Der GesmdeLaU. Hmnoreskc von . Bernhard, In einer kalten Februarnacht gaw den zwei Männer in zerlumpter Klci duna und von nicht sehr Vertrauen er weckendem Aeußeren vcr einem palaft- artigen Hause einer der vornehmsten Straßen Berlins und schauten zu den bell erleuchteten nenftern empor. .Ick wecß rnch," sprach der Eine, ein vierschrötiger Kerl mit einem rothen Shawl um den hals, dessen Farbe durch den strahlenden Glanz seiner um. fangreichen Nase in den schatten ge stellt wurde, und einer sogenannten Ballonmütze auf dem struppigen Haar, .ick wceß nich wat der Lude, die Schlaf mutze, da wieder vor Blech ausbaldo wert hat, den wer ick mal zcijen, wie ofte de Finfe in de Zähne jehcn." Ta bei lachte er eine Bewegung mit der Faust, als wollte er einem unsichtbaren (cgncr einen Schlag ins Gesicht vcr setzen. .Wie soll man denn bei die Hellig- seit cen Jeschäft machen?! Ick jlobe, die danzcn oa oben." .Ta kannfte Recht haben, Schlächter lad," erwiderte der Andere, eine lange Gestalt in einem zerlumpten, durch den Einfluß von Wind und Wetter nuß sarbia gewordenen Uebcrzieher über einer gestrickten, braunen Weste und einem Cylinderhut, der aber noch schwer als solcher zu erkennen war, aus dem rothen Haar. Den Hals hatte er durch ein schmutziges seidenes Tuch gegen die Kälte geschützt, und den größeren Theil seines verwitterten Gesichts bedeckte ein fuchsrother Bart. Uebrigens trug er eine Brille. Na, denn komm." fagte nun der Schlüchterkarl angeredete Mann, wat stehn wir denn hier noch rum, zu holen is hier doch nischt. Weeste dct so jenem?" fagte aber der Lange und blieb stehen. Ruf jehn kennte man doch und betteln, und verleicht sindt sich denn in'n Entree wat, wat wir brauchen kennen, da hängen se ja immer ihre Mantels uf." Tet is 'ne Idee," rief Jener und schlug dem Langen, da er seine Schul ter nicht erreichen konnte, auf den Arm, Du bist doch immer een schlauer Kunde, Fritze. Tet Jeschäft woll'n wir machen. Wat der Schafskopp von Por tier is. wird woll schlafen, un det Haus is uf." Sie traten in den hell erleuchteten Flur, sahen sich aber doch etwas scheu nach dem Portier um. Da faß er an seinem Schiebfenster; aber beim Anblick der beiden Strolche erhob er sich von seinem Sitz, aber nicht, wie diese über zeugt waren, um sie schleunigst wieder heraus zu befördern, fondern zu deren Ungemcssenem Staunen verbeugte er ' sich tief und zeigte nach der Treppe als wollte er sagen: Da hinauf geht es." Die beiden Kerle nahmen ohne Zögern den bezeichneten Weg, und der Portier tauchte in feine Loge zurück. Als sie ihm aber aus den Augen waren, machten die Beiden Halt und wollten sich vor Lachen ausschütten. Ter Schlächterkarl tippte mit dein Zeige Jiüacr "N seine Stirn: Den Kerl rap- ' Helt's, den wer n se ttOu morzen nach Dalldorf dringen," sagte er und sing von neuem an zu lachen. Vor wem der mir woll jehalten hat?" sprach Fritze nicht minder vergnügt, jewiß zum Wenigsten vor'n Presendenten von wejen die Angströhre. Er is ja zu sammenjeklappt wie een Taschenmesser. Aber nu komm man. sonst peyt uns noch Eener. bei den's richtig in'n Kopp is." Damit hörten die Beiden zu lachen auf, schlichen leise die teppichbelegte Treppe empor bis zum ersten Stockwerk, wo sie eine Thür nur angelehnt fanden. Leise traten sie ein und sahen sich in einem ebensalls hell erleuchteten Vestibül, in dem rings an den Wänden eine große Anzahl von Herrenmänteln hingen. Ohne sich lange zu besinnen, griff der lange Fritze nach zwei ihm zunächst hängenden und wollte gerade piit ihnen wieder verschwinden, als ein Diener in Livree in der nächsten Thür erschien. Schnell