Der KrWn$::iijrc!k SpiJaal. rtimc'f?t von Ä. ?öchcr. Um den r fstg-n, runden Stammtisch des Gasthauses Zur grünen Traube" in der TchmedterstraKe. draußen im Vioiden von Berlin, saß das Ichmerr Tugend" der befreundeten, gut situirtcn Epicßdürger deS Bezirks auch heute wieder beisammen. Ta die grüne Traube' ihrem Be sitz auf diese Weise keine goldenen Berge einbrachte, so betrieb er Ba lcntin Sträube nannt, er sich neben bei noch einen Handel mit Räucher Waaren Bücklingen. Flundern, Spick aalen und dergleichen anderem See gethier. da? er mit Vorliebe .unter der Hand- an seine Gülle adsetzte. . So kam er denn auch an jenem Abend, eine lange, weiße Holzkiste in den Händen, mit seinen kurzen dicken Beinen an den Stammtisch prange wackelt. Na. was haste denn da wieder, 3?a leiitin?" fragte ihn sogleich der lange BrauereiveslKcr Scharge. .Was ?lrokartiies. Jacob was hm JroßartijcS Spickaale mäch tige Tingcr jrade eben mit der Post aus Warnemunde angelommen! Na. laß mal sehen, die Biester!" Sträube gab der Ausforderung mit Bcrgiiügcn Folge und stellte die Holz- liste mitten auf den groben .1 cd. .Hm die Aale sind groß und fett überhaupt schön, einfach chön," sagte der Maurermeister Schulßc, der für einen Feinschmecker galt und schnalzte wohlgefällig mit der Zunge. , Was soll Denn das Stück davon kosten?" Fünfzehn (droschen bis zivei Mark, le nach der JröKc!" Na. das sind sie werth. Ta kannst Tu mir gleich drei von einwickeln die größten, wenn ich " Sei man so gut. lieber August." unterbrach ihn der Fuhrherr Schüft, wir Anderen sind auch noch da!" Tann will ich mich mit zweien be gnügcn, lieber Schütz!" gab Schultze höflich zurück. Ich will keinen ich kann mir aus dem ollen Räucherkram nichts machen. sagte der lange Brauereibcsitzer. Ich verstehe Überhaupt nicht, wie man so was essen kann. Wißt Ihr denn Nicht, d,ch die Aale meistens von" Sei so gut und hör' auf mit Tcinen naturwissenschaftlichen Betrachtungen, unterbrach ihn SchulKe. Tu brauchst meinen Kunden meine Waare durchaus nicht zu verekeln; und lo reell wie Tcin Bier ist mein Rüu chcrkram" schon lange!" Die Tafelrunde war einen Augen blick über des Wirthes aufbrausende Entgegnung bestürzt; denn heftige Worte waren bei ihr nicht beliebt. Und Fuhrhcrr Schüft, der eine Art von Präsidentcnstcllung am Stamm tisch bekleidete, meinte, die brave Seele sogar noch besonders in Schuft nehmen zu müssen, indem er folgende Ansprache vom Stapel ließ: Tn hast unseren ehrlichen Valentin beleidigt, Freund Scharge. und außer dem noch den Versuch gemacht, uns eine beliebte Speise zu zu verekeln. Strafe muß sein. Tu wirst Valentin und uns also dadurch Abbitte leisten, daß Tu den ohnedies gewissermaßen für Dich zurückgelassenen Spickaal nun gerade und ohne Widerrede kaufst und mit nach Hause nimmst !" Bravo ich weiß übrigens zufällig, daß feine Frau Spickaal sehr gerne ißt!" ließ sich der Klempnermeistcr Hahn vernehmen, und " Ah also ein verknöcherter Egoist bist Tu!" gab nun auch der Material waarenHändler Hardcn seinen Senf dazu. - Na denn will ich man das Mon strum schon an mich nehmen! Gieb mal ein Stück Einwickelpapier her, Valen tin, und sei wieder qut !" lenkte jcftt der Braucreib-siftcr gutmüthig ein. Sträube war natürlich sofort wieder gut und gab, nachdem er den Betrag für die Spickaale