei so erer Gelegenheit.
' wie e Weltuuncrgang. der Rush zu all
die Art vun Plütz ze groß is. Sunscht
hätt ich gekickt.
Wie Ich mer so die Gedanke mach,
da werd es uff eimal hell. Ich seh
Stern un Mond un die ganze Aestro
lodschie vor mir erumtanze awwer
blos for en Aageblick. Tann war's
wieder still un dunkel.
Wie Ich wieder zu mir gckimme sein,
hen Ich derhcim in mcim Bett gelege.
Ter Tfchalli un der Pclzkappe-Billy
un der Goß un der Pict un der Scham
bettist un der Törre-Quetsche-Hannes
un der Rest vun die Bube, die probirn
jctz. Mich glaabe ze mache, daß der
Wcltunnergang gar net werklich statt
gcfunne hot. Sie sage. Ich wär müd
im Gesicht gewese. eigeschlafe un dann
Hütten sie mich in die Car un uff die
Ferry gebracht un dann wieder uff e
Car un da wär Ich net uffzewecke ge
wese un feinelli wär Ich. wie sie Mich
aus der Car gebracht hawwe. mit dem
Kopp uff's Pflaster gefalle un des
wär'n die StarS gewese. wo Ich gesche
hen un dann hatte sie Mich heimge
bracht. Well, es kann ja sei. awwer Ich
glaab eS net. WaZ Ich glaab, deS iS.
daß die Welt werklich unnergegange iS
un daß Ich blos uff en annere Planete
versetzt bin. Die AM iS aach mit uff
dem neue Planet. Alio waS iS der
Differenz?
Ich bin nor begierig uff deS nexte
Sonntagspüper. Ta werd's ja drein
ftchn. wie die Sache werklich war.
Einstweile so lang wünschend
YourS
John Ritsch. Esq.
Ich qlaab. es is dock noch die alte
Welt. Ter Tfchalli Hot mer e Bill ge
schickt for de Weltunnergangsabend.
Er Hot nämlich seimige Abend kein
Check ncmme wolle, peil der ja in der
annere Welt doch net gut gcwese wär!
Awwer dem Tschalli sei Bill pruve mir
ganz genau, daß die Welt net unner
gegange is, denn so unverschämt könnt
uff keim annere Planete beschummelt
wern, wie der Tschalli des gethan Hot.
Noch emol Jours
Der Obige. Esq.
Juckele sperr
Am 7. April dieses Jahres ist
zwischen Preußen und Württemberg
der StaatSoertrag abgeschlossen morden,
über die Aufhebung der Flößerei auf
dem Neckar oberhalb der Enzmündung
und auf der Glatt. Bis spätestens 3t.
Dezember 1.00 (bis zur Herstellung
einer Straße von Glatt nach Neckar
hausen, die bis dahin vollendet sein
muß) sollen durch Verfügung des
Ministeriums des Innern die BestiiNl
mungen dieses Vertrages in Kraft treten
In Württemberg sind die Tage der
Flößerei gezählt, und hier und dort
haben festliche Veranstaltungen und
Abschiedskundgebungen gezeigt, daß
manchem Schwaden etwas fehlen wird,
wenn die klaren Schwarzwaldflüsse
keine Flöze" mehr auf ihren Rücken
tragen und die kraftvolle Zunft der
Flößer aus dem Leben der hcimath
lichen Thäler verschwindet. Es ist ein
Stück Poene des Flußlebens".
Bis in's 14. Jahrhundert gehen die
urkundlichen Abmachungen zurück, die
den Betrieb der Langholzflößerei auf
dem Neckar bezeugen, und wie rege stets
das Interesse des Volkes für das Leben
und Treiben der Flößer war, das mag
manch-r halb legendenhafte Bericht über
ihre Gewohnheiten beweisen. Wird doch
vielfach Grozes erzählt von der unge
schininkten Kraft und Derbheit ihrer
Rede und von der ungebrochenen
Leistungsfähigkeit in der Vertilgung
von nahrhafter Speise und belebendem
Trank. So weiß ein Liebling des
schwäbi chcn Volks. Wilhelm Hauff.
in einem seiner schönsten Märchen Das
kalte Herz" Manches zu erzählen von
den Floßhcrrcn und Flößern; und in
dem gewaltigen Holländermichel hat er
ene Gestalt geschaffen, die in vielen
ihrer Eigenschaften die charakteristischen
Züge der Flößcrnatur an sich trägt.