wollte er die Mäntel zur Erde fallen lassen und das Weite suchen, während Schlächterkarl, der hinter ihm eingetreten war, in der Tasche die Hand an den Griff seines Messers legte, als der Diener mit tiefer Verneigung auf die Beiden zutrat, die Mäntel dem Langen aus der Hand nahm und wie der aufhängte. Ich bitte die gnädigen Herren um Verzeihung." sprach er da--bei. daß ich nicht gleich zur Hand war. ich glaubte die Herrschaften schon versammelt. Bitte gefälligst hier ein zutreten." Bei diesen Worten öffnete er eine Thür, und die beiden Kerle, völlig verblüfft durch das ebenso Uner wartete als Unbegreifliche dieses Em pfanges, traten durch die bezeichnete .Thür. ' Doch auf das Höchste überrascht fuh ren sie zurück bei dem Anblick, der sich - ihnen bot. Ein großer feenhaft de leuchteter Saal war durch Dekorationen und alle möglichen, zu einer solchen ge hörenden Gegenstände in eine riesige Küche verwandelt und durchwogt von ei ner offenbar in animirter Stimmung befindlichen Menge. Fast alle waren maskirt, nur eine Anzahl Herren waren durch Schminke. Perrücken, falsche Bärte. Nasen und dergleichen unkennt lich gemacht, und alle befanden sich in Kostümen, wie sie die dienende Klasse in ihren verschiedenen Abarten kenn zeichnen. Mit einem Worte, es fand ! heute ein sogenannter Gesinde-Ball in diesem vornehmen Hause, das dem Baron Gunzendorf gehörte, statt. Die beiden Strolche waren, wie be reits erwähnt, starr .vor Staunen und sannen aus schleunigen Rückzug: aber der liebenswürdige Wirth hatte sie be reits bemerkt. Im Kostüm eines Sotel-Vortiers trat tr auf sie zu mit den seiner RoHe entsprechenden Worten Wünschen die Herren Zimmer in, ersten oder zweiten Stock?" Ter Schlächterkarl starrte ihn mit offenem Munde an. aber der lange Fritze, der mehr Geistesgegenwart besaß, antmor tete ohne Besinnen mit rauher Stimme Ja. det wär' so wat vor uns TUme ken." Aber denn och jleich wat Jutes zum Essen." fügte Schlächterkarl, der sich inzwischen auch ermannt hatte und nicht hinter seinem Gefährten zurückstehen wollte, hinzu Inzwischen hatte eine Anzahl Gaste einen Kreis um die Drei gebildet, und köstlich", brillant", ein paar vor zügliche Masken", tönte es jetzt aus dieser Runde, während der Hausherr lachte, sich dann aber anderen Gästen widmete. Was sagen Sie zu den beiden eben gekommenen Masken. Graf?" wendete er sich an einen ziemlich naturalistisch verkleideten Straßenkehrer, dessen Identität er bereits festgestellt hatte, geistreich, wie? Die übertreffen sogar Ihr Kostüm an naturalistischer Treue, was wahrhaftig etwas sagen will." Aeußerst natürlich sehen die Kerle ja aus, geradezu verblüffend," er- widerte der Graf, ein wenig verstimmt durch das Lob, das Jenen gezollt wurde, aber als er den Ausdruck von Ver- legenheit auf dem Gesicht feines Wirthes bemerkte, der feine Aeußerung sofort bereute, fuhr er fort, scheinen auch re Rollen ganz gut durchzuführen, wer mögen sie nur sein?" Dabei lenkte er feine Schritte der Gruppe zu, deren Mittelpunkt die beiden Strolche bilde ten. Der Baron blieb an seiner Seite. Ganz sicher bin ich noch nicht," er- widerte er auf die letzte Frage des Grafen, habe freilich auch sonst noch lange nicht alle meine Gäste erkannt. Der Kleine scheint mir übrigens der Ministerialrath Reifenberg zu sein; er kann doch seine Beamtenwürde nicht ganz verleugnen. Hätte ihm übrigens soviel Geist und Witz gar nicht zuge- traut." Der wird wohl eine Eingebung von eiten seines Geführten sein," lachte der Graf, während Beide nun zu der Gruppe traten, welche die beiden trolche umgab Wo arbeitet Ihr denn eigentlich?" redete