Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 23, 1899, Image 10

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    m Pater.
(Fijülilinig von VI a i Scntautbtc.
Auf bem mit schwankn, Leder bezöge
neu Sosa saß der Schmied in der einen
1&it. den Ellenbogen aus die Lehne ge
stütz, die (Menkle Stirne in die breite.
rußige Hand vcraraden. vorüber zu
beiden Leiten aber fluthcte schnurgerade
durch die kleinen Fenster ein Lichtstrom
der Märiknsonne, indem sieg Millionen
blinkende Ttaubkörnchen lautlos durch-
kinanoertrieben.
Und an dem einen Ttrahl entlang
schaute heißen, trüben Auges der Zchmicd
bis an da goldene Biereck aus den ic
Un, durch das die leuchtende Fluth zu
verschwinden und davonzlislieszen schien.
So war vor ihm das Glück davonge
flössen.
Ter Schimmer des Lichtes blendete
ihn. aber der leibliche Schmerz that ihm
fast wohl. WaZ war dieser auch gegen
das üöch. das ihm die Bruft zum epren
gen füllte und seinen Athem zittern
machte: das innen gegen Stirn und Au
gen schmerzhaft preßte, wie eine eilige
schlössen fremde Kraft, die hervorbre
chen wollte?
Tort auf dem Boden, in dem goldc
neu Viereck, hatte vor wenigen lagen
der Sarg gestanden, und in dem Sarg
war sie gelegen, von der Sonne über
glänzt, aber'bleich. mit unbeweglichen
Zügen. Marie", hatte er geschrieen,
.Marie!" Sie hatte keine Wimper gc
zuckt und leine Lippe geregt. Nicht fas
sen konnte er's und nicht begreifen und
wußte doch, daß es wahr war. Und
krampfhaft hatte er sie geküßt und im
mcr wieder in das Angesicht, als könnte
er damit in die Unbeweglichkcit neues
Leben gießen
Seufzend hob der Schmied den Kopf
aus der Hand, langsam, zögernd glitt
sein Blick über die weiße Tecke des vor
ihm stehenden, zum Mittagessen gerüstc
ten Tisches. Und alles erinnerte ihn an
sie. Tort gegenüber vor ihm hatte sie
immer gesessen, fein junges Weib mit
der allzeit lebendigen Fröhlichkeit, mit
den lachenden Lippen nnd lachenden
Augen. Und auf ihrem Schooß da saß
immer ihr zweijähriger Bub und aß und
aß, und sie sah ihm halb belustigt, halb
bewundernd zu, als verübte er die größ
ten Heldenthaten.
Wehmüthig dachte der Schmied daran,
und dann zogen weiter an seiner trau-
rigen Stimmung wie vor einem bimse
Icn Hintergründe vorüber sonnige Er
inncrungcn seines Glückes, bis ihnen
dunkele Schatten nachdrängten und sie
wieder verschlangen.
Er hatte sich einst den Kuckuck um die
Mädchen gescheert! Im wilden Wirths
hausleben hatte er seine arbeitsfreie Zeit
verjubelt, bei allen Krawallen war er
einer der ärgsten Schreibolde gewesen,
voll von prahlerischem Stolz auf seine
Körperkraft, die seine Kumpane furcht
sam sich vor ihm ducken ließ. Ein fol
ches Leben hatte ihm genügt. Ta war
eine aus dem Orte gebürtige, aber an
derswohin verhcirathete Frau nach dem
Tode ihres Mannes wieder heimgezogen
und hatte zwei Töchter mitgebracht. Tie
jüngere der beiden war Marie, ein Kern
niädchcn mit blühenden Wangen und
mächtig daraus hervorstrahlendeu grau
blauen Augen. In Feuer und Flamme
war auf einmal der Schmied gerathen
mit einer Liebe, deren Empfindung ihn
plößlich um so gewaltiger packte, als er
sie bis jetzt förmlich von sich gestoßen
hatte.
Und er mußte die Marie kriegen!
Mit seiner rohen, wilden Rücksichts
losigkcit, die er von seinem Leben her ge-
wohnt war, ging er aus sein Ziel los.
Tas Mädchen hing an ihm wie er an
ihr; der Wildling hatte sie gefangen ge
nommen, und sie empfand gut, daß er
nur unbändig und nicht schlecht war
Sie gehörte ihm, das wußte er. Und
was ging ihn ihre Mutter an, das alte
Weid? Sollte sie nicht froh sein, wenn
er ihre Tochter versorgte? War er nicht
stark genug, zu arbeiten? Aber bn der
grauhaarigen Frau, die erlittenes Un-
glück streng und hart gemacht hatte, fand
er einen Widerstand, der sich nicht so
rasch niederwerfen ließ. Sie wollte
ihre Tochter nicht einem so wüsten Men-
fchcn geben, von dem alle eher zu er
warten sei als ein glückliches Familien
leben." Tas hatte sie ihm ins Gesicht
gesagt, während ihre Tochter weinend
am Tiiche saß.