cinkassirt und die leere isie vom Tisch genommen hatte, sogar für die Tafelrunde zwei große Weißen zum besten. Das war ein Ereigniß, in dessen Folge jeder der Stammtischbrüdcr sich nun auch seiner scits noch eine frische Kleine" kommen ließ. Es ist doch merkwürdig." sagte vlöftlich,der Brauereibesiftcr, aber ich kann den Geruch von Räucherwaaren nun mal nicht vertragen." Damit stand er auf, nahm seinen sauber ein gewickelt vor ihm auf dem Tisch liegen den Aal. band einen schnell aus der Tasche hervorgeholten Bindfaden da rum. knüpfte eine Schleife und hing das Monstrum an dem Klcidcrriegcl hinter sich auf. So." sagte er. Gott fei Tank!" und nahm wieder Plaft. , Tie Unterhaltung wurde immer ani mirtcr. Die Entfernung des Spickaals aus dem RicchkreiS feiner Nase mußte wohl sehr anregend auf Scharge ge wirkt haben; denn er hatte schon die sechste kleine Weiße vor sich und kam nun gar noch plötzlich auf den unerhör tcn Gedanken. SMn trinken zu wollen. Ja so führte er aus feine Frau hätte gestern Geburtstag gehabt. Er sei aber zufällig mit ihr böse gewesen und hätte ihr infolgedessen auch nichts geschenkt nun aber möchte er .im Geiste" mit ihr trinken; denn man könne nicht wissen, wieviel Lebenstage einem der Herrgott noch zugedacht hätte, und da wäre es immer gut, wenn man U. s. w. Ach ja." rief Schultze über den Tisch weg. .ich habe auch gehört, daß Tu machtig unter dem Pantoffel stehst, oller Schwede!" !).:? Ich? Hoho'. Ta sollt Ihr doch gleich sehen! Valentin, schick' mal Deinen Hausdiener zu meiner Frau und sage ihm. er soll sie rausklopfen und ihr bestellen, ich käme heute über Haupt nicht nach Hause. Aber erst komm, Valentin, und laß unS Wein auS dem Keller halen ich gehe mit meine Alte kann so lange auf den Hausknecht warten!" Und da hatte er den Wirth schon auS dem Zimmer gezogen. .Ein Hauptkerl, dieser Scharge!" meinte Schütz. .Ist eS denn wahr, daß feine Alte ihn so stramm hält?" fragte Harden. Riesig! Er hat einen höllischen Respekt vor ihr." antwortete Hahn. Und dabei reicht sie ihm doch nur knapp bis an die Schultern!" Ja. klein, aber oho!" .Wißt Ihr, Kinder," nahm nun Schütz wieder das Wort mit Schar gcs Spickaal dort am Klcidcrriegcl hätt' ich einen Gedanken. Knobeln wir ihn unter uns aus. Wer die höchste Hausnummer wirft, der nimmt ihn Mit." Bravo!" entgegncte Schultze aber wenn er's nachher merkt, daß sein Aal futsch ist er wird im Rausch manchmal saugrob!" Ooh das ist doch leicht zu m hüten. Er hat sich den Aal so famos eingepackt, daß er in dieser Perpackung ebenso gut ein Stück Besenstiel oder dergleichen als Spickaal nach Hause tragen würde. Großartig ich gehe in die Küche und hole den Besenstiel," meinte Hahn und nach kaum zwei Minuten erschien er wieder und zwar, anstatt des Besen sticls, mit dem unteren handlichen Ende eines rohrqeflochtcnen Ausklopfers, der sich wie er erzählte im gänzlich kaputen Zustand in der Küche rumge trieben hätte. Im Nu war der Ausklopferstlel eine packt und mittelst der Bindfadcnfchleife am Klciderricgcl aufgehängt. Tie Täuschung war eine so vollkommene, daß auch ein anderer als der ange zechte Scharge auf sie hätte hineinfallen muffen. Nach geraumer Zeit erst kamen Valentin und Scharge, mit Wein flaschcn schwer beladen, aus dem Keller zurück, und der Stammtisch kneipte dann noch