eben ein blendend weiß gekleide ter Koch die Beiden an. Wir arbeeten jar nich!" bruminte der Schlüchterkarl, und der lange Fritze sllgte, seine ganze Frechheit zusammen- nehmend, hinzu: Höchstens mit Tiet- rich un Stemmeisen." Dabei entnahm er der Seitentafche feines zerlumpten Rockes eine chnapsflasche. stärkte fei nen Muth durch einen tüchtigen Schluck und bot sie dann einem der umstehen- den Herren. Dieser lachte, fuhr aber doch bei dem intensiven Fuselgeruch etwas zurua, woraus Fritze mit einem Hü, denn nich" die Flasche seinem Ge fährten bot. Ein niedliches Kammerkätzchen, das in derNähe stand, ließ ein leisesLachen hören und zupfte ihre Nachbarm, ein aller liebstes Gärtncrmädchen am Aermcl Die Beiden sind himmlisch." sprach sie, und wie geistreich sie ihre Rollen durchführen, dagegen sind alle anderen Herren fade und langweilig. Hast Tu eine Ahnung, wer sie find,' Elsa?" Die Gärtnerin nickte, verschämt lächelnd Der größere Herr." flüsterte sie, ist der Attache von Winterstein. Ich habe ihn gleich erkannt, er ist immer so interessant, Hilde, und distinguirt sieht er doch selbst in dieser plebejischen Verkleidung aus?" :& ..:xi g.1 it : . . i . r : . . m wu iu)i ua)i, iugie Iitve nachdenklich. j.,ich glaube, ich hätte ihn nicht erkannt, und weißt Du. tanzen möchte ich eigentlich nicht mit ihm, sein Kostüm ist doch gar zu nawra listisch." Das finde' ich gerade hübsch," er- widerte Elsa fast gekränkt und sandte einen sehnsüchtigen Blick nach der Rich- tung, wo der vermeintliche Attache die Schnapsflasche eben wieder in der Tasche seines schmutzigen Ueberziehers verschwinden ließ. In diesem Augenblick fetzte die Musik wieder ein, und bald drehte sich alles nach den Walzerklängcn munter im Saale. Diesen Moment benutzten die beiden Strolche, um unbemerkt' den Ausgang zu gewinnen. Im Vestibüle hatten sie eben ein paar schnelle Griffe in die Taschen der zunächst hängenden Mäntel gethan, als der Diener wieder erschien. Welches sind die Sachen der gnädi gen Herren?" fragte er devot, und nachdem der lange Fritze ein Paar kost barer Pelze bezeichnet hatte, hängte er ihnen dieselben um, reichte ihnen die dazu gehörigen Hüte; die Beiden stülp ten dieselben auf ihr struppiges Haar und verbargen ihre fragwürdigen Kopf bcdeckungen unter den Pelzen. Gestatten die Herren, daß ich nach- sehe, ob der Wagen vorgefahren ist?" fragte der Diener dann; aber während chlächtcrkarl ihn fassungslos aus sei ner vornehmen Kleidung heraus an glotzte, erwiderte der geriebenere Lange, der jetzt ganz Herr der Situation war, vor Jenen tretend, um dem Diener den Anklick seines sich jetzt in peinlicher Ver- legenhcit die Schnapsnase reibenden Ge fahrten zu entziehen, hoheitsvoll: .Wir werden zu Fuß gehen." Tiefe respekt volle Vereigung des Dieners, und die Beiden stiegen würdevoll die Treppe hinab und verließen, an dem devot grüßenden Pförtner vorüberschrcitend. das Haus. Erst an der nächsten dunk- len Vrat blieben sie stehen, brachen in ein Höllengelächtcr aus und untersuch ten. so gut eS gehen wollte, ohne sich auffällig zu machen, was sie sonst noch erwischt hatten. Es waren außer ein paar Taschentüchern auch zwei Geld taschcn mit nicht unbedeutenden Sum men. welche die Besitzer wohl in den Taschen ihrer Kostüme nicht hatten unterbringen können, und die Diebe, mit ihrem Raube nicht unzufrieden, beeilten sich, denselben in Sicherheit zu bringen. Als die vornehme Gesellschaft in der nächsten Tanzpause des Vcrschwindens der beiden Strolche inne wurde und sich bei der bald erfolgenden Temaskirunq Niemand zu ihnen bekennen wollte. war das Erstaunen