Zornig hatte er sich damals entfernt.
Schließlich aber gab die alte Frau nach,
ihrer sich härmenden Tochter wegen; doch
ihrem Schwiegersöhne hatte sie nie ver
gcfsen können, daß er ihr die Tochter
vom Herzen gestohlen. Wenn sie auch
sah, daß das Zusammenleben mit sei-
nein Weib, das es wie keine verstand,
eine warme, gesunde Häuslichkeit um
sich zu verbreiten, den Schmied langsam,
aber unaufhaltsam in geordnete Bah
nen lenkte, das er Marie Alles zu Liebe
that, es blieb in ihr doch eine geheime
Verbitterung gegen jenen zurück. Und
auch er fühlte immer eine'Art Groll ge-
aen sie.
Nur ein Bindemittel gab es zwischen
den beiden Familien: das war die ge
meinsame Liebe zu Mariens Kind. Ter
Knabe hatte bald das Herz der Groß
mutier gewonnen. Tie Großmutter
verhätschelte den Burschen, fast mehr
wie seine Mutter selbst. Und dem
Schmied ging sein Bub über Alles.
Tas wär die Zeit feines Glückes. Sie
währte nicht zu lange. Bald meldeten
sich die Borbotcn des Schlages, der ihn
treffen sollte.
Eine ansteckende Krankheit überfiel
das Städtchen; in kurzer Zeit lagen!
allenthalben die Kinder krank danie
der. und auch die beiden Ehcleute muß
ten ihr fieberndes Kind in die Kiffen
legen. ' Marie wich und wankte nicht
von, Lager; am Bettrand sitzend,
lauschte sie auf die wirren Worte des
Kleinen und umklammerte seine glühen
den, zuckenden Hündchen. Und wenn
das Kind von furchtmachendenTräumen
aeaualt wurde da-lunte sie es immer
wieder weinend auf die heißen Lippen.
van es rielazieruna vciam. a
wehrte ihr ihr Mann, der ebenso unwan
deldar und angstvoll wie sie die
Nacht durch am Bette saß; allein sie
achtete nicht auf die Mahnung. Und es
schien, als hatten diese Muttcrküffe hei
lcnde Wirkung besessen; der Kleine über
wand die Krisis und erholte sich von
Stunde zu Stunde.
Aber ebenso von Stunde zu Stunde
steigerte sich ein Unbehagen, das sich
Mariens bemächtigt hatte. Sie kämpste
dagegen: ihr Wille half ihr nichts;
etwas Stärkeres war über sie gckom
men, unter dessen Wucht ihre schwache
Kraft zusammenknickte. Sie mußte ins
Bett flüchten dieselbe Krankheit schüt
telte sie, vor der sie ihr Kind gerettet,
vor der Niemand sie selbst retten sollte.
In wenigen Tagen war sie eine Leiche.
Allmächtiger Gott, was hat sie denn
gethan, daß sie sterben mußte! Sie
war doch so gut. so gut!" Tausendmal
sagte sich das der Schmied, und ein bit
terer Groll gesellte sich dann zu seinem
merz.
Was hat sie denn gethan?" fragte
er wieder, als er sie sich am Tische mit
dem Jungen sitzend dachte.
Plötzlich suhr er zusammen. Oh
stöhnte er. und es schnürte ihm den Hal
zusammen. Ter Bub! An ihm hat sie
sich den Tod geholt!"
Wie ein oroycnoes M pen l land es
vor ihm und rief ihm zu: An ihm hat
sie sich den Tod geholt!"
Papi." sprach es da plötzlich halb
weinerlich, halb zutraulich vor ihm
und ein kleiner Kerl suchte auf sein Knie
zu klettern.
Weg. du. du!" schrie der Schmied
mit erstickter stimme in blinder Er
regung und stieß vor sich bin.
Er hörte einen Fall, aber er sah
nicht auf. mit geschlossenen Augen und
keuchender Brust hatte er sich zurückge
lehnt.
Tu roher Mensch!" rief seine
Schwägerin, die mit dem Buben unbe
merkt in's Zimmer getreten war. Und
dann hörte er sie jammernd und fchcl
tcnd mit dem schreienden Kinde die
Stiege hinunterlaufen.