1 Besonders aber hat seit alter Zeit
die akademische Jugend T ü
b i n g e n s zu den Männern des
Floßes sich hingezogen gefühlt und in
Tübingen wird es mancher schmerzlich
vermissen, wenn kein Floß mehr mit
seinem Jockele den Neckar hinunter
gleitet. Wer erinnert sich nicht gerne
daran, aus der eigenen Studienzeit.
wie ein endloser Vormittag erfreulich
unterbrochen wurde durch ein helles
Jockele spe-ac-ae-aer. Erst ist's nur
ein vereinzelter Ruf. Bald öffnet sich
ein Fenster um's andere, lauter und
lauter klingt's, mächtig ertönt vom
Hölderlinsthurm die Glocke, an den
Fenstern werden Kanonensticfel ge
schwenkt, und unter hundcrtstimmigem
Gesang gleitet der Floß dahin. Die
Flößer, halb erfreut und halb geärgert,
geben durch kräftiges Wort und unmiß
verständliche Gederde ihren Gefühlen
Ausdruck, und auf der Neckarbrücke hat
sich schon ein dichter Kreis versammelt,
um auch von hier aus das Jockele
sperr!" ertönen zu lasten.
Die Jockele" sind für Tübingen
und Studenten eine schier unversiegliche
Quelle heiterer Geschichten gewesen.
Von bestimmten Personen weiß man
zu erzählen, daß ihnen die Jockele ganz
besonders witzig und derb heimgezahlt
haben; namentlich hatte sie .es dabei
auf Erscheinungen abgesehen, die durch
besondere Jugendlichkeit auffielen. Auf
eine Wiedergabe der Begrüßung?
formeln, die vom Floß nach den
Studentenbuden herauf laut ertönten,
müssen wir verzichten, da verwöhntere
Ohren dieser Sorte von Provinzialis
men nicht gewachsen wären. Als einzige
Stilprobe mag erwähnt werden, daß
einst ein besonders scharf blickender
Jockele einem Musensohn, der in einem
selbst für Tübingen ungewöhnlichen
Grad an Geldschwulitäten laborirte,
zurief: Wenn no Tei Portmanneh so
groß wär wie Tei Maul!"
Auch an Zwischcnfällen ernsterer Art
hat es nicht gefehlt. Eines Abends
hatte ein Floß in Tübingen selbst an
gelegt und blieb ohne Aufsicht; die
Jockele mögen das Bedürfniß gefühlt
haben, ihre Wasserstiefel unter einen
behaglichen Wirthstisch zu strecken und
im Schatten einer Tübinger Besen
wirthschaft sich am einheimischen Rothen
zu ergötzen. Eine Schaar übermüthiger
Studenten machte sich daran, das Floß
loszubinden; es setzte sich in Bewegung,
zerschellte zum Theil an der Neckar
brücke, löste sich in seine einzelnen
Glieder auf und richtete da und dort
Zerstörungen an. Es bedürfte tage
langer Arbeit, um es in seiner früheren
schlanken Schönheit wieder erstehen zu
lassen. Den Vätern der talentvollen
Söhne, denen eine sehr stattliche Rech-
nung präsentirt wurde, hatte man
gerne da? oben erwähnte .Portmanneh
gewünscht.
ES ilt ein uralter Gebrauch, da die
Anwobner von Klüften und die vor
überfahrenden Schiffer und Flößer durch
gegenseitigen Zurus einanoer neacn.
eeii die tlnivcrsität in Tübingen
besteht, war es jedenfalls in erster
Linie die Freude am Ulk und
an der Neckerei, die da? Erscheinen
eines Floßes für die Studenten zu
einem freudigen Ercigniß machte.
Ergiebige Erwähnung nnoct das
Zockele sverr!" auS Anlaß des 200
jährigen Jubiläums der Universität im
Safire 1C.77. Wie das XaiAe kverr"
so bezicht sich auch das Hau a!" auf
die Handhabung der Sperrvorrichtunq.
die sich auf dem letzten Gcstöhr des
Flosses besindet.
Deutscher ünstlerfreimutft in
England.