allgemein, aber auch des Reckens kein Ende, denn Jeder hatte ein paar Andere in Verdacht außer ihrer offiziellen Maske noch diese so vorzüglich dargestellte angelegt zu haben. Aber daS Lachen und Scherzen verstummte plötzlich, als es verlautete. daß zwei ältere Herren, die sich früher als die übriae Gesellschaft hatten cnt- ernen wollen, ihre werthvollen Pelze und ihre Hüte vermißten. Der Baron Gunzeiidorf war in peinlichster Ver legenheit und untröstlich, daß so etwas in seinem Hause vorgekommen fei, und nahm den Lakaien, dem die Wache im Vorzimmer übertragen war, fowie den Portier unvcrweilt ins Verhör. Aber Beide erklärten, es könne ohne ih Wissen Niemand dasselbe betreten haben: doch als die beiden Herren ihre Pelze genauer beschrieben, nclen plötz lich dem Diener zu seinem Schrecken die beiden Kerle ein. denen er dieselben umgegeben hatte, und mit zitternder timme beichtete er, daß sich mit diesen Pelzen bereits vor zwei Stunden zwei als Strolche verkleidete Herren entfernt hätten. Inzwischen hatten auch einige der uongen Gaste, die sich vom Vor handenseli, ihrer Mäntel überzeugen wollten, ihre Verluste entdeckt, und nun onnte man sich der Erkenntniß nicht länger verschließen, weß Geistes Kinder die beiden so viel bewunderten ..Mas ken" gewesen waren. Man versuchte die sache von der komischen Seite zu betrachten, was Denjenigen, die nicht bcstohlen worden waren, auch sehr bald gelang, bis auf den Wirth, dem dies ganze Vorkommniß äußerst fatal war. Während man die Angelegenhei lebhaft diskutirte, standen Elsa und Hilde in einer Ecke des Saales. Die Erstere hatte fast Thränen in den viauen Äugen. Du mußt mir vcr- sprechen, Hilde," sprach sie dringend, es Herrn von Winterstein nicht zu er zählen, daß ich in dem einen Dieb ihn zu sehen glaubte. Er darf es nie er fahren; es war auch nur ein Moment. dann sah ich sogleich meinen Irrthum ein." .. Auf immer. i!on Alphonse Taudel. Stenne hieß er, der kleine Stern. Er war ein echtes Pariser Kind, kränklich und blaß, das 10, vielleicht auch 15 Jahre alt fein mochte; genau konnte man es gar nicht erkennen. Seine Mutter war todt; sein Vater, ein aller marine ciocit, vcwacyte eine Parkanlage, in der Nähe des Tcmple Kinder, Bonnen, alte Damen, das ganze Paris, das überhaupt dorthin kam, kannte den Vater Stenne und bewunderte ihn. Sein struppiger Schnurrbart war der Schrecken der Hunde und Vagabonden, aber man wußte auch, daß sich unter ihm ein gutmüthiges, fast mütterliches Lächeln verbarg, und daß man, wenn man es sehen wollte, ihn nur zu fragen brauchte Wie geht s Ihrem Jungen?" Denn er liebte feinen Knaben über Alles, der Vater Stenne. Er war so ( r. n : x. i.. . n n rw uiuuiim, wenn ucr jueine oes Avenos zu ihm kam und sie dann gemeinfchaft- lich die Alleen aus- und abschritten. Bei jeder Bank mußten sie stehen blei ben, um die regelmäßigen Besucher zu grüßen und ihre freundlichen Grüße zu erwidern. Es war zur Zeit der Belagerung von Paris durch das deutsche Heer. Ten ganzen Tag trieb nch der Kleine umher und einmal ereignete es sich, daß ein großer Bursche im' blauen, langen Rock ihm. vorschlug, gemeinschaftlich mit ihm den Preußen Zeitungen zu verkaufen. Man bekäme 30 Franken für jeden Gang. Anfangs wies der Kleine seine Zumuthung in höchster Entrüstung zurück und blieb drei Tage dem Großen fern. Trei schreckliche Tage! Er aß nicht mehr, er schlief nicht mehr. Des Nachts träumte er von nichts Anderem, als von vielen blinkenden Goldstücken, die zu seinen Füßen umherrollten. Die Versuchung war zu stark. Am vierten Tage kehrte er zurück, sah den Großen wieder und ließ sich