gemüthlich bis gegen zwei Uhr. Tann nahm Schütz den Klempner meister beiseite. Tu, Hahn," sagte er. da Tu mit Scharge im selben Hause wohnst, so iorae mal dafür, daß er seinen merk würdigen Spickaal richtig heimbringt, und suche morgen auszukundschaften. was seine Alte bei Anknüpfung der seit samcn Bekanntschaft für ein Gesicht ge macht hat." Ich werde zusehen, was sich machen läßt. Gute Nacht und auf Wieder sehen morgen Abend." Es war für Hahn gar kein so leich tcs Ding, den allzu schief geladenen Brauer bis in den heimischen Hafen zu bugsiren. Beharrlichkeit aber fuhrt immer zum Ziel und endlich konnte Hahn, seinen Freund Scharge im Arm. an dessen LSohnungSthür die Klingel ziehen; der chluncl war für den Brauer natürlich unauffindbar. jvrau Scharge im rothwollcncn Schlafrock, die schneeige Nachtmütze auf dem Kopf, kam selbst, um zu öffnen TaS ist meine Olle," sagte er, dem Klcmpnermeister tu die Seite puffend, der ihren Elfengang kcnn' ich unter tausend Gangarten raus. Hahaha!" Und er brach in ein schallendes Gclüch tcr aus. Wenn sie ungcmüthlich wird, dann gieb ihr nur Tcincn Spickaal der wird sie schon bcsänftigcn!" flüstcrte Hahn dein Seligen noch schnell zu. eilte dann die halbe Treppe herauf und drückte sich gegen die Wand, um abzuwarten, ob es' ihm vergönnt sein würde, von der weiteren Entwickelung der Tinge noch etwas zu erlauschen. Frau scharge öffnete, eine Lampe in der Hand. Wenn man sich nicht von den Leu- tcn gcnirte," begann sie im keifenden Ton. müßte man Dich ja überhaupt nicht rein lassen. Tu Rumtreiber Du! Gleich drei Uhr ist es! Wo bist Tu denn wieder so lange gewesen? Aber warte nur. ich werde Dir Dein Fett schon besalzcn " Damit schloß sie die Komdortbür ans. Ach. sei doch man nich so, Mutter ken." entgegnete Scharge im abbittcn- den Ton, ich hab' den ganzen Abend an Dich gedacht. bloß immer auf Dein Wohl getrunken und hab' Dir auch was schönes mitgebracht. Nen prachtvollen piaaai, oeuie ocno yrijcg aus Warnemünde importirt." Und er reichte ihr die geheimnißvolle Rolle. Tann fchickte er sich an, aus seinem Mantel herauszukriechen. Hahn lag draußen vor der Thür auf den Knieen und spähte durch das Schlüssel loch. Frau Scharge tchien etwas besünf tigt durch das ihr nächtlicher Weile qe wordene Touceur denn sie schimpfte nicht mehr und ihr Züge wurden von einem Lächeln der Vergebung erhellt. ie begann die sorgfältige Ver Packung aufzuwickeln. Erst den Bind aden. Tann von dem reichlichen Ein wickelpapicr Hülle um Hülle, die, eine wie die andere, sorgfältig zusammenge legt wurde. .siehst Tu. Mutter." sagte wäh renddefsen Scharge. der sich noch immer mit seinem Mantel abquälte. da kannst Tu doch sehen, wie ich an Tir hänge, denn ich esse doch keinen Spickaal habe mein Lcdtag keinen gegessen. Also habe ich diesen bloß für Tich mit gebracht. TaS ist doch klar wie Torf nich? Na. und wenn Tu nachher so gut sein möchtest und möchtest mir ein bischen auS meinem Mantel 'rauS helfen, dann " Tie letzte Hülle war gefallen und Frau Scharge hielt den merkwürdigen Spickaal in seiner ganzen Glorie in den Händen. Erst war sie sprachlos vor Wuth. Tann aber ergriff sie den rohrgeflochte--n'n Spickaal am Schwänzende. .Waas?" schrie sie. Tu Lump magst eS, mich mitten in der Nacht zum Narren zu halten?" und scht scht scht sauste der