Langsam erhob er sich. Wankend
machte er ein paar Schritte. Und dann
umklammerte er den Schrank, der qc
rade vor ihm stand, plötzlich mit solcher
Gewalt, daß dieser in den Fugen
krachte. Ter gequälte Mensch wußte
nicht, wohin mit seinem sinnverivirren
den Schmerz, der ihn durchtobte. Mi
nutcnlang stand er so bewußtlos da
mit der stirn auf der Kante der
Schrankthüre. Endlich schob er sich weg
und kehrte ich gegen das Fenncr.
Er önncte etwas den einen Fenster
slügcl. auf dem er die Hand liegen ließ
und schaute hinaus. Wie verzweifelt
bohrte er seinen Blick in die Blaue dc
Himmels; von da oben erwartete er et
was. Was, das wußte er selbst nicht
deutlich, aber Linderung. Linderung
inuszte er haben:
O allmächtiger Gott!" Eine Thräne
drang ihm ins Auge. Er getraute sich
nicht hiiiübcrzusehcn. dorthin, wohin
man durch einen Spalt zwischen den
Häusern auf der anderen Seite des
Platzes seyen konnte, dorthin, wo sie
lag. Aber es zog ihm die Augenlider
empor. Und er blickte durch den Raum
zwischen den Häusern. Ein Kreuz stand
in der Mitte daselbst im Hintergründe
Da dachte er daran, daß auf ihrem
Grabe noch keines stand, weil der Bo-
den noch zu locker lag.
Wieder sah er hinüber. Ta stand
das Kreuz mit weit ausgebreiteten, von
Gold leuchtenden Armen, und immer
größer wurde es, und immer leuchten-
der schien es die Arme auszubreiten.
Und ein Gedanke, der dem Schmied
bei dem Anblicke sich leise ins Herz
chlich, klang ihm immer lauter durch
die Brust.
Soll ich ihr nicht eines machen ?"
fragte er sich sinnend. Soll ich nicht?"
Ein freudiger Stolz überkam ihn.
Und mit hastigen Sprüngen eilte er die
liege hinunter in die Schmiede.
Kohlen warf er mit der Schaufel in die
noch glimmende Gluth auf dem Herde,
oann zog er am Biasvaig, da er zu
athmen und zu fauchen begann, bis er
aufflackerte und die hellen Flammen in
die schwarze Oeffnunq des Kamins
emporleckten. Tann schob der Schmied
chwere Eilenstanqcn in das Feuer, bis
sie glühten. Und dann zog er sie auf
den Ambos; hoch hob er den wuchtigen
Hammer und begann das Eisen mit
challenden Schlägen zu schmieden, daß
die Halle dröhnte und die Funken
pritzten. Unablässig, unermüdlich ho-
ben sich und senkten sich die
Arme der groben Gestalt, während
der rothe Widerschein des Feuers über
die Wölbungen der bewegten Muskeln
spielte.
Und allmählich gestaltete sich unter
den Hammerhicbcn ein Kreuz; an die
obere Spitze und an die beiden Enden
der Arme steckte der. Schmied Messing-
kugeln. Türftlg und kunstlos war das
Ganze: er konnte es nicht anders. Aber
als das Eisen noch glühte war eine
Thräne darauf gefallen, und auf die
Stelle, wo sie verzischt war, hatte rasch I
seiner Bäreilkrait, wie leicht Er
wagte nicht auSzudcnken. Wie hatte er
nur so sein können!
Und die Ursache, warum er sein Kind
von sich geschleudert, die hatte keine
Macht mebr über ihn. Er wollte sein
Kind baden, für daS Marie gestorben
war. Tas Kind konnte nichts daür.
Sollte er nicht sein Kind gern haben
dürfen? Er wollte es gern haben! Und
wenn ihm alle da? wehren wollten, so
wollte er cS gern haben, allen zum
trotze
t war an das HaiiS gelangt, wo
Großmutter wohnte. Er sprang die
-liege hinaus und zog die (locke, daß
es gellte! Er mußte etwas warten. Wie
ein Zünder kam er sich da vor. Nein.
er oalic lein Accht, hier trotzig auszu-
der Schmied geschlagen, als könnte er
den Tropfen mit hincinschmicden.
Tas Kreuz hatte die Liede geschmiedet.