verführen Einen Tuchsack hatten sie über die Achseln gehängt, die Zeitungen unter chren Blousen versteckt und so schritten 'ie durch den schneeigen Morgen. Als ie beim Flandrischen Thore ankamen, war es kaum Tag. Der Große faßte Stenne bei der Hand, näherte ,sich dem Posten einem braven Landwehr- mann mit rother Nase und gutmüthi gem Gesicht und sagte mit zitternder stimme: .Laßen Sie uns passiren, lieber Herr. . . . Unsere Mutter ist krank, der Papa ist todt. Ich will mit meinem kleinen Bruder versuchen, auf dem Felde ein paar Kartoffeln zu sammeln." Er weinte; Stenne, ganz beschämt, senkte den Kopf. Ter Posten besah sie einen Moment und warf dann einen flüchtigen Blick über die verlassene und verschneite Landstraße. Macht schnell!" rief er, sich abwen dend. den Kindern zu; und sie gingen weiter. Ter Große lachte. Er kannte die Wege und ging quer durch das Feld um den Posten auszuweichen. Ten noch kamen sie. ohne entwischen zu kön neu, an eine Hauptwache der rank tireurs. Die Franktireurs hatten sich die ganze Länge des Eisenbahnweges nach oinons hin gelagert. Diesmal konnte der Große noch so schön erzählen, man wollte sie nicht pasfiren lassen. Ader während er noch jammerte, schritt aus dem Wachthaufe ein alter Sergeant mit weißem Haar und runzligem Ant litz auf sie zu, der dem Vater Stenne ähnlich sah. Allons, Jungens. heult nicht mehr Ihr werdet schon zu Euren Kartoffeln kommen ; aber vorher kommt mal herein und wärmt Euch ein torttig Er ist wahrhaftig schon halb erfroren, dieser Schlingel da!" Ach, es war nicht die Kälte, es war die Furcht, die Schande, die den kleinen stenne erzittern ließ In der Wach saßen einige Soldaten bei einem fchwa chen. dürftigen Feuer, an dessen Flamme sie aus den Spitzen ihrer a zonnette Zwiebacks aufthauten. Sie rückten zusammen, um den Kindern Platz zu machen, und gaben ihnen ein wenig Kaffee. Wahrend sie noch trän len, trat em ssizier m die Thur, rief den Sergeanten Her5ei. flüsterte ihm etwas zu und entfernte sich dann hastig Jungens." sagte er, als er strahlend wieder eintrat heute Nachts wird's was geben; wir haben das Losung wort der Preußen Ich glaube, heute holen wir uns Bourget wieder!" Er entfesselte einen Sturm freudiger Ausrufe. Man tanzte, sang. Einige putzten ihre Bajonnette, und in dein allgemeinen Trubel gelang es den Kin dern ich unbemerkt zu entfernen. Nachdem sie den Damm überschritten hatten, sahen sie nur noch eine lange weisze. von Schiesjscharten durchlöcherte Mauer vor ich. Gegen diese wandten sie sich, bei jedem Schritt stehen blei- bend, um zum scheine Kartosseln aus julesen. Kehren wir um, gehen wir nicht dorthin." sagte der kleine Stenne immerzu. Aber der Andre zuckte mit den Achseln und schritt immer weiter. Plötzlich hörten sie das Knacken eines gespannten Gewehrhahnes. Duck Dich!" rief der Große und warf sich selbst zu Boden. Dann pfiff er, ein anderer Pfiff ant wartete ihm. Sie krochen über den Schnee langsam näher. Vor der Mauer, wie aus der Erde gewachsen, erschien ein schnurrbärtiger, behelmter Kopf. Der Große sprang in den Laufgraben, an die Seite des Preunen Das ist mein Bruder." sagte er. auf sienne oeuieno. Er war so klein, dieser Stenne. daß der Preuße, als er ihn ansah, lachen mußte und ihn in seinen Armen über die Bresche trug. In einer Ecke erhob sich ein gerau- miqes, mit Zia ematten ver ebenes Ge- bände. Unten war es ganz voll von Soldaten, die Karten spielten und an einem gronen lu mqen ,uer Suppe bereiteten. Das duftete nur so nw Kohl und Speck. Zu ebener Erde be- fanden sich die Offiziere. Als die Pariser eintraten, wurden sie mit leb- hafter