Ter vor 4 Jahren verstorbene qe
niale Komponist und Geiger Ludwig
bptchr hatte 1820 mit seiner Frau To
rette, der berühmten Harfenvirtuosin,
eine Kunstreise nach England unter-
nommen. Bald sah er sich auf allen
Konzcrtprogrammen der Saison ngu
riren. konnte sich aber nie entschließen.
auch in Privatgesellichaften aufzutreten.
da in der englischen Gesellschaft" die
Künstler unwürdig behandelt zu werden
pflegten und gleich nach ihrem Vortrage
oieGeselllchaftsräume vcrlai en mußten
Endlich waren pohr und Frau auch
zu den Brüdern des Königs, deren einer
eine Prinzessin von Meiningen zur Ge
mahlin hatte, gebeten worden, und
dieseAufforderung konnte das Ehepaar
nicht wohl ablehnen. Als sie im Pa
lais erschienen, wollte der Diener ihnen
das Wartezimmer der übrigen Musiker
öffnen; Spohr übergab seinem Tol-
mctscher den Geigenkasten und schritt.
Frau Dorctte am Arm. sogleich die
Treppe hinauf. Als der am Eingange
des Empfangszimmers wachehaltende
Tlencr zögerte, dem Namen ..Svobr"
die Thür zu öffnen, machte der Künstler
Miene, dies selbst zu thun, worauf ihm
der Diener eiligst zuvorkam und seinen
Namen laut in den Salon hineinrief
Die Herzogin, deutscher Sitte einae
denk, erhob sich sofort und führte Frau
Torette zum Tamenkrcise. Auch der
Herzog stellte Ludwig Spohr mit
freundlichen Worten den Herren vom
Hose vor, und als die fervirenden xxe
ner den bürgerlichen Gast ignorirten,
gab er ihnen einen Wink, auch ihm zu
prascntlren.
Im Verlauf des Konzerts ließ der
Haushosmelster dann die Künstler ein-
zcln nach dem Programm Heraufrufen
Sie erschienen mit, Notenblatt od?r In
strument und grüßten mit einer tiefen
Verbeugung, die aber nur von der Her
zogin erwidert wurde. Spohr selbst
erzählt in einem Briefe über den wci-
teren Verlauf des Abends wie folgt:
Ich ärgerte mich sehr über diese
Entwürdigung der Kunst und nocl
mehr über Künstler, die sich solche Be
Handlung gefallen ließen. ' und hatt,
große Luft, gar nicht zu spielen. Ali
daher die Reihe an mich kam, zögerte ich
avstchttich so lange, bis der Herzog.
wahrscheinlich auf einen Wink feiner
Gemahlin, mich selbst zum Spielen
aufforderte. Nun erst ließ ich durch
einen Diener mein Violinkästchen her
aufholen und begann dann, ohne eine
Verbeugung zu machen. Alle diese Um
stände mochten die Aufmerksamkeit der
Gesellschaft erregt haben; denn es
herrschte während meines Vertrages
eine große Stille im Saal, während
doch vorher die Unterhaltung keinen
Augenblick gestockt hatte. Als ich ge
endet hatte, applaudirte das herzogliche
Paar, und die Gäste stimmten ein. was
beides bisher nicht geschehen war. Bald
darauf schloß das Konzert, und die
Musiker zogen sich zurück. Hatte es nun
schon Sensation erregt, daß wir uns
der Gesellschaft angeschlossen, so steigerte
sich diese noch um vieles, als man sah.
daß auch wir zum Essen dablieben und
bei demselben von dem herzoglichen
Paar mit großer Auszeichnung behan
delt wurden."
So ward Spohrs wohlberechtigtcs
Selbstgefühl das Zeichen zum Durch
bruch einer würdigen Aufnahme wahrer
Künstler auch in dem Lande, das bis
dahin es gewagt hatte, solche mit b
zahlten Dienstboten aus gleiche Stufe
zu stellen. '
Ueber .Hochzeitsgebräuche bei den
Buren
wird der Schles. Ztg. geschrieben: Ter
Bur pflegt frühzeitig zu heirathen. Hat
der junge Mann das zwanzigste Lebens
jähr erreicht, so sucht er sich eine Frau,
sofern nicht schon seine' Eltern eine
solche für ihn ausgewählt haben. Hält
er unter den Töchtern der nächstgelege
nen Bauernhöfe Umschau, so bemüht
er sich vor Allem in Erfahrung zu briii
gen, wie viel Schafe, Pferde und Rin
der ein jedes der jungen Mädchen seiner
Nachbarschaft bei einer Eheschließung
als Mitgift erhält. Hat der junge
Mann aber eine Wahl getroffen, so
reitet er auf einem reich ausgeschirrten
Pferde nach dem Hofe des' von ihm
auserkorenen Mädchens. Tort wird er
von den Eltern des Mädchens und von
demselben sehr steif und förmlich
empfangen, obwohl man weiß, welche
Ursache den jungen Mann hergeführt
hat. Der Ton wird auch nicht herz
licher, sobald der junge Mann sein An-
iegen äußert und Erhörung findet.