Schon begann sich die Sonne zu scn
ten. als der Schmied mit seinem Werke
fertig war. Ta hob er das schwere
Kreuz auf die breite Schulter, mit der
Faust den Scha't umtlammcrt haltend,
der noch heiß war. als flöße in ihm
warmes Blut. Ohne sich umzusehen,
schritt der Schmied in seinem ledernen
Schurzfell zum Thore der Schmiede
hinaus über den 1latz weg, von Ge
danken feines Liebeswcrkes ganz und
gar erfüllt.
He. Karl." rief ihm da plötzlich ei
ncr lachend zu, ist denn das dein (rab
denkmal?" Wüthend fuhr der Schmied herum
und schwang das massive Kreuz durch treten!
die Luft zum Schlage ausholend. Aber Tie alte Frau öffnete ihm. und als
mit dem Schwünge besann er sich, was sie ihn sah. richtete sich die schwarze ge
er in Handen hatte, ließ das Kreuz beugte (icstalt auf und sah ihn mit
wieder aus die Schulter fallen und ernstem Unwillen an.
schritt, sich bezwingend, mit finster zu- Guten Tag. !ros'.muttcr!" sagte er
fammcnqczogencm Gencht weiter. Ter weich und schob sie saust beiseite
Kerl, der da hinUr ihm drein so spöt- Er trat hinein. Tie Wohnstube war
tisch lachte, einst sein Nebenbuhler, schon mit Tämmcrung erfüllt. Aber
sollte vergebens seine Gemeinheit an ihm in der Mitte sah der Schmied deutlich
ausgelassen haben! genug sein Kind stehen; um den Kopf
Aber getronen hatte ihm der Hohn war ihm turbanahnlich ein rohes Tuch
doch! Zweifelhaft begann er auf das geschlagen, unter dem eine weiße Lein-
Kreuz zu schielen. Hatte der Mensch wandkomprcsse hervorguckte; in der
nicht doch recht? War's nicht lächerlich Hand hielt der Kleine das Ende eines
von ihm selbst, was er that? Fadens, und ein Knauel lag vor ihm
Jmincr zögernder schritt er durch die auf dem Boden, der ihm beim Anblick
enge Gaffe, je näher er dem Friedhofe seines Vaters entfallen.
kam; an der Psorte hielt er ganz still. Ter Papi ist bös," sagte er vor
Ta traf ihn das Wehen des Windes wie wurfsvoll, den Batcr mit großen Augen
leiser Truck von Geisterhänden ans den anblickend
Rücken, und rasch überschritt er die Ta ergriff den Schmied tiefe Scham
Schwelle. Was gehen mich die Leute Langsam, mit gesenktem Blick ging er
an! dachte er. Tie Marie weiß schon, auf sein Kind zu. dann warf er sich
daß ich's gut meine. plötzlich auf's Knie und umschlang den
Ta der 2erei:t unlängst in dem Kö
niglichen TistrikSkommissar und Lcut
nant a. T. von Bchnngcr eine äußerst
rührige Spitze erhalten hatte, so sollte
einmal etwas andere? ai sonst" ge
Voten werden.
Wer irgendwo das Zeug dazu
hatte", wurde vom cstkoiniic bel.tilaa
naumi. a icion nact) oem fusler
knaben aus Grünberg streckte der Ver
gniigungs - Ausschuß seine Fangarnir
auö. und wiewohl sich Pirthij mit Hän
den und ur,en sträubte, unter den
Mimen zu gehen, trug die oft erprobte
lleberrcduiigsgabe des luitigcn Kandi
dat Wockrath den Sieg davon. Pictsch
sagte zu: er war bereit, für da? Schluß
bild die Rolle dcS heimkehrenden Land
wehnnanns" zu übernehmen.
Nach mehreren Soiidcrübungcn fand
am Sonnabend die Generalprobe statt
und nahm einen glänzenden Verlaus.
T,e lebenden Bilder" bedeuteten that
sachlich den Höhepunkt aller Tarbie-
hingen, und als dann gar das Schluß
bild mit Pietsch als heimkehrenden
Laiidwehrinann" in Szene ging, er
füllte ein wahres Blüthcngestöber Über-
schwanglichster Bcisallsbczeugungen den
-aal.
Bictsch war begeistert.
Ter Vorhang fiel.
Kostüme anbehalten!" scholl es nun
von allen Seiten. Tie Tische wurden
zusammengerückt, und Mimen und
Miminncn vereinigten sich in bunter
Reihe zu einer feuchtfröhlichen Runde.
Tie Gläser klangen. Hoch die Kunst!"
Und Ehristian August Pietsch trank
nicht Himbecr-Liinonade.
Nachdem auf den mitwirkenden Ta-
men toastet worden war, erhob sich Herr
Kämmerer Spunde und feierte in
schwungvollen Worten das bisher in
Pietsch! Andres, hilf Herrn PirtfA ,i
'wenig! Mute Nacht. Herr Pietsch!"