abgebrochene Aus klopfer in wuchtigen Schlägen auf Scharges Rücken nieder. Mütterchen," schrie er. Mütterchen, Du irrst Tich ja. Tu irrst Tich. Wie kannst Tu wohl denken, daß ich mir mit Tir solchen Ulk erlauben würde? Tas waren meine Freunde am Stammtisch bei Sträube, und wenn Tu hauen willst, daiut geh' morgen Abend hin und verhaue die " Damit rctirirtc er vom Korridor ins Schlafzimmer nnd die noch immer das Rachcschwcrt schwingende Nemesis na- türlich wie der Blitz hinterher. Am folgenden Abend aber wußte der Straube'sche Stammtisch genau, daß sich der merkivürdigc Spickaal unter Frau Scharges Handen in einen recht verhängnißvollcn Spickaal" vcrwan dclt hatte. Der ZNörder. Erzählung von R 0 b e r t B a u t r. O nirgend? weilt ei sich w gut I Wie weil Tich Te,ne Blocke tragen, V Mi da, wo st,u IM eer,e ruht, Tas ernsten warm für Ii(t) geichtagen. A, 1 1 a e g e r. Ein warmer freundlicher September tag neigte sich zur Rüste. Eben schickte sich die Sonne an, mit rothem Schein hinter der Bergwand des Neckarthales zu versinken, die bei dem kleinen Städt- chen so nahe an den Fluß herantrat, daß nur ein schmales Plateau frablicb Mit seinem parkähulichcn Bestände lag dieser treisen des rcichgclcgncten Lan des schon seit Stunden im Schatten de steilen Hanges, und da in sommerlicher Zeit ein dichtes Laubdach seine grünen Bogen darüber ausspannte, so war es ein bcliebtcr Aufenthaltsort der cqr samcn Bürger des Städtchens gewov den, die gern nach Beendigung des Tagewerks hier einige Stunden trieb lichet Ruhe pflegten. Auch jetzt, in herbstlicher Zeit, nachdem die onnen strahlen an Wärme verloren und das Laubdach nch gelichtet, kamen in der Dämmerstunde die Städter allabendlich zusammen, so lange der warme Herbst wind das Thal entlang strich. Ein ivremdllng tonnte sogleich merken, da dieser stille Ort früher ein Friedhof ge- wesen war, davon gab die Gruppirung und Art der Bäume Kenntniß, davon zeugten die Deulsteine. die hier und da durch das halbentblatterte Gesträuch sichtbar warcn. und nicht zum Minde stcn deutete die alte, an vielen Stellen zerfallene Maucr an, daß dicscr Ort einst abgeschlossen von dem Getriebe der Welt war, von dem Ringen und Käm- p en um schnöden, irdischen Gewinn, das sich drunten auf dem Wasser und drüben auf der von Schienen gekreuzten Heerstraße abspielte. Heute freilich war diese früher ge kannte feierliche Ruhe dahin. Mit don- ncrndem Getöse ichnaubte das Dampf roß übcr die kühngcspannte Brücke, um durch einen Tunnel in der jenseitigen Berghalde zu verschwinden; mit schril lcn Krellchcn arbeiteten schwere schlepp- Kämpfer, Neckarcscl genannt, gegen den kräftigen trom an, tn gewissen Zwi- schcnraumen langgezogene Töne hervor stoßend, deren Schall sich im vielfachen Echo an den steilen Bergwänden brach, und von dem Städtchen selbst tönte das laute Geräusch des werktäglichen Lebens hernieder an diesen Ort einstigen chwcigcns. Hier' ging es jetzt gar lebhaft zu. Unter den ticftüstigen Ulmen und tief hängenden Trauerweiden trieb ein Häuflein bausbückigcr Buben und Mägdlein sein kindliches Spiel. Mit strahlendem Gesicht langte jetzt ein Mädchen hinter einem Stamme hervor, kleine Bürschchen suchten es zu haschen. aber flink wie ein Reh hatte es den Kreis der Gespielinnen erreicht, vor dem die Verfolger Kehrt machen