Buch wenn der Bräutigam ein paar
Tage später wiederkommen soll, wird!
er gerade so kühl empfangen wie am
ersten Tage. Ganz geschäftsmäßig wird
nun die Beschaffung der Aussteuer de
prochen und der Hochzeitstag festgesetzt.
Auch ein wenig aufmerksamer Beobach
ter wird finden, daß der Bräutigam sich
mehr um die Schafe, Rinder und
Pferde, die er als Mitgift erhält, küm
mert. als um die Braut. Die Hochzeit
findet gewöhnlich an einem Sonntage
statt. Dann erscheinen Dutzende von
Wagen und zahlreiche Reiter im Kirch
oorfe". Der Bräutigam trifft mit sei
ner Familie und Verwandtschaft, die
Braut mit ihren Eltern und Auge
hörigen ein. Bei der Trauung erscheint
die Braut in einem kostbaren Braut-
kleide, das auch die wohlhabenstcn
Buren ans besondern Leihhäusern, die
mit diesem Ausleihen gute Geschäfte er
zielen, entnehmen. Ist die Trauung
vorüber, so wird von der jungen Frau
das blendende Costüm abgelegt und der
Verleiherin zurückerstattet. Sehr oft
kommt es vor, daß im sogenannten
Kirchdorfe an einem Sonntag gleich
ein halbes oder ganzes Tutzcnd Trauun-
gen unmittelbar hintereinander statt
finden. Ter Geistliche bleibt dann
-j.-.t-. ..f.-.. CM!... fi f. .- l-.a
ununicrorocucn ain .'inui ncmn, ois
das letzte Paar verbunden ist. An
solchen Sonntagen werden meist auch
Märkte im Kirchdorf abgehalten und
die Eltern, welche schon erwachsene.
aber noch ledige Kinder haben, verein
baren bei diesen Gelegenheiten alle?
Nähere". Auf den Hochzeitsschmüusen
wird außerordentlich viel gegessen und
getrunken, da die Buren sprichwörtlich
guten Appetit besitzen. Bei Hochzeiten
und Familienfesten werden Freunde
und Bekannte tagelang aufs reichlichste
bewirthet
Woher das Posthorn stammt
Wem fällt es heute auf, daß die
Postillone ein Blasinstrument bei sich
führen? Wer kümmert sich um den
Ursprung dieses infolge der Gewohnheit
scheinbar ganz natürlichen Umstandes?
Daß die Post das Horn von den
Fleischern entlehnthat, das wissen wohl
nur wenige. Diese interessante That
fache erklärt sich folgendermaßen: In
jenen alten Zeiten, wo noch das Faust
recht blühte, wo viele Ritter 'zugleich
Wegelagerer und traßenrauber waren.
in jenen Zeiten, wo in Teutschland
wie in anderen Ländern, das Post
mesen noch eine unbekannte Sache war,
gab man den Fleischern, welche im
Lande oft meilenweit umherstreiften
um Vieh einzukaufen, nicht Zelten
Briefe oder andere Bestellungen mit
Tenn nur die größeren Städte hatten
bestimmte Boten, die von Zeit zu Zeit
nach gewissen Orten abgingen, aber erst
nach geraumer Zeit zurückkehrten. Ob
die Fleischer aus der Briefbestellung
nach und nach ein Monopol gemacht,
ob ne sich derselben aus bloßer Gefäl
liqkeit, also unentgeltlich, oder gegen
eine Entschädigung unterzogen, davon
nndet man nichts in den Urkunden
nur so viel erhellt aus diesen, daß sie,
wo nicht die einzigen, doch die vorzüg
lichsten Briefbesteller waren. Aber die
Landstraßen waren unsicher. Wer
konnte den Raubrittern willkommener
sein, als ein wohlhabender Fleischer
mit seinen Hammeln oder Rindern k
Mit Beute beladen, zog der Räuber
gegen Abend wieder in seine Burg ein.