Freude empfangen. Sie gaben ihre Zeitungen ab; dann gab man ih nen zu trinken und nöthigte sie zum Er- zählen. Dem kleinen Stenne gegenüber, ab eits von den übrigen, saß ein älterer Preuße, der, ernster als die anderen, zu lesen schien. Jedenfalls hielt er eine Zeitung in der Hand, wenn auch seine Augen immer wieder über das Blatt hinweg zu dem kleinen Stenne glitten. Es lag in seinem Blick etwas von Zärt lichkeit. aber auch von Vorwurf. Gleich als ob dieser Mann auch einen Knaben daheim hätte und als ob er sich sagte: Lieber möchte ich ihn todt als so tief gesunken sehen." Dem kleinen Stenne war es, als ob sich eine stählerne Faust auf sein Herz legte und es zu schlagen verhinderte. Und dann bemerkte er. wie der Große seine Stimme senkte, die Ossi- ziere nayenen stet) turn und Die Ge sichter wurden ernst. Ter Elende war dabei, sie von dem geplanten Angriff der Franktireurs zu benachrichtigen . . . Diesmal erhob sich der kleine Stenne, ernüchtert wüthend: Nicht, Du . . . ..Tu .... Ich will es nicht!" Aber der Andere lachte nur und er- zählte weiter. Bevor er noch, geendigt, hatten sich alle Offiziere erhoben. Ei ner von ihnen zeigte den Indern die Thür. Geht hinaus!" Und sie sprachen hastig in deutscher prache miteinander. Der Große ging, stolz wie ein Doge und klapperte mit einem Gelde. Stenne folgte ihm mit gesenktem Kopf. ' Als er an , dem 1 Preußen vorbeikam, dessen Blicke ihn so gepeinigt hatten, horte er eine traurig stimme: So verdorben so verdorben La kamen ihm die Thränen in tzie Augen, nieder aus freiem Felde fingen sie an zu laufen und beeilten sich ziiruazuleyren. yren Sack hatten sie voll Kartoffeln, die ihnen die Preußen gegeben hatten. Mit diesen kamen sie denn auch ohne Hinderniß an den Lauf graben der Franktireurs vorüber. Man bereitete sich dort für den nächtlichen Angriff vor. Stillschweigend zogen die Gruppen heran und sammelten sich hin- ter den Mauern. Der alte Sergeant war auch dabei. Er ordnete seine Veute; mit einem ganz glücklichen Ge f: x. a. rti a r ... a)i. ?us oie IN oer voruver gingen. erkannte er sie und lächelte ihnen freund lichst zu. Ach, wie das Lächeln dein kleinen stenne weh that! Einen Moment war es ihm. als müßte er schreien: .Wir ha- Geht nicht da hinüber ben Euch verrathen!" Aber der Große hatte ihm gesagt Wenn Tu klatschst, werden wir Beide erschosien!" und die Furcht hielt in zurück. , cv v . .. on 'i f. . v i t i . i f. ;ii oer viaae oer siavl traten ie in ein verlassenes Haus, um das Geld zu theilen. Es mutz gesagt werden, daß die Theilung ehrlich vollzogen wurde und daß dem kleinen Stenne. als er die schönen Goldstücke in seiner Tasche klin gen hörte und an die vielen Spiel- Partien dachte, die nun auch ihm in Aussicht standen, sein Verbrechen schon nicht mehr ganz so entsetzlich vorkam. Aber als das unglückliche Kind allem war! Nachdem der Große ihn hinter den Thoren verlassen hatte, begannen seine Taschen so schwer zu werden und er fühlte wieder die Hand, die sich lang sam und drückend auf sein Herz legte. Das schien ihm nicht mehr dasselbe Paris zu sein! Die Leute, die an ihm vorübergingen, blickten ihn alle so strenge an. als wüßten sie. von wo er kam. Er hörte das Wort Spion in dem Rollen der Räder und in dem Trommelschlag der Tambours, die sich am Kanal übten. Endlich gelangte er nach Hause und froh, daß' sein Vater noch nicht zurückgekehrt war, eilte er in eine Kammer und verbarg das Geld unter seinem Kopfkissen. Noch nie war der Vater Stenne so vergnügt gewesen, wie an diesem Abend. Man hatte Nachrichten erhalten, die recht günstig, lauteten. Gegen 8 Uhr Abends