mußten. Tort trugen fleißige Händchen kleine Sternchen zusammen, um mitten auf dem Wege eine Burg zu errichten, die dann ein übermüthiger Knirps mit ei nein einzigen Fußtritt in den Staub warf, und weiter drüben hatten sich kleine Mädchen, mit den letzten Blumen des JahrcS geschmückt, zum Ringel Reigen" zusammen gefunden. - So herrschte überall eitel Freude und Glück in dem kleinen Kreise, und helle Ju bcltöne klangen allenthalben auf dem bunten Blättcrteppich des herbstlichen Parkes. Nur tn einem Winkel war es noch still wie einst. Torthin wagten sich die unschuldigen Kleinen nicht, dort schien das Laubdach noch dichter zu sein, die Trauerweide ihre Zweige noch tiefer und zahlreicher zur Erde zu schicken und die Mauer noch in besserem Zustande zu sein, vielleicht, um wenigstens diesem kleinen Winkel seine frühere Ruhe zu bewahren, vielleicht auch, um das Grab mal vor den Blicken der Menschen zu verbergen. daZ sich hier an den Stamm einer Ulme lehnte und in dieser stillen Einsamkeit ein Bild der Vergessenheit und des tiefsten Friedens bot. Und doch war es nicht vergessen, das Franzoscngrab". wie diese unter der Mauer gelegene Ruhestätte im Volks munde hieß. Täglich, mit seltener Ausnahme, kam ein altcS Müttcrlcin den schmalen Fußweg, der vom StSdt chen hierher führte, hcrabgcwankt, tüg lich aber zu eiier Zcit, in welcher sie niemanden zu begegnen hoffte, als schäme sie sich dieses Ganges. Am Grabe saß sie dann lange, lange: trocknen Auges starrte sie hernieder aus den einfachen Stein, und ihre welken Lippen murmelten ein über daZ andere Mal: Verzeih' ihm, Herr verzeihe!" Tcr da unten dcn letzten Schlaf schlief, war nicht ihr einziger Sohn ge wesen, ihr Friede!, der ruhte in frein der Erde, sondern eS war der andere, dcn ihr seliger Mann, der zweite nach einem kurzen Eheglück mit dem Jugend geliebten, mit in die Ehe brachte; er hatte nimmermehr ihr Herz besessen. Finster und verschlossen, dazu faul und arbeitsscheu, das waren die Eigenschaft tcn Rudolfs, schlimme Eigenschaften, die zu des Vaters Sarg mehr als einen Nagel schmieden halfen, und die den jungen Burschen in ständigen Streit mit seinen Altersgenossen und in Unge legenhcit mit Aclteren brachten. Mit Fricdel war er wunderbarer weise noch am besten ausgekommen, vielleicht imponirte ihm die ruhige, die freundliche Art, mit welcher ihm jener begegnete, vielleicht hatte er auch die Absicht, jenem mehr als ein Stiefbru der zu werden, genug, die beiden Bur schcn wuchsen nebeneinander auf, sie drückten zusammen die Schulbank und genügten später ihrer Militärpflicht in einem und demselben Regiment, erst Fricdel, der ältere, und dann Rudolf. der drei Jahre mnqer war als icner, Und wieder lebten sie nebeneinander. gleichgültig aber freundschaftlich, da riß mit einem jähen Ruck das schwache Band brüderlicher Freundschaft, und die Ursache war em Wen. Fricdel hatte, während sein Ttief bruder des Königs Rock trug, in der blonden Lcni aus der Stiftsmühle sein Ideal gefunden und überlegte eben noch hin und her. wie er mit ihr am ehe sten ins Reine kommen könne, da kam der Stiefbruder als Urlauber, und die Leni schcn und sich verlieben war eins. Aber diesmal ließ ihn fein sonstiges Glück im Stich, unverblümt ließ ihn das hübsche Mädchen erkennen, daß ihr Herz einem anderen, dem