Am andern Zage war die Stadt voll
von der abenteuerlichen fvirnkelir des
LandwelirnianiicS".
Tie aidinenpredigten in .1. aber
hatten ihre Pointe Valoren, und
Pietsch. der an jenem denkwürdigen
-onnciiabcüd seine Limonadeiidaiti.,.
seit so rühmlich abgestreift hatte, hieß
soriai, - o rose Welt ! der Schlangen-mensch".
Sliouia
Aesserson tut
M.tfmirili.
der sielie
Er ging nun die feuchten Sandwege Kleinen mit seinen Annen, ihn empor- edler Bescheidenheit verborgen acblic-
zwischen den Gräbern und Steinen hin- hebend und an sich drückend. bene Talent des allseitig hochverehrten
auf bis an die Mauer. Tort, an be- Und ein schluchzen erschütterte seinen Herrn Rentmeistcrs Pietsch. der durch
vorzugtcr Stelle, hatte er das Grab ge- Körper. die lebenswahre Tarstcllung des heim-
kauft. Nun lag es vor ihm. In locke- lehrenden Landwehrmanncs" dem Feste
ren Schollen noch woioie sich die röly- Am anderen Morgen stand der en Glanzpunkt geben werde.
llchgclbe Erde aus dem sahlcn Rasen Schmied wieder vor dem Grabe seiner Alles drängte zu den, Gefeierten;
empor; die Kranze lagen verdorrend. scinen Knaben auf dem Arm icdcr wollte mit ihm anstoßen. Zwei-
und mit verschlungenen Händen. Eine "'l dreimal hatte der brave Kric
andere Stimmung erfüllte ihn wie gcr oas wicts verciis geleert immer
gestern. wieder nahten sich neue Verehrer und
Und auch das Kreuz auf dem Grabe Wockrath wurde nicht müde dafür zu
schien ihm ein anderes geworden zu sorgen, daß dem Oelkruge feines
schon halbwelk und mit vom Regen
vcrwaschcncnen Bändern auf dem
Hügel. Tas sah alles so öde aus. so
trostlos, daß das Leid dem Manne am
Herzen zog. Rasch nahm er sein Kreuz
von der Schulter und ticn es am
Kopfende des Grabes tief in den
lehmigen Boden; dann nahm er einen
daliegenden Perlcnkranz und hing ihn
an die Kreuzung
Nun hob ihm doch eine schwache Er
leichtcrung die Brust. Er setzte sich auf
eine Bank in der Nähe und sah vor sich
hm auf das Grab, indem er ohne klare
. -V . ! . r a l. ... ::t . si . cui
l'ieonnicn oie cn oeraruociic. vus
allmählich sein Blick wieder mehr
schärfe für die Umgebung gewann.
sah er vor sich einen kleinen todten
Vogel, bei dem die Auflösung bereits
begonnen hatte. Tas konnte der
Schmied nicht sehen, denn er dachte an
die Todte da unten; er stand auf und
schürfte mit dem Stiefel Erde über das
todte Thicrchen zusammen
Tarauf stellte er sich vor das Grab
und dachte daran, wie sie wohl da unten
läge. Und da er sie selten
sein, ein schöneres. Zhautropfen hin-
gen an den Kanten und Mcssingkugeln.
in denen sich blitzend die sonne brach.
Tas graue Eisen schien verklärt, wie es
die Trauer des Mannes war. der vor
ihm stand, sein Kind auf dem Arm.
Gebende wilder.
Huniorcskc von corg ieSler.
Freundes aus lirünbcrg nichts man-
gelte
Pietsch war selig. Sein ganzes Wesen
war wie umgeircinpelt". Er scherzte,
lachte, sprudelte vor Liebenswürdig
seit gegen die Tarnen und stimmte
schließlich das Lied von der Linden-
Wirthin" an.
Allmählich lichtete sich die 9iil)e, und
unbemerkt hatte sich auch Pietsch ver-
krümpclt.