hörte man Ka- nonendonner. Das ist Aubervilliers. Es geht ge- gen Bourget," sagte der Alte, der alle seine Forts kannte. Ter Kleine er- blaßte und ging, eine große Müdigkeit vorschützend, zu Bett. Aber er schlief nicht. Er erinnerte sich des Sergean ten, der ihm so freundlich' zugelächelt hatte, und er sah ihn todt dort unten im Schnee und so viele Andere mit ihm!.... Der Preis für all das Blut lag da unter feinem Kopfkissen, und das hatte er gethan, er, der Sohn eines Soldaten Die Thränen wollten ihn a st ersticken. Im Zimmer nebenan hörte er feinen Vater das Fenster öff- nen. Unten aus dem Platz wurde Rappell geschlagen. Ein Bataillon der Mobilgarden sammelte sich zum Auf bruch. Der Unglückliche konnte ein chluchzen nicht zurückhalten. Was ist Dir denn?" fragte der eben eintretende Vater Stenne. Da hielt es das Kind nicht länger, es sprang aus seinem Bett und warf sich dem Vater zu Füßen. Bei dieser Be- wegung fielen die Goldstücke klirrend zu Boden. Was ist das? Was hast Tu?" sagte der Alte zitternd. Ta erzählte der Kleine alles m ei- nein Athem. . ..ater stenne horte ihm zu. mit eiirern fürchterlichen Ge- icht. Tann bedeckte er es mit den Händen und weinte. Vater, Vater...." rief das Kind. Aber er stieß es wortlos zurück und ammelte das Geld auf. Ist das Alles?" fragte er. Der Kleine bejahte stumm. Ta hakte der Alte sein Gewehr los, nahm leine Patronema aie uno teerte das Geld ein. Ich will es Ihnen zurückbringen." Und ohne ein Wort hinzuzufügen, ohne auch nur einmal das Haupt zu wenden, ging er hinaus und mischte sich unter die Truppen, die in die Nacht hinauszogen. Man hat ihn seitdem nicht mehr wie- dergesehen. tuosen. Also warb er eine Truppe der geschicktesten Musiker an. um sie auf feine Kosten zu Schiffe nach Koustantj. nopel zu sende,,, wo sie dann wahrend einiger Jahre zur angenehmen Unter Haltung deS Sultans und seines HofeS ihre musikalische Kunst zu Gehör drin gen sollten. Diese Musiker kamen glücklich in der türkischen Hauptstadt an. Man empfing sie ehrevoll. bewirthete sie reichlich und quartierte sie vortrefflich ein auf Befehl des Sultans und auf dessen Kosten, worauf dann im Palaste bald das erste Eonzert stattfand. Tie Künstler gaben sich begreiflicherweise alle erdenkliche Mühe, und leisteten wirklich sehr Gutes, indem sie ihren Instrumenten die süßesten und schmelzendsten Töne entlockten. Turch diese seelenvolle Musik wurden der Sultan und dessen hohe Würden' träger, die bei dem Eonzert zugegen waren, tief ergriffen, ja ihre rauben Gemüther geradezu bis zu Thränen ge rührt. Tas ist ja ganz wunderbar." saate darauf nachdenklich Soliman. Wie lieblich, wie schön! Einmal haben wir diese sanfte Musik gehört nie wieder dar'f geschehen! Denn sie, die so rüh rend, so einschmeichelnd, so ganz anders ist als die rauhe Schlachtenmusik unke rer tapferen Krieger, sie würde uns mit ihrem verlockenden Wahllaute allmäh lich verweichlichen und entnerven, wie es in ähnlicher Weise einst den Persern erging und später auch den Griechen. Darum wird's am besten fein, wir er- liefen die für die Macht und Wohlfahrt unseres Reiches so gefährliche Vergnü gen sogleich im Keime." In der That ließ er 'den Musikern die Instrumente wegnehmen und letztere , auf dem Steinpflaster des Palasthvfes mittels Keulen und Beile kurz und klein chlagen. Die Bruchstücke wurden auf einen Holzhaufen geworfen, die Noten- este oben darauf, und alles mitein ander so gründlich verbrannt, daß nur die Asche und einiges geschmolzene Metall übrig blieb. Mit größtem Entsetzen hatten die raiizösischen Musiker diese Prozedur angesehen. Sie fielen auf