ticfbrudcr, entgcgenschlage, und da geschah es zum ersten Male, daß beide Brüder im Zorn schieden, Rudolf mit einer furchtbaren Drohung auf den Lippen, die sich er füllen solle, wenn er demnächst als Köinqsurlaubcr zurückkehrte. Doch da gab die Weltgeschichte ihr Votum ab in diesem Streit nichtiger Menschenkinder; der Würfel zwischen Teutschland und Frankreich war ge- fallen, und in dcn ersten Auqusttagen des Jahres 1870 standen sich die feind- llchen Heere gegenüber, bereit, sich zu zerfleischen, zu vernichten. Auf der Höhe von ivrolchweiler tobte am 6. August ein schwerer Kampf; die chlacht bei Wörth fand hier ihre Ent schcidunq. Mac Mahons machtvolle Vorstöße warcn zerschellt an der unbe- Iiegbarcn Ausdauer der Hessen und Thüringer, die hier den ersten Waffen gang im neuen, gemeinsamen Verbände mitmachten, an der zähen Kraft der Bayern und Württemberg, die weder an Muth noch an Schlacht- und Sie- gcsfühlgkelt dcn Preußen nachstehen wollten. Ta führte Mac Mahon In der drit- tcn Nachmittaqsstunde seine Streit lräfte, soeben durch die Eisenbahn ver- stärkt mit einem Kürassier und Ula ncnrcqiment, Kerntruppcn des fran- zösischen Hecres, persönlich in den Kampf. Mit dem wildesten Ungestüm griffen die Ulanenbrigade Nansouty und die Küra lierbrigade Michel die übcr Elsaßhausen jetzt hcroorbrechcn- den Preußen und Wurttcnibergcr an. aber in unaufhaltsamer Flucht jagte die Hälfte der Reiter zurück, die andere deckte todt oder verwundet die Wahl- statt. Aber auch die verbündeten Nord und Süddeutschen erlitten schwere Ver- Klüfte. Ta lag an einer Anhöhe ein zunger Württemberger, lang dahingc streckt: im icqeslaus chien lyn das tödtliche Geschoß erreicht zu haben, denn die Lippen sind noch geöffnet zu einem Hurrah!" Armer Fricdel. Teine Leni wartct vergeblich auf Tich, denn Dn bist kalt und todt, gefallen für das Vaterland, für das einige Deutschland, das mit Blut und Eisen gekittet wird. Und kaum hundert Schritte entfernt liegt unter anderen stillen, bleichen Ka mcradcn ein junger Soldat, bewußtlos und schwer verwundet, auch er ist ein Opfer der Schlacht Rudolf. Auf weichem Lager im elterlichen Hause wälzt sich Rudolf in wilden Fieberträumcn. Nur nothdürftig und langsam war seine bei Wörth erhaltene ZLunde geheilt, da meldete er sich zum Rücktransport in die Hcimath, und aufs Neue hat ihn die Wunde auf das Kran enlager geworfen. Ha, wie sie brennt und sticht, die Wunde, die tief, tief im Herzen sitzt, für die eZ nimmermehr Heilung giebt. Freilich, er wollte ihn nicht tödten. uur ein Krüppel sollte er werden, damit die Leni sich von ihm abwende, wenn er mit fehlenden oder geflickten Gliedern vor sie bintrctcn werde! Und dann werde sie sich abwenden und ihn nur angehören, nur ihm. Und nun war er zum Mörder ge worden, zum Möidcr an seinem Bru der! Ta. sieh, da stürmt er hin. muthig, furchtlos, denn er weiß, die Liede betet für ihn und harret sein! Ein Schuß hoch wirft er die Arme in die Lust, dreht sich, und - grüßlich er blickt ihn an. er scheint ihm zu drohen mit dem niedersinkenden Arm ihm. aus dessen Gewehr die Kugel kam ihm, seinem Mörder dem Brudermörder!" Mit einer Stimme voll verzehrender Angst und blasser Furcht schreit ,S der Todtkranke in die stille Nacht hinaus, Vater und Mutter vermögen den Rasen dcn kaum zu halten und doch dürfen sie