Als sich der Schwärm verlausen
hatte, schloffen sich die wenigen übrig
gebliebenen Edlen unter dem Präsidium
Wenn man in dem polen schen Städt
chen S. irgend einen Herrn der
Schöpfung" als ein Muster der Häus- Wolsgangs, des Beharrlichen, zu einer
lichten und Mäßigkeit hinstellen wollte, engeren Tafelrunde zusammen
so sagte man von ihm: Solide wie ,,Tonncrw wo ist denn der
Pietsch!" Pietsch?" ließ jetzt einer der Edlen sich
Ehristian August Pietsch. ein Jung- vernehmen. Piet ch? a wo steckt
geselle in höheren Semestern, war Guts- denn der r Keiner wußte es
rendant in Maffenhos bei S. und hoch- Ach der wird sich still gedrückt haben!
anders als gehalten von seinem Herrn" wegen der Uebrigens, so habe ich den Limonaden-
lächelnd gesehen, kam es ihm vor, als peinlichen Sorgfalt, mit welcher er der onkel noch nicht gesehen
ob sie zu lächeln beginne und ihm danke Buch- und Kaffenführung oblag. Eher
für das Kreuz. Hütte die Sonne in Mitternacht stehen Schloß Maenhof lag in tiefer
Tann bemächtigte sich seiner die können, als eine falsche Ziffer in Ruhe. Mamsel Mina, der Küchenchef
Wirklichkeit wieder. Nur die blätter- Pietsch's Manual. Ja. man erzählt hatte bis in die Nacht hinein mit dem
bedeckte, schollige Schuttmasse M er sich, er wäre einst in nächtlicher Stunde Einsalzen des Fleisches zu thun gehabt
jetzt wieder vor sich. Jetzt fühlte er wie- ans dumpfen Träumen emporqefahren Dcnn am Sonnabend waren zwei
der, daß er einsam war. Traurig und hätte sich über das Hauptbuch her- gewichtige Borstenthicre in die ewigen
wandte er sich vom Grabe ab und schritt gemacht, um ein Sieben auszugraben, Jagdgründe hinübergewechselt dann
langsam fort, als ob ihm etwas die Füße von der er geträumt hatte, daß ihr der hatte sie noch in aller Eile die und
zurückhielte. Ta blitzte ihm ein Schiin- Querstrich fehle, den Pietsch der Tcut- üt. Fortsetzung der bleichen Gräfin"
mer in die Augen. Er blickte auf, und lichkeit wegen nie bergan! Erst ums gcnoncn, und um zwei Uhr war kin
drüben, halb seitwärts, sah er wieder Morgenroth Hütte er den dickleibigen Thurmzimmcr das letzte Licht erloschen.
unter den kahlen, niederhänqcndcn Folianten mit einem tiefen Seufzer der Ta tappte es die ephcubcklcidcte
Zweigen einer Trauerbirke jenes Kreuz, Erleichterung zugeschlagen. Tie in- schloßmaucr entlang langsam
das er von seinem Fenster aus sehen valide Sieben eristirte nicht. Seit unsicher von Zeit zu Zeit stöhnend.
konnte: hochragend stand es da und jener Zeit gab Pietsch nichts mehr auf Jetzt kroch es auf allen Vieren die
prächtig, mit lenchtenden Armen, aus Träume. Stcintreppe hinan bis zur Hausthür
denen die Sonnenstrahlen blendend zu- Ehristian Pietsch stammte aus Grün- Eine lange, lange Entdeckungsreise in
rückschossen. berq in Schlesien, aber in seinem Busen der Region des Schlüssellochs end-
Unwillkürlich wandte der Schmied glomm nicht ein Fünkchen von Zartge- nch! eine dunkle Gestalt verschwand
sich zum Vergleiche um; er blickte auf fühl für das edle Blut der Traube.
das Grab feiner Frau zurück und Ein Glas Himbecrlimonadc war das
tiefe Niedergeschlagenheit ergriff ihn; Einzige, womit er seine Lippen netzte,
armlclig. unsäglich hob sich vor seinem wenn er wirklich einmal in die Lage
ticke ein Kreuz von der Mauer ab. kam, etwas verzehren zu müssen .
Ter letzte kleine Trost verflog, den der Limonade war sein ganzes Wesen
Mann aus seinem Liebeswerke gesogen und diese Limonadenhaftigkcit erhob
hatte. Er war niedergeschlagen ganz ihn in den Augen der besseren Hülf
und gar. Wie ein Verlorener, Ver- ten" in X. zum Mustermann, machte ihn
stoßener kam er sich vor, wie ein Nichts- zum Trumpf-Zlß aller Gardincnprcdiq-
würdiger, und in seiner Zerlnirschung ten.
dachte er gar nicht daran, das Kreuz Hatte Pietsch wegen seiner Gewissen-
wegzunehmen. Trübselig ging er den haftigkeit bei fem.'m Ehef, dem Ritt
Weg weiter. mcistcr von Maffenhof, einen Stein im
in der Nacht des Korridors.