um die Nacht beim vollen Humpen zu
verschweigen. Bei Nacht war man also
sicherer. Tie Nacht, die keines Men
schen Freund sein soll, war damals
icdenfalls die Freundin der Reisenden,
wenigstens der Fleischer. Und daher
bedurften sie eines Blaslnstrmentes zu
Signalen, wenn sie des. Nachts in die
verschlossenen Städte wollten, oder
wenn sie sich mühten, die schlaftrunke
nen Wirthe der Torfherbergen zu
wecken. Sehr natürlich wählte man ein
Instrument mit weithin gellenden Tone,
ein schmetterndes Horn, und eines
gleichen, als zu ähnlichen Zwecken am
geeigneften, bedienten sich dann später
auch die Postillone.
Llus der englischen Hundewelt.
Eine vornehme Tame der Londoner
Gesellschaft ist die Erfinderin einer
neuen, höchst originellen Profession"
für Lieolingshunde. Sie hat die
Mühe nicht gescheut, ihren diversen
Foxterriers diese Hunderasse liebt sie
besonders Unterricht im S ch l e p
p e n t r a g e n zu ertheilen. Es er
regte geradezu Sensation, als sich die
Lady dieser Tage mit einem der so ab
gerichteten Geschöpfe auf der Straße
zeigte, und der kleine Vierfüßler mit
ungemein klugem Ausdruck in seinem
Hundegesichtchen und unverkennbarem
Stolz das ihm übertragene Amt aus
füllte. Sobald das Thier bemerkte,
daß seine Herrin im Begriff war, die
Straße zu kreuzen, erfaßte es niit seinen
Zähnen vorsichtig den Saum der ele
ganten Seidenrobe an zwei oder drei
Stellen, und mit erhobenem Kopf, so
daß kein Stückchen des Stosses den
Boden mehr berührte, trottete der vier
beinige Schleppenträger mehr neben
der Dame als hinter ihr. Nachdem sie
das gegenüberliegende Trottoir erreicht
hatten, ließ Bobby das Gewand wieder
fallen und blickte zu der Marquise auf,
als wollte er fragen, ob er seine Sache
gut gemacht. Ein Lächcll und Kopf
nicken der schönen Herrin belohnte den
seltsamen kleinen Pagen reich, wie man
an feiner durch lebhaftes Schwanz
wedeln zum Ausdruck gebrachten Freude
erkennen konnte.
:A lew in otT friedlich.
(ffin(1titr 6nt v,ettid,ge Aa,iieradrch
Ich bawe Snne Gaddin,
'Ne Berle von 'ner Frau:
Bezweifelt'S ooch de Millern.
Ich weeß eS ganS genau.
Bloß nen kleenen Mangel.
Aen' nS'gen hat fe nur:
Se is a' bischen lebhast.
Se redt in ner Tour.
Ooch siewen Techter haw' ich.
Tie gleichfalls Berlen sin';
Will mer mir widersprechen.
Ten zeig' ich, wer ich bin!
Tie bilden nach der Mudder
In heechsten Grade sich:
Aen' Rosenmund hat jede.
Bloß Halden gann se'n nich'.
Un' jede von den siewen
Hat ooch än' lleenen Hund;
Gommt denen was derquere.
Gleich effnekl se den Mund.
Te erschte hat 'ne Wachdel,
Te zweet än' Babagei.
Zwee Techder schlagen Fliege!
Un' drei f5ig' derbei.
So haw' ich siebzehn Wesen
In meiner Heislichgeit,
Barforsch un' unermiedlich
Vertreib' se mir die Zeit.
Un' ich, ich lieb' se alle.
Un' alle liem se mich:
Ich lewe still un' friedlich.
Bloß nur gereischlos nich'.
Edwin B 0 r m a n n.
Rette Gäste.
In TareS-Salaam wurde neulich
das Lager, m dem sich die nach Jrmga,
Jlimatinde und Wmpapua bestimm
ten deutschen Unteroffiziere Großmann,
Zabn und Schmidt befanden, von
einem Löwen überfallen. Ter Löwe
kam bis an's Laaerficr. erfaßte einen
der dort schlafenden schwarzen Träger
und schleppte ihn fort. Durch das Ge
schrei des Unglücklichen wurden die
Posten und die anderen Askaris aus
mectsam und feuerten auf die Bestie
Der Löwe ließ den Schwarzen fallen
und verickwand in der Tunkelbelt.