fremde Hilfe nicht in Anspruch nehmen denn Niemand darf das furchtbare Geheimniß ahnen, da? jener Todte in blutgetränkter Erde und dicscr Walin witzige hier theilen. Bald theilen es nur noch zwei Todte. Trei Tage später trug man den todten Krieger zu Grabe. Einfach und ohne Gepränge war das Leichenbcgäng niß. So hatten es die Eltern gewünscht so war es geschehen. In einer Ecke hatte man ihm die letzte Ruhestätte be reitet, still und ungestört sollte er dort einem besseren Jenseits und der Ver zcihung entgegeiifchlafen. Nationallicd der Buren. Untenstehend veröffentlichen wir das Nationallicd der Buren, das die wacke ren, freihcitliebcnden Bürger Trans vaal's in der letzten Zeit zu neuer Be- qcistcrung und unvergleichlicher Tapfer keit entflammt hat. Eine annähernd wortgetreue Ucberscftuug in's Deutsche 1,1 toigenoe: Kennt Ihr das Land voll Heldcnmuth, s um der Freiheit Preis Geopfert freud'g Gut und Blut im .flslinhfe. wild und beik? Auf, Bürger, laßt die Fahnen wehen, Zu End ift Tyrannei, Aus blut'gcr Saat seht hier erstehen Ein Volk, von Knechtschaft frei, Ein freies Volk, ein freies Volk. Ein freies, freies Volk es sei! Kennt Ihr das Land, so fern der Welt, Und doch so herrlich schön Das die Natur so reich bestellt. In Thälern und auf Höh'n? Transvaalcr. laßt das Lied erschallen: Wo unter Volt hielt Stand. Wo munter uns're Büchsen knallen. Ist unser Vaterland. Das schöne Land, das schöne Land. Es ist ja unser Vaterland! Kennt Ihr den Staat, ein Jüngling noch Im lstaatcndund der Welt. Der, ledig brit'fchen Joches, hoch Der Freiheit Banner hält? Transvaalcr, von Tyrannenhand Uns Gott befreite hat Er schützet unser herrlich Land Und den geliebten Staat! Trum preiset Gott, drum preiset Gott Preist ihn. der uns beschützt den Staat! Ts erste Telegramm in Teutsch land. Am 22. November 1794 wurde in Deutschland die erste telegraphische Te pefche befördert, und zwar fclbstver stündlich mit dcm optischen Tele graphen. Es geschah dies bei Gelegen hcit des Geburtstags des Markgrafen Karl Friedrich von Baden, nnd es wurde das nachstehende Gedicht durch den Bcechanikus Böckmann auf die Ent fcrnung von anderthalb Stunden nach Karlsruhe signalistrt: Groß ist das Fest und schön! Triumph, der Gute lebt. Um dessen. Fürstenthum der Porsicht Auge schwebt, Heil ihm, so tönt es fern und nah: C urst, sieg hier, was Tcutfchland nock nickt i"sib. Wie Tir der Telegraph heut' Segens- wünsche schicket!" Ach so! Erster Radfabrcr: ..An wie viel Kneipen find Sie wohl von hier nach .Dorf vorüber gefahren?" Zweiter Radfahrer: An gar keiner!" Erster Radfahrer: -Nanu, und es sollen so sehr viel auf diesem Wege liegen." Zweiter Radtabrer: .Gcwin. minde- stens lebn Stück, ich bin aber an keiner vorübergcfahren. sondern bin in jeder eingekehrt. Unüberlegt. Sachverständiger Oberamtsarzt fein Protokoll diktirend): Die Rosa Mül- ler ist in hohem Erade blödsinnig; man sieht dies an ihren Antworten und den an sie gestellten Fragen!" Immer der Gleiche. Professor (der in einem Herrn einen früheren Schüler - wiederzuerkennen glaubt): Bitte, mein Herr, waren eie nicht früher einmal so ein kleiner Knabe mit dreizehn Jahren?" Eingebildete Größe schaut auf uus herab; wahre Größe zic.ht uns zn sich empor. Anzüglich. Weinftubeiibcsitzer: .Guten Abend, Herr Kapitän! Beehren Sie