Ta ein Poltern, wie wenn Jemand
von der obersten Treppenstufe aus mit
einem schritt die unterste zu erreichen
versucht, ein dumpfer Fall und dann
nach kaum zwei Minuten., ein Schrei
ein schrei, so gräßlich grell, so ent-
sctzlich, als ob ja, wer dafür einen
Vergleich hätte!
Schlangen!!!" gellte es durch die
stille Nacht.. ..
Rittmeister von Masicnhos fuhr von
seinem Lager auf, als hätte er selbst
auf einem Bändel Kreuzottern gcnäch-
Als Thomas cffersvn Vizepräsident
der Ver. Staaten war wahrend
Adams' Administration innchte er
einmal eine Reise ,u Pferd noch Phi
ladelphia nach Washington. Als er in
Baltimore eintraf, war der Zag bereits
so weit zur Neige gegangen, daß er be
schloß, in der damals noch kleinen Stadt
Nachtguarticr zu nehmen.
Vor dem größten Gasthaus der Stadt
stieg er ab. Ter Besitzer der Oiasther
berge war ein Schotte Namens Boyden.
Tiescr saß an seinem Pult und schrieb.
Im Wirthssaal befanden sich einige
junge (ecken und Nichtsthuer. Wie
diese den wie immer sehr einfach geklci
beten, in Folge seines Rittes über
pfützcnreiche Landstraßen mit Koth be
säeten Fremden zur Thür hereinkom
men sehen, stoßen sie Bonden an und
winkten ihm verstandnißvoll zu. als
wollten sie sagen: Sehen Sie 'mal,
da ist ein einfältiger Bruder vom Lande,
der sich einbildet, man werde ihm hier
in diese, angesehenen Gasthaus eine '
Herberge geben. Aber Sie wisse ja,
wie Sie ihn kurz abfertigen können."
Ter (iusthailöbesitzer versteht den
Wink der jungen Gecken und geht darauf
ein.
Was wünschen Sie?" fragte er den
Eingetretenen, der mit seiner Rcitpcit
sche gemächlich gegen seine hohen' Reit
stiefcl schlug.
Ein ganzes Zinnncr wolle Sie
haben?" fragte Boyden mit vcrächt
lichcm Blick.
Ja. das ist mein Begehr." antwor-
tclc Jefferfon ruhig und höflich.
,.as kann ich Ihnen nicht geben;
meine 'iliiimcr lind alle defekt."
Sprach's und fetzte feine Korrefvonden,
fort.
Jcsscrson verließ schweigend das Gast-
Haus, bestieg fein Pferd und ritt wci-
ter. Bald ivurdc er auf der Straße
von einem Baltimorc'er Bürger erkannt
und von diesem zu einem anderen Gast
Hans geführt.
Er mochte letzteres noch nicht erreicht
haben, da kam ein Mann zu Bonden
und fragte ihn: Haben Sie den Herrn
gekannt, der bei Ihnen um eine Nacht
Herberge nachiuchte?"
Herrn, sagen Sie? Es war ein
mariner hier, ein ganz gewöhnlich aus-
sehender Mensch, aber ich habe ihm zu
verstehen gegeben, daß ich Leute seines
chlages nicht beherbergen kann."
Aber, mein lieber Herr Bonden.
dieser gewöhnlich aussehende Mensch,",,
dieser Farmer", wie Sie meinen, ist
der Vizepräsident der Per. Staaten und
einer der größten Männer unseres Lan-
des Thomas Jefferson!"
Oh, weh! Was hab ich da aber sür
eine grenzenlose Dummheit begangen!"
rief der erschrockene Boyden nun' aus.
In aller Eile ließ er von der Diener-
schaft eines seiner besten Zimmer anf's
Allcrfcinste herrichten und schickte einen
Freund als Boten an Jettcrson ab mit
der Weisung, den abgewiesenen Vize
Präsidenten demüthig um Verzeihung
zu bitten, ihm zu erklären, daß er sich
eben in dem Fremden getäuscht habe.
und ihn herzlich und dringend einzu-
laden, in sein Gasthaus zurückzukehren.
er solle dort ein bequem und schön ans
gestattetes Zimmer beziehen.
Jesserson aber erwiderte entschieden
und doch auch wieder höflich: Sagen
sie Herrn Boyden, ich licne ihm für
feine Einladung bestens danken, aber
ich hätte nun bereits ein Zimmer für
die Nacht, und wenn er für den be
schmutzten Jaimer kein Zimmer mehr
übrig gehabt hätte, dann könnte er doch
auch dem Vizepräsidenten keins geben."
Vitt Konzert für Liebende.