Gegen Tagesanbruch aber kam er zu
rück, wurde jedoch von den Askaris an
geschossen und verschwand. Aehnliche
Ueberfälle von Ansiedelungen der Ein
geborenen durch Löwen wurden in letz
ter Zeit von mehreren Stellen nahe der
Küste gemeldet. Auch der Mllstonö
station im Slmbaiithal. das nur
oder 4 Kilometer von Dar-cs-Salaam
entfernt ist. machte eine der Bestien
unlängst einen unerbetcnen Besuch
Diesmal war es ein Leopard, der be
kanntlich weitaus gefährlicher und blut
gieriger ist als der Löwe. Der Leo
pard drang in die Hürde ein. zerriß
2 Kälber und 4 Ziegen und war fort
ehe man daran denken konnte, ihn an.
zügreifen
Altägyptischeö Porzellan.
Ter Prometheus" schreibt: Tie
Frage, ob die alten Aegypter das Por
zcllan oder ein ähnliches keramisches
Produtt gekannt haben, ist wiederholt
aufgetaucht, da man mehr als einmal
in den Gräbern Gefäße und Statuet
ten aus halb durchscheinender Brand-
masse gefunden hat. Brongniart m
seiner Keramik" und andere Sachver
ständige waren aber bei der Meinung
geblieben, daß es sich hierbei durchweg
um Erzeugnisse chinesischer Herkunft
handle. Unter einer Anzahl neu ge
fundener Stücke, die durch Hrn. v. Mor
gan übermittelt wurden, fand nun H.
L. Chatelier ein aus einem Grabe von
Sakkara bei Memphis stammendes
Bruchstück einer Statuette, die sicher
aus Porzellan besteht und in Altägyp
ten fabrizirt wurde, denn sie ist mit
Inschriften und Hieroglyphen versehen.
Tie Masse ist hart, blaßblau, durch
scheinend und in ihrer chemischen Zu
sammenfetzung durchaus verschieden von
alt-chinesischem Porzellan. Sie ent
spricht der eines durch Kupfer blau ge
färbten Weich-Porzellans, das für Ge
fäße wohl nicht elastisch genug wäre,
aber für Stutuetten vollkommen aus
reichte
Die Mauleselin als Theaterzu
schauer. In Vcrolavecchia bei Brescia veran-
staltete jüngst ein Tilettantenverein eine
Theatcraufführung. Kurz vor Beginn
der Vorstellung kam ein Müller an die
Theaterkasse und verlangte zwei Cin
trittskarten, eine für sich und eine für
seine Begleiterin. Nachdem er den Be
trag bezahlt hatte, entfernte er sich, um
feine Begleiterin zu holen, und kehrte
bald darauf mit einer Maulcsclin zu-
rück. Ter Billeteur wollte ihn nicht
mit dem Vieh" passircn lassen, aber
der Mann erklärte, daß er die Einlaß
karte für seine Begleiterin, eben lene
Maulcsclin, bezahlt und infolge dessen
ein heiliges Recht habe, mit derselben
in s Theater zu gehen. Ehe der Bllle
tcur noch ein Wort erwidern konnte,
hatte dcr Müller die Eselin bestiegen
und ritt unter dem Jubel des Publi
kums in's Parterre, von wo er erst
durch die bewaffnete Macht entfernt
werden konnte.
Sergeant (bei der Schießübung):
Nicht wahr, wenn die Scheibe ein
Knödel wär' und das Gewehr eine
Gabel, da würdet ihr Kerls allemal
treffen!"
Snn mßsi.
Bauerfrau: .Wie. Du willst Tir t
neue Hose machen lassen? Tie alte ist
doch noch gut!"
.Gut. wo ich kaum noch ein
Zündhölzchen d'ran anstreichen lann!"
Ier Reibe nch.
Student A: Kannst Tu mir fünf
Mark leihen?"
tudent B: Hm, ich habe Dir 1a
erst vor sechs Wochen auSgeholfen!"
Student A: timint aanq genau;
Tu bist aber wieder an der Reihe!"
Der ?chlcik't'f.