mich auch einmal wieder?" (ast: .Ja. ich muß wohl ab und zu meine Flagge in ihren bewässern zeigen." Kleiner Unterschied. .Bei der gestrigen Jagd hatte ich Pech!" .Sie haben wohl ein Wild angeschos sen und das hat sich geflüchtet?" .Nein, aber ich hab' etwas Zahmes angeschossen und das hat geflucht!" imat Zeugniß Dame (zum Dienstmädchen, dessen Zeugniß lesend): Hören Sie, das ist ja eine ganze Biographie von Ihnen." Neues Dienstmädchen: Bitte, meine frühere Tienstgeberin ist schriftstellerisch thätig." Ihre Auffassung. Hausfrau: .Marie, soeben saß ja in der Küche ein anderer Soldat?" Köchin: Aber gnädige Frau sagten mir doch erst vorige Woche, ich solle mehr Abwechselung, in die Küche bringen!" Fruchtlose vrolsiing, Mutter (zur Tochter): Wenn Tu noch ein einziges Mal ausgehst, ohne mich um Erlaubniß zu fragen, dann kannst Tu was erleben!" Tochter: TaS ist es ja gerade, was ich will, Mutter, einmal w erleben." Lin Geduldiger. Ist Ihnen das nicht auf die Taucr langweilig. Herr Simmerl, daß Sie sich in Allem nach dem Sinn Ihrer Frau richten müssen?" Ach nein! sie wechselt Ihren Sinn so oft, daß eS ganz und gar nicht mono ton ist." ver Pantoffelheld. Nachtwächter: Warum springen Sie denn fortwährend in die Höhe?" Herr Wampcrl (ganz außer Athem): Na. schcn Sie doch, ich springe nach dem Hausschlüssel, dcn mcine Frau da am Bindfaden hält! So macht sie's jedes Mal, wenn ich etwas spät nach Haufe komme!" Die höhere Tochter auf dem kande. Lucy: Wer bekommt das viele Salz?" Magd: Unsere Kuh." Lucy: Muß die aber verliebt sein!" höchstes tob. Erstes Dienstmädchen: Wie ist Deine neue Gnädige?" Zweites Dienstmädchen: Es geht gebildet, fein, chic.... fast wie unser eins." Schlimm. Joseph, warum bist Du denn s betrübt?" Mei' Ohren!" Hast der denn erkältet?" Nein heut' bat mir Aner d'rüber gehau'n!" vergebliche Ironie. Gnädige (ironisch zur Köchin): ..Sie haben ja einen Soldaten in der Küche, -das ist reizend!" Köchin: Ach. gnädige Frau, freut mich das, daß Sie auch so für's Militär eingenommen sind!" Immer geschäftlich. Herr: Ich komme. Sie um die Hand einer Ihrer Fräulein Töchter zu oinen. Eigarren-Fabrikant: ..Sehr wobl! Wünschen Sie die Abgelagerte, die Mittelstarke oder die aus der Pension Jmportirte?" . Pantoffelheld. ..Deine Frau ließ Dick, aestern Asien wieder nicht in die Kneipe? Na. hörst Tu. da würde mir die Geduld aus gehen! VM. was NÜKt es. wenn mir di Geduld ausgeht, und meine Frau läßt mich nicht fort! Der erste Gedanke. Chef (zu dem neuen Reisenden): Unter andern hatten sie auch die Kavi- täne der hier im Hafen liegenden cuisse zu oesucuen: Reisender: Hm. wenn ich aber da nun hinausgeschmissen werde ich kann nicht schwimmen!" Geschichtlich Verwechslung. Major: Haben Sie den Leuten auch etwas von den Kriegshelden des Alterthums erzählt?" Leutnant: ZuBefehl. HcrrMajor!" Major: Tarclhubcr. wer war Eäsar?" Taxclhuber: Handpfcrd bcim zwei- ten Geschütz!" Falsch aufgefaßt. Arzt (dem Huberbauer ein Reicvt überreichend): So, damit tüchtig ein reiben, dann wird's besser!" Arzt (nach einigen Tagen): Na. hat's geholfen?" Huberbauer: ,as schon, aber ich thät' bitten um a neu's Papierl. mit dem alten kann ich nimmer einrciben!" Doppelsinnig. Vater: Bist Tu denn auf Tcin Examen gründlich vorbereitet?" Student: Ich bin auf Alles vor bereitet."