Tas jüngste Konzert der städtischen
Kapelle zu Duisburg schien, laut der
Frkf. Ztg.", lediglich für Liebende be-
rechnet zu sein. Unter den zehn Num
mern des Abends nämlich war Nr. I
der Hochzeitstag aus der Oper Fcra
mors" von Rubinstcin, Nr. 2 die Ou
vcrtürc zu Figaros Hochzeit", Nr. 3
Einleitung zum dritten Akt und Braut-
So kam er vor das Leichcnhaus. Brett, so leuchtete ihm seiner Häuslich- tigt. Ten säbcl von der Wand rci,;en.
Wie von selbst schritt er die Stufen keit weacn nicht minder die Gnaden- den Revolver ersassen war die That
t f t i . . . i. rv . . I . . s j - ' -,rw .tf'Ja Wfj 1... .. i. fl.-. IV-,V1'
yinaur uno irai mn oer 'ceugler, oie onne der sazionsrau, um o mcyr, ais eine? vtin,n,imu?, unu u;uu un nuu;icn ,w mss i0sirtinriti" nr i 9W-
gerade von einem Sterbefalle betroffene Schloß Maffenhof in der Person Wolf- stand er neben feinem Diener Andreas lobungs-Walicr" von Bollstedt Nr 7
das Abt sche Licd Mit Dir". Nr. 8
Licbcötraum nach dem Balle von Ezi-
hahaha!
im Keller
Himmeldonnerwetter, .
Pietsch! Mensch,
krtWinl "
V";""
Da lag in der unisorm
heimkehrenden Landwehrmanncs"
Ehristian Angnst Pietsch aus Grünberg.
des
ure sur ,oolc osi yavcn. an das ver- gang Woaratys. des Hauslehrers, ein
gitterte zensier, aus dem der Duft von düsteres Pendant zu Ehristian dem
Blumen drang. Limonadenhaftcn, beherbergte. Ueber
Um Gottes willen!" Entsetzt prallte Pietsch kam einfach nichts.
er zurück. Und doch einmal kam etwas über
Aber nein, das kann nicht sein! ibn schrecklich gräßlich
Tas kann nicht sein!" cntscklick ! !
Wieder schaute er hinein. Gott sei Jeder Men ch wird mir zugeben, daß Bei dem versuch, nach dem arsorce- bikeriaen zwecklose Da,','
Tank." sagte er zitternd vor Freude. Schwcincschlachten zu den harmlosen Trcppcnabsticg. den das Verfehlen der ,,, .z, ,u heirat
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Nein, das blaffe Gesichtchen, das dort gebenheiien gezählt werden darf; ebenso aufzurichten, hatte er eine uvanne mit
aus den Kissen und Krauzblättern daß das Wintervergnügen eines Krie- gottlob! gereinigten schweinsdarmen
guckte, nein, das gehörte nicht seinem gervereins im Grunde genommen jedes vom Wandbrett gerissen und die ganze
Buocni we er ilni emöeii Damtiers entvetirt. isliiuicianiac auuuuniuuu uu nn
Gott sei Tank, daß es so war! Er nnd dennoch wurden diese beiden an sich armes Haupt herabbeschworen.
hatte nock etwas, das er ' .(Scn fn nuMiptiiliiimi Momente zwei nack Ach Herr Rittm wir
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Mit raschem Laufe eilte er über den unserem Freunde Pietsch eine für letz-
knirschenden Sand aus dem Friedhof teren allerdings tragische" Auslösung
hinaus. Ta kam ihm der (bedanke, was finden sollten,
er feinem Buben heute gethan. Was In rüstete man sich zum Winter-
für ein Schuft war er gewesen! Er. mit vergnügen des Kriegervereins.
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i"'" " vitlta, Nr. voamits-Potpourrl von
Reckling und Nr. 10 Teil, auf ewig".
Mazurka von Popp. Verschiedene hart-
gesottene Junggesellen sollen an diesem
Konzertabend beschlossen haben, ihrem
in ein Ende
irathcn.
lin stolzer Moment.
Als Lafarictlc von der Beerdigung
des Generals Lamaraue zurückkehrte.
wurden die Pferde von seinem Wagen
gespannt und letzterer von der Volts
maffc im Triumph nach Hause gezogen.
Tas war wohl ein stolzer Moment
für Sie." bemerkte jemand.
Ja," erwiderte Lafayette, aber
meine Pferde sah ich nie wieder."
und da habe ich den
l'a oen aen aoiooii:
Hahaha!" La .. . a andwehr
mann gcs piclt und da"
Schon gut, mein lieber Herr