Herr (zu einem Jungen auf der
Straße, der in jeder Hand einen Eimer
Wasser trägt): Nun, mein Sohn,
wird Tir denn das nicht zu schwer?"
Knabe: Bewahre! Ich wechsle öfter
mit den Eimern."
Saiotv5cplätifcr.
Sehen Sie, Gnädigste, die Frauen
wissen, daß wir Literaten sie wie Bücher
behandeln. Sie wollen alle gelesen
werden."
Glauben Sie nicht, Herr Toktor,
daß dabei sehr viel aufgeschnitten
wird?"
bedenklich.
Wie der Kellner Xovcrl es in dem
Weinschank ausbält, ist mir ein Räth-
sel."
Ja, wieso denn; er hat dort eine
gute Stelle."
Aber bedenke doch, dcr arme Kerl
soll Alles im Kopf haben, was die Gäste
irinken."
Rücksichtsvoll.
Buchhalter: Ich bitte heute Nach
mittag um 'Urlaub; wir machen eine
Landpartie mit Tamcn."
Chef: Wird nicht gewährt, 's könnte
Ihr Unglück sein; denn bei solch' einer
Gelegenheit habe ich meine Frau kennen
gelernt."
Auch eine Reklame,
Ein Hausirer wird von einem Kauf
mann derart unsanft hinausgeworfen,
daß er auf der Straße liegen bleibt.
Passanten sammeln sich an, der Haust
rer erholt sich und bietet den Umstehen
den feine Waare an. Es mährte nicht
lange, fo hatten ihm dieselben auS
Mitleid feine ganze Waare abgekauft.
Als die ganze Szene vorüber war, geht
der Hausirer zum Kaufmann zurück
und meint: Ich werde morgen wieder
kommen, wollen Sie nicht so gut sein
und wieder so eine hübsche Reklame für
mich machen?"
Vann allerdings. ,
Herr: Ist die Dame auch aus an
ständiger Familie?"
Heiratsvermittler: Natürlich; dcr
Vater ist ja Tanz- und Anstand
lehrer!" Erkannt.
Er: Heut'. Weiberl. hab' ich mich
in einem Lebensversicherung aufnehmen
lassen."
Sie: Natürlich. Tu denkst halt
immer nur an Deine eigene Person."
Immer derselbe.
Major (das Mannschafts -Zimmer
verlassend): Adieu. Füsiliere!"
Einjähriger Hirsch: Adieu, Herr
Major: beehren Sie uns recht bald
wieder!"
Boskafi.
Unteroffizier (zu einem einjährigen
Literaten): Einjähriger, machen Sie
nicht ein Gesicht, als sollten Sie gegen
einen Feind vorgehen, der sich hinter
Papierkörben verschanzt hat!"
Entweder oder.
Wittwe (zu ihrem Zimmerherrn):
Jetzt wohnen Sie schon feit sechs
Wochen bei mir, wenn Sie sich nicht
bis zum ersten erklären wollen, dann
kündige ich Ihre Wohnung."
So machen sie's.
Arzt (zum kranken Kollegen): Aber
warum willst Du durchaus nicht nach
dieser neuen Methode behandelt sein?"
Patient: Weißt Tu, im Vertrauen
gesagt, diese Methode ist von mir
selber!"
Es bleibt beim alten.
Wirthin: Was wünschen Sie denn
als Zubrot zum Frühstück?"
Neu zugezogener Studio: Was
hatte denn mein Vorgänger?"
Wirthschaften: Ach, denken Sie,
der atz alle Morgen einen sauren
Häring!"
Spekulativ.
Der Buchhändler A. giebt eine Schrift
heraus: Wie können ältere Tamcn
sich jünger machen." Zu seinem Ver-
drutz bleibt ihm fast die ganze Auflage,
jahrelang unverkauft liegen, so daß er
sie schllenlich zu klncm Spottpreise sei-
nein Konkurrenten B. verkauft. Ter
läßt die alten Umschläge herunterreißen.
und auf die neuen als Titel drucken:
Wie können junge Damen noch jünger
werden." In kurzer Zeit ist die ganze
Auflage verlauft.
Begegnung beim Zahnarzt.
Wie. Sie fechten alle Leute an und
lassen sich ein Gebiß um 25 Dollar
machen?"
Aber, bester Freund, ich muß doch
etwas haben, um am Hungertuch nagen
zu können."