die Kniee und flehten inständig um ihr Leben, denn nach dem Vorgefallenen befürchteten sie, daß nunmehr auch sie selbst geköpft oder gespießt oder auf Scheiterhaufen der brannt werden sollten. Turch den Dolmetscher ließ Soliman die Geängstigten jedoch gütig beruhigen. Nicht mit ihren Personen würde er so umgehen, wie er aus Gründen der Staatsklagheit mit ihren Instrumenten habe verfahren müssen, um auf jeden Fall es zu verhindern, daß in seinen Landen solche sanfte Musik gespielt werde. Nachdem er sie abermals löst lich mit Speise und Trank hatte be Wirthen lassen, schenkte er großmüthig jedem von ihnen einen schweren-Beutel voller Goldstücke, erstens als Belohnung für daß rührende Eonzert, zweitens als reiche Entschädigung für die vernichte ten musikalischen Instrumente.' Danach sandte er sie auf seine Kosten ivieder zu Schiffe nach Frankreich. ' Nach der Ankunft in Paris brachte ten sie dem König ihr sonderbares Erledniß in Konstantinopel. Franz gerieth darüber in nicht geringes Er staunen. Die Musiker aber hatten allen Grund zur Zufriedenheit. Ihre Leistung war so hoch von Soliman, außerordentlich hoch bezahlt worden. Das eine Eon zert in Konstantinopel hatte ihnen viel mehr Geld eingebracht, als sie in zehn Jahren mit tausend Musikaufführun gen in Frankreich hätten verdienen können, wo dazumal solche Kunst leistungen nur geringe Anerkennung fanden. Ein inerkwürdiges Conzort. König Franz der Erste von Frank- reich schloß im Jahre 1530 ein Bünd- HZ mit dein mächtigen Groszsultan Soliman den Zweiten, welcher großes Aergerniß in ganz Europa erregte. Ter prachniebende ranz, welches stets für Kunst und Wissenschaft reges Interesse zeigte, kümmerte sich aber darum gar nicht, sondern sandte dem neuen Bundesgenossen schöne und kost bare Geschenke' verschiedener Art. Auch wünschte er ihm einen vortheilhaften Beqriss von der franzöftichen Jnstrn- mentalmusik zu geben, welche damals reits zu hoher Vollkommenheit ge- langt war. In Frankreich wurden seit einigen ayrzemiien sqon ganz vor treffliche Geigen, Gamben, Lauten, heorben, Flöten, ivoen, iöymvein und andere mufikartige Instrumente verfertigt für geübte und tüchtige Vir- ' Unmögliches Kunststück. Ein Kammerherr der Kaiserin Katharina II. von Rußland hatte sich angewohnt, der Monarchin immer augenblicklich und in größter Kürze zu antworten, ganz unbekümmert, ob diese schnelle Antwort etwas taugte oder nicht. Eines Tages meldete er der Kaiserin die Ankunft eines Kuriers aus Wien, ohne daß er über die näheren Umstände seiner Reise Erkundigung eingezogen hatte. Die Kaiserin fragte ihn: Wie lange ist der Kurier auf dem Wege gewesen?" Acht Tage. Ew. Majestät." Verwundert über die für die damalige Zest unglaubliche Schnei ligkcit fuhr die Monarchin fort: Wel chen Weg hat er denn genommen?" Ueber Frankfurt, Leipzig, Hamburg, Amsterdam. Em. Majestät!" lautete die dreiste Antwort. Lächelnd fragte die Kaiserin weiter: Ei. ei, wo bleibt denn da die Geographie?" und schnell erwiderte er: Die hat er links liegen gelassen." Ter Taucher. In Wilhclmshaven verfolgte Kaiser Wilhelm bei feinem letzten Besuche mit lebhaftem Interesse die Arbeiten eines Tauchers. An den ihn begleitenden Admiral richtete er die Frage, wie viel, ein solcher Taucher für seine schwere Arbeit Lohn erhalte. Der Admiral erwiderte darauf: 60 bis 75 Mark für drei bis vier Stunden. Tas ist ja mehr," so bemerkte der Kaiser, als selbst mein Finanzministcr bekommt." Ter taucht aber auch nicht," erwiderte der Admiral, ohne sich des Wortspieles bewußt zu werden. Im Gedränge des Lebens hat